Domus Aeliana - Cubiculum Archias

  • Caius, dessen Verstand angesicht gewisser angestauter Empfindungen sich langsam verabschiedete, war sichtlich irritiert, als Axilla so schnappte. Sie brauchte sich auch nicht groß rauszuwinden, weil er sie eh so schnell losließ, als sei sie heiß wie ein Brenneisen. Bestürzt sah er sie an.
    »Ich wollt nicht-« begann er, als sie auch schon loslegte. Irgendwie klang das nicht so sehr ehrlich, dazu war es zu kategorisch aufgezählt. Fand er. Caius seufzte. Er sah, wie sie sich das Kleid hoch hielt, und seufzte gleich noch mal. Er hob die Spange auf, die er eben fallen gelassen hatte, und drückte sie Axilla in die Hand. Dann fuhr er sich durch die Haare, drehte sich rum und setzte sich verkehrt herum auf seinen Schreibtischstuhl, weit genug weg von Axilla, dass sie sich nicht wieder bedrängt fühlte. Da seufzte er dann zum dritten Mal. Er hatte nämlich keine Ahnung, was er falsch gemacht hatte und warum sie ihn so angefaucht hatte.


    »Klar können wir«, maulte er leise. Sie hatte doch gesagt, dass sie da nicht hin wollte! Dann legte er dei Arme auf die Lehne und seinen Mund auf den oberen Arm. Und so sah er Axilla an, die immer noch da stand uns siich das venetablaue Kleid festhielt.

  • Wie man die Stimmung killt:
    Man nehme eine Hand voll Unsicherheit, dazu eine Prise Zweifel und ein kompliziertes Thema nach Wahl, mixe das ganze gut durch und gebe nach belieben eine überforderte Bemerkung hinzu.


    Nach etwa diesem Rezept hatte Axilla eben den Rest an sexueller Spannung im Raum wohl endgültig getötet. Archias ließ von ihr ab, gab ihr die Fibel in Löwenform wieder und setzte sich auf einen Stuhl. Auch noch so, dass die Stuhllehne zwischen ihnen beiden war, wie eine schützende Mauer. Und ihm gefiel die Situation sichtlich nicht. Nun, Axilla gefiel sie ja im Grunde auch nicht, aber das war wichtig.
    Sie sah einen Moment den goldenen Löwen an und blinzelte einfach nur, während sie überlegte. Sie hatte sich ihre Hochzeitsnacht irgendwie anders vorgestellt. Sie seufzte einmal und ging dann Archias hinterher, den Löwen noch immer in der Hand. Vor seinem Stuhl ging sie in die Hocke, so dass sie wieder kleiner war als er, und sah ein wenig zu ihm hoch. Sie streichelte ihn einmal kurz mit ihren Händen je rechts und links über die Wange und vergaß dabei das doofe Kleid, so dass ein Träger herunterrutschte und einen schönen Einblick auf ihre Schulter und andere Hautpartien freigab.
    “Ich will da doch auch nicht hin. Aber ob ich will oder nicht, sie gehört zu meiner Familie. Ich meine... du weißt doch, wie das ist. Wenn du etwas anstellst, fällt das auf die gesamte Gens des Kaisers zurück!“ Hilflos warf Axilla einmal die Hände nach oben, um die gesamte Ungerechtigkeit dieser Tatsache zu verdeutlichen. “Und bei mir fällt es auf die Gens des Republikgründers zurück. Die Iunier haben dank Iunius Brutus schon einen Ruf von Verrätern und Mördern. Aber wir waren immer einig. Ich kann da jetzt nicht auch noch die Gens entzweireißen, wenn ich einfach nicht komme.“
    Vergebung heischend sah sie zu ihm hoch. Sie traute sich jetzt nicht, sich ihm mehr anzunähern oder ihn zu verführen und dadurch seine Vergebung zu erschleichen. Sie wollte doch, dass er sie verstand.

  • Axilla und der Löwe guckten sich einen Moment lang in die Augen. Und Caius hasste sich dafür, dass er den netten Abend zunichte gemacht hatte, indem er von seiner Überraschung erzählt hatte. Die Axilla nicht wollte. Caius schnaufte enttäuscht. In der culina hatte er noch gedacht, dass Axilla sich fast so nach ihm sehnte wie er sich nach ihr. Aber das lass das hatte da jeden Zweifel aufgeräumt.


    Trotzdem kam sie jetzt zu ihm und hockte sich vor den Stuhl, so dass er gar nicht wegsehen konnte. Also sah er hin, heftete den Blick auf ihr Gesicht und glitt dann zur Seite ab, weil ihr Kleid über die Schulter fiel. Und da blieb er dann auch liegen, weil der Stoff genau da aufhörte, wo es interessanter wurde. Axilla sagte irgendwas, und Caius hatte ein wenig Mühe, ihr zu Folgen. Was war mit dem Kaiser? Caius seufzte und riss den Blick doch los, um Axilla anzuschauen.


    »Ist doch total egal, wer irgendwann mal den gleichen Namen hatte. Ich kann das eh nicht verstehen. Was sind das für Leute, die einen nach dem Namen beurteilen«, murrte Caius und zuckte mit den Schultern.
    »Mann. Dann gehen wir eben hin.« Das klang mehr frustriert als alles andere, und Caius sah Axilla dabei auch nicht in die Augen, als er das sagte, sondern auf den Mund. Denn Caius verstand das nicht. Wenn man nicht da war, konnte man auch nicht auf eine Hochzeit gehen, so einfach war das doch. Und Axilla hatte außerdem gesagt, dass sie da nicht hin wollte. Er zuckte mit den Schultern und war sichtlich enttäuscht. So richtig Lust auf eine nette Hochzeitsnacht hatte er jetzt jedenfalls nicht mehr. Er hatte es schließlich nur gut gemeint.

  • Tja, welche Leute machten das nur? So ziemlich alle da draußen. Axilla war es herzlich egal, wer welchen Namen trug und was irgendwer in dessen Familie war. Die meiste Zeit jedenfalls. Für sie zählte, ob sie denjenigen leiden mochte oder nicht, und das war unabhängig von der Gens oder auch dem sonstigen Stand. Aber so funktionierte die Welt nunmal nicht, und so egal Axilla das auch bei ihren Gesprächspartnern war, so wenig egal war es ihr, wenn man über ihre Gens so sprach. Das war diese eine Sache, die sie nicht losließ und von der sie nicht abrücken konnte, denn der Name ihrer Gens hing unmittelbar mit dem Namen ihres Vaters für sie zusammen. Und sie würde nie zulassen, dass jemand schlecht über ihn sprach.
    So konnte sie nicht viel mehr als traurig zu Archias hochschauen, wie er schmollte. Er wollte da nicht hin, das wusste Axilla. Die Götter wussten, sie wollte da auch nicht hin. Aber das musste eben sein. Sie atmete noch einmal tief durch und stand dann langsam auf. Sie hatte keine Ahnung, was sie noch machen sollte. Ganz sicher hatte sie sich ihre Hochzeitsnacht nicht so vorgestellt. Aber sie wollte Archias auch nicht zu irgendwas überreden oder mit irgendwas verführen, wenn er es nicht von sich aus wollte. Sie war da nicht durchtrieben genug, um so etwas zu machen. Nicht mit ihm.
    “Gut... danke...“ Unsicher sah sie einmal zwischen ihm und dem Bett hin und her. Sie wusste nicht, was sie jetzt weiter machen sollte. Im Moment kam sie sich wirklich fast vor wie eine Braut in ihrer Hochzeitsnacht: Sie war zwar vorbereitet worden, hatte im Grunde aber keine Ahnung.
    “Kommst du mit ins Bett?“ fragte sie also direkt und reichlich unsicher. Sie sah, dass Archias enttäuscht war, und sie wusste, dass es ihre Schuld war. Aber sie konnten sich ja kaum hier jetzt so anschweigen. Das war doch ganz anders geplant gewesen!

  • Gut danke? Caius runzelte die Stirn, sagte aber genauso wenig wie Axilla noch was dazu. Er hatte da nicht hingehen wollen, das war anders geplant gewesen. Nicht weil er einen da nicht mochte, sondern weil er solche Feiern mit viel zu vielen Leuten nicht mochte. Gut, bei denen gab es meistens lecker Essen, aber das entschädigte eben oft nicht die Steifheit und die ganzen erzwungenen Gespräche über Ämter und Pläne und solche Sachen. Caius hatte ja kaum was vorzuweisen, da konnte er nicht mitreden. Und wenn er ausnahmsweise mal mitreden konnte, dann drückte er sich einfach nur schlecht aus. Das war das Problem. Und obendrein suchte er sich auch nur Freunde, die irgendwann auch nur noch über Ämter und Politik und Ansehen reden würden und... Pisos enttäuschtes Gesicht drängte sich in seine Gedanken. Caius seufzte, sah dann doch lieber das traurige Gesicht Axillas an und zog einen Mundwinkel hoch. Ihm war nicht nach lachen gerade, und nach anderen Dingen auch nicht wirklich. Aber das hier war seine Hochzeitsnacht, verdammt. Und Axilla war jetzt seine Frau, also, fast, weil eine Sache fehlte ja noch.


    Sie fragte ihn in diesem Moment, ob er mit ins Bett kam. Unentschlossen sah er sie an. Eben hatte sie ihn nicht gewollt. Er wusste nicht, ob das dann sio eine gute Idee war. Hätte er bloß nie davon angefangen.
    »Magst du das denn«, murrte er in einer Mischung aus Versöhnlichkeit und Skepsis, und das klang nicht wirklich wie eine Frage.

  • Er klang nicht unbedingt begeistert von der Aussicht, mit ihr zu Bett zu gehen. Sie musste ja nichts machen, dafür war die Stimmung vielleicht wirklich zu sehr im Eimer, aber wenigstens gemeinsam dort schlafen konnten sie doch? Axilla kratzte sich verlegen am Unterarm. Einen Moment war sie versucht, auszuweichen und zu fragen, ob er ihr lieber ihr Zimmer zeigen wollte – sofern sie denn schon eines hatte. Oder nach Hause gehen sollte. Wobei dann die Ehe nicht gültig wäre. Aber besonders auf diese zu freuen schien sich Archias auch nicht mehr.
    “Ja... also, wenn du auch willst...“, murmelte sie schließlich als Antwort und sah dabei Archias nicht an. Sie wollte kein 'Nein' in seinen Augen jetzt sehen. Irgendwie fühlte sich grade alles so betrübt und stickig an.
    Sie fühlte sich zunehmend unsicher und merkte, dass sie anfing, herumzuhampeln. Also drehte sie sich einfach und rasch um und ging vor das Bett, wo sie stehen blieb. Unsicher nestelte sie an ihrem Gürtel herum, um diesen zu öffnen. Sie wollte sich nicht angezogen ins Bett legen. Und vielleicht kam Archias ja doch noch dazu, überlegte sie sich.

  • Caius war felsenfest davon überzeugt, dass Axilla jetzt nicht wirklich schlafen wollte. Immerhin war es immer noch hell draußen, auch wenn es langsam dunkel wurde. Außerdem war das ja keine echte Ehe, wenn sie jetzt nicht auch miteinander schliefen. Gut, würde zwar keiner mitkriegen, aber wie er Axilla kannte, wär ihr das bewusst. Caius gab sich also einen Ruck und stand auf. Den Ruck gab er sich nicht in Richtung Axilla (musste er auch gar nicht, er fand sie schließlich nach wie vor einfach nur zum Anbeißen), sondern in Richtung Gedanken wegschieben. Gelang zwar nicht so gut, musste aber irgendwie genug sein.


    Axilla hatte sich inzwischen von ihm weg gedreht und sah nach unten, die Hände waren von hinten nicht zu sehen. Caius schlich näher und späte ihr dann unvermittelt über die Schultern.
    »Na!« sagte er dann und nahm Axillas Hände rechts und links einfach zur Seite und hielt sie fest. Seinen Kopf hatte er an ihren gelegt.
    »Lass mich wenigstens den leichten Gürtel aufmachen wenn ich schon nicht den mit dem bösen Knoten haben kann«, sagte er in einem Versuch, wieder ausgeglichen zu klingen (wenig überzeugend, dafür aber mit viel Mühe). Zögernd ließ er Axillas Hände los und hakte dann erstmal nichtstund die Daumen in ihrem Gürtel unter. Denn: Er hatte eine bessere Stelle gefunden. Die Schulter nämlich, von der der Stoff runtergerutscht war. Und die küsste er gerade vorsichtig. Er war sich immer noch nicht so ganz sicher, ob Axilla das wirklich jetzt wollte. Sonst war er da ja weniger zimperlich. Wenn sie nicht wollte, musste man sie einfach nur überzeugen, dass sie im Grunde doch wollte. Meistens klappte das auch, gerade bei Axilla, wo man die wenigen Male, die sie nicht gewollt hatte, eh an einer Hand abzählen konnte. Aber weil das jetzt ein besonderer Abend war, wusste er eben nicht, ob sie nur deswegen wollte oder...weil sie ihn wollte. Langsam wanderten seine Lippen von der Schulter zum Nacken.

  • Axilla hörte nur das leise Rascheln des Stoffes seiner Tunica, wusste aber nicht, ob er nun aufgestanden war oder sich nur gereckt hatte. Sich umzusehen traute sie sich nicht. Sie nestelte weiter an dem verflixten Gürtel, bis sie schließlich doch Archias' Atem wieder in ihrem Nacken fühlte. Kaum eine Sekunde später hielt er auch schon ihre Hände fest und hinderte sie daran, weiterzumachen. Sie schloss ganz leicht die Augen und ließ sich eine Winzigkeit nach hinten gegen ihn sinken. Sie mochte das Gefühl von seiner Kraft hinter ihr, das fühlte sich so beschützt an.
    “Vielleicht finden wir ja jemanden, der so einen Knoten machen kann. Irgendwo ist hier doch sicher noch etwas Leinen...“ Ihre Stimme war leise und etwas unsicher, aber je mehr Archias ihren Hals und ihren Nacken küsste, umso gleichgültiger wurde ihr alles, was vorher gewesen war. Er ließ ihre Hände los, und Axilla nutzte die Gelegenheit, mit einer Hand in sein Haar zu fahren und ihn so enger an sich zu ziehen. Ihr Atem verriet, dass ihr sehr gefiel, was er da machte, und je mehr er machte, umso mehr konnte man es hören.
    “Aber du musst... mmmmmh... vielleicht noch etwas vorsichtiger... hhhhhhhh... sein. Ich weiß nicht... aaahh... wie gut es geht....“
    Sie schmiegte sich noch mehr an ihn und hoffte, dass er die Signale ihres Körpers zu deuten wusste. Sie hatte keine Bedenken, er könne ihr weh tun. Das hatte er noch nie getan und würde er auch zukünftig nicht, da war sie sich sicher. Aber sie musste es sagen, ehe es in leidenschaftlichem Ungestüm doch noch ein Unglück gab.

  • Statt einer Antwort zwickte Caius sie mit den Zähnen in den Nacken. Sowas vorzuschlagen. Als ob er sie jetzt noch mal laufen lassen würde, wo sie endlich nicht mehr über anderer Leute Hochzeiten redete und sich an ihn lehnte. Und einen Arm nach hinten bog, um ihm durch die Haare zu fahren. Das half dann doch schon, die Unterhaltung von eben zu verdrängen. Caius schob seine Finger zum Gürtel hin. Dass er hinter ihr stand, vereinfachte die Sache, und im Nu schlängelte sich das schmale goldene Band über ihre Füße. Caius' Hände hatten jetzt nicht mehr sonderlich viel zu tun. Er fuhr sanft über ihren Bauch und dann weiter nach oben, gaaaaanz langsam. Und zog sie noch näher an sich ran. Archias kannte jeden Zentimeter von Axillas Haut, er wusste, wo sie Muttermale hatte und was ihr gefiel und wo sie kitzelig war. Wobei ihn gerade die Male nicht sonderlich interessierten und er sie auch nicht kitzeln wollte.
    »Wirst du wohl still sein«, taldete Caius sie. Natürlich war er vorsichtig. Auch wenn das vermutlich ziemlich Nerven kostete.


    Axillas Laute blieben nicht ohne Wirkung. Caius hatte relativ schnell vergessen, dass er eben noch enttäuscht gewesen war oder darüber nachgedacht hatte, dass sie ihn nicht wollen würde. Vielleicht. Denn das jetzt war ziemlich offensichtlich, und er reagierte auch ziemlich offensichtlich. Seine Hände rafften inzwischen langsam aber sicher Axillas Kleid, bis Caius die einsame Fibel erspähte. Da ließ er den Stoff einfach wieder fallen und beschäftigte sich stattdessen kurz mit dem Goldlöwen. Als der König fiel, folgte der Rest in einem raschelnden Abgang, und Axilla stand entblättert vor ihm. Und Caius' Tunika gleich eher einem tiefblauen Tipi als einer Venetarobe. Er ließ Axilla allerdings keine Chance, sich irgendwie rumzudrehen, so dicht stand er wieder hinter ihr, kaum dass die Tunika gefallen war. Ihr Körper war wunderschön geformt. Ein paar Locken ringelten sich aus der Frisur. Caius fand das sinnlich. Der anderen Schulter widmete er sich nicht mehr so intensiv, so viel zollte er der Leidenschaft dann doch. Und dabei hatte Axilla bisher nichts weiter gemacht als dazustehen und Aaahs und Mmmhs zu machen, die Caius erwiderte. Er ließ ihr jetzt den Freiraum, sich rumzudrehen, wenn sie wollte. Und er war drauf und dran, sich die Tunika selber auszuziehen. Das dauerte alles irgendwie zu lange.

  • Ihr Körper reagierte instinktiv und heftig auf seine Berührungen. Es war so lange her, sie hatten so lange Rücksicht auf ihren Körper nehmen müssen. Erst die missglückte Abtreibung, dann die Fehlgeburt... Axilla war geradezu ausgehungert nach seinen Berührungen. Und vor allem war sie hungrig nach seiner Begierde.


    Auf seine Worte hin musste sie frech grinsen. Sie drehte ihren Kopf leicht, aber es reichte nicht, um ihn wirklich zu sehen, vor allem, da er ihren Nacken verwöhnte, bis ihr schwindelig war. “Und was, wenn nicht?“ flüsterte sie frech zurück, vergaß dann aber alles weitere, was sie noch sagen wollte, als sie fühlte, wie er ihr anfing, das Kleid hochzuschieben. Seine Hände durch den Stoff zu fühlen war schon berauschend, als er ihr dann aber die Fibel löste und sie erneut an sich zog, war Axilla geradezu willenlos.
    Er ließ sie los, so dass Axilla sich hätte umdrehen können. Aber sie wendete nur leicht den Kopf, um Archias einmal anzuschauen. Sie sah die nur mühsam zurückgehaltene Begierde in seinen Augen, und stöhnte einmal leise, statt etwas zu sagen. Sie fuhr mit ihrer Hand noch einmal durch sein Haar und löste sich dann von ihm, krabbelte einfach auf allen Vieren auf das Bett und wartete, dass er dazukommen würde.

  • Caius hatte gar nicht mit einer Antwort gerechnet, und deswegen hatte er auch einfach keinen guten Konter mehr parat, als Axilla auf ihn einging. In Ermangelung einer Retourkutsche biss er also nur die Zähne aufeinander und stieß eine Art Schnauben aus. Mehr nicht. War auch gar nicht mehr möglich. Der kesse Blick über die Schulter, das lockende Schnurren und die verheißungsvolle Rückansicht der krabbelnden Axilla ließ das Denken schlagartig aussetzen, und Caius riss sich förmlich die Tunika runter, um sich zu Axilla aufs Bett zu begeben.


    Es war weit nach Mitternacht, als Caius einen Arm um Axilla gelegt hatte und mit ihrem Kopf an seiner Brust vor sich hin döste. Müde war er nicht, aber erschöpft. Am Anfang hatte er einfach nur Angst gehabt, ihr weh zu tun. Wegen dem Kind und alles, und er hatte immer wieder nachgefragt, was Axilla bald lästig geworden war, auch wenn sie das so nicht gesagt hatte. Aber es hatte erstaunlich gut funktioniert. Und jetzt lag Caius hier, matt, aber zufrieden, mit seiner Frau im Arm. Er grinste zufrieden.
    »Meine Frau«, sagte er leise und drückte Axilla an sich. Er hatte einen Mordskohldampf. Da hatten auch die Weintrauben nichts dran geändert, die sie vor zwei Stunden verdrückt hatten. Caius seufzte.
    »Jetzt ein halbes Schwein auf garum«, sagte er.

  • Es dauerte eine ganze Weile, bis sich Axillas Herzschlag wieder beruhigt hatte und auch ihr Atem ruhiger ging. Nachdem Archias anfangs so vorsichtig und zögerlich war, dass sie beinahe wütend geworden wäre, hatten sie beide ein Maß gefunden, dass ihm offenbar seine Sorgen nahm und Axilla mehr als ausreichend forderte. Und nun lag sie mit mehr als empfindlicher Haut neben ihm, schmiegte sich einfach an ihn und genoss den Geruch seiner Haut. Sie schmiegte sich kurz schon halb schlafend enger an ihn, wollte diesen Geruch auf sich haben, rieb ihren Kopf fast katzengleich einmal an ihm, ehe sie sich wieder erschöpft fallen ließ und einfach nur tief durchatmete.
    “Hm?“ machte sie verträumt, als er etwas sagte. Ihr Körper war noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie wirklich aufpassen würde, was er sagte. Erst nach einem Moment sickerte die Bedeutung der Worte in ihr Bewusstsein, und sie knuffte ihn ganz leicht. “Wie kannst du nur jetzt ans essen denken?“ fragte sie ihn, aber es war deutlich zu hören, wie gespielt dieser Vorwurf doch war. Sie selbst hatte keinen Hunger, aber sie hatte auch selten wirklich Hunger. Meistens musste sie ans Essen erinnert werden. Und im Moment war sie viel zu erschöpft, um jetzt noch aufzustehen oder auch nur zu kauen. Eigentlich wollte sie jetzt am liebsten einfach nur schlafen, und je länger sie dalag, umso näher war sie dem auch.
    “Mein Mann...“, murmelte sie noch und kuschelte sich noch etwas mehr an ihn. Ihr war kalt, aber sie wollte sich keinen einzigen digitus bewegen. Nichtmal, um die Decke zu holen. Ihr Atem wurde immer gleichmäßiger und flacher, und schließlich war sie auch so eingeschlafen.

  • Nix war gut. Caius wälzte sich von der Seite auf den Rücken und starrte nach oben, wo irgendwo im Dunklen die Zimmerdecke versteckt war. Er war alleine. Und er konnte nicht schlafen. Jetzt verschränkte er die Arme hinter dem Kopf. Er dachte an das, was Piso gesagt hatte, wegen Seiana. Und an Axilla. Und an die Valageschichte. An das, was Serrana ihm erzählt hatte. Caius war eigentlich nie besonders eifersüchtig gewesen. Aber wenn er an den Germanen dachte und an das, was er seiner Meinung nach verursacht hatte und daran, wie Axilla ihn trotzdem immer wieder in Schutz nahm...dann hatte er einen harten Kloß im Hals und seine Brust fühlte sich an, als wär seine Tunika zu eng. Caius brummelte leise vor sich hin. Und seit dieser Sache kurz vor der cena stimmt es irgendwie auch nicht so zwischen Axilla und ihm. Er hatte das Gefühl, dass sie nur so tat, als ginge es ihr gut. Dabei hatte er sich doch auf drei Leibwachen runterhandeln lassen. Und er hatte seit der cena nichts mehr über Vala gesagt. Obwohl es natürlich immer noch brodelte in ihm. Gut, war auch erst zwei Tage her.


    Tja, und jetzt lag er mal wieder wach und fragte sich, was er machen sollte. Klar, er könnte diesem Barbaren auch einen Meuchelmörder schicken. Dann wär er das Problem zumindest mal los. Und dann? Nie im Leben könnte er das vor Axilla verschweigen, das wusste er. Und dann hätte er sie so oder so verloren. Ach, es war zum Haare melken und Mäuse ausrupfen! Caius brummte genervt und schubste die Bettdecke mit dem Fuß weg, dann schwang er die Beine aus dem Bett und wuschelte sich durch die Haare. Es war mitten in der Nacht. Er war hundemüde, aber schlafen konnte er einfach nicht! Morgen würde er bestimmt die Wegstaben verbuchseln auf den Wachstafeln. Caius stand auf und ging eine Weile rum. Er klapperte an einer Schatulle rum und drehte einen Griffel ein paarmal im Kreis. Aber besser ging's ihm dadurch nicht.

  • Seitdem Quarto nach Misenum gefahren war, gingen eine ganze Menge Anschreiben hier ein. Für ihn, nicht für Caius, aber der machte sie trotzdem auf und beantwortete sie, wenn es nötig war. Heute brachte man ihm zwei Briefe. Einen von Decimus Livianus und einen von...boah. Dass der die Dreistigkeit besaß! Caius regte sich massig auf, lief hin und her und pfefferte die blöde Tafel an die Wand. Dann kam ihm eine Idee. Und je länger er darüber nachdachte, desto besser gefiel sie ihm. Die Antwort gestaltete sich zwar als relativ schwierig, besonders die Unterschrift, aber Caius bekam sie trotzdem so hin, dass er sie selbst glaubte. Zufrieden mit sich ließ er die Antwort hier in Rom zustellen, die für Germanien brauchte noch etwas länger.

  • Es war bereits Abend, fast Zeit für die Cena, als Axilla ds Cubiculum ihres Mannes betrat. Sie hatte die Sklaven gefragt, wo er denn sei, und er hatte sich wohl hier nochmal umkleiden wollen. So zumindest hatte sie es verstanden. Axilla interessierte ohnehin nur, wo er denn war, damit sie endlich mit ihm sprechen konnte.
    Es hatte ihren ganzen Mut gekostet, diesen Schritt überhaupt zu unternehmen. Sie wusste doch noch gar nicht, wie sie es anfangen sollte, aber sie brauchte einfach Gewissheit, ob ihre Zweifel berechtigt waren oder nicht. Das zerfraß sie, und noch so eine Nacht wie diese heute überstand sie nicht. Da wurde sie verrückt, ganz sicher.


    Jetzt allerdings vor dem Cubiculum traute sie sich beinahe noch weniger. Diesen Raum zu betreten weckte Erinnerungen, die gerade alles andere als willkommen waren. Archias hatte sie hier getröstet, nachdem Urgulania gestorben war. Hatte mit ihr geschlafen. Er hatte sie hierhin gebracht, als Leander gestorben war. Und verdammt, es war sein Schlafzimmer, wo sein Bett stand. Was, wenn er ihren Besuch falsch deutete und mit ihr schlafen wollte? Auch wenn Axilla ihm in Ravenna etwas hatte vormachen können, im Moment konnte sie einfach nicht mit ihm schlafen. Und wenn sie sich ihm verweigerte, würde es wieder Streit geben.
    Sie kämpfte die aufkommende Panik nieder und nach einem kleinen Anklopfen betrat sie auch sogleich das Zimmer und erblickte ihren Mann. Sie schenkte ihm ein Lächeln, auch wenn sie sich nicht danach fühlte, und blieb gleich bei der Türe stehen. Das Holz noch zu fühlen, tat irgendwie gut und war beruhigend, es gab ein wenig Sicherheit.


    Sie wusste, dass sie nicht sehr gut aussehen musste. Wie auch, sie hatte die Nacht nicht geschlafen und den ganzen Tag nichts gegessen. Sie wusste, dass sie etwas blass um die Nasenspitze war und zwar keine Ringe, aber doch leichten Schatten um die Augen hatte. Und sie war auch müde und fühlte sich nicht besonders. Aber sie wollte das nun einfach wissen.
    “Hey...“ fing sie leise und unverbindlich an. Sie wusste noch nicht so recht, wie sie das Gespräch anfangen sollte. Sie konnte ihn ja kaum direkt danach fragen, ob er etwas mit Leanders Tod zu tun hatte. Das würde er so oder so abstreiten, und sie war so schlau wie vorher.

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