Sibel hustete den letzten Rest des Wassers heraus und sog die lebensnotwendige Luft ein. Ihr Retter hatte sie inzwischen auf die Seite gerollt und klopfte ihr mehrmals auf den Rücken, um es ihr so leichter zu machen, ihre Lungen vom Wasser zu befreien. Nun, da sie wieder zurück im Leben war, konnte er von ihr ablassen. Das tat er, ohne ein Wort zu verlieren.
Sibel lag nun da, nackt, nass und verloren. Sie begann allmählich zu frieren. Die Sklavin, die neben ihr gekauert hatte, löste sich langsam aus ihrer Starre. Die Götter mussten ihr und dieser Fremden heute wohlgesonnen sein!
Die geröteten Augen der Lykierin fingen schließlich ein Bild ein. Avianus, dem der Schrecken noch in den Knochen steckte, war zu ihr heran getreten.
Ja, sie lebte! Obwohl sie ihm soch eigentlich nicht länger zur Last fallen wollte. Das war es doch letztlich, was sie nach unten gezogen hatte. Und der Schmerz, der auf diese Weise nachgelassen hatte...
Avianus bedeckte ihren Körper mit einem Tuch und strich ihr die Haarsträhnen aus dem Gesicht. Nun, da sie doch noch da war, sehnte sie sich nach ihm. Wenigstens noch einmal bei ihm liegen und seine Nähe spüren. Das wünschte sie sich. Wie aber würde Avianus nun reagieren? Nachdem was sie gerade getan hatte? Würde er sich nun endgültig von ihr abwenden?
Doch zunächst war sicher ein Medicus von Nöten. Die Sklavin neben ihr erhob sich, trocknete sich schnell ab und zog sich ihre Tunika wieder über. Dann rannte sie schnell aus dem Balneum.