Atrium | A.F.P. et C. Aelius Archias

  • Caius sah auf und grinste schief.
    »Danke für die Blumen«, meinte er.
    »Tja... Zur Abwechslung mal was Unübliches. Ich erzähl dir mal was. Du darfst mich aber nicht unterbrechen, klar?« Caius sah seinen Freund prüfend an und legte dann los.


    »Also, pass auf. Angenommen, Gaius ist zufrieden verlobt, Gaia lässt ihn aber nicht ran. Und dann kommt es irgendwann zufällig zu einem Zufall mit Gallina, der sich...sagen wir, öfters wiederholt. Und Gallina und Gaius verstehen sich wirklich gut. Dann wird Gaius mit Gaia zu einer Hochzeit bei Gaias Patron eingeladen und sieht Gallina da mit einem Gallinus aufkreuzen. Das passt ihm gar nicht. Er merkt, dass er eifersüchtig ist, und das verwirrt ihn total, immerhin ist er ja mit Gaia verlobt«, erzählte Caius Piso mit leiernder Stimme und betrachtete dabei ein Bein seiner Liege.


    »Und dann macht Gaius etwas seltendämliches, er bittet nämlich Gallinus zu einem Vieraugengespräch, droht ihm und kippt ihm dann eine Schüssel Nachtisch über... Du kannst dir denken, dass Gallinus alles andere als begeistert ist. Und Gallina und Gaia erst. Gaia rennt gleich wutschnaubend davon, und Gallina ist wie versteinert. Gaius läuft Gaia hinterher und sie haben den Streit des Jahrhundets... Und nun weiß Gaius einfach nicht, was er machen soll«, schloss Caius und sah Piso dann wieder an.
    »Was würdest du Gaius raten, wenn er dich um einen Rat unter Freunden bittet?«

  • Piso neigte nur huldvoll den Kopf auf Archis „Dank“ auf sein Kompliment hin.
    „Zur Abwechslung?“, wunderte er sich. „Aber gut, schieß los.“
    Piso hörte zu, und zwar aufmerksam. Er folgte der Geschichte gut. Eine echten Reim konnte er sich nicht daraus machen. Was hatte Archi bloß vor? Oder halt... könnte Gaius gar in Wirklichkeit Caius sein? Dann war das mehr als nur bedenklich. Doch Piso beschloss erst einmal nicht, unangenehm nachzuhacken, er wusste, dass Archi das nicht schätzen würde.
    „Hmm...“, versuchte Piso Zeit zu gewinnen, „hmm.“ Das war eine der merkwürdigeren Fragen, die er erhalten hatte in seinem Leben, und er hatte schon viele erhalten – schließlich hatte er ja lange in der Privatanfragenabteilung der Kanzlei gearbeitet.
    „Also... Gaius ist in einer üblen Lage. Ähm... wurde in deinem, rein hypothetischen, Beispiel Cai... äh, Gaius bedroht von Gallinus? Vermutlich eh nicht...“ Er griff sich mit seiner Hand an die Schläfen und dachte nach. „Ähm, und dieser Patron, hat der das gesehen? Vermutlich ja!“, beantwortete er seine Frage selber.
    „Ich würde Gaius raten, wenn er so unglücklich ist mit Gaia, sie sein zu lassen und stattdessen zu Gallina zu gehen!“, verlautbarte er schließlich nach einigem an Nachdenken. „Dann muss er sich nicht mehr Sorgen machen über Gaia und ihren Patron, kann seine Liebe zu Gallina ausleben, und Gallinus wäre ausgebootet, wenn Gallina sich auch wirklich Cai... äh, Gaius zuwendet.“
    Er nahm die Hand weg von seinem Kopf und blickte Archias an. „Jetzt lass mich raten – so eine Antwort wolltest du nicht wirklich hören. Nicht wahr?“

  • »Gallinus hat Gaius nicht bedroht. Aber er hat ihm zu verstehen gegeben, dass Gallina die leidtragende sein wird für die Nachtischsache«, flüsterte Caius, der so gar nicht zu Scherzen aufgelegt war gerade. Caius starrte Piso an. Wie er das sagte, klang es so einfach! Anhand der Versprecher merkte Caius natürlich, dass Piso sich seinen Teil gedacht hatte. Er hätte es ihm ja sowieso erzählt, nur war ihm die Geschichte als Kurzabriss einfacher erschienen. Caius raufte sich einhändig das Haar und seufzte.


    »Mensch Pi, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich komm mit sowas nicht zurecht, das ist wie... Ach, keine Ahnung.« Er runzelte angestrengt die Stirn.
    »Und du meinst wirklich, Gaius sollte zu Gallina gehen?« fragte er zweifelnd und sah seinen besten Freund treuherzig an.
    »Das Blöde ist ja, dass Gaia einen ziemlich einflussreichen Patron hat. Und der auf dem Fest nicht der einzige war...weil halb Rom eingeladen war und jeder die Sache mit dem Nachtisch gesehen hat...« sagte Caius leise und war weiß wie die sprichwörtliche Wand.

  • „Echt? Ach du Kacke...“, flüsterte Piso, dem wohl bewusst war mittlerweile, dass das Ganze absolut real war. Jetzt verwendete er auch noch ich statt Gaius, also war die Sache klar. „Wenn der aber wirklich gedroht hat, kannst du ja eine Denunziation abgeben. Gleich bei mir, dafür bin ich da. Ich meine, während meiner Amtszeit.“ Er kratzte sich am Kopf, und blickte dann seinen Kumpel an.
    „Also gut. Archi, du weißt, du kannst mir vertrauen. Du kannst Klartext mit mir reden.“, versicherte er ihm. „Also. Gaius stimmt, bis auf das C statt dem G. Gaia heißt Seiana. Und der Patron, das ist... ach du Keks, Senator Aurelius Corvinus.“ Er schwieg kurz. „Ich meine, ich meine, ich könnte mit ihm reden, wenn es hart auf hart kommt, meine Nichte ist mit ihm verheiratet, und ich glaube, er steht mir nicht ganz so negativ gegenüber... ich meine, er hat mir zum Septemvirat verholfen, und er hat mich bei den Wahlen unterstützt! Ich muss eh bald zu ihm, Bücher verbrennen.“ Er stockte. „Wenn du willst, natürlich.“ Es würde ihm immerhin eine weitere Ausrede geben, um zu den Aureliern zu gehen... und, ach, diesen wundervollen aurelischen Schnuckel vielleicht wieder zu sehen... Er erfing sich wieder. „Nur, wer ist Gallina und Gallinus? Kenne ich die?“ Er blinzelte kurz und blickte Archi dann scheel an. „Kann es sein, dass Gallina Axilla ist? Hmm?“ In diesem Fall wäre das wieder was anderes.

  • Eine Denu...was? Caius sah Piso nur verständnislos an. Er musste wohl eine Art Anzeige meinen. Piso fing einen zweifelnden Blick.
    »Das lass ich besser«, bemerkte er.


    Daraufhin tat Piso seine Überlegungen dazu kund. Caius ging es allein deswegen schon ein bisschen besser. Piso war eben ein echter Freund und Caius war froh, dass er ihn hatte. Er seufzte, als Piso bei dem Aurelier angelangt war und sich dann über ihn ausließ. Er hatte keine Ahnung, welcher jetzt wer war, und Seianas Patron hatte er auch nur von weitem kurz gesehen. Zu einer Vorstellung war es gar nicht mehr gekommen. Pisos Angebot tat Caius erstmal nur mit einem entmutigten Schulterzucken ab. Das war ein klarer Fall für Falerner. Und zwar für richtig guten. Er sehnte sich den aelianischen Weinkeller herbei. Da hatte er noch den ein oder anderen guten Tropfen liegen.


    Als Piso Axillas Namen erwähnte, sah Caius überrascht auf. Hatte Piso so gut aufgepasst oder war die ganze Sache etwa wirklich so offensichtlich gewesen? Nur wegen der Pompeierfeier... Aber es half nichts. Caius klatschte sich eine Hand ins Gesicht und seufzte tief.
    »Ja, Axilla. Und ein Duccier. Duccius Vala. Mit dem war sie auf dieser bescheuerten Hochzeit, und der hat die Grütze abgekriegt«, stöhnte Caius.

  • Piso zuckte die Achseln. „Ist vielleicht auf besser, wenn ich es mir so überlege. Du kriegst nur einen auf den Deckel, wenn das rauskommt.“ Also vielleicht doch ganz gut, wenn Archi diesen einen Ratschlag in den Wind schlug.
    Pisos Überlegungen wurden mit einem Schweigen quittiert, was Piso genauso viel sagte, als ob Archi mit einem Ja und einem Kopfnicken geantwortet hätte. Sein Geschwafel über Seianas Patron überforderte den Guten sichtlich, sodass Piso den Aurelius einmal Aurelius sein ließ.
    In genau diesem Moment kam der Wein daher, wie bestellt. Demostratos, der Weinschenk der Flavier, hatte offenbar die Stimmung erkannt und folgerichtig einen falerner gebracht. Ja, manchesmal schien es so, als ob der Grieche die Wünsche seiner Herren lesen konnte, und zwar noch besser als diese selber.
    Der Wein wurde ausgeschenkt, und Archi schien verzweifelt. „Also Axilla.“ Pisos Gesicht versteinerte sich. Ja, es war offensichtlich gewesen, bei der Feier im Hause Pompeia. Doch jetzt hatte er die Gewissheit. „Axilla also... du hast etwas mit Axilla... du hast was mit ihr... Scheiße, Scheiße...“ Er fuhr sich abermals mit der Hand ins Gesicht, und strubbelte sich durch seine Haare. Also parallel verlobt und verliebt, mit zwei verschiedenen Frauen. Eine unhaltbare Situation. Das mit dem Duccier überhörte er halb, den Namen bekam er mit, doch zuordnen konnte er ihn nicht.
    Eine, die er auflösen konnte, indem er sagte, was er sagen musste.
    „Ähm, gut. Ich wollte das nicht sagen, aber ich glaube, wenn das so ist, solltest du es wissen. Wegen... hmm... echt, ich wollte es verheimlichen, nicht meinetwegen, ihretwegen, aber du hast sie eh schon entjungfernt.“ Er begann, nervös an seinem Weinbecher herumzufummeln, statt ihn in die Hand zu nehmen und daraus zu trinken. „Willst du es hören? Es wird dir nicht gefallen.“ Vielleicht hätte Piso jetzt wirklich die Klappe halten sollen, doch er war von irgendwelchen verkorksten Prinzipien geleitet, entschlossen, dass unter diesen Umständen sein Freund das Recht hatte, es zu erfahren.

  • Mit Deckeln hatte Caius schon genug herumhantiert, damit kannte er sich bestens aus inzwischen. Besonders mit Deckeln, die erst auf einen Topf zu passen schienen und dann doch klapperten. Caius seufzte wieder. Er achtete auch gar nicht so genau auf Piso und seine Miene, er hatte ja auch genug mit sich selber zu tun. Und mit dem Wein. Der war übrigens schneller alle als der Sklave gucken konnte, und jetzt achtete Caius auch auf Piso, der Axillas Namen einige Male wiederholte und sich dabei irgendwie seltsam verhielt. Wieso war das scheiße? Verwirrt betrachtete Caius Piso.


    »In Alexandrien hat das angefangen. Ich wollte mich eigentlich nur von ihr verabschieden, das war ganz harmlos. Und dann...« Caius zuckte mit den Schultern, knautschte seinen Becher ins Oval und stellte ihn dann auf den Tisch, bevor er ihn kaputt machen konnte.
    »Dann ist sie ja nach Rom gekommen. Da hat sich das dann irgendwie...ergeben, weißt du.«


    Caius sah Piso bedröppelt an und seufzte tief. Wieder mal.
    »Das geht schon eine ganze Weile. Sicher drei Monate. Vielleicht vier. Das macht das alles so schwierig...« Piso wirkte irgendwie nervös, aber Caius bemerkte das nur am Rande. Er runzelte die Stirn und fragte sich, was Piso denn verheimlichen wollte. Und dann sprach er eine Entjungferung an und Caius erstarrte und wurde schlagartig kreidebleich. Sie sprachen von Axilla. Und er wollte sich nicht vorstellen, was Piso sagen wollte. Caius starrte ihn an.
    »Wie?« krächzte er.
    »Nein. Will ich nicht. Sag einfach gar nichts.« Caius schüttelte mechanisch den Kopf.
    »Äh, also, das Angebot mit den Aureliern. Das würd ich gern annehmen. Was willst du machen? Du willst Bücher verbrennen? Klingt super. Ich geb dir auch ein paar von mir mit. Vollkommen unnütz, so Bücher. Was machst du dann damit, wenn du sie verbrannt hast? Schenkst du sie den Aureliern? He, hehe, he, he. Hm. Hmpf.« Caius' Stimme klang wie abgespult. Es war eine sinnlose Aneinanderreihung von Sätzen, um nicht auszuflippen. Er hatte Piso doch gerade erzählt, was er mit dem Duccier gemacht hatte, und der hatte nichts weiter verbrochen als mit Axilla auf einer Feier aufzutauchen. Und wenn Piso jetzt... Nä! Caius hatte keine Ahnung, was er machen würde, wenn der DAS jetzt sagte. Aber es würde wohl mehr weh tun als eine Schale Brei.
    »Sag nichts. Sag einfach nichts«, spulte er weiter ab, und die Linke griff nach dem Becher, den er dem Sklaven ungeduldig wedelnd hinhielt

  • Als Demostratos, der heute wieder mal schneller gewesen war als sein Schatten, der jetzt wohl noch irgendwo im Weinkeller herumzuckelte und sich fragte, wo sein Herr hingekommen war, sich zurückzog, gönnte sich Piso endlich einen Schluck vom Wein. „Achhh!“, enfuhr es ihm, als er ihn absetzte, so gut war der. Dann aber wurde er wieder in die Wirklichkeit geworfen.
    „Alexandria, aha.“ Seine Gedankens chweiften kurz zurück, zu jenem Moment, als er Axilla kennen gelernt hatte. Der dumme Viehhändler hatte sie ja für eine Peregrine gehalten – engstirnig war der gewesen, also nein. Ja, und sie war nach Rom gekommen... mit Imperiosus. Hätte Imperiosus sie nicht zurückgeschippert, wäre das niemals passiert...
    Archi beichtete weiter, und Piso hörte genau zu. 3, 4 Monate. Seine Sache mit Axilla lag vielleicht zweieinhalb Monate zurück. Also eindeutig eine Überschneidung. Und auf die wollte er ansprechen, da schnitt ihm Archi das Wort ab.
    Einen Moment lang blickte Piso Archi konfus an. „Ich...“ Er wollte es nicht wissen. Na gut! Dann war die bequemste Lösung für alle Beteiligten gefunden! Piso würde es garantiert nicht mehr zur Sprache bringen, nein, und jetzt, schnell weg von diesem Thema! Er flüchtete sich also, wie Archi, in die Gehaltslosigkeit.
    „Ja, sicher, das wird sicher ein schönes Feuer werden!“, stimmte er ihm zu und gluckste vor Lachen. „Und ja, ne,neimand braucht Bücher, viel wichtiger ist die Wärme, die entsteht, wenn man Bücher verbrennt, natürlich ein physikalisches Abfallprodukt, aber doch so gut, hehe, Wärme! Ähm...“, schloss er eloquent und blickte Archi wieder an.
    „Ich sag ja nichts.“ Er senkte seinen Blick und schaute in seinen Schoss, als wäre es das erste Mal, dass er seiner Beine ansichtig wurde. „Joah...“ Er räusperte sich. „Joahrrrrrrrrrrr...“ Und kratzte seinen Kopf. „Jarrrrrrrrr, hmm...“ Er blickte sich herum, als ob er nach etwas Ausschau halten wollte, über das man reden konnte.
    „Schönes Wetter heute, nicht wahr?“ Er hüstelte und blickte wieder Archi an. „Aber wieso willst du Seiana verlassen? Sie ist gebildet, nett, schaut gut aus, kommt aus einer guten Familie, ist anständig... und was würde bloß ihr Patron sagen, und die Decimer erst? Und deine Eltern? Sicher hast du sie ihnen schon vorsgestellt!“ Er kannte Archis Eltern von seiner Jugend her. Schließlich hatten sie beide in Ravenna gelebt. Der gute alte Calvaster, dem würde das nicht gefallen, und der lieben Caenis (die er insgeheim „Tantchen“ nannte, weil sie immer so nett zu ihm gewesen war) würde es das Herz brechen. Aetius, sein Vater, bei dem würde Archias gegenüber wohl urplötzlich Respekt erwachsen (er stellte sich das schon vor, „Haha, wechselt der junge Aelier die Frauen wie die Tuniken, beachtlich, hoho!“). „Zurückrudern würde alles hin machen! Und ich meine, es haben schon Heiraten gehalten, da war gar nicht zwischen den Eheleuten... es wird schon funktionieren! Spürst du denn gar nichts mehr für Seiana?“ Dass er sich widersprach, was das anging, was er gerade eben noch vorgeschlagen hatte, merkte er nicht mal selber.

  • Caius kippte den halben Wein direkt runter und seufzte, aber nicht weil der Wein gut war, sondern weil er ein Problem hatte, das eben nicht so leicht zu lösen war. Wenn er auch den Gedanken auch nur ganz knurz zulassen würde, dass Piso und Axilla... Uh nein. Er dachte schnell an was anderes. Die Bücher. Jawoll.


    »Ja. Scheißekalt letztens«, pflichtete er Piso unbeholfen bei und zuckte mit den Schultern. Auf der Suche nach einem Gesprächsthema überlegte er echt fieberhaft, mit was er Piso mal beschäftigend konnte. Dem schien es nicht anders zu gehen. Und eigentlich wollte Caius ja auch wissen, was ihm sein bester Freund riet in Bezug auf den Schlamassel, in dem er steckte. Er lächelte also nur matt, als Piso das Wetter ansprach, und zog dann wieder eine traurige Grimasse.


    »Will ich? Ich weiß nicht, ob ich will, das ist doch das Problem, verdammt!« Hatte Piso nicht zugehört? Caius schnaubte ratlos.
    »Jajaja, ich weiß ja, ich weiß. Aber sollte einem nicht egal sein, was andere denken? Immerhin bin ich das doch, der heiratet. Vielleicht verstehst du das auch nicht. Du bist ja ein Patrizier, bei euch wird doch eh alles arrangiert. Ich meine... Seiana ist alles, was du gesagt hast. Und ich hab sie auch sehr gerne, wirklich. Aber das Flattern vom Anfang ist einfach weg. Und bei Axilla war es nie da, das war was anderes, von Anfang an. Verstehst du? Ich meine... Ich glaub auch nicht, dass sie mich jetzt noch will. Zumndest hat sie sich so angehört. Sie war echt sehr sauer. Wegen der Sache bei den Aureliern. Und weil ich ihr das mit Axilla erzählt habe. Gut, das mit der Ab..*hust*, äh...« Caius blinzelte erschrocken und sah sich um. Kein Sklave in Sicht. Er beugte sich zu Piso.
    »Also, Pi, du bist mein bester Freund... Aber wenn du irgendwem auch nur eine Andeutung darüber machst, dann bring ich dich echt eigenhändig um. Kapiert? Axilla war schwanger. Sie hat es wegmachen lassen.« Was Piso natürlich nicht ahnte, war, von wem das Kind stammte und wann Axilla es empfangen hatte. Und dass es noch da war. Aber das wussten sie zu diesem Zeitpunkt alle drei noch nicht.

  • „Ja... wird sicher wärmer...“, murmelte Piso, nicht richtig drüber nachdenkend, was er jetzt sagte. Mit seinen Gedanken war er wieder bei Archi und seinen Problemen. Es war ihm unangenehm, seinen Freund leiden zu sehen – Leiden war unästhetisch. Außer bei Feinden, da war es andersrum.
    Er seufzte. „Alleine die Tatsache, dass du nicht weißt, was du willst, zeigt, dass du dir über eine Bindung mit Axilla Gedanken gemacht hast!“, stellte er fest und blickte ihn neugierig an.
    Er hätte ihm gerne ein paar Male widersprochen, aber Archi balaverte und balaverte. Aber Ab? Was sollte denn das sein?
    Dann erklärte Archi es ihm.
    Und dem armen Piso gingen die Augen über. Und das war erst der Anfang. Mit einem heiseren Schrei des Entsetzens fuhr er hoch, auf Archi starrend. „Nein“, flüsterte er mit Grauen in seiner Stimme. „Das gibt’s doch nicht, bitte, sag dass das nicht wahr ist. Axilla schwanger? Und Abtreibung? Verdammt, verflucht noch Mal!“ Erzürnt packte er seinen Winbecher und schleuderte ihn übers Impluvium an die gegenüberliegende Wand, wo er zersplitterte und einen Flecken hinterließ. „Scheiße!“ Er kniete sich vor seine Liege hin und ließ seinen Kopf dreimal darauf krachen – kontraproduktiv, denn die Kline war gut gepolstert und somit entbehrten Pisos Aktionen des angestrebten punitiven Charakters.
    Er sah wieder auf. Seine Augen waren ganz wässrig. „Du machst keine Scherze, oder? Du...“ Er stockte und setzte sich wieder auf die Kline. „Es geht ihr doch gut? Ich meine...“ Seine Hände zitterten. Er war Schuld an dem allen. Er war Schuld. „Wieso...?“ Er schnaufte langsam aus und ließ den Kopf hängen. „Schwanger...“, krächzte er leise und schüttelte den Kopf. Er wäre Vater geworden. Wenn sie nicht abgetrieben hätte. Vater, das musste man sich vorstellen.
    "Wieso hast du mir das nicht vorher gesagt?"

  • Interessant. War das so? Hatte er sich Gedanken gemacht? Caius sah Piso zweifelnd an, sagte aber nichts. Er war verdutzt. Ja, hatte er!


    »Öhm«, machte er verwundert und blinzelte. Mehr Zeit für eine Reaktion blieb Caius allerdings nicht, denn Piso reagierte absolut unerwartet, was Caius erstmal verdammt überrascht dasitzen ließ. Er verfolgte die Reaktion seines Freundes, wie dieser aufsprang, wie er sich den Kopf an der Liege stieß und dabei vor und zurück wippte, und hörte, wie er heiser aufschrie. Wär ja alles ganz witzig gewesen. Wenn nicht Caius diese Reaktion blitzgescheit mit Pisos vorherigem Erklärungsversuch in Verbindung gebracht hätte. Skeptisch musterte er seinen Freund. Er wollte nicht daran denken, dass er... Und er selber.. Quasi zeitgleich... Ach du schande, heulte der nu etwa?


    »Wieso sollte ich dir das bitte früher sagen?« Obwohl, sicher wäre dann Pisos Rat anders ausgefallen...oder nicht? Caius klammerte sich an den letzten Strohhalm.
    »Eigentlich geht es dich doch gar nichts an. Ich meine, du hast doch nicht.......«
    Caius stockte der Atem. Er war fassungslos. Und er konnte es nicht aussprechen.


    »Bona Dea«, flüsterte Caius schockiert und stand jetzt selber auch auf. Er ging zu einer nahe stehenden Säule und legte die Stirn an das kühle Marmor.
    »Du verarscht mich doch«, stellte er trocken fest.
    »Den Göttern sei Dank ist es jetzt weg.«

  • Piso, dessen Haare komplett durcheinandergebracht jetzt waren (denn sich mit den Kopf auf eine Liege zu hauen war nie eine gute Idee), hob seinen Kopf und blickte Archi aus entsetzen Augen an. „Was zum Henker soll das heißen, es geht mich nichts an? Es geht mich was an, Scheiße nochmal, mich geht das verflucht was an! Ich hatte ein Anrecht, es zu erfahren!“ Er sprang auf, einen Moment mochte es den Anschein erwecken, dass er Archi an die Gurgel wollte. Doch das ließ er dann doch sein. „Ach du Scheiße, ach du verdammte...“ Er fasste sich mit beiden Händen an den Kopf, presste sie zusammen, als ob er seinen Kopf zum Platzen veranlassen wollte, und stieß hohe, verzweifelte Laute aus. „Uhihuhuhu... Uiuiuiuiuiui...“ Sein Blick wanderte übers Impluvium, welches zum hineinplumpsen und auf Tauchstation zu gehen einlud. Ja, das wäre vielleicht gut. Vielleicht schottete die Wasseroberfläche ihn von seinen jetzt entstandenen massiven Problemen ab. Blubb, sprach der Taucher, und verschwand – so etwas wäre schön. Eine geniale Methode, um sich abzuseilen.
    Leider würde Archi ihn durchs Wasser sehen können, und wenn er auch hundert Jahre am Grund säße und auf ein Wunder wartete.
    „Verarschen? Wie meinst du das?“ Piso war sich überzeugt, Axilla hatte ihm schon erzählt, was da los war. „Du weißt doch eh schon, was los ist!“ Während Archi sich an eine Säule lehnte, begann Piso, im Zick-Zack im Atrium herumzurennen wie eine aufgescheuchte Henne. „Was kann ich jetzt bloß tun? Aaaah!“ Er zerraufte sich die Haare vor lauter Verzweiflung und wäre fast über eine Kline gestolpert. Er kam aber vor Archi an und packte ihn an den Armen. „Was... was passiert jetzt? Ich meine... ach du ver...“ Er konnte den Fluch gar nicht mehr aussprechen, er keuchte nur mehr wie ein Hantelstemmer.
    "Er ist ja weg... aber, ich, ich...", stammelte er und schuettelte ein paar Schweisstropfen ab. "Ach du... so was von geliefert... ich pack es nicht...", wimmerte er.

  • Caius sah Piso unerschrocken entgegen. Er hatte sich mit einem centurio geprügelt und eine Drohung von einem waschechten Germanen kassiert, da hatte er keine Angst vor einem pöbelnden Patrizier (was für eine Alliteration!). Und außerdem haute Piso eh wie ein Mädchen. Aber Caius musste seinen besten Freund gar nicht vermöbeln, denn der überlegte es sich anders und schien einen Moment lang mit seiner Schmach baden gehen zu wollen. Caius hielt die Klappe, überlegte aber, was er dazu sagen könnte. Dabei verfolgte er Piso mit einem Blick auf seinem Zickzack-Kurs durch das flavische atrium. Seltsamerweise war er selber verdammt ruhig. Ruhiger sogar als eben noch.


    »Du kannst gar nichts tun. Du solltest auch gar nix tun, Flavius Piso! Du hast schon genug getan«, sagte Caius geschwollen und reckte das Kinn ein wenig vor. Piso rüttelte ihn und besprenkelte ihn mit beißendem Angstschweiß. Caius rümpfte nur die Nase. Wo die verdammte Ruhe herkam, konnte er sich selber wirklich nicht erklären. Er packte Piso nun auch an den Armen.


    »Beruhig dich!« fuhr er ihn an.
    »Ich will keine Einzelheiten wissen. Nicht wenn sie und ich...vielleicht... Du verstehst schon! Du bist mein bester Freund. Ich will dich nicht umbringen, aber das müsste ich dann vielleicht. Also halt einfach die Klappe. Es ist ja auch gar nichts passiert, oder? Alles ist gut. Sie lebt, und außer ihr lebt eben nichts, nur wir zwei und sie. Alles bestens.« Caius nickte sich selbst zu. Mut einreden war gut.
    »Du erzählst das niemandem. Niemandem! Hast du das verstanden? Wir halten beide den Rand. Und das mit dem Duccius krieg ich auch irgendwie gebacken...« Caius kratzte sich am Kinn und nickte noch ein paarmal.

  • Piso hatte schon einmal seinem Vater die Nase blutig gehauen. Doch dieser war nicht mehr der Jüngste, und Piso hatte damals in voller Wut agiert. Wenn Archi jetzt versuchen würde, ihn zu hauen, würde er sich womöglich überhaupt nicht wehren. Er war eh schon komplett darnieder.
    Die niederschmetternden Worte von Archi taten das Ihre dazu. Wieso war er bloß so böse zu ihm? Das war nicht fair! Die Götter bestraften ihn für seine ungefälligen Aktionen – oder wie sollte er das sonst verstehen? Vielleicht hatten die Götter auch nichts damit zu tun, und er hatte sich den ganzen Käse selber zuzuschreiben? Wenn er die Schuld bei einem anderen finden würde (was er sicher tun würde, wenn er wüsste, dass Archi Axilla geschwängert hatte), wäre es ja akzeptabel. Aber selbst seine eigene Schuld einsehen, das war schwer.
    Er keuchte und jammerte noch immer, da schnitt ihm Archis scharfer Befehl die Worte ab. Er blickte Archi mit großen Augen und wie mit abgeschnürter Kehle an. Er wollte nichts wissen... er wollte nichts weiter erzählen... alles war bestens.
    „Danke, danke, danke!“, heulte Piso wie ein Waschweib vor lauter Dankbarkeit und ließ seinen Körperfunktionen freien Lauf. Ja, er besudelte ein paar Sekunden lang einfach nur mit Rotz und Wasser seine Umgebung. Eigentlich ein ziemlich erbärmliches Spektakel. Gut, dass es niemand sonst sehen konnte.
    Er wischte sich aber dennoch, nachdem er Archi mit seiner linken Hand losgelassen hatte, mit dem Handrücken über die Oberlippe, hörte zu plärren auf und zwang sich, sich auf Archi zu konzentrieren. „Ich erzähle es niemandem, ganz sicher nicht, ich halte die Klappe, ich...“ Was mit dem Duccier sein würde, das wussten, wie es aussah, weder er noch Archias.
    Er musste sich abermals zur Ruhe zwingen. „Wie willst du das mit dem Duccier hinkriegen?“

  • Dankedankedanke? Wuhäh? Caius schaute seinen langjährigen Freund absolut werwirrt an. Irgendwas war wohl in seinem Kopf durcheinander geraten. Nur was? Und wann? Und wieso eigentlich? Caius war ratlos. Unbeholfen patschte er Piso auf die Schulter und versuchte, keine zu angewiderte Grimasse zu ziehen, als ein Rotzfaden auf seine Tunika glitt und da hängen blieb.
    »Ähm, schon gut, Mann«, unterstrich Caius seine klopfenden Beruhigungsbemühungen.


    Scheinbar zeigte das Wirkung, und Caius war extrem dankbar dafür, dass Piso sich endlich abregte. Um ein Haar hätte er erleichtert aufgeseufzt, aber das konnte er doch grad noch unterdrücken. Also nickte er nur. Er vertraute Piso. Der würde schon niemandem davon erzählen. Und wenn doch, dann.......


    Ziemlich heikel wurde es dann mit der nächsten Frage, die Piso ihm stellte. Caius sah sehr, sehr nachdenklich aus, und er wirkte dabei alles andere als glücklich.
    »Keine Ahnung«, entgegnete er erstmal unbestimmt und zuckte die Schultern.
    »Hast du ne Idee? Ich kann ihn ja schlecht beschatten lassen. Oder anzeigen. Oder...unschädlich machen. Ich mein...was soll ich denn machen, hm?« Caius hob die Arme kurz an und ließ sie wieder fallen.

  • Ja, was war bei Piso nur durcheinander geraten? Die Antwort: alles. So ziemlich alles, was vorstellbar war. Wann? Schon immer. Wieso? Nicht weiter beantwortbar. Piso schniefte, als er das sachte Klopfen am Rücken verspürte, und richtete sich wieder ein bisschen auf, mit seinem Handrücken sich über die Augenhöhlen fahrend. „Uch...“, schaffte er es, zu sagen, oder vielmehr zu machen, als Archi versuchte, ihn aufzuheitern.
    Er seufzte tief, von irgendwo ganz im Inneren seiner Lunge heraus. Er kam sich vor wie ein Krug, den man zerdöppert hatte... nun ja, wenn sich ein Krug als irgendetwas vorkommen könnte. Das Seufzen wirkte irgendwie wie ein Ventil, aus dem man die Sorgen herausdampfen lassen konnte.
    Er blinzelte in rapider Abfolge, um die Tränen und sonstigen Kleister, der sich in seinen Augen akkumuliert hatte, loszuwerden.
    Dann biss er sich kurz auf die Unterlippen, um zu überlegen. Das Problem mit dem Duccier verstand er so jetzt nicht so ganz. „Also, erzähl mir jetzt bitte ganz genau, was mit dem Duccius los ist. Nach dem, was du sagst, muss der ziemlichen Dreck am Stecken haben. Was genau hat er denn gemacht?“, fragte Piso. Seine Neugierde war erwacht, und verdrängte den wehleidig-deprimierten Gesichtsausdruck, welcher in seinem Antlitze glitzerte.

  • »Dreck am Stecken...« Caius seufzte und rieb sich die Stirn. Erstmal setzte er sich wieder hin, wie ein armer Tropf, mit hängenden Armen. Dann erzählte er.


    »Also, ich hab ihn gefragt, ob er was von ihr will. Von Axilla. Er hat total einen auf blöd gemacht und so getan, als würde er jetzt erst schnallen, dass er nicht mit seiner Alten auf der Fete wär.« Caius zog eine Grimasse.
    »Und dann hab ich ihm den Nachtisch übergekippt. Das fand er nicht so toll. Naja...ich wollte ihn dann einfach stehen lassen, aber er hat mich gepackt und mir gedroht.« Caius senkte die Stimme und sah seine Sandale an.
    »Er hat gesagt, dass ich sie genau jetzt verloren hab. Dass ich ihr Grab geschaufelt hab mit der Aktion. Und dass ich, wenn ich in ihre toten Augen sehe, wissen werde, dass es meine Schuld ist dass sie tot ist.« Caius verstummte und sah Piso an. Es machte ihn wütend, wo er jetzt nochmal drüber sprach. Er knirschte mit den Zähnen und zuckte dnan mit den Schultern.
    »Das hat niemand außer mir gehört. Gemacht hat er nichts. Nur gedroht, das war alles. Feiger Bastard! Wenn er wenigstens reagiert hätte!«

  • Piso hörte aufmerksam zu. Zuerst blickte er drein, mit einem Gesichtsausdruck, der eher einem Fragezeichen glich denn einem halbwegs intelligenten Dreinschauen. Dann legte sich seine Stirn in Falten, als Archi anfing, ihm vorzujammern, wie blöd der Duccier war. Wenn Archias das sagte, glaubte Piso es natürlich. Wo käme man dorthin, wenn man seinem besten Freund nicht mehr glauben könnte? „So ein Heini!“, rief er fürsorglich aus und patschte mit seiner Hand ein paar Mal Archi auf die Schulter. Sachte natürlich, Piso selber konnte es auf den Tod nicht ausstehen, wenn ihm jemand kameradschaftlich-fest mit aller Wucht auf die Schulter klopfte, also tat er es anderen auch nicht an.
    Er seufzte leicht, als Archi ihm von der Sache mit dem Nachtisch erzählte. Das sah dem Guten wieder ähnlich, man glaubte es ja gar nicht. Er kratzte sich leicht am Kopf und ließ Archias weiterreden.
    Gedroht hatte er ihm? Mit... Axillas Tod? Pisos Augen weiteten sich. „Was?“, rief er entsetzt. „Er will Axilla umbringen? Dieser Narr!“ Er knirschte mit den Zähnen, und war selber über sich erstaunt – solche Gefühle brachte er für Axilla auf? Na ja, gemeinsam eine wilde Runde (eigentlich zwei) im Bett gedreht zu haben brachte einen schon irgendwie nähr, zumindest ein bisschen. Sich selber ein wenig unter Erklärungsdruck stehen sehend, fügte er hinzu: „Das ist aber nicht die feine Britannische.“ Er ließ seine Schultern ein wenig sinken und verzog die Lippen leicht.
    „Gedroht hat er also. Das Leben deiner Freundin bedroht. Also, für mich sieht das nach Paragraph 81 des Codex Universalis aus. Bedrohung einer nahestehenden Person, damit kriegst du ihn auf Zwangsarbeit... für 3 Monate. Oder einfach nur zu einer lächerlichen Geldstrafe. Aber trotzdem, das Stigma eines Kriminellen würde ihm anhaften.“ Er überlegte kurz herum. „Aber Beweise hast du keine, oder? Er wird es natürlich bestreiten... großer Mist.“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Du kannst dir also nicht sicher sein, ob er Axilla umbringen wird oder nicht? Nun, sagen wir, es besteht eine 50-50 Chance. Wenn du es gut anstellst, verlierst du im einen Fall nichts, und im anderen Fall sorgst du dafür, dass Axilla leben würde. Ich meine, der Kerl hätte es eh verdient.“ Er hielt kurz inne, Archi wusste ja nicht, wovon er redete. „Also, ich meine, wenn du ihn umbringen lassen würdest, diese Kanaille.“

  • »Sag ich ja«, pflichtete Caius Piso bei, der ihm gerade auf die Schulter patschte.
    »Hat er gesagt. Wobei ich nicht mal glaube, dass der sich selber die Finger schmutzig machen würde. So fein wie der sich gibt.« Caius schnaubte angewidert und sah dann ziemlich frustriert aus, was nicht zuletzt daran lag, dass Piso ihm gar nicht richtig zugehört hatte, denn der redete schon wieder von einer Anzeige.
    »Nee, hab ich nicht. Hab ich dir doch eben gesagt. Das hab nur ich gehört, und der muss einfach nur was anderes sagen und dann steht sein Wort gegen meins. Gut, vielleicht wiegt mein ein bisschen mehr, wegen dem Kaiser oder so. Aber vor Gericht hätte das doch dann keine Chance.« Caius grummelte vor sich hin. Und er hasste es, dass Piso schon wieder erwähnte, dass der Kerl vielleicht Axilla umbringen würde.
    »Ich weiß« blökte er gereizt und sah Piso finster an, bis der seine Worte noch mal erklärte. Dann nämlich sah Caius Piso absolut verdattert an.
    »Umbringen?« quietschte er.
    »Ist das dein Ernst? Dann bin ich ja noch fieser als er. Ich mein, er hat seine Absicht wenigstens angekündigt.. Nein, das geht nicht. Ich kann den doch nicht einfach umbringen lassen.« Caius schüttelte den Kopf. Er wusste es noch nicht, aber er würde seine Meinung noch ändern.

  • Es kam wohl nicht so toll an, dass Piso widerkäute, was Archi ihm gerade gesagt hatte. Doch das ganze war auch eine Stufe sehr grob für Piso. Anzudrohen, eine Frau umzubringen? Das war absolut das letzte, befand sein moralischer Ethos in ihm drinnen, der dann und wann etwas ungeschliffen erscheinen mochte, aber einer war, auf den Piso vertraute.
    „Gut, sicher er nicht selber, aber er könnte jemanden engagieren!“ Ob er es sich eingestehen wollte oder nicht, er sorgte sich mittlerweise ernsthaft um Axilla. „So, wie der sich gibt, geht der über Leichen! Archi, ich kenne den Typus – das klassische Arschloch.“ Er schüttelte den Kopf und fuhr sich durch seine kurzen Locken.
    „Immer nur mit der Ruhe, ja? Es gibt da sicher eine Lösung!“, versuchte er zu beschwichtigen, als Archias regelrecht ungehalten wurde. Piso war halt u.a. Jurist, und das Blöde an Juristen war, sie mussten alle Möglichkeiten immer durchgehen. Im Kopf. Doktrine hieß das.
    Es war schon lustig, zu welchen ungeahnten Höhen Archis Stimme sich aufschwang. Fast schien sie für eine Sekunde noch unangenehmer als Pisos Singstimme, und irgendwie war der Flavier fasziniert, doch er riss sich zusammen.
    „Fieser, ich weiß nicht. Er hat angefangen. Und zudem...“ Altklug wedelte Pisos Zeigefinger vor Archias‘ Gesicht herum. „...ist es für ihn vernünftig vorhersehbar, dass du, von der Situation genötigt, angemessene Schritte unternehmen wirst.“ Er schnaubte aus. „Also, ich bin mit meinem Latein am Ende. Der Kerl ist gemeingefährlich, das glaube ich. Und Axilla kannst du nur beschützen, indem du ihn ausschaltest. Muss ja nicht Mord sein. Aber dies wäre die effektivste Methode.“
    Jetzt war er richtig schön in Fahrt gekommen. „Also, sag nicht, ich hätte dir keinen Rat gegeben, wenn du mal vor einer zerstochenen Axilla am Boden stehst!“ Autsch! Da war er zu weit gegangen. Das war unter der Gürtellinie. Piso fuhr zusammen, als die Realisierung ihm dämmerte. „Äh, ja... ich meine... das war jetzt nicht so gemeint... aber verstehst du, was ich meine...?“ Oh bei Apoll, welch Eloquenz.

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