Auch wenn sie sich eigentlich inzwischen recht gut kennen sollten, so kannte Seiana Caius doch schlecht. Für ihn wär das keine Krankheit gewesen, wenn sie das so gesagt hätte. Es wäre der Weltuntergang gewesen. Na gut, er war nicht besonders toll in so Gefühlduseleien, aber er war eben auch nicht der Typ, der ein Gespräch in dieser Richtung einfach abschmettern oder ignorieren würde. Caius hätte wohl gehörig Muffensausen bekommen, wenn Seiana das angesprochen hätte.
Und andersrum war das mit dem Kennen übrigens genauso: Obwohl Seiana Einkaufen über die Maßen hasste, glaubte Caius nach wie vor, dass ihr größter geheimer Wunsch dem von jeder Frau entsprach: Einmal bei Dulcus & Gabbana eingeschlossen werden. Mit anderen Worten glaubte er, dass man ihr mit einer spontanen Zusage zu einem Einkauf die Freudentränen aufs Gesicht treiben konnte. Caius sah aus dem Fenster. Er hatte noch weniger als so überhaupt keine Lust auf einen Bummel, obwohl doch sonst er derjenige war, der jeden Scheiß kaufte, ohne ihn zu brauchen. Aber er wollte auch nicht, dass Seiana traurig war, nur weil er Probleme mit sich selbst und seinem Kopf hatte.
»Ist ja noch ein bisschen Zeit. Was hältst du von einem kleinen EInkaufsbummel? Bis zur cena haben wir sicher noch zwei oder drei Stunden Zeit. Vielleicht findest du was Schönes«, hörte er sich sagen, und das sogar mit einem recht enthusiastischen Ton in der Stimme. Bona Dea, der Weltuntergang nahte. Und zwar mit verdammt großen Schritten.