ZitatOriginal von Manius Flavius Gracchus
Der Gedanke an seinen Vetter ließ ein unscheinbares Schmunzeln auf Gracchus' Antlitz entstehen, denn obgleich diese Spiele Aristides auch hätten begeistern können, so vergnügte er sich in Baiae doch unbezweifelt in gleich, allfällig gar noch gefälligerer Art und Weise. Manches mal misste er ihn schmerzlich in Rom und war versucht, ihn drängend zu bitten, wieder in die Hauptstadt zuzukehren, gleichsam indes wusste er, dass es seinem Vetter dort besser ging, wo er war, und dass die Hauptstadt ihn nur würde bedrücken - in jenem Ausmaß, wie ihn selbst die Ferne davon. Aurelius' Erwähnung der schnellen Richtungswechsel und überhängenden Schiffe ließ gleichwohl jegliches Anzeichen wohlgefälliger Erinnerung aus seiner Miene weichen, unmerklich erschauernd seine Aufmerksamkeit zu den Schiffen hinab lenkend, auf welchen er nicht einmal wollte sich vorstellen, selbst zugegen zu sein, da bereits der Gedanke daran ein gewisses Maß an Übelkeit durch seinen Leib trieb.
"Obglei'h ich nicht dich zu Na'hlässigkeit möchte anhalten, so gab es doch kaum einen Aedil, über dessen Spiele sich überhaupt jemals das Volk im Na'hhinein hätte verlästert, wiewohl auch bei den nachfolgenden Wahlen zur Praetur die ludi eines Mannes selten als Kriterium über dessen Eignung gelten - zumindest ni'ht im Zuge der Senatsdis..kussionen."
Selbst Männern, welche keinerlei Spiele hatten während ihres Aedilates ausgerichtet, wurde dies kaum zu Lasten gelegt, und obgleich Gracchus nicht sich dessen konnte versichert sein, dass bei den Wahlen dies nicht doch ausschlaggebend war, so hielt er es für überaus unwahrscheinlich, schlussendlich war das Leben in Rom selbst für die untersten Schichten dieserzeit nicht derartig schlecht, dass es stetig bei Laune musste gehalten werden, um über allgegenwärtige Missstände hinweg zu täuschen.
"Unter diesem Gesichtspunkt, dass ein sol'hes Schauspiel überaus detaillierte Planung und Koordination fordert, ist es wahrhaft eine herausragende Leistung."
Die Geschehnisse auf dem Wasser waren mittlerweile sehr übersichtlich und neigten sich unübersehbar dem Ende entgegen. Nun gaben die letzten kämpfenden Antonier auf, anscheinend hatten sie keine Lust, ihr Blut auf diesen Planken zu vergießen. Wimpel wurden gehißt und zeigten den klaren Sieg der Augustianer. Ursus warf einen Blick auf den Sohn seines Gesprächspartners. Der Junge war wie gebannt gewesen. Wie würde er jetzt am Ende reagieren?
Die weisen Worte des Flaviers quittierte Ursus mit einem Nicken. "Damit magst Du Recht haben. Und doch: Je häufiger ein Name im Zusammenhang mit positiven Ereignissen fällt, umso besser prägt er sich ein. Und mir wurde schon hier und da Kritik zugetragen, daß mein Onkel Corvinus während seines Aedilats nichts dergleichen veranstaltet hat. Dabei hätte er das, wäre er nicht so schwer krank geworden. Also ganz unsinnig scheint es nicht zu sein, sich über gute Spiele Gedanken zu machen. Wobei den anderen Aufgaben eines Aedils mit Sicherheit mehr Wichtigkeit zukommt. Nur prestigeträchtig sind diese nicht." Er zuckte mit den Schultern und lächelte. Ein guter Aedil war jener, der alles gleichermaßen gut im Griff hatte.