Es war einer dieser wundervollen ersten Herbsttage, die Sonne schien, aber lang nicht mehr so brennend, wie noch vor einigen Monaten, die ersten Blätter verfärbten sich und der Wind raute auf. Zwar war es in Roma noch wesentlich milder, als in anderen Gegenden des Imperiums, aber sie liebte diese Jahrezeit dennoch mehr, als eine andere Zeit. Die Welt war im wandel, und das spürte man.
Calvena trat aus dem Schatten des Iunotempels, wo sie zuvor noch ein kleines Opfer dargebracht hatte und einfach nur gebettet hatte. Sie hatte die Stille in dem marmornem Haus der Göttin genossen. Der Wind spielte mit einer ihrer Strähnen, sie war nämlich ganz wie eine zukünftige Priesterin gekleidet, reines weiß, die Haare offen und mit entblössten Füßen. Einen Moment stand sie einfach nur da, genoss die Sonne im Gesicht, ehe sie nach ihren Sandallen griff und das weiche Leder um ihre Knöcheln verknotete. Jetzt würde ihr sicher noch ein Spaziergang im nahegelegenen Park gut tun. Kurz warf sie einen letzten Blick auf den Tempel, lächelte und schlug einen schmalen Weg ein, hinein in eine kleine grüne Oase. Mit einer Tabula und einem Pergament bewaffnet setzte sie sich auf eine Bank und las dann in ihren Aufzeichnungen vom täglichen Unterricht.