Kommandantur der Classis Germanica

  • Da hatte der piekfeine Prätorianer die ganze Reise umsonst angetreten. Nicht ohne Befriedigung schlich sich ein diebisches Grinsen auf mein Gesicht. Nickend stand ich auf.


    "Nun, ich kann nicht betonen, wie unendlich LEID es mir tut, dass der Tribun krank ist und ein wertgeschätzter Prätorianer diesen WEITEN Weg umsonst machen musste. Kann ich noch etwas für dich tun?"


    Nicht dass es mich sonderlich gereizt hätte, diesem Lackaffen in den Allerwertesten zu kriechen, aber ich musste es mir ja nicht völlig verscherzen. Zumal der hier sicher auch Berichte schrieb.

  • “Hier ist der Brief.“


    An die Kommandantur der Classis Germania, Tribunus Classis Sabbatius Sebastianus, Colonia Claudia Ara Agrippinensum, Germania


    Salve Sabbatius Sebastianus,


    ich danke Dir für die Antwort auf mein letztmaliges Schreiben. Dieses jedoch war von den Informationen her dem Kaiser nicht genügend. Es fehlten Informationen zur Vita, wie auch sonst weitreichende Informationen, die zur Klärung eines wichtigen Falles von Nöten sind. Da Du über diesen Fall wahrscheinlicn nicht informiert bist, wies der Kaiser an, Dich dahingehend zu unterrichten, dass es um eine Tat der Steuerhinterziehung durch den Centurio geht. Im Rahmen dieser werden alle Informationen über Terentius Pictor benötigt. Dazu zählen die Vita, seine Einstellung zum Imperium und zur Classis, sein Verhalten, kurzum, alles, was Du uns sachlich, neutral und präzise mitteilen kannst. Der Decurio ist angewiesen Deine Antwort umgehend wieder mitzunehmen.


    Vale bene
    Manius Matinius Fuscus


    “Ich muss dich bitten ihn dem Tribunus Classis verschlossen zu übergeben, wenn er sich ausreichend erholt hat.“


    Er betonte die letzten Worte auf eine Art, aus der man hätte schließen können, der Prätorianer würde alle Angehörigen der Flotte für potentielle Simulanten halten.

  • Sim-Off:

    Nichts für ungut aber ein geschlossener Brief soll doch so gemacht werden das dessen inhalt auch indertat "privat" bleibt ..


    Salve LuciusTtullius
    Vertraulich


    Signatur und name des schreibers.


    Der andeutung "vertraulich" heist schon das der inhalt als PN an den adressant verschickt wirt.
    ;)Der Pöstler sein Pecunia und der angeschriebene sein vertraulicher brief. :)
    Nur eine sugestion.


  • Sim-Off:

    Danke für den Hinweis. Aber angesichts dessen, dass der Brief dem Postboten – also mir – auch nicht per PN sondern in offener Form übergeben wurde (hier), halte ich diese Vorgehensweise für angebracht. Man muss es doch nicht unnötig kompliziert machen, wenn der Inhalt an anderer Stelle sowieso für alle lesbar ist. Das der Brief SimOn verschlossen ist widerspricht dem meiner Meinung nach nicht.

  • Ich saß am Schreibtisch, als Quintus eintrat und einen mir unbekannten Mann hereinführte.


    "Lass verdünnten Wein, Brot, Käse und etwas Früchte bringen. Unserem Gast soll es hier an nichts mangeln!", sprach ich ruhig und stand dann auf.


    Zum Quaestor gewandt sprach ich lächelnd.


    "Salve Quaestor. Ich bin erfreut deine Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Publius Terentius Pictor, ich bin Nauarchus auf dem Stützpunkt und derzeit kommandierender Offizier. Nimm doch bitte Platz!"

  • Der Patrizier war dem Trierarchus ins Innere der Kommandantur gefolgt, bis sie schließlich bei einem Officium ankamen, das wohl seinem Vorgesetzten gehörte, was sich auch bestätigte, als der Offizier eintrat und den Patrizier anmeldete. Marcellus folgte wieder und stand nun endlich dem Interimsmäßigen Kommandeur der Classis Germanica gegenüber, den er nur kurz mit einem Kopfnicken begrüßte und darauf wartete, dass sich dieser erhob.


    "Ich danke dir Nauarchus! Ich bin Lucius Claudius Marcellus und wurde vom Senat zum Quaestor Classis ernannt, sowie der Classis Germanica zugeteilt."


    Das Angebot sich zu setzen, nahm Marcellus mit einem erneuten Kopfnicken dankend an und nahm platz. Auch wenn er die ganze Reise über im Wagen gesessen war, so tat es ausgesprochen gut, dabei endlich einmal nicht durchgeschüttelt zu werden und das knarrende Geräusch der Räder auf dem harten Steinpflaster in den Ohren zu haben.

  • Ich ließ mich ebenfalls nieder und bald wurden uns auch Speis und Trank gebracht.


    "Das habe ich mir fast gedacht. Nun denn Claudius Marcellus, ich begrüße dich aufs Herzlichste bei der Classica Germanica. Doch bevor wir zu den geschäftlichen Angelegenheiten kommen, bitte ich dich, zuzugreifen. Du musst von der langen Reise hungrig und entkräftet sein. Sollte dies hier nicht reichen, sorge dich nicht.", sagte ich großmütig und prostete ihm schließlich zu.


    Ich nahm einen tiefen Zug und ließ mich dann auf meinem Stuhl zurücksinken. Der Senat war sonst bei mir nicht sonderlich beliebt, doch hier stieg meine Sympathie etwas. Zwar hatte ich einen Patrizier vor mir, der eventuell nicht allzu geeignet für körperliche Anstrengungen war, andererseits zeigte mir der Senat mit der Entsendung eines Quaestors zur Classis, dass diese noch etwas galt. So lächelte ich still und war zufrieden mit der Lage. Der Mann würde genug Arbeit in der Verwaltung bekommen und wenn die Zeit günstig sein würde, konnte er mich auf Manöver begleiten.

  • Während der Nauarchus sprach, beobachtete Marcellus, wie die Speisen serviert wurden und spürte dabei schon das Hungergefühl, dass dabei in ihm hochkam und sich durch einige kleine Geräusche in seinem Magen äußerte. Dem Offizier gegenüber, ließ er jedoch nichts anmerken und nickte diesem nur dankend zu, als er den Patrizier zum zugreifen aufforderte. Langsam und fast zeremoniell ließ er eine Speise nach der anderen auf seinen Teller wandern und sprach dann ruhig und sachlich weiter.


    "Nun Nauarchus, dann bin ich mir sicher, dir ist auch bewusst, was das für die Classis Germanica und für dich als derzeitigen Kommandanten bedeutet."


    Marcellus stellte dabei seinen Teller kurz auf dem Tisch ab und zog aus einer mitgebrachten Tasche eine Papyrusrolle heraus, die er dem Offizier überreichte und dann weiter sprach.


    An den Kommandanten der Classis Germanica


    Der Quaestor Classis Lucius Claudius Marcellus hat vom Senat den Auftrag bekommen, die Stimmung in der Classis Germanica in Bezug des Senates zu eruieren und diese gegebenenfalls zu verbessern. Der Senat bittet dich daher, ihm bei seiner Tätigkeit unterstützend zur Hand zu gehen.


    Für den Senat
    M. Vinicius Hungaricus


    "Gemäß Paragraph 55 – Absatz 7 des Codex Universalis übernehme ich ab sofort den Oberbefehl über Classis Germanica. Wie im Codex vorgesehen, verbleibt das operative Kommando natürlich bei dir. Ich hoffe also, meine Eindrücke während meiner Amtszeit hier, werden weiterhin so positiv bleiben, wie dein freundlicher Empfang."

  • Ich hörte dem Quaestor aufmerksam zu und las nebenbei das Schreiben des Princeps Senatus. Ich sollte ihm also unterstützend zur Hand gehen. Nun gut, das konnte er haben, solange es keine kolossalen Auswüchse annahm. Ich legte den Zettel beiseite und sah mein Gegenüber durchdringend an. Ein Patrizier, wie er im Buche stand, aber glücklicherweise mit etwas weniger Arroganz gesegnet als seine Artgenossen. Lächelnd nickte ich nur.


    "Natürlich. Darin sehe ich keine weiteren Probleme. Ich habe dahingehend nur die Bitte, dass zwischen uns ein reger Austausch stattfindet, damit hier alles in geregelten Bahnen abläuft. Die Männer auf dem Stützpunkt müssen sich schließlich erst noch auf die veränderten Gegebenheiten umstellen.


    Nun, Claudius Marcellus. Könntest Du Dich vorstellen? Ich habe, muss ich ehrlich gestehen, noch nichts von Dir gehört, was in dieser abgeschiedenen Gegend aber auch kein Wunder ist. Ich möchte nur wissen, mit wem ich es zu tun habe."


    Ich betete zu den Göttern, dass vor mir kein Möchtegern-Soldat stand, dem sogar ein Rekrut im Bereich Sachwissen das Wasser hätte reichen können. Aber der Mann war kein Jungspund mehr, dementsprechend hoffte ich das Beste.

  • Nickend nahm Marcellus zur Kenntnis, dass die erste Hürde sehr positiv überwunden war und sein Auftrag allem Anschein nach besser laufen würde, als er dies erwartet hatte. Zufrieden nahm er seinen Teller wieder zur Hand und lehnte sich danach etwas zurück.


    "Dieser rege Austausch wird selbstverständlich stattfinden. In erster Linie möchte ich ja von dir und deinen Offizieren erfahren, wie es dazu gekommen ist, dass ein hier ansässiger Senator den langen Weg nach Rom auf sich nimmt, nur um über die Zustände und den allgemein negativen Einstellungen dieser Einheit gegenüber dem Senat zu berichten.


    Was mich selbst betrifft, so habe ich die mein halbes Leben in Achaia verbracht und bin erst vor einiger Zeit nach Roma gekommen um in den Schoß meiner Familie zurück zu kehren. Dies ist meine zweite Amtszeit als Quastor und um es vorn weg zu nehmen – ich sehe mich eher in der Rolle eines Politikers und Gelehrten, als ein Soldat und nehme diesen Auftrag als willkommene Erweiterung meines Horizontes.


    Daher werde ich mich, auch wenn ich das Examen Primum an der Militärakademie abgelegt habe, streng an die Vorschriften halten und dir beim operativen Kommando der Classis nicht in die Quere kommen. Vielleicht kann ich jedoch das eine oder andere mitnehmen und für die Zukunft in meinem Gedächtnis bewahren."

  • Mein Gesicht verriet keine Gefühlsregung, doch innerlich arbeitete es heftig. Dass man hier einen Quaestor entsandte, hatte also weniger mit dem Wohlwollen des Senats als vielmehr mit dem Misstrauen zu tun, dass er der Einheit nun seinerseits entgegenbrachte. Enttäuscht nahm ich einen Schluck aus dem Becher und überlegte weiter. Ich hatte vor mir also den typischen Politiker, der seine Zeit hier nur als "Horizonterweiterung" ansah. Das hieß für mich nichts anderes als den weiteren Schritt auf der Karriereleiter.


    Mit dem angesprochenen Senator meinst Du sicher Prudentius Commodus. Ich habe mit ihm auf seinem Landgut in der Colonia gesprochen und machte dabei auch meinem Unmut Luft, das ist wahr. In der Wahrnehmung der Truppe hier steht der Senat nicht gerade gut da. Keine getroffene Regelung, die die Truppen reformierte, betraf bisher auch nautische Verbände hier im Norden. Es scheint mir hier vielmehr so, als seien wir nicht mehr existent. Das ist aber ein Zustand, den es zu beheben gilt, denn ich sehe keinen Grund, warum man nicht den Dialog mit dem Senat suchen sollte.

  • Der Nauarchus war ein Mann, der allen Anschein nach gleich direkt zur Sache kam, was dem Patrizier sehr imponierte und zugleich die Hoffnung gab, diese Senatsangelegenheit so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen. Aufmerksam folgte er den Worten des Seeoffiziers und schüttelte am Ende verständnislos den Kopf.


    "Nun Nauarchus! Ich habe mich ehrlich gesagt schon seit Erteilung meines Auftrages gefragt, was sich die Classis vom Senat erwartet und vor allem, woher die wirklich merkwürdige Meinung entsteht, der Senat hätte auch nur das Geringste mit dir oder deinen Männer zu tun. Wie gesagt bin ich kein Militär, aber ich denke doch, dass ich unsere Rechtslage gut genug kenne, um vielleicht etwas mehr Licht in diese verworrene Angelegenheit zu bringen. Vorbereitend habe ich mich auf meiner Reise nach Germanien sehr ausführlich mit dem Codex Militaris beschäftigt und möchte gleich eines Vornweg klarstellen:


    Die Classis Germanica untersteht als Einheit des Exercitus Romanus nur dem Kaiser allein. Der Senat hat weder Befehlsgewalt über diese Einheiten noch verfügt er über die Möglichkeit Reformen oder Änderungen in diesem Bereich durchzusetzen, geschweige den militärische Aufträge jeglicher Art zu erteilen. Ich verstehe also nicht ganz, wo du hier eine Verbindung zwischen Senat und der Classis sehen möchtest und vor allem, warum dich nicht bereits dieser Senator Commodus über diese Tatsachen informiert hat. Ich sage dir - es gibt keine!


    Selbst die Entsendung eines Quaestor Classis durch den Senat ist ungültig, wenn nicht der Kaiser als Oberbefehlshaber des Exercitus Romanus, sein Einverständnis dazu gibt und diese Ernennung absegnet. Also wie auch immer du es drehen und wenden möchtest – der Senat hat absolut nichts mit der Classis oder irgendeiner anderen Einheit des Exercitus Romanus zu tun. Wenn du einen Dialog suchst und Änderungen forderst, dann bist du bei einem Senator gewiss an der falschesten Stelle."

  • Sim-Off:

    Ich hatte eigentlich auf ein Post von Pictor gehofft, da es ja im Moment sein Büro ist und ich Sebastianus nicht kenne. Aber wenn sich der nicht mehr Blicken lässt, dann müssen wir eben einen anderen Weg finden hier weiter zu machen. Ich beende einmal das Gespräch mit Pictor und Sebastianus übernimmt wieder dieses Büro.


    Das Gespräch mit dem Nauarchus dauerte noch einige Zeit, brachte jedoch noch keine konkreten Erkenntnisse. Marcellus war klar, dass er die Probleme mit der Classis nicht gleich am ersten Tag lösen konnte und so sah er dieses Sondierungsgespräch als ersten kleinen Schritt in die richtige Richtung. Nach einer guten Stunde verabschiedete er sich von Pictor und ließ sich sein Quartier zeigen.

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