Domus Aeliana - Cubiculum Archias

  • Archias ärgerte zurück, zumindest nahm Axilla das so auf. Dass er bei dem Wust an Sprachen wirklcih nicht mehr durchblickte, glaubte Axilla ihm nicht. Immerhin war er beim Cursus Publicus gewesen und nicht zuletzt ein Mann, und irgendwie verknüpfte ihr Hirn das automatisch mit mehr Bildung, als sie hatte. Also zwickte sie ihn einmal frech bei der Bemerkung mit dem Fisch, wenngleich nicht fest. “Dorisch, nicht Dorsch, du Fisch. Kreta-Peleponnes-wir-verschleißen-jeden-Umlaut-und-Nuscheln-Dorisch.“
    Sie lachte und begab sich mit einem kleinen Hüpfer schonmal provisorisch in Sicherheit vor der befürchteten Gegenattacke. Dabei kam sie auf den Muscheln auf, die gleich mal raschelnd protestierten und sie dazu veranlassten, auf einem Fuß zu hüpfen, um sich die kleineren und fieseren Muschelschalen von der Fußsohle zu streichen.
    “Naja, so liegt alles, was gebraucht wird, zumindest im Sichtfeld. Also, wenn man es sieht“, gängelte sie weiter. Sie wollte nichtmal daran denken, wie ihr Zimmer aussehen würde, würden die Sklaven nicht jeden Tag wieder die Sachen aufräumen, die sie einfach auf den Boden fallen hatte lassen. Grinsend blickte sie sich um.
    Aber er wollte sie kaufen? Jetzt wurde Axillas Gesichtsausdruck doch nochmal kurz herausfordernd. “Ich arbeite doch nicht wegen dem Geld, und käuflich bin ich auch nicht.“ Die zehn Drachmen, die sie von Nikolaos jede Woche bekommen hatte, waren ja auch nicht wirklich viel zu nennen. Da warfen ihre Betriebe jede Woche das fünffache ab, wenn nicht noch mehr. “Ich mach das, um zu beweisen, dass ichs kann“, vertraute sie Archias kurz ernst an, dann aber lächelte sie schon wieder und war wieder spaßiger aufgelegt. “Sonst fällt mir noch die Decke auf den Kopf. Ich glaube, wenn ich bis zum Frühsommer hier bleibe, brauch ich wirklich noch eine Arbeit. Also, wenn es denn hier jemanden gibt, der eine Frau einstellt.“ Seinen Einwurf mit dem Kaufen hatte Axilla als bloßen Scherz aufgefasst, und dementsprechend antwortete sie auch.


    Die Andeutungen über Katander allerdings waren doch etwas ernster, und Axilla nahm sich auch wieder etwas mehr zusammen und überlegte, wie sie das wohl regeln konnte. Sie fühlte sich so hilflos, und das Gefühl mochte sie ganz und gar nicht. Sie hasste es, einer Situation ausgesetzt zu sein, an der sie selbst nichts ändern können sollte.
    “Ich hoffe, du hast Recht. Aber, wenn es doch irgendwas gibt, was ich tun kann... also... ich könnte ja auch nochmal mit ihm reden und es erklären, oder so?“ Irgendwas musste sie doch tun können. Axilla wollte nicht einfach nur nutzlos sein.

  • Dorisch, pah. Caius verkniff es sich gerade noch rechtzeitig, ihr die Zunge rauszustrecken. Caius sprach neben Latein zwar fließend griechisch und konnte Koine zumindest im Ansatz verstehen und sich ein Bier bestellen, aber dann hörte es auch schon auf. Naja, das musste er Axilla ja nicht unbedingt auf die Nase binden...


    »Ganz genau«, pflichtete er ihr bei, nachdem sie die Muscheln erfolgreich abgeschüttelt hatte. Ein paar waren unter ihrem Gewicht zu Bruch gegangen, aber er hatte ja mehr als genug, insofern war das nicht so schlimm.
    »Ach, nicht käuflich? Schade«, frotzelte Caius und seufzte theatralisch. Erst dann sagte Axilla etwas, das ihn wieder aufsehen ließ.
    »Bis zum Frühsommer nur? Und dann gehst du zurück nach Alexandrien?« fragte er sie ernst.
    »Warum?« Es war ihm einfach so rausgerutscht. Er hatte ganz automatisch einfach nicht mehr daran gedacht, dass Axilla nur hier war, um diesen Senator zu besuchen, und dass dieser Besuch vermutlich eh nicht so lange dauern würde. Dass sie irgendwann wieder abreisen würde, fand er unsagbar schade. Aber vielleicht war es irgendwann möglich, dass er mit ihr noch mal drüber sprach. Und ihr klar machte, dass sie bei Merula ganz allein ganz schnelcht aufgehoben wäre... Alle anderen, die ihr was bedeuteten, waren ja hier, soweit er sich das gemerkt hatte. Aber jetzt davon anzufangen, wär blöde gewesen und hätte sie nur wieder traurig gemacht.


    »Wieso sollte hier keiner eine Frau einstellen?« fragte er dann verdattert. Na gut, es gab da genug Leute, die das sicher nicht machen würden, die snobistischen Patrizier beispielsweise. Aber...
    »Ich würd das machen. Eine Frau einstellen. Keiner kann besser aufräumen als eine Frau«, sagte er ehrlich.
    »Ich mein, ich würd dich ja auch einstellen, aber du wilslt ja nicht!« Scheinbar beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust und sah schulterzuckend in eine andere Richtung.


    »Äh, reden? Mit ihm?« fragte er sie dann und sah sie wieder an.
    »Brauchst du nicht. Da bin ich mir sicher. Und er kriegt Ärger mit mir, wenn er noch mal so unhöflich ist zu dir, egal wie er das findet, wenn wir zusammen.... Naja, im Bett liegen.«

  • Dass sie nicht mit Katander reden sollte, gefiel Axilla nicht so ganz. Sie wollte gern irgendwas machen, damit es nicht so schwierig war wie jetzt. So, wie Archias es jetzt sagte, klang das irgendwie... seltsam. So, als würden sie das öfter machen... wobei zwei Mal ja durchaus mehr als einmal war. Aber trotzdem klang es irgendwie... seltsam.
    Axilla ließ es auf sich beruhen, auch wenn sie dabei ein ganz mulmiges Gefühl hatte. Das andere, das Archias angesprochen hatte, war ja sowieso viel ergiebiger, da konnte sie vernünftig darauf antworten und musste sich nicht den Kopf zerbrechen.
    “Na, meine Betriebe sind in Alexandria, und ich meine, hier hab ich ja keine Arbeit, dort schon. Selbst wenn Nikolaos schon einen Scriba wieder hat, kenn ich da ja alle wichtigen Leute, da find ich dann schon wieder was.“
    Auch wenn Archias nicht vorgehabt hatte, Axilla traurig zu machen, wurde sie doch merklich ruhiger und auch trauriger, weil sie wieder an Urgulania dachte. Ihre Cousine war eigentlich der Hauptgrund gewesen, warum sie zurück hatte wollen im Sommer. “Und Urgulania wollte ja mal schauen, dass ich verheiratet werde... ich meine, ich kenn hier ja niemanden, und niemand kennt mich. Ich weiß ja nicht...“
    So ein bisschen begann Axilla zu zweifeln. Jetzt, wo Urgulania tot war, wieviel Sinn machte es noch, in dieses riesengroße Haus in Basileia zurückzugehen, wenn es doch nur ein leerer Steinklotz war? Aber hier bleiben konnte sie ja auch nicht einfach. Silanus würde das wohl nicht wirklich gefallen.
    Sie merkte, wie sich ihre Gedanken festzufressen drohten und wechselte daher schnell nochmal das Thema. “Meinst du das eigentlich ernst, dass du mich einstellen würdest? Ich würd aber nicht deinen Saustall hier aufräumen, das darfst du schon selber machen.
    Ach, und du hast vorhin nach Farbe gefragt?“

    Gleich zwei Themenwechsel, das war doch mal was! Gleich zwei Themen, auf die sich ihre Gedanken stürzen konnten, und wo sie nicht mehr nachgrübeln musste, dass ihr Kopf zu rauchen drohte.

  • Axillas Schweigen deutete Caius als Übereinstimmung, und weil sie nichts mehr dazu sagte, sagte er auch nichts weiter.
    »Ach.« Er runzelte die Stirn.
    »Das mit den Betrieben ist doch nicht so schlimm. Ich meine, ich hab meine doch auch in Alexandrien erst gekauft. Aber man kann ja umziehen. Ouh, da fällt mir ein, um die Umschreibung der Konzessionen muss ich mich ja auch noch kümmern... Bona Dea Sakramenta noch eins. Da müsste ich nur die Besitzurkunden mal finden...« Caius sah sich um. Dürfte schwierig werden. Er seufzte gemartert und zuckte mit den Schultern.
    »Ha, das ist ein Umstand, den wir ändern können und werde!« versprach er ihr, auch wenn er sich plötzlich gar nicht mehr so sicher war, dass er das überhaupt wollte... Naja, Piso vielleicht. Aber sonst? Da wäre keiner gut genug.
    »Wir werden hier bald ein kleines Essen veranstalten, da kommst du dann auch. Wer weiß, wer dann noch alles kommt....«, war alles, was er erstmal verriet. Piso kannte sie ja nun schon, aber er war sich sicher, dass sie einen kleinen Schubser in die richtige Richtung gut gebrauchen könnte, später.


    »Wie?« Caius blinzelte bei ihrer letzten Bemerkung und tat dann ein wenig beledigt. Naja, ein bisschen war er es auch tatsächlich.
    »Saustall....« Er schmollte.
    »Wenn du sowas noch mal sagst, nehm ich alles zurück«, moserte er.
    »Das hier ist ein kultiviertes Chaos. Eine...nennen wirs 'unvorübergehend-heimelige Such-Atmosphäre'. Sozusagen Beschäftigungstherapie, die mich davon abhält, irgendwelchen Bürokratiescheiß zu machen. Denn: Ich könnte ja aufräumen, das wäre nämlich ein Anfang und außerdem wichtiger. Aber solange ich nicht aufräume, kann ich mich nicht um die Verwaltung und so kümmern. Siehst du? Eine unerschütterliche Logik«, erklärte er.
    »Aber: Ja, würde ich. Nur aufräumen willst du ja nicht, und das wäre unerlässlich um zum Beispiel die Besitzurkunden und Arbeitsverträge zu finden, die hier irgendwo rumliegen müssten....« Er grinste sie frech an.


    »Farbe? Oh, achso, jaja, Farbe. Ich hatte mal ein Abkommen mit einem Maler aus der Bantotakis-Familie, aber der ist so unzuverlässig, dass ich sehr oft die teure Pampe von so einem gallischen Pinselwichser kaufen muss«, erklärte er und zuckte bedauernd mit den Schultern.
    »Hast du Festverträge oder könnte ich mit einsteigen?«

  • Als Archias sich nach seinen Besitzurkunden umsah, schaute Axilla auch gleich einmal mit. Allerdings war das bei diesem Chaos ein absolut zweckloses Unterfangen, die hätten schon zufällig irgendwo obenauf liegen müssen. Und selbst da wären sie wohl übersehen worden. Archias sollte wirklich hier mal aufräumen, fand die Iunia.
    Aber dann wurde sie auf einmal ganz hellhörig, als er plötzlich von „wir“ sprach. Verwirrt schaute sie einen Moment zu ihm herüber, und das Wieso wir?, das durch ihre Gedanken hallte, war in ihrem verwirrten Gesicht durchaus zu sehen. Er wollte doch nicht...? Und gleich im nächsten Satz erschien es so, als ob er wollte.
    “Caius Aelius Archias, willst du mich verkuppeln?“ fragte sie mit diesem halb scherzenden Tonfall, der aber trotzdem eine Antwort forderte. Ein ganz komisches Gefühl bildete sich bei Axilla dabei, und sie wusste nicht wirklich, was es war. Freute sie sich darüber, dass er ihr dabei helfen wollte, oder war es doch etwas anderes? Es ziepte und nagte irgendwie, und Freude war ja doch anders. Aber sie war sich eigentlich sicher, dass sie sich freute. Und daher grinste sie ihn auch frech an, auch noch, als er die Einladung aussprach. “Na, da bin ich ja dann mal gespannt, wen du so einlädst.“ Sie setzte sich mit einem Lächeln aufs Bett, und wieder fühlte es sich kurz irgendwie komisch an. Sie wollte ja heiraten, und wenn Archias ihr da ein wenig half und sie hier dem ein oder anderen vorstellte, sollte sie das doch sehr freuen? Bestimmt waren das nur die Oliven, die schwer im Magen lagen. Es gab immerhin einen Grund, warum sie die Dinger nicht mochte.


    Als er dann aber so beleidigt reagierte wegen dem kleinen Wörtchen, schaute Axilla ehrlich zerknirscht drein. Sie glaubte zwar, dass er nur scherzte, aber trotzdem bekam sie diesen entschuldigenden Klein-Mädchen-Blick wie auf Knopfdruck hin und sah Archias mit großen Kulleraugen nur verlegen an. Allerdings nur einen Moment, ehe sie wieder grinste, vor allem wegen Archis Argumentation.
    “Eindeutig, das zu widerlegen würde vielleicht höchstens ein Gelehrter Philosoph schaffen, und wahrscheinlich nicht mal der. Aber wie heißt es so schön? Wer Ordnung hält, ist nur zu faul, zu suchen. Und Faulheit ist schließlich ein Laster.“
    Axilla stand also auf und fing ungefragt an, doch ein bisschen aufzuräumen. Angesichts des Berges an Unordnung eigentlich eine Sisyphusarbeit, aber irgendwo musste man ja mal anfangen. Axilla fing damit an, dass sie alles, was nach Papier aussah, zusammen auf einen Stapel legte. Da musste ja theoretisch die Urkunde irgendwo dabei sein.
    Da fing Archi allerdings auch schon mit dem Thema Farbe an, und sie unterbrach ihr Tun doch nochmal, um sich mit ihm vernünftig zu unterhalten. “Ich glaube, wir reden von verschiedenen Dingen. Ich mein nicht das angerührte Zeug, sondern das Pulver. Oder, naja, mehr so dicke Pampe, wobei man manche Sachen auch trocken mahlt. Die Bantotaken haben ja einen Maler, der mischt die Farbe ja dann irgendwie noch an. Bei mir haben die früher auch viel Farbe gekauft, aber seit etwa einem Jahr dann nicht mehr.“
    Axilla zuckte die Schultern. So gut kannte sie Anthimos Bantotakis ja nun auch nicht. Eigentlich, wenn sie so darüber nachdachte, hatte sie ihn fast jedes Mal, wenn sie sich gesehen hatten, irgendwie angepflaumt. Ein Wunder, dass er sie offenbar trotzdem gern gehabt hatte.
    “Ich hab nur die wirkliche Farbe, so zum Färben von Kleidern, und Ton für Vasen, oder eben flüssige Farbe. Oh und natürlich Kosmetik. Ich weiß jetzt aber nicht, ob du die auch brauchen kannst? Dann verkauf ich dir natürlich gerne, so viel wie du haben magst.“

  • Als Axilla richtig riet, sah Caius sie verdutzt an.
    »Ich? Verkuppeln?? Dich???« fragte er sie und sah sie dabei mit großen, ungläubigen Augen an.
    »Nö. Mit wem denn?« Oh, er hatte schon eine ganz genaue Vorstellung davon... Aber das musste er ja Axilla nicht auf die Nase binden!
    »Kannst du auch!« kommentierte er noch. Eigentlich hatte das ein Pärchenabend werden sollen, aber dann hatte Pi wegen seiner Schwester gefragt, und jetzt war sich Caius nicht mehr so sicher, ob er sie nocht doch einfach weglassen konnte, ohne dass Piso beleidigt war. Nur wie sollte er den Kuppler spielen, wenn Vera dabeihockte und keinen hatte? Würde ihm nur noch übrigbleiben, den Pompeius mit einzuladen, aber der und Vera...das konnte eigentlich nicht klappen. Caius seufzte leise und sah Axilla kurz dabei zu, wie sie aufzuräumen begann.


    »Na das siehst du aber falsch«, korrigierte er sie grinsend, während er weiterhin rumsaß und mit den Füßen wippte.
    »Faulheit ist nämlich die Kunst, so lange nichts zu tun, bis die Gefahr vorbei ist, dass man was tun müsste!« Statt ihr zu helfen, sah er ihr also nur zu. Scheinbar wollte sie erstmal alles, was nach Papyrus und Pergament aussah, zusammentragen. Caius entdeckte, halb unter dem Deckel einer Kiste verborgen, den Zipfel eines Dokuments. Er deutete dort hin.
    »Da ist auch noch eins«, steuerte er hilfreich und grinsend bei, obwohl die Kiste nur einen halben Meter neben ihm stand.


    »Ahso«, machte er dann zur Erklärung mit den Farben.
    »Ja nee, damit kann ich nichts anfangen. Ich brauche das Zeug schon fertig angerührt, sonst rentiert sich das nicht«, erklärte er.
    »Schade eigentlich. Deine Tinte ist immer ganz prima gewesen bisher. Oh, halt - hast du eben zum Einfärben von Ton gesagt? Hmm... Vielleicht solltest du darüber mal mit Seiana reden, die hat sich nämlich gerade vor ein paar Tagen erst beschwert, dass ihr Lieferant immer so unpünktlich ist. Sie betreibt ja eine Töpferei. Also, unter anderem«, sagte Caius.


    Schweren Herzens stand er dann auf und sah sich in seinem Ungemach um. Hier war wirklich viel zu tun. Er wandte sich zu Axilla um.
    »Du... Ehm, lass das ruhig mal. Mit dem Aufräumen, meine ich«, sagte er in einem Anflug von Milde. Immerhin hatte sie vor Stunden noch geweint wie ein Palasthund.
    »Ich mach das schon noch....irgendwann... Aber sag mal, meintest du das eigentlich ernst? Dass du dir hier was suchen willst? Arbeitsmäßig?«

  • “Weiß nicht“, gab Axilla nicht minder unschuldig auf die Frage, mit wem Archias sie denn verkuppeln sollte, zurück. Sie war sich ziemlich sicher, dass er etwas plante, sonst hätte er das vorhin nicht so gesagt, aber sie wollte ihm auch nichts unterstellen.
    Auf seine Anweisung hin, wo sie noch weiter räumen konnte, bestrafte sie ihn mit einem halb vorwurfsvollen, halb frechen Blick. “Du könntest auch helfen“, meinte sie keck, räumte dann aber doch kurz weiter. Archias war schon ein fauler Kerl. Sie musste ihm noch irgendwann mal eine Tafel vermachen mit der Aufschrift 'Und wenn mich die Arbeitswut packt, setze ich mich in eine Ecke, und warte, bis der Anfall vorbei ist', dachte sie ganz frech.
    Zumindest bis das Gespräch auf die Farben kam und sie damit soweit ablenkte, dass sie ganz ihren Schlachtplan vergaß und mit einer Urkunde – sie meinte, es war das zerknitterte Ding, dass Archias ihr damals so ganz stolz im Museion präsentiert hatte, mit der Auszeichnung für den bestandenen Kurs – in der Hand einfach stehen blieb und ihm zuhörte, was er mit Farben meinte.
    “Ach, wirklich? Ja, dann kann ich mich vielleicht revanchieren. Sie hat mir angeboten, dass ich bei ihr mal in der Taberna Medica vorbeischauen darf, so kostenlos und so, weil die Seekrankheit doch nicht weg gehen will.“
    Erst am gestrigen Morgen hatte sie sich übergeben müssen. Danach war es zwar immer wieder besser, aber es störte Axilla einfach, diese anhaltende Übelkeit dauernd. “Eigentlich mag ich Medici ja nicht, aber vielleicht sollte ich mal vorbeischauen. Und Farben kann sie gerne haben, soviel sie braucht. Die Farbmischerei läuft richtig gut.“ Vornehmlich deshalb, weil in Alexandria alles bunt war, vor allem die Leute.


    Und dann wurde Archias irgendwie etwas komisch. Beinahe ernst, während sie trotz – oder vielleicht gerade wegen – der Situation der letzten Stunde schon wieder lächelte. Axilla wollte alles, nur nicht ganz ernst jetzt sein. Denn wenn sie nachdachte, dachte sie nicht das nach, was sie nachdenken wollte, sondern es kamen ungefragt sehr ernste und traurige Gedanken dazwischen. Einfach so zu tun, als wäre nichts, war da einfacher.
    “Ja, natürlich mein ich das ernst. Ich mag nicht die ganze Zeit hier nur dasitzen und nichts tun. Ich meine, klar, ich will mir alles ansehen, die tollen Bauwerke und so, und vielleicht mal zu den Spielen oder ins Theatrum. Aber was mach ich den Rest der Zeit?“
    Es war nicht so, dass Axilla unbedingt immer Arbeit brauchte. Aber gar nichts tun ging nicht. Dann dachte sie nach, und das wollte sie nicht. Sie brauchte schlichtweg etwas, das sie ablenkte und vom Grübeln abhielt.
    “Wieso fragst du?“

  • Den Einwurf, auch helfen zu können, überging Caius einfach. Natürlich konnte er das, aber er hatte keine Lust. So einfach war das. :D


    »Oh, echt?« fragte er dann. War ja schon seltsam mit der Seekrankheit. Bei ihm wars nach drei Tagen weg gewesen.
    »Das ist aber nicht gut. Eigentlich müsste das bald besser werden. Vielleicht badest du zu oft.« Er grinste und zuckte mit den Schultern. Damit hatte sich die Sache für ihn erstmal erledigt. Sollte Axilla ruhig mal zu diesen Doktoren gehen und dann weitersehen.


    »Warum ich frage? Och, naja, ich hätte da schon eine Idee. Nimm dir mal ne Tafel von da.« Er zeigte irgendwo ins Regal neben dem Schreibtisch.
    »Du musst mal gerade was für mich aufschreiben, eh ich das vergess.« Er wartete einen Moment, bis sie eine leere Tafel gefunden hatte (was tatsächlich gar nicht so einfach war). Die, die sie dann aber in Händen hielt, hatte allerdings einen stylus an einer Schnur, so dass sie den zumindest nicht erst noch lange suchen musste.
    »Bist du soweit?«

  • Es konnte daran liegen, dass sie zu oft badete? Die Theorie klang interessant, aber widerlegen konnte Axilla sie natürlich nicht. Allerdings wollte sie auch nicht unbedingt weniger baden, sonst müffelte man ja! Nein, das ging gar nicht! Aber vielleicht etwas kürzer... Sie behielt es mal im Hinterkopf. Vielleicht kam sie um den Arztbesuch ja noch drumherum.


    Auf Archias' Idee war Axilla aber mehr als nur gespannt. Etwas skeptisch schuate sie ihn kurz an, aber dann zerrte sie die Wachstafel frei. Es war gar nicht so einfach, lag obenauf doch eine kleine Truhe. Naja, zumindest, bis Axilla kräftig an der Tafel ruckte, dann fiel die Schachtel rücklings in einen Haufen Wäsche und gab dabei ein schepperndes Geräusch aus ihrem Innenleben zum Besten. Aber Axilla hatte die Tafel und wischte sie einmal mit dem Handballen glatt. Danach nahm sie den angebundenen Griffel zur Hand und wartete.
    “Gut, schieß los“, meinte sie nur und setzte die Spitze des stylus schonmal an.

  • Caius grinste, als ihr die Schachtel runter fiel. Er erinnerte sich gar nicht mehr, was er da hinein getan hatte (es lagen einige flache Stein, ein kleiner Holzkreisel und ein zerknülltes Stückchen Pergament darin). Axilla hatte nun eine Wachstafel in der Hand und sah ihn auffordernd an.
    »Aaaalso«, begann er. Caius drückte den Rücken durch und schloss die Augen. So diktierte es sich besser.
    »Arbeitsvertrag. Absatz. Hmm... Hiermit stelle ich... Da machst du mal einen Strich und schreibst dann weiter: mit sofortiger Wirkung ein. Die Aufgaben beinhalten die Kontrolle und Verwaltung der Betriebe des Caius Aelius Archias, diverse Schreibarbeiten und gelegentliche Beziehungsberatung. Wobei... Nein, streich das Letzte und ersetz es durch regelmäßige Berichte über die wirtschaftliche und finanzielle Sachlage. Öhm... Absatz. Vergütet wird diese Arbeit mit einem wöchentlichen Entgelt von.... Hier bitte auch nen Strich. Dann wieder einen Absatz, das Datum von heute und Platz für meine Unterschrift und ein Siegel lassen, bitte.« Caius öffnete die Augen wieder und grinste Axilla an.
    »So. Und wenn du jetzt Lust hast, kannst du deinen Namen und eine Summe eintragen.«
    :D

  • Axilla nahm also die Tafel und fing an zu schreiben. Seine Verbesserungen löschte Axilla immer gleich geschickt mit dem Daumen gleich wieder aus, Übung genug hatte sie ja. Nikolaos diktierte manchmal halbe Romane, die er beständig verbesserte und daran feilte, da bekam man in der richtigen Wischtechnik schnell Übung.
    Am Anfang zog Axilla eine Augenbraue kurz fragend nach oben, weil sie dachte, Archias wolle sie ärgern. Da sagte sie ihm, dass sie Arbeit brauchte, und er lie sie einen arbeitsvertrag für jemanden anderen schreiben.


    Arbeitsvertrag


    Hiermit stelle ich._________________ mit sofortiger Wirkung ein. Die Aufgaben beinhalten die Kontrolle und Verwaltung der Betriebe des Caius Aelius Archias, diverse Schreibarbeiten regelmäßige Berichte über die wirtschaftliche und finanzielle Sachlage.


    Vergütet wird diese Arbeit mit einem wöchentlichen Entgelt von______________



    PRIDIE ID IAN DCCCLX A.U.C. (12.1.2010/107 n.Chr.)









    Axilla schaute sich ihr Werk gerade nochmal an, als Archias in seiner gewohnt lässigen Art endlich die Katze aus dem Sack ließ und meinte, sie solle ihren Namen einsetzen. Axilla zuckte kurz und schaute ihn überrascht an, dann fiel sie ihm mit einem wilden Jauchzen um den Hals und warf ihn dabei glatt mit sich um. Zum Glück aber landeten sie weich – er auf einem Beutel mit raschelndem Inhalt, und sie auf ihm – und Axilla drückte ihren nicht nur besten freund, sondern nun auch Arbeitgeber, einmal sehr ausgelassen.
    “Natürlich hab ich Lust!“ meinte sie freudestrahlend, als sie ihn kurz zum Luftholen losließ und drückte ihm einen verspielten Schmatzer auf, ehe sich ein bisschen Restverstand doch wieder einschaltete und sie mit glühenden Wangen von ihm runterkrabbelte.
    “Und du meinst wirklich, du willst mich? Dass ich für dich richtig arbeite?“ Lieber nochmal nachfragen, wenngleich ihre Stimmlage schon so war, dass man hörte, dass sie eigentlich nur ein 'ja' hören wollte. “Aber was soll ich denn bei dem Gehalt eintragen? Nikolaos hat mir zehn Drachmen gegeben. Zehn Sesterzen dann? Ist das in Ordnung?“

  • Caius freute sich sichtlich wie ein kleiner Junge, als Axilla ihn verdutzt ansah. Dann keuchte er erschrocken, als sie ihn umwarf und so im wahrsten Sinne des Wortes platt machte. In seinen Hintern hatte sich irgendwas Spitzes gebohrt, sodass er zur Seite rutschte und Axilla dabei ein bisschen von sich weg schob. Was sie allerdings nicht daran hinderte, ihm einen Schmatzer zu verpassen, der sich auch genauso anhörte wie er hieß.
    »Sachte«, murmelte er und befreute sich von dem spitzen Ding, das sich als Schere herausstellte. Er besah sich das Teil, zuckte dann mit den Schultern, warf es in eine andere Ecke und rappelte sich auf, um sich wieder aufs Bett zu setzen. Dann sah er Axilla an.
    »Nein. Eigentlich wollte ich dich nur veräppeln«, erwiderte er trocken und zog eine Grimasse.
    »Natürlich hab ich das ernst gemeint! Aber vielleicht überleg ich's mir doch noch anders, wenn du nicht schnell da unterschreibst....« Er zwinkerte ihr zu und grinste. Sie schien sich ja wirklich zu freuen. Da hatte er mal ein gutes Händchen bewiesen, lobte er sich selber. Axilla hatte vorerst zumindest vergessen, dass ihre Verwandte gestorben war.
    »Zehn? Im Ernst?« hakte er nach und verdeutlichte damit, dass er mit mehr gerechnet hatte.
    »Naja, ich hab das schon so gemeint, wie ich es gesagt hab. Trag eine Summe ein.«

  • Offenbar war er ein wenig überrascht von ihrer stürmischen Art, die er mittlerweile eigentlich ja schon fast kennen sollte. Axilla gab ihm die Gelegenheit, die Schere unter sich herauszuziehen und stand dann mit ihm auf. Als er sie ärgern wollte, piekte sie ihm einmal frech in die Seite und setzte sich dann mit der Wachstafel in der Hand neben ihn aufs Bett.
    “Aber das ist nur Wachs, zum unterschreiben sollten wir schon ein neues Stück Pergament suchen, oder?“ stupste sie ihn frech einmal an. Ihr Blick lag fast verträumt auf der Tafel. Ein richtiger Arbeitsvertrag. Nur mit der Bezahlung schien Archias nicht ganz einverstanden zu sein. Nur dass Axilla ihn falsch verstand und meinte, zehn seien zu viel. Aber Nikolaos, für den sie gearbeitet hatte, war ja auch ein wohlhabender Mann gewesen – wobei Archias ja auch nicht arm war – und hatte sie sicher gut bezahlt. Dafür, dass sie eine Frau war, zumindest.
    “Zehn sind zuviel? Gut, dann machen wir fünf.“
    Axilla brauchte das Geld sowieso nicht. Sie arbeitete, weil es ihr Spaß machte. Geld hatte sie genug, ihre Betriebe liefen sehr gut, und damit verdiente sie eigentlich alles, was sie brauchte. Und wenn es doch einmal etwas geben sollte, konnte sie zu aller Not auch immer Urgulania... nein, jetzt wohl nicht mehr. Jetzt konnte sie sie wohl nicht mehr m ein paar Münzen hier und da für ein neues Kleid oder Schmuck bitten. Sie seufzte einmal, als der Gedanke sich aufdrängte und versuchte ihn sogleich wieder wie eine lästige Fliege zu verscheuchen, was aber nicht so recht gelang. Da half nur eins: Reden.
    “Und was für Betriebe hast du genau, die ich da 'verwalten' soll? Muss man da viel für wissen?“
    Axilla konnte, so verwunderlich es auch war, ganz gut mit Geld, aber nicht gut damit, irgendwelche Dinge über Produkte auswendig runterzurattern. Von daher hatte sie keine Ahnung, was Archi genau erwartete.

  • Caius sah sie groß an. Pergament statt Wachs?
    »Aaaaha! Du meinst, weil es fälschungssicherer ist! Guter Punkt. ich seh schon, das war keine schlechte Idee, dich einzustellen«, gab er kokett zurück und nickte sich selbst beipflichtend zu.


    »Wie?« machte er, als sie auf fünf runterging, und sah sie noch verdutzter an als vorher. Dann machte er einen langen Arm und griff einfach beherzt nach der Tafel in ihren Händen.
    »Gib mal her. Zehn. Fünf! Tz«, machte er und schüttelte den Kopf, während er den baumelnden stylus fing und ganz dezent eine 0 hinter die Fünf malte. Dann reichte er ihr die Tafel zurück.
    »So. Jetzt kannst du es ab- und unterschreiben, dann noch den Rest und das wäre erledigt.« Caius nickte selbstgefällig und lächelte Axilla zufrieden an. Er meinte, einen Schatten über ihr Gesicht huschen zu sehen. War sie unzufrieden damit, dass er ihr fünfzig Sesterzen bezahlen wollte? Skeptisch sah er sie an. Dann stellte sie ihre Frage und Caius vergaß es einfach.
    »Tja, also, da wäre zunächst mal der Fernhandel. Ich beziehe Falernerwein aus Nordkampanien, lasse den aber nach Alexandrien schiffen, damit er dort mit Palmwein versetzt werden kann. Das geht weg wie warme Semmeln, sag ich dir. Die Datteln und der Weihrauch kommen aus Südgriechenland. Das ist manchmal etwas schwer mit der pünktlichen Lieferung... Dann gehören mir drei Obstplantagen auf Capri. Eine mit Birmen, eine mit Nektarinen und eine mit Äpfeln. Die Äpfel gehen nicht o gut...da war letztes Jahr der Wurm drin und die halbe Ernte war verdorben. Der Rest läuft gut. Äh, dann hab ich damals in Germanien einen Mosaikenleger von einer Decima abgeworben. Der heißt Scamander und kommt bald nach. Er ist damals schon nach Alexandrien mitgekommen. Macht großartige Legearbeiten, der Kerl. Ein echtes Goldstück. Mit dem wirst du sicher auch mal zu tun haben«, erzählte er.
    »Ah ja, und in Alexandrien bin ich damals mit ins Renovierungsgeschäft eingestiegen. Die Leute sind noch da unten, aber ich will sie eigentlich hier haben. Wir sind uns da aber wegen der Vergütung nicht ganz grün... Um ehrlich zu sein, ich glaube, dass die mich abzocken wollen. Hm... Vielleicht wär es ganz gut, wenn du den Architekturkurs hier an der Schule machen könntest? Ich finanzier dir den auch.«

  • Jetzt nahm er ihr einfach die Tafel weg und kritzelte selber darauf herum! Axilla fragte sich schon, was an fünf Sesterzen falsch sein konnte, soviel verdienten ja selbst die Hilfsschreiber am Museion jede Woche. Sie wusste es, sie hatte die Liste geschrieben. Aber er war damit wohl nicht zufrieden.
    Aber erst, als er ihr die Tafel zurück in die Hand drückte, sah Axilla, was es war, das nicht gepasst hatte. “Fünfzig Sesterzen?“ fragte sie etwas ungläubig. Er bezahlte ihr fünfzig Sesterzen auf die Gefahr hin, dass sie fürchterlichen Mist baute? Archias war mutiger, als er aussah. Und großzügig. “Nicht, dass mcih am Ende noch die Prätorianergarde verhaftet, weil ich einen Aelier ausgeraubt habe“, meinte sie gespielt schockiert, grinste aber kaum eine Sekunde später.
    Während Archias also zu erzählen begann, was er alles für Betriebe hatte, suchte Axilla in dem Durcheinander nach Federkiel, Tinte (von der sie beim Auffinden zufrieden feststellte, dass es einer von ihren Tintensteinen war, zu erkennen an dem kleinen, iunischen Blitz auf dem Boden des Behälters) und einem unbeschriebenen Blatt Pergament. Da hier kein Wasser, sondern nur der Wein war, nahm sie kurzerhand davon ein paar Tropfen, um den Tintenstein anzufeuchten, damit sie schreiben konnte.
    Sie setzte gerade vorsichtig an, als Archias meinte, sie sollte einen Architekturkurs machen. “Was?“ erschrak sie sich und drehte sich so rasch um, dass das Papier einmal fein säuberlich durchgestrichen wurde. Und auch die Tinte fand es sehr nützlich, zu beweisen, dass sie nur 'kaum' kleckste, vor allem wenn sie vor Schwung an Axillas Ellenbogen mitgerissen wurde und gegen das Kleid prallte. Axilla merkte es erst, als der Stein mit einem leisen klappern zu Boden ging, und besah sich das schicke, schwarze Fleckmuster an ihrer Seite. “Ach, verdammt“, schimpfte sie.
    Das Kleid war wohl im Eimer. Sie hob den Stein auf, verschmierte sich dabei noch die Finger, die sie kurzerhand – jetzt war sie ja sowieso ruiniert – an ihrer Tunika abwischte und schrieb nochmal auf der Rückseite des schön verzierten Pergaments. Wozu hatten die schließlich zwei Seiten?


    Arbeitsvertrag


    Hiermit stelle ich Iunia Axilla mit sofortiger Wirkung ein. Die Aufgaben beinhalten die Kontrolle und Verwaltung der Betriebe des Caius Aelius Archias, diverse Schreibarbeiten regelmäßige Berichte über die wirtschaftliche und finanzielle Sachlage.


    Vergütet wird diese Arbeit mit einem wöchentlichen Entgelt von 50 Sesterzen.



    PRIDIE ID IAN DCCCLX A.U.C. (12.1.2010/107 n.Chr.)









    “Meinst du wirklich, ich kann sowas wie Architektur? Mein Hauslehrer meinte immer, selbst Eichhörnchen müssten mittlerweile mehr von Mathematik verstehen, wenn er es denen so oft erklärt hätte wie mir.“

  • »Naja wieso denn nicht? Wenn du schlecht arbeitest, kann ich dir den hahn immer noch zudrehen«, argumentierte Caius und grinste Axilla an. Sein Grinsen wurde noch breiter, als Axilla ihr Malheut passierte und sie sich und das Pergament vollkleckerte. Verwundert aber sah er, dass sie sich dann auch noch die Finger an der Klamotte abwischte. Frauen, versteh die einer! Dann schrieb sie eine ganze Weile herum. Als sie die Feder weglegte, stand Caius vom Bett auf und ging zum Schreibtisch, auf dem sie zuvor ein Eckchen freigeräumt hatte, um überhauot schreiben zu können. Er nahm die tintenverschmierte Feder, grinste Axilla kurz an und setzte dann seine Unterschrift drunter.
    »So. Das hätten wir. Wenn ich jetzt nocht wusste, wo das Siegelzeug rumfliegt, könnte ich das noch draufmachen... Aber um ehrlich zu sein: Ich habe keine Ahnung.« Er sah sie bedauernd an und zuckte mit den Schultern.


    »Was?« fragte er sie dann und runzelte die Stirn.
    »Wieso solltest du das nicht können? Klar kannst du das! Da fällt mir ein....ich müsste den vielleicht auch mal noch machen.... Na wie ist das, dann machen wir den zusammen. Hm? Und ich geb dir einen Kurs aus.« Er grinste Axilla, die ja noch saß, im Stehen von oben an und knuffte ihr mit dem Ellbogen an die Schulter.
    »Und du bist ab sofort meine Verwalterin. Das heißt, du kriegst alle Vollmachten und so weiter. Und wir müssen sehen, dass du nicht jedes Mal unten warten musst, bis du durchsucht worden bist.« Caius lächelte Axilla stolz an.




    Arbeitsvertrag


    Hiermit stelle ich Iunia Axilla mit sofortiger Wirkung ein. Die Aufgaben beinhalten die Kontrolle und Verwaltung der Betriebe des Caius Aelius Archias, diverse Schreibarbeiten regelmäßige Berichte über die wirtschaftliche und finanzielle Sachlage.


    Vergütet wird diese Arbeit mit einem wöchentlichen Entgelt von 50 Sesterzen.



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  • Sie und schlecht arbeiten! Pah! Sie verschusselte vielleicht das ein oder andere, aber sie arbeitete immer nach bestem Wissen und Gewissen. Vorausgesetzt, das war etwas wert, wenn man kein Wissen und ein sehr dehnbares Gewissen hatte...
    Axilla schaute sich auch nach dem Siegelzeug um, aber bei diesem Chaos das zu finden war die Suche nach der sprichwörtlichen Nadel im Heuhaufen. Oder besser, der Nadel im Nadelhaufen. Das alles aufzuräumen konnte wirklich dauern. Vielleicht sollte Axilla Archias mal Leander leihen, der hatte ein Talent für Ordnung. Sonst würde ihr eigenes Cubiculum wohl nicht viel besser aussehen. “Ach, das machen wir dann einfach später“, winkte sie lapidar ab. Ihr war Archias Wort ohnehin mehr wert als ein Fetzen Papier.


    Als er dann von dem Kurs sprach, war Axilla noch nicht ganz überzeugt. Aber mit ihm gemeinsam zu büffeln war vielleicht gar nicht so schlimm, wie alleine. “Gut, aber nur, wenn du mitmachst. Und du musst ihn mir nicht ausgeben. Aber du darfst, wenn du magst.“
    Axilla war keine arme Bettelmaus. Sie könnte sowas bezahlen, und mehr. Aber wenn er es ihr schenken wollte, durfte er das gerne machen.
    “Und ich glaube, die Wache wäre sehr unglücklich, wenn sie mich nicht durchsuchen dürfte.“ Sie hatte vorhin zwar nicht viel mitbekommen, aber dass der Prätorianer durchaus an ihr interessiert gewesen war – was auch immer er an einer verheulten Frau anziehend gefunden hatte – das hatte sie mitbekommen. Axilla schaute kurz noch zu Archias auf, dann stand sie in einer fließenden Bewegung auf und umarmte ihn ohne Vorwarnung. Sie schmiegte sich an ihn, hielt sich an ihm fest und schmuste sich regelrecht an seine Schulter, auf die sie ihren Kopf leicht legte. “Danke, dass du mich vorhin geholt hast. Ich wusste sonst nicht, wohin. Danke, dass du mich gerettet hast“, sagte sie leise, ohne dabei den sanften Druck zu mindern. Sie mochte das Geräusch von seinem Herzen und den Geruch seiner Haut. Und die Gefahr, dass ihre tintigen Finger oder ihr verschmiertes Kleid auch seine Sachen versauen konnten, realisierte sie im Moment nicht. Sie blieb noch einen Moment so, ehe sie die Umarmung lockerte, um ihn wieder freizulassen.

  • »Na gut«, kam es auch sogleich zurück. Es war Caius nur recht, nicht mehr an den Papierkram denken zu müssen. Er verschränkte kurz die Arme vor der Brust.
    »Alles klar. Dann machen wir das. Wir können morgen, eh ich dich nach Hause bringe, gleich an der schola vorbeigehen, wenn du magst«, schlug er vor. Die Sache mit der Wache ließ er lieber erstmal unkommentiert. Er wusste nicht recht wieso, aber dass der Typ Axilla gern eingehender durchsucht hätte, gefiel ihm nicht. Und zwar ganz und gar nicht! Aber er hatte auch gar nicht recht die Gelegenheit, darüber nachzudenken, denn plötzlich hing Axilla ihm am Hals. Mit Müh und Not entknotete er seine Arme unter ihrer, naja, Brust, und legte sie locker um sie drum. Zuerst noch verdutzt, dann leicht lächelnd, streichelte er ihren Rücken.
    »Na. Dafür sind Freunde doch da«, sagte er und meinte das ganz ehrlich. Fühlte sich ganz gut an, ein Retter zu sein, überlegte er. An die Tinte dachte er dabei natürlich auch nicht.
    »Du bist gleich hergekommen, oder? Der Brief kam heute erst an«, fragte er sie dann. Das war schon krass, dass sie dann gleich zu ihm kam. Er fand das süß. Und er schätzte es sehr, denn das bedeutete, dass sie ihn mochte. Das Lächeln war jetzt wie aufgemeißelt und ging erstmal nicht mehr weg bei dieser Erkenntnis.

  • Es war ganz offensichtlich, dass Axilla die Streicheleinheiten genoss. Ihr Körper entspannte sich, und ihr Kopf lag leicht auf Archias Schulter, schmiegte sich leicht an. Es tat gut, so gehalten und getröstet zu werden, auch wenn da so ein kleines, fieses Stimmchen darauf beharrte, ihn jetzt sofort und auf der Stelle loszulassen. Da Archias aber sich nicht aus der Umarmung frei machte, als Axilla sie lockerte, blieb sie auch erstmal so bei ihm stehen und genoss ein wenig seine Nähe, auch wenn er gerade wie ein Honigkuchenpferd zu ihr runtergrinste.
    “Ja, bin ich. Als der Brief kam, musste ich einfach raus. Ich hab gedacht, ich ersticke gleich, und bin erstmal gelaufen, bis mir die Beine weh getan haben. Ich weiß nicht, warum ich hierher gelaufen bin. Ich wusste einfach nicht, wohin ich sonst sollte.“
    Ein wenig unsicher sah Axilla zu ihm auf und verstand nicht, was es war, was ihn so grinsen ließ. Auf die Idee, dass er sich dadurch geschmeichelt fühlen könnte, dass sie offenbar tief in ihrem Herzen an ihn gedacht hatte und ohne Zutun ihres Willens zu ihm gelaufen war, oder auch Fortuna ihren Weg einfach hierher geleitet hatte, kam sie nicht. Sie war schon froh, dass er ihr deswegen nicht böse war. Sie kuschelte sich nochmal etwas mehr an ihn, drehte dabei ihren Kopf so, dass sie seinen Herzschlag hören konnte. Es war so schön beständig. Lass ihn los, Axilla, beharrte schon wieder dieses Stimmchen, und diesmal hörte sie, wenn auch widerwillig, darauf. Sie lächelte noch einmal zu ihm hoch. Kurz kam der Impuls in ihr auf, sich auf die Zehenspitzen zu stellen, aber sie unterdrückte ihn im Ansatz und lockerte nun ihre Haltung. Ihr Blick glitt seitwärts und sie erinnerte sich an seine anderen Worte, bevor sie ihn umarmt hatte.
    “Ja, wir können das gleich morgen machen. Hmmm, sollte ich mich vorher noch bei deinem Vetter bedanken? Also, dass ich hier bleiben darf? Oder besser wann anders?“ Sie wollte ja nicht undankbar erscheinen. Außerdem brachte das Thema sie auf andere Gedanken.

  • Also, einerseits fand er es schade, dass sie nicht sagen konnte, warum sie ausgerechnet hierher gelaufen war. Andererseits empfand er es natürlich als eine Ehre, dass ihr Unterbewusstsein ihr Lauf zu Archi gesagt hatte. Er drückte sie noch mal herzlich. Wenn er gewusst hätte, dass sie sein Kind trug, hätte er das nicht gemacht, aus Angst, es wie eine Fliege zu zerquetschen. Allerdings hätte er dann auch ganz andere Sorgen gehabt. Dann ließ sie ihn los und er sie, und sah sie dann verwirrt an. Den Gedankensprung zurück zu der Sache mit dem Kurs schaffte er nicht gleich auf Anhieb und musste erst kurz angestrengt überlegen, bis ihm einfiel, was sie meinte.


    »Ehm, ja, gut. Dann machen wir das morgen. Öh, bedanken?« Caius runzelte die Stirn, schüttelte dann den Kopf.
    »Ach was. Ich hab ihm gesagt, warum ich möchte, dass du hier übernachtest. Da wird er ganz sicher nicht erwarten, dass du gleich sofort losspringst und ihm dankst. Das hat Zeit. Er ist ganz sicher nicht böse deswegen.«


    Caius' Blick fiel auf das noch immer gut gefüllte Tablett, das auf dem Stuhl stand.
    »Magst du noch was?« Die Oliven waren ja schon alle, die konnte man aber nachfüllen.
    »Ansonsten würde ich sagen, ich zeige dir mal das Zimmer für heute Nacht...« fuhr er fort und betrachtete dabei mit größtmöglicher Sorgfalt seine Sandalen.

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