cubiculum TAU | Eines Morgens

  • Anscheinend hatten sie im Bezug auf das Herz eine ähnliche Einstellung, was dieses erwärmen würde. Es sorgte zumindest für ein ehrliches Lächeln. Als sein Herr ins Schwärmen geriet wurde dies promt etwas breiter. Ein leichtes Nicken sollte Ursus bestätigen das Cimon verstand. Das dieser seine innersten Schmerzen nich´t sah, beruhigte den Nubier sogar ein wenig. Würde es doch auch Schwäche zeigen, Schwäche die Cimon nicht zulassen wollte, aber in manchen Momenten einfach musste.
    Noch bevor er etwa sagen konnte, kam ein thema das ihn offen staunen ließ. Dieses Fest... es gab es also wirklich? Wie erstarrt sah Cimon zu seinem Herren auf und musste erstmal seine trocknen Lippen befeuchten und den Kloß hinunterschlucken, bevor er auch nur ans Sprechen denken konnte.
    Das Ursus zuvor seine guten Seiten erleutert hatte und meinte, Cimon wäre all dies Wert gewesen, half dem Nubier sich zu fangen.


    "Saturnalien? Dominus Ursus, dieses Fest... Du feierst es? ...Ich meine... nein, ich kenne es nicht selber. Ich habe nur Gerüchte davon gehört. Als ich Atonis darauf ansprach... nun es waren keine angenehmen Wochen, die folgten.
    Ein Geschenk?...Ich weiß nicht. Alles was ich mir wünschen würde, kannst du mir nicht erfüllen. ... Nun doch...da ist etwas. Ich würde gerne Briefe an Bashir schicken. Wenn du das ermöglichen könntest, wäre ich sehr glücklich, Herr."


    Das sein Wunsch kein wirklich großer war, vieleicht auch keiner der dieses Fest benötigte, um erfüllt zu werden, war ihm nicht bewusst. Was sonst würde Cimon haben wollen? Besitz? Soetwas war ihm fremd. Alles was er besaß waren die Kleidung und das Rasierzeug und alles hatte seim Herr ihm bezahlt. Also war auch dies nicht wirklich sein Besitz. Konnte Besitz etwas sein Eigen nennen? Der Nubier glaubte es nicht, da er es nicht kannte. So sehr er auch nachdachte, er wusste keinen weiteren, besseren Wunsch zu äußern.

  • Cimons Gesichtsausdruck gehörte zu jenen, von denen man sich wünschte, sie auf immer festhalten zu können. Ursus konnte gar nicht glauben, daß Cimon nichts von den Saturnalien wußte. Oder sie vielmehr für ein Märchen hielt. "Ihr Götter, wo hast Du gelebt, Cimon? Alle Römer feiern dieses Fest. Und die Sklaven erst recht! An diesen Tagen sind die Sklaven ihren Herren gleichgestellt. Sie müssen ihnen nicht dienen. In einigen Häusern werden sogar die Rollen getauscht, das finde ich aber reichlich übertrieben. Denn immerhin soll dieses Fest an die längst vergangenen Zeiten erinnern, als alle noch gleich waren und es diese Unterschiede noch nicht gab. Ihr dürft feiern und tun, was euch gefällt. Es ist ein Fest, auf das sich alle das ganze Jahr freuen." Er mußte lachen, meinte es aber nicht als auslachen. Er war sich einfach sicher, daß Cimon sehr schnell lernen würde, die Saturnalien zu genießen. Die anderen würden es ihm schon zeigen und schmackhaft machen.


    "An Bashir? Briefe? Nun..." Ursus grübelte einen Moment nach. Ob das eine gute Idee war? Aber warum eigentlich nicht? Die Sklaven hatten sich angefreundet. Und wenn es ihm verdächtig wurde, konnte er die Erlaubnis ja wieder zurückziehen. "Nun, meinetwegen. Kauf aber auf meine Kosten eine neue Wertkarte für die Familie, ich glaube nicht, daß auf unserer noch viel drauf ist. Wenn Du Deinen ersten Brief wegbringst, gebe ich Dir das Geld dafür mit. Danach brauchst Du immer nur zu sagen, daß sie es von der Wertkarte abbuchen sollen." Dann konnte auch Corvinus nicht daran herummeckern, daß Ursus seinem Sklaven solch eine Erlaubnis gab.


    "Nun, als Saturnaliengeschenk wird mir schon etwas einfallen. Üblicherweise schenkt man sich Kerzen oder Kuchen oder so etwas. Naja, engen Familienmitgliedern und den besten Freunden vielleicht auch noch etwas wertvolleres. Hast Du wirklich noch nie die Saturnalien gefeiert? Das ist wahrhaft traurig. Aber auch ein guter Grund, es in diesem Jahr ausgiebig zu tun. Sieben Tage sollten Dir dafür reichlich Gelegenheit geben."

  • Die Worte seines Herren taten seltsam weh, ebenso wie das Lachen, was ja nicht so gemeint war. Doch Cimon senkte den Kopf in soetwas wie Trauer. Schwer schluckte er und konnte sich über die möglichkeit seinem Freund einen Brief schreiben zu können nur halb so sehr freuen, wie er es wollte.


    "Ich habe noch nie dieses Fest gefeiert, Herr. Es hört sich nicht so an, als würde es mir gefallen, Dominus Ursus.
    Ich...ich danke dir, Herr, für deine Güte. Ich werde es gewiss nicht übertreiben mit den Briefen."


    Dabei musste er ernsthaft darüber nachdenken, wo er hingehen müsste, was zu tun war...zunächst einmal einen Brief schreiben. Aber dazu brauchte er auch... unsicher sah er auf und brauchte einige Augenblicke um seine Frage, die sicher bereits in seinen Augen stand, zu stellen.


    "Herr? Ich würde dich auch gerne um... Schreibutensilien bitten."


    Zuerst wollte Cimon ihm noch anbieten es zu bezahlen, da er ja ein wenig Geld hatte...aber das hatte er von seinem Herren. Der Nubier bezweifelte das sein Herr dies wollen würde. Und wenn doch würde er es ganz sicher sagen. Während der ganzen Zeit hatte er über etwas nachdenken müssen...Gleichheit? Cimon wartete zwar die Antworten ab, konnte es aber dann nicht mehr aushalten. Der Nubier wollte es einfach sagen...


    "Dominus Aurelius Ursus? Darf ich dich bitten auf diesem Fest...nicht an irgendeiner Feier teilnehmen zu müssen? Es fühlt sich nicht richtig an. Gleichheit... das kann es nicht, niemals geben. Und diese Tage ändern doch nichts am Leben als solches. ... Aber, Herr... WWenn Geschenke die Norm sind, so möchte ich mich nicht zu sehr absetzen und würde gerne an einem passenden tag etwas auf dem Markt erstehen."


    Zumindest dies wollte und konnte er tun. Geschenke ja, aber ausgelassen feiern? Als Gleichgestellte?... Das war so fernab jeglichen Denkens, das Cimon es fast schon als grausam und frevelhaft ansah. Aber er bemerkte mit neu erwachter Freude das er sich daran gewöhnte offen mit seinem Herren zu sprechen und auch gerne darüber nachdachte, in der Wortwahl zumindest einigermaßen gut zu klingen. Sein Herr sollte nicht mehr all zu oft Grund dafür haben ihn auszulachen. Auch wenn Cimon zugeben musste das es für einen römischen Bürger, der dieses Fest jedes Jahr zu feiern schien, wirklich amüsant klingen musste, das gerade ein Sklave dies nicht kannte. Ja, vermutlich hätte er selbst in der Lage des Herren nicht anders reagiert. Was für ein Unsinn...jetzt dachte er schon darüber nach wie ein Herr sich fühlte...kein gutes Fest. Gar kein gutes Fest. Diese Überzeugung sah man nun deutlich in jeder Bewegung und Mimik des Nubiers, der inzwischen seine Haltung verbessert hatte und nun schon eher streng und ruhig wirkte.

  • Es hörte sich nicht so an, als würde es ihm gefallen? Ursus konnte das kaum glauben, schon gar nicht verstehen. Warum gefiel es Cimon nicht, an diesen wenigen Tagen selbst über sich bestimmen zu können? "Zu den Saturnalien darfst Du das tun, was Du möchtest. Wenn Du nicht feiern willst, wird Dich niemand dazu zwingen", sagte er mit sanftem Tonfall. "Warum schaust Du es Dir in diesem Jahr nicht einfach mal an und urteilst dann? Weißt Du, ich glaube, daß dieses Fest für die Herren noch viel wichtiger ist als für die Sklaven, auch wenn die meisten Sklaven mir dabei widersprechen würden. Es erinnert uns daran, daß wir alle Menschen sind. Und daß wir genau das trotz aller Standesunterschiede niemals vergessen dürfen. Leider sind es genau diejenigen, die diese Erinnerung besonders brauchen, gleichzeitig diejenigen, die es nicht verstehen. So wie Dein früherer Herr, der euch dieses Recht verweigert hat. Er muß schon viel Angst davor gehabt haben, daß ihr ihm mal die Meinung sagen würdet."


    Dann kam Cimon auf die Geschenke zu sprechen. Und Ursus wehrte entsetzt ab. "Du brauchst doch Dein weniges Geld nicht für Geschenke ausgeben! Jedenfalls nicht für mich oder sonst jemanden von der Herrschaft. Diejenigen, die wenig haben, die basteln eben etwas. Oder dichten auch mal was. Darüber freut man sich doch auch sehr und es beweist, daß derjenige sich viele Gedanken gemacht hat. Aber natürlich darfst Du auf den Markt, wenn Du doch etwas kaufen willst." Für die anderen Sklaven jedenfalls. "Wie gesagt, üblich sind vor allem kleine Dinge wie Kerzen oder Kuchen oder so."

  • Mit ruhiger Mine hörte Cimon den Worten seines Herren zu. Wegen dem Schreibzeug schien der Dominus nicht antworten zu wollen oder sah es als weniger wichtig an. Der Nubier würde es niemals in frage stellen und würde es später nocheinmal fragen müssen. Er überlegte noch einige Augenblicke und sah dabei nachdenklich in die Ferne. Langsam nickte Cimon schließlich.


    "Ich werde es mir ansehen. Aber wenn es mir nicht gefällt, so würde ich lieber das Haus verlassen oder mich zurückziehen, Herr. ... Ich brauche so ein fest nicht, Herr. Und du doch auch nicht. Atonis hätte es vieleicht gebraucht, ja. Aber wir nicht. ... Verzeih die offenen Worte, aber ich kann es nicht verstehen, warum man für einige Tage etwas vorspielt, was niemals so sein wird. Es ist eine Lüge. Und Lügen sind ein Verbrechen. Ich...ich hätte meinem Herren niemals die Wahrheit gesagt, Dominus Ursus.... Niemals"


    Dann meinte Ursus, das Cimon sein Geld nicht ausgeben sollte. Und das man etwas basteln konnte...doch was für ein Wert würde dies haben? Und Kuchen? Kerzen? Nur sachte schüttelte Cimon den Kopf. Nein, er wollte sich etwas überlegen. Und schon kam ein kurzes grinsen über seine Lippen. Ja, die ersten Ideen hatten bereits seine Gedanken gefangen.


    "Ich werde mir etwas überlegen, Herr. Danke, das du mir erlaubst über den Markt zu gehen. Ich werde es mit einer Aufgabe verbinden, wenn dies möglich sein wird, Dominus."


    Erleichtert und ein wenig gelöst sah der Nubier seinen Herren an. Er empfand immer mehr Sicherheit und immer weniger Furcht. Noch immer musste er sich daran gewöhnen, wie gut sein Herr zu ihm war. Und dabei schwor er sich jeden Tag vom neuen, Ursus nicht zu enttäuschen.

  • "Das bleibt ganz Dir überlassen, Cimon. An diesen Tagen darfst Du tun, was Dir beliebt. Was immer das sein mag. Du hast Recht, viele versuchen an dem Tag etwas zu spielen, was sie nicht sind. Das ist aber auch eigentlich nicht das, was man an den Tagen tun soll. Ganz im Gegenteil sollst Du an diesen Tagen die Gelegenheit haben, genau das zu tun, was Du tun möchtest, ganz Du zu sein. Wie immer das aussieht, entscheidest Du allein."


    Während er sprach, öffnete Ursus eine Lade und entnahm ihr ein paar Wachstafeln, Schnur und Siegellack. Diese Dinge schob er beiläufig zu Cimon herüber. Das genügte völlig für den Briefwechsel.


    "Du darfst zum Markt. Egal, ob Du gehst, wenn ich Dich ohnehin hinschicke, oder wenn ich Dich gerade nicht brauche. Cimon, es gibt Momente, in denen ich ganz bestimmt auch nicht die Wahrheit hören möchte. Aber ich bin sicher, Du bist fähig, die zu erkennen und mich dann in Ruhe läßt. Im Allgemeinen aber ist es mir lieber, wenn ich weiß, was in anderen vorgeht. Natürlich mußt Du Momente abwarten, in denen wir allein sind. Aber ich wünsche, daß Du mir dann die Wahrheit sagst. Egal, ob Saturnalien sind oder nicht."

  • Ergeben nickte Cimon auf die Worte seines Herren. Er würde es sich also frei einteilen können. Noch wusste er nicht wie er es anstellen sollte, oder was er genau vor hatte, aber er war dankbar, dass er nicht gezwungen wurde an irgendeiner seltsamen Feier teilnehmen zu müssen. Auch was Ursus sagte über die Menschen die etwas anderes darzustellen versuchten, zeigte ihm, das er nicht so dumm war, wie Atonis oft behauptet hatte.
    Was sein Herr ihm dann reichte ließ seine Augen weiten und den Atem anhalten. Erfürchtig nahm er es entgegen und senkte seinen Kopf weiter als gewöhnlich. Damit hatte er wirklich nicht gerechnet.


    "Ich...ich danke dir, Dominus...für alles."


    Dann kam auch noch die Erlaubniss wann immer er Zeit hatte, ob nun mit oder ohne Auftrag von Ursus, auf den Markt gehen zu dürfen. Der Nubier musste einige male durchatmen um es zu verkraften. All diese Freiheiten, die sich immer mehr heuften... und dabei gab es keinen Zweifel an seine Ergebenheit.
    Was nun folgte sorgte für einige falten in Cimons Stirn. Ruhig hörte er zu, brauchte einen Moment um zu antworten, wollte es so aber nicht stehen lassen...schließlich waren sie gerade unter sich.


    "Ich hätte Atonis niemals die Wahrheit gesagt, Herr...Aber dir, Dominus Ursus werde ich sagen was ich denke. Eben so wie du es von mir verlangt hast. ...Ich... ich vertraue dir, Herr."


    Warum sagte er dies? Was sollte es aussagen? War es nicht gleich, was er selber dachte oder fühlte, solange er nur ein guter Sklave war? Aber es erschien ihm richtig es eben in diesem Moment zu sagen. Auch wenn es etwas gab, was seine Worte schmerzen ließ. Doch für diese Wahrheit war es zu früh. Ob es jemals eine Zeit dafür geben würde, wusste Cimon nicht.
    Er wusste nicht einmal wann er anfangen sollte etwas ehrliches zu sagen oder worum es genau gehen sollte...aber er hoffte den Moment zu erkennen und richtig, im Sinne seines Herren zu nutzen.

  • Ursus nickte und lächelte, als Cimon sich bedankte. Natürlich durfte er ihn nicht zu sehr verwöhnen. Doch noch fand er alles im Rahmen. Zumal Cimon weiterhin nichts als selbstverständlich zu nehmen schien. Er hatte es eben lange Jahre anderes erlebt und wußte noch, was Dankbarkeit war.


    "Es freut mich sehr, daß Du mir vertraust. Du weißt, daß ich Dir ebenfalls vertraue. Immerhin lasse ich mein Leben von Dir schützen. Schon das macht unser Verhältnis ein wenig anders, als es sonst zwischen Herrn und Sklaven ist." So sah er es zumindest. Andere mochten es anders sehen.


    "Hast Du Dich eigentlich schon mit den anderen Sklaven hier im Haus angefreundet? Herrscht ein gutes Verhältnis oder gibt es Probleme?" Das war eine für Ursus sehr wichtige Frage. Immerhin hatten sie schon erlebt, daß es enorme Probleme gab und sich keiner traute, mit der Herrschaft darüber zu sprechen. So etwas sollte nie wieder passieren. Alle Beteiligten hatten viel zu lange völlig unnötig gelitten.

  • Das Lächeln seines Herren nahm Cimon als gutes Zeichen auf und erwiederte es. Die Unsicherheit schwand aus ihm und er konnte dies mit einer durchaus aufrechten Haltung auch zeigen. Ansonsten bemühte er sich weiterhin um ein ruhiges und ausgeglichenes Äußeres. Der Nubier nickte zur Bestätigung, denn er wusste um das Vertrauen seines Herren...und es gab ihm ein zunehmend gutes Gefühl. Über das Verhältnis was sie hatten oder noch haben würden, dachte Cimon oft nach. In diesem Moment ein wenig mehr als gewöhnlich.
    Dann fragte sein herr ihm nach den anderen Sklaven und die Unsicherheit kam zurück. Cimon senkte leicht den Kopf. Dabei suchte der Nubier nach den richtigen Worten.


    "Ich glaube das ich ein gutes Verhältnis zu Caelyn, Marei und Phraates habe. Möglicherweise habe ich einen guten Ruf in der culina. Aber ich glaube aus irgendeinem Grund ... werden Leone und ich wohl keine Freunde, Herr. Vergib mir, aber offensichtlich habe ich ihn bereits bei meiner Ankunft mit irgendetwas erzürnt.
    Von Problemen weiß ich nichts, Dominus Ursus. Sollte ich etwas hören, werde ich es dir natürlich umgehend sagen, wenn das dein Wunsch ist, Herr."


    Ergeben neigte er den Kopf. Für ihn gab es keinen Zweifel, das die anfänglichen Probleme mit Leone, die sich auf wenige Sätze begrenzt gewesen waren, alleine an Cimon gelegen haben mochte. Sonst wusste der Nubier nicht viel mehr zu sagen. Irgendwie gefiel es ihm nicht, das er sich so schlecht im Hause mit den anderen Sklaven auskannte und sich doch all zu oft zurückzog, um die Aufgaben zu lösen oder die Rüstung seines Herren zu pflegen.
    Cimon musste sich zusammenreißen nicht auf die Knie zu sinken. Das sein Herr es nicht mochte, half dabei sich aufrecht zu halten. Dabei wog der Nacken schwer auf seinem Herzen. Seine Unterlippe zitterte nur leicht. Ansonsten blieb er regungslos und wartete was sein Herr von ihm noch verlangen würde. Denn dank seiner Gedanken verfiel Cimon nun in ein noch passiveres Verhalten als normal.

  • Wenn Cimon den anderen Sklaven gegenüber nur halb so diensteifrig und zuvorkommen war wie ihm gegenüber, dann konnte sich Ursus gut vorstellen, daß er recht beliebt war in der Culina. Und mit einigen der Sklaven verstand sich der Nubier also schon sehr gut. Das war erfreulich. Vor allem, daß Caelyn zu denen gehörte, mit denen Cimon sich besonders gut verstand.


    "Leone... Nun, Freundschaft kann man nicht erzwingen, Cimon. Schade, ich hätte gedacht, daß ihr gut zusammenpaßt. Aber solange ihr trotzdem freundlich miteinander umgeht, ist ja alles in Ordnung." Solange es nicht zu einer echten Antipathie führte und sie sich gegenseitig versuchten in Schwierigkeiten zu bringen.


    "Das genügt mir schon. Ich möchte ja nicht, daß Du die anderen irgendwie ausspionierst für mich. Nur wenn jemand anfängt, die anderen zu unterdrücken oder gar gewalttätig oder sonstwie grausam anderen gegenüber wird, dann möchte ich das wissen. So etwas wie damals darf nie wieder geschehen. Ich hatte es Dir ja schon erzählt, oder etwa nicht?" Noch immer hing es ihm nach, daß er es damals nicht hatte verhindern können. Daß ihm niemand rechtzeitig vertraut hatte, so daß er etwas hätte tun können. Sicher hatten auch die anderen Sklaven etwas aus der Geschichte gelernt und würden früher den Mund aufmachen.

  • Die Worte seines Herren bestätigte Cimon mit einem Nicken sowie einem respektvollen 'Ja, Herr'. Denn auch für den Nubier war es wichtig, nicht offene Feindschaften oder auch nur andauernde Unfreundlichkeiten auszutauschen. Dies war ihm äußerst zuwider. Als das thema sich auf die Vergangenheit verlagerte, sah Cimon ernst auf.


    "Ja, Dominus Ursus. Du hast mir davon erzählt. Und ich werde tun, was in meinen Kräften liegt, dies nicht wieder geschehen zu lassen. Werde ich etwas hören, kannst du sicher und beruhigt sein, das ich dir davon erzählen werde, Herr."


    Schließlich handelte es sich bei ihrem Verhältnis zueinander um eines, das auf Vertrauen und gegenseitige Pflichterfüllung beruhte. Das hatte Ursus sehr deutlich klargemacht. Und Cimon war sich sicher, seine Pflichten niemals zu vernachlässigen. Eher würde er sterben. Diese Gedanken sorgten nun für eine sehr erhobene Körperhaltung.


    In diesem Moment sah der Nubier eine etwas falsch liegende Falte und starrte diese kurz böse an. Da dieser Blick natürlich nicht viel änderte, machte er sich daran wie nebenbei die Kleidung zu richten. Solange sie hier sein würden, würde Cimon nicht zulassen, das der Herr eine unangemessene Kleidung tragen würde. Dabei überlegte er sich bereits, wie er seinem Herren ein Zeichen geben konnte um so in der Öffendlichkeit recht unbemerkt Ursus zu helfen, damit der Stoff nicht gänzlich falksch liegen mochte.
    Natüprlich musste er von seinem Handeln sowie seinen Gedanken ablenken. Und dabei kamen ihm Worte in den Sinn, die zwar schwer fielen, doch auch dafür sorgten, das sein herz sich erleichtert fühlte.


    "Dominus Ursus? Du hast gesagt ich könnte immer offen mit dir reden, wenn wir unter uns sind, Herr. Ich würde dich gerne fragen, wieso ich das Halstuch nicht immer tragen darf. Liegt es am Stoff? Wenn ich also irgendwann ein etwas besseres haben würde...wäre es dann möglich dieses zu tragen?"


    Cimon musste es einfach wissen. Denn er brauchte ein Ziel, eine Möglichkeit sich mit diesem Zeichen zu arangieren. Es zu verbergen gefiel ihm dabei noch am besten. Solange er, wie jetzt, das schöne Halstuch trug, konnte er sich ...irgendwie besser fühlen. Es ließ ihn vergessen, was sonst jeder würde sehen können.

  • "Gut. Dann verlasse ich mich auch in dieser Angelegenheit auf Dich." Ursus war zwar ziemlich sicher, daß auch Caelyn nicht noch einmal so lange zögern würde, bis sie mit ihm sprach, aber es war besser, wenn auch Cimon ein Auge darauf hatte, daß niemand in diesem Haus eine gehobene Stellung derart mißbrauchte, wie es Matho damals getan hatte.


    Ursus mußte fast schmunzeln, als Cimon auf ihn zutrat und ihm die Kleidung noch einmal richtete. Seit er diesen Sklaven hatte, war er ohne Zweifel einer der bestgekleidedsten Römer in der Stadt. Inzwischen hatte Cimon eine gewisse Perfektion darin entwickelt, eine Toga anzulegen und so in Falten zu legen, daß sie perfekt, aber nicht zu perfekt lagen.


    "Das Halstuch? Ich finde, daß die Farbe nicht recht zu uns paßt. Und stellenweise sieht der Stoff schon ein kleines bißchen mitgenommen aus. Ich verstehe ja, daß Du dieses Andenken an Deinen Freund gerne trägst und das sollst Du auch dürfen. Aber für feinere Anlässe ist es eben nicht ganz geeignet, finde ich." Ursus glaubte ja immer noch, daß Cimon das Tuch nur deshalb so gerne trug, weil es ein Geschenk von Bashir war. Daß es dafür andere Gründe gab, ahnte er nicht.

  • Sein Herr vertraute ihm und Cimon würde ihn nicht enttäuschen. So nickte der Nubier ergeben und sah keinen Grund weiter darauf einzugehen. Denn er ging davon aus das eben dies der Wunsch seines Herren war. Was dann folgte ließ Cimon fragend und verwirrt aufschauen. Dieses mal in die Augen des Dominus. Cimons Lippen bewegten sich ohne das er etwas sagte. Die Augen bewegten sich rasch, bis sie sich auf die des Herren fokusierten. Wie nur konnte er es sagen? Sollte er ehrlich sein? War s nicht das was sein Herr von ihm verlangt hatte? Doch der Sklave bezwifelte das es Ursus wirklich interessierte, hatte er doch damals sehr deutliche Worte gefunden, die keine Widerrede zu dulden schienen...


    "Es dient nicht nur als Andenken, Herr. Bashir schenkte es mir nicht ohne Grund. Ich ... würde ich also irgendwann einmal ein beseres besitzen, dann dürfte ich es tragen? ... Immer? ... Es ...es soll ... es hilf mir, Herr. Dominus Ursus? Ich bitte...nein, ich flehe dich an, nimm mir nicht die Hoffnung."


    Er würde es sich verdienen, er würde alles dafür geben ein anderes Tuch tragen zu dürfen, wenn besondere Angelegenheiten anstanden. Selbstverständlich würde er zu 'normalen' Tagen sein lieb gewonnendes Tuch, was er von Bashir geschenkt bekommen hatte, anlegen. Erst als er zuende gesprochen hatte bemerkte er wie er Ursus ansah und senkte dementsprechend ergeben den Blick. Seine Hand ging dabei wie aus Reflex an sein Halstuch. Er war ehrlich gewesen. Doch er hatte nicht alles erzählt. War das gut? Cimon wollte seinen Herren doch nicht mit seinen lächerlichen Gedanken belästigen, wenn es auch so gehen würde. Cimon kannte seinen Herren recht gut...zumindest glaubte er dies inzwischen, doch in diesem einen Punkt war er sich noch sehr unsicher.

  • Dieses Halstuch half ihm? Manchmal war der Nubier wirklich nicht zu verstehen. Ursus sah ihn verständnislos an und grübelte einen Moment über die Bitte nach. Aber warum nicht? Eigentlich war so ein Tuch durchaus kleidsam, wenn es ordentlich gebunden und aus einem guten Material war. Und praktisch war es obendrein, es gab immer mal wieder Situationen, in denen solch ein Tuch nützlich war. Also nickte er schließlich. "Meinetwegen. Wenn Du einmal ein edleres Tuch haben solltest, darfst Du es immer tragen." Er machte eine wegwischende Handbewegung. Es störte ihn nicht. Was sollte er nun seinen Sklaven bedrängen, seine Bitte zu begründen? Im Grunde war es völlig uninteressant.


    "Achja, es gibt auch noch etwas zu tun für Dich. Hier sind Nachrichten für diejenigen meiner Klienten, die uns an den Saturnalien zur Hand gehen werden. Natürlich wissen sie schon, daß sie uns ein wenig ihrer Zeit opfern müssen, aber hier habe ich ihnen noch die genauen Zeiten notiert. Stell sie ihnen zu, damit sich keiner herausreden kann, er hätte es nicht so genau gewußt." Er deutete auf einen Stapel Wachstafeln, auf denen die Namen und Anschriften notiert waren.

  • Erleichtert sah Cimon seinen Herren an. Also würde er ein Tuch tragen dürfen, wann immer er wollte...es musste nur gut genug sein. Und ja, er würde es sich verdienen...irgendwie...er würde, musste es schaffen. Die Handbewegung von Ursus machte deutlich das dieses Thema damit beendet war und der Nubier nickte ergeben.


    Als es um die Arbeit ging die er noch zu erledigen hatte, dachte Cimon nicht lange nach. Rasch waren die Tafeln aufgenommen und er nickte erneut. Seine Haltung war zwar wie gewohnt respektvoll doch der Rücken blieb nun leicht erhoben, ebenso wie sein Kopf. Cimon fühlte sich zunehmend wohler.


    "Ja, Dominus Ursus. Es wird so geschehen wie du es wünschst."


    Ergeben zog er sich zurück, wenn sein Herr ihm die Erlaubniss dazu geben würde. Mit peinlicher Genauigkeit und Gründlichkeit würde der Nubier diesen Auftrag erledigen. Dabei konnte er nicht aufhören an die Möglichkeit zu denken, immer ein Tuch tragen zu können. Dabei war es ihm nicht wichtig, das irgendwer verstand, wieso dies so war. Noch.

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