Ein pompeiisch flavischer Abend | Die Zweite!

  • Caius stellte sich da natürlich so einiges vor, was Axilla tun könnte, um sich an Piso ranzuschmeißen. Sachen, bei denen der unmöglich nein sagen konnte. Aber das waren alles nicht unbedingt Dinge, die hier beim Essen zu günstig waren. Vielleicht konnte er Axilla ja später noch den ein oder anderen Tipp geben, wie... Au! Caius zuckte zusammen, kippte dabei den Teller und ließ ungewollt eine in Knochengelee eingelegte Sardine fallen.
    »Autsch!« fauchte er Axilla an, womit nun wohl auch noch der Letzte an diesem Tisch mitbekommen haben durfte, dass die zwei gerade irgendwas miteinander zu schaffen gehabt hatten. Caius sah Axilla kurz böse an, grinste ihr dann aber zu.
    »Hab ich gar nicht«, sagte er dann normal und streckte ihr die Zunge raus.
    »Das war mein voller Ernst...«


    Imperiosus antwortete nun auf Caius' etwas unsensible Bemerkung, und der zuckte mit den Schultern.
    »Um ehrlich zu sein, weiß ich gerade gar nicht, wo die Pferde der Aelier so rumstehen. Ich bin bisher maximal bis zum Wachposten gekommen mit einem Pferd am Zügel. Aber du hast recht, irgendwo müssen die ja rumstehen.« Nur ob die mit bei den kaiserlichen Tieren standen oder wo ganz anders, das wusste Caius nicht, also zuckte er mit den Schultern.
    »Ist ja eigentlich auch egal, ich schick einfach nen Sklaven los, mach mich fertig, und wenn ich das Pferd dann brauche, steht es da.« Er grinste wieder und beugte sich dann zu Seiana hin, um deren Frage genauer zu verstehen. Ein wenig verwirrt sah er sie dann an. Wie das Leben mit einem Aelier so war?
    »Tja also, ich würde mal sagen... strukturiert, angenehm und, äh...heimelig?« Die am Boden liegende Sardina war erstmal vergessen. Aber sie würde ganz von allein spätestens in drei Tagen nachdrücklich auf sich aufmerksam machen, wenn sie dann immer noch unter der Liege lag. :D

  • Ach Herrjemine, jetzt begann Archi, den gastgeber zu beleidigen. Überfluss war eine wichtige römische Tugend, sie einem Gastgeber abzusprechen, mochte nicht von jedem gut aufgenommen werden. Wäre Piso gegenüber Archias gesessen, hätte dieser wohl einen Tritt ins Schienbein bekommen haben, aber so konnte Piso nicht viel mehr tun, als sich übertrieben in seine Sardellen zu vertiefen. Doch Imperiosus wäre nicht er selber gewesen, wenn er Archias das übel genommen hätte. So atmete er auf, als Imperiosus den Spruch auf die leichte Schulter nahm.
    „Die Hybride? Ist das nicht ein Gemisch, eine Kreuzung, sowas in der Art?“ Seine Augenbrauen fuhren kurz grüblerisch zusammen, bevor er Archi wieder heiter anblickte. „Die Hybris! Das ist das Schicksal, wenn es ganz dicke kommt!“, verkündete er dramatisch, bevor er sich eine Sardelle herausholte aus seinem Napf und diese in seinem Mund verschwinden ließ. „Doch hoffen wir, dass es die Parzen gut mit mir meinen.“, kaute er eher, als dass er es sagte.
    „Xanthippe? Ne danke, dass kann ich auch daheim haben.“ Er zwinkerte keck seiner Schwester zu. „Dann verziehe ich mich in die Apenninen und lebe dort als Einsiedler. Dort kann ich dann auch singen, ohne dass irgendwelche Schmierfinke anfangen zum rummeckern."
    Er fühlte den Blick von Axilla auf sich ruhen für einen Moment. Er wusste nicht, was die Iunierin sich dachte, er konnte aus ihrem Blick auch nichts erraten. Er blickte also nur zurück und lächelte ihr das unverbindliche Lächeln zu, welches man jemandem zuwirft, wenn man draufkommt, dass man von demjenigen angeglotzt wird. Sogleich aber widmete er sich wieder den Meeresfrüchten, und Seiana.
    „Da bin ich aber sehr beruhigt.“ Er atmete gespielt auf. „Ich meine, es ist eh schon eine Weile her, danach kräht kein Hahn mehr.“ Er bediente sich am Honigwein und blickte erstaunt zu Archi und Axilla, als ihm jene wohl weh tat.
    „Was ist denn da los?“, fragte er, allerdings in einem ermüdeten Tonfall, als in einem, der Interesse implizierte. Er wollte es gar nicht wirklich hinterfragen, es war ja nicht sein Bier.
    Archi begann von den Pferden der Aelier zu erzählen, und hier hörte Piso wieder aufmerksam zu. „Aber auch nur, solange Quarto die Zügel in der Hand hält.“, riet er ganz und gar komplett ins Blaue hinein und grinste. „Da lobe ich mir die Villa Flavia. Wir haben die Pferde in einem Stall direkt neben den Sklavenquartieren, und lassen die Sklaven hinter uns herwischen. Es sind wahre Putzteufel, die wir da in der Sklavenschaft haben. Ich schaffe es gar nicht, in meinem Zimmer so viel Chaos anzurichten, dass sie es nicht noch viel schneller wegräumen.“ Er trank nochmals etwas Honigwein mit einem genüsslichen Grinsen.

  • Oh ja, der Wein hier war gut. Der war sogar noch besser als der letzte, den sie mit Piso getrunken hatte. Naja, vielleicht war er auch einfach nur stärker, das konnte auch sein. Auf jeden Fall stieg er ihr ganz schön in den Kopf. Und so fiel ihre Reaktion auf Archias' Lamentieren auch etwas verspätet, ebenso wie die Einsicht, dass er das Ernst gemeint hatte. Wieder glitt ihr Blick zu Piso, der sie dabei erwischte und zurücklächelte. Ertappt senkte sie den Blick wieder in ihren Becher und schaltete die Ohren für einen Moment auf Durchzug. Einfach nur auf den Wien konzentrieren. Wer brauchte da schon was zu essen? Auch wenn es herrlich aussah und herrlich schmeckte, axilla hatte sowieso keinen Hunger. Naja, vielleicht bis auf eine Sardelle. Hmm, dazu der süße Weißwein, den sie getrunken hatten... oder noch besser, was richtig süßes! Irgendwas mit Honig? Wobei, ne, ih, bah, Honig und Salz, allein, dass sie sowas denken konnte erklärte ihre andauernde Übelkeit.
    Als Archias und Piso von den Ställen ihrer Häuser erzählten, musste Axilla mit einem Mal laut loskichern. Sie wusste nichtmal selber so genau, was so komisch gewesen war, aber sie konnte nicht aufhören. Es war furchtbar, sie musste laut lachen. Sie hielt sich mit beiden Händen den Mund zu und gluckste nochmal, aber wirklich aufhören konnte sie erst nach weit über einer Minute.
    “Tschuldigung“, meinte sie betreten, musste aber gleich wieder glucksen und sich den Mund zuhalten, um nicht erneut laut loszulachen.
    “Nur der Kleingeist hält Chaos. Das Genie [size=6]...hicks...[/size] überblickt die Ordnung“ dozierte sie widersinniger Weise, merkte, dass es falsch war, und musste noch mehr kichern. “Andersrum“, gluckste sie, als sie sich einigermaßen gefangen hatte.

  • Ebennoch hatte ich beabsichtigt eine schnippische Antwort auf Pisos Problem mit dem Chaos im Zimmer folgen zu lassen, als Axilla plötzlich aus heiterem Himmel anfing zu kichern ... zuerst widmete ich ihr nur einen amüsierten Blick der dann mit der voranschreitenden Zeit langsam zu einem verwunderten wurde ... doch als sie ihre chaotische Weisheit über die Ordnung los wurde war es auch um mich geschen und ich lachte ebenfalls laut drauf los ... den Spruch hatte ich selbst schon oft gebracht aber diese Version hatte mir besonders gut gefallen ...


    "Hut ab, ich zitiere das Orginal andauernd ... aber wenn ich ehrlich bin, gefällt mir deine Verion glatt besser Axilla!"

  • Ganz leicht zogen sich Seianas Brauen zusammen, als sie mitbekam, wie Caius und Axilla miteinander herumtuschelten – sie hatte es schon von Anfang an mitbekommen, immerhin saß sie auf Caius’ anderer Seite, aber sie hatte es bewusst ignoriert, solange das noch ging, hieß das. Nach Caius’ etwas lauterem Ausruf nun und der Präsentation seiner Zunge war das allerdings nicht mehr möglich, und Seiana kam nicht umhin, sich ein wenig, nun ja, zu wundern. Schon als Axilla und sie sich unterhalten hatten, war sie ein wenig überrascht gewesen, als ihr aus den Worten der Iunia klar geworden war, wie gut die beiden tatsächlich befreundet waren – und es war noch einmal etwas ganz anderes, das nun so vorgeführt zu bekommen. Und sie wusste nicht so recht, ob ihr das gefiel. Die nächsten Augenblicke widmete sie sich ihrem Essen, bevor sie Caius dann wieder anlächelte, diesmal allerdings nicht ganz so… ehrlich wie zuvor noch, sondern ein wenig befangen – was allerdings nur genauen Beobachtern auffallen könnte, wenn überhaupt, war Seiana doch recht gut darin, eine Maske aufzusetzen. „Wenn das so ist, dürfte das Leben mit einem Aelier angenehm werden.“


    Bei den darauffolgenden Erzählungen hörte Seiana zunächst wieder nur zu – bis Axilla anfing zu kichern. Sie sah zu ihr hinüber, und diesmal rutschten ihre Augenbrauen eine Winzigkeit nach oben. Wie viel hatte Axilla schon getrunken? Irgendwie bekam sie das Gefühl, dass es vielleicht besser war, wenn jemand Axilla jetzt nach Hause brachte. Sie allerdings war nicht wirklich die Richtige dafür, immerhin waren sie beide nicht unbedingt das, was man als Freundinnen bezeichnen könnte, auch wenn sie die Iunia mochte und sich gut mit ihr unterhalten hatte.

  • Sim-Off:

    Vera ist irgendwie verschollen, was?


    Hybride...Kreuzung oder sowas in der Art? Caius runzelte amüsiert die Stirn. Da warf Piso mit Begriffen um sich, die er scheinbar selber nicht so gut kannte! Er ließ sich eine weitere Sardine in den Mund gleiten und kaufe angestrengt auf dem salzigen Fisch herum. Dann machte ihn Piso aber auf das Schicksal aufmerksam, und Caius zuckte nur grinsend mit den Schultern. Warum sagte der Kerl dann Hybris, wenn er Schicksal meinte? Typisch Patrizier...


    Als Axilla dann die Wegstaben verbuchselte (oder eher die ganzen Wörter), musterte Caius sie seitlich. Die war ja ganz schon angeheitert! Ein breites Grinsen entstand auf seinem Gesicht und er griff natürlich gleich zu seinem Becher. Immerhin konnte er Axilla in nichts nachstehen! Er prostete ihr und den anderen zu.
    »Auf die wundersame Axilla und ihre gewandten Redekünste!« toastete er, ehe er den Becher runterkippte und Seiana danach einen fast auffordernden Blick zuwarf. Sogleich war ein Sklave zur Stelle, der ihm nachschenkte.
    »Obwohl mir persönlich das Genie besser gefällt, das die Ordnung im Griff hat«, bemerkte er aus ganz und gar offensichtlichen Gründen. Zumindest offensichtlich für Axilla, denn sonst hatte noch niemand im Raum sein Zimmer gesehen seit der Ankunft aus Alexandrien...


    »Na logisch«, erwiderte er danach zu seiner Verlobten gewandt. Natürlich fiel es wohl allen anderen eher auf als ihm, dass Seiana befangen wirkte. Für Caius lächelte sie wie eh und je. Auch die Blicke entgingen im vollkommen, die Seiana Axilla zuwarf. Vielleicht war es deshalb auch ein wenig dumm von Caius, dass er sich in diesem Moment zurück lehnte und einen Arm sowohl um Axilla als auch um Seiana legte.
    »Na, meine Hübschen, habt ihr denn gar keinen Hunger?« fragte er ganz arglos und grinste von einer zur anderen.

  • Mit einer schnellen Geste ließ sich Axilla nochmal nachschenken und nahm einen weiteren Schluck von dem starken Wein. Alles wurde irgendwie so unwirklich, und sie wusste gar nicht so genau, warum sie so lachen musste. Ihr Blick glitt wieder zu Piso hinüber, und so ein elendes Gefühl beschlich sich ihrer. Vorhin hatte sie es noch prima verdecken können, hatte so tun können, als wären Piso und sie nur eben bekannte, die sich auf einen friedlichen Plausch getroffen hatten. Allerdings war der Abend ja nicht so verlaufen, es gab ja da noch eine weitere Seite, und diese bereitete Axilla Kopfzerbrechen. Ihr Blick wurde etwas abwesend und sie starrte mit einem eingefrorenen Lächeln vor sich hin, bekam die Trinksprüche nur halb mit und blickte nur kurz mit befangenem Grinsen auf, ehe ihr Blick wieder auf der dunklen Oberfläche ihres Weines haftete. Erst, als Archias sie ein wenig mit sich zog, um seinen Arm um sie zu legen auf der einen Seite, während er im anderen Arm Seiana hielt, löste sie sich ein wenig aus ihrer Lethargie und schaute ihn fragend an.


    Es brauchte einen Moment, in dem sie ihn einfach nur grübelnd anschaute, ehe sie lachen musste. Es war anders als das kichern vorhin, nicht so spaßig, mehr schon ein wenig ironisch. Oh, Archias war ihr bester Freund, und sie wollte weder gemein zu ihm sein, noch ihn auslachen, aber im Moment konnte sie einfach diesem inneren Drang nicht standhalten, sie musste einfach lachen.
    “Du sitzt da wie Dionysos“, meinte sie schließlich und musste noch mehr lachen. Ja, es hatte schon was komisches an sich, wie er je eine Nymphe im Arm dasaß, vor sich der Wein. Axilla musste wieder zu Piso schauen und noch mehr lachen. “Alle Männer halten sich für Dionysos“, meinte sie schließlich böser, als sie für gewöhnlich war, und ihr lachen wurde ein wenig sarkastisch und verzweifelt zugleich. In bestem, alten Ionisch, das wegen der archaischen Aussprache vermutlich nur die wenigsten am Tisch verstanden, sang Axilla – zwar schief, aber nicht zu schief – die ersten Zeilen des Hymnos, den Homer über den Gott geschrieben hatte. "Doch da die Göttinnen ihn aufzogen, den oft besungenen Gott, begann er zu wandern ohne Unterlass durch die waldigen Schluchten mit Lorbeer bedeckt und mit Efeu. Und die Nymphen folgten seinem Zug und der grenzenlose Wald widerhallte von ihrem Schrei...“
    Sie griff wieder nach ihrem Becher, trank ihn in einem Sturz leer und ließ ihn achtlos auf den Tisch fallen. Sie räkelte sich leicht, die Hände nach oben haltend und den Oberkörper leicht wiegend. “Und dabei wisst ihr Männer gar nichts von dem Gott...“ gluckste sie und lachte dann wieder. Sie richtete sich leicht auf ihrer Kline auf und wiegte sich weiter, fast, als würde sie zu der Melodie des verklungenen Liedes tanzen. Ihre Hände fuhren an ihrem Hals und ihren Seiten dabei nach unten, ehe sie sie wieder ausgelassen und fast lasziv über den Kopf führte. “Gar nichts über ihn. Bacchus... Lärmer... Bacchus... nur Nymphen und Satyrn im Gefolge, Mänaden...“ Sie schloss die Augen und kicherte vor sich hin, als hätte sie gerade eine göttliche Erkenntnis erhalten, schüttelte dann den Kopf.
    “Nein, ihr Männer wisst es nicht...“, ihr Blick fiel auf Seiana, die sie irgendwie ganz komisch ansah. Axilla verstand nicht, dass das wohl deshalb war, weil sie sturztrunken war und recht wirres Zeug daherfaselte, für sie hatte alles unglaublichen Sinn. Und so dachte sie auch nichts weiter bei dem Blick und strahlte die Decima nur glückselig an. “Aber Frauen schon. Nymphen sind wir... ja, Nymphen... und das macht euch Angst.“ Sie nickte wie zur Bekräftigung, und lachte dann. “Und ich kann es euch beweisen! Frauen verstehen den Gott besser als ihr Männer es könnt, weil wir Nymphen sind.“
    Sie ging – oder torkelte – um Archias Kline herum, um direkt vor Seiana auf die Knie zu fallen. Ob das Absicht war oder sie das Gleichgewicht nur nicht halten konnte, wusste sie selber nicht. Sie strahlte einfach nur geradeheraus und streichelte Seiana einmal fast verträumt über die Wange. “Du bist eine Nymphe“, sagte sie und es klang wie die Feststellung einer unumstößlichen Tatsache. Und dann, um es diesem Mannsvolk, das sich für Dionysos hielt, zu beweisen, fuhr ihre Hand sanft in Seianas Nacken, um sie etwas zu sich zu ziehen, während ihr Oberkörper auch nach vorne ging und sie die andere Frau einmal ganz sanft, aber doch von weinseliger Leidenschaft belegt, küsste. Fast, als wolle Axilla ein bacchisches Ritual einleiten. Denn dem Gott würde das gefallen.

  • Und der Gott war sicher nicht der einzige der seinen Gefallen daran finden würde ... Ich fühlte mich zurückversetzt, zurückversetzt in die Zeit bevor ich meinen eigenen Unterhalt hatte bestreiten müssen und bevor ich selbst gearbeitet hatte. Exessive Orgien in vielerlei Gestalt waren damals meine hauptsächlichste Beschäftigung gewesen, schließlich hatte ich stets für meinen viel zu frommen Bruder mitfeiern müssen, auch wenn dieser mir das nie gedankt hatte war es mir dennoch immer als Pflicht erschienen seinen Teil an jeder Festivität mitzuleben ...


    "Nymphen also, soso na da bin ich ja mal gespannt! Bringt mehr Wein für Bachus und seine Nymphen!"


    und wie es die Eigenschaft eines jeden guten Sklavens war gehorchte man mir und brachte mehr Wein und Trauben, wenn gleich einige der Sklaven ihre bereits verjährte Expertise wiederentdeckten und auch gleich ein paar Felle brachten ...

  • Caius grinste nur bei ihren Worten, er sei ein Dionysos, zumindest erstmal. Dann setzte er eine gar göttliche Miene auf und schnaufte gespielt pikiert, um seine Rolle als Gott auch angemessen zu spielen. Blöderweise kam er nun nicht mehr an seinen Weinbecher dran, weil er seine beiden Schnuckel in den Armen hielt, aber während der nächsten Moment vergaß er eh alle Lust nach einem Rausch. Axilla sang etwas, zwar ein wenig schräg und deutlich lallig, aber Caius wollte trotzdem seine Arme von Seiana und ihr lösen, um zu applaudieren. Es blieb allerdings bei dem Versuch, denn ein polternder Weinbecher erregte seine Aufmerksamkeit, und nachdem er den Blick von selbem losgerissen hatte und Axilla wieder ansah, musste er erstmal tüchtig schlucken. Sie räkelte sich katzenhaft neben ihm (in seinem Arm!) und Caius war froh, dass seine Tunika nicht unbedingt eng anliegend war. Hastig nahm er nun seine Arme von beiden Damen zu sich, wagte es aber nicht, Seiana einen Blick zuzuwerfen. Außerdem hielt ihn Axillas Gebaren ohnehn gefangen, so dass er die Augen nicht losreißen konnte, um sich Seiana zu widmen. Er war wie gefangen in der Stellung, in der er da saß, und entkam erst, als Axilla schwankend aufstand, um ihm herumstakste und dann vor Seiana auf den Boden fiel. Sie streichelte (streichelte!) ihr über die Wange. Caius riss kurz seinen Blick los und sah zu Imperiosus, der eben mehr Wein orderte, grinste kurz unbestimmt und sah dann zu Piso hin, dem er einen Blick zuwarf, bei dem sich kurz hintereinander die Augenbrauen hoben und wieder senkten. Innerhalb kürzester Zeit drehte er sich wieder den beiden Damen neben ihm zu, und was er sah, ließ seinen Blutdruck regelrecht nach oben schießen: Axilla und Seiana küssten sich! Wobei es eher so aussah, als küsste Axilla Seiana, aber das war im Moment nebensächlich.


    Caius erinnerte sich noch gut an die teilweise sehr ausschweifenden Feste in Baie, denen sie beide (Piso und er) beigewohnt hatten. Und nicht nur in Baiae hatten solche netten Abende stattgefunden, auch in Germanien und sogar in Ägypten war Caius das ein oder andere Mal auf einer ausschweifenden Party gewesen. Allerdings nie mit Seiana und Axilla, noch mit einer von beiden allein. Der Anblick der beiden bescherte ihm eine ganz trockene Kehle und ließ ihn schier glotzen, um ja keinen Moment zu verpassen. Es war inzwischen wohl auch ziemlich offensichtlich, dass ihm gefiel, was Axilla da mit Seiana veranstaltete. Insgeheim wollte er natürlich keine der beiden teilen, aber Vera war auch eindeutig zu wenig für Imperiosus und Piso, zumal der ja ihr Bruder war. Insofern... Er schluckte nochmal und tastete dann ohne hinzusehen nach seinem Weinbecher, bis er ihn zu fassen bekam und mit einem Zug herunter kippte. Fast war er sich sicher, dass Seiana Axilla gleich wegstoßen würde. Leider! Oder, schlimmer noch, ihm eine Szene deswegen machte! Oder (noch schlimmer!) einfach abhauen würde.

  • Den auffordernden Blick, den Caius ihr zuwarf, begriff Seiana nicht ganz, aber was auch immer er gemeint hatte, schien sich ohnehin zu erledigen, also ignorierte sie es. Was er dann allerdings tat, war weit weniger leicht zu ignorieren, und Seiana… nun, sie fühlte sich nicht gerade… wohl damit. Offen gezeigte Zuneigungsbekundungen waren nicht ihr Fall – der Moment, als Caius sie gefragt hatte ob sie ihn heiraten wollte, war eine Ausnahme gewesen. Nicht unbedingt eine absolute Ausnahme, aber doch eine Ausnahme, und Caius musste das inzwischen eigentlich wissen. Dass er ihr den Arm um die Schultern legte und sie etwas zu sich zog, damit hätte sie sich allerdings dennoch abfinden können. Dass er aber gleichzeitig mit Axilla das gleiche tat, irritierte Seiana. Und so kam es, dass sie – unauffällig, selbstverständlich! – versuchte, sich wieder ein wenig von ihm zu lösen und vernünftig hinzusetzen, was ihr Stück für Stück auch gelang, wenigstens etwas, auch wenn Caius’ Arm im Grunde blieb, wo er war. Bevor sie dagegen aber etwas tun konnte, kam eine Reaktion von Axilla, und was diese nun tat, war noch weniger zu ignorieren. Seianas Augenbrauen wanderten wieder nach oben, obwohl sie sich bemühte, sich ihr Erstaunen nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Wie viel hatte die Iunia denn getrunken? Sie begann zu singen, begann sich zu bewegen, auf eine Art, die – wie Seiana durchaus bemerkte – nicht wirkungslos blieb bei den Männern im Raum. Caius eingeschlossen. Er starrte sie an, als wollten ihm gleich die Augen herausfallen. Und das gefiel Seiana definitiv nicht. Dass er nun die Arme wieder zu sich nahm, spielte da keine Rolle. Er war verlobt, bei den Göttern! Mit ihr! War es da zu viel verlangt, dass er sich zusammenriss? Es war ja nicht so, als wäre er allein mit Freunden unterwegs – sie, seine Verlobte, saß doch direkt neben ihm!


    Bevor sie allerdings etwas tun oder sagen konnte, stand Axilla nun auf und kam um die Cline herum, schwankte zu ihr und ließ sich vor ihr auf die Knie sinken. Oder fallen? Seiana konnte es nicht so genau sagen. In ihren Ohren klang noch das etwas wirre Gerede über Dionysos, Nymphen, und das Frauen den Gott viel besser verstehen könnten, weil sie eben Nymphen seien. Seiana konnte dem nicht wirklich zustimmen, zumindest nicht, was sie betraf. Sie war ganz sicher keine Nymphe, das wüsste sie. Axilla allerdings sah sie an aus grünen Augen, nein, nicht sah, strahlte sie an, und als hätte sie Seianas Gedanken gelesen, widersprach sie ihr und behauptete das Gegenteil. Während sie ihr über die Wange fuhr. Nein, nicht fuhr, streichelte. Seianas Lippen öffneten sich leicht, sie wollte widersprechen, wusste aber nicht so recht was sie sagen sollte und wie – sollte sie es empört abweisen, sollte sie leicht darüber lachen, sollte sie… Sie kam nicht einmal ansatzweise zu einem Entschluss. Sie kam noch nicht einmal dazu, ihre verschiedenen Reaktionsmöglichkeiten bis zum Ende durchzudenken, was die Grundlage einer Entscheidung gewesen wäre. Wie von weiter Ferne hörte sie Imperiosus’ Worte, aber ihr Blick hing wie gebannt an dem von Axilla, als diese ihre Hand nun in Seianas Nacken wandern ließ und ihren Kopf zu sich zog. Als die Lippen der Iunia die ihren berührten, waren Seianas Gedanken wie weggefegt. Weg. Einfach weg. Und dann schien sie in mehrere Teile zu zerfallen. Einer davon begann zu protestieren. Begann zu fordern, dass sie Axilla empört von sich fortschubste, dass sie sich – zu Recht! – zu echauffieren begann und dann ihre Sachen packte und ging, gleich wie das wirken mochte, gleich ob Caius sie begleitete oder nicht. Ein anderer Teil begann fast rational zu analysieren, was da gerade geschah – was Axilla tat, wie die anderen darauf reagierten, wie sie darauf reagierte. Und wieder ein anderer Teil… erlebte einfach. Spürte. Schmeckte. Roch. Die weichen Lippen, der Wein, die sachte Bewegung… Es war so anders, stellte der rationale Teil fest, so anders als die wenigen Male, die Caius sie geküsst hatte. Weniger… nun ja, fordernd. Trotzdem leidenschaftlich. Der andere Teil – ihr Es, wie man es später vielleicht nennen mochte, der instinktive, triebhafte Teil, den sie unterdrückte so gut es ging, der aber selbstverständlich auch in ihr vorhanden war – genoss. Was dem Teil, der empört war und von ihr als Ganz lautstarke Empörung einforderte, überhaupt und ganz und gar nicht gefiel. Alles in allem tobte in Seiana gerade ein Chaos ohnegleichen, und das führte letztlich dazu, dass sie kaum sichtbare Reaktionen zeigte. Sie stieß Axilla nicht weg. Sie saß einfach nur da. Ihre Augenlider flatterten und schlossen sich ein wenig, ein Tribut an den Teil in ihr, der tatsächlich genoss, was gerade geschah – ebenso ein Tribut wie die Tatsache, dass ihre Lippen nicht vollkommen steif und unbeweglich blieben, sondern sich leicht öffneten, weich waren, sich küssen ließen – wenn sie den Kuss denn schon nicht wirklich erwiderten.

  • Caius starrte. Und starrte. Und erstarrte. Was die anderen um ihn herum taten oder sagten, zog an ihm vorbei und berührte ihn mal sowas von gar nicht.... Er konnte den Blick nicht von Axilla und Seiana reißen. Vor allem nicht von Seiana, die sich küssen ließ! K-Ü-S-S-E-N L-I-E-S-S! Und zwar von Axilla! Ohne den Blick abzuwenden, tastete er auf dem Tisch nach dem Weinkrug, der ihm dann ein beherzter (und breit grinsender) Sklave anreichte. Caius goss sich Wein in den leeren Becher, nicht ohne ein wenig davon versehentlich (weil er nicht hinschaute) auf die cline zu schütten. Dann kippte er den Becher ab und schenkte ihn schwungvoll wieder voll. Er würde ihn Seiana reichen, sobald sie sich von Axilla löste. Sofern sie nicht weitermachen wollte, hieß das. Zumindest hatte er sich das überlegt. In der zwischenzeit beschränkte er sich darauf, sich über die trockenen Lippen zu lecken, zu glotzen und zu warten, was da vor sich ging. Oder noch gehen würde. Eines aber stand fest: Seiana hatte ihn jetzt schon über die Maßen überrascht.

  • Es war anders, als einen Mann zu küssen. Ganz anders. Das Kribbeln im Bauch fehlte, und dieser drängende Wunsch, sich dem ganz hinzugeben. Vor allem fehlte das Drängen von der Seite desjenigen, den Axilla küsste. Normalerweise führte Axillas Geschmack bei Männern dazu, dass diese, einmal geküsst, nur zu gerne die Führung übernahmen und sich alles nahmen, was sie wollten, und Axilla nur noch zurücklehnen und genießen musste. Aber bei Seiana war das anders. Sie ließ sich küssen, öffnete Axilla leicht den Mund. Es war zärtlicher als mit einem Mann. Wenngleich es für Axilla persönlich auch uninteressanter war als mit einem Mann, gab sie sich Mühe – sofern das in doch mehr als stark angeheitertem Zustand noch so gesagt werden konnte. Und Seiana schien es zu gefallen, denn sie küsste zurück.
    Ganz sachte und langsam fuhr Axillas Hand von Seianas Nacken vor zu ihrer Wange, legte sich dort vorsichtig an die Kontur des Gesichtes, ihre andere Hand ebenso auf der anderen Seite, ohne Zwang, ohne Druck, ihr Gesicht wie das einer zerbrechlichen Tonfigur haltend, ehe sie den Kuss ganz langsam und bedacht löste. Sie blieb noch bei Seianas Gesicht, keine zwei Fingerbreit von ihren Lippen entfernt, hielt ganz sanft ihr Gesicht und sah sie mit grünen Augen beinahe liebevoll an.
    “Und deshalb haben Nymphen Macht über die, die sich für Dionysos halten“, flüsterte sie ihr noch zu, noch immer beseelt von der göttlichen Erkenntnis von eben, die aus dem Wein geboren war, ehe sie Seiana wieder frei gab und sich ganz einfach zurückfallen ließ. Dass sie dabei gegen Archias stieß, merkte sie erst, als sie ihn berührte und deshalb das Gleichgewicht endgültig verlor, so dass sie sich schließlich etwas rasanter als gewollt auf ihre Vierbuchstaben auf den Boden setzte. Allerdings machte das nicht, es tat nicht weh, und Axilla musste ziemlich befreiend lachen. Natürlich sah sie jetzt nicht die Reaktionen der anderen am Tisch, sie saß dezent tiefer und konnte nichtmal über die Tischplatte gucken, aber das war auch ganz egal.
    “Götter, ich bin müde...“, meinte sie nur zwischen ein paar glückseligen Glucksern und ließ sich zurück gegen die Seite der Kline in ihrem Rücken sinken. Der viele Wein hatte nämlich nicht nur die Wirkung, ihr göttliche Erkenntnisse, die sie in fünf Minuten vergessen haben würde, und eine ausgelassene Stimmung zu geben.

  • Ich war ... begeistert! Axilla und Seiana küssten sich gerade und das während drei Männer und eine weitere Frau zusahen, im Geiste konnte ich förmlich sehen wie zumindest die drei Männer einen Haken auf ihrer ToDo-Liste des Lebens machten. Und auch wenn ich mich sicher nie getraut hätte es auszusprechen war ich freudig überrascht das Seiana sich das gefallen lassen hatte ... auch wenn ich stark damit rechnete das sich das noch ändern würde nun da der Kuss beendet war ...


    Axilla war auf ihrem Hintern gelandet und ich warf Piso einen auffordernden Blick zu, denn vielleicht wollte er ja derjenige sein der sie nach Hause brachte ... wenngleich ich auch genauso ein paar Sklaven mit einer Sänfte schicken würde sofern der Patrizier nicht interessiert war ...

  • Sim-Off:

    KA, wo sie hin ist. Ich sag einfach mal abwarten...


    Axilla wurde betrunken. Man konnte es fast sehen. Dies brachte die eine oder andere Erinnerung in Piso zurück, Erinnerungen, die er am Liebsten aus seinem Gedächtnis gewischt hätte. Er hielt sich selber für einen herausragenden Verdränger, der Schicksalsschläge scheinends ohne irgendein Problem wegstecken konnte. Selbst nach seinem Ausflug nach Ravenna hatte er nicht die geringsten Anzeichen von sich gegeben, dass ihm in irgendwelcher Hinsicht etwas bedrücken könnte. Doch die Erinnerungen hielten sich, und hie und da durchfluteten sie seinen Schädel, wenn erst ein Auslöser ihren Freiflug verursacht hatten.
    Und so war es auch jetzt. Es biss etwas von einem Brot herunter, doch es scmeckte gar nicht nach Brot. Es war eher so, als fühlte er die Zunge der Iunierin, umschlungen von der seinen... wenn Archi das wüsste, würde er dumm schauen. Aber das konnte er sich ja für später aufheben, wenn sein aelischer Freund es am Geringsten erwarten würde.
    Piso lächelte milde auf ihren Spruch hin und erhob seinen Becher, als Archi es tat. „Auf das Chaos, und die inhärente Ästhetik des Chaoses!“ Welch guter Trunkspruch, dachte er sich, als er den Becher auf ex leerte. Dann erst entschloss er sich, aus der Konversation auszuklinken, sich lieber den Köstlichkeiten der Casa Pompeia widmend. Axilla faselte irgend etwas, von wegen Nymphen, und Bacchus, und weiß der Henker was, und dann...
    ...geschah etwas...
    ...Wunderbares.
    Pisos Mund verformte sich zu einem o des Erstaunens, welches sich, sowie die Zeit voranschritt, während der Axilla Seiana küsste und Seiana sich das willig gefallen ließ, vergrößerte. Am Ende hätte in Pisos Rachen einen Wagen mit Pferden parken können, und der Kutscher hätte auch noch Platz gehabt. Mit einem Zack klappte er dann aber den Mund zu und blickte um sich, als ob er ganz urplötzlich an einen anderen Raum zu einer anderen Zeit transferiert worden wäre.
    „Boah...“
    Etwas Intelligenteres fiel ihm nicht ein zu flüstern. Aber wer konnte es Piso verdenken? Ein lang gehegter Traum, noch aus seiner Kindheit, hatte sich erfüllt, und er hatte dafür nicht einmal Eintrittsgeld bezahlen müssen...
    Drei Männer also starrten fassungslos auf die beiden Frauen, und Piso bemerkte es nicht mal, dass es bald nur noch zwei waren, weil Imperiosus auf ihn blickte, in seinen Augen die eindeutige Bitte zeigend, irgendetwas zu tun. Der Flavier bekam es aber dann doch mit, dass da jemand auf ihn starrte, und entgegnete den Blick. Was sollte er denn tun? Eingreifen? Er dachte ja nicht im Traum dran. Von ihm aus konnten die beiden Frauen noch einmal genau das selbe Programm durchziehen.
    Also beließ er es dabei, dem Pompeier verschwörerisch zuzuzwinkern, und legte sein Augenmerk wieder auf die beiden Grazien, bevor er sich bewusst wurde, dass er starrte, und seinen Blick demonstrativ auf sein Essen lenkte. „Äh, exzellenter Honigwein, muss ich doch sagen, Imperiosus, exzellent!“ Er fummelte am Becher herum, ohne jedoch was zu trinken, ihn nur herumdrehend.

  • Caius' Augen wurden langsam trocken, weil er nicht blinzelte. Weil er nämlich nicht konnte, denn er hatte schon genug damit zu tun, nicht zu sabbern. Augenblicklich musste er an die obszöne Schnitzerei auf seinem Jugendschreibtisch denken, die Piso früher auch schon aufgefallen war. Und dann...


    ...war es vorbei! 8o:(


    Caius sah zu Seiana, den Weinbecher immer noch in der Hand. Caius sah zu Axilla. Und dann stellte er den Wein weg und nahm sich stattdessen eines der nett aufgepolsterten Kissen, um es sich retuschierend in den Schoß zu legen, denn, wie er verblüfft feststellte, lag er nicht mehr, sondern saß. Und zwar bereit zu allen Schandtaten und fertig für den Nahkampf. Er bekam rote Ohren und riss seinen Blick fort zu Piso, der sich scheinbar die ganze Zeit seinen Hühnerbeinen gewidmet hatte, statt da hinzuschauen! Dementsprechend schien Caius' Blick auch Sach ma, tickst du nicht richtig? zu sagen, als er seinen Jugendfreund nun ansah. Recht schnell wandte sich Caius wieder ab, weil ihn irgendwas anrempelte. Und das war Axilla, die für den Moment Caius' vollumfängliche Aufmerksamkeit inne hatte. Hilfsbereit langte er nach vorn und zog sie zu sich hoch auch die Liege, wobei das Kissen (wie hätte es auch anders sein können) natürlich runterrutschte und eine mächtige Tunikafalte freigab. Sofern überhaupt möglich, wurden die roten Ohren nun lavafarben, und hastig bugsierte er das Kaschierkissen zurück an seinen Platz. Und ausgerechnet jetzt wurde Axilla müde!! Caius hätte frustriert aufseufzen wollen, aber er beschränkte sich darauf, leicht verzweifelt die an ihm lehnende Axilla und Seiana vor sich abwechselnd anzuschauen. Bona Dea, was ein Abend!

  • Seiana… ließ sich weiter küssen. In ihr herrschte ein Chaos, das sie nie für möglich gehalten hätte. Die Male, die Caius sie geküsst hatte, da war es… es war doch irgendwie richtig gewesen. Er war ihr Verlobter. Er war ein Mann! Wieso… Seiana konnte sich einfach nicht erklären, warum ein Teil von ihr das mit sich machen ließ, und warum dieser sogar so stark war, dass sie Axilla nicht von sich stieß. War es der Wein, auch wenn sie bei weitem nicht so viel getrunken hatte wie Axilla? War es die Tatsache, dass Seiana – bei aller Gewandtheit, aller Selbstsicherheit, die sie sonst zeigte – völlig unerfahren war, was dieses Thema anging? War es, dass sie genau das leid war, weil sie, je näher die Hochzeit rückte, immer aufgeregter wurde? Oder war es etwas ganz anderes? Sie hatte ja noch nicht einmal den Vergleich, den Axilla hatte, konnte zwar den Unterschied benennen, den dieser Kuss hatte im Vergleich zu jenen Caius’, aber nicht, was darüber hinausging. Sie wusste nichts von dem drängenden Wunsch, sich hinzugeben – sicherlich schlummerte irgendwo auch in ihr dieser Wunsch, und vielleicht konnte er auch geweckt werden, aber zumindest bisher war Seiana äußerst gut darin, alles zu unterdrücken, was in diese Richtung ging. Es wäre einfach nicht richtig vor der Hochzeit. Und trotzdem saß sie nun hier und ließ sich küssen. Und wusste nicht, warum. Wusste nicht einmal, wie ihr geschah. Sie spürte Axillas Hände ihr Gesicht umfangen, aber sie behielt ihre bei sich, rührte sich immer noch nicht – auch dann nicht, als die Iunia den Kuss löste. Sie blinzelte, hob ihre Lider und wurde aus grünen Augen angesehen, und sie blinzelte gleich noch mal, verwirrt wie sie war. Axilla hingegen schien gar nicht verwirrt zu sein, nicht im Mindesten.


    Seiana hörte ihr Flüstern, und das, endlich, war es, was sie wieder in die Realität holte. Die, die sich für Dionysos halten. Seiana sah auf, und zu ihrer größten Verlegenheit musste sie feststellen, dass sie von drei Männern angestarrt wurde. Ein Teil von ihr begriff, was Axilla wohl gemeint haben mochte mit der Macht, die sie, die Nymphen, also die Frauen, also die Nymphen, über Dionysos hatten, nein, über jene, die sich für Dionysos hielten, also über die Männer. Aber Stück für Stück eroberte sich der Teil von ihr, der alles unter Kontrolle haben wollte, die Herrschaft über sie wieder zurück. Und er fühlte sich zutiefst peinlich berührt. Seiana bemerkte aus dem Augenwinkel, wie Axilla zu Boden rutschte, wie Caius ihr auf seine Liege half, wie Piso etwas zu Imperiosus sagte, aber sie bemerkte nicht wirklich, was dahinter steckte – dass Caius gerade in einem Zustand war, den er angestrengt zu verheimlichen suchte, dass Piso wohl nur ablenken wollte mit seiner lockeren Bemerkung über den Wein, dass Axilla einfach nur betrunken war und vermutlich jetzt schon nicht mehr so wirklich wusste, was sie gerade eben getan hatte. Sie rutschte nur zurück, umklammerte ihren Weinbecher und versuchte sich und ihr glühendes Gesicht dahinter zu verbergen, wenigstens ansatzweise, indem sie zu trinken begann.

  • Dass die Männer sie und Seiana anstarrten bekam Axilla nur ganz am Rand mit. Überhaupt war grade alles in selbstgefälligem Wohlsein aufgelöst. Sie machte sich über gar nichts Gedanken. Dass sie Seiana in ein gedankliches oder gar emotionales Chaos gestürzt haben könnte, konnte sich nicht einmal der winzigste Teil ihrer selbst vorstellen. Und auch, wenn sie von der göttlichen Erkenntnis beseelt war, wie leicht man Männer um den Finger wickeln konnte, wie leicht sie dazu zu bringen waren, einen zu begehren, dachte sie nicht weit genug, um wirklich wahrzunehmen, welche Wirkung der Kuss wohl wirklich auf die hier anwesende Männerschaft hatte haben müssen. Ganz zu schweigen von der latenten Gefahr, in die sie sich potentiell begeben hatte, denn im Moment war sie weitestgehend wehrlos und darauf angewiesen, dass sich eben jene Männer ehrenvoll verhalten würden.
    Sie ließ sich einfach von Archias zu ihm hochziehen und merkte nichtmal wirklich was von seiner delikaten Lage. Nein, im Gegenteil, sie fühlte sich nur müde und ungemein liebesbedürftig – im reinen, kindlichsten und unschuldigsten Sinne. Sie lehnte also halb an ihm und rieb leicht ihren Kopf an ihm, die Augen halb geschlossen. “Streichel mich“ forderte sie im Halbschlaf und ließ sich neben ihm richtig auf der Kline nieder, so dass sie direkt an ihm lag. Ein Arm baumelte von der Liege bis zum Boden und ihre Augen wurden auch immer kleiner.

  • Selbst der Kaiser hätte wohl in diesem Moment nicht selbstgefälliger auf einer Kline liegen können, meine kleine "Abendveranstaltung" hatte sich prächtig entwickelt ... ich war zufrieden oder vieleicht eher noch hoch amüsiert. Axillas Lage war sicherlich bedauerlich und dennoch viel es mir schwer mich zu entscheiden ... sollte ich sie nach Hause bringen lassen oder sollte ich abwarten welch entzückende Momente sich noch ergeben würden ... doch ich kam erst garnicht dazu mich zu entscheiden den eine Kette von Ereignissen führte dazu das ich erneut vor Spannung die Luft anhielt ...


    Piso hatte gerade verlegen den Wein gelobt um das Starren zu überspielen das mir selbstverständlich nicht entgangen war ... Archi hatte Axilla wieder neben sich gesetzt und während dieses Vorgangs hatte ich etwas gesehen das mir fast einen lauten Lacher entlockt hätte ... der Gute saß da zwischen seiner wunderschönen, peinlich berührten Verlobten und einer wunderschönen, betrunkenen Axilla und konnte unmöglich aufstehen ohne eine Reihe Weinbecher vom Tisch abzuräumen. Und aus irgendeinem Grund sah ich mich nicht in der Lage ihm zu helfen ... vielmehr machte ich es mir etwas gemütlicher um ja nichts zu verpassen ...


    "In der Tat Piso, ein vortrefflicher Wein mit bisweilen ungeahnten Nebenwirkungen!"

  • Der Anblick Seianas war zwar immer noch ziemlich nett, allerdings versteckte sie sich inzwischen hinter ihrem Weinbecher. Caius warf ihr einen fragenden Blick zu und rutschte dann ein winziges Stückchen zurück, um nicht gar so nah an Axilla zu liegen. Irgendwie musste man schließlich zumindest ein wenig das Schlimmste vermeiden.


    Das war allerdings gar nicht so leicht, denn als Axilla ihn regelrecht gurrend darum bat, sie zu streicheln, tat eine seiner Hände genau das sozusagen postwendend und ohne vorher beim Hirn um Erlaubnis zu fragen. Erst nachdem die Finger schon einige Male über ihren Oberarm bis hin zur Hüfte und zurück zur Schulter geglitten waren, vermeldete der Verstand, dass das wohl ein selten dämliches Unterfangen war mit der wachsamen Verlobten hinter ihrem Weinbecher direkt nebenan. Caius hielt inne und sah erschrocken zu Seiana, lächelte dnan unbestimmt und setzte (diesmal weniger anzüglich) das Gestreichel fort. Immerhin konnte man auch seine Freundin streicheln, um ihr das Einschlafen zu erleichtern! Daran war nichts Falsches! Aber ein kleiner Rest schlechten Gewissens blieb doch zurück. Imperiosus' Worte ließen ihn zu ihm sehen. Er grinste kurz ein wenig schamhaft und wusste nicht wirklich, was er nun sagen sollte. Immerhin, das war ein gutes Ergebnis, gleich zwei Frauen an einem Abend zu haben, zumindest in gewisser Weise. Allerdings konnte er jetzt noch nicht abschätzen, wie schlecht dieser Abend für seine Beziehung zu jeder der beiden Damen sein würde.

  • Imperiosus schien sich prächtig zu amüsieren, und machte Seiana nur noch verlegener. Dann allerdings hörte sie ein leises Streichel mich neben sich, und ihr Blick wandte sich zu Axilla, die nun neben Caius auf der Cline lag. Und dieses merkwürdige Gefühl, das zuvor schon eingesetzt hatte, als sie gesehen hatte wie gut Caius und Axilla sich verstanden, wie… nahe sie sich offenbar waren, war plötzlich wieder da. Und stärker als je zuvor. Denn Caius reagierte ohne zu zögern. Seiana ließ ihren Weinbecher langsam sinken und starrte hinüber, auf Caius’ Hand, der über Axillas Arm strich, immer wieder – bis er schließlich kurz innehielt. Seiana begegnete Caius’ erschrockenem Blick, konnte ihn aber nicht wirklich deuten. Sie hatte nur das Gefühl, dass… da irgendetwas war. Und er fuhr fort mit dem Streicheln. Etwas anders, nicht ganz so… intensiv, kam es ihr vor, aber er machte weiter. Und das gefiel ihr nicht. Sie fand es einfach… unangebracht. Egal wie gut die beiden befreundet waren – und Seiana war auch damit nicht glücklich, zumindest nicht, dass sie so überhaupt nicht wusste, wie gut denn nun tatsächlich, dass sie hier so überrascht worden war davon, dass die zwei sich offensichtlich so gut kannten, war sie bisher doch von einer flüchtigen Bekanntschaft ausgegangen –, Seiana fand es unangebracht. Sie waren weder verlobt noch verheiratet noch sonst etwas, und sie befanden sich hier bei einem Essen, mit anderen Menschen, die nicht alle zum engsten Freundeskreis gezählt werden konnten. Und selbst wenn – es war einfach… unangebracht! Seiana klammerte sich an diesen Gedanken. Es gefiel ihr nicht, was Caius tat, und es gefiel ihr nicht, dass er es tat, während sie daneben saß. Und es gefiel ihr nicht, dass sie nicht so recht benennen konnte, warum ihr das ein so mulmiges Gefühl verursachte gerade. Empörung, ja, aber etwas, das ein bisschen an Bauchweh erinnerte? Sie wollte sich nicht eingestehen, dass sie sich, wenn sie diese Szene betrachtete, zum einen … kleinen Stich Eifersucht spürte, wegen der Lockerheit, wegen der scheinbar vollkommenen Leichtigkeit, mit der Axilla sich an Caius schmiegte, eine Leichtigkeit, Sorglosigkeit, die ihr selbst völlig fremd war… und zum anderen sich völlig fehl am Platz fühlte. Völlig. Sie hatte da nichts zu suchen. Sie passte nicht dazu. Keiner schien etwas ungewöhnliches daran zu finden, kam es ihr vor, schon gar nicht Axilla oder Caius selbst. Da war eine Vertrautheit zwischen den beiden, die Seiana durchaus sah, und von der sie wusste, dass sie sie nicht hatte. Wohl nie haben würde. Sie passte einfach nicht dazu.


    Seiana räusperte sich leise und stellte den Weinbecher zur Seite. „Ich glaube, es wird Zeit für mich zu gehen. Imperiosus, danke dir für die Einladung und den Abend.“ Sie setzte ein Lächeln auf, das ebenso perfekt wie falsch war. Die richtige Nuance, ein vages, flüchtiges Lächeln, angemessen für einen Abschied nach einem Essen, zu dem sie ihr Verlobter mitgebracht hatte, mit Menschen, die sie kaum kannte. Sie war gut darin, das richtige Lächeln im richtigen Moment aufzusetzen. Nur das Wörtchen nett, vor Abend, das hatte sie nicht über die Lippen gebracht. Nicht in diesem Augenblick.

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