[Atrium] Salutationes für den Hausherrn

  • "In der Tat. Ich habe nämlich etwas über den Vescularier erfahren, das auch du wissen solltest, Patron. Ich bin kein Titus Annius Milo oder gar Publius Clodius Pulcher, aber auf dem Esquilin gibt es eine Gruppe von Männer, die einige Aufgaben für mich erledigen. Sie sorgen auch dafür, dass es in der Gegend um mein Haus herum nicht all zu harsch zugeht, wenn du verstehst. Wie dem auch sei, dem Anführer wurde vor kurzem ein Angebot bezüglich der Bespitzelung eines Mannes gemacht. Das Ziel war Caius Aelius Archias. Der Auftraggeber ist mir bekannt, doch ich gehe davon aus, dass er nur ein Mittelsmann ist. Denn er selbst verfügt nicht über besonders viel Einfluss oder Macht. Aber ich habe mir sagen lassen, dass sein Patron niemand anders als Vescularius Salinator ist."


    erklärte Modestus, nachdem er seinem Patron in den Garten gefolgt war, sehr leise und bedacht darauf, dass ihn auch kein Sklaven hören konnte. Die Sache war schließlich doch etwas brisant. Wenn noch lies der Vescularier beobachten? Und was sagte das im Hinblick auf dessen Ambitionen aus? Wäre es dem Vescularier schließlich nur um Sicherheit gegangen, dann wären Praetorianer und nicht Sicarii das Mittel der Wahl gewesen.

  • Macer musste sich die Informationen einmal durch den Kopf gehen lassen, bevor er sie komplett verarbeitet hatte. "Vescularius Salinator möchte Aelius Archias bespitzeln lassen und heuert dazu Männer aus der Stadt an?" fragte er leicht zweifelnd. "Bemerkenswert." Er machte eine Pause. "Ich möchte nicht verheimlichen, dass ich von Aelius Archias nicht sehr viel halte. Er scheint seine Abteilung nicht im Griff zu haben. Zumindest ist eine Tafel, auf der ich ihm die Ernennung von Aurelius Avianus zum Senator empfohlen hatte, auf unerklärliche Weise unleserlich geworden, so dass das Anliegen erst Wochen später bearbeitet wurde. Ich möchte nichts ohne Belege unterstellen, halte es aber für unwahrscheinlich, dass das nur ein sehr dummer Zufall war." Andererseits wusste Macer auch nicht so genau, wem er nun konkret was unterstellen sollte. Aelius Archias war kaum ein Mann auf einem Posten, von dem aus man die Besetzung des Senates oder den Einfluss einzelner Männer kontrollieren konnte. "Und man sollte meinen, dass ein Praefectus Urbi genug Leute hat, für welche Zwecke auch immer. Und es wäre spannend zu wissen, welches Interesse er an Aelius Archias hat."

  • "Der Mittelsmann ist Decimer, aber Vescularius Salinator scheint mir als Urheber plausibler. Die Sache geschah bevor Decimus Livianus einen so offensiven Kurs eingeschlagen hat. Davon abgesehen ist er eher ein Feind des Vesculariers. Außerdem ist er Klient von Aelius Qarto soweit ich weiß.
    Natürlich hat er genügend eigene Männer, doch sollten die Praetorianer einen davon aufgreifen und eine Verbindung zu ihm erstellen könnte er schnell in Erklärungsnot kommen. Prudentius Balbus ist nicht gerade ein Freund von Vescularius Salinator. Über das warum können wir natürlich nur spekulieren.


    "Nun was Aelius Archias angeht, so hatte ich bisher keinen Grund über ihn zu klagen. Als ich wegen der Inquisitio dort war, hat er sich ordentlich aufgeführt. Allerdings kam ich auch von meinem Vetter dem Procurator a libellis und hatte ein Schreiben von ihm dabei. Es ist jedoch klar, dass er seinen Posten nur aufgrund seines Namens erhalten hat.
    Aber mir war nicht bewusst, dass es mit der Ernennung von Aurelius Avianus ein Problem gab. Wenn es in der Hinsicht noch einmal Probleme geben sollte, dann scheue dich nicht dich an mich zu wenden. Ich bin dein Klient und es würde mich sogar freuen, dich in solchen Angelegenheiten unterstützen zu können."


    "Aber Decimus Livianus ist auch so eine Sache, die ich mit dir besprechen möchte. Nach diesem aggressiven Kurs den er eingeschlagen hat, könnte er es nicht nur bei Worten belassen. Er führt jetzt die II. in Germania und die XXII. hat einen seiner Klienten als Kommandeur und einige seiner Verwandten als Offiziere. Mich würde es nicht wundern, wenn letzteres bald auch auf die II. zutrifft. Appius Porcius Laeca war auch einst Legatus Legionis. Und man darf auch nicht seine Zeit in parthischer Gefangen vergessen. Oder wie siehst du die Lage, Patron?"

  • "Danke für dein Angebot, aber die Sache mit Avianus hat sich inzwischen erledigt", hakte Macer das einfachste der Themen ab. Die anderen Punkte erschienen ihm weniger klar. "Dass Aelius Archias ein Klient von Aelius Quarto ist, könnte in der Tat ein Grund sein. Die Frage ist, in welche Richtung das Zielt. Vescularius ist Vertrauter des Kaisers, Quarto der Bruder des Kaisers. Wenn an der Sache mit der Bespitzelung wirklich was dran ist, sollte entweder Quarto Archias nicht trauen oder der Kaiser seinem Praefectus Urbi nicht. Keine leichte Entscheidung." Macer schwieg wieder. Bei der Sache mit Livianus fiel ihm die Entscheidung leichter. "Um Livianus mache ich mir weniger Sorgen. Gerade weil er in Parthia abhanden gekommen ist, wird er Schwierigkeiten haben, Truppen anzuführen, falls er es wirklich darauf anlegt. Und ich bezweifle stark, dass Vinicius Hungaricus ihm in Germania völlige Freiheiten lässt. Was die Verwandtschaft angeht, gibt es übrigens noch ein Detail, das dich als Praetor interessieren könnte. Angeblich soll die Adoption von Decimus Serapio nicht ordnungsgemäß verlaufen sein. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, das nachzuprüfen, aber falls du dich ohnehin mit diesen Angelegenheiten befasst, kannst du ja mal nachschauen. Akten dazu müsste es ja geben."

  • "Parthia mag es ihm erschweren, aber nur bei den Offizieren. Der Pöbel ist dumm und vergisst mit den richtigen Anreizen sehr schnell. Und wenn die Hälfte seiner Offiziere Klienten oder Verwandte von ihm sind, dann wird ihm das nicht sehr schwer fallen. Aber gut, so bald wird er so ein Vorhaben sowieso nicht in die Tat umsetzen können."


    sagte Modestus und zuckte mit den Schultern. Die Sache mit Livianus gefiel ihm nicht. Sein Auftreten vor dem Senat war besorgniserregend. In seinen Augen hatte Livianus dies nur getan, um die Fronten klar abzustecken und zu sehen wer auf seiner Seite stand.


    "Ich weiß nur, dass die Adoption während der Praetur von Livianus stattgefunden hat. Hast du einen Anhaltspunkt was daran nicht ordnungsgemäß sein soll? "


    fragte Modestus genauer nach und beschloss seinen Sekretär auf die Sache anzusetzen. Scaeto für die Archive durchstöbern und vielleicht lies sich da etwas finden. Decimus Livianus auf diese Art und Weise ein wenig zu schaden, gefiel ihm. Zwar mochte er den jüngeren Decimer, aber wo gehobelt wird, da fallen Späne. Außerdem hatte Serapio den Ordo, den er durch diese Adoption erlangt hatte, nicht für seinen derzeitigen Posten nötig.


    "Aber ich möchte auch noch die Inquisitio ansprechen. Ich habe gehört, dass Germanicus Avarus nach Germania abgereist ist, oder es noch tun wird. Wie soll es nun weitergehen? Sollen wir beide die Sache zu Ende bringen und dann sobald als möglich dem Senat präsentieren? Wir sind schließlich schon etwas über die Frist hinaus."

  • Macer schüttelte den Kopf. "Nein, genauere Anhaltspunkte habe ich nicht. Irgendein Formfehler soll passiert sein. Ich habe es wie gesagt nicht nachgeprüft und es würde mich auch nicht wundern, wenn doch nichts dran wäre. Aber wenn du eben auf der Spur bist, ist das vielleicht etwas für dich." Damit war dieses Thema für Macer erledigt. "Ansonsten gehe ich nicht davon aus, dass er wirklich gefährlich wird. Germania hat sicher starke Truppen aber genau deswegen steht er da unter ständiger Beobachtung. Rom war noch immer in der Lage, aus der Geschichte zu lernen und ein zweites Vierkaiserjahr wird es kaum geben. Nicht aus dieser Richtung zumindest", versuchte sich Macer als Orakel.


    Was die Inquisitio betraf, war er auch ein wenig ratlos. "Der Senat scheint kein allzu großes Interesse an der Einhaltung des Termins zu haben. Zumindest war das Echo zuletzt eher gering. Angesichts der Tatsache, dass uns auch noch einige Informationen fehlen, um ein wirklich zufriedenstellendes Bild abzuliefern möchte ich da auch nur ungerne schlafende Hunde wecken. Die Abwesenheit von Germanicus Avarus wird uns im Ernstfall sicher nicht aufhalten, wenn der Senat Ergebnisse sehen will."

  • "Nun dann werde ich einen meiner Sekretäre auf die Sache ansetzen. Vielleicht kommt ja etwas heraus, was sich nutzen lässt. Und selbst wenn Livianus selbst nicht in der Lage ist allein etwas beginnen, ist er dann doch sicherlich ein williger Unterstützer für einen der es ist. Aber das ist nur ein weitere Ansporn für Germanias Statthalter zu werden. Nun dann werde ich mich, was die Inquisitio angeht, an dich halten. Solltest du der Meinung sein, irgendwann doch die Ergebnisse präsentieren zu wollen, dann werde ich dich dabei natürlich unterstützen."


    erklärte Modestus und damit waren bis auf seine Gesetzesvorschläge eigentlich alles wichtige besprochen. Doch wegen dem Aelier hatte Modestus noch eine Frage und er sah sich kurz um. Eigentlich war es nichts ungewöhnliches, aber es war möglich, dass sein Patron etwas dagegen hatte.


    "Ich gedenke die Sache mich Aelius Archias und auch andere zu nutzen, falls du keine Einwände hast, um der Statthalterschaft einen Schritt näher zu kommen."

  • Ja, es war jetzt doch wieder ein bisschen her, dass Piso bei Macer gewesen war, und so hatte er sich entschlossen, seinen Patron aufzusuchen. Es gab einige Sachen zu bereden. Insbesondere gab es eine Sache zu bereden. Nein, es würde nicht einmal um Prisca gehen – und auch nicht um seine Schwester Vera, die mit jedem Tag in ihrem Koma schwächer wurde, die er quasi sterben sehen konnte. Er würde diese Themen verdrängen. Zumindest fürs erste. Piso war ein hervorragender Verdränger. Er hatte vieles verdrängt, was geschehen war. Anders würde er jetzt nicht mehr Leben, zumindest wäre er wahnsinnig geworden.
    Als Patrizier, Septemvir und gewesenen Vigintivir ließ man Piso gleich einmal relativ weit nach vorne, sodass er nicht lange warten musste, bis er an der Reihe war, um mit Macer zu sprechen.
    “Salve, Patron!, grüßte er den Purgitier freundlich. Irgendwie versetzte ihn alleine schon der Anblick von Macer schon in eine bessere Laune. Ein einziger vernünftiger Mensch inmitten all der Irren, die in der Weltgeschichte rumliefen.
    “Ich bin gekommen, um mit dir über etwas zu sprechen, was ich fand, Zeit wäre.“ Er hüstelte. “Ich würde gerne nächstes Jahr, da ich nun Vigintivir gewesen bin, als Quaestor kandidieren. Ich wage es jetzt einfach zu denken, dass du da wohl nichts dagegen haben wirst?“ Hoffnungsfroh blickte er Macer an. Es wäre Wahnsinn von einem Mann, einem Klienten den politischen Aufstieg zu verwehren. Und Piso hielt Macer für keinen Wahnsinnigen, im Gegenteil, er konnte nicht anders als den Senator zu bewundern, insgeheim gar zu vergöttern.
    “Ich habe deswegen jetzt eine spezifische Frage, dich betreffend. Ich könnte es mir vorstellen, Quaestor Consulum zu werden, wenn...“ Er begann leicht verlegen zu grinsen. “Wenn du der Consul wärst. Hast du dir vielleicht schon etwas in der Art überlegt?“ Er blickte Macer, den er sehr gerne als Consular sähe, neugierig an.

  • Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    "Ich gedenke die Sache mich Aelius Archias und auch andere zu nutzen, falls du keine Einwände hast, um der Statthalterschaft einen Schritt näher zu kommen."


    Macer runzelte die Stirn, denn der Zusammenhang wollte sich ihm noch nicht so recht erschließen. "Was genau hat die Sache mit Aelius Archias mit deinen Zielen zu tun?", hakte er nach. Bei den anderen Sachen war es ihm klarer, so dass er da nicht nachfragen brauchte.

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Es war ganz gut, dass Macer nicht wusste, wie sehr sich sein Klient über ein Treffen mit ihm freute, denn er hätte das reichlich übertrieben gefunden. Andererseits freute er sich selber auch gerne über einen Besuch von Piso, da dieser zu der Sorte von Klienten gehörte, die ihren Patronen Freude machte. "Salve, Flavius Piso", grüßte er daher freundlich und nahm sich Zeit für das vorgetragene Anliegen. Am Ende des Vortrags musste er schmunzeln. "Wenn ich ehrlich bin, noch nicht", gab er zu. "Ich genieße mein Leben, wie es derzeit verläuft. Ich habe Zeit für die Factio, brauche keine Senatsdebatte wegen anderer Pflichten vorzeitig zu verlassen und muss nicht immer und überall in der ersten Reihe sitzen. Ein Zustand, der gerne noch länger anhalten darf." Er blickte seinen Klienten an und ahnte, was dieser nun denken würde. "Was nicht heißt, dass mich ein Consulat nicht reizen würde. Ich habe den Cursus Honorum begonnen und es wäre nicht gut, ihn nicht zu Ende zu bringen." Dazu kannte Macer einfach viel zu viel Pflichtgefühl. "Du würdest mir also als Quaestor zur Seite stehen wollen? Wenn ich meine Entscheidung verschiebe, würdest du dann die deinige ebenfalls verschieben?" fragte er vorsichtig und durchaus neutral.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Macer runzelte die Stirn, denn der Zusammenhang wollte sich ihm noch nicht so recht erschließen. "Was genau hat die Sache mit Aelius Archias mit deinen Zielen zu tun?", hakte er nach. Bei den anderen Sachen war es ihm klarer, so dass er da nicht nachfragen brauchte.


    "Nun potenziell könnte diese Sache negative Folgen für Vescularius Salinator haben. Warum heuert er Verbrecher an, um einen Aelier zu verfolgen? Wenn es ihm um Sicherheit ginge, warum heuert er dann so unvertrauenswürdige Männer an? Wieso nutzt er nicht seine eigenen Männer oder die Praetorianer? Es würde ihn sicherlich nicht seine Position kosten, aber richtig genutzt, könnte es doch ein Makel auf seinem Verhältnis mit dem Kaiser hinterlassen. Dieses Verhältnis ist alles was ihn an der Macht hält. Außerdem ist Vescularius Salinator ist nicht gerade beliebt in gewissen Kreisen. So gibt es genügend Männer, wie Aelius Quarto oder vielleicht Prudentius Balbus, die diese Sache nutzen könnten, um in der Gunst des Kaisers zu steigen oder zumindest Vescularius sinken zu lassen."

  • Einerseits konnte Macer den in dieser Sichtweise aufgezählten Punkten nur zustimmen. Andererseits glaubte er nicht daran, dass das Ergebnis der gewünschte Schritt in die gewünschte Richtung war. "Da sprichst du viele zutreffende Erwartungen aus. Aber es bleibt auch vieles vage. Es könnte Konsequenzen haben, muss es aber nicht. Salinator ist sicher klug genug, um nicht über eine solche Sache zu stolpern. Und er wird sicher auch genug Möglichkeiten haben, zu reagieren, wenn er doch stolpert. Und das könnte dann deinen Zielen zuwider laufen. Aber entmutigen lassen solltest du dich davon auch nicht. Verbrecher bleiben Verbrecher, und die heuert man nicht an."

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Es war ganz gut, dass Macer nicht wusste, wie sehr sich sein Klient über ein Treffen mit ihm freute, denn er hätte das reichlich übertrieben gefunden. Andererseits freute er sich selber auch gerne über einen Besuch von Piso, da dieser zu der Sorte von Klienten gehörte, die ihren Patronen Freude machte. "Salve, Flavius Piso", grüßte er daher freundlich und nahm sich Zeit für das vorgetragene Anliegen. Am Ende des Vortrags musste er schmunzeln. "Wenn ich ehrlich bin, noch nicht", gab er zu. "Ich genieße mein Leben, wie es derzeit verläuft. Ich habe Zeit für die Factio, brauche keine Senatsdebatte wegen anderer Pflichten vorzeitig zu verlassen und muss nicht immer und überall in der ersten Reihe sitzen. Ein Zustand, der gerne noch länger anhalten darf." Er blickte seinen Klienten an und ahnte, was dieser nun denken würde. "Was nicht heißt, dass mich ein Consulat nicht reizen würde. Ich habe den Cursus Honorum begonnen und es wäre nicht gut, ihn nicht zu Ende zu bringen." Dazu kannte Macer einfach viel zu viel Pflichtgefühl. "Du würdest mir also als Quaestor zur Seite stehen wollen? Wenn ich meine Entscheidung verschiebe, würdest du dann die deinige ebenfalls verschieben?" fragte er vorsichtig und durchaus neutral.


    Macer machte keinen Terror darüber, dass Piso als Quaestor kandidieren wollte – also würde Piso es einfach tun. Er würde, wenn die Zeit gekommen war, bei Furianus hereinschneien und dann... doch vorher hörte er sich noch an, was Macer zu sagen hatte.
    Offenbar hatte er nicht vor, so schnell ein Consulat zu besetzen. Was Piso doch ein wenig enttäuschte. Natürlich, es war angenehm, keine Pflichten zu haben, aber war dies eine langfristige Lösung? War es nicht der Wunsch eines jeden Römers, den Cursus Honorum so schnell wie möglich zu durchschreiten? Macer wäre im rechten Alter. Und er würde mit einer überwältigenden Mehrheit gewählt werden, das dachte Piso nicht nur, das wusste er.
    Der Purgitier beschwichtigte seine Worte aber sofort wieder, was Piso ein wenig beruhigte – ein wenig. Ein Turbopatron, der alle Stufen des Cursus Honorum hinaufwetzt, den konnten halt nciht alle haben. Und das waren vermutlich auch nur Sterne, die schnell in einer götterverlassenen Provinz als Proconsule verglühten und in Intrigen untergingen.
    Die bedächtig vorgetragene Frage seines Patrons ließ sich Piso durch den Kopf gehen. Lange. Er stellte Überlegungen auf, die meisten zu abstrus, um sie hier reproduzieren zu können.
    Dann seufzte er und blickte Macer mit einem Dackelblick an. “Am Liebsten wäre es mir schon, ich könnte so bald wie möglich Senator werden und danach vielleicht meine Karriere ruhiger anpacken. Ich habe jetzt eigentlich schon das nächste Jahr für mich eingeplant...“ Er kratzte sich am Kopf, etwas verlegen, als er Macer einen entschuldigungsheischenden Blick gab. Aber er fühlte irgendwie den Druck, vorwärts zu kommen. Vor allem wollte er sein Umfeld beeindrucken. Nicht nur Furianus, von dem er endlich Anerkennung für seinen Stand bekommen wollte. Sondern auch von Corvinus, dem er somit zeigen könnte, dass er kein niemand war, mit dem er seine Nichte unmöglich... nun, er wollte das Wort noch nicht einmal in seinem Inneren aussprechen... konnte.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Einerseits konnte Macer den in dieser Sichtweise aufgezählten Punkten nur zustimmen. Andererseits glaubte er nicht daran, dass das Ergebnis der gewünschte Schritt in die gewünschte Richtung war. "Da sprichst du viele zutreffende Erwartungen aus. Aber es bleibt auch vieles vage. Es könnte Konsequenzen haben, muss es aber nicht. Salinator ist sicher klug genug, um nicht über eine solche Sache zu stolpern. Und er wird sicher auch genug Möglichkeiten haben, zu reagieren, wenn er doch stolpert. Und das könnte dann deinen Zielen zuwider laufen. Aber entmutigen lassen solltest du dich davon auch nicht. Verbrecher bleiben Verbrecher, und die heuert man nicht an."


    "Da hast du natürlich vollkommen recht, Patron. Deshalb werde ich seine Gegenspieler nicht davon in Kenntnis setzen. Zumindest noch nicht. Ich dachte eher daran, direkt zu Vescularius Salinator zu gehen und zu behaupten, dass ich durch meine Aufgaben als Praetor auf diese Sache gestoßen bin. Da ich ihn gerne zum Freund hätte, habe ich sie zu seinen Gunsten vertuscht. Schließlich ist es Vescularius Salinator der derzeit Statthalter einsetzt und ich wäre doch sehr gerne bald an der Spitze einer Provinz."


    sagte Modestus und sah sich noch einmal um, damit ihn auch ja niemand belauschen konnte. Die Sache war schließlich sehr brisant. Sollte irgendetwas davon zu Vescularius Salinator durchdringen, so konnte er wohl seine Statthalterschaft vergessen. Ganz zu schweigen von anderen, schlimmeren Folgen.

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Auch ohne den Dackelblick konnte Macer verstehen, dass sein Klient am liebsten schnell vorwärts kommen wollte. Allerdings unterstrich der Blick seiner Meinung nach nicht unbedingt die Würde, die zu den angestrebten Zielen gehörte. An eine Zurechtweisung deswegen verschwendete Macer dennoch keine Gedanken. "Ich werde dich keinesfalls aufhalten, wenn deine Pläne schon sehr weit gediehen sind", stellte er stattdessen klar. "Wenn es dein Wunsch ist, dich durch die Quaestur für einen Platz im Senat zu empfehlen, dann werde ich dich dabei unterstützen." Mit einem Klienten mehr im Senat hatte er es schließlich selber später auch wieder leichter. "Wie sieht es bei dir eigentlich mit einer Ehe aus?" erkundigte er sich dann aus heiterem Himmel. Seit er selber eine Frau hatte, konnte er schließlich viel unbefangener damit umgehen, dass Wahlkandidaten von koservativen Senatoren gerne nach ihren traditionellen Ehepflichten befragt wurden.

  • Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus


    Macer verzog ein wenig die Mundwinkel. Das Vorgehen schmeckte ihm nicht wirklich. "Das ist ein Spiel mit gezinkten Würfeln - ohne zu wissen, wer eigentlich der bessere Zocker ist. Es kann klappen, aber genauso gut kann der Praefectus Urbi auch alles als böses Gerücht abtun und dich als leichtgläubigen Mann hinstellen, der im Amt auf Straßengeschwätz hereinfällt. Ich würde mich an deiner Stelle nicht darauf verlassen, dass er so reagiert wie du es planst" Macer wollte diesbezüglich wirklich keine Prognose wagen und auch nur ungerne seinen Klienten in ein riskantes Manöver laufen lassen.

  • Piso und Würde? Hmm, interessantes Konzept. Irgendwann mal sicher.
    Aber auch so erkannte Piso, dass der Blick doch nicht der rechte war, und vergaß ihn. Immerhin verdammte Macer seinen Klienten nun nicht in Grund und Boden, weil er sich dagegen entschieden hatte, noch ein paar Jahre zu warten, und stattdessen den Stier an den Hörnern zu packen. Vielleicht kandidiere ich nochmal zum Quaestor, wenn er Consul wird, dachte sich Piso, natürlich komplett delusionistisch. Nun ja, auf jedem Fall würde er ihm absolut zu Diensten stehen, wenn es einmal so weit war.
    “Vielen Dank, Patron“, machte Piso deshalb. Hmm, vielleicht noch ein freches kleines Tribunat hintendrein? Oder auch nicht. Mal sehen. Mit der Quaestur war er sich jedenfalls schon sehr sicher, hatte er doch schon einige Tage in seinem Cubiculum, erfüllt von Nachdenken darüber, verbracht.
    Die nächste Frage seines Patrons kam wie ein Steinblock, der unversehends vom Himmel fiel und einem unglücklichen Passanten auf den Schädel (Piso musste an den Septemvir Ceionius denken, dem genau dies tödlicherweise passiert war). Für eine Sekunde lang machte der Flavier einen Gesichtsausdruck, als hätte ihn der bei weitem athletischere Purgitier ihn in den Bauch gehauen. Dann fing er sich wieder.
    “Hmm. Ehe.“ Er versuchte, nicht gar so dämlich dreinzublicken wie gerade eben, als er seinem Patron seinen Entschluss, dieses Jahr zu kandidieren, klar gemacht hatte. “Es gibt tatsächlich eine junge Dame, die ich im Auge habe, was das angeht. Eine Patrizierin aus gutem, senatorischem Hause. Nur, es ist ziemlich kompliziert. Ich habe sie sehr gerne... und ich glaube, sie mag mich auch, sehr sogar... nur, ihr Tutor hat etwas gegen mich...“ Er fuhr sich durch die Haare und presste seine Lippen zusammen. Er wagte es gar nicht, die Namen preis zu geben.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Macer verzog ein wenig die Mundwinkel. Das Vorgehen schmeckte ihm nicht wirklich. "Das ist ein Spiel mit gezinkten Würfeln - ohne zu wissen, wer eigentlich der bessere Zocker ist. Es kann klappen, aber genauso gut kann der Praefectus Urbi auch alles als böses Gerücht abtun und dich als leichtgläubigen Mann hinstellen, der im Amt auf Straßengeschwätz hereinfällt. Ich würde mich an deiner Stelle nicht darauf verlassen, dass er so reagiert wie du es planst" Macer wollte diesbezüglich wirklich keine Prognose wagen und auch nur ungerne seinen Klienten in ein riskantes Manöver laufen lassen.


    "Ist Politik nicht immer ein Spiel mit gezinkten Würfeln? Seine Reaktion habe ich schon gründlich erwogen. Käme ich mit Forderungen im Gegenzug für mein Schweigen zu ihm, hättest du vollkommen recht. Im schlimmsten Fall könnte er mich anklagen, oder gar ermorden lassen. Aber ich komme als Mann, der sich bei ihm einschmeicheln will, der ihn als Freund gewinnen will. Schmäht oder lehnt er mich ab, dann muss er damit rechnen, dass ich mir einen anderen Freund suchen. Das könnte ein Gegner sein, dem ich meine Geschichte erzähle. Warum sollte er mich also ablehnen und die Verbreitung der Sache riskieren, wenn ich sie doch auch so willig im Geheimen halte? Auch hat er mich theoretisch schon über meinen Vetter in der Tasche. Decimus Annaeus Varus hat einen wichtigen Posten in der Kanzlei, den er durch einen Wink des Vesculariers verlieren könnte. Warum sollte ich also gegen Salinator agieren? Zumal wir in gewissen Dingen Ansichten teilen. Aber gut, Patron. Wenn du dies für zu riskant hältst, dann werde ich deinem Ratschlag folgen. Ist es in deinen Augen zu riskant? Im Anbetracht, dass es mir eine Statthalterschaft einbringen könnte?

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Das Gesicht, das Piso nun zeigte, war noch bemerksenwerter als der Blick zuvor. Macer war einmal mehr beeidruckt, welchs umfangreiches Mienenspiel manche Menschen beherrschten und er fragte sich, ob er eigentlich auch so viele wechselnde Gesichtsausdrücke hatte, ohne es zu merken. Er dachte aber nicht lange darüber nach, sondern versuchte aus den etwas ausweichenden Antworten seines Klienten irgend etwas brauchbares zu ziehen. "Eine Patrizierin. Nun, das ist nicht weiter überraschend bei deinem Stand", stellte er erst einmal fest. "Keine Flavierin, nehme ich an? Eine Tiberierin? Da könnte ich vielleicht nachhelfen lassen", bot er an, was nicht weiter verwunderlich war, denn schließlich war Albina ebenfalls eine Tiberierin.

  • Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus


    Auf die Gegenfrage hin nickte Macer. "Ja, Politik ist ein Spiel mit gezinkten Würfeln. Ich mag das nicht besonders und spiele nur mit, wenn es meine Würfel sind." Er grinste leicht und zwinkerte mit einem Auge. "Wenn du dir sicher bist, der bessere Zocker zu sein, dann will ich dich nicht am Spielen hindern. Nur wenn du unsicher bist, solltest du ües dir überlegen. Der Gewinn einer Statthalterschaft ist schließlich mit dieser einen Aktion nicht garantiert, aber wenn der Praefectus urbi Wind von deinen Plänen bekommt, reicht diese eine Aktion aus, alles zu verderben." Es war die Abwägung von Chance und Risiko und Macer ging hier nicht anders vor als er es getan hatte, als er noch Truppen ins Feld führte.

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