Triclinium - TS et Claudia Romana

  • Der Ianitor Stesichoros war entsprechend von Septima instruiert worden, dass er die groß gewachsene Claudia direkt von der Porta in das Triclinium führen sollte. Bis zur Cena war noch ein wenig Zeit, so dass Septima lieber den kleineren, warmen Raum nutzte, als das leicht zugige Atrium. Eine paar kleine Kuchen standen auf dem Tisch zwischen den Klinen, sowie ein Teller mit diversem Obst. Ein Sklave stand bei ein paar Krügen bereit, um die Getränkewünsche des Gastes und der Herrin zu erfüllen.


    Septima lag bereits seit einer Weile lang ausgestreckt auf einer der Klinen und wäre beinahe eingeschlafen, als sie von einer Stimme aus dem Atrium aus ihrem Dämmerzustand gerissen wurde. „Bitte hier entlang, Herrin.“ Ein Sklave begleitete Romana zum Triclinium.


    Ohne übermäßige Eile erhob sich Septima aus ihrer bequemen Position, fühlte kurz nach, ob der Sitz ihrer Haare noch in Ordnung war und ging anschließend freudestrahlend – wie der junge Morgen – auf ihren Gast zu. „Romana! Wie schön das du kommen konntest.“ begrüßte sie diese herzlich. Etwas unschlüssig stand sie nun vor der arg großen Claudia. Eine neumodische Begrüßung, mit Küsschen links und rechts auf die Wange, konnte Septima nicht machen, denn dazu hätte sie Romana anspringen müssen, oder auf eine der Klinen klettern müssen. 'Ihr Götter, diese Frau ist noch größer als manch stattlicher Mann.' schoß es Septima durch den Kopf. Dabei tat die Größe ihrer Schönheit keinen Abbruch. Romana war mit einem wunderschönen Gesicht und einer schlanken Gestalt von den Göttern beschenkt worden, wo einfach alles zusammen passte. 'Ob Romana während ihres Wachstumes auch so unproportioniert war wie ich?'


    „Bitte, nimm doch Platz. Mein Onkel wird uns Gesellschaft leisten, wenn es seine Zeit erlaubt. Aber es kann auch sein, dass er nicht kommt, dafür entschuldige ich mich schon mal im Voraus.“ Besser sie bereitete Romana gleich auf eine eventuelle Enttäuschung vor. Immerhin hatte Septima ihre Freundin unter dem Vorwand in die Villa Tiberia gelockt, dass sie ebenfalls ein Gespräch mit dem Pontifex pro Magistro führen konnte. „Was magst du trinken? Wir haben Saft aus roten Trauben, einen guten Wein oder lieber etwas gewärmten Mulsum?“ Mit einer auffordernden Handbewegung bat sie Romana zu den Klinen.

  • Kaum war die Claudierin, der Einladung aus dem Hause Tiberia folgend, bei der betreffenden Villa angekommen, öffnete auch schon ein Sklave ihr die Türe. Es ging bemerkenswert schnell und unkompliziert, was Romana sehr imponierte. Sie dachte kurz daran, was für einen Krampf etwaige Besucher der Villa Claudia mit Sharif erlebt hätten.


    Sie konnte sich noch gut an die Villa Tiberia erinnern, auch wenn es schon einige Zeit her war, dass sie hier gewesen war. Damals hatte sie den jetzigen Consul gebeten, sich für ihren Eintritt bei den Vestalinnen stark zu machen. Was war sie für ein Nervenbündel gewesen. Mittlerweile jedoch hatte sich dies geändert. Romana war nun nicht mehr das schlaksige, tollpatschige Mädchen mit verworrenen Haaren und einer irgendwie zu großen Nase, welches mit nervöser Stimme Durus erzählt hatte von ihrer Begegnung mit Vesta. Nein, sie war nun eine selbstbewusste junge Frau, die ihre Bewegungskoordinationen nun bei Weitem besser unter Kontrolle hatte und ihr Haar jeden Morgen zu sorgfältigen Locken drehte.


    Sie lächelte, als sie Septima sah. Diese überschäumende Gastfreundschaft fand sie so überwältigend, dass siegar nicht recht wusste, was sie erwidern sollte. „Salve, Septima! Es freut mich ebenfalls, danke, vielen Dank für deine Einladung!“ Romana war keine Freundin von diesen ganzen neumodischen Küsschen, die sicher von irgendwelchen Griechen oder Barbaren importiert worden war. Trotzdem, sie war vertraut damit, und beugte sich zu Septima herunter, um zwei hastige Küsschen auf ihre Backen zu platzieren, somit auch ihrer Freundin erlaubend, zwei Bussi auf ihre Wangen zu platzieren.


    „Vielen Dank.“, wiederholte sie sich selber, als ihr ein Platz angeboten wurde. Sie ließ sich elegant auf der Kline nieder und ließ ihre Füße gezwungenermaßen über den Rand hinausbaumeln. Dies hatte sie schon so oft tun müssen, sodass sie es gewohnt war und auch wusste, es halbwegs lässig aussehen zu lassen.


    „Der Consul kommt vielleicht?“, fragte Romana nach. Natürlich würde es sie sehr freuen, wenn Durus, auf den sie große Stücke hielt, auch hierher kommen würde, doch wenn es seine Zeit nicht erlaubte, verstand sie das selbstredend. Schließlich hatte man als Consul ohne Zweifel Wichtigeres zu tun, als mit Vestalinnenschülerinnen Smalltalk zu betreiben. „Nun, sicher.“, brachte sie ihr Verständnis für diese Angelegenheit zum Ausdruck.


    „Mulsum wäre schön.“, beantwortete sie Septimas Frage mit einem dankbaren Lächeln. Sie mochte das Getränk, und fühlte sich jetzt auch alt genug, dem Alkohol ohne Scham zu frönen. „Sag, liebe Septima, wie ist es dir ergangen in der Zwischenzeit?“

  • „Mulsum? Sehr gerne.“ erwiderte Septima freundliche und nickte dem wartenden Sklaven nur kurz zu. Dieser verschwand kurz und kam mit einem Krug voll leckerem Mulsum wieder. Schnell hatte er einen Becher für Romana gefüllt und reichte ihn ihr mit einer untertänigen Geste.


    In der Zwischenzeit hatten die beiden Frauen Zeit ein wenig zu plaudern. „Ach, bevor ich es vergesse dir zu sagen. Ich habe auch Aurelia Laevina zu unserem Pläuschchen hinzu gebeten. Ich hoffe das macht dir nichts aus? Du kannst ruhig sagen wenn es dich stört, aber ich dachte es wäre für Manius Frau ganz nett wenn sie gleich bei allem integriert würde.“ Septima schaute kurz zur Tür, nicht das ausgerechnet in diesem Moment die Person den Raum betrat, während sie über Laevina sprachen. Sie fuhr etwas leiser fort. „Noch kenne ich Laevina nicht so gut, aber sie scheint eine recht zurückgezogene Person zu sein, die lieber für sich als mit anderen ist. Etwas was ich gar nicht nachvollziehen kann.“ Ein kurzes Augenzwinkern folgte und Septima dachte an die Feierlichkeiten im letzten Jahr zurück. Und fast immer war die Claudia ebenfalls zu Gegen gewesen. Mal in ihrer Funktion als Vestalin, mal als Privatperson, wie auf der Cena in der Casa Iunia zu Ehren der Ludi Romani.


    „Wie es mit die letzte Zeit ergangen ist? Oh, ich habe mir sehr viel von Rom angesehen, mich mit Senatoren unterhalten, Feste gefeiert, und ansonsten das Leben in unserer schönen Hauptstadt einfach genossen.“ zählte Septima gut gelaunt auf und erinnerte sich lächelnd an die ein oder andere Begebenheit. „Alles in allem bin ich hier viel zufriedener als auf dem Landsitz meines Vaters, wo es nie etwas außergewöhnliches zu erleben gab. Und hier, hier habe ich schon bei einer Seeschlacht zugeschaut oder war bei einem Wagenrennen. Ach Romana, da hättest du dabei sein müssen.“ lachte Septima. „Celsus, mein Vetter, und ich, waren etwas spät dran beim Wagenrennen und haben uns so den erstbesten Platz genommen, der in der Nähe des Eingangs lag. Dadurch sind wir im blauen Block der Veneta-Anhänger gelandet und ich hatte ja keine Ahnung von einem Wagenrennen. Somit hab ich mir gleich zwei Patzer geleistet und beinahe die uns umgebende Meute von Blauen auf uns gehetzt. Aber woher sollte ich auch wissen, dass es strengstens untersagt ist irgend einer anderen Factio zu zujubeln, wenn man sich doch im Block der Veneta befindet.“ Septima zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von ihrem Mulsum, um die Kehle zu befeuchten.


    „Aber was schwätz ich denn so. Was hast du in den Wochen seit unserem letzten Treffen alles erlebt?“ fragte sie nun die Vestalin. Septima war sehr neugierig darauf zu erfahren, wie das Leben einer Vestalin aussah.

  • Celsus war gerade auf dem Rückweg von einem ausgesprochen entspannenden Aufenthalt in den hauseigenen Baderäumen in sein Cubiculum, als sich plötzlich sein Magen meldete. Für die Cena war es leider noch zu früh, aber vielleicht ließen sich im Triclinium ja auch ausserhalb der normalen Essenszeiten ein paar kleinere Leckereien finden. Kaum hatte er den Raum betreten, als er auch schon den Kuchen auf dem Tisch ausmachte und ein fröhliches Liedchen pfeifend darauf zu schlenderte, um dann plötzlich festzustellen, dass sich ausser ihm noch seine Cousine Septima sowie eine ihm weitere, ihm unbekannte junge Dame im Raum aufhielten.
    Für einen winzigen Augenblick blieben Celsus' Augen an den über den Rand der Cline hängenden Füßen der jungen Frau hängen, wanderten dann einmal ungläubig hoch zu ihrem Kopf und noch einmal zurück. Gut, dass sie gerade lag und er stand, denn sie würde ihn garantiert um ein gutes Stück überragen.
    Der junge Tiberier nickte erst der Unbekannten und dann Septima grüßend zu und sagte dann mit einem Lächeln: "Salvete, die Damen. Ich hoffe, ich habe nicht bei einem wichtigen Gespräch gestört. Sollte dem so sein, werde ich natürlich sofort wieder gehen." Dann wandte er sich der Unbekannten zu. "Wenn ich mich vorstellen darf: mein Name ist Aulus Tiberius Celsus, und mit wem habe ich das Vergnügen?"

  • Grade fing die Unterhaltung an, richtig ins laufen zu kommen – schließlich hatte Septima viel zu erzählen – als ihr Vetter Celsus in den Raum trat und direkt auf die Kuchenstücke zu steuerte. Erst nachdem er ein paar Schritte in den Raum getan hatte, den Blick immer auf den kleinen Tisch zwischen den Klinen gerichtet, bemerkte er die beiden liegenden Damen.


    Septima musste lächeln, denn ihren Vetter Celsus mochte sie sehr gerne – auch wenn er manchmal die Angewohnheit hatte sie zu ignorieren – und war ihm deshalb, ob dieser Störung in keinster Weise böse. „Salve Aulus.“ grüßte sie ihn zunächst zurück ehe sie mit der Hand auf die liegende Vestalin deutete und sie vorstellte. „Das ist Claudia Romana, Vestalin des hiesigen Tempels.“ erklärte Septima ausführlich, damit Celsus sich auch ja keine falschen Hoffnungen machte, oder ein peinlicher Zwischenfall wie auf der Cena in der Casa Iunia zwischen der Vestalin und dem griechischen Tänzer passierte.


    „Magst du dich zu uns setzten?“ fragte sie ihren Vetter freundliche und deutete auf die dritte freie Kline. Auch wenn für gewöhnlich drei Personen Platz fanden auf einer Kline, genoss es Septima, wenn sie sich völlig auf einer einzelnen Kline ausbreiten konnte. Was natürlich nur so lange ginge, bis Manius, hoffentlich, Zeit fand und sich ebenfalls im Triclinium einfinden würde. Dann müsste sie für ihren Onkel Platz machen, womit immer noch mehr als genügend Raum für Septima auf der Kline übrig blieb.


    Ein kurzer Wink und ein Sklave trat an Celsus heran, um ihn nach seinem Getränkewunsch zu fragen und entsprechendes herzurichten.

  • „Danke!“, versetzte die Claudierin froh darüber, etwas Ordentliches zu trinken zu bekommen, und lauschte den Worten der Septima. „Aurelia Laevina? Wie, wer ist... ach ja die Frau des Consuls!“, friemelte sie die Worte der Tiberierin auseinander, unterstützt von Erinnerungsbröckchen, die sie aus der Acta Diurna absorbiert hatte. Sie lächelte kurz, als Septima ihr anvertraute, dass Laevina offenbar nicht die extovertierteste Frau auf Erden war. „Nun, das ist doch nicht schlimm.“, meinte sie. „Und, natürlich würde ich sie gerne dabei haben, sie klingt sehr nett.“ Und jedem tat der Kontakt mit neuen Leuten gut.
    Sie nickte interessiert, als Spetima ihr von ihren Abenteuern erzählte. „Senatoren, nicht schlecht, da hast du dich wohl schon in der hohen Gesellschaft integriert.“ Anerkennend nickte sie. „Es freut michs chon sehr, dass es dir hier so gefällt. Aber Seeschlacht?“ Sie grinste. „Hätte seinen Reiz, aber es interessiert mich nicht so brennend.“ Eigentlich sah sie es nicht ein, dass man Leute zur Belustigung dahinhinmetzelte. Aber es war wohl ein Ausdruck von irgendetwas Urrömischen, und deshalb würde es schon in Ordnung sein. „Wagenrennen, nun ja, damit habe ich nicht viel zu schaffen, um ehrlich zu sein... aber bei den Blauen? Au weia, ich habe mir sagen lassen, das sind die größten Fanatiker von allen. Und... du hast wirklich einer anderen factio zugejubelt, unter Venetanern, und bist mit dem Leben davon gekommen? Bona dea.“, verwunderte sie sich. „Die Götter scheinen auf deiner Seite zu sein.“
    Sie dachte nach. „Mir selber ist nicht viel passiert. Ich bin jetzt die, die über die Pflanzen im Atrium Vestae das Oberkommando hat.“ Sie grinste burschikos. „Und sonst? Meine Ausbildung geht gut voran, bald lerne ich die Leberschau, auf die ich mich schon sehr freue. Calvena und Sabina waren bei mir auf Besuch, und ich war wieder mal bei meinen Verwandten in der Villa Claudia. Es gibt schon wieder ein neues Familienmitglied. Schon seltsam, wie die immer aus den Boden schießen. Sonst ist nicht viel passiert.“, gab sie zu.
    Gerade wollte sie sich über das Mulsum hermachen, da kam jemand hineinspaziert. Noch bevor er grüßte, verharrte sein Blick staunend auf der hünenhaften Romana. Die Claudierin grinste und streckte sich aus , sodass der sichtlich baffe Tiberier sie in ihrer ganzen Pracht bewundern konnte. Erst jetzt grüßte er und stellte sich vor, und noch bevor Romana etwas erwidern konnte, wurde sie ihm durch Septima vorgestellt. „Salve Tiberius Celsus, es freut mich sehr.“ Dass Septima betonte, dass Romana eine Vestalin war, war eigentlich, aufgrund ihrer wallenden Vestalinnentracht, unnötig. Seitdem sie diese unangenehme Erfahrung nach den Ludi Romani gemacht hatte, ging sie nur noch mehr in ihrem weißen Ornat einher.
    „Sicherlich, setz dich.“, forderte sie den neu dazu gekommenen Tiberier ebenfalls auf.

  • Eine Vestalin also. Eigentlich hätte er darauf anhand ihrer Kleidung auch selbst kommen können, aber daheim in Sicilia waren die Dienerinnen der Vesta nicht präsent wie hier in Rom, ganz abgesehen davon, dass sich Celsus Frömmigkeit ohnehin in Grenzen hielt. So nickte er mit der gebotenen Ernsthaftigkeit mit den Kopf, während Septima ihm den Namen ihrer Besucherin nannte, konnte sich jedoch ein Grinsen nicht verkneifen, als Claudia Romana sich auf ihrer Kline sogar noch ein bisschen länger machte. Selbstbewusst war das Mädel ja und auch durchaus hübsch, aber in Anbetracht ihres Amtes verkniff sich Celsus von vornherein jede weitere Überlegung dieser Art.


    "Vielen Dank, das ist sehr nett von euch." sagte er artig und schnappte sich auf dem Weg zur Kline noch zwei von den Kuchenstücken. Ob das wirklich so eine gute Idee war? Schließlich waren Götterkult und Tempeldienst nun wahrlich nicht sein Ressort, und über welche Themen konnte man noch mit einer Vestalin reden, ohne Gefahr zu laufen, in ein Fettnäpfchen zu treten?


    "Seit wievielen Jahren stehst du denn bereits im Dienst der Vesta, Claudia Romana?" fragte er nach kurzer Überlegung, bevor das erste Kuchenstück in seinem Mund verschwand und er es sich mit einem geniesserischen Gesichtsausdruck endgültig auf seiner Kline bequem machte. Die Claudierin schien noch ein paar Jahre jünger zu sein als er selbst, aber schließlich wählte Vesta ihre Dienerinnen ja meistens schon im Kindesalter aus.

  • Durch Celsus’ unerwartetes Erscheinen, geriet die gerade erst in Gang gekommene Unterhaltung von Romana und Septima ein wenig ins Stocken. Dabei freute sich Septima, dass Celsus sich ihrer Unterhaltung anschließen wollte. So hätte Durus, neben der Claudia, auch noch einen Mann, mit dem er etwas plaudern konnte. Außerdem, je mehr Familienmitglieder sich im Triclinium einfanden, um so wahrscheinlicher wäre es, dass Septima Romana doch noch zur Cena einladen konnte. Dann hätten sie den ganzen Abend Zeit zum quatschen in kleiner Runde.


    Seelig lächelnd schaute Septima kurz zu Romana und anschließend zu ihrem Vetter. „Celsus, kannst du dir vorstellen, dass Romana eine Naumachie oder ein Wagenrennen nicht besonders reizvoll findet?“ Sie zwinkerte Romana kurz zu. „Dabei hatten wir richtig viel Spaß unter den Blauen, oder nicht?“ Nun schaute Septima fragend zu Celsus, der gerade eines der Kuchenstücke in seinem Mund verschwinden lies.


    „Was magst du dir denn besonders gerne anschauen?“ stellte sie ebenfalls eine Frage an die Vestalin. Dann besann sich Septima auf ihr gutes Benehmen. „Aber bitte, Roaman, greif ebenfalls zu.“ Ein kurzer schwenk mit der Hand und eine Sklavin eilte zum Tisch auf dem die kleinen Kuchen standen, und reichte diesen der Claudia an. Die Küchlein waren so klein, dass man sie in einem Happs verspeisen konnte, oder nur einmal abbeißen musste.


    Septima bediente sich auch am Kuchen und konnte sich ein wohlschmeckendes „Mhhmm…“ nicht verkneifen. Daraufhin grinste sie Romana mit fest geschlossenem Mund an, damit sie auch noch den letzten Bissen vom Gebäck herunter schlucken konnte. Ein Schluck Mulsum folgte, der die letzten Krümel herunter spülte.

    „Wo kamst du eigentlich her, Celsus?“ erkundigte sie sich noch bei ihrem Vetter. Sie hatte ihn bei den Vorbereitungen für den Besuch von Romana nirgends gesehen. Ob er auf dem Markt gewesen war, oder dem Forum Romanum? Wenn ja, dann hätte der Tiberier bestimmt das ein oder andere zu berichten, so hoffte Septima.

  • Der Tiberier setzte sich und begann, Romana auszufragen darüber, wie lange sie schon diente. Sie musste grinsen. „Du wirst lachen, aber erst seit zwei Jahren. Fast zweieinhalb. Ich weiß, normalerweise werden Vestalinnen früher ausgewählt, um in den Dienst der Göttin zu treten. Ich aber wurde erst aufgenommen, als ich 15 war. Das hatte mit verschiedensten Umständen zu tun – auf jeden Fall, der Kaiser sah mich als geeignet, die Lücke, die damals im Atrium Vestae entstanden war, zu füllen.“ Dass ihr Vesta erschienen war, vertraute sie nur wenigen an – wenn sie daran dachte, wüsste es nur ihr Vater, ihr Vetter Lepidus, ihre Freundin Calvena, Durus und der Kaiser. Selbst bei den Vestalinnen hängte sie es nicht an die große Glocke.


    „Hmm, ich weiß nicht, wie es um deinen Vetter bestellt ist, Septima, ich kann es mir aber gut vorstellen. Ich habe nichts gegen ein göttergefälliges Opfer, aber Leute dahinschlachten nur zur Belustigung der Massen... und irgendwelche sinnlosen Rennen, wo sich alles nur im Kreis dreht, ohne dass es irgendjemandem was bringt... nein. Diese Gladiatoren sollten als Feldarbeiter verwendet werden, und die Rennpferde vor Pflüge gespannt werden, das wäre sinnvoller.“ Nüchtern und pragmatisch stellte sie die Situation fest, wie sie in ihren Augen war – manchmal konnte Romana ganz staubtrocken sein.


    Doch sie lächelte wieder, als Septima ihr zuzwinkerte. „Was ich mir gerne anschaue? Ein gutes Opfer. Erbaulich und erhebend.“, meinte sie. „Und sonst? Theaterstücke. Ich mag Theater. Und Gedichte. Und Gesang. Schade, dass ich selber nicht so gut singen kann...“ Ein irgendwie nach Bestätigung, dass dem nicht so war, suchender Blick traf Septima.


    „Oh, vielen Dank!“ Die Claudierin wäre nicht sie selber gewesen, wenn sie nein zu einem guten Fresschen gesagt hätte. Sie griff nach dem angebotenen Tablett und zupfte drei verschiedene Küchlein heraus. Natürlich hätte Romana sich die Happen als Ganzes in den Mund stecken können - belustigt musste sie daran denken, wie sie einst in Clusium in einem unter der Städtchenjugend ausgetragenem Wettbewerb, bei dem es darum ging, wie viele Brotscheiben man sich in den Mund stopfen konnte, ohne zu schlucken, gewonnen hatte. Ganze 9 hatte sie geschafft. Doch nun biss sie erst vom Kuchen ab, bevor sie ihn gänzlich zerkaute. „Gut, sehr gut!“, lobte sie, als sie heruntergeschluckt hatte. Auch sie spülte sich die Knabberei mit einem großen Schluck Mulsum runter. „Hui, der ist aber gut. Und stark.“, grinste sie, als sie absetzte.

  • "Ja, meistens hatten wir auch Spaß." beantwortete Celsus Septimas Frage mit einem leicht süffisanten Grinsen. "Ich weiß ja nicht, ob meine Cousine das bereits erwähnt hat," wandte er sich jetzt an Romana, "aber ihretwegen wären wir bei unserem ersten römischen Wagenrennen fast gelyncht worden...Wobei ich immer noch nicht ganz begreifen kann, warum es dich so zu den Goldenen gezogen hat, wo dein eigener Onkel doch Sodalis bei den Blauen ist..."


    Als die Vestalin dann davon berichtete, dass sie erst seit zwei Jahren im Dienst der Göttin stand, gelang es ihm nur mit Mühe, sich ein locker flockiges 'naja, die 28 Jahre reisst du auch noch im nullkommanix runter' zu verkneifen und stattdessen verständnisvoll zu nicken. Bei ihrer nächsten Bemerkung wäre ihm dann allerdings fast der Kuchen wieder aus dem Mund gefallen. Ja, war die denn wahnsinnig? "Ähm, nur um sicher zu sein, dass ich dich richtig verstanden habe..du möchtest diese wundervollen und kostbaren Pferde auf dem Feld verhunzen? Aber das wäre ja eine regelrechte Sünde!" fragte er regelrecht entgeistert nach. Und überhaupt: allein die Vorstellung, auf derartige Rennen zu verzichten und damit auf Aufregung, Spannung und jede Menge Adrenalin, und das, um sich stattdessen ein schnarchiges Theaterstück oder unappetliches Opfer anzuschauen....war für Celsus unvorstellbar. Nein, da bewegten sich die Claudia und er ganz offensichtlich auf unterschiedlichen Wellenlängen.
    Das änderte allerdings nichts daran, dass ihm die junge Vestalin trotzdem irgendwie sympathisch war. Und ihr Appetit schien ganz offensichtlich mit ihrer Körpergröße mithalten zu können. Celsus sah ihr noch einen Moment lang fasziniert beim Essen und Trinken zu, dann wandte er sich wieder an Septima. "Wo ich heute gewesen bin? Nun, ich habe mir ein bisschen die Sportmöglichkeiten in den hiesigen Thermen angeschaut, schließlich will ich mich ja nicht in eine weiche Teigtasche verwandeln." Ja, so wenig ambitioniert Celsus auch in mancherlei Beziehung war, auf sein Äusseres legte er durchaus Wert und war auch bereit, dafür die eine oder andere Anstrengung in Kauf zu nehmen. "Zum Baden bin ich allerdings wieder hergekommen, heute hatte ich keine Lust, mir das Becken mit irgendwelchen alten Pupsern zu teilen."

  • Zu spät! Natürlich war ich wieder zu spät. Am morgen hatte mich ein Sklave auf das anstehende Treffen hingewiesen. Da ich allerdings schlecht geschlafen hatte, böse Träume hatten mich lange gequält und mich vom Einschlafen abgehalten. Also hatte ich mich schon früh fertig gemacht, war sogar im Bade gewesen, hatte eine Kleinigkeit gegessen und mich hübsch gemacht.
    Anschliessend war noch niemand im genannten Triclinium gewesen, so dass ich mich in meinen kleinen privaten Garten zurückgezogen hatte. Dort war ich fast sofort eingenickt und hatte so den Beginn der Zusammenkunft verpasst.


    Als ich also zu spät den Raum betrat, in dem die beiden Damen bereits zusammen saßen - Septima kannte ich ja bereits, die Claudierin konnte ich als solche identifizieren, auch wenn ich sie nicht persönlich kannte - bemerkte ich auch Celsus.
    "Entschuldigt bitte meine Verspätung...", begann ich möglichst fröhlich, war dann aber etwas peinlich berührt ob der Anwesenheit meines "Sohnes".
    Ich senkte den Kopf, hob ihn aber zügig wieder, weil ich nicht zu schüchtern wirken wollte und begrüsste "meine" Gäste. Schliesslich war es mein Haus... Seltsam.


    "Seid gegrüsst, Celsus, liebe Septima! Claudia Romana! Ich freue mich aufrichtig, Dich kennenlernen zu dürfen!" Dabei deutete ich jeweils eine Art Verbeugung an, ohne mich jedoch zu unterwerfen.
    Ich hoffte, dass meine Unbeholfenheit und Verwirrung - die ich dem letzten Gespräch mit Celsus zu verdanken hatte - nicht auffielen.

  • „Gelyncht...“, wiederholte Romana. Na großartig, das war ja eine noch viel plastischere Beschreibung als die von Septima. Das bestätigte wieder nur ihre Meinung über Wagenrennen, das Vergnügen des ungehobelten Pöbels. Nur Gladiatorenkämpfe waren da abstoßender und langweiliger. „Septima hat mir davon schon erzählt... aber man fragt sich wirklich, was habt ihr denn da getrieben? Ich habe ja schon gehört, dass es zu Morden gekommen ist, nur weil einer mit der falschen Farbe inmitten eines Fanblocks zur falschen Zeit mit seiner Factio mitgejubelt hat... besonders fürchterliches erzählt man sich da von den Blauen. Die sollten ihre Energien lieber zur Götterverehrung und zur Pflege ihrer Ahnen einsetzen!“ Dass sich Durus als Blauer entpuppte, war in ihren Augen durchaus als Minuspunkt zu werten, aber das war jetzt auch schon egal.


    „Verhunzen? Aber nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Gut einsetzen! Zum Wohle der Gesellschaft! Ihr würde das sicher mehr nutzen als hirnloses Verbraten an einer Rennbahn.“ Dabei würde sie bleiben, egal, wie lange Celsus ihr noch einreden wollte, wie schön und wunderbar Rennen seien.


    „Ach, die Thermen“, mischte sie sich in das Thema ein, das Celsus nun aufs Tapet brachte. „Ich mag es immer wieder, dorthin zu gehen... obwohl es bei unseren Besuchszeiten wohl nicht ganz so gymnastisch zugeht wie bei den Männern.“ Sie lächelte kurz und trank aus ihrem Mulsum. „Aber ich muss doch bitten. Alte Pupser. Das ist die Creme de la Creme unseres Reiches.“ Sie zwinkerte Celsus zu, jedoch nicht zu kokett, gerade so, dass er wusste, dass sie das nicht ernst gemeint hatte.


    In genau diesem Moment wurde ihre Gesellschaft ergänzt, und zwar von einer außerordentlich hübschen jungen Dame, die sich für diesen Anlass wohl richtig fein herausgeputzt hatte. „Salve!“, grüßte die Claudierin freudig. „Du musst Aurelia Laevina sein, nicht war? Ich freue mich, dich kennen zu lernen.“ Die Verbeugung kam ihr schon etwas lustig vor. Es war nicht das erste Mal, dass sie sah, dass so etwas vor ihr als Vestalin gemacht wurde, aber trotzdem hatte sie sich auch nach 2 Jahren noch nicht daran gewöhnt. „Ich danke dir, als die Herrin des Hauses, für die große Gastfreundschaft, die mir hier dargebracht wurde“, sagte sie freundlich. Schließlich war Durus wohl nun die Nummer eins in der Villa Tiberia, und seine Frau somit die Hausherrin.

  • Neugierig auf Romanas Antworten, lauschte sie ihren Worten. 'Na sowas, die Claudia ist tatsächlich etwas jünger als ich.' stellte Septima für sich fest und musterte Romana ein wenig. 'Ob sie dann noch größer wird?' drängte sich ihr die Frage auf. 'Nicht auszudenken!'


    „Wie? Du kannst nicht so gut singen? Das lässt sich doch bestimmt ändern. Lass es dir von Calvena zeigen, sie kennt bestimmt einige Tricks und Kniffe, wie du eine gute Gesangsstimme bekommst. Und die Vestalinen sollten auch nichts dagegen haben, denn es schadet bestimmt nichts, wenn es eine Priesterin gibt, die gut singen kann.“ merkte Septima freundlich an. „Calvena wäre bestimmt geschmeichelt wenn du sie fragen würdest.“


    Celsus berichtete ebenfalls vom Wagenrennen und Septima winkte ab. „Ja, ja, das hab ich ihr schon erzählt. Und nun übertreib nicht so maßlos. Gelyncht! Nie und nimmer hätten die es gewagt, uns zu lynchen.“ tat Septima großspurig. In dem Moment, wo sie plötzlich alle Venetaanhänger angestarrt hatten, bekam sie schon ein ängstliches Gefühl in der Magengegend, aber die ganze Aufregung hatte sich schnell wieder gelegt.
    „Es mag ja sein, dass Manius Anhänger der Blauen ist, aber darf ich nicht wenigstens beim Wagenrennen meine eigene Meinung haben?“ fragte sie leicht brüskiert ihren Vetter. Nur weil sie eine Frau war, wollte Septima nicht grundlegend die Meinung ihres Vormundes, Ehemannes oder sonst irgendeines Mannes annehmen. Sie hatte ihren eigenen Kopf und pflegte diesen auch durchaus zu benutzten. „Die Goldenen lagen viel weiter hinten, so dass sie einer größeren Anfeuerung bedurften als dieser Tolimedes, der eh schon die ganze Zeit vorne war." fügte sie noch aufgeregt hinzu und nahm zur Beruhigung einen Schluck von ihrem Mulsum. 'Stark? Der ist doch nicht stark.' ging es ihr dabei durch den Kopf.


    „Wären die Pferde, die bei den Wagenrennen eingesetzt werden, überhaupt zur Feldarbeit tauglich?!“ fragte Septima erstaunt nach. Sie kannte sich in dem Bereich überhaupt nicht aus, aber die Tiere, die es immer auf der Villa Rustica von ihrem Vater gegeben hatte, waren wesentlich stämmiger gewesen als die Pferde beim Rennen.


    „Nun ja, die Interessen zur Unterhaltung der Menschen sind doch recht unterschiedlich gestreut, wie ich feststellen muß. Ich zum Beispiel kann mit diesen ganzen Opferzeremonien nicht besonders viel anfangen. Viel zu viel Blut. Igitt... Deshalb werde ich auch nie dem Cultus Deorum beitreten, so wie meine liebe Tante Albina. Aber auch das ist geprägt von unterschiedlichen Interessen. Unblutige Opfer werden ebenfalls von den Göttern angenommen und das sollte mir reichen, um diese für mein kleines, bescheidenes Leben gewogen zu stimmen.“


    Bevor Septima auf die Freizeitaktivitäten ihres Vetter eingehen konnte, betrat Aurelia Laevina das Triclinium. Erfreut erhob sich Septima, um auf der Kline Platz für Durus Frau zu machen. „Laevina! Wie schön das du ebenfalls Zeit für uns gefunden hast. Komm, setzt dich zu mir auf die Kline. Wenn Manius kommt, werde ich mich zu Romana auf die Kline begeben.“ forderte sie die liebe Aurelia auf und klopfte mit der flachen Hand neben sich.


    „So, Celsus, du warst also in den Thermen.“ widerholte sie, was Celsus zuvor berichtet hatte und musterte den jungen Verwandten. Ja, er machte eine durchaus gute Figur. Nur nackt hatte sie ihren Vetter noch nicht zu Gesicht bekommen, was Septima mal wieder zu einer unbedachten Äußerung verleitete. „Wenn du nicht gern dein Bad mit sogenannten 'Pupsern' teilst, dann gib mir das nächste mal Bescheid. Ich denke gegen ein Familienbad ist nichts einzuwenden.“ Septima hob einladend ihren Becher Mulsum und prostete ihrem Vetter mit einem koketten Lächeln zu. Sie ging fest davon aus, dass er einem gemeinsamen Bad – mehr nicht – gewiss nicht abgeneigt war, wußte sie doch um ihre inzwischen gute äußere Erscheinung.


    Für einen Moment ruhte noch der Blick der jungen Tiberia auf Celsus, ehe sie sich an die neben sich liegende Aurelia wand. „Was hat dich denn aufgehalten, Laevina?“ fragte Septima durchaus neugierig nach, aber gleichzeitig war sie bestrebt, ein weiteres Gesprächsthema zu finden.

  • Natürlich hatte Tiberius Durus völlig vergessen, dass heute Nachmittag eine Vestalin zu Gast war (oder zumindest ein Mädchen, das sich auf dem Weg dorthin befand). Und abgesehen davon war er wie üblich aufgehalten worden. Diesmal hatte ihn ein Bauunternehmer versucht zu überreden, einen wichtigen Staatsauftrag zu vergeben, was lange Diskussionen und Feilschereien nach sich gezogen hatte. Durus hasste es zu feilschen! Nun jedoch war alles unter Dach und Fach und er konnte endlich hinüber gehen, nachdem Lukios ihn daran erinnert hatte.


    Als er das Triclinium betrat, stellte er überrascht fest, dass bereits fast seine gesamte Familia anwesend war (zumindest der freie Teil davon ;)).Und auch die junge Vestalin, die allerdings doch recht groß wirkte, wie sie so auf der Kline lag. Aber seine Gattin war offenbar ebenso gerade erst gekommen, weshalb er neben ihr Aufstellung nahm - dabei fiel ihm ein, dass er leider noch nicht sehr viel Zeit mit ihr verbracht hatte.


    "Salvete! Entschuldigt meine Verspätung - die Amtsgeschäfte, ihr wisst ja!"


    Ein wenig unschlüssig blickte er in die Runde, da er nicht recht wusste, wo er Platz nehmen sollte.

  • Romana schnaufte amüsiert aus, als Septima sich bei ihren Gesangskünsten festbiss. „Na ja, mir wurde schon mal gesagt, dass ich eine schöne Stimme hätte. Eine Altstimme. Calvena hat es mir gesagt, und, vor Ewigkeiten, ein Flavier – ein ganz komischer Vogel.“ Sie zuckte die Achseln. „Versuchen kann man es ja einmal. Ich und Calvena haben sowieso etwas in der Richtung geplant – eine Art Gesangsabend. Wenn das nicht in einem Fiasko endet...“ Sie schüttelte amüsiert den Kopf.


    Ein wenig belustigt schüttelte sie den Kopf, als Septima ihr von ihren Erlebnissen an der Rennbahn erzählte. „Sowas könnte mir nicht passieren...“, murmelte sie leise und grinste Septima schelmisch zu. Es wusste sicherlich schon der ganze Raum, wieso. Blau, gold, was für einen Unterschied machte dies? Alle waren sie Anhänger eines obskuren Sports. Aber ihre Meinung dazu wollte sie nicht noch publiker machen, als sie dies schon war – nichts lag ihr ferner, als ihren Gastgebern den Abend zu verhunzen, wie es Celsus sicherlich ausdrücken würde.


    Die Frage, die Septima stellte, war allerdings berechtigt. „Stimmt auch. Nun gut, dann sollte man sie den Legionsreitern zur Verfügung stellen.“ Man merkte ihr zu solchen Gelegenheiten wohl an, dass sie als Tochter des Claudius Menecrates ein Soldatenkind war. Sie trank noch einmal von ihrem Mulsum, der ihr gar nciht mehr so stark vorkam – vielmehr war wohl das Mulsum im Atrium Vestae bemerkenswert schwach. Denn ein krakelender Haufen sturzbesoffener Vestalinnen, die am nächsten Morgen ihren Pflichten vor lauter Katzenjammer nicht mehr nachkommen konnten, das war auch nicht das Gelbe vom Ei.


    Die Tiberierin lamentierte über die Opfer, was Romana dann doch dazu veranlasste, dass ihr das Lächeln ein bisschen gefror. Opfer! Etwas Besseres gab es doch nicht! Nun gut, als Belustigung taugte es wenig, es war eben eine Stufe darüber angesiedelt.


    Septima sprach die beiden anderen an, und Romanas Blick wanderte zur Tür – fast, als hätte sie von dort etwas gehört. Ihre Ohren trügten nicht, denn es trat durch die Türe niemand anders als Tiberius Durus. Die Claudierin lächelte erfreut, als sie den Mann sah – nie würde sie vergessen, dass er es war, der sich die Mühe gemacht hatte, sie zu den Vestalinnen zu lotsen.


    „Pontifex Tiberius Durus! Salve!“ Sie nickte zu Septima hin, hatte diese doch eben den Vorschlag gemacht, sich neben Romana hinzusetzen, und setzte sich auf, sodass Septima Platz haben würde. „Vielleicht kannst du dich noch an mich erinnern – ich bin Claudia Romana.“ Normalerweise prägte sie sich häufiger bei den Leuten ein als andere – ihre Größe wurde in Rom nur noch durch einige wenige germanische oder keltische Sklavinnen übertroffen. Gut möglich eigentlich, dass Romana die größte lebende römische Bürgerin – nun gut, vielleicht Patrizierin, war.

  • Die Claudia dankte mir für meine Gastfreundschaft... als Hausherrin! Das war schon ein seltsames, ein gutes Gefühl. Wenn da nicht nur diese Verantwortung gewesen wäre, die mich jederzeit hinunterdrückte.
    Auch Tiberia Septima schien sich über mein Kommen ehrlich zu freuen. Ich freute mich auch aufrichtig, hier zu sein - weniger allerdings über ihre Frage zu meinem Zuspätkommen.
    Leicht errötend erklärte ich - nachdem ich mich für die Wahrheit entschieden hatte: "Ich bin leider etwas einge... schlafen... Ich habe wohl in der letzten Nacht nicht allzu gut geschlafen." Das mussten sie sicher auch kennen!? Mir schien es zumindest ein sehr guter Grund zu sein - abgesehen davon entsprach es ja auch durchaus den Tatsachen - lediglich die Gründe für meine schlaflose Nacht hatte ich verschwiegen.
    Ich versuchte dem laufenden Gespräch zu folgen, hatte aber einige Schwierigkeiten, es ging wohl um die Thermen...
    Zum Glück erlöste uns mein lieber Gatte in diesem Moment, indem er den Raum betrat und sich mit seinen Amtsgeschäften entschuldigte. Das war wahr - er hatte wirklich fuurchtbar viel zu tun! Das hatte ich auch schon zu spüren bekommen - wenn gleich ich ihm daraus keinen Vorwurf machte.
    Etwas unschlüssig schien er sich neben mich zu stellen, doch sicher würde Septima ihren Plan, sich umzusetzen sogleich umsetzen.;)

  • Was um alles in der Welt gab diese Vestalin denn da nur von sich? Celsus widerstand der ausgesprochen starken Versuchung, sich mit der flachen Hand vor die Stirn zu schlagen und beschränkte sich auf einen leicht fassungslosen Blick in Romanas Richtung. Götterverehrung und Ahnenpflege sollten allen Ernstes eine Alternative zu Wagenrennen sein? Ja, war er denn etwa schon achtzig? Mit derart langweiligen Dingen konnte er sich schließlich immer noch beschäftigen, wenn er ohne Hilfe seiner Sklaven nicht von der Kline runterkam! Und was das hirnlose Verbraten betraf: Wagenrennen mochten vielleicht nicht zu den intellektuell anspruchsvollsten Dingen gehören, aber schließlich wusste doch nun wirklich jeder, dass so manche Beschäftigung noch erfreulicher werden konnte, wenn man dabei das Hirn ausschaltete. Wobei die Möglichkeiten einer Vestalin in dieser Hinsicht zugegebenermaßen ein wenig limitiert waren...


    Celsus dachte gerade über eine passende Argumentation nach, als plötzlich Laevina, Durus' frisch angetraute Ehefrau, das Triclinium betrat und sich den Klinen näherte und seine Verlegenheit vom letzten Zusammentreffen mit ihr schlagartig zurückkehrte. Komisch eigentlich, bislang hatte er sich in Gegenwart von so jungen und schönen Frauen eigentlich noch nie verlegen gefühlt, aber Laevina war auch die erste, in der er plötzlich so etwas wie eine Mutter sehen sollte. Und ein solcher Gedankengang fiel ihm bei der jungen Aurelia wahrlich schwer..


    "Salve, Laevina, schön, dass du dich zu uns gesellst." erwiderte er dann ihre Begrüßung und lächelte ihr zu. Romanas Bemerkung über die Creme de la Creme verwandelte dieses Lächeln schlagartig in ein breites Grinsen, denn so mancher Mann, der mit seinem Hintern entspannt in den Thermen saß, war von der Creme soweit entfernt wie ein besoffener Gladiator von den Vestalinnen.
    Und dann haute die liebe Cousine Septima einen Spruch raus, bei dem dem jungen Tiberier fast der Kuchen wieder aus dem Mund gefallen wäre. Wie jetzt, sie wollte allen Ernstes allein mit ihm baden? Nicht, dass ihm die Vorstellung unangenehm war, ganz im Gegenteil, schließlich war Septima ja eine mehr als ansehnliche junge Frau. Aber wie konnte sie nur auf die Idee kommen, im einen derartigen Vorschlag in Anwensenheit seiner "Mutter" und, noch schlimmer, einer Vestalin zu machen? Celsus dachte noch über eine nicht allzu kompromittierende Antwort nach, als sich nun auch noch Durus zu ihrer kleinen Gruppe gesellte. Nachdem der jüngere den älteren Tiberier artig begrüßt hatte, wandte sich Celsus wieder seiner vorwitzigen Cousine zu, und sein Grinsen reichte jetzt von einem Ohr zum anderen.


    "Eine ausgesprochen nette Idee, meine liebe Septima. Vielleicht möchtest du ja deinen Onkel fragen, ob er sich uns dabei auch anschließen will?" Eigentlich wäre es ja logisch gewesen, auch Laevina in diesen Vorschlag miteinzubinden, aber unerklärlicherweise hatte Celsus das Bedürfnis, die Aurelia mit derartigen Scherzen zu verschonen.

  • Laevina hatte schlecht geschlafen? Durus war überrascht - natürlich wusste er nichts davon, besaß sie doch ein eigenes Gemach. Außerdem hatte er sich noch nicht so recht daran gewöhnt, eine Gattin zu haben, nach deren Befinden er sich zu informieren hatte. Hoffentlich lag das nur daran, dass alles hier ein wenig neu für das junge Mädchen war!


    Doch er konnte ohnehin kaum etwas sagen, denn es gab ein großes 'Salve' im ganzen Raum. Auf die Frage, ob er sich an Romana erinnern konnte, konnte er diesmal ausnahmsweise (er hatte ein furchtbares Gesichtergedächtnis!) bejahen, denn Anwärterinnen für den Kult der Vesta traf man nicht allzu häufig.


    "Natürlich erinnere ich mich, Claudia. Groß bist du geworden!"


    merkte er dann an - denn so riesig war sie ihm nicht in Erinnerung gewesen! Sie mochte ja gar größer sein als er selbst! Und das für eine Frau! Vielleicht war es ganz gut, dass sie keinen Mann brauchte, denn sicherlich wäre sich dieser etwas klein neben ihr vorgekommen!


    Celsus begann allerdings bereits das Gespräch, das Durus offenbar durch sein Eintreffen gestört hatte, fortzuführen - und dabei auch ihn selbst einzubeziehen. Sofort wurden seine Ohren spitz und er fragte neugierig


    "Wo anschließen, Aulus?"


    Zugleich bot Durus seiner Gattin den Arm um sie zu einer freien Kline zu geleiten.

  • „Ach, dass macht doch nichts, liebe Laevina.“ wischte Septima die Entschuldigung der Aurelia hinfort und lächelte sie freundlich an. „Schlaf ist wichtig, egal zu welcher Tageszeit. Wir haben uns bisher auch recht gut unterhalten.“ merkte Septima an und schaute zwischen Romana und Celsus hin und her. Sie fand es bisher sehr unterhaltsam und ihr Vetter schien nicht auf den Mund gefallen zu sein, wie sie kurze Zeit später feststellen durfte.


    Mit einem mal trudelte auch Durus zum Pläuschchen mit der Claudia ein und Septima erhob sich sofort von ihrer Kline. „Warte, Manius. Du kannst dich selbstverständlich hier her legen... neben Laevina.“ forderte sie ihren Onkel mit einer einladenden Handbewegung auf den so eben frei gewordenen Platz auf der Kline des Hausherren hin. „Ich selbst werde mich zu Romana bequemen.“ fügte Septima lächelnd hinzu und trat bereits an die Kline der Vestalin. „Du hast doch nichts dagegen, den Platz mit mir zu teilen, oder liebe Romana?“ erkundigte sie sich lieber zur Sicherheit. Es wäre auch kein Problem für die junge Tiberia, wenn sie sich zu ihrem Vetter Celsus auf die Kline legen würde. Wenn sie ihm schon angeboten hatte, mit ihm zusammen das häusliche Balneum zu teilen, dann konnte sie das auch mit einer Kline.


    Ein kurzer Wink von Septima und schon trat ein Sklave auf den Hausherren und seine Gattin zu, um sich leise nach ihren Getränkewünschen zu erkundigen. Kaum hatte er diese erfahren, bereitete er das Gewünschte zu und reichte unauffällig die Becher den Herrschaften.


    Durus hatte den letzten Satz von Celsus noch auf geschnappt und fragte gerade weiter nach. „Ob du uns vielleicht bei einem gemeinsamen Bad Gesellschaft leisten magst, wollte Celsus gerne von dir wissen.“ erklärte Septima völlig neutral. Für sie war es das selbstverständlichste von der Welt, wenn sie gemeinsam baden würden. Sie waren eine Familie, teilweise sogar sehr nah miteinander verwandt, so dass ein gemeinsames Bad für die junge Frau nichts anrüchiges an sich hatte, anders wie in den öffentlichen Thermen, wo es strengstens untersagt war, wenn sich Frauen und Männer zu gleichen Zeit in den selben Räumlichkeiten aufhielten.


    „So, nun aber wieder zu dir, Romana. Wo waren wir eben unterbrochen worden?“ wand sich Septima wieder an ihren Gast. Aber vielleicht wollte Romana nun erst lieber mit Durus reden, dann würde ihr Septima ganz sicher nicht im Weg sein.

  • Durus folgte der einladenden Bewegung und nahm Platz - jedoch so, dass Laevina sich neben ihm postieren konnte. Dann nahm er sich ebenfalls ein wenig Honigwein und blickte in die Runde.


    "Ein gemeinsames Bad? Warum nicht?"


    meinte er (immerhin hatte der antike Mensch noch ein wesentlich entspannteres Verhältnis zu Nacktheit, gerade innerhalb der Familie) und blickte dann um sich um zu erkennen, worum es in den anderen Gesprächen ging.

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