Im Atrium angekommen, verwies Phoebus Imbrex auf eine Kline, die dort praktischerweise herumstand. „Nimm Platz.“, quackte er und verschwand eilends, um Furianus zu benachrichtigen (Abwechslung musste sein) und irgendjemanden aus der Sklavenschaft anzuweisen, Gracchus zu benachrichtigen. Die Wahl fiel auf Diomedes, der ungeschlachte Fleischklumpen hatte sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten, wie es schien.
Atrium | Imbrex bei Gracchus und Furianus
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Mit einem Arm voller frischem Grün für ihre Herrin huscht das Mädchen durch das Atrium. Etwas schüchtern bleibt sie an einer der Säulen stehen und betrachtet den Dominus und seinem Sklaven, der wachsam hinter ihm steht. Ob es dem Dominus heute besser geht? Der kräftige Sklave war das letzte mal aber nicht dabei oder hatte sie ihn nur übersehen? Serafina hofft das sie niemand bemerkt hat obwohl der Sklave recht aufmerksam zu sein scheint. Sie dreht sich um und entschwindet den Tiefen der Villa.
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Flavius Furianus vollzog noch einen kleinen Umweg zur Bibliotheca des Hauses, da er schließlich unbedingt noch einen Passus nachschauen musste, um dann schlussendlich nach einiger Wartezeit im Atrium zu erscheinen.
Bekleidet war der Senator heute mt einer purpurfarbenen Tunika, hatte nur zwei Goldringe, wobei einer sein stets bei sich getragener Siegelring war, an den Händen und war somit recht bescheiden in seiner Erscheinung. Normalerweise kannte man ihn wohl anders.
Ein Sklave eilte ihm entgegen und übergab dem durstigen Senator einen Becher verdünnten Falerners. Dieses Prozedere kannte man schon in diesem Hause, schließlich begrüßte Flavius Furianus keine Gäste, ohne einen Becher in der Hand zu halten. Eine alte Gewohnheit. -
Publius bevorzugte es zu stehen, waren die Senatoren immerhin noch nicht im Atrium. Sich einfach so auf einer Kline niederzulassen, ohne die Senatoren begrüßt zu haben, kam Imbrex der Höflichkeit wegen gar nicht erst in den Sinn.
Der erste Senator, der ins Atrium kam, war wohl Furianus, vermutete Publius auf den ersten Blick. Sein Verwandter Corvinus hatte ihm die Gesichter der Senatoren beschrieben, um ein Missverständnis gar nicht erst aufkommen zu lassen. Wie respektlos und unhöflich würde es wohl erscheinen, würde Publius bekannte Senatoren Roms verwechseln oder gar falsch benennen. Eine Schmach, sowohl für den Senator, als auch für ihn selbst, die Imbrex aufgrund seiner Gründlichkeit von vornherein auszuschließen gedachte.
"Salve, Senator Furianus. Es ist mir eine Ehre, dass du mich empfängst.", begrüßte Imbrex den Flavier. Er wollte die Begrüßungsfloskel noch etwas hinausziehen, da Gracchus augenscheinlich noch nicht gefunden wurde. Der Aurelier wollte sich nämlich nur ungern doppelt vorstellen und hoffte, dass der zweite Flavier alsbald eintreffen würde.
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Völlig unwissend ob der aurelischen Bequemlichkeit sich nicht ein weiteres Mal vorstellen zu müssen und darob nicht darüber informiert, dass auch sein Vetter zu diesem Gespräch hinzu treten würde, ging der Senator auf den jungen Mann zu.
"Und mir ist es wiederum eine Freude einen jungen Vertreter der Aurelia hier zu sehen.", kokketierte er weiter und fragte sich, ob der junge Mann den Grund seines Besuches gleich dem Senator würde andingen wollen.
Zweifelsohne ging es hier um politische Unterstützung, so dass der Senator sich den Spaß durchaus erlauben wollte.
"Vigintivir, nicht wahr? Und welcher genau?", kam er ihm zuvor und lächelte anschließend, wies auf die Klinengruppe hin und befahl mit einem kurzen Wink den Sklaven die üblichen Gastfreundschaften zu holen - verdünnter Wein und Trauben. -
Ein wenig ließ auch Gracchus auf sich warten, ehedem er das Atrium betrat und dort seinen Vetter, welcher eigentlich sein Neffe war, bereits mit dem Aurelier vorfand. Da auch er nicht darüber war unterrichtet worden, dass der junge Mann mit beiden flavischen Senatoren wollte sprechen, vermutete er eine zufällige Begegnung, gleichwohl es für den Aurelier ein günstiger Zufall schien.
"Salve, Aurelius"
, begrüßte er Imbrex, nickte Furianus indes nur ein kurzes
"Vetter"
zum Gruße und fühlte sich nicht bemüßigt, weiter das Wort zu ergreifen. -
Mit einem Nicken stimmte er Furianus' durchaus begründeter Vermutung bezüglich seiner Aufwartung im Hause Flavius zu. Tatsächlich war er hier, um wegen der bevorstehenden Wahlen für sich und seine Kandidatur zu sprechen. "Sehr wohl, Senator. Ich beabsichtige für das Amt eines Tresvir capitales zu kandidieren, da mich das Strafrecht reizt und ich mich rein von der Thematik her am meisten dafür begeistern kann. Um die nötigen Voraussetzungen dafür zu erfüllen, verbringe ich derzeit einen Großteil meiner Zeit an der Schola, um diverse Kurse wie den Cursus Iuris zu absolvieren", entgegnete Publius ausführlich, ehe er auf Gracchus aufmerksam wurde, der nun ebenfalls den Raum betrat.
"Salve, Senator. Es freut mich, dass auch du dir für mich Zeit nimmst." Er pausierte kurz und ging dann über zu seiner persönlichen Vorstellung. "Ich will nicht unhöflich erscheinen, deswegen wird es Zeit mich richtig vorzustellen. Ich bin Publius Aurelius Imbrex, Sohn des Aurelius Galerianus, Enkel des ehemaligen Senators Aurelius Crassus und Klient des Aelius Quarto." Er war gespannt ob der Name Aurelius Crassus unter den Flaviern ebenso unbekannt war, wie für den Consul Tiberius. "Ich bin hier, um bei euch vorstellig zu werden und mich auf Vorschlag meines Patrons hin um eure Unterstützung bei den kommenden Wahlen zu vergewissern. Man sagt nämlich unbekannte Gesichter kommen in den heiligen Hallen der Curia Iulia nur selten zum Zug."
Mittlerweile hatte sich auch Imbrex auf einer der Klinen niedergelassen und beäugte abwechselnd seine Gesprächspartner.
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Starr lauschte der Senator den Ausführungen des jungen Aurelius ob dessen zukünftigen Absichten im Cursus Honorum. Fürwahr implizierte die Aussage, sich an der Schola juristisch zu bilden, weder juristische Erfahrung noch das Elementarste - eine bestandene Prüfung. Gerne hätte der Senator dem jungen Mann nahe gelegt ein wenig zu warten und sich erst an der nächsten Wahl, mit einem deutlich größeren juristischen Erfahrungsschatz, zu versuchen, aber dies war eine Intimität, die der Senator nicht hier aufzubauen gedachte. Anderweitige Meriten schien der junge Aurelius zudem auch nicht aufzuweisen, so dass der Senator durchaus begründete Zweifel an der Kandidatur dieses Mannes hegte.
Just in diesem Moment kam sein Vetter, welcher eigentlich sein Onkel war, und wurde seinerseits mit einem freundlichen Lächeln und einer leichten Kopfbewegung begrüßt.
Kurz blickte der Flavier in die Richtung des Aureliers und wieder zu seinem Vetter, als wäre ihm in diesem Augenblick klar geworden nicht der alleinige Besuchsgrund gewesen zu sein. Nun, dies schmälerte ein wenig die Bereitschaft, wurde der Flavier doch recht selten von ambitionierten patrizischen jungen Männern begrüßt, durchaus.
Die weiteren Worte des Aureliers riefen eine gewisse Verwunderung hervor. Nicht der Umstand ein Abkömmling des Crassus zu sein, welchen Furianus durchaus aus Erzählungen kannte und um dessen Meriten wusste, sondern vielmehr der Patron, weckte ein gewisses Interesse.
"Aelius Quarto ist dein Patron, sagst du?", wollte er sich noch einmal vergewissern, um nicht dem Fehler anheim zu fallen ein Missverständnis zu verfolgen.
Schließlich hatte dies doch eine durchaus schmeichelnde Seite, wenn Aelius Quarto seinen patrizischen Klienten zu den Flaviern schickte. Ein gesellschaftlicher Umbruch war dies vielleicht, denn früher nahm man als Patrizier durchaus an, dass die eigenen Standesbrüder eine Unterstützung nicht versagten. Und dass gerade ein Aelius Quarto den jungen Mann zum Hause der Flavier schickte, maß ihnen, und damit Furianus selbst, einen gewissen politischen Gewinn zu.
Natürlich wusste der Flavier nicht, dass der junge Mann wohl an fast jede Tür würde klopfen, hinter der sich ein Senator verbarg.Aber darüber weiterhin sinnierend, war doch der nächste herbe Schlag der, dass wieder einmal ein ambitionierter Patrizier sich einen Patron auserkor, welcher seinem Stand nicht entsprach. Vermutlich relativierte dies die vorher noch verheißungsvolle Möglichkeit des Buhlens um die eigenen Standesgenossen. Wenn der Aurelier nicht hätte angenommen, es wäre leichter einen Patrizier von ihm zu überzeitigen statt einen Plebejer, hätte er sich vermutlich auch an einen anderen Patron gewandt. Aber das waren nur Theorien und Flavius Furianus war heute ohnehin nicht in der Stimmung große politische Debatten anzustoßen.
Vielleicht in einem anschließenden Gespräch unter Vettern, so denn sein Vetter, der eigentlich sein Onkel war, keinen Dringlichkeiten nachzugehen gedachte. -
Seinen Patron hatte Imbrex natürlich nicht spontan auserkoren, sondern ihn nach Informationen seiner Verwandten und reiflichen Überlegungen seinerseits ausgewählt. Quarto schien ihm ein Mann der Ausgeglichenheit zu sein, der einerseits ein enges Verhältnis zum Kaiser pflegte und andererseits nicht zwischen etwaigen politischen Fronten gestellt wurde. Kaisertreue war dem Aurelius stets ein Ideal, das ihm schon sein Großvater Claudius einzutrichtern gedachte. Allein schon deswegen war es Publius eine besondere Ehre, dieses Ideal mit seiner kürzlich eingegangenen Verbindung zum Ausdruck bringen zu können. "Sehr wohl", entgegnete er daher dem Senator, während eine Äußerung seitens des Gracchus noch ausblieb.
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Aurelius Crassus war auch Gracchus, welcher sich ebenfalls auf eine der Clinen nieder ließ, nicht unbekannt, hatte dieser etwa zur gleichen Zeit im Senat gesessen wie sein eigener Vater - dass Imbrex damit bereits der Generation nach ihm angehörte, suchte er ein wenig zu verdrängen, wiewohl es ihn nicht unbedingt alt machte, gehörte doch auch sein Neffe Furianus dieser Generation an und war dennoch schlussendlich älter als er. Gegenteilig zu diesem schien ihm der Aurelier jedoch noch überaus jung, ein wenig zu jung beinahe für ein Amt des Cursus Honorum, andererseits konnte ein Patrizier niemals zu jung sein für die Politik. Die Nennung Imbrex' Patrons erstaunte indes auch Gracchus, der jedoch dies sich nicht anmerken ließ, mochte es doch augenscheinlich eine unausweichliche Folge ihrer derzeitigen politischen Bestrebungen sein.
"Wie lange bist du bereits in Rom, Aurelius Imbrex? Hast du ein tirocinium fori absol..viert?"
, suchte Gracchus in Erfahrung zu bringen, um ein wenig mehr über den jungen Mann in Erfahrung zu bringen, insbesondere wie vertraut er mit der römischen Politik war. Zwar schien er recht ambitioniert, doch hatte Tatendrang allein noch keinen Mann in den Cursus Honorum geholfen. -
Dass Gracchus Publius so jung schätzte wusste er natürlich nicht. Hätte der Senator es offen ausgesprochen, wäre der Aurelius verwundert gewesen, da er mittlerweile doch schon 22 Sommer zählte. Ein Alter, das ihn schon beinahe dazu befähigte für das Quästorenamt zu kandidieren.
Die erste Frage des Pontifex brachte Imbrex kurz ins Grübeln. "Ich kam etwa zum letzten Viertel der vergangenen Wahlperiode an." Die Reise von Corinthus nach Roma war lang und kräfteaufreibend, vor allem in seinem Gesundheitszustand. Er war froh endlich wieder in gewohnten Gefilden angekommen zu sein und merkte sich daher nicht den genauen Zeitpunkt seiner Ankunft. Vor allem aus dem Grund, dass er aufgrund seiner schnellen Wahlvorbereitung und den turbulenten, auf seine Ankunft folgenden Tage nicht sehr auf solch sekundäre Belange konzentriert war.
Die zweite Frage stellte für Imbrex nichts überraschendes dar. Gracchus schien ein Senator zu sein, der sehr wohl auf traditionelle Erziehungsmaßnahmen setzte und diese auch entsprechend anerkannte. "Sehr wohl. Mein tirocinium fori absolvierte ich allerdings schon vor meiner Zeit in Corinthus. Mir wurde damals die Ehre zuteil mein tirocinium beim amtierenden Comes von Sardinia zu absolvieren. Eine Erfahrung, die mir einen soliden Ausblick ins öffentliche Leben, sowie in politische Bestrebungen bot", führte Imbrex aus. Ein gewisser Fabius Bursa hatte damals dieses einflussreiche Amt in Sardinia inne, erinnerte sich Imbrex. Widerum war sein Großvater im Spiel, der seine guten Beziehungen zum Fabier ausspielte. -
"Corinthus …"
, murmelte Gracchus ein wenig abwesend und nicht übermäßig überzeugt, war Sardinia doch kein sonderlich großer Verwaltungsbezirk, wiewohl die dortige Politik kaum vergleichbar mit jener in Rom - bestenfalls innerhalb des Beamtenapparates von gleicher Trägheit. Ein wenig arbiträr griff er sodann noch einmal die Klientelbeziehung des Aureliers auf.
"Wie kommt es dazu, dass Aelius Quarto dein Patron ist?"
Öffentlich würde er kaum für Aurelius Imbrex das Wort ergreifen, um Aelius Quarto einen Gefallen zu tun, doch in der Aussicht, dass der Aelier im Gegenzug für Piso würde stimmen, mochte er durchaus dessen Klient seine Stimme geben - so er nicht gegen seine Überzeugung würde handeln müssen. -
Imbrex hatte erwartet, dass einer der beiden flavischen Senatoren im Verlaufe des Gesprächs noch auf seinen Patron eingehen würden. So war er selbstverständlich nicht unvorbereitet, was die Frage um diese Verbindung anging. "Nach meiner Ankunft in Rom war ich über die politischen Verhältnisse, geschweige denn über etwaige Konflikte in der Stadt nicht aufgeklärt, weswegen ich mir einen Mann suchte, der mir informiert und erfahren schien. Da Aelius Quarto als Bruder des Kaisers kein unbekannter Mann ist, lag es mir nicht fern in diesem einen Verbündeten zu finden. Zusätzlich spielt mit ein, dass ich ein kaisertreuer Römer bin und mich als solcher zeigen will. Diese Kaisertreue wird wohl durch meine Verbindung zum Consular sehr gut wiedergespiegelt." Sicherlich war dies einer der Hauptgründe. Imbrex war nicht dumm, im Gegenteil, er war berechnend genug um zu erkennen, dass er in Quarto einen mächtigen Unterstützer gefunden hatte. Die Tatsache, dass es sich um einen Plebejer handelte, wurde in Imbrex' Augen erstens durch dessen Status als Senator und zweitens durch dessen enge Verwandtschaft mit dem Kaiser wett gemacht. Hätte Publius diese Aspekte nicht derart gewichtet, hätte er sich wohl einen Patron in den Reihen der Patrizier gesucht, wozu auch Senatoren wie Gracchus und Furianus zählten. Publius hatte sich bereits darauf eingestellt, dass Gracchus darauf hinaus wollte.
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"Mhm"
, kommentierte Gracchus die Begründung weder sonderlich wortreich, noch sonderlich aussagekräftig und nahm sich eine einzelne Traube, deren Couleur irgendwo zwischen Purpur und Violett anzusiedeln war, aus der mit Silber überzogenen Schale auf dem Tisch. Politik konnte ihn derzeit kaum sonderlich reizen, vorwiegend da er bisweilen den Überblick verlor, der doch für eine fundierte Bewertung relevant war. Ob dessen überließ er Furianus weitere Fragen, der zumeist weitaus mehr Freude dafür konnte aufbringen, sich in politischen Machtgefilden zu tummeln.
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