[CAMERA] Ausbildung der Claudia

  • Dies war sehr gut! Manche Mädchen dachten einfach an andere Dinge, während ihr Vater opferte. Doch offenbar gehörte Romana nicht dazu.


    "Ah, sehr gut! Kannst du dich vielleicht an ein Gebet erinnern? Oder dir eines überlegen, das dein Vater so oder so ähnlich benutzt?"


    Ihrer Meinung nach lernte man am besten anhand von Bona Exempla. Und dass Claudius Menecrates ein solches war, dessen war Occia sich völlig sicher!

  • Selbstverständlich konnte Romana sich an die gebete erinnern, die in der Villa Claudia, wie eben überall, gebetet wurden. „Ja. Ich kann mich noch erinnern.“


    Sie dachte schnell nach. „Beim Weihrauchopfer wird Ianus geopfert. Da lautet das Gebet: Iano pater, te hoc ture ommovendo bonas preces precor, uti sies volens propitius mihi liberisque meis domo familiaeque meae. Ein ähnliches Gebet wird Iuppiter zukommen gelassen. Und beiden auch beim anschließenden Weinopfer. Dann kommt die rituelle Reinigung... dann ein Bittgebet. Bei Iuppiter war das, denke ich: Iuppiter dapalis, quod tibi fieri oportet in domo familia mea culignam vini dapi, eius rei ergo macte hac illace dape pollucenda esto. Und dann kommt noch ein Gebet während dem eiegntlichen Opfer. Ich hoffe, ich habe jetzt nichts durcheinander gebracht oder vergessen.“

  • Die Vestalin seufzte. Eigentlich hatte sie genau mit dem Gebet gerechnet, das Romana weggelassen hatte. Dafür hatte sie die kurzen, wenig aussagekräftigen Gebete für das Voropfer aufgebetet (wobei diese natürlich fast immer gleich verwendet wurden und damit wohl auch am besten zu merken waren). Allerdings war es schwierig, daran den allgemeinen Ablauf eines Gebetes zu erklären:


    "Nicht schlecht, nicht schlecht. Ein Gebet besteht allgemein aus der Anrede des Gottes, in deinem Fall also beispielsweise 'Iano pater' - man muss sich natürlich stets gut überlegen, welchen Adressaten man für sein Opfer auswählt! Anschließend sollte man sich auf die Macht der Gottheit berufen, also etwa vergangene Hilfen - das fehlt bei unserem Bespiel leider. Dafür ist der nächste Teil, die Berufung auf eigene Leistungen wieder zu finden, nämlich 'te hoc ture ommovendo bonas preces precor'. Hier nennt man also oft seine Opfergabe oder ähnliches. Erst dann kommt die Bitte selbst, die oftmals in einer Art Hymnos wiedergegeben - besonders, wenn die Gebete besonders alt sind. In unserem Falle wäre das also 'uti sies volens propitius mihi liberisque meis domo familiaeque meae'. Und zum Abschluss kommt meist noch ein Gelübde dazu, das in diesem Fall entfällt. Aber du kannst es dir sicherlich vorstellen: Einfach ein Versprechen weiterer Gaben, wenn die Gottheit die Bitte erfüllt.


    Das klingt jetzt alles sehr theoretisch, daher wollen wir das ganze etwas mit Leben füllen! Könntest du ein Gebet um reiche Ernte entwerfen, das alle traditionellen Teile des Gebets enthält?"


    Sie blickte Romana erwartungsvoll an. Diese Aufgabe war schon etwas schwieriger als die bloße Abfrage von Wissen!

  • Romana war zwar interessiert, aber auch keine Wachstafel, wo eine endlose Reihe von Gebetstexten gespeichert waren. Und das wurde hoffentlich auch nicht von ihr verlangt. Sie war ja da, um dies zu lernen! Aber die Vestalin sagte, trotz ihrem vielleicht etwas enttäuschten Blick in ihren Augen, dass Romana es richtig gemacht hatte.


    Sie hörte Occia aufmerksam zu. Einiges wusste sie schon, anderes war neu. Jedoch wurde sie von der Anweisung der Papirier etwas überrascht. „Entwerfen? Ich, ein Gebet? Äh... aus dem Stegreif?“ Redegewandt, Romi, man merkt dir jede Sesterze an, die dein Vater in deine Bildung gesteckt hat - du kannst stolz auf dich sein!, frotzelte eine Stimme in ihrem Gehirn.

  • Occia lächelte leicht amüsiert. Offenbar hatte sie das Mädchen auf dem falschen Fuß erwischt.


    "Ja, natürlich du! Oder siehst du hier noch eine andere Amata? Aber es ist gar nicht so schwer. Denke nur etwas nach, dann bin ich sicher, dass du etwas zusammenbekommen wirst."

  • Einige Momente blickte Romana die Vestalin an, mit einem undeutbaren Gesichtsausdruck, bevor sich ihr Gesichtsausdruck verklärte. „Ich mache es.“ Sie holte tief Atem, während sie sich unter den zahlreichen Göttern, die sie anrufen könnte, eine Göttin heraussuchte, die sie ansprach.


    „Ceres.“ Die Göttin der Natur und des Ackerbaus. Die Mächtigste von allen. „Ceres, große Göttin. Du, die uns schon so viele fruchtbare Jahre beschert hast, die das Wachstum auf unseren Feldern immer beschützt hat, die unsere Ernten reichhaltig hat ausfallen lassen, ich rufe dich an. Höre meine Bitte. Ich war stets dir fromm und gläubig gegenüber. Opfer habe ich viele dir gebracht. Weihrauch, Wein, Brot, Weizen und Salz habe ich dir geopfert, wie auch schwangere Säue.“ Sie hatte dies natürlich nicht gemacht, aber es war ja nur eine Übung. „Ceres, gewähre mir diese Bitte! Schenke uns heuer eine reichhaltige und saftige Ernte, wie du es schon getan hast! Spende uns in deiner Gnade einen guten Ernteertrag! Sowie du mein Gebet erhörst, werde ich dir auch weiterhin opfern. Reiche Gaben sollst du auch in Zukunft von mir erhalten, wenn du mir gibst, so wie ich dir gegeben habe.“


    Ihr Gebet war zu Ende. Es mochte nicht allzu lange gewesen sein, aber es war zweckdienlich. Dachte sie einmal. „Ist es so in Ordnung?“, fragte Romana.

  • Es dauerte einen Moment, doch dann zauberte Romana ein sehr schönes Gebet aus dem Hut - oder eher Schleier. In seinem eher altertümlichen Klang konnte man es sogar wirklich für ein uraltes, römischen Gebet des Staatskults halten, was der Papirierin besonders gut gefiel.


    "Sehr gut. Es ist sehr gut so! Ich denke, wir müssen das nicht mehr viel üben. Gehen wir lieber weiter in unserem Opfer. Neben der Auswahl des richtigen Adressaten für die Gottheit ist auch die Auswahl des richtigen Opfers für die Gottheit wichtig.


    Es gibt blutige und unblutige Opfer. Letztere sind einfacher - man kann eigentlich wenig falsch machen. Kennst du ein paar typische Opfergaben und weißt du vielleicht auch, welche Götter diese bekommen?"

  • Es freute sie gewaltig, dass Occia ihr Gebet so belobigte. Sie selber hatte es für leicht unterdurchschnittlich befunden, aber offenbar war es genau richtig. Man musste Gebete offenbar einfach nur so geschwollen, altmodisch und vertrackt aufsetzen, wie die Beamten der kaiserlichen Kanzlei und der städtischen Verwaltungen ihre Benachrichtigungen zu verfassen pflegten. Bevor sie ihrem Triumph aber richtig auskosten konnte, kam schon die nächste Frage. Aus dem Mund der Claudierin kam wie vom Bogen geschossen eine Aufzählung heruntergerasselt.


    „Brot, Wein, Mola Salsa, Salz, Obst, Früchte, Statuetten, Münzen, Kekse, Blumen, Samen, Milch, Käse, Schinken, Kuchen, gewisse Arten von Gemüse wie Knoblauch und Bohnen, aber das hängt von Gottheit zu Gottheit ab. Und jetzt eine Frage meinerseits. Ist Weihrauch eigentlich nur ein Instrument zur Kontaktaufnahme mit den Göttern oder eine Opfergabe per se? Oder gleich beides?“, musste sie doch noch fragen.

  • Das Mädchen zählte eine ganze Menge an Dingen auf, die ihr einfielen. Tatsächlich waren Dinge dabei, an die die Vestalin gar nicht gedacht hätte. Doch nichts davon war falsch, also gab es auch nichts zu beanstanden und sie konnte schlicht die Frage beantworten, die das Mädchen quälte:


    "Weihrauch ist eine Opfergabe, die die Aufmerksamkeit der Götter erweckt. Sein Geruch ist ja wohlriechend, aber auch etwas aufdringlich - finde ich zumindest. Er ist also beides im Grunde!"


    Wieder musste sie einen Augenblick innehalten - sie war eben noch nicht so sicher mit der Ausbildung. Dann jedoch fiel es ihr wieder ein:


    "Und was davon würdest du...sagen wir: Vesta vorsetzen?"

  • Romana war sehr zufrieden. Erstens, weil sie in ihrer Aufzählung nichts falsch gemacht hatte. Zweitens, weil sie nun wusste, was es mit dem Weihrauch auf sich hatte. Jetzt wusste sie es! Nun, dass sie etwas lernte, war ja der Hauptzweck des Unterrichtes.


    Die nächste Frage veranlasste sie zu kurzem Nachdenken. „Sicherlich Weihrauch, wenn dies eine Gabe ist. Und... ich habe irgendwo* etwas von Dörrfleisch gelesen. Kann das stimmen?“, fragte sie zweifelnd.


    Sim-Off:

    *Nova Roma. „Meat“ habe ich mal als Dörrfleisch interpretiert, sonst wäre das unblutige Opfer ja wohl kaum unblutig.

  • "Nein, Dörrfleisch habe ich noch nie als Opfergabe gehört. Die Götter schätzen es, wenn ihre Gaben frisch sind."


    meinte Occia und beantwortete die Frage dann selbst:


    "Weihrauch ist natürlich richtig, ansonsten wären wohl Blumen, Münzen, Mola Salsa, Brot oder Wein eine bessere Wahl."


    Sie machte eine kurze Pause, damit Romana darüber nachdenken konnte, dann fuhr sie fort.


    "Kommen wir aber zu den blutigen Opfern. Das Opfertier muss wohl ausgewählt sein. Geschlecht, Art und Farbe müssen auf die Gottheit abgestimmt sein. Weißt du, wem man etwa einen weißen Stier opfern würde? Oder eine schwarze Kuh?"


    Sim-Off:

    Sry übrigens, dass ich so lange auf mich warten ließ. Hatte das übersehen - und wenig Zeit :(


    "meat": Ich hätte es schon als Darbringung des Fleisches nach dem Opfer verstanden. Es wird ja auch ausdrücklich die Darbringung von Tieren beschrieben. Zumindest habe ich noch nie etwas von einem Dörrfleischopfer gelesen.

  • „Aha.“, erwiderte Romana. Wieder hatte sie etwas Neues gelernt – prinzipiell nur frische Gaben! Sie nickte, als sie hörte, was Occia aufzählte. Das klang um einiges plausibler als ihre Submission. Einie kurze Pause entstand, die Romana nutzte, um das neu erworbene Wissen zu verdauen, bevor Occia fortfuhr.


    Nun kamen sie zu einem Thema, das Romana schon immer fasziniert hatte. Blutige Opfer. Sie musste nciht lange nachdenken, um eine Antwort zu geben. „Einen weißen Stier würde man einer männlichen himmlischen Gottheit opfern. Etwa Iuppiter. Eine schwarze Kuh hingegen einer unterweltlichen weiblichen Gottheit. Da fiele mir Proserpina ein.“, meinte sie.


    „Und, ich habe wieder eine Frage. Wo genau liegt die Trennlinie zwischen blutigem und unblutigem Opfer? Ist nur ein lebendes Objekt ein blutiges Opfer, oder auch, sagen wir, Fleisch, das noch blutig ist, aber eben nicht belebt?“, fragte sie.


    Sim-Off:

    Das macht doch nichts... ;)


    Apropos, als ich mir aber die Internetseite nochmal angeschaut habe, ist mir aufgefallen, dass es ja gar nicht blutig oder unblutig bei der Bezeichnung der Opfergaben heißt, sondern unbelebt (inanimate) und lebend (living). Also gehört Fleisch durchaus in erstere Kategorie, ohne großes Heruminterpretieren, ob getrocknet oder nicht. Dies wirft aber wiederum eine Frage auf, die ich mir sim-on zu fragen erlaubt habe.
    Aber: Darbringung des Fleisches nach dem Opfer? Dann wäre das Fleisch gar kein Opfer per se? Was dann? ?(

  • "Sehr gut, dann kennst du also die Prinzipien der Auswahl schon."


    konstatierte die Vestalin und nickte. Hier gab es wirklich wenig zu vermitteln, wie ihr immer mehr klar wurde. Dann kam jedoch noch eine Frage, die deutlich machte, dass Romana sehr interessiert war und es ganz genau wissen wollte.


    "Bei uns im Staatskult stammt das Opferfleisch immer von lebenden Tieren, also von unmittelbar zuvor getöteten. Das Opfer ist zwar ursprünglich lebendig, aber da nur ein Teil des Tieres tatsächlich der Gottheit dargebracht wird, würde ich sagen, dass jedes Opfer irgendwie unbelebt ist. Aber die Lebendigkeit ist eigentlich keine echte Kategorie hier bei uns."


    stellte sie fest. Damit war aber genügend über die Auswahl des Opfertiers gesprochen - bis auf:


    "Wir nehmen also immer ein lebendiges, makelloses Tier - auch das ist wichtig!"


    Dann jedoch ging sie weiter.


    "Du musst nicht alle Tätigkeiten beim Opfer können. Normalerweise kriegen wir das Tier schon geliefert und auch die eigentliche Opferhandlung wird von Assistenten ausgeführt. Weißt du ein paar und was sie machen?"


    Sim-Off:

    Ich habe noch nie von einem Fleischopfer gehört. Im häuslichen Bereich könnte ich mir es schon vorstellen, wobei mir da auch kleinere Tiere sinnvoller erscheinen als ein Schnitzel o.ä. ;)
    Möglicherweise ist das so eine neuheidnische Adaption von Nova Roma. Aber du kannst gerne etwas recherchieren, was die Quellen für sowas sind.

  • Ein wenig lehnte sie sich auf ihren Hocker zurück, stolz darüber, dass sie die Antwort gewusst hatte. Dabei hatte sie vergessen, dass er keine Lehne hatte, und sie wäre fast nach hinten geflogen. Mit einer rudernden Armbewegung mit dem rechten Arm, einer flatternden Bewegung gleich, behielt sie jedoch das Gleichgewicht und konnte wieder Occia lauschen.


    Also konnte man kein Fleisch opfern. Das sollte sie sich merken. Immer nur lebende Objekte sollten geopfert werden, wenn es Fleisch sein sollte. „Also würden die Götter Schinkenstreifen und ihnen geopferte Speckschwarten sofort und ohne Zögern abweisen?“, fragte sie nach, um ganz sicher zu sein. Sie wollte ja auch was lernen.


    „Aja.“, machte sie nur zur letzten Äußerung der Papirierin hin. Ihr selber würde es ja nicht im Traum einfallen, einer noch so niedrigen Gottheit ein krankes, krakeliges Tier zu opfern. Eine Frage kam, unvermeidbar, zu der Opferung selber. Romana dachte kurz nach. „Zuerst die Victimarii. Sie töten die Tiere und nehmen sie aus. Anschließend führen sie auch die profanatio durch. Die ministri sind generelle Handlanger beim Opfer. Dann gibt es die tibicines. Und die fidicines. Sie musizieren während der Opfer. Dann gibt es noch die Popae und die cultrarii, ihre Aufgabe ähnelt der der victimarii.“, meinte sie schlussendlich.


    Sim-Off:

    Ich auch nicht. Obwohl, von Speck- und Schinkenopferungen habe ich schon gehört, aber ich denke, das ist eher nordisch (keltisch/germanisch).
    Über Vesta gibt es wenig im Netz; wenn man etwas in Onkel Google eingibt, kommt das Bild von Goya, welches eine Opferung an Vesta darstellt, und sonst nur New-Age-Kram. Selbst Smith hält sich zurück. :( Wie dem auch sei, Nova Roma ist die einzige Quelle, die ich gefunden habe, die sich auf Fleischopferungen bezieht, im Gegensatz zur Opferung von lebendigen Tieren.

  • Erschrocken wäre die Papirierin beinahe aufgesprungen, als Romana fast vom Stuhl fiel. Doch sie konnte sich glücklicherweise noch halten, sodass sie lieber sitzen blieb und die Frage beantwortete:


    "Privat kannst du es gerne versuchen. Bei Staatsopfern gehen wir jedoch auf Nummer Sicher und halten uns an die Mores Maiorum! Und die sehen keine Schinkenstreifen als Opfer vor."


    Dann jedoch begann sie, die Frage in aller Ausführlichkeit zu beantworten. Genaugenommen fiel der Vestalin sogar nichts ein, was die Claudierin vergessen haben könnte. Daher nickte sie und fuhr fort.


    "Genau. Aber gehen wir noch einmal zum Ablauf des Opfers zurück. Du hast schon die verschiedenen Gottheiten genannt, die bei jedem Opfer angerufen werden. Das alles passiert in der Regel beim Voropfer, das innerhalb des Tempels stattfindet. Dafür brauchen wir einen Foculus, einen Opferaltar.


    Das Hauptopfer hingegen, von dem wir gerade sprachen, ist immer vor dem Tempel - oder bei euch zu Hause wahrscheinlich im Atrium oder im Garten. Aber halt, vor dem Voropfer findet noch die Prüfung des Opfertiers - gewissermaßen um ganz sicher zu gehen, dass es makellos ist.


    Beim Voropfer wird dann alles der Gottheit präsentiert, wie du es von zu Hause kennst. Das Hauptopfer hingegen beginnt mit der rituellen Reinigung der Anwesenden und des Opferherren. Dann wird das Opfertier geweiht - weißt du, womit und wie?"

  • Das arme Herz von Romana pochte noch immer ein wenig aufgeregt, als sie sich wieder gerade hinsetzte. Das hätte böse enden können, und sie war Occia mehr als nur dankbar, dass sie Romana nicht auslachte – was wohl nur recht und billig gewesen wäre. Sich innerlich einen Tollpatsch scheltend, nahm sie es aber befriedigt zur Kenntnis, dass ihre Antwort richtig gewesen war.


    „Nun, ich lasse diese Experimente lieber. Ich halte mich an die Mos Maiorum. Denn dies ist erwiesenermaßen der beste Weg von allen.“ Die stockkonservative, streng gläubige Patrizierin hörte man wieder einmal sehr gut heraus.


    Sie nickte, als Occia durch den Opferablauf ging. Das Hauptopfer, natürlich. „Geweiht werden die Opfertiere durch Wein und mola salsa. Und die symbolische geste, die das Tier zur Opferung bereit macht... das war... genau, das Opfermesser wird dem Opfertier vom Kopf zum Schwanz gestrichen.“ Komische Vorlieben hatten die Götter, aber sie würden es sicher am Besten wissen. „Und die Tiere werden auch noch geschmückt. Zum Beispiel mit Decken und Wollbinden. Und Vergoldung von Hörnern.“, fiel ihr noch ein, auch wenn es nicht hundertprozentig relevant war.


    „Ach, und wieder eine Frage. Das Opfer. Kommt dies, der Mos Maiorum zufolge, vor, nach oder während dem Gebet?“, wollte sie wissen.

  • Romana rückte, als sie auf Occias Antwort wartete, ein wenig mit dem Hocker herum. So ein Glump, sie würde eine Sklavin anweisen, das nächste mal einen Stuhl bereit zu halten.

  • Occia bemerkte knapp


    "Die Schmückung erfolgt vor dem Opfer, nicht danach."


    Die nächste Frage nötigte der Vestalin jedoch erst eine kurze Bedenkzeit ab (nicht, weil sie es nicht wusste, sondern weil es für sie so normal war, dass sie nicht darüber nachdachte), während der ihre Schülerin offenbar auf ihrem Schemel kippelte. Eines Tages würde noch ein Bein abbrechen und sie bräche sich den Hals!


    "Alles zusammen ist das Opfer. Aber wenn du die Schlachtung meinst: Sie erfolgt nach dem Gebet - immerhin müssen die Götter ja wissen, dass das Opfer für sie ist!"


    Eigentlich war die Begründung ganz einfach!


    "Nach der Opferhandlung selbst wird das Tier ausgenommen. Nur Herz, Leber, Galle, Lunge und das Bauchfell werden den Göttern dargebracht, der Rest wird üblicherweise von den Opfernden verspeist oder verteilt. Vorher muss allerdings etwas wichtiges geschehen, nämlich die Kontrolle des Opfer-Erfolgs! Weißt du, wie sie erfolgt?"

  • „Also... vorher...“, murmelte sie. Die Schmückung erfolgte vor dem ganzen Theater insgesamt. So war das also. Sie nickte nur und machte sich eine innerliche Notiz, während sie ihren Hocker in eine halbwehgs akzeptable Position brachte, ihn innerlich verfluchend. Wenn sie einmal sich ein Bein wegen dieses stupiden Möbels bräche, würde sie das nicht wundern. Ein neuer Stuhl musste her, genau.


    Das Gebet und die Schlachtung waren also seperate Teile des Opfers. Romana nickte nur, ein wenig beschämt, es nicht im Vorhinein gewusst zu haben. Aber was sollte sie tun? Sie war eben (noch) nicht eine professionelle Priesterin. Sie verlegte sich wieder darauf, was sie normalerweise tat – zuhören. Absorbieren.


    Die Frage, die nun kam, war unvermeidbar, und Romana beantwortete sie schnell. „Die Litatio.“, sagte sie. „Ein Haruspex untersucht, ob die Innereien, insbesondere die Leber, in Ordnung sind. Wenn alles passt, und keine Beulen oder Löcher zu sehen sind, kann die Litatio ausgerufen werden. Das bedeutet, dass die Götter das Opfer angenommen haben.“, beantwortete sie die Frage, so gut, wie sie es konnte.

  • "Die Litatio ist das Ergebnis der Kontrolle. Die Kontrolle selbst heißt Haruspizin. Aber die hast du ja schon ganz richtig erklärt. Du wirst später auch noch selbst etwas darüber lernen - es ist eine nicht uninteressante Sache."


    erklärte Occia und dachte wieder einmal darüber nach, was sie als nächstes Lehren sollte. Doch dann kam wieder etwas


    "Ich denke, für heute haben wir genug gelernt. Du kannst gerne in die Stadt gehen, wenn du möchtest - du lernst schnell und weißt viel! Ich bin sicher, dass du bald zur Amata Prior werden wirst!"


    Sie lächelte das Mädchen liebevoll an.

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