[Vor den Toren Roms] Ein Herbsttag

  • Valerian hatte ja bereits im Theater fest stellen dürfen, dass sie kitzlig war, doch leider war er es ja nicht. Sie würde also eine andere Schwäche ausnutzen, nur erst einmal galt es, dieses heraus zu bekommen. Auch wenn Valerian diese Tatsache wohl in all der Aufregung etwas verdrängt hatte, aber sie ahnte bereits, dass er über kurz oder lang, sich auf sie stürzen würde. Im Grunde sprach dagegen nichts, nur sollte es dann schon der rechte Zeitpunkt sein. „Dafür ist aus diesem Unhold doch ein respektabler Mann geworden. Ich vermute mal, Melina braucht einfach Zeit, genauso wie du oder ich sie gebraucht haben. Ich kann sie gut verstehen.... nur hab ich mich doch etwas anders in ihrem Alter verhalten. Am besten wäre es wohl, wenn man ihr eine Aufgabe gibt und sie auf diese Weise Verantwortung übernehmen muss. So etwas verändert einen dann doch“, schlug sie vor. Nur hatte sie keine Idee was das sein könnte, mit dem man Melina beschäftigen konnte. Ehrlich gesagt, wollte sie sich darüber auch jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Schließlich gab es für sie und Valerian immer nur wenige Tage, an denen sie nur Zeit für sich hatten.


    Calvena musste sich ein breites Grinsen verkneifen, als in seinem Blick ein Hauch von Enttäuschung auf flackerte. Anscheinend hatte er gehofft, sie würde ihre Einladung, mit ihm zu kuscheln, wiederholen. Einen kurzen Moment ließ sie ihn noch etwas zappeln. „Ich denke das Feuer ist groß genug“, meinte sie dann und erlöste ihn dann doch von seinen Qualen, indem sie nun auch näher an ihn heran rutschte. „Es würde völlig reichen, wenn du deinen Arm um mich legst!“ fügte sie spitzbübisch grinsend hinzu.
    Verständnisvoll nickte sie. Es war wohl auch besser, wenn sie es langsam angingen. Aber über kurz oder lang, würden sie Beide dieses Ereignis nicht hinauszögern wollen. „Ich bin mir sicher, du erinnerst ihn zur rechten Zeit!“

  • Natürlich hatte Valerian diese Tatsache schon wieder vergessen. Was daran liegen mochte, daß damals im Theater so einiges geschehen war, was seine Aufmerksamkeit zu bald vollständig mit Beschlag belegte. So eine Prügelei konnte eben mächtig ablenken von den angenehmen Dingen im Leben.


    "Ich befürchte fast, gegen Melina war ich ein Waisenkind. Sie hat es faustdick hinter den Ohren und ich werde nicht den Fehler machen, sie zu unterschätzen, nur weil sie so ein hübsches Gesicht und so unschuldige Augen hat. Beides weiß sie nämlich durchaus einzusetzen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Sermo dem wirklich wiederstehen kann. Immerhin ist sie seine Schwester. Eine Aufgabe? Das ist keine schlechte Idee, aber mir fällt keine so richtige Aufgabe ein. Hast Du eine Idee, was man ihr als Aufgabe stellen könnte?" Vermutlich würde sie sich ohnehin schlicht weigern, Verantwortung für etwas zu übernehmen.


    Endlich, endlich durfte er seinen Arm um sie legen und sie an sich drücken. Valerian zögerte nicht länger. Es mußte doch ausgenutzt werden, daß sie hier unbeobachtet waren. Er hatte natürlich keineswegs vor, ihre Ehre zu verletzen. Aber eine kleine Umarmung, die mußte doch drin sein.


    "Natürlich werde ich ihn zur rechten Zeit erinnern. Mach Dir keine Sorgen, wir bekommen die Erlaubnis schon." Er war da völlig zuversichtlich. Sie mußten nur Geduld haben. So schwer es auch fiel.

  • Ihr war dieser Abend vor allem in Erinnerung geblieben, weil Valerian sie gefragt hatte, ob sie ihn heiraten wollte. So etwas ließ Frauenherzen höher schlagen und machte einen Abend unvergesslich.


    Leicht zuckte sie mit den Schultern. Im Augenblick konnte sie sich kein Urteil über dieses Mädchen erlauben. Bis auf eine ganz kurze Begegnung bei den Ludi Romani hatte sie Melina noch nicht kennen gelernt. Aber sie vertraute Valerians Urteil und wünschte sich für alle, dass seine Befürchtungen nicht eintrafen. „Brüder haben immer eine Schwäche für ihre Schwestern. Du wirst nicht verhindern können, dass sie Sermo um den Finger wickelt“, meinte sie nachdenklich. „Wie wäre es mit einem Haustier?“ fragte sie vorsichtig. Auf Anhieb fiel ihr ebenfalls keine Aufgabe ein, die sie übernehmen konnte und sie ahnte, wenn sie Vorschlug, dass das Mädchen die Haushaltsführung übernehmen sollte, dass dies dann in einer Katastrophe enden würde. „Ansonsten versuch mit ihr zu verhandeln. Finde heraus, was ihr wichtig ist und schließt einen Kompromiss. Sie darf bestimmte Dinge tun, wenn sie bestimmte Aufgaben übernimmt und auch tadelloses Benehmen an den Tag legt. Sollte sie sich nicht an die Vereinbarung halten, kannst du ihre Rechte dann einschränken. Ich rate davon ab sie einsperren zu wollen. Sollte alles nichts helfen, könnt ihr sie immer noch einsperren oder fortschicken, aber zunächst solltet ihr erst einmal guten Willen zeigen!“ Sie sah ihn nachdenklich an und kuschelte sich dann seine Seite an. Es war herrlich in seinen Armen. „Es gibt zwei Möglichkeiten die Melina hat, entweder sie geht auf dein Angebot dann ein und fügt sich, oder aber sie läuft wieder weg!“ fügte sie hinzu. Hoffentlich half ihm dies. „Und du solltest ihr auch nicht den Umgang mit ihren Freunden verbieten. Das könnte sie dann wirklich zu Rebellion anstiften. Ich weiß, der Gedanke gefällt dir gar nicht. Schon allein weil es sich ja um so etwas wie eine Jugendbande handelt, aber wie gesagt, mit den richtigen Kompromissen dürfte sie sich benehmen. Ich glaube kaum das sie bestimmtee Privilgien die man ihr einräumt so einfach aufs Spiel setzt!“ Sie klang recht zuversichtlich.


    Calvena teilte seine Zuversicht und unterdrückte die Ungeduld die in ihr kitzelte und sie ganz nervös machte. Sie hatten alle Zeit der Welt, doch konnte sie dies ihren Schmetterlingen im Bauch nicht klar machen. „Ich weiß!“ meinte sie einfach nur.

  • Das Thema Melina war irgendwie doch wieder hochgekocht. Dabei sollten sie diesen Tag doch einfach genießen und nicht über solchen Probleme brüten. Trotzdem konnten sie es irgendwie nicht lassen. "Ein Haustier? Nein, das halte ich für keine gute Idee. Ich glaube, sie würde das Tier dann nur auch noch zu Unsinn anstiften. Hm. Ja, das wäre eine Möglichkeit. Ihr Aufgaben zu stellen und ihr mehr Freiheiten zu gewähren, wenn sie diesen zuverlässig nachkommt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob sie sich auf solch einen Handel einlassen wird. Sie ist mächtig stur. Aber klug genug, im richtigen Moment brav ja zu sagen und dann vermutlich doch zu tun, was sie will. Ich weiß einfach nicht, inwieweit ich ihrem Wort trauen kann. Natürlich weiß ich, daß ich ihr trotzdem Vertrauen zeigen muß. Wenn sie merkt, daß ich ihr nicht vertraue, wird sie mir auch niemals vertrauen." Er seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. "Ich soll sie zu ihren Freunden lassen? Sie weiter wie ein Straßenkind mit diesen Halbstarken herumziehen lassen? Das kann ich nicht, Calvena. Du hast diese Bande doch gesehen." Wenn sie mit denen herumzog, dann konnte er das Thema Erziehung doch gleich vergessen.


    Er drückte sie etwas fester an sich und strich ihr über die Haare. "Es wird nicht lange dauern, bestimmt. Schon, weil ich es auch nicht aushalte, zu lange darauf warten zu müssen."

  • Valerian schien sich wirklich den Kopf zu zerbrechen über seine junge Verwandte. Irgendwie konnte sie es verstehen und versuchte ihm so gut es ging zu helfen. Doch war das nicht ganz so einfach für sie, da sie das Mädchen noch nicht kennen gelernt hatte und Valerians Beschreibung von ihr machte nicht gerade einen guten Eindruck. „Sei doch nicht so pessimistisch, versuch es und wenn es nicht klappt, dann kannst du am Ende immer noch sagen: Ich hab es gewusst. Aber wenn du schon vornherein sagst, dass sie nicht darauf eingeht, dann wird es auch nicht klappen!“ meinte sie und stupste ihn in die Seite. „Und stur bin ich auch“, gab sie schmunzelnd zu. „Was glaubst du weswegen ich ständig mit Laevina aneinander gerate.“ Das Thema Melinas Freunde würde sich allerdings als Schwierig erweisen und seine Bedenken teilte sie. Nur brachte es nichts, wenn man Melina den Kontakt zu ihren Freunden verbat. Denn noch schien das Mädchen keine weiteren Kontakte geknüpft und Freundschaften geschlossen zu haben. Aus Erfahrung wusste sie, dass es nicht gerade leicht war, neue Freundschaften zu schließen. So etwas brauchte Zeit. Sacht strich sie ihm über den Arm, aufmunternd. „Solange sie keine anderen Freunde hat, bleibt dir eigentlich fast nichts anderes übrig. Du kannst ihr nicht jeglichen Kontakt, der dir als unpassend erscheint verbieten“, deutete sie vorsichtig an. „Du kannst sie und diese Jungen im Auge behalten. Ich bin mir sicher, dieser Gedanke ist dir auch schon gekommen“, forschend sah sie ihn an. In dieser Hinsicht konnte er dann wohl nicht aus seiner Haut und als Praetorianer würde er höchst wahrscheinlich auf seine Kontakte zurückgreifen um eine Auge auf das Mädchen zu haben. Sie überlegte wie sie seine Sorgen zerstreuen konnte.
    „Stell sie mir vor“, schlug sie dann einfach vor. „Und dann können wir Beide sehen, was wir machen. Aber solang ich sie nicht kennen gelernt hab, weiß ich mir auch keinen Rat!“ meinte sie unverblümt und mit einem leichten Schulterzucken. Über kurz oder lang würde sie Melina ja eh kennen lernen und mit etwas Glück konnte sie dann vermitteln, oder auch nicht. Und wenn alles nichts half, konnte Valerian immer noch all seine fürchterlichen Drohungen wahr machen.


    Geduld war eine Tugend, aber die Jugend sah diese Tatsache nicht immer ein. So wohl auch in diesem Fall. Sie fand es wunderbar, dass er auch nicht wirklich darauf warten wollte. Zumindest litten sie dann gemeinsam. Dieser Gedanke war doch ein wenig erheiternd. “Ich bin mir sicher, dein Patron weiß das“, meinte sie dann um die Stimmung wieder aufzulockern. Sie hatten lang genug über ernste Themen gesprochen. „Nur will er dich vermutlich zappeln lassen“, scherzte sie dann.

  • Dieses Thema war wirklich extrem schwierig. Valerian hoffte, daß seine eigenen Kinder eines Tages nicht so schwierig sein würden, wie Melina. Eine wohl vergebliche Hoffnung, aber das machte er sich in diesem Moment nicht klar. Als sie ihn anstubste, lächelte er ergeben. "Ich werde es versuchen, in Ordnung?" Nein, er glaubte nicht, daß es klappen würde. Aber Calvena zuliebe würde er eben alles versuchen. "Natürlich habe ich schon meine Kontakte spielen lassen. Nur, wenn diese mir melden, daß die jungen Leute erheblichen Unfug angestellt haben, dann ist es schon zu spät. Wenn sie es zu bunt treiben, ist der Ruf sehr schnell hin. Leider geht so etwas weit schneller, als ihn anschließend wieder herzustellen. Es wäre etwas anderes, wenn sie erst zwölf oder dreizehn wäre. Einem Mädchen in dem Alter wird einiges verziehen. Aber sie ist sechzehn. Damit ist sie in heiratsfähigem Alter. Von einer Sechzehnjährigen wird einfach mehr erwartet und vor allem, daß sie in der Lage ist, die Folgen ihres Handelns zu überschauen. Melina ist dazu nicht in der Lage, scheint mir." Wobei er zugeben mußte, daß er keinerlei Ahnung hatte, was hinter ihrer hübschen Stirn so vorging.


    "Ja, Du solltest sie bald kennenlernen. Ich werde mal mit Sermo sprechen, der möchte Dich ja auch kennenlernen. Wir machen einfach mal ein gemütliches Abendessen? Ganz familiär. Was hältst Du davon?" Er würde sich freuen, sie ins Haus einladen zu können. Sie hatte ja auch die herrlichen neuen Mosaike noch gar nicht bewundert.


    Der Scherz, den sie machte, entging Valerian. Er schüttelte abwehrend den Kopf. "Nein, so ein Mensch ist er nicht. Er würde uns nicht absichtlich zappeln lassen. Er muß sich nur erst in seine neue Stellung einfinden. Er ist immerhin jetzt einer der mächtigsten Männer des Imperiums." Erst als er zuende gesprochen hatte, merkte er, daß sie nur hatte scherzen wollen. "Ach, ich bin ein Dummkopf", lachte er kopfschüttelnd. "Wie kannst Du mich nur haben wollen?"

  • Calvena machte sich noch keine Gedanken darüber, wie sehr ihre eigenen Kinder eines Tages auf ihrer Nase herum tanzen würden. Vermutlich würden sie sehr nach ihnen Beiden schlagen und jede Menge Unsinn im Kopf haben.
    Zufrieden nickte sie, als seine Miene sich etwas aufhellte, aber die Sorgenfalten kamen fast sofort zurück. Leise seufzte sie. Sie war etwas ratlos und wusste nicht, wie sie seinen Kummer zerstreuen konnte. Bedächtig nickte sie. Das schwierige für sie war, das sie auf der einen Seite gut verstehen konnte, was in Melina vorging. Jahrelang hatte sie ihre Freiheiten gehabt, keine Verpflichtungen, keine Sorgen. Nur die Verantwortung für ihr eigenes Leben tragend. Fast so ähnlich hatte ihre Kindheit auch ausgesehen, nur das sie eine liebende Familie um sich gehabt hatte und sie doch so etwas wie Regeln gehabt hatte. Grenzen die sie nie hatte überschreiten dürfen, auch weil ihr eigenes Leben von ihrer Vernunft und Besonnenheit abgehangen hatte.
    Auf der anderen Seite wusste, dass die Dinge in Rom anders waren, als bei ihrer Ziehfamilie. Verantwortung, Pflichtgefühl, Ehre und Ruf waren wichtige Güter und hochgeschätzt. Nachdenklich spielte sie mit einer ihrer Locken und betrachtete sein Profil. „Ich glaube es gibt keine Patentlösung… Du kannst es erst mal im Guten Versuchen“, meinte sie und strich ihm dabei zärtlich über den Arm. „Und sollte alles nicht klappen, kannst du immer noch die nötigen Konsequenzen ziehen. Mach ihr bestimmt klar, was passiert, wenn sie gegen die Regeln verstößt und lass dich dann auch nicht von einem unschuldigen Blick weich klopfen. Das würde weder dir noch ihr helfen!“ sagte sie ernst. Sacht drehte sie seinen Kopf zu ihr und lächelte ihm aufmunternd zu, ehe sie ihm einen zarten Kuss auf die Lippen drückte. Darauf hatte sie die ganze Zeit gewartet und vermutlich würde es auch den gewünschten Effekt haben: Es würde ihn auf andere Gedanken bringen.


    Einen Moment lang versank sie einfach nur in dem herrlichen Gefühl seiner Nähe. Ein Kuss konnte fast die Welt zum Stillstand bringen. Mit leuchtenden Augen löste sie sich dann von ihm, ihre Gesichter waren dennoch nur eine Handbreite von einander entfernt.


    „Sermo hab ich ja schon bei den Ludi kennen gelernt und auch ein wenig bei der anschließenden Cena unterhalten!“ erinnerte sie ihn. „Er ist ganz nett und auch höflich“, gab sie ihre Beurteilung über Valerians Verwandten bekannt. Aber mehr als eine Bekanntschaft war daraus noch nicht entstanden. Zumal sie doch einen Moment gebraucht hatte, um dessen harsche Worte, welche er zunächst abgegeben hatte zu vergessen. „Ein familiäres Abendessen“, meinte sie nachdenklich und nickte dann zustimmend. „Das klingt verlockend!“ fügte sie hinzu. Zumal es eine Gelegenheit war, sie einmal anzusehen wie die Quintilia so lebten und wie ihr zukünftiges Heim so aussah.


    Anscheinend war an Valerian es völlig vorbeigegangen, dass sie scherzte. Anscheinend bereitete ihm Melina mehr als nur Kopfschmerzen. Sie nahm sich vor, das Mädchen so schnell kennen zu lernen wie Möglich, auch um ihm dann ein wenig seine Sorgen abzunehmen. Erst verspätet bekam, ging ihm dann auf worauf sie hinaus wollte. Sein zerknirschter Gesichtsausdruck ließ sie erst schmunzeln, dann lachen. So schnell wollte sie sich dann auch nicht beruhigen. Erst nach einer Weile winkte sie dann etwas atemlos ab. „Wenn du irgendwie meine impulsive Ader ertragen kannst, dann kann ich es auch ertragen, dass du hin und wieder mit deinen Gedanken woanders bist!“ kicherte sie immer noch. Ihre Heiterkeit wollte sich nicht so schnell legen. Sie sah ihm aber ernst in die Augen. „Ich liebe dich und deswegen will ich dich!“ stellte sie dann ganz schlicht fest.

  • Valerian seufzte und nickte. "Konsequent sein, ich verstehe. Ach, Calvena, laß uns dieses Thema jetzt aufgeben. Wir haben noch viel Zeit, um über Melina zu sprechen. Laß und jetzt die Zeit genießen, die wir miteinander haben." Mit Hilfe von zwei Stöckchen wendete er die Maronen in der Glut. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie gar waren.


    "Ja, richtig. Ich hatte ganz vergessen, daß Du ihn ja schon kennst. Was hältst Du von ihm, abgesehen von nett und höflich?" Ihre Meinung über seinen Verwandten interessierte ihn schon sehr. Immerhin würde sie auch mit Sermo unter einem Dach leben müssen.


    Als sie versicherte, daß sie mit seiner Art leben konnte und ihn schlicht liebte, konnte Valerian nicht anders. Er mußte sie an sich ziehen und sie sanft küssen. Sie waren allein. Zum ersten mal konnte er den Kuß wirklich richtig auskosten. Sich ganz dem wunderbaren Gefühl hingeben, das ihn dabei übermannte. Nachdem sich ihre Lippen langsam wieder voneinander gelöst hatten, lächelte er glücklich. "Du bist impulsiv? Das ist mir noch gar nicht aufgefallen." Wieder einmal stand der Schalk in seinen Augen.

  • Zustimmend nickte sie. Irgendwann später konnten sie wieder über Melina reden und diskutieren. Am Besten wenn sie dabei war, damit sie wusste was ihr blühte bei einem Fehlverhalten. Valerian war wirklich gestraft mit seiner Cousine, aber sie selbst hatte es nicht wirklich einfacher mit Laevina. Kurz überlegte sie ob es ratsam wäre Laevina auf Melina zu hetzen. Doch das hatte selbst dieses störrische Mädchen verdient, glaubte sie zumindest. Nachdenklich sah sie ihm zu, wie die Maronen hin und her rollten in dem Feuer. Dabei überlegte sie, welchen Eindruck Sermo auf sie gemacht hatte.


    „Also sein erster Eindruck war nicht gerade gut auf mich. Er wirkte doch recht grantig“, meinte sie und schmunzelte dabei. Valerian wusste sicherlich was sie meinte, schließlich hatte er neben ihr gestanden, als der seinen recht unpassenden Spruch gebracht hatte. Ihr Lächeln verriet das sie dies aber seinem verwandten nicht mehr übel nahm. „Im Laufe des Abends hat er sich dann als er sehr sympathisch heraus gestellt. Er ist belesen und amüsant“, fügte sie hinzu. Sie konnte nur wenigen Menschen lange böse sein. „Wir können sicherlich Freunde werden, aber dazu müsste ich ihn noch etwas näher kennen lernen!“ Damit zerstreute sie wohl seine Befürchtungen, dass sie womöglich mit seinen verwandten nicht zu Recht kam. Zumal sie auch bald ihre Verwandten war.


    Calvena genoss den Moment in seinen Armen, seine Lippen auf den ihren. Sehnsüchtig und sanft und niemand der sie stören konnte. Nach einer scheinbaren Ewigkeit lösten sie sich wieder von einander und strahlten sich an. Doch sah sie dieses Glitzern in seinen Augen. Eindeutig ein Hinweis darauf, dass er gerade auf Schabernack aus war. Mit einem unschuldigen Augenaufschlag sah sie ihn an. „Mhm…“, meinte sie auf seinen scherzhaften Komentar. „Dann wirst du wohl noch ein paar Überraschungen erleben“, grinste sie. "Beschwer dich dann aber nicht!" zwinkerte sie. "Ich hab doch ja vorgewarnt!"

  • Valerian schmunzelte unwillkürlich, als er hörte, daß ihr Sermo zunächst grantig vorgekommen war. "Ja, er hat manchmal eine etwas sehr direkte Art." Manchmal fand er seinen Vetter ebenfalls ein wenig grantig. Aber eben nur manchmal. Und wer konnte schon immer blendend gelaunt sein? "Schön, daß Du ihn sympathisch findest. Es wäre sonst schwer, unter einem Dach zusammen zu leben. Ja, er kann sehr amüsant sein. Aber er ist auch zielstrebig. Ein Schludrian ist er wahrhaftig nicht."


    Es war so schön, so beieinander zu sein. Würde das später auch so sein? Würden sie Zeit haben, so miteinander zu reden, sich so zu umarmen? Oder war es jetzt der Reiz des Besonderen, des sonst Verbotenen? Valerian konnte nur hoffen, daß sie nie verlernten, ihr Beisammensein so zu genießen. "Überraschungen? Ich liebe Überraschungen!" Zumindest, wenn sie von ihr kamen. Er zwinkerte zurück und lachte leise. "Ich mich über Dich beschweren? So etwas fällt mir doch gar nicht ein. Vorgewarnt? Ich bin nur ein klitzekleines bißchen vergeßlich." Er lachte wieder und drückte sie wieder an sich.

  • Direkt, beschrieb Sermo ziemlich gut. So direkt, das es schon fast an Unhöflichkeit grenzte. Aber sie nahm es ja Sermo nicht übel und im Notfall würde sie halt eben auch mal zurück schießen. Sie hatte ja jetzt genug Übung, denn Laevina und sie lieferten sich regelmäßig bissige Wortgefechte. Eigentlich legte sie es nicht darauf an und wollte Frieden. Außerdem brachte es noch nichts, über mögliche Konfrontationen und Konflikte nachzudenken, vieles würde sich erst dann heraus stellen, wenn sie unter einem Dach lebten. „Es ist gut, dass er ein klares Ziel vor Augen hat. Sermo wird schon seinen Weg gehen!“ meinte sie Zuversichtlich. Ob Sermo wohl auch bald eine Frau finden würde? Sein Einstieg in Rom war ja recht einfach für ihn gewesen, genügend ledige junge Frauen hatte Valerians Verwandter ja bei den Ludi und der anschließenden Cena kennen gelernt.


    Im Augenblick genoss sie das Hier und Jetzt, sie wollte nicht daran denken, was später einmal sein würde, aber sie war recht zuversichtlich was ihre Zukunft anging. Ihnen würde es sicherlich gingen die eine oder andere Minute zu Zweit für sich zu stehlen und wenn sie ihn dafür in der Castra überfallen musste. Leise lachte sie, als er meinte, er liebe Überraschung. Wer liebte es denn nicht, wenn er überrascht wurde. „Ich wird dich bei Gelegenheit erinnern!“ neckte sie ihn. „Vergesslich… mhm….. dann sollte ich dir wohl einen Sklaven hinter her schicken, nicht das du dich am Ende verläufst!“ sie kicherte. Denn eigentlich hatte sie sich ja in Rom verlaufen und auf diese Weise ihn kennen gelernt. Sie förderte ein paar Kekse zu Tage, einen steckte sie sich selbst in den Mund, mit dem Anderen fütterte sie ihn.

  • "Das wird er, davon bin ich überzeugt." Valerian fand, daß Sermo wesentlich zielstrebiger war, als er selbst. Und sogar er hatte es zu etwas gebracht. Damals, als er auf dem Weg nach Germanien gewesen war, hätte er so etwas niemals für möglich gehalten. Er war da doch ein ziemlich grüner Junge gewesen. Keine Ahnung vom "echten" Leben. Die Legion hatte es ihn dann gelehrt und ihn zu dem Mann gemacht, der er nun war.


    Ohne sich aus der Umarmung zu lösen, griff Valerian nach weiteren Ästen, um sie auf das Feuer zu legen. Er wollte auf keinen Fall, daß Calvena anfing zu frieren. Wenn sie so unbeweglich dasaßen, konnte das leicht passieren zu dieser Jahreszeit. "Ein Sklave, der hinter mir herläuft? Achwo, was meinst Du, warum ich diese achtzig Mann habe, die hinter mir herlaufen." Er lachte ausgelassen und stubste mit einem Finger auf ihre Nase. "Du bist ganz schön frech."


    Sich mit Keksen füttern zu lassen, ließ sich Valerian gerne gefallen. Auch wenn er eigentlich etwas herzhafteres vorziehen würde. Die Maronen waren so gut wie durch, eigentlich konnten sie so langsam mal auspacken, was sie so alles mitbekommen hatten. Fand er. Aber er verkniff es sich, danach zu fragen. "Hmmm. Wo hast Du die denn noch gefunden? Lecker." Er drückte sie wieder ein bißchen fester an sich. "Es ist einfach schön, sich einmal keine Gedanken darüber machen zu müssen, ob jemand zusieht und ob wir uns auch schicklich benehmen."

  • Wie weit es Sermo bringen würde, würde sich mit der Zeit zeigen. Ebenso wie einige andere Dinge. Ein wenig nervös wurde sie schon, wenn sie daran dachte, dass sie heiraten würde und dann mit Valerian zusammen leben würde. Sie freute sich schon darauf, doch war sie sich auch bewusst, dass eben alles nicht immer nur schön sein würde. Das ein oder andere Problem würden sie gemeinsam bewältigen müssen. Doch fürs erste verdrängte sie den Gedanken an die Zukunft und genoss den Moment des Hier und Jetzt. So oft hatten sie leider nicht die Gelegenheit völlig ungestört zusammen zu sitzen. Hoffentlich würde sich das ändern, wenn sie dann verheiratet waren.


    Das Feuer loderte auf, als es mit weiteren trockenen Ästen gefüttert wurde. Munter knisterte es und strahlte eine wohlige Wärme aus. Bei der Vorstellung das hinter Valerian achtzig Männer her liefen und ihm den weg nach Hause wiesen, lachte sie. „Ach deshalb hast du so viele Männer!“ schmunzelte sie. „Weißt du doch“, erwiderte sie auf seinen Kommentar hin, dass sie frech war. „In der Hinsicht bist du mir ähnlich!“ fügte sie hinzu und stupste ihm neckend in die Seite. Leider war er ja nicht kitzelig.


    „Da wo ich die Kekse gefunden habe, gibt es mehr!“ schmunzelte sie und zog die eingepackten Leckerein nun wieder zu sich heran. Mit einem frechen Grinsen hielt sie ihm eine Olive unter die Nase, zog die Hand aber schnell wieder zurück, ehe er sich die Olive schnappen konnte. Stattdessen landete sie in ihrem Mund.
    Zustimmend nickte sie. Auch sie war ganz froh sich keine Gedanken machen zu müssen, was andere über sie sagten. Hier würde keiner vorbeikommen, der sie kannte. Gerüchte sprachen sich schnell herum. Viel zu schnell, fand sie, aber bisher war es eigentlich ein gut gehütetes Geheimnis, dass sie und Valerian heiraten würden. „Es tut gut, mal nicht unter ständiger Beobachtung zu stehen!“ stimmte sie ihm zu. Außerdem mussten sie Beide im Augenblick nicht darauf achten, was sie taten oder sagten.

  • "Ja, natürlich! Was meinst Du denn, wofür ein Offizier sonst so viele Untergebene braucht?", lachte Valerian ausgelassen und stubste sie dieses mal in die Seite. "Ja, ich weiß es schon. Aber es ist immer wieder erstaunlich, den Beweis mtzuerleben. Und ich? Ich bin nicht frech. Niemals nie nicht." Er lachte wieder, vor allem, als sie ihm eine Olive hinhielt, nur um sie dann selbst zu verspeisen. "He, das ist körperliche und seelische Grausamkeit!" Er griff in das Paket und nahm sich selbst eine Olive.


    "Ja, es ist einfach herrlich. Du, hör mal. Wenn wir irgendwann verheiratet sind, dann werden wir mindestens einmal im Jahr so einen Ausflug machen, ja? Einfach, damit unser Leben nicht im Alltag versinkt. Ich möchte, daß es nie langweilig wird zwischen uns. Daß wir uns niemals leid werden. Sicher wird es triste Tage geben, aber wir dürfen nicht zulassen, daß das unser Leben bestimmt." Während er sprach, holte er die Maronen aus der Glut. Sie waren nun durchgegart und ließen sich leicht von der Schale befreien.

  • Die Vorstellung wie Valerian von seinen Soldaten bemuttert wurde, weckte in ihr große Heiterkeit. Versonnen schüttelte sie darüber den Kopf. "Also wenn ich mir hin und wieder deine Männer für den großen Hausputz ausleihen darf, dann sei es dir gegönnt das du jemanden hast, denn du ohne schlechtes Gewissen herum scheuchen kannst!" witzelte sie. Doch bei der Vorstellung wie eine Cohorte Soldaten durch das Haus streiften wurde ihr flau im Magen, lieber überließ sie so etwas den geschickten und erfahrenen Händen Elissas. Sie befürchtete, vermutlich sogar zu Recht, dass die Männer mehr kaputt und schmutzig machen würden, als sauber. Dennoch kicherte sie, sie konnte ja die Soldaten halbnackt sauber machen lassen, dann hätte sie noch einen angenehmen Anblick dabei. Mehr oder weniger unauffällig musterte sie dann Valerian bei diesem Gedanken. Schlecht gebaut war er keinesfalls, nur hatte sie ihn noch nicht ohne Tunika gesehen. Kurz überlegte sie, wie sie ihn dazu bekommen konnte, sich für sie auszuziehen, aber das war dann doch keine so gute Idee. Er brachte sie auf andere Gedanken, als er sie in die Seite stupste und sie seine Hand schnell fest hielt. Er wusste ganz genau das sie kitzelig war und er tat dies mit Absicht.
    Gespielt beleidigt ging sie dann auf seine Entgegung ein. "Tse!" machte sie entrüstet. "Dabei zeige ich mich, dir gegenüber nur von der besten Seite!" gab sie empört von sich und lachte dann. Ihm konnte und wollte sie einfach nichts vorspielen. "Du bist also nicht frech, sondern ein unschuldiges Knäbelein?" fragte sie mit einem schelmischen Funkeln in den Augen. Sie beugte sich leicht vor und drückte ihm kurz einen Kuss auf die Wange. "Dann sollte ich dich wohl nicht auf unanständige Gedanken bringen!" meinte sie und legte ihre Hände sittsam im Schoss zusammen. "Nicht das ich aus einem treuen Staatsdiener einen unanständigen Taugenichts mache!" kicherte sie mit einem unschuldigen Augenaufschlag.
    Nachdem sie ihm die Olive so demonstrativ vorenthalten hatte, wollte sie die Packete mit dem Essen schnell außer Reichweite bringen, doch er überfiel sie einfach und stibitze dann eine der Oliven. "Ohh... es gibt noch ganz andere Arten von körperlicher und seelischer Grausamkeit!" meinte sie dann fast ungerührt, packte dann aber Großzügig alle Speisen aus und steckte ihm ein Stück Huhn in den Mund. Was sie aber mit ihrem Satz meinte, ließ sie offen, sie war sich ziemlich sicher, das er verstand was sie meinte. Es waren jene Dinge mit denen Frauen ihre Männer zu bestrafen gedachten.


    Sein Vorschlag klang wirklich verlockend und sie nickte zustimmend. „Nicht nur einmal im Jahr, so oft wir Zeit haben!“ meinte sie und strich ihm über die Wange. „Das wird sicherlich nicht ganz so einfach, aber ein wenig Abwechslung können wir Beide sicherlich gebrauchen“, fügte sie hinzu. Dir Ehe war nicht immer ein Zuckerschlecken, aber man konnte vieles machen, wenn man gemeinsam sich darüber Gedanken machte, was sie wollten. „Ich wäre dafür einmal im Jahr gemeinsam Urlaub zu machen. Raus aus Rom, aufs Land oder zu deiner Schwester!“ fügte sie hinzu und spann seinen Gedanken etwas weiter. Irgendwie würden sie sicherlich dies arrangieren können. Mit spitzen Fingern half sie ihm die Kastanien von ihrer nun fast schwarzen Schale zu befreien. Sie beeilte sich damit, denn sie waren verdammt heiß und sie wollte sich nicht unbedingt die Finger verbrennen. Dennoch eine fiel ihr aus beinahe aus den Finger, schnell fing sie diese auf, nur damit die störrische Kastanie dann doch im Gras landete. "Aua!" meinte sie und betrachtete ihre Finger. Nur leicht geröttet, mehr Schreck als Schmerz. Es war eben ein Reflex.

  • Valerian lachte, als Calvena anmerkte, daß sie seine Männer für den Hausputz gut brauchen könnte. "Ich kann es ihnen gerne befehlen. Sie machen auch ordentlich sauber. Nur wertvolle Vasen und ähnliche wertvolle, zerbrechliche Dinge solltest Du vorher in Sicherheit bringen, sie sind es nicht gewöhnt, mit so etwas umzugehen." Damit tat er seinen Männern zwar durchaus Unrecht, aber es war einfach zu komisch, sich so etwas vorzustellen. Noch immer ausgelassen lachend, schüttelte er den Kopf. "Nein, überlassen wir das lieber den Sklaven. Auf die Dauer kommt uns das günstiger."


    Wieder mußte er lachen. "Absolut unschuldig, absolut Knäblein", versuchte er zu behaupten, was natürlich in beiden Fällen erfolglos war. Das glaubte ihm niemand. "Und nein, Du solltest mich nicht auf unanständige Gedanken bringen, Du Verkörperung der Verführung, Du." Dieser unschuldige Augenaufschlag! Wie bekam sie den nur hin? Wenn er sie nicht besser kennen würde, dann würde er jetzt rettungslos darauf hereinfallen. "Mit solch einem Blick dann gleich auch noch ganz andere Formen der körperlichen und seelischen Grausamkeit androhen! Was für ein Unwesen gedenke ich da zu heiraten?" Er lachte, drückte sie an sich und küßte sie nun doch. Soviel zur Verführung!


    "Zu meiner Schwester? Calvena... man macht nicht mal eben Urlaub in Germanien. Die Reise ist sehr weit und nicht ungefährlich. Urlaub.... das macht man am Meer. Und ich bezweifle, daß ich so lange vom Dienst freigestellt würde, wie ich für eine Reise nach Germanien bräuchte." Und wenn er dienstlich dorthin mußte, konnte er seine Frau vermutlich nicht mitnehmen. "He, was machst Du denn?" Er nahm ihre Hand und pustete zärtlich auf die leicht geröteten Stellen. "Kühl sie mit einem feuchten Tuch und laß mich das hier weitermachen, ja?"

  • „Ich befürchte, wenn ich deine Männer ins Haus lasse, wir anschließend renovieren können“, kicherte sie. Zumal sie nicht wirklich um Vasen besorgt war, sondern sie fürchtete eher um ihre Instrumente. Schon allein deswegen war es besser, wenn sie keine Soldaten ins Haus ließ.Eigentlich müsste sie ja dann auch Valerian nicht rein lassen, aber sie war sich ziemlich sicher, dass er schon die nötige Vorsicht würde walten lassen. „Die Sklaven wissen wenigsten was sie zu tun haben“, stimmte sie ihm dann zu.


    Mit skeptischer Miene musterte sie und schüttelte bedächtig den Kopf. „Dann sind all diese wilden Geschichten, die du mir erzählt hast, also nur ausgedacht?“ fragte sie kichernd und schüttelte den Kopf. "Du wolltest mich beeindrucken!" meinte sie gespielt empört. Er konnte ihr nicht wirklich etwas vormachen. „Du weißt doch was man über Gaukler sagt“, wieder klimperte sie unschuldig mit den Wimpern. „Uns ist nicht zu trauen!“ kicherte sie. Dann lachte sie. „Oh, ich denke, ich weiß warum“, witzelte sie. „Ich hab dich verzaubert!“ meinte sie dann schlicht. Der Kuss schmeckte süß und versprach mehr. Sie kostete diesen Augenblick in vollen Zügen aus. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal so ungestört waren. Mit ihrer Hand strich sie ihm zart über den Nacken. Es wäre so leicht gewesen, nun weiter zu gehen, aber sie wollte sich einige Dinge noch aufheben. Außerdem hätte wohl auch ihrer beider Gewissen ihnen im Weg gestanden.


    Leise seufzte sie und winkte ab. Sie wusste, dass es nicht gerade ein Wochenendausflug war, wenn sie gemeinsam nach Germanien wollten, auch war sie sich bewusst, dass es nicht gerade ungefährlich war. Es war ja nur ein Vorschlag gewesen.
    Als er dann ihre Hand nahm und zärtlich pustete, war es sehr schnell vergessen, dass sie sich soeben die Finger angesengt hatte. „Ich wollte dir helfen", meinte sie leise, überließ ihm dann aber die Arbeit. Stattdessen drückte sie ihre Finger erst mal kurz in ein feuchtes Tuch. Der Schmerz war aber schon in in dem Moment verschwunden, als er sich ihrer an nahm. „Magst du was trinken?“ fragte sie, damit sie sich auch ein wenig nützlich machte.

  • Valerian lachte, nickte aber zustimmend. "Mir ist es auch lieber, wenn ich meine Männer nicht dafür heranziehen muß. Sie können einem sowas nämlich auch übel nehmen." Er zwinkerte Calvena belustigt zu, war dieser ganze Teil des Gesprächs doch ohnehin nur Scherz. Aber Spaß machte es, so herumzuspinnen und herumzuscherzen.


    "Oje, oje, jetzt bin ich durchschaut! Ja, ich wollte Dich nur beeindrucken, nichts davon ist wahr. Ein Stubenhocker war ich, der nur seine Nase in die Schriftrollen steckte. Jetzt ist es heraus, jetzt weißt Du es", log er, daß sich die Balken gebogen hätten, wenn es hier welche gäbe. "Und Gauklern ist nicht zu trauen? Und Du bist eine Gauklerin? Verzaubert hast Du mich auch noch? Oh, ich Unglücklicher, was mache ich jetzt nur!" Theatralisch legte er seine Hände an die Wangen und schaute so überspitzt entsetzt drein, daß es zum Schreien komisch war. Was für ein herrlicher Tag! Könnte man ihn doch für immer festhalten!


    Zum Glück schien sie sich ihre Finger nicht allzusehr verbrannt zu haben, er mußte sich keine zu großen Sorgen deswegen machen. Einen Moment lang beobachtete er sie noch, bis er sicher war, daß wirklich alles in Ordnung war. "Das ist lieb von Dir, aber meine schwieligen Händen macht die Hitze weniger aus." Er pulte die Maronen gekonnt aus ihrer Schale. "Ohja, sehr gerne. Und Du könntest auch die anderen Speisen alle auspacken, damit wir es uns danach so richtig gemütlich machen können beim Essen."

  • „Nicht das sie desertieren und du dann allein da stehst!“ kicherte sie. „Aber du stellst mir doch mal deine Jungs vor, oder?“ fragte sie ihn dann etwas ernster. Calvena war eben neugierig und sie wollte auch einmal sehen mit wem er zusammen arbeitete. Vielleicht konnte sie ja dann auch einmal die Castra sich ansehen.


    Laut prustete sie los, als Valerian mehr schlecht als recht, seine schauspielerischen Künste zum Besten gab und laut deklarierte, dass er ein unschuldiger und argloser junger Mann war und sie das böse Weib, dass nur im Kopf hatte ihn zu verführen und ihn zu Unsinn anzustiften. Dabei hatte er es faustdick hinter den Ohren, dass hatte er ihr ja bereits gestanden. „Ich fürchte zum weg laufen ist es zu spät!“ kicherte sie, als er fragte was er nun machen sollte. „Du kannst dich jetzt nur noch deinem Schicksal stellen und sehenden Auges in dein Unglück rennen!“ meinte sie dann völlig arglos und wieder mit diesem Augenaufschlag, der ihn um den Verstand brachte. „Bis ans Ende deiner Tage wirst du nun mir völlig verfallen sein“, prophezeite sie kichernd. Dieser Augenblick, dieser Tag würde einer ihrer schönsten sein und sie würde sich oft daran erinnern. Nicht nur dass sie ungestört waren, auch die Gedanken an die Zukunft und an Sorgen, waren völlig verdrängt.


    Aus alter Gewohnheit steckte sie die leicht angebrannten Finger kurz in den Mund. Es war eine unbewusste Geste und wirkte recht niedlich an ihr. Kurz darauf betrachtete sie kritisch. Es war wirklich nicht so schlimm wie es zunächst den Anschein hatte. Dank der kleinen Schwielen an den Fingerkuppen durch das Spiel der Lyra, hatte sie sich nichts Schlimmes getan. Es war eben der Schreck gewesen und die Unachtsamkeit. „Dann überlasse ich dich mal deiner ehrenvollen Aufgabe und ich decke uns den Tisch… oder vielmehr die Decke!“ schmunzelte sie, nahm das Essen auf und brachte alles hinüber zu der Decke und den Kissen unter dem Baum. Kurz legte sie alles ab und brachte ihm erst mal einen Becher mit Wein.

  • "Du möchtest meine Männer kennenlernen? Ernsthaft? Sie sind aber durchaus ein rauer Haufen, auch wenn sie sich besser zu benehmen wissen als die meiten Leginssoldaten. Bist Du wirklich sicher, daß Du sie kennenlernen möchtest?" Sicher, Calvena war anders als die meisten Frauen. Sie würde sich der deftigen Sprüche schon zu wehren wissen. "In die Castra werde ich Dich nicht mitnehmen können. Aber vielleicht, wenn wir vom Palast abrücken nach Ende der Wachschicht? Sag mal, habe ich Dir eigentlich Duccius Eburnus schon vorgestellt? Er ist nicht nur mein Optio, sondern auch mein Freund." Vermutlich hatte er das nicht, denn Eburnus war ja ziemlich lange in Germanien gewesen.


    Valerian mußte herzlich lachen, als Calvena weiter auf das Spielchen einstieg. "Wehe mir, ich bin ihr verfallen. Ohja, ich merke es schon, nichts kann mich von ihr fernhalten, niemals kann ich ohne sie sein. Wehe mir! Wehe mir! Bis ans Ende meiner Tage!" Übertrieben theatralisch warf er die Arme in die Luft. Um dann innezuhalten und sie mit blitzenden Augen anzuschauen. "Bis ans Ende meiner Tage klingt aber echt verflixt lang." Unwillkürlich duckte er sich, denn er erwartete nun einen Schlag in den Nacken, für diese kleine Frechheit.


    Die Maronen waren ihrer Schale schnell entledigt und Valerian legte sie mit auf die Decke, auf der Calvena gerade das Essen anrichtete. "Das sieht einfach köstlich aus. Und ich muß zugeben, daß ich mittlerweile wirklich Hunger habe. So gut werde ich selten verköstigt." Er nahm den Becher mit dem Wein und wartete, bis sie selbst auch einen in der Hand hatte. "Laß uns anstoßen auf uns und diesen wunderbaren Tag."

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