Anrechnung von Kursen am Museion II

  • Vor wenigen Tagen hatte Aurelius Ursus den Consul aufgesucht und auf einen Missstand hingewiesen, der im Schola-System lag. Seine findigen Helfer hatten außerdem eine Debatte von vor vielen Jahren ausgegraben, die sich mit dieser Thematik beschäftigte, jedoch niemals beendet worden war (und vor allem nicht in Anwesenheit von Durus stattgefunden hatte). So beschloss der Tiberier, diese Angelegenheit erneut auf die Tagesordnung zu setzen und sprach sie zu gegebener Zeit an:


    "Patres conscripti!


    Vor wenigen Tagen trat einer von euch an mich heran mit einer Bitte, die mich sehr überraschte: Es ging um Regelungen zum Cursus Continuus, der Voraussetzung für eine politische Karriere hier in Roma: Wie ich hörte, ist es im Augenblick nicht möglich, sich die Kurse, die am weltberühmten Museion in Alexandreia apud Aegyptus absolviert wurden, als Cursi Continui anrechnen zu lassen. Leider konnte ich nicht dabei sein, als dieses Thema vor Jahren schon einmal erörtert wurde, dann jedoch im Sande verlief. Doch ich habe mich informiert und halte es daher für wichtig, dass dieses Thema abgeschlossen wird.


    Meiner Meinung nach müssen die Kurse des Museion als Cursi Continui anerkannt werden, und das aus verschiedensten Gründen! Zum einen aufgrund des simplen Umstandes, dass es meiner Meinung nach in jeder Provinz unseres Imperiums möglich sein muss, einen solchen zu besuchen, was in Aegyptus sonst nicht der Fall wäre, da bekanntermaßen die Schola Atheniensis keine Filiale in Alexandreia besitzt.


    Der zweite, wesentlich wichtigere Grund ist jedoch der, dass die Kurse der beiden Institutionen inhaltlich absolut vergleichbar sind. Ich war äußerst verwundert, als ich den Akten las, dass die Befürchtung groß war, dass die Bildung des Museion unrömisch sei!
    Dem muss ich klar entgegnen: Ich selbst lebte in meiner Jugend in Alexandreia und besuchte auch das Museion, doch was mir dort klar wurde, ist keinesfalls, dass die Hellenen unrömische Bildung haben. Vielmehr lässt es sich wohl am leichtesten mit den Worten des Horatius Flaccus beschreiben: 'Hellas, durch Waffen erobert, bezwang den linkischen Sieger' Selbst die Schola hier in Rom trägt den Namen einer hellenischen Stadt, denn die Hellenen waren es, die zuerst in ihr lehrten!


    Damit möchte ich in keiner Weise behaupten, dass die Hellenen uns überlegen seien, sondern vielmehr darauf hinweisen, dass der größte Teil unseres Bildungsschatz - sieht man ab von der Architektur und dem Militärwesen - geradezu auf den hellenischen Philosophen und Gelehrten beruht! Warum sollte eine rhetorische Ausbildung des Museion weniger wert sein als eine solche hier in Roma? Warum ein Kurs über Philosophie? Lehren am Museion nicht die größten Rhetoren, Philosophen und sonstigen Gelehrten? Haben die Hellenen nicht sogar die Grundsteine zu all jenen Wissenschaften gelegt, während wir sie gelernt und in die Praxis umgesetzt haben?


    Nein, ich erkenne keinen Grund, warum man das eine als Voraussetzung für eine politische Karriere stellen sollte, das andere jedoch nicht anerkennt!"


    Er blickte in die Reihen der Senatoren, suchte kurz Avarus in der Menge, ging dann jedoch zu Aurelius Ursus weiter.

  • "Ich gebe zu bedenken, das schon damals die Gedanken dazu sehr geteilt waren und wenn ich mich erinnern darf, dann kamen durchaus klare Bedenken dazu zur Sprache. Soweit man das erwähnen darf wurde darauf hingewiesen, das es fraglich ist, ob der Senat überhaupt zuständig ist. Weiterhin kamen die Bedenken auf, das eine Splittung auf mehrere Schulen nicht im Interesse Roms sein kann sowie Alexandria für den Cursus Honorum ebenso fraglich erscheint, da Senatoren nur sehr eingeschränkt dort verweilen dürfen. Die Prüfungen dort sind also eher für Intressierte, denn für Senatsanwärter, die bereits den Ordo tragen. Außerdem erscheint es fast unmöglich, das ein Student des Museions mit einem Cursus Continuus in der Tasche in Rom einen Blumentopf gewinnen kann, stellt er sich ungesehen zur Wahl. Nein ich denke diese Gleichsetzung ist völlig überflüssig. Als langjähiger Mitarbeiter der Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis kann ich zudem bestätigen, das nicht der Lohn die meisten Studenten anzieht, sondern das Angebot. Viele Studierenden kommen, weil sie sich bilden wollen, nicht weil sie damit eine Voraussetzung erfüllen. Hat das Museion darin ein Problem, dann liegt das wahrscheinlich eher daran, das die Vielfalt unzureichend ist, denn das ihre Kurse nicht im römischen Standart anerkannt werden."

  • Avarus gab natürlich eine Bemerkung dazu ab und sprach sich gegen diese Forderung aus. Allerdings waren seine Argumente in den Augen des Tiberiers nicht besonders neu, sodass er rasch dazu ansetzte, diese zu bekämpfen.


    "Die meisten Römer absolvieren die Cursi Continui während ihrer Jugend, wo sie oftmals auch auf Reisen gehen, um etwa die großen Philosophen persönlich zu hören. Ebenso ist es natürlich wahr, dass er wohl kaum nach Roma kommt und sich am nächsten Tag erfolgreich zur Wahl stellen kann. Doch möchte ich zu bedenken geben, dass viele Römer nach der Rückkehr von ihrer Bildungsreise wenig geneigt sind, noch einmal einen Kurs zu besuchen, wo sie doch viel lieber ein Tirocinium Fori absolvieren wollen, bei dem sie von einem angesehenen Senator die Mechanismen der Politik kennen lernen. Abgesehen davon sollte es meiner Meinung nach kaum die Aufgabe des Cursus Continuus sein, sicherzustellen, dass ein Mann lange genug in Rom war, ehe er sich zur Wahl stellt.


    Und wenn es den Besuchern der Kurse ohnehin nur um das Angebot geht und weniger um den Lohn, so frage ich mich, ob es nicht ausreichend wäre, einen einzigen qualifizierenden Kurs anzubieten, der sich genau mit dem Staatswesen befasst, und diesen als Voraussetzung für eine Senatskarriere betrachtet. Solange jedoch fast jeder beliebige Kurs hier in Rom akzeptiert wird, sollte auch jeder beliebige Kurs in anderen Schulen, vor allem in der größten und angesehensten der ganzen Welt akzeptiert werden."

  • Das war ja ausgesprochen schnell gegangen! Ursus hätte nicht gedacht, daß der Consul die Angelegenheit so schnell zur Diskussion stellen würde und er bekam unwillkürlich rote Ohren, da er es ja war, der alles angestoßen hatte. Bisher hatte nur Germanicus Avarus reagiert, wie erwartet ablehnend. Doch Consul Tiberius hatte sich gründlich vorbereitet, wie sich zeigte. Er hatte die Angelegenheit also so ernst genommen, wie sie es auch für Ursus war.


    Der Vorschlag, den der Consul machte, ließ Ursus aufhorchen. Er ging weit über das hinaus, über das sie gesprochen hatten. Eigentlich keine dumme Idee. Ein spezieller Kurs für angehende Senatoren, der sicherstellte, daß jeder, der in die Curie einzog sich der Bedeutung dieses Schrittes vollauf bewußt war. Natürlich war dies eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Doch wenn Ursus so seinen Blick schweifen ließ, sah er viele Gesichter, die teilnahmslos blickten und nur auf einen Wink ihres Patrons warteten, um so abzustimmen, wie er es wollte. Daß jeder von ihnen wußte, warum er eigentlich hier war und welche Bedeutung dem Senat zukam, war stark zu bezweifeln. Ein derartiger Kurs hätte jenen gewiß gut getan.


    Schon wollte Ursus um das Wort bitten, um den Antrag des Consuls zu unterstützen, als er sich doch auf die Unterlippe biß. Er sollte abwarten. Noch ein wenig. Ältere Senatoren zu Wort kommen lassen, bevor er um das Wort bat.

  • Insgeheim hatte ich mich schon gefragt, wann dieses Thema erneut aufkommen würde. Die letzte Diskussion dazu war im Sande verlaufen. Avarus hatte damals auf stur geschaltet und auf mich ganz den Eindruck gemacht, nur ja keinen digitus breit einer anderen, ebenso angesehenen Institution weichen zu wollen. Heute gab er sich genauso. In der Tat musste ich auf einige ob dessen etwas wenig interessiert wirken, doch war ich es sicherlich nicht, denn ich verfolgte die Diskussion mit großem Interesse.


    Meine eigene Meinung dazu hatte sich während der vergangenen Monate nicht geändert. Die Diskussion zur Idee, einen neuen Kurs zu schaffen, sah ich allerdings wenig positiv, hauptsächlich aus dem Grund, dass es nicht Aufgabe des Senats war, darüber zu entscheiden. Wozu hatte die schola so viele Mitarbeiter? Hier ging es vielmehr um die eingangs angebrachte Frage nach der Anrechnung der Kurse am Museion.


    "Ich unterstütze heute wie damals den Antrag des consul Tiberius", sagte ich. "Das, was am Museion Alexandria gelehrt wird, befasst sich oftmals eingehender mit wenigen Details und vielleicht mitunter mit Dingen, die stark ägyptisch geprägt sind und daher den Anschein haben mögen, weniger römisch zu sein. Ich habe bereits damals den Vorschlag gemacht, Kriterien aufzustellen, die ein angebotener Kurs erfüllen muss, um als cursus continuus angerechnet zu werden - gleich welche Institution einen Lehrgang anbietet. Denn dass es ohne entsprechende Grundlage zum Vergleich - gerade bei unterschiedlichen Kursthemen - schwierig ist zu vergleichen, kann ich durchaus nachvollziehen."

  • Macer hatte die Diskussion zu Beginn schweigend verfolgt und versucht, sich an die Standpunkte der älteren Debatten zu diesem Thema zu erinnern. Allerdings schienen diesmal auch neue Punkte aufgeführt zu werden, denn die Idee nach einem speziellen Kurs kam Macer völlig neu vor. Aber der Debatte war auch zu entnehmen, dass es nach wie vor weit auseinander liegende Meinungen gab.


    Plötzlich kam ihm jedoch eine spontane Idee, mit der er sich zu Wort meldete. "Senatoren, vielleicht können wir das Problem auf eine sehr einfache und unbürokratische Art lösen. Offensichtlich saind wir uns nicht einig, welche Kurse eines Senators würdig sind. Die einen" - er deutete in Richtung von Germanicus Avarus - "halten nur Kurse der Schola Atheniensis für akzeptabel, andere" - er deutete auf Aurelius Corvinus - "möchten Kriterien aufstellen, an denen sich jeder Kurs messen muss, egal von welchem Anbieter. Wieder andere" - er deutete auf den Consul - "möchten Kurse weiterer Insitutionen grundsätzlich anerkennen oder spezielle Kurse entwerfen. Wir könnten nach einem Kompromiss suchen, der für alle kommenden Kandidaten gilt. Wir könnten aber auch einfach jeden von uns bei jedem Kandidaten, der sich zur Wahl stellt, frei entscheiden lassen. Wer das Museion von Alexandria nicht für ausreichend erachtet, der kann eben gegen Kandidaten stimmen, die dort ihre Bildung erworben haben. Wer Kriterien aufstellen möchte, der kann dies tun und jeden Kandidaten daran messen und sich damit sein Urteil bilden, unbenommen der Tatsache, dass ein anderer Senator andere Kriterien für sich aufstellen mag. Und wer einen speziellen Kurs möchte, kann diesen der Schola oder einer anderen Instituation vorschlagen und dann nur für jene Kandidaten stimmen, die diesen Kurs absolviert haben. So wird jeder Kandidat genug Stimmen erhalten, wenn die Mehrheit seine Bildung für würdig erachtet - ohne dass wir im Konsens festlegen müssen, wie sich eine würdige Bildung definiert."

  • Geduldig hörte Durus die Einwände der verschiedenen Senatoren an. Corvinus wollte offenbar Kriterien aufstellen, wobei der Tiberier sich fragte, welche diese sein mochten: Staatskundliche Inhalte? Zuletzt kam jedoch Macer mit einem Vorschlag, der den Consul gleichermaßen überraschte wie zufrieden stellte.


    "Ich kann dem Antrag des Purgitius nur zustimmen: Das Gesetz sollte die Cursi als Voraussetzung anerkennen. Wer anschließend diese Regelung für zu großzügig erachtet, kann meines Erachtens nach immer noch einen Kandidaten ablehnen, der am Museion studiert hat."

  • Mein Vorschlag, Kriterien aufzustellen, hatte damals aus der Einsicht resultiert, dass es allgemein wohl nicht erwünscht war, das Museion auf dieselbe Qualitätsstufe zu heben, wie sich die schola befand. Warum also nicht die Kurse auf diese Stufe stellen? Damit ging man der Rangelei um "die bessere" Institution weitgehend aus dem Weg und schuf ein institutionsübergreifendes Qualitätsgefälle, doch dazu brauchte man Punkte, welche die Qualität - und damit auch die Möglichkeit, sich den Kurs anrechnen zu lassen - bestimmten.


    Das, was Macer vorschlug, war natürlich eleganter, da er sozusagen Durus' Antrag und den damaligen schlichtweg umformulierte, ohne Grundvoraussetzungen für Kurse oder Qualitäten schaffen zu wollen. Im Grunde war mir sein Vorschlag daher nur mehr als recht. Aber ich konnte mir schon fast denken, was Avarus dazu zu sagen hatte. Ich wandte den Kopf und sah ihn an, darauf eingestellt, ein Veto zu hören.

  • Bevor aber der Rector der Schola Atheniensis etwas antworten konnte, mischte sich Aelius Quarto in die Diskussion mit ein.


    “Der Vorschlag von Senator Purgitius Macer mag bestechend sein. Aber er vertagt das Problem doch nur, anstatt es zu lösen. Und die Wahlentscheidungen des Senats können am Ende doch nicht alleine darauf beruhen, wo ein Kandidat welchen Kurs belegt hat. Es gibt vielfältige Gründe, warum jemand gewählt wird und weshalb jemand mit seiner Kandidatur scheitert. Natürlich ist es die Aufgabe des Senats, die Befähigung eines Bewerbers zu prüfen und zu beurteilen. Aber sollen wir in Zukunft wirklich im Detail die Kurse bewerten, die er belegt hat? Kann das unsere Aufgabe sein?
    Nein, sage ich. Dafür gibt es eine geeignetere Instanz. Nämlich die Gelehrten der Schola Atheniensis.
    Ich bin entschieden dafür, dass auch am Museion in Alexandria abgelegte Kurse hier in Rom ihre Gültigkeit haben, wenn sie denn dazu geeignet sind. Das Museion ist eine weltweit anerkannte Institution. Es ist ein Ort der Weisheit und des Wissens.
    Den Vorschlag, einen speziellen Kurs für fortgeschrittene Ämter des Cursus Honorum einzuführen lehne ich nicht ab. Und ich spreche mich hiermit dafür aus, dass solche Kurse auch in Alexandria, am Museion, angeboten werden können.
    Aber es sollte doch möglich sein, dass diese von der Schola Atheniensis zuvor geprüft und für allgemein gültig erklärt werden, ohne das dadurch die Selbstständigkeit des Museions angetastet wird oder die Reputation der Schola darunter leidet.
    Die Schola hat Außenstellen in vielen Provinzen des Reiches. Ich sage nicht, dass Museion soll eine formell untergeordnete Außenstelle der Schola werden. Aber was die Lehre angeht, zumindest der Teil, der auch verbindliche Gültigkeit hier in Rom haben soll, müsste sich das Museion der Beurteilung durch die Schola unterwerfen und die Schola sollte ihrerseits bereit sein, diese Lehre ohne Vorbehalte zu prüfen und sie zulassen, wenn es keine triftigen Ablehnungsgründe gibt.“

  • "Mein Vorschlag verbietet dies nicht", antwortete Macer sofort und bezog sich damit auf die Bewertung von Kursen durch die Schola. "Ich glaube dir gerne, dass die Mehrheit der hier Anwesenden keine Zeit, keine Lust und vielleicht nicht einmal die nötige Sachkenntnis hat, um zu beurteilen, ob dieser oder jener Kurs einen Mann nun ausreichend bildet oder nicht. Wer dieses Urteil nicht abgeben mag, der kann sich gerne nach dem Urteil der Schola Atheniensis richten und nur für jene Kandidaten stimmen, deren Kurse die Schola Atheniensis als akzeptable betrachtet. Dann ist eben die Schola eine der Instanzen, die Kriterien aufstellt, wie Aurelius Corvinus es eben vorgeschlagen hat." Die Menge an Vorschlägen war offenbar deutlich geringer als die Menge der Redner, wenn man alles einmal auf seinen Kern reduzierte.


    "Aber muss deshalb das Urteil der Schola zu einem Urteil erhoben werden, das Kandidaturen direkt unterbinden kann? Glaubst du nicht, dass es eines Tages möglich sein wird, dass einer deiner Klienten hier stehen möchte um seine Kandidatur zu erklären, hoch gebildet ist, aber keinen Kurs absolviert hat, den die Schola Atheniensis für würdig erachtet? Wäre eine solche Regel nicht ohnehin entweder zu starr oder anfällig für Willkür? Nehmen wir an, die Schola kann ihr Urteil jederzeit ändern. Könnte sie dann nicht kurz vor einer Wahl Kurse von der Liste der akzeptierten Kurse streichen, um unliebsame Kandidaten zu verhindern? Ich möchte niemandem etwas unterstellen, aber Rom hat schließlich schon Zeiten erlebt, in denen der für den Kalernder zuständige Priester willkürlich Tage ausfallen lassen konnte und das vornehmlich mit jenen Tagen gemacht hat, an denen über Gesetzesvorschläge der Opposition abgestimmt werden sollte!" An dieser Anekdote konnte sich Macer tatsächlich immer wieder erheitern und egal wie man zu Gaius Iulius Caesar stand, seine Kalenderreform war diesbezüglich einer der besten Schritte gewesen, den der Mann je gemacht hatte.


    "Lassen wir uns jedoch darauf ein, dass die Schola einen einmal akzeptierten Kurs nicht wieder streichen darf, handeln wir uns ebenfalls Probleme ein. Wer garantiert uns schließlich, dass ein Kurs, der vor fünf Jahren geprüft wurde, heute noch immer dieselbe Qualität hat? Keiner! Daher sage ich, dass die Schola gerne ständig überprüfen darf und soll, welche Bildung wo angeboten wird und welche Qualität diese hat. Aber ihre Einschätzung darf für den Senat nur eine Empfehlung sein und nicht von bindender Wirkung! Ausnahmen für verbindliche Kurse können wir als Senat dann per Gesetz beschließen, wie wir es beispielsweise mit dem Cursus Iuris getan haben."

  • "Abgesehen davon gibt es wahrhaftig wichtigere Kriterien, an denen man einen Candidatus messen sollte, als die Frage, wo er seine Studien betrieben hat."


    warf Durus ein, der die Debatte wenig verstand. Ihm selbst zumindest wäre es wohl auch egal gewesen, ob ein Kandidat überhaut einen Cursus belegt hatte, denn was sagte dies schon über seine Qualifikation aus?

  • "Vielleicht aber die Frage was für Studien er betrieben hat, Consul Tiberius. Es mag für einige Senatoren so ausschauen, als würde meine Einstellung zu diesem Thema einer Starre ähneln. Nun das liegt vorallem an den Gerüchten und Meldungen, die mich aus Alexandria immer wieder erreichen und danach sind es eher die Musen, die das Museion in seinen Kursen anspricht. Ich glaube nicht, das ein Candidatus vorallem Singen, Lachen oder Weinen können muß. Auch wird er nicht unbedingt bessere Vorschläge in diesen Hallen machen können, wenn er das Säfteverhältnis des menschlichen Körpers studiert hat."


    Doch das war noch nicht der Kern seines Vorstoßes.


    "Wenn sich der Senat jedoch in der Frage näher kommt, das ein eigener Kurs für die Kandidatur zum Cursus Honorum die Beste Veränderung wäre, dann wird sich die Schola dem nicht verschließen. Aber ich gebe nebenbei auch zu bedenken, das es ratsam wäre über die Zukunft des dann allgemeinen Curus Continus nachzudenken. Einige der höchst anspruchsvollen Ämter schreien förmlich danach eine gewisse Vorbildung zu fordern. Schon zum Wohle von Rom und seiner Bevölkerung ist es wert mindestens einen Gedanken daran zu verschwenden."

  • "Wie ich bereits sagte, wäre dies ebenfalls eine Möglichkeit."


    bemerkte Durus knapp in Richtung von Avarus. Offenbar hatte er nicht richtig zugehört.


    "Im Übrigen ist es wohl ähnlich hilfreich für einen Senator die Säfte des Körpers zu kennen, wie die Wohnbauarchitektur."

  • Offenbar war Tiberius Durus heute etwas grantig.


    "Das läßt sich nun wirklich nicht vergleichen. Immerhin hätte der Candidatus bei letzterem Kurs eine gewisse Vorbildung, wenn er im Cursus Honorum dann einem bauwütigen Consul zugeschanzt würde. Wir erinnern uns gern an die Phasen zurück, als kein aqua-ductus höher, weiter, imposanter sein konnte."


    Auch die Geschichte von einem Quästor hätte da ganz gut gepasst, der zwei Amtszeiten zugesprochen bekam, um am Baugeschehen des Ulpianums teilhaben zu dürfen. Doch diese Anekdote hätte seine ersten Worte eingesogen und damit den Consul Aelius Quarto als bauwütig hingestellt, was er nun wirklich nicht gewesen war. So hielt Avarus sich lieber recht allgemein an die Tatsache das Vorblidung auch eine Bildung war, wenn auch nur in geringen Maße.

  • “Selbstverständlich sind nicht alle Studien dazu geeignet, einen Kandidaten auf ein verantwortungsvolles Amt vorzubereiten. Tanzen und Musizieren muss er für gewöhnlich nicht können. Aber das ein Kurs dazu geeignet ist, auch wenn er in Alexandria gegeben wird, dass zu prüfen und dafür Sorge zu tragen, dass wäre nach meinem Vorschlag doch Aufgabe der Schola. So wie sie auch jetzt schon dafür Sorge tragen muss, dass ihre eigenen Kurse dazu geeignet sind. Und diese Gewähr bietet sie, seit Jahren, auf vorbildliche und bewundernswerte Art und Weise.


    Eine Zulassung von Kursen am Museion kann doch ohnehin nur als Ergänzung gesehen werden. Ich bin mir sicher, dass die Schola hier in Rom weiterhin die wichtigste Anlaufstelle für künftige römische Magistrate wäre.“

  • Die Schola? Theoretisch wäre Durus mit dieser Regelung einverstanden, doch Germanicus Avarus stand dieser Einrichtung vor - also war er dagegen. Denn...


    "Wie Purgitius Macer schon sagte, birgt dies das Risiko, dass die Schola bestimmt, wer für den politischen Betrieb zugelassen wird und wer nicht. Ich bin der Meinung, dass eben dies Aufgabe des Senats ist, nicht jedoch einer Bildungseinrichtung. Nur weil jemand sich zur Wahl stellen darf, ist er noch lange nicht gewählt, wie wir ja schon häufiger feststellen durften."

  • "Ich bin dagegen, das auch nur ein Kurs den Museion anerkannt wird. Das Museion mag einen ehrbaren Ruf haben, aber es ist keine römische Institution. Mir ist es ein grauen, dass Peregrini über das römische Wahlrecht entscheiden sollen. Die Schola ist das Mass aller Dinge. Das Museion ein griechisches Nebenprodukt, welches für Rom keine Bedeutung haben darf. Cato der Zensor würde sich im Grab umdrehen, wenn er dieses Anliegen hören würde."

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    DOMINUS FACTIONIS - FACTIO PURPUREA

    SODALIS MAIOR - GERMANITAS QUADRIVII

    Stadtpatron - Tarraco

  • Macer war durchaus erstaunt, dass sich mit Matinius Agrippa einer der älteren und meist schweigsameren Kollegen ausgerechnet in dieser Debatte zu Wort meldete.


    "Dass Peregrini nicht in die Wahlmöglichkeiten in Rom eingreifen sollen, ist zweifellos richtig. Ich unterstütze das sofort. Und eben deswegen sage ich, dass über die Wahl hier im Senat zu entscheiden ist. Wir Senatoren sind es, die die Kandidaten prüfen, beurteilen und über sie abstimmen und niemand sonst. Kein Museion, dass verpflichtende Kurse anbietet und auch keine Schola, bei der die Peregrini dann eben in Rom arbeiten, aber trotzdem noch Peregrini sind." Griechen waren nun einmal sowohl Peregrini als auch gute Rhetoriker, Mathematiker und Philosophen und das wollte Macer ihnen auch nicht verbieten, nur aufgrund ihres Wohnsitzes.

  • Durus konnte den Worten des Purgitiers nur zustimmen, doch da offenbar kein Interesse mehr an weiteren Argumenten bestand, beschloss er, die Debatte zu schließen.


    "Die Positionen sind wohl klar, daher sollten wir zur Abstimmung schreiten. Mein Antrag lautet folgendermaßen: Als Zusatz zu § 3 der Lex Scholae Atheniensis soll der folgende Absatz angefügt werden:


    '(6) Neben der Schola Atheniensis ist das Museion in Alexandria berechtigt derartige CC durchzuführen.'


    Schreiten wir zur Abstimmung."

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