Officium Tribunis | H. Hadrianus Subdolus

Classicus erschrak, als er den Tribun sah. In den Vorzimmern hatte sich niemand befunden ,was ihn sehr gewundert hatte, nichts desto trotz war der Tribun in der Vergangenheit anscheinend stark gealtert.

Er wirkte aschfahl und weis im Gesicht. Seine Gesichtszüge wirkten wie eingefroren.

Seite der Praefectus im Krankenlager weilte, war der Tribun anscheinend soviel gefordert worden, dass er der Tribun um Jahre gealtert schien.

Was meinte der wohl mit das werden wir sehen ?? Es war doch ganz einfach, man musste ihm nur die entsprechenden Papiere ausstellen und schon war es erledigt. Er hatte VORSCHRIFTSMÄßIG seinen Dienst abgeleistet und war schon länger bei der Classis als dieser Offizier.

Aber manche "Bürohengste" hatten wohl nicht mehr alle Formalitäten gleich parat. Die stickige Luft in den Officien war anscheinenend auf Dauer doch nivcht so gesund. Dazu die fahle Gesichtfarbe. Na egal.

Da Classicus wusste, dass er entsprechende Nachweise bringen sollte, hatte er aus seinem persönlichen Besitz die entsprechenden Papyry mitgebracht, welche man ihm nach dem Tod seiner Eltern ausgestellt hatte. Diese bewiesen den Status als Freier.

Er überreichte dem Tribun diese nach Aufforderung.

Hier Tribun in Kenntnis der Erforderlichen Formalitäten, habe ich die entsprechenden Papiere gleich mitgebracht. Er hielt sie dem Tribun hin.

Ich werde hier warten, bis die entsprechenden Papiere eingetroffen sind.

Danach wartete Classicus , ob sein ehemaliger Chef noch etwas zu sagen hatte.

Zu späteren Zeiten im Leben der Matter Natura würde man wohl die Gedanken in Betracht ziehen der Optio wäre auf Drogen. Aber zu dessem Glück hatte dieser nur wenig Worte benutzt und seinen abgedrehten Blick zu interpretieren? Nun dazu hatte Subdolus wahrlich weder Zeit noch Lust. "Moment! Noch bist du hier und noch hast du dich an die Etikette des Exercitus Romanus zu halten!" Das wäre ja noch schöner, wenn der Stab dem Ausscheidenden hinterher traben müßte. "Deine rechtmäßige Entlassung wurde bereits beurkundet. Für alle weiteren Verfahrensweisen sind wir hier nicht zuständig. Du wirst dich nach Rom bemühen müssen, um den Wunsch Bürger zu werden realisiert zu bekommen." Für den Tribun war die Sache damit erledigt. Er konnte sowieso nicht verstehen, wie leichtsinnig der römische Staat seine Grundfeste -das Bürgertum- schwächte indem er solcherlei niederes Volk einzugliedern verlangte. "Vale Marcus Classicus."

Nach Rom wollte ich sowieso TRIBUN.

Classicus lächelte - freundlich - zum Tribunen.

Der sah immer noch so aschfahl aus. Jedem bekam die misenische Meeresluft doch gut. Diesem Tribunen schien sie alle Lebensgeister zu rauben.

Der würde bestimmt nicht mehr lange machen so bleich wie der war. Naja Classicus würde es nicht mehr mitbekommen. Es würde ihn auch nicht weiter berühren.

Er verabschiedete sich mit einem freundlichen - Vale Tribun - und verlies dann das Officium.

Er war verplüfft gewesen, als der Vorzimmeroptio Lucius den Besucher angekündigt hatte. Ein Tribun also. Nun so langsam mußte man sich über Rom nicht mehr wundern. Vor wenigen Monaten kündigte man ihnen einen Quästor Classis an, der nie kam. Ein Frischling als Tribun kommt mal eben so ohne Vorinformation im Stützpunkt an. Nicht das sie keinen Bedarf hatten, mitnichten, denn immerhin hatten sie vor ewigen Zeiten schon in Rom darauf hingewiesen, aber die Art und Weise war Subdolus suspekt.

Herius lehnte in seinem Stuhl und blickte zur Tür. Er wartete.

Ich betrat das Officium und grüßte den anwesenden Tribun, endlich ein Offizier, bisher waren mir ja nur gemeine Soldaten begegnet ...

"Slave Tribunus, ich bin Gaius Pompeius Imperiosus, ich hatte eigentlich vor mich bei unserem Vorgesetzten zu melden, aber man sagte mir ich solle zuerst bei dir vorstellig werden, scheinbar hat der Praefectus heute dienstfrei was!?"

Ich legte die Tabula von Salinator auf den Schreibtisch und nahm Platz, der Mann vor mir war Herius Hadrianus Subdolus, sein Lebenslauf las sich wie ein Heldenepos mit zeitweiligen Einschnitten. Viele Auszeichnungen und Beförderungen aber auch eine Verurteilung und schwere Degradierung ... und nicht zu vergessen die glorreiche Rettung eines Senators welche ihm nach einiger Zeit wieder ein Tribunat eingebracht hatte, ich war gespannt wie er sich machte und ich war gespannt wen ich noch kennenlernen würde dessen Akte ich kannte, neben dem Praefectus selbstverständlich ...

"Salve Pompeius Imperiosus, dein Eintreffen überrascht mich. Zwar haben wir schon vor Monaten eines zusätzlichen Tribuns angefragt, aber das er nach dieser Zeit ohne vorherigen Boten kommt... nunja jetzt bist du ja hier. Setz dich doch." Herius wies auf einen Platz jenseits seines Schreibtisches und nahm die Tabulae zur Hand. Viel stand nicht drauf, was einiges an Zeit bedurfte. "Du bist genau richtig hier." Stellte er die Fronten klar und fügte zum Praefectus Decimus oder dessen Zeit nichts weiter hinzu. "Gibt es zu dieser Empfehlung des Praefectus Urbi noch einen Lebenslauf deinerseits dazu? In welcher Einheit hast du bisher gedient oder in welchen Legionen zum Beispiel?" Er blickte von der Tafel auf, schob sie unbewußt unter einen Haufen Anderer und traf sich mit den Augen des Pompeius. Den einzigsten Pompeius, den Subdolus kannte, hatte man in Rom verurteilt, nachdem Krieg gegen ihn und weitere Aufständige geführt wurde. Er war damals auf der anderen Seite dabei doch das war eine vergangene Geschichte, die er auch nicht aufzuwärmen pflegte.

Genau richtig? Nunja sicher wenn der Präfekt seinen freien Tag oder so hatte dann war ein anderer Tribun wohl genau der Richtige. Die Frage meines Kollegen lies sich auch leicht beantworten, zumal ich damit auch gleich seine Skepsis bezüglich des fehlenden Boten ausräumen konnte ...

"Nun was das Fehlen des Boten betrifft überschneidet sich die Antwort darauf mit der Antwort auf deine Frage! ... Ich habe zuletzt als Primicerius ab Epistulis in der Administratio gearbeitet, weshalb es wohl seltsam gewesen wäre hätte ich dir einen Brief geschrieben in dem ich dir mitteile das Ich in Zukunft ebenfalls hier tätig bin! Ansonsten habe ich zwei abgeschlossene Examina von der Academia Militaris Ulpia Divina und einiges an Erfahrung was das römische Militär im ganzen angeht, da ich seit dem Ausscheiden des letzten Procurator ab Eepistulis quasi diese Sparte der Kanzlei allein übernommen habe!"

Natürlich hatte ich weiterhin etliche Schreiberlinge unter mir gehabt, aber letztendlich wären sie ohne mich sicher aufgeschmissen gewesen.
Natürlich war mir auch klar das ich in den Augen des Hadrianers keinerlei praxiserfahrung besaß, aber ich hatte ja auch nicht vor zu kämpfen, ich war hier um ein Kommando zu führen welches aus Diziplin und Ordnung bestand und nicht aus dem unförmigen Wissen eines Mannes der selbst einmal Soldat gewesen war ...

Na prächtig ein Theoretiker. Wohl dem mußte er förmlich Klient eines wichtigen Mannes sein, um dieses Tribunat bekommen zu haben. Im Volksmund hieß das wohl sowas wie einen Bock zum Gärtner gemacht. Herius konnte sich nicht vorstellen, das gerade ein Mangel an praktischen Tribunen ausgebrochen war. Immerhin galt die Classis als wichtigste militärische Stütze des Kaisers in der Nähe von Rom. "Alles blanke Theorie, ich weiß es. Das Examen Quartum war zwar eine Herausforderung, aber ich hab sie damals in unserem Kurs als Einzigster mit voller Punktzahl bestanden und weißt du auch warum? Weil ich bereits mehr als ein Jahrzehnt gedient hatte, vorn und hinter den Reihen in Germanien und Hispanien, die wahre Fratze des Krieges kannte und somit auch jene strategischen Sichtweisen einbrachte, die weder ehrenhaft noch schön sind. Aber sie sind notwenig, um an der Front zu überleben, um eine Schlacht nicht zu verlieren oder einen Krieg." Auch das Examen Tertium hatte Subdolus mit maximaler Punktzahl abgeschlossen, aber es war nur eine Stufe dahin gewesen. "Nungut es ist wie es ist. Welchen Stand begleitest du?" Ein Senatsanwärter würde wohl nicht lange bleiben. Im Gedächtnis ging Subdolus schonmal durch, welche Aufgaben gerade anstanden und welche davon besonders für einen Bürohengst geeignet waren. Eine unbequeme und vorallem unnötige - in seinen Augen- stand noch aus. Sie würde zeitnah ihren Besitzer wechseln.

Wurde ich da gerade von einem Mann belehrt der gut 20 Jahre älter war und dennoch den gleichen Rang bekleidete? Ich konnte es nicht fassen, was glaubte der Hampelmann wer er war ... nunja bevor ich nicht mit dem Praefectus gesprochen hatte und von daher wusste wie bei diesem die Knöpfe zu drücken waren musste ich ja wohl oder übel erstmal mit diesem Versager zurechtkommen ...

"Du kannst mir glauben das ich sehrwohl weiß wann welche Befehle genau die richtigen sind Hadrianus, meine Kompetenz in Frage zu stellen ist außerdem nicht deine Aufgabe! Da der Praefectus Urbi scheinbar davon überzeugt war das meine militärische Kompetenz für diesen Posten ausreicht, sollten wir uns vielleicht vorerst darauf konzentrieren wo im Praetorium ich wohne und welches Officium mir zugeteilt werden wird, bevor ich dann Morgen vom Praefectus Classis meine Befehle erhalte!"

Der Mann war mir bereits jetzt recht unsympatisch, die Fähigkeit zu Komandieren bekam man nicht durch Alter oder durch Erfahrung geschenkt, man trainierte sie auf die eine oder andere Weise, der bekannteste aller römischen Feldherren hatte bereits als halber Mann Schlachten entschieden. Und da der Mann den gleichen Rang bekleidete wie ich, stand es ihm nicht zu meine Kompetenz in dererlei Weise in Frage zu stellen besonders nicht mit einem so fadenscheinigen Hintergrund wie der Erfahrungsgeschichte ...

Scheinbar wußte sein Gegenüber nichts vom Militär. Praktischerweise saß hier jemand anders am längeren Hebel und Subdolus genoss dessen Vertrauen uneingeschränkt. Er lehnte sich zurück. Das war also das Wichtigste: Wo kann ich schlafen und in welchem Zimmer tagsüber hocken. Es würde keine leichte Zeit werden. Zumindest solange nicht, bis die Liburne Flora auslief. Der Neue hatte soeben eine Freikarte gebucht. "Du scheinst mich misszuverstehen Pompeius. Meine Befehle sind sehr wohl bindend für dich, denn der Praefectus hat mich zu seinem Vertreter bestellt." Für jemanden, der neu in eine Einheit kam, machte dieser Pompeius arg auf dicke Hose. Das würde nicht lange gut gehen, gab man ihm zuviele wertvolle Nauta Leben in die Hand. Die Flora war da genau richtig. Der Tribun hatte sich dort während der Seefahrt dem nautischen Offizier unterzuordnen. "Mir ist auch egal wer wann oder wem in Rom verpflichtet ist. Hier ist nur wichtig, was für den Betrieb und die Einsatzfähigkeit der Flotte notwendig ist." Und der Herbst rückte näher. "Du wirst vorerst eine Tätigkeit ausführen, die uns vor einigen Wochen angetragen wurde. Ein Brief, dieser Brief... Er hob ihn hervor und überreichte ihn. "... erklärt eigentlich alles." Bisher war für diesen unnötigen Akt einfach keine Zeit gewesen. Wie auch, wenn man tribunatisch auf Sparflamme lief. Sein Blick ging an dem Pompeius vorbei. "Lucius!Räume für den neuen Tribun einen der Schreibtische vorn im Vorzimmer leer, bis wir ein Ausweichbüro für ihn haben und bereite ihm auch das ehemalige Zimmer des Terentius vor." Wieder bei dem Neuen mit den Augen. "Noch Fragen?"

Am liebsten wäre ich einfach aufgestanden und gegangen, aber was würde mir das bringen am Ende würde man dem Hadrianus deswegen nur noch Recht geben das Leute wie ich hier nichts verloren hatten. Die Sache mit dem Vertreter machte mich erneut stutzig und seine außerordentlich unglücklich formulierte Aussage zu den Verpflichtungen gegenüber Rom würde auch definitiv in meinem ersten Bericht landen, man sollte meinen das jemand der bereits einmal wegen einer Formalität etliche Ränge verloren hatte in Zukunft besser aufpasste was er tat und sagte ... aber scheinbar war dem nicht so ...

Abwährend hob ich also die Hände und nahm den Brief entgegen, der wie ich belustigt feststellte von Piso kam ...

"Schon gut! Das du den Praefectus vertritst war mir nicht bekannt Hadrianus ... ich nehme an das es sich daher nur um einen sehr kurzen Zeitraum handelt, da ich ja ansonsten in der Kanzlei davon erfahren haben müsste, aber wie dem auch sei ich werd die mir übertragene Aufgabe natürlich erfüllen, bei der Classis dürfte ein Census ja nicht weiter schlimm sein der Großteil der einfachen Soldaten besteht doch sicherlich nach wie vor aus Perigrinii oder?"

Das der Mann mir einen "Raum" gab irritierte mich allerdings etwas, immerhin war ich Tribun und dementsprechend stand mir eigentlich ein Haus zu, aber vielleicht ging es dabei ja auch immernoch um das Officium ...

Diese aufmüpfige Art würde ihm schon noch vergehen, wenn er erstmal paar Monate auf dem Meer gedient hatte. Nichts außer brackigem Wasser und versalzenen Fisches mehr kannte. Herius ließ das Ganze ziemlich gelassen. Wenn ein einfacher Schreibervorsteher schon zum Tribun ernannt wurde, mußte er besonders tief in einem wichtigen Hintern stecken oder Monatelang die Seife aufgehoben haben. Das verlangte noch lange nicht danach, das hier alle bei Fuß standen, weil der ach so bedeutende Pompeius ins Lager einzog. Solche Günstlinge hatten es eher viel schwerer bei ihm, da sie scheinbar selbst nicht dazu in der Lage waren durch eigene Taten aufzufallen und somit aufzusteigen. "Deine Worte zeigen mir erneut, das du sehr wenig über die Classis weißt. Wenn diese Arbeit in wenigen Sanduhrzyklen erledigt werden könnte, glaubst du nicht, dann wäre sie bereits getan?" Er kramte erneut auf seinem Tisch herum, aber fand nicht was er suchte. Daher stand Herius auf und trat an ein Regal heran, das ihm als nächst möglicher Lagerort in den Sinn kam. Erneut raschelten einige Pergamente, dann zog er einige Blätter hervor und reichte sie dem Pompeius. "Zur Information..." Dann setzte er sich wieder hinter seinen Tisch und verschränkte die Hände. Er wüßte nicht, warum die Classis Misenensis über allerlei Belanglosigkeiten mit dem schwerfälligen Apperat in Rom kommunizieren müßte. Es war nichts ungewöhnliches, das eine Mission dazu führte, das ein Kommandeur für einige Zeit das Heft an andere Offiziere übergab. Die Classis Misenensis verfügte über eine ganze Reihe von Stützpunkten im westlichen Mare Internum Raum. Doch das konnte der neue Tribun ja jetzt lernen. Die nötigen Aufzeichnungen hatte er ihm gerade ausgehändigt. "Die Unteroffiziere Lucius und Publius können dir zuarbeiten. Sie sitzen ja gleich neben Dir." Und Herius konnte während seinen Gängen durch das Vorzimmer ein Auge auf den Neuling werfen. Besser so als sofortigst eine andere Schreibstube freizuräumen und einzurichten. Etwas Überwachung des Pompeius Imperiosus konnte sicherlich gut tun. Ein komisches Gefühl beschlich nämlich den Tribun, analysierte dieser die immer wiederkehrenden Versuche des Neulings auf die Person des Praefectus Classis Decimus Magnus zurrück zu kommen.

Die "Informationen" bekamen einen kurzen Blick dann legte ich sie zur Seite, was glaubte der Mann was ich die letzten Jahre gemacht hatte, dumm rumgesessen? Ich hatte schon an etlichen solchen Projekten mitgearbeitet und erst vor einigen Monaten selbst eine Art Census auf eigene Rechnung durchgeführt, nur das dieser sich halt auf die militärischen Einheiten beschränkt hatte. Dem zur Folge musste ich also nur meine bisherigen Daten auf Abweichungen überprüfen was nicht allzu schwer werden sollte für jemanden mit meinen Fähigkeiten ...

"Wie du meinst Hadrianus, ich werde mich also beeilen! Gibt es ein zentrales Archiv oder werden die Akten der Offiziere extra aufbewart?"

Als mir zwei der Vorzimmer Optios zugewiesen wurden, hatte ich den Braten schon gerochen, aber zumindest bei dieser Aufgabe konnte der Hadrianer vergessen das er mir Fehler unterschieben konnte, denn zumindest jetzt noch befand ich mich auf meinem Terrain ... wenngleich sich das sicher schon bald ändern konnte ...

"Danke, das wird sicher etwas Zeit sparen! ... Gibt es sonst noch Aufgaben?"

Gut das er keine Gedanken lesen konnte, Subdolus hätte unweigerlich nicken müssen. Für ihn war die Bürokratie ein überdimensioniertes Gebilde mit vielen Köpfen die aneinander vorbei agierten, sich gegenseitig behinderten und vieles doppelt machten, weil der Eine einfach nicht wußte was der Andere tut. Gleichwohl eine Hydra. Liquidierte man ein Strang wuchsen zwei Neue nach. "Ein Archiv für alle Stützpunkte und Dienstgrade. Doch auf mehr als einhundert tausend personifizierte Pergamente solltest du nicht stoßen, das ist so ungefähr die Zahl derer, die der Classis Romana zugeordnet sind." Und etwas Staub höchstwahrscheinlich, aber das würde der ehemalige Schreiberling kennen, auch Roms Archive waren nicht Staubfrei. "Vorerst nicht, aber ich möchte dich schonmal darauf vorbereiten, das dich demnächst eine praktischere Aufgabe erwartet." Ja so konnte man es gedämpft umschreiben. "Dein Eintreffen war überraschend, ein Glücksfall jedoch auch, denn uns fehlte bis eben ein Tribun, der die militärischen Aufgaben an Bord der Flora, einer Liburne koordinieren kann, läuft sie mit ihrem Auftrag demnächst aus. Bis eben hätte ich noch selbst fahren müssen..." Er lächelte süfisant.

Ich zuckte mit den Schultern, weder einhunderttausend Pergamente noch die bevorstehende Aufgabe konnten mich aus der Fassung bringen, wobei ich natürlich nicht die geringste Ahnung hatte warum er nun ausgerechnet die Flora mir zugewiesen hatte ...

"In Ordnung, ich nehme an es wird dann nochmal eine entsprechende Einsatzbesprechung geben ... oder liegen bereits alle Informationen vor?"

Ein wenig skeptisch war ich nun schon, sicher hatte mir der Hadrianer diese Aufgabe nur zugewiesen weil sie ihm nicht gefiel, immerhin zweifelte er ja an meiner Kommandofähigkeit d awar eine solche Aufgabe natürlich sehr verdächtig, aber das sollte mich nicht stören, ich hatte bisher noch jede Aufgabe erfüllt und daran würde ich festhalten ... schleißlich war Verlässlichkeit der Grund weshalb ich diesen Posten bekommen hatte ...

"Das wird es. Doch alles zu seiner Zeit noch liegt das Schiff im Hafen und wird überholt. Also kein Grund zur Eile oder sagen wir besser. Du hast noch etwas Zeit die jetzige Aufgabe zu Roms Zufriedenheit ausführlich zu erfüllen." Für den Harianus war das Gespräch damit vorerst beendet. Man sah sich aber sowieso mehrmals täglich, denn er wollte ganz sicher nicht seine Gewohnheit ändern die Tür zu nutzen, verließ er sein Officium.

Oh ich war mir sicher das Rom mit mir zufrieden sein würde immerhin waren alle wichtigen Personen die an diesem Census mitarbeiteten entweder mit mir befreundet oder aber mein Patron ...

"Gut, dann mache ich mich gleich auf den Weg zum Praetorium und beginne dann Morgen mit der Arbeit! Wann glaubst du kann ich Morgen den Praefectus sprechen?"

Schließlich musste ich mich irgendwann auch mal bei meinem eigentlichen Vorgesetzten melden, damit ich schnellstmöglich aus der Reichweite dieses "Gestrandeten" verschwand, zumal ich natürlich auch wissen musste wie der Mann aussah dem ich fortan auf die Finger sehen sollte ...

Einen Moment dachte Herius er hätte sich nicht klar genug ausgedrückt. Dann aber schob er den Versuch des Neuen erneut in die Rubrik zwanghafte Versuchung ab und begann ruhig und ohne Gesichtsregung zu sagen: "Morgen? Garnicht. Bis auf weiteres wirst du von mir mit Aufgaben bedient." Und mit einem Hauch Sarkasmus folgte noch: "So sehr dir das missfällt, so grundsätzlich ist die Tatsache, das der Praefectus vorerst ein Schatten auf dem Blatt Papier für dich bleibt. Bei einem reichlichen Dutzend Stützpunkten in ganz Italien ist das aber auch verständlich nicht wahr?!"

Nicht wirklich ... hätte ich am liebsten geantwortet, aber ich hatte ja schon zuvor erkannt das meine Autorität dem Hadrianer gelinde gesagt am Arsch vorbei ging. Also beschränkte ich mich auf ein Schulterzucken und beschloss einfach gegen Ende der Woche einen weiteren Versuch zu unternehmen und ansonsten eben über die Abwesenheit des Mannes zu berichten, schließlich war das ja eigentlich der hauptsächliche Grund für meine Anwesenheit hier ...

"Also gut wie du meinst, dann bitte ihn doch bitte, sofern du ihn siehst oder ihm berichtest das ich ihn gern sprechen würde und das ich deshalb gern einen Termin bei ihm hätte! Der Praefectus Urbi hat mir eine Nachricht für ihn mitgegeben und die muss ich auch überbringen, da man sicher schon bald Antwort von mir erwarten wird!"

Ich ging nicht davon aus das der Mann das berücksichtigen würde aber so hatte ich ihn zumindest vor den Folgen gewarnt ...

Subdolus hatte nicht vor aus dem Nähkästchen zu plaudern. Daher unternahm er einen weiteren Versuch dem frischen Tribun die Weitläufigkeit der Classis Misenensis nahe zu legen. "Dein Eintreffen wurde nicht vorgemeldet. Die Classis hat Stützpunkte am gesamten westlichen Uferstreifen Italias. Von Luna im Norden über Portus Pisanus, Ostia, Antium, Misenum, Salernum bis schließlich am Zipfel der Hafen Rhegium. Der Praefectus Classis hat sich um all diese Lager zu kümmern, kannst du es da nicht verstehen, das er derzeit verhindert ist?" Unter Militärs im Externus Romanum war es durchaus üblich, das Stellvertreter die Amtsgeschäfte übernahmen, wurde dies notwendig. Dabei war es völlig egal aus welchem Zusammenhang heraus die Vertretung begründet wurde. Subdolus sah auch keinen Sinn darin in dieser Situation sein Wissen breitzutratschen, wie es die Weiber am örtlichen Brunnen taten. Noch dazu er diesen Mann weder kannte, noch schätzte. Für ihn war der Pompeius ein Speichellecker und er hasste diese Typen ganz besonders. Noch wußte er auch nicht wie er mit solch einem Egomenschen zusammenarbeiten sollte. Es half wirklich nur eine Abschiebung. Er nahm sich vor diese nicht zu lange warten zu lassen. "Wenn die Nachricht dringend ist, kann ich auch einen Boten dem Praefectus schicken, der sie überbringt" sagte er abschließend gleichgültig.