Der Consul hatte Post aus den Provinzen erhalten - genaugenommen von Titus Curtius Philo, dem Proconsul von Gallia. Natürlich hatte der Tiberier schon von ihm gehört, besonders, dass er sehr darum besorgt war nicht mit weniger Geld aus der Provinz zu gehen als er gekommen war. Doch dies war Rom und dem Senat egal, solange es keine Aufstände gab - und so hielt es der Consul ebenfalls. Doch nun war auch noch ein Brief von Sextius Magius Lateranus, dem frischernannten Proconsul von Hispania hinzugekommen, was - verbunden mit Gerüchten über ähnliche Briefe der Statthalter an den Kaiser - besorgniserregend war!
"Patres Conscripti,
nach wenigen Tagen im Amt erreichte mich ein Schreiben des Proconsul Curtius Philo, der unsere Herrschaft in der fernen Provinz Gallia vertritt. Offenbar ist es dort zu Problemen der Verwaltung gekommen, doch hört selbst."
Er wandte sich zum Senatsschreiber um, der sich daraufhin erhob und begann, den Brief zu verlesen.
"Proconsul Titus Curtius Philo sendet dem Senat viele Grüße.
Ich habe wieder einmal Bitte zu tragen an den Senat und das Volk von Rom. Der Grund dafür ist jedoch erfreulich, denn seit Divus Caesar diese Provinz vollständig erobert hat, hat sich vieles im Sinne unseres Volkes entwickelt. Aus den Unterworfenen von Einst sind Römer geworden, sie haben ihre Kultur gegen die unsere getauscht und viele der Provinciales haben in den Auxiliae gedient und das römische Bürgerrecht erhalten. Nun jedoch zu meiner Bitte: Dadurch, dass die Bewohner der Provinz die römische Kultur angenommen haben, verlangen sie auch die Römer behandelt zu werden. Sie wollen nicht mehr ihre Streitigkeiten mit dem Schwert oder durch den Spruch von Druiden lösen, sondern vor römische Richter treten. Daher bitte ich den Senat, mir mehr Iuridiculi zu entsenden, die an meiner Statt das Land durchreisen und Recht sprechen unter den Menschen.
Eine weitere Bitte ist ebenso erfreulichen Ursprungs: Jeder mag die berühmte gallische Ware kennen, glänzendes Geschirr besonders, das in alle Teile des Imperiums verkauft wird. All jene wohlhabenden Händler sind gern bereit, ihre Steuern zum Dank für Schutz und Schirm des Reiches zu entrichten. Doch auch hier bedarf meine Verwaltung größerer Kapazitäten. Entsendet mir daher mit den Iuridiculi auch zwei weitere Procuratores, aufdass Rom den ihm zustehenden Anteil am Reichtum der Provinz erhalte.
Da ich angesichts der zahlreichen Verwaltungsaufgaben schwerlich in der Lage bin, all jene Aufgaben selbst oder mit Hilfe meines bisherigen Stabes zu versehen, bitte ich den Senat sehr darum, meinen Bitten nachzugeben. Wie ich hörte, bin ich nicht der einzige Kläger, doch möchte ich die Größe und Bedeutung meiner Provinz bei der Berücksichtigung anmahnen."
Der Consul hatte sich unterdessen auf seine Sella Curulis gesetzt, von der er sich nun wieder erhob.
"Weiters erhielt ich Post aus dem vor kurzem noch so gebeutelten Hispania. Sextius Magius Lateranus bittet ebenfalls um unsere Hilfe:"
Wieder nahm er Platz und wieder trat der Senatsschreiber vor, um auch den zweiten Brief vorzulesen:
"Salve Patres Conscripti,
endlich habe ich nun meine Reise durch Hispania beendet. Sie war lange und beschwerlich, denn die Provinz ist groß und unzählige Städte befinden sich in ihr. Wie es meine Aufgabe ist, habe ich Anhörungen durchgeführt, Steuern eingezogen und Konflikte gelöst. Doch es ist eine gewaltige Aufgabe, was bereits die Zeit zeigt, die verstrichen ist bis ich nun endlich nach Tarraco zurückgekehrt bin.
Die Provinz verhält sich inzwischen wieder ruhig, der Aufstand ist inzwischen bereits in der Erinnerung des Volkes verblasst und Spuren lassen sich nur für aufmerksame Betrachter erkennen.
Dennoch gibt es Augenfälligkeiten, die mir bei meiner Reise ins Auge gestochen sind: Die bisherigen Procuratores konnten offenbar niemals sämtliche wichtigen Städte besuchen, sodass die Provinz einen Bruchteil ihrer eigentlichen Steuerkraft aufbringt. Ich bitte daher darum, mir zwei weitere Procuratores zu entsenden, damit jeder lediglich eine Regio zu betreuen hat. Aufgrund der Tatsache, dass diese Gebietsgrößen vor der Gebietsreform des göttlichen Traianus von einem Procurator betreut worden waren, bin ich der Meinung, dass eine solche Größe verwaltbar wäre.
Ebenso bitte ich jedoch auch darum, zwei Iuridiculi zu entsenden, denn ebenso wie es den Procuratores schwer möglich ist, die gesamte Provinz zu bereisen, gibt es auch bei der Rechtsprechung derartige Probleme.
Dennoch danke ich für das Vertrauen des Senates und entsende meine besten Grüße."
Erneut erhob sich Durus und blickte in die Augen der Senatoren. Einige wirkten gänzlich unbeeindruckt, andere wiederum überrascht, wieder andere gar besorgt.
"Wie ihr hört, rufen sowohl Hispania, als auch Gallia, nach Unterstützung in der Verwaltung der Provinzen. Dies ist, wie ich meine, eine ungewöhnliche Häufung von Bitten nach Iuridiculi und Procuratores, die wohl ebenso den Kaiser als Statthalter anderer wichtiger Provinzen erreicht hat. Dennoch ist es unsere vorrangige Aufgabe, Sorge für unsere Provinzen, die wir im Namen des römischen Volkes verwalten, zu tragen. Ich persönlich habe Verständnis für die Probleme der Statthalter, die gewaltige Räume zu führen haben, weshalb ich um Vorschläge bitte, wer unserem geschätzten Curtius Philo und Magius Lateranus, den wir ja erst vor kurzem entsandt haben, ein wenig unter die Arme greifen sollte."