Die Wiese vor dem Castellum

  • Der Legat, wichtigster Mann der Provinz, genoss eine ganze Breite gewisser Privilegien. Die Privilegien, die den Cursus Publicus betrafen, gipfelten vor allem darin, dass man dem Legaten seine Post hinterhertrug. Schließlich war der Legat dauernd unterwegs, um irgendwo Recht zu sprechen und für die Einhaltung der römischen Gesetze zu sorgen.
    So kam dann auch ein Bote eben jenes Cursus Publicus vor das Castellums gallopiert, wo die Entourage des Legaten campierte.


    "Tach, Post!!!", rief der Bote laut über den Acker, um sich die Aufmerksamkeit einiger Soldaten zu sichern, "Wo finde ich den Magister Officiorum? Ich habe Post für den Legaten!"

  • Dragonum sah den Mann kommen er hatte sogar sein Pferd dabei, erstklassig dann konnten sie ja sofort aufbrechen ...


    "Ah, gut dann wollen wir doch gleich mal unsere erste kleine Reise antreten!"


    Daraufhin machte der Noch-Tribun kehrt und hielt zielstrebig auf das Tor zu, unterwegs wurde einem Eques noch aufgetragen ein Pferd zu organisieren welches Dragonum dann an der Porta bestieg ...


    "Also los, auf nach Mogontiacum, ich könnte wetten das die Eques sich freuen werden endlich aus diesem Loch von Kerker entlassen zu werden!"

  • Zitat

    "Tach, Post!!!", rief der Bote laut über den Acker, um sich die Aufmerksamkeit einiger Soldaten zu sichern, "Wo finde ich den Magister Officiorum? Ich habe Post für den Legaten!"


    Ich ging zu dem Boten hin und sagte: "Salve, ich bin der Scriba Provincialis. Mein Name ist Valgiso. Der Magister ist bei einer Besprechung im Castellum. Wenn du einverstanden bist, bringe ich die Post hinein, dann brauchst du nicht zu warten, bis der Magister herauskommt".


    Ich war etwas überrascht. Da machte doch der Cursus Publicus von sich aus genau das, was mir vorhin eingefallen war. Eine gute Idee ist eben nur dann eine gute Idee, wenn sie nicht zu spät kommt ...

  • "Aye.", rief der Bote aus, stieg von seinem Pferd und kramte in dem großen aus Binsen und Leder geflochtenen Rolle herum, in der die Schriftrollen in Leder eingewickelt per Pferd transportiert wurden, reichte dem Scriba die Schriftrolle, nachdem er sich die Identität des Mannes hatte bestätigen lassen, und fragte weiterhin: "Heute ist es nur einer, aber ich bin sicher, übermorgen kommt wieder mehr. Aber da du gerade hier bist, was ist die nächste Station, und wann werdet ihr sie erreichen?"



    Ad:
    Legatus Augusti Pro Praetore
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Regia Legati
    Mogontiacum | Germania


    Privat


    Mein Patron,


    wieder einmal schreibe ich dir aus herzlich unkonkretem Grund. Ich gebe mir größte Mühe, die Verhältnisse hier in Rom, vor allem die politischen, zu durchblicken, aber irgendwie beißt sich die Realität stark mit dem, was ich vorher in anderen Aufzeichnungen gelesen habe. Ich habe mich mittlerweile mit der Stadt vertraut gemacht, allerdings birgt sie immer neue Herausforderungen für mich. Ich habe mittlerweile die Bekanntschaft einiges Menschen gemacht, so zum Beispiel einen Quintus Claudius Lepidus, Sohn des Claudius Constantinus, Iullus Quintilius Sermo, Sohn des Quintilius Drusus, und einiger anderer gemacht. Wobei, da fällt mir ein: eine Caecilia Calena, die ich kennengelernt habe, meinte ihr Cousin sei mit dem Kaiser bekannt. Vielleicht sagt dir der Name etwas.
    Deine anderen Klienten habe ich auch besucht, wobei ich an Tiberius Durus noch nicht herangekommen bin, der ja gerade erst zum Consul gewählt wurde. Da Claudius Lepidus allerdings sein Klient ist, werde ich es über diesen Weg versuchen.


    So unkonkret ist mein Anliegen allerdings dann doch wieder nicht, denn ich bitte dich um deinen Rat.
    Überall, wo ich Leute kennenlerne, und die Gespräche ins politische driften kommt die Sprache irgendwann auf den Praefectus Urbi, mit Namen Potitus Vescularius Salinator. Die Elite hier in Rom ist sich anscheinend einig, was die Gefährlichkeit dieses Mannes angeht. Aber irgendwie unternimmt niemand etwas gegen ihn. Man sagte mir, er müsse erst gegen geltendes Recht verstoßen, bevor man ihn loswerden könnte, und dass der Kaiser ihn schützt. Aber das will mir nicht einleuchten, immerhin hat man in der Vergangenheit hochrangige Mitglieder der Elite für weniger ausgeschaltet, und der Kaiser ist anscheinend so schwach, dass niemand wirklich an die Tatkraft seines Regierungsgeschäfts glaubt. Meiner Meinung nach sind das beste Grundlagen, um eine unbequeme Person loszuwerden. Das sehen andere nicht so, und genau hier ist mein Problem: wieso nicht?



    Ich hoffe auf deine Antwort, so dass sie etwas mehr Licht in dieses meine Dunkel bringt.


    Grüß mir deine Frau.


    Vala bene,


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    _________________________________________________________
    Titus Duccius Vala
    Scriba Personalis Tib. Prudentius Balbus
    Casa Prudentia | Collis Quirinalis | Roma | Italia
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  • Zitat

    "Heute ist es nur einer, aber ich bin sicher, übermorgen kommt wieder mehr. Aber da du gerade hier bist, was ist die nächste Station, und wann werdet ihr sie erreichen?"


    "Danke für die Post. Der Legatus wird morgen weiterreisen und in Bonna kurz Station machen, dann geht's weiter in die CCAA zur Legio IX Hispana. Ich denke, er wird dort übernachten. Übermorgen will er nach Durocortorum in die Belgica. Wenn du übermorgen Post bringen willst, wird es etwas knapp, denn von Mogontiacum nach Agrippina sind es 105 Meilen. Überleg es dir, ob es nicht besser ist, gleich nach Durocortorum zu reiten, aber ich vermute mal, dass ihr vom Cursus Publicus besser Bescheid wisst, wie ihr das organisiert".


    Ich überlegte mir, ob ich ihm noch sagen sollte, dass hohe Würdenträger gelegentlich die pathologische Neigung zeigen, Reisepläne umzuschmeißen. Aber ich sagte mir, wenn der Kerl sich nicht an seinen Reiseplan hält, dann riskiert er eben, dass seine Post über Thule, Rigomagus, Londinum und Icorigium hinter ihm herhecheln muss und dann halt später als gewünscht ankommt. Außerdem würde diese Information dem Boten sowieso kaum weiterhelfen.


    Ich sagte noch: "Vale, bis bald!"


    Jetzt musste ich bloß noch den Magister Officiorum finden. Der war vorhin über die Wiese gehuscht und dann im Castellum verschwunden.

  • Und der Magister Officiorum war auch auffindbar. Denn er hatte den Statthalter in der Unterredung mit dem Decurio vorgefunden und wollte nicht wegen der Post unterbrechen. So war er unverrichteter Dinge zurückgekommen und entdeckte einen Reiter des Cursus Publicus. "Salve. Schon wieder Post?" Ein fragender Blick an Valgiso und den Postboten, dann entdeckte er das Schreiben in Valgisos Hand und stellte fest, dass seine Frage damit beantwortet war. "Nun gut, der Legat wird wohl noch einige Zeit dort drinnen verbringen. Warten wir einfach noch etwas, ich werde mich gleich wieder zu ihm gesellen."

  • Zitat

    "Salve. Schon wieder Post?"


    Ich gab Marsus das Schreiben, "Es ist private Post an den Legatus. Ich glaube, das war's für heute. Neue Post gibt's erst übermorgen. Und wir brauchen keine Anweisung nach Mogotiacum schicken, um den Transport der militärischen und zivilen Post zusammenzufassen. Der Cursus Publicus ist - dank einer Eingebung der Götter - auch schon drauf gekommen".


    Ich schaute nach oben. Ich hatte Kraniche gehört und dann sah ich sie auch gegen den dunkler werdenden Himmel. Ich sagte zu Marsus, "Siehst du die Kraniche? Mit ihrem Geschrei verkünden sie, dass die Jahreszeit für Kriege und für die Landarbeit vorbei ist. Wenigstens sagt man das so bei uns zuhause. Es ist nicht mehr lange hin bis zum Winter".

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    Decurio Turma Prima Leg II. Ariaeus Dexius Lucius


    Es rumorte ein wenig in der Turma. Lucius schlenderte durch das Lager und hörte hier und dort zu. Ocellus fehlte ihm,...Primus fehlte ihm...ja sogar der kleine Lupus fehlte ihm. Er sah in den sternenklaren Himmel und dachte an vergangene Zeiten.
    Er mußte lächeln als er Primus kennengelernt hatte. Ein junger vor Energie sprühender Mann voller Ideale und Mut. Eigentlich die ideale Voraussetzung um Karriere zu machen.
    Eigenschaften die auch er sein Eigen nannte. Doch wenn er ehrlich war vollzog er seine Karriere im Sog von Primus. Genauso Ocellus...
    Doch da war kein Neid oder Mißgunst,...er hatte nie solche Freunde besessen wie Primus und Ocellus und er wußte, daß er einmal wegen einen von ihnen sterben würde. Tief atmete er die Nachtluft ein.
    Ja,...wenn es soweit wäre würde er sein Leben bereitwillig für die beiden hergeben...so wie sie für ihn.


    Aegypthus,...Praefectus Legionis...Dragonum...wer...ich denke...also wenn ihr meine Meinung hören wollt...der Cousain des Decurio Ala....jaaa...hab´ich vorhin...


    Die Kerle redeten sich wieder heiß,...sollten sie doch. Hmm...

  • Valgiso bekam ein Nicken zur Antwort. "Gut, beim Cursus Publicus scheinen einige Leute ja eigenständig denken zu können," scherzte er und dachte dabei auch an seinen Vetter Lando, der definitiv nicht unbeteiligt am reibungslosen Postverkehr in der Provinz war.
    Er folgte dem Blick seines Scribas zum Himmel und betrachtete ebenfalls das Vogelvieh, das dort oben vorbeizog. "Nein, bis zum Winter ist's wahrlich nicht mehr lange hin. Der Morgen ist bereits sehr kühl und die Tage werden unerbittlich kürzer. Ich rechne in wenigen Wochen bereits mit dem ersten Schnee." Ob er sich nun darüber freute oder nicht, das lies er offen. Besonders die Aussicht auf Krankheit und Unfälle auf glatten Straßen ließ Witjon oft genug in besorgte Gedanken abschweifen. Doch jetzt gerade war ihm nicht nach Sorgen zumute. So wandte er sich von den Kranichen ab und fragte Valgiso statt dessen: "Entschuldige, aber wo war das noch gleich, wo du herkommst?"

  • Zitat

    "Entschuldige, aber wo war das noch gleich, wo du herkommst?"


    Meine Herkunft? Das war etwas kompliziert. Ich wusste, dass die Duccier, obwohl sie eigentlich schon ausgesprochen 'romanisiert' waren, doch die Erinnerung an ihre germanische Herkunft mit einer - für manche Römer - unverständlichen Hingabe pflegten. Ich kam zwar aus der Germania Libera, aber ...


    Ich begann mit dem Einfachsten, der Geographie, "Ich komme aus dem Land der Sugambrer. Wir lebten an der Siga, etwa eine halbe Tagesreise gegen Morgen von Bonna. Das ist Grenzland. Die Römer haben ursprünglich alle Germanen aus dieser Gegend verjagt oder nach 'drüben' umgesiedelt. Mittlerweile haben sich aber wieder Sugambrer genau dort angesiedelt mit Duldung des römischen Militärs, solange man nicht auf dumme Ideen kommt. Die Alten haben uns verhöhnt, weil wir vor den Römern kuschten, wie sie sagten. Aber es ist lukrativ, da zu leben und die Vorteile des 'kleinen Grenzverkehrs' zu nutzen, verstehst du? Und diese alten sugambrischen Spötter süffelten dann auch ohne Gewissensbisse auch den römischen Wein, wenn sie ihn in die Finger bekamen. Also ein Land zwischen den Kulturen".


    Jetzt war ich etwas ins Reden gekommen und überlegte, ob ich weitermachen sollte. Aber ich sagte mir, dass er ruhig wissen sollte, wie ich gebaut war, denn schließlich hatten wir ja für eine einigermaßen absehbare Zukunft miteinander zu tun.


    "Glaub jetzt bloß nicht, dass du mich in die Schublade 'Germane, Sugambrer' einordnen kannst. Meine halbe Verwandtschaft besteht aus Galliern. Mein Onkel Muffo behauptet regelmäßig, wenn er besoffen ist, er sei ein direkter Nachkomme von Ambiorix, worauf meine Tante Mella gleich bemerkt, dass man da wohl dem armen Ambiorix ein Kuckucksei ins Nest gelegt haben müsste. An dem ganzen Durcheinander ist aber Iulius Caesar schuld. Der hat gesagt, dass alle, die jenseits des Rhenus siedeln, Germanen sind und die anderen Gallier. Hihi, jetzt kann ich wenigstens meine Verwandschaft nach Galliern und Germanen sortieren. ist doch was, oder?"

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