Übungsmarsch der Prima

  • Nun, war ja auch geplant gewesen, dass sie heute sozusagen Altbestände bernichteten.
    "Üben im Zuge weiterer Übungsmärsche und des Belagerungsdrills würde vielleicht Sinn machen, wobei ich hoffe, dass wir es schaffen in den meisten Fällen auf anderes Füllmaterial zurückgreifen zu können.
    Grundausbildung bin ich dagegen, geht doch deutlich über die Grundlagen hinaus."

    Gab Licinus in knappen Worten seine Meinung kund, der Schlafmangel der letzten Nächte machte sich langsam bemerkbar, er wurde etwas maulfaul.

  • Da sein Centurio schon geantwortet hatte, verzichtete Priscus auf einen Kommentar, auch wenn der Tribun in seine Richtung geschaut hatte. Über die Inhalte der Grundausbildung hatten ohnehin andere zu entscheiden. Er versuchte den Rekruten so viel beizubringen wie er konnte und wie sie zum Überleben brauchten. Mehr konnte er nicht machen und weniger wollte er nicht machen.

  • Nachdenklich nickte Ursus. "Gut, von meiner Seite war es jetzt erst einmal alles. Kleinere Details können wir besprechen, wenn wir zurück in der Castra sind. Möchte einer von euch noch etwas vorbringen, das in dieser Runde besprochen werden sollte?" Er selbst hielt die Übung für gelungen und hatte auch den Eindruck, daß die Männer wertvolle Erfahrungen gemacht hatten.







  • Weder Licinus noch die übrigen Offiziere hatten irgendwelche Anmerkungen, sodass nur der Iulier eine Abschlussbemerkung tat, die außer ihm und dem tribunus jedoch vermutlich keienr verstand:
    “Rückmarsch wie geplant?“

  • Niemand hatte mehr etwas anzumerken. Ursus fragte sich, ob er das nun als gutes Zeichen, daß nämlich alles soweit wünschenswert verlaufen war, verbuchen sollte, oder ob es eher ein schlechtes Zeichen war, weil entweder niemand wagte noch etwas vorzubringen oder keiner Interesse daran hatte, solche Übungen für die Zukunft zu optimieren.


    Er beschloß, es als eher gutes Zeichen zu werten und nickte dem Iulier zu. "Ja, morgen Rückmarsch wie geplant. Dann schließe ich diese Versammlung. Gute Nacht, die Herren."

  • "Gute Nacht, tribunus!" wiederholte Licinus im Chor der Offiziere und begab sich dann zu seinem Zelt, um noch etwas schlaf einzuholen, bevor es am nächsten morgen noch einmal hart werden würde.


    ~~~


    Am nächsten morgen wurde das Lager wie gewohnt abgebrochen, die Zelte abgebaut und verladen, die Gräben wieder zugeschüttet.
    Anschließend traten die Soldaten wie gewohnt in Marschkolonne an und noch früh am Morgen erwarteten sie, gut gelaunt, denn die Übung war vorüber und man würde heimmarschieren, den Marschbefehl.
    Der Reihe nach meldeten alle centurionen "Marschbereitschaft hergestellt" an den pilus prior und dieser meldete das weiter an den tribunus.
    Licinus hörte schon, wie gleich ein stöhnen durch die RUnde gehen würde.

  • Der nächste Morgen kam. In erstaunlicher Geschwindigkeit, Ursus staunte immer wieder über die effektive Zusammenarbeit der Männer, wurde das Lager abgebaut und alles verstaut. Alles trat in Marschkolonne an, es waren sogar frohe Gesichter zu sehen. Gleich würde dieser Frohsinn erlöschen und Ursus würde sich mächtig unbeliebt machen. Doch das störte ihn nicht weiter. Der pilus prior brachte ihm die Meldung, daß die Truppe abmarschbereit war. "Danke, Centurio. Wir werden den Rückweg im Eilmarsch antreten. Gib den Befehl weiter." Er selbst hatte es gut, er durfte reiten. So mancher tödlicher Blick würde sich heute wohl in seinen Rücken bohren. Er wartete, bis der Befehl ausgegeben war, dann gab er das Zeichen zum Abmarsch.





  • Tief holte Licinus Luft, dann gab er die Befehle:


    "Männer! Ich habe eine gute Nachricht für euch. Ihr müsst euer Marschgepäck nicht selbst schleppen. Darum kümmern sich die equites. Wir haben es eilig, das heißt Gewaltmarsch." ein gewisser Zynismus half in diesem Job ungemein.
    "Sarcinas deponite!"
    Licinus wartete ab, bis das Rascheln der fallenden Ausrüstungen abgeklungen war.
    "Notrationen und Wasserbeutel aufnehmen." wieder raschelte es und die Männer haben die angeforderten Materialien wieder auf. Dann erschallte ein letzter Befehl.


    "Militeees! Aequatibus passibus! Pleno gradu! Peeergite!


    Laevum! Laevum!" Licinus legte einen Takt an den Tag, der es zwar schon in sich hatte, abe rnoch eindeutig ein Marschieren und kein Laufen war. Wenn er sie ohne Warmmachen laufen ließ, dann würden die Männer nur Probleme bekommen. Später würden sie nochmal anziehen.

  • Priscus hätte nichts dagegen gehabt, wenn das Manöver mit einem ruhigen Rückmarsch ausgeklungen wäre, aber die Offiziere hatten das offensichtlich anders geplant. Er war sich nicht sicher, ob das jetzt noch ein belastungstest für die Legionäre werden sollte, wie gut sie im Eilmarsch waren oder eher einer für die Reiterei, die sich um ihr Gepäck kümmern musste, aber wie so oft in der Legion konnte ihm diese Frage eigentlich auch wieder egal sein. Er hatte seine Befehle und die lauteten, für leichte, aber vorschiftsmäßige Marschausstattung zu sorgen und aufzupassen, dass niemand zurück fiel bei dem gesteigerten Tempo.

  • Licinus wusste, dass die meisten Männer hier von dem Übungsabschluss wohl alles andere als begeistert waren. Aber der Rückmarsch in Parthia war eine ganz andere Klasse gewesen, daher hielt sich das Mitleid in Grenzen.
    Mittlerweile sollten die Reiter das Gepäck auf die Karren verladen haben und sich gleichfalls in Richtung der castra aufgemacht haben.
    Allerdings schlugen sich die Männer nicht schlecht, nur gelegentlich fiel einer der Männer minimal aus der Reihe und musste mit einem knappen
    "Du da! Zurück in die Formation, wird's bald!" angetrieben werden.
    Nach ungefähr zwei Stunden im Schnellschritt ging Licinus in einen Trab über und zog vor bis zum tribunus:
    "Herr!", sprach er stoßweise, wie es im Laufen am besten ging
    "Ich denke, wir könnten einen kleinen Sprint dazwischenschieben."

  • Die schweren Ausrüstungsteile wurden verstaut und schon setzte sich die Truppe in Marsch. Die Offiziere gaben das Tempo vor und Ursus war ziemlich sicher, daß die Männer froh waren, daß es heute nicht so heiß war. Sie hatten heute einen harten Tag, doch sie murrten - zumindest in Ursus' Hörweite - nicht darüber. Doch besser, sie lernten ihre Belastbarkeit jetzt unter Übungsbedingungen kennen und konnten sich somit in Zukunft besser selbst einschätzen, als daß sie im Ernstfall versagten.


    Centurio Iulius schloß etwa zwei Stunden nach dem Aufbruch zu ihm auf. Es war also Zeit für einen Sprint. Die Strecke eignete sich dafür, es war ein ebener Teilabschnitt. "Ja, das halte ich ebenfalls für den richtigen Zeitpunkt. Gib die nötigen Befehle an den Cornicen und den Signifer weiter."





  • "Jawohl, tribunus!" bellte Licinus. Daraufhin ließ sich Licinus einige wenige Schritte zurückfallen bis er auf Höhe des centurios und der Unteroffiziere der ersten centuria war.
    "Salvete! Befehl des tribunus, wir sollen Gas geben." wirsche Blicke erntete er dafür, dann nickte der centurio und der signifer.
    "Gebt mir ne Sekunde um zu meinen Jungs zu kommen!" sagte er noch schnell und ließ sich dann noch weiter zurückfallen. Nur noch wenige Schritte vor ihnen sah er, wie die Signa den Befehl gaben und rief nun auch seiner centuria zu:
    "centuria quarta! Cursim! Cursim!"
    Dann musste er husten: Joggen und brüllen vertrug sich einfach nicht.

  • "Man kann's auch übertreiben", quittierte der Optio den Befehl halblaut, bevor er die Geschwindigkeit erhöhte. Das meiste Stöhnen und Seufzen der Kameraden ging im anschwellenden Geklapper der Rüstungen unter, als auch sie in leichten Laufschritt verfielen. "Abstände vergrößeren!" mahnte er, soweit die Atmung es zuließ, da man sich im Laufschritt viel schneller mit der Ausrüstung in die Quere kam.

  • Die Männer hatten heute wirklich einen harten Tag. Von seinem Mitgefühl ließ Ursus sich jedoch nichts anmerken. Sie behielten den Laufschritt bei, bis die ebene Strecke zuende war. Danach ließ Ursus Befehl geben, in ihr normales Marschtempo zurückzufallen. Wenn die Männer durchhielten, würden sie tatsächlich heute noch zur Castra zurückkommen.






  • Auf Befehl des tirbunus gab auch Licinus den Befehl, wieder in den alten Trab zurückzufallen. Die Soldaten prusteten mittlerweile ganz schön und auch Licinus war wie alle anderen froh, als es wieder langsamer ging.
    Zum Ärger der Offiziere hatten jedoch ein paar Soldaten das Tempo nicht halten können und waren zurückgefallen. Die Namen waren in den Gehirnen der centurionen notiert und die Soldaten eine Strafe und Sondertraining, zumindest jene aus Licinus centuria würde es so ergehen.
    Nachdem es nun langsamer ging, blickte Licinus in Richtung der Sonne. Ja, sie hatten noch eine Chance Mantua zu erreichen, wenn sie das Tempo halten könnten.

  • "Abstände wieder verkleinern! Aufrücken!" lautete bei der Verlangsamung die Anweisung des Optio, damit die Truppe wieder näher zusammen kam. Die Offiziere schienen noch am selben Tag in Mantua ankommen zu wollen. "Jungs, durchbeissen. Die Chefs scheinen keinen Bock auf Zelten zu haben und trauen sich nicht alleine zurück."

  • Tatsächlich hatte Ursus nicht sonderlich viel Lust, noch eine Nacht im Zelt zu verbringen, doch das würde er so nie zugeben. Daß es nicht der Grund war, warum die Männer sich so verausgaben mußten, würde man ihm auch sicherlich nicht glauben. Er hatte das Bedürfnis, sich immer wieder umzusehen und die Männer zu beobachten. Doch das war nicht seine Aufgabe. Sondern Aufgabe der Offiziere. Deshalb mußte er sich zusammenreißen und geradeaus schauen. Wenn das Tempo auf Dauer nicht gehalten werden konnte, würden die Offiziere ihm dies schon melden.









  • Von den Marschlieder und dem lockeren, von den centurionen großmütig überhörten Geschwätz der letzten Marscheinheiten war nichts übrig geblieben. Nur gelegentlich hörte man ein Geräusch, dass sich von dem Knirschen der Caligae auf dem Feldweg, dem Klappern der Rüstungen und dem Schnaufen der Soldaten unterschied. Ein Ächzen ertönte jedes Mal, wenn einer der Soldaten es für einen Moment nicht schaffte, sich auf das marschieren zu konzentrieren und seine schmerzenden Glieder zu ignorieren.
    Den centurionen ging es auch nicht besser als den übrigen Soldaten, aber sie waren härter, mussten härter sein. Scharf beobachteten sie die Soldaten und wenn weitere Anstalten machten zurückzufallen, so waren sie sofort in ihrer Nähe und "ermunterten" sie in der Formation zu bleiben. Einige weitere "Verluste" konnten jedoch nicht verhindert werden.


    Später, viel später, konnten die Soldaten in einiger Entfernung eine vertraute Siloutte erkennen. Als die ersten das Lager erkannten kam es zu Ausrufen der Erleichterung. Nein, nicht zu Rufen, denn dazu waren sie zu abgekämpft. Mehr murmelten sie alle. Man konnte geradezu spüren, das die Soldaten froh waren, dass der harte Marschtag bald vorbei sein würde.

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