Da diese Angelegenheit nun geklärt war, neigte sich das Gespräch wirklich dem Ende zu. Allerdings gab es da noch eine Frage, die Cnaeus beantwortet haben wollte, bevor er an diesem Tage die Salutatio verließ. "Eine Frage habe ich noch, Patron. Wie werden wir weiterverfahren, sobald ich das Examen Primum absolviert habe? Wirst du dich um einen Offiziersposten für mich bemühen?" Der Fabier wusste, dass Salinator zur Zeit das Sagen in der Stadt hatte und deswegen auch alle administrative Entscheidungen von ihm getroffen wurden. Allerdings wusste Torquatus nicht, wie Macer zu diesem stand.
[Atrium] Salutationes für den Hausherrn
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"Dir fehlt noch der Status als Ritter, nicht wahr?" fragte Macer zurück, um sicher zu gehen, das eben nicht falsch verstanden zu haben. "Dann müssen wir uns darum ja zuerst einmal kümmern, bestenfalls zeitgleich mit einem Posten als Offizier. Wobei ich dich für letzteren tatsächlich erst nach bestandenem Examen empfehlen kann", erklärte Macer die aus seiner Sicht notwendige Reihenfolge. Auch mit einem Patron ging schließlich nicht alles von einer Stunde auf die andere.
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"Richtig, genauso wie der nötige Landbesitz", fügte Cnaeus noch hinzu. Die Familie besaß zwar Land, doch das konnte nicht in den Privatbesitz des Fabiers übergehen - letztendlich war er also auf seinen Patron oder einen Bekannten seines Patrons angewiesen. "Gut, dann werde ich mich darum bemühen und dich in den nächsten Tagen wieder besuchen." Da Macer bereits angedeutet hatte, dass es von seiner Seite keinen Gesprächsstoff mehr gab, wollte Torquatus den Senator nicht länger aufhalten. "Danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast, Senator." Der Fabier wartete noch auf die Verabschiedung, bevor er sich dann zurückziehen würde.
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Macer nickte als Zeichen, sowohl die Bestätigung wegen des fehlenden Ritterstandes als auch den Hinweis auf den fehlenden Landbesitz registriert zu haben. Da würde es wohl noch einiges zu tun geben, was nicht von einem auf den anderen Tag funktionieren würde. "Wir werden sehen, was sich ausrichten lässt", versprach er daher zunächst einmal nur, bevor er sich endgültig verabschiedete und sich dem nächsten Klienten in der Salutatio zuwandte.
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Dass Cnaeus seinen Patron hier und heute antreffen würde, war nach dem erfolgreichen Einlass in die Casa Purgitia wohl Tatsache. Demzufolge war wohl auch sicher, dass der Senator die Kaiser-Affäre - zumindest oberflächlich - heil überstanden hatte. Das war das erste gute Zeichen, jedoch war Cnaeus nicht hier, um weiter an der Oberfläche zu kratzen. Er wollte hier und heute ins Detail gehen und vielleicht sogar seine Rolle als stiller Beobachter aufgeben. Gespannt auf die Unterredung, reihte sich der Fabier in die Reihe der anderen Klienten ein und wartete ab, dass der Senator ihn empfangen würde.
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"Salve", grüßte Macer seinen Klienten und lächelte freundlich, als dieser vorgelassen wurde. "Was führt dich heute zu mir?", erkundigte er sich dann.
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Cnaeus war überrascht, dass sein Patron ihn so unbefangen und überraschend routinemäßig empfing. Offensichtlich hatte der Fabier mehr in den Trubel der letzten Wochen hineininterpretiert, als nötig gewesen war. Eine andere Möglichkeit war, dass Cnaeus schon zu viel Zeit hatte verstreichen lassen, als dass der Tod des Kaisers noch in erwähnenswerter Nähe gewesen wäre. Etwas positives hatte der Empfang allerdings: Der Patron hatte den Konflikt anscheinend unbeschadet überstanden. "Salve, Senator. Ich bin froh, dich wohlauf anzutreffen." Sicherlich war dies mehr eine Floskel, als eine tatsächliche Feststellung. Der Fabier hatte es eigentlich vorab schon ausgeschlossen, dass etwas anderes der Fall hätte sein können. "Wenn ich ehrlich bin, mein Brief. Da du mir nicht geantwortet hast -was sicherlich mit dem Tod des Kaisers und der Ausgangssperre zusammenhängt - wollte ich dich persönlich aufsuchen. Unter anderem deshalb, um dir erneut meine Dienste anzubieten." Der Fabier räusperte sich kurz und setzte dann, etwas leiser, fort. "Da ich noch kein öffentliches Amt ausfülle, suche ich im Moment nach Orientierung - und ich hoffte, du könntest mir eine solche, in welcher Form auch immer, bieten." Selbstverständlich wusste der Fabier, dass er damit hohe Erwartungen an seinen Patron stellte, jedoch wollte er sich alle Möglichkeiten offenhalten bzw. neue offenlegen.
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Macer nickte langsam und bedächtig, während sein Klient das Anliegen vortrug. Auch wenn Macer sich in diesem Augenblick nur vage an den genauen Inhalte des Briefes erinnerte, war ihm das grundsätzliche Anliegen durchaus bewusst. Was wohl auch vor allem daran lag, dass es sich um ein recht typisches Anliegen handelte und somit keine besondere Gedächtnisleistung von Macer erforderte. "Nun, ich hatte Terentius Cyprianus darauf angesprochen, aber dies hat noch kein greifbares Ergebnis zutage gefördert", begann er dann eine Antwort. "Du hattest eine ritterliche Karriere im Sinn, nicht wahr?", vergewisserte er sich dann, ob er die richtigen Erinnerungen hervorkramte.
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Das Thema, das Macer ansprach, war zwar nicht direkt Inhalt seines Briefes gewesen, jedoch nach wie vor für Cnaeus am Wichtigsten. Dass dieser sich daran erinnerte, war auf jeden Fall ein Anzeichen dafür, dass sein Anliegen nicht völlig in Vergessenheit geraten war. "Ich verstehe", meinte er nüchtern, wobei er seine Begeisterung über die Art des Kontaktes seines Patrons unterdrücken musste. Immerhin handelte es sich bei Terentius Cyprianus um niemand geringeren als den Prätorianerpräfekten. "Richtig. Ich suche dich heute wegen diesem Anliegen, aber auch wegen meinem Brief an dich auf. Ich dachte, du könntest mir einige Möglichkeiten aufzeigen, die Dinge in angemessener Weise zu beschleunigen. Außerdem wollte ich dir meine Dienste anbieten, falls du diese, für welche anfallenden Aufgaben auch immer, in Anspruch nehmen willst. Die Casa Fabia war in den letzten Wochen ausgesprochen...ruhig, und ich möchte dem mit Taten entgegenwirken." Sonst war noch zu befürchten, dass sich in Cnaeus eine dauerhafte Tristesse breitmachte.
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Wäre Macer nun nach dem genauen Inhalt des besagten Briefs gefragt worden, wäre er ziemlich aufgeschmissen gewesen, denn auch diesmal verweigerte ihm sein Gedächtnis die genaue Widergabe der Informationen. Aber zur groben Orientierung im Gespräch reichte es eben, der Rest war Souveränität eines erfahrenen Patrons. "Nun, die Dinge selber zu beschleunigen ist zweifellos erstrebenswert, aber nicht immer hilfreich, solange man keinen konkreten Plan verfolgt. Ich weiß im Moment keine Tätigkeit, zu der ich dich selber anstellen oder jemand anderem empfehlen kann, die dich deinem Ziel einen klaren Schritt näher bringt. Ich kann dir empfehlen, für die Acta Diurna zu arbeiten, denn so knüpfst du Kontakte, aber eine Garantie dafür, so das nötige Vermögen oder Ansehen für eine Erhebung zum Ritter zu erwerben, gibt es nicht. Ebenso könntest du als Verwalter eines Senators tätig werden und durch geschicktes Wirtschaften mit einiger Sicherheit ein Vermögen erwerben, aber eine konkrete Empfehlung, für wen du arbeiten solltest, habe ich nicht." Was zweifellos auch daran lag, dass einige Senatoren im Moment Rom verlassen hatten und die meisten anderen zweifellos andere Sorgen hatten, als einen Verwalter zu finden. Zumal Macer seinen Klienten auch nicht gerade ohne Not allzu nahe an das direkte Umfeld Salinators schicken wollte.
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Cnaeus folgte den Worten des Patrons und seinen Vorschlägen, wenngleich er letztlich keine konkrete Idee äußerte. "Ich verstehe." Da der Fabier keine senatorischen Kontakte in Rom pflegte, war auch er ratlos, wenn es darum ging, sich jemanden als Verwalter anzubieten. Im Moment sah er auch keine Möglichkeit, ohne Beihilfe seines Patrons einen solchen ausfindig zu machen. Cnaeus senkte seinen Kopf und überlegte kurz, ehe er wieder den Senator fixierte. "Vielleicht wäre es angemessen, bei der kaiserlichen Kanzlei eine Anstellung zu suchen. Der direkte Einstieg als Offizier setzt immerhin eine Erhebung zum Ritter voraus, die ich - wie du verdeutlicht hast - aktuell aufgrund von mangelndem Kapital und mangelndem Ansehen nicht verwirklichen kann." In der Kanzlei konnte er immerhin etwas Geld ansparen und vielleicht auch den ein oder anderen wertvollen Kontakt knüpfen.
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"Ja, auch eine Arbeit in der Kanzlei kann für deine Pläne förderlich sein", stimmte Macer zu, auch wenn dort die Positionen eher entweder an Freigelassene oder eben schon an Ritter vergeben wurden. "Im Moment habe ich allerdings keine direkten Kontakte zu Beamten der kaiserlichen Kanzlei", schränkte er gleich seine eigenen Handlungsmöglichkeiten etwas ein. Empfehlungen funktionierten schließlich am besten über persönliche Kontakte.
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"Gut, dann werde ich diesen Schritt ins Auge fassen", entgegnete Cnaeus knapp. "Vielleicht kann ich die Zuständigen auch ohne eine Empfehlung deinerseits von meinen Fähigkeiten überzeugen." Als Primicerius war ja vor allem die konsequente und versierte Arbeit mit dem Schriftverkehr von Nöten, für die der Fabier - zumindest seiner Meinung nach - die geforderten Anforderungen aufweisen konnte.
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Macer nickte zustimmend, denn überhaupt etwas in Angriff zu nehmen, war immerhin besser als gar nichts zu tun. "Vielleicht könnte ich dir zumindest auf indirektem Wege behilflich sein. Falls du erste Kontekte geknüpft hast, lass' mich wissen, wer dein Gesprächspartner dort war. Der Ehemann einer Geschäftspartnerin ist recht hochrangiger Kanzleibeamter, was auf dem einen oder anderen Wege vielleicht zumindest für eine kleine Empfehlung reichen kann." Viel rechnete sich Macer davon nicht aus, aber es reichte allemal, seinem Klienten etwas Hoffnung zu machen, dachte er sich.
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"Das werde ich", bestätigte Cnaeus dankend. "Ich werde dich informieren, wenn sich in dieser Sache etwas ergeben hat." Nachdem nun alles - mehr oder weniger erfolgreich - besprochen war, war die Salutatio für den Fabier beendet. "Nun gut, dann werde ich aufbrechen und alles in die Wege leiten. Danke, dass du dir Zeit für mein Anliegen genommen hast, Senator. Vale." Dann erhob sich Cnaeus und verließ das Atrium, um Platz für den nächsten Klienten zu schaffen.
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Etwas warten musste Flavus doch, denn er war nicht der erste aber zum Glück auch keiner der letzten Anwesenden zur Salutatio. In der Tat lies er sogar noch ein paar ältere Klienten seines Mentors vor, aus Respekt vorm Alter und auch der Tatsache dass die Gespräche im Vorraum interessant genug waren. Aber nun durfte er selbst zu seinem Mentor und war vorbereitet als er eintrat.
"Salve Senator Purgitius. Lange ist es her, zu lange aber diese elende Krankheit fesselte mich an das Bett unseres Landgutes. Sag wie geht es dir und deiner Frau in diesen schweren Zeiten, ich hoffe die Prätorianer haben nicht auch euer Haus durchsucht oder euch auf sonstige Art belästigr."
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Auch wenn Macer in der Regel versuchte, private, politische und sonstige Belange zu trennen, war er durchaus erfreut, wenn sich seine Gefolgsleute nach seinem Wohlergehen oder Albinas Wohlergehen erkundigten. "Danke der Nachfrage", antwortete er daher mit einem Lächeln. "Prätorianer waren nicht bei uns im Haus, aber die verschiedenen Ereignisse nehmen Albina natürlich schon sehr mit", führte er dann kurz aus. Dass sie eine Tiberia war und daher durch den Tod von Tiberius Durus hart getroffen wurde brauchte er wohl nicht zu erwähnen; ebensowenig wie die Tatsache, dass der Praefectus Praetorio sein Klient war und eine unangekündigte und rücksichtslose Durchsuchung daher etwas unwahrscheinlicher als bei anderen Haushalten. "Und du bist nun wieder genesen, so dass du wieder in Rom sein kannst?" erkundigte er sich dann im Gegenzug.
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Flavus war erfreut dass der Senator anscheinend ein gewisses Wohlgefallen dafür empfand wenn auch die Familie nicht zu kurz kam, zumindest interpretierte er ihn so.
"Mich würde auch wundern wenn dein eigener Klient dir seine Leute hier her schickt. Es sind eben verrückte Zeiten, ich kann dir gar nicht sagen welche ganzen Gerüchte mir schon untergekommen sind, blühende Fanatsien."Es freute ihn dass Macer sich auch nach seinem gesundheitlichen Zustand erkundigte. "Ja mir geht es wieder gut, das schlimmste an der Krankheit waren die sehr eintönigen Wochen auf dem Landsitz, da draußen gibt es echt nichts besonderes, man hat zuviel Zeit zum Nachdenken. Ich bin seit einigen Tagen wieder in Rom, musste aber bereits geschäftlich nach Ostia reisen und viele Dinge erledigen. Ich bin also nicht untätig und hatte auch bereits das Glück dabei zwei vielleicht interessante Personen kennengelernt zu haben." Wobei der Tiberier für Macer sicherlich interessanter sein würde als der ehemalige Quaestor aus Ostia.
"Wie ergeht es dir im Senat, ich hoffe Salintor zügelt sich nun etwas wo er Imperator ist. Wobei, der Senat hat sich ja dank den vielen Verdächtigen doch stark dezimiert, wenn da so weitergeht besteht unser Senat bald nur noch aus sehr wenigen Senatoren." Und noch mehr von Salinators Gefolgschaften... -
"Im Senat ist noch weniger los, als es ohnehin schon war", konnte Macer lediglich berichten. "Seit der Abstimmung, in der Vescularius Salinator die kaiserwürde angetragen wurde, hat er sich auch nicht mehr in der Curia blicken lassen, wobei wegen der ganzen Feierlichkeiten ohnehin kaum Sitzungen waren." Bezüglich der fehlenden Senatoren machte sich Macer eher Sorgen um die Namen als um die Anzahl. "Nun, zahlenmäßig ist es gar nicht so schlimm, wie häufig gesagt wird. Aber es sind natürlich schon vor allem einflussreiche Senatoren, die fehlen."
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Flavus nickte und schwieg kurz. Die Situation war nicht einfach, denn auch wenn, wie Macer es ja sagte, es eher die Qualität statt der Quantität war, so steckte hinter jenen Senatoren aber auch eine gewisse Anhängerschaft und die wäre nun, naja, etwas kopflos.
"Ich mache mir trotzdem Sorgen. Jeder dieser Senatoren hatte im Senat seine Anhänger, nun fehlt den Gruppen der denkende und vor allem leitende Kopf. Und die Liste wird von Tag zu Tag länger..." Er packte eine Wachstafel aus, eine Abschrift der Proskritpionsliste. "Senatoren, Lagerkommandanten aus Germanien, Ägypten und den östlichen Provinzen. Senator, wo führt das alles hin? Du kennst sicher die Gerüchte was den Tiberier Durus angeht, er sei sozusagen der Kopf der Mörder an der Familie des Kaisers. Für mich macht es keinen Sinn, die Familie der Tiberier war stets den Kaisern treu ergeben. Ich selbst habe erst kürzlich einen Tiberier in der Therme näher kennengelernt, dieser wusste sogar recht wenig über all die Ereignisse und auch über seinen Onkel. Er selbst ist dem Kaiser, wer es nun auch ist, treu ergeben wie es bei seiner Familie stets der Fall war. Was denkst du darüber?" Er sah dabei Macer fragend an, denn bisher konnte er mit niemandem wirklich darüber reden was er dachte, wie auch?
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