Begegnungen | Cassim et Cimon

  • An diesem recht schönen Tag, wie Cimon fand, hatte er für seinem Herren etwas überbracht. Zu seiner großen Verwirrung hatte Dominus Ursus gemeint, der Nubier könnte ruhig ein wenig den rest des Tages die Stadt kennenlernen. Spazieren gehen? Für den Sklaven war es nicht leicht mit solchen freien Entscheidungen allein zu sein. Nun ging er durch die Straßen und mied eben jene, von denen er wusste, das diese das sogenannte Gesindel beherbergten. Vieleicht sollte er ja etwas auf den Markt gehen. Seine Augen sahen sich um und merkten sich alles was sie zu sehen glaubten. Seine grauen, stechenden Augen blickten umher und er sah nun eine Möglichkeit auszuprobieren, ob man ihm allein wegen seiner Gestalt oder seines Blickes aus dem Weg ging.
    Dabei erkannte der Nubier das es davon abhing wie er den Menschen entgegen kam und welch Selbstvertrauen diese selber hatten. Natürlich ging er nicht auf Konfrontation. Ohne seinen Herren, für den er Platz machen müsste, war dies doch viel zu gefärlich. Vor allem auch, da er als Sklave solche Rechte nicht hatte. Sein Blick ging an ihm herunter. Seine Kleidung war sehr gut, das dunkle Halstuch von besonderer Qualität und seine Haltung zunehmend grade.


    Jetzt erst erkannte er das man ihn so als Sklaven nicht unbedingt erkennen mochte. Aber war grade dies nicht ein verbrechen? Cimon wurde durch die eigenen Gedanken derart abgelenkt das er gegen jemanden gegen rannte.
    Ruckartig blieb er stehen und sah erschrocken auf.


    "Verzeih...."


    Kurz musste er blinzeln, da die Sonne unangenehm blendent hinter diesem Mann in seine Augen stach.

  • Was man hierzulande als recht schönen Tag bezeichnen mochte, war alles andere für Cassim. Der Parther, der andere Temperaturen und auch andere Kleidung gewohnt war, fror. Selbst nach all den Jahren, seit er in Rom war, hatte er sich daran nicht gewöhnen können. Dementsprechend war auch seine Stimmung, die sich als einziges den Temperaturen angepasst hatte.
    Der Parther war schon seit Stunden in der Stadt gewesen, weil er einige Besorgungen zu machen hatte. Anfangs hatte er sich noch wohl dabei gefühlt, denn der Gang in die Stadt hatte ihm ein gewisses Maß an Freiheit zurück gegeben, welches er die ganze Zeit schmerzlich vermisst hatte. Je länger er sich aber mit seinen Aufträgen aufhalten musste, umso weniger war er darauf erpicht gewesen, diesem trügerischen Gefühl noch größeres Verlangen entgegen zu bringen.
    In gewisser Weise war er erleichtert, nun wieder zur Villa zurückkehren zu können. Doch dann wurde sein Heimweg unvermittelt gestört. Scheinbar aus dem Nichts kommend, war da plötzlich dieser Passant, der ihn aus einer Unachtsamkeit heraus anrempelte.
    "Kannst du nicht aufpassen, du...", begann der Parther zu fauchen, hielt aber dann mitten im Satz inne, denn er hatte in dem Anderen den Nubier wieder erkannt, den er kürzlich auf einer Hochzeit kennengelernt hatte, zu der er den Flavier begleitet hatte.
    "Oh, du?! Cimon, nicht wahr. Das ist aber - eine Überraschung! Wie geht es dir?" Sein Groll gegen den Anrempler hatte sich in Sekundenschnelle in Nichts aufgelöst.

  • Der Raunzer kam nicht unerwartet, doch er stoppte. Cimon hörte die Begrüßung und bewegte sich etwas seitlich...ah, jetzt ging es. Als er Cassim erkannte zeigte sich ein angenehm überraschtes Lächeln auf seinem Gesicht.


    "Salve, Cassim. Ja, Cimon ist ganz richtig. Danke, es geht mir gut. Wie ist es denn dir in der Zwischenzeit ergangen?"


    Der Nubier sah sich um. Kein Herr, kein weiterer Sklave und er freute sich immer mehr. Das konnte ein gutes Zeichen sein. Dann viel ihm das Geschenk ein. So lange waren die Saturnalien auch nicht vorbei, oder? Konnte er es ansprechen? Oder lieber noch etwas warten? So unsicher wie Cimon sich war, wartete er lieber noch etwas. Ersteinmal wollte der Nubier herausfinden, wie viel Zeit sie haben würden.


    "Wo führt dein Weg dich denn hin? Ich habe von meinem Herren Zeit bekommen, um diese Stadt kennen zu lernen. Also wenn du einen Auftrag hast, kann ich dich gerne begleiten."


    Ungewohnt offen lächelte Cimon wobei es sogar ein wenig die stechend scheinenden Augen erreichte. Natürlich kannten sie sich kaum. Aber der aurelische Sklave hatte das Ziel dies zu ändern.

  • Auch Cassims Freude war nicht zu verleugnen gewesen. So viele Menschen gab es nun auch wieder nicht in Rom, die er als Freund hätte bezeichnen können. Trotz dass er dem Nubier nur einmal begegnet war, hatte er vor einigen Wochen, während die Römer ihr Saturnalienfest feierten, ein Päckchen von ihm erhalten. Der Parther verband schmerzliche Erinnerungen mit diesem Fest und daher hatte er sich an diesen Tagen von der Außenwelt zurückgezogen. Nicht einmal zum gemeinsamen Essen mit den Römern war er gegangen, denn genau ein Jahr war es her, dass er und seine Gefährten ihre Hand nach der Freiheit ausgestreckt hatten. Da nicht nur die Flucht gescheitert war, sondern auch einer seiner Freunde dafür mit dem Leben bezahlen musste, hatte dieses Fest für ihn einen fahlen Beigeschmack. Doch genau dieses Päckchen erhellte seine Stimmung und ließ ihn, wenigstens für eine Weile, die Trauer vergessen. Ein hölzernes Pferd war darin verborgen gewesen, sorgfältig hergestellt und mit viel Hingabe bemalt. Cassim hatte von jeher Pferde gemocht. Darum hatte er sich über dieses Geschenk besonders gefreut. Allerdings war er im gleichen Moment auch etwas verlegen, da er selbst kein Geschenk für den Nubier hatte. Doch genau jetzt bot sich die Gelegenheit sich zu revanchieren.
    "Ach, ich kann nicht klagen, danke!" Die zweite Chance, die ihm der Flavier angeboten hatte, wollte er keineswegs wieder leichtsinnig aufs Spiel setzen. Deswegen gab er sich mit allem besonders viel Mühe, auch wenn manches ihn einiges an Überwindung kostete.
    "Ich hatte einige Besorgungen zu machen, du weißt schon." Er deutete auf die Tasche, die er mit sich führte und die gut gefüllt war mit den verschiedensten Dingen.
    "Eigentlich bin ich jetzt schon wieder auf dem Rückweg, aber ich muss zu keiner bestimmten Stunde wieder in der Villa sein. Wenn du möchtest, können wir beide ein wenig diese Stadt kennenlernen und dann irgendwo einkehren. Ich lade dich gerne dazu ein!" Ein wenig Geld hatte der Parther noch in seinem Beutel. Dies würde allemal für seinen Freund und ihn ausreichen.
    "Ach ja, bevor ich es vergesse, herzlichen Dank für dein Geschenk! Ich habe mich sehr darüber gefreut."
    Auf dem oft so ernst dreinblickenden Gesicht des Parthers, zeichnete sich nun ein herzliches Lächeln ab.

  • Der Nubier glaubte Freude in Cassim zu erkennen und begegnete dieser mit einem offenen Lächeln, das immer mehr Besitz von seinen Augen zu ergreifen schien. Ruhig hörte Cimon dem Pather zu und sah die Taschen an. Leicht schmunzelnd bot er seine Hände nur ansatzweise ausstreckend diese als Hilfe an.


    "Es ist gut, wenn es keinen Grund zur Klage gibt. Kann ich dir etwas abnehmen? Aber...du...du musst mich doch nicht einladen...obwohl, wenn wir irgendwo einkehren, wäre es wirklich nett und zuvorkommend von dir. Aber ich bestehe darauf, das ich es später wieder gut machen kann."


    Als Cassim sich für das Geschenk bedankte, was Cimon ihm hat zukommen lassen, strahlte der Nubier gradezu. Da er nicht genau wusste, ob es eine wirklich gute Wahl gewesen war.


    "Es ist wirklich schön, wenn es dir gefällt, Cassim. Das habe ich gehofft"


    Einladent deutete Cimon nun an, ob sie weiter gehen wollten, dabei vergaß er keineswegs seine Frage und würde dem pather gerne den einen oder anderen Beutel abnehmen. Denn er fühlte sich nicht wohl, so ganz ohne Last neben ihm her zu gehen. Dabei würde er die Richtung von Cassim bestimmen lassen, da er sich ja nicht besonders gut auskannte, was dieses Einkehren beinhaltete. Vermutlich würde der Nubier ein sehr fragwürdiges Haus erwählen... fragend sah er zu Cassim.

  • Der Nubier erwies sich auch an diesem Tag genauso hilfsbereit, wie an der Hochzeit, als er ihn mit einem Getränk versorgt hatte. So zuvorkommend verhielt sich ihm niemand gegenüber in der Villa der Flavier. Auch wenn sich seine Lage deutlich verbessert hatte, so herrschte noch immer Misstrauen gegenüber dem Parther und auch die Androhungen des Aristides, die er gegen jeden ausgesprochen hatte, der einen freundschaftlichen Verkehr mit dem Parther pflegte, hatte sich tief in das Gedächtnis eines jeden flavischen Sklaven eingebrannt.
    "Oh, besten Dank, aber das ist nicht nötig. Es ist nicht sehr schwer." Als Beweis dafür, führte er Cimon vor Augen, wie leicht doch die Tasche war, in der sich lediglich einige Bögen Papyrus, etwas schwarze Tinte und ein calamus aus Schilfrohr befand. Diese Schreibutensilien hatte er sich für sein neues Tätigkeitsfeld kaufen sollen. Ganz nebenbei hatte er auch in Laden eines Buchhändlers eine unbestimmte Zeit geschmökert und hatte dann auch noch eine Schrift erstanden, die, wie er glaubte, Gracchus gefallen konnte.
    "Nichts da! Ich werde dich einladen!" Darauf bestand er und teilte dies auch Cimon sehr energisch, aber mit einem Augenzwinkern mit.
    "Du bedenkst mich mit Geschenken und bietest mir jedes Mal deine Hilfe an, wenn wir uns treffen, dann musst du mir jetzt auch die Gelegenheit bieten, mich zu revanchieren!" Auf Cimons Geste hin, setzte er sich wieder und lief neben dem Nubier her. Um die Mittagszeit ließ das Gedränge in den Straßen merklich nach. So konnten sie sich während dem gehen auch ungestört weiter unterhalten.
    "Du hast mir damit wirklich eine Freude gemacht. Ich werde es immer in Ehren halten." Cassim ging die breite Straße weiter, auf der sie sich begegnet waren. Seine Kenntnis der Stadt betreffend, war nicht besonders gut. In der Vergangenheit hatte er nicht oft Gelegenheit gehabt, die Stadt zu besuchen. Aristides hatte er einst in die Subura begleitet und hatte dort eine recht ominöse Nacht in einem besseren Hurenhaus verbracht. In ein solches Etablissement wollte er den Nubier natürlich nicht führen und die Subura musste es beileibe auch nicht sein. Schließlich entschied sich dafür, wieder zurück zu den Märkten zu gehen, um dort eine gute Taverne zu finden, in der es Speis und Trank für sie gab.

  • Obwohl Cimon es wirklich versuchte, schaffte er es nicht, Cassim etwas abzunehmen. Allerdings schienen die Beutel auch nicht besonders schwer. So nickte er schließlich und würde nun lächelnd neben dem Pather her gehen. Dessen Vergangenheit schien Cimon nicht zu kennen oder nicht zu beachten. Denn für den Nubier zählte nur und ausschließlich was er erlebte mit den Menschen, nicht was andere über diese behaupten würden. Und in seinen Augen war Cassim ein wirklich netter Mann, mit dem man sich gut würde unterhalten können. Etwas was Cimon nicht heufig bei Menschen sah.
    Wenn auch etwas heufiger in letzter Zeit.


    Was Cassim dann weiter sagte ließ den aurelischen Sklaven ein wenig verlegen zu Boden sehen. So viel Gutes war er nunmal noch immer nicht besonders gewohnt. Vor allem aber da er sich im Umgang mit anderen Sklaven noch recht unsicher fühlte.


    "Ja, wenn du darauf bestehst, Cassim. Gerne werde ich mich also einladen lassen. Ich habe gehofft, das meine unzureichenden Malkünste dieses Tier nicht entstellen würden. Es ehrt mich wirklich sehr, das es einen besonderen Platz erhalten hat, Cassim. Vielen Dank nocheinmal."


    Respektvoll neigte Cimon leicht den Kopf und ging weiter neben Cassim her. Das sie die Richtung änderten, bemerkte er, aber er sagte nichts. Irgendetwas schien mit dem eigendlichen Weg nicht in Ordnung zu sein. Zurück also zum Markt. Damit konnte der Nubier leben. Lächelnd würde er jeden Ort annehmen für den der Pather sich entscheiden mochte.


    Doch etwas beschäftigte ihn. Und so sprach er mit ruhiger Stimme, die an Freundlichkeit kein bischen eingebüst hatte.


    "Cassim? Darf ich dich etwas von eher persönlichem Belang fragen?"

  • Den Weg zurück zum Markt hatten die beiden Sklaven fast schon zur Gänze zurück gelegt. Das Getümmel um sie herum nahm merklich zu. Der Parther mochte schon seit jeher keine großen Menschenansammlungen. Darum sah er sich nach einer Taverne um, in die sie einkehren konnten. Dabei hörte er dem Nubier fortwährend zu.


    "Ich habe zu danken, Cimon! Nicht du. Ich wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, ein Geschenk für dieses römische Fest zu fertigen. Seitdem man mich nach Rom gebracht hat, schlägt mir nur Hass und Verachtung entgegen. Ich bin nun mal der Feind. Verstehst du? Deshalb ist dein Geschenk etwas besonderes."
    Cassim lächelte.


    Endlich tat sich eine Taverne vor ihnen auf. Nicht die allerbeste, doch eine Taverne. Der Parther hielt an, nicht nur weil der Nubier ihm eine Frage gestellt hatte. Eine Frage von persönlichem Belang, das liess den Parther neugierig werden.
    "Selbstverständlich darfst du das! Worum geht es?" Er blickte gespannt in das Gesicht des Nubiers und wartete auf dessen Frage.
    "Wenn es dir recht ist, lass uns in die Taverne gehen. Bei etwas Wein lässt es sich besser erzählen," fügte er noch an.

  • Auch Cimon fühlte sich zunehmend unwohl in dieser Menschenmenge. Cassims Worte sowie sein Lächeln erzeugten auch eines bei dem Nubier und er schaute nur kurz etwas verlegen zu Boden. Nur um dann um so freundlicher wieder auf zu schauen.


    "Es sit wirklich schön zu wissen, das es etwas besonderes ist. Also für mich bist du weder ein Feind noch hasse ich dich, Cassim. Hassen dich etwa auch die anderen Sklaven in dem Haushalt in dem du lebst?"


    Dies war für Cimon unglaublich. Er empfand Cassim als recht angenehmen Gesprächspartner und fand bei weitem keinen Grund, etwas schlechtes von ihm zu denken. Nur weil jemand zu fliehen versucht, der doch frei geboren worden war, kann man diesen doch nicht einfach so hassen. Nein, der Nubier dachte nichts schlechtes von Cassim.
    Kurz vor einer Taverne blieben sie stehen. Cimon blickte zu Boden und suchte nach den richtigen Worten. Sie fielen ihm schwer und er hoffte sehr, dem anderen nicht eine zu unangenehme Frage zu stellen.


    "Es geht...umd dein Zeichen, Cassim. Und um den Grund dafür... Ich verstehe so einiges nicht daran. Ich selber trage eines in meinem Nacken. Als ... Kennzeichnung. Aber...
    Ja, lass und besser eintreten."


    Es war beinahe eine Flucht nach vorn. In dem Moment als er gesprochen hatte, mochte er seine Worte schon nicht mehr und wollte sie ungeschehen machen. Beim Eintreten murmelte er also leise in die Richtung des Pathers.


    "Es... wenn es dir unangenehm ist, lassen wir es besser."


    Das ihm dieses Thema selbst mehr als unangenehm war, konnte man ihm sicher ansehen. Kaum waren sie in der doch etwas schlechteren Taverne sah Cimon Cassim fragend an. Irgendwie gefiel es ihm nicht, wie es aussah und roch. Doch es gefiel ihm, das erste mal als Gast in einer Taverne zu sein. Es gefiel ihm mit einem ...ja, vieleicht einem zukünftigen guten Freund hier zu sein. Und die Aussicht auf Wein gefiel ihm trotz dem Vorsatz, doch nur wenig und reichlich verwässerten zu sich zu nehmen.

  • Für den Nubier mochte Cassims Dasein recht undurchsichtig wirken. Er war zeit seines Lebens Sklave gewesen, als solcher geboren, keinem feindlichen Land zugehörig und nichtsahnend, was Freiheit bedeutete. Wie sollte er also verstehen? Der Parther war nach seiner Flucht in mehrfacher Hinsicht gebrandmarkt worden.
    "Nach meiner Flucht hat der Flavier jedem Sklaven Repressalien angedroht, der sich mit mir fraternisiert. Kein gutes Wort, nicht einmal ein freundlicher Blick. Nur die, die sich von mir abwenden, sollen es gut haben. Inzwischen hat der Flavier Rom zwar verlassen und hat mich seinem Vetter übereignet, doch ist die Furcht der Sklaven immer noch groß. Deshalb ignorieren sie mich bestenfalls und beäugen mich misstrauisch bei allem, was ich tue."Der Parther war im Begriff, die Taverne zu betreten, als ihn die Frage des Nubiers erreichte. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht damit. Bei der Erwähnung des Zeichens, verspürte er ein Stechen in seinem Nacken. Intuitiv führte er seine Hand an die Stelle, an der sich die Brandmarkung befand. Inzwischen war sie verheilt und nur noch selten tastete er nach ihr. Cassim hatte versucht, mit ihr zu leben. Doch nun, da der Nubier ihn auf die Existenz des Zeichens wieder hinwies, war alles wieder anders geworden. Als ob er einen Geist erblickt hätte, starrte er Cimon nur für einen Augenblick an. Dann betrat er schweigend die Taverne.
    Wider seiner Erwartung war dies kein besonders ansprechender Ort. Die Taverne wirkte heruntergekommen und es roch muffig. Doch sie musste genügen, da seine Mittel nicht überschwänglich groß waren.
    "Einen Krug Wein und zwei Becher für uns!", rief er dem Wirt zu, nachdem er sich an einen der Tische gesetzt hatte und dem Nubier mit einer Geste bedeutete, es ihm gleichzutun.
    Cassims Blick hatte sich verfinstert, jedoch nicht, weil er mit dem Nubier haderte. Es war nur die Thematik, die ihm zu schaffen machte.
    "Ist schon gut! Wir können gerne darüber sprechen. Du möchtest den Grund dafür wissen, weshalb ich es trage? Der Flavier hat es mir nach meiner Flucht einbrennen lassen. Es sollte eine Warnung an mich sein. Falls ich noch einmal davonlaufen sollte, erwartet mich das Kreuz." Die Worte des Parthers kamen ruhig und gleichmäßig. Nichts deutete auf seine wahren Gefühle hin. Er hatte sich im Griff. Noch...

  • Was Cimon nun hörte tat ihm in der Seele weh, denn er empfand Cassim als sehr netten Menschen und mochte es nicht, wie dieser zu leiden hatte. Eine Abgrenzung solcher Art erschien dem Nubier als unnötig grausam. Er selbst wählte oft genug die Einsamkeit, doch er mochte diese nicht wirklich. Langsam hob er die Hand und legte diese Auf den Unterarm des Pathers, um seine Gedanken zu offenbaren, denn Worte wollten ihm nicht einfallen.


    Als sie sich setzten und Cassim den Wein bestellte, sah Cimon auf. Der Nubier sah sich nur einen Moment lang um und dann seinem Gegenüber in die Augen. Das Kreuz? Cimon zuckte leicht zusammen. Die grausigen Geschichten, die er darüber gehört hatte ließen ihn nun den Atem stocken und die Finger leicht zittern. Erst als der Wein da war und er sich ein wenig stark verdünnten davon nehmen konnte, fand er, mit dem Becher in der Hand seine Stimme wieder.


    "Du...du wirst doch nicht noch einmal weg laufen, oder? Dein Herr ... er erscheint mir sehr grausam. Ich maine... ich mag Menschenmengen nicht, aber Einsamkeit noch viel weniger. Wenn du mal jemanden zum Reden oder Wein trinken brauchst... Ab und zu habe ich Zeit, wenn mein Herr mich nicht mehr braucht."


    Damit hob er den Becher und wartete auf sein Gegenüber. Er wollte mit Cassim zusammen trinken, ihm zeigen, das der Nubier einen anderen Herren hatte, der ihm nicht befahl, den Pather zu meiden.

  • Der Wirt, ein wahrlich schmieriger Geselle, schritt reichlich unmotiviert zu dem Tisch, an dem die beiden Männer Platz genommen hatten und stellte dort den Wein und die Becher ab. Abschätzig musterte er den Nubier und den Parther, bevor er wieder verschwand.
    Cassim goss sich den Wein ein. Der Nubier tat es ihm gleich und wartete augenscheinlich, auf dass sie miteinander anstoßen konnten. Dies tat nun auch der Parther und nahm danach gleich einen großen Schluck, als wolle er damit seinen Gram hinunterspülen. Es war keine besonders gute Qualität, doch dieser musste genügen.
    Dann traf sein Blick wieder den Nubier. Cassim spürte, dass dessen Gutmütigkeit ehrlich gemeint war. Seit langem wieder hatte sich jemand gefunden, mit dem er über alles sprechen konnte. So wie damals Hannibal, der für seinen Drang nach Freiheit sein Leben lassen musste.
    "Er hatte allen Grund dazu, grausam zu sein.", entgegnete er Cimon. "Wir hatten seine Frau als Geisel genommen. Das war so nicht geplant. Es war ein dummer Zufall. Sie hatte uns überrascht, als wir aufbrechen wollten. Was hätten wir sonst tun sollen? Hätten wir sie zurückgelassen, hätten wir es nicht einmal zur Stadt hinaus geschafft."
    Cassim sah zu Boden. Mit Epicharis´ Geiselnahme hatte ihr Schicksal seinen Lauf genommen.
    "Nein, ich werde nicht mehr fliehen. Ich habe Schande auf mich geladen und verdiene es nicht besser. Ich bin nur ein elender Sklave, dazu verdammt in der Fremde sein erbärmliches Leben zu fristen." Daraufhin leerte er seinen Becher in einem Zug. Nur mit Alkohol war dieses Los auf Dauer zu ertragen.

  • Nachdem auch Cassim den Becher erhoben hatte, trank Cimon einen Schluck. Doch es war kein besonders guter Geschmack der ihn da erwartete. Keine Regung, kein Anzeichen dafür, das es ihm nicht mundete. Langsam senkte der Nubier den Becher wieder und sah sein Gegenüber freundlich an. Was dieser über seine Flucht erzählte ließ Cimon kurz selbst in der Atmung inne halten. Auch die folgenden Worte waren nicht besser. Sie werteten den Pather derart ab, das es Cimon leid tat...ja, es tat ihm leid, nichts gegen all diese Gedanken und Schmerzen tun zu können.


    "Ich weiß nicht was ihr hättet tun können. Aber da es vorrüber ist, solltest du dir deswegen keine Gedanken mehr machen. Ändern kannst du es nicht mehr.


    Aber...aber Sklave zu sein, bedeutet doch nicht... ich meine ... Vieleicht könntest du dich arangieren. Vieleicht findest du einen Weg, hier in Roma zu dienen und dich selbst dabei nicht zu vergessen oder zu verraten."


    Cimon hoffte seine Gedanken recht annehmbar in Worte gefasst zu haben. Denn er konnte den Pather recht gut leiden. So bemühte er sich auch um ein leichtes Lächeln, das die Worte erwärmen sollte. Sein eigenes Schicksal erschien ihm nun weniger grausam und schmerzlich. Ein zweiter Schluck des Weines sollte ihm helfen seine Gedanken zu ordnen. Was bei diesem Geschmack nicht grade einfach war...aber durchaus möglich.

  • Nachdem sein Becher geleert war, ergriff der Parther erneut den Krug und goss sich nach. Dieses Gesöff war zwar nicht nach seinem Geschmack, doch es betäubte zeitweilig den Schmerz. Der Nubier gab sich erdenklich große Mühe, ihn zu besänftigen, oder gar zu trösten. Er hatte gut reden.
    "Nein, man kann nichts mehr daran ändern. Doch für mich ist es lange noch nicht vorüber. Solange ich des Nachts das Gesicht meines sterbenden Freundes vor mir sehe, dessen Tod ich verschuldet habe." Wieder folgte ein großer Schluck. Cassim schmeckte gar nicht mehr die unangenehme Säure des Weines. Der Alkohol überdeckte alles. Deprimiert starrte er vor sich hin und lauschte Cimons Vorschlag. Jedoch war das, was er sagte, für den Parther inakzeptabel. Niemals konnte er sich damit arrangieren, Sklave zu sein, Leuten hörig zu sein, die seine Feinde waren.
    "Ich bin Cassim, ältester Sohn des Surenas aus dem Hause Parwaz. Ich gehöre einer alten, angesehenen Familie an, die treu dem Shah in Shah dient. Ich bin Herr über das Anwesen meiner Familie und deren Ländereien. Mir unterstehen eine Vielzahl von Sklaven. An dem Tag, an dem ich in den Krieg gezogen bin, ließ ich meine drei Frauen und meine Kinder zurück. - Ich bin kein Sklave, Cimon und ich werde mich auch nie damit abfinden, einer zu sein. Alles andere wäre Verrat an meinem Land, meiner Familie und an mir selbst." Als der Parther seine Stimme erhob, sah der Wirt leicht irritiert zu ihnen hinüber. In seinem Gesicht war ablesbar, was er von ihnen hielt. Elendes, versoffenes Gesocks! Wehe, wenn sie ihre Zeche nicht zahlten.
    Der Parther indes begann mit einem Mal zu schluchzen. Hatte er nicht längst schon Verrat begangen, als er vor Gracchus niedergekniet war, um dessen Gunst zu erringen? Machte er sich nicht tagtäglich neu zum Verräter, indem er alles unternahm, um seinem Herr zu gefallen? Nein, den Cassim, der er geglaubt hatte, zu sein, gab es nicht mehr!

  • Ruhig sah Cimon zu, wie Cassim sich erneut nahm und trank selber nur in kleinen Schlücken. Wusste er doch zu gut um die Wirkung dieses Getränkes auf ihn. Auch die Worte seines Herren, die ihn mahnten er solle es wenn möglich in maßen zu sich nehmen, hallten in seinem Kopf wieder.
    Der Tot eines Freundes also...schon wollte Cimon etwas erwiedern, als er seinen Gegenüber nur noch mit erstaunten Augen ansah. Die Blicke des Wirtes nahm der Nubier nicht war, auch waren sie ihm eins.


    Leicht senkte sich sein Kopf, als er über die Herkunft von Cassim nachdachte. Dies sah er wirklich als ungerecht an. Nicht sein eigenes Schicksal war es, das ihn störte. Denn er war darin geboren, nein es war jenes von dem stolzen Pather, das ihn nachdenklich stimmte. Darauf fand der Nubier keine guten Worte...sicher gab es die auch nicht.
    Cassims Schluchzen riss Cimon aus den Gedanken und er ruckte auf. Seine Hand ging über den Tisch zu dem Arm des Pathers und legte sich freundschaftlich darauf. Mehr als dies würde er ihm wohl nie anbieten können, auch wenn er ihm nur zu gerne die Freiheit würde schenken können. So sehr hoffte der Nubier nun, das Cassim irgendwann einmal wieder Heim kehren mochte. Mehr als vieles andere wuchs dieser Wunsch in ihm an.


    "Nein, dann verrate nicht deine Familie oder dich, Cassim. Wenn du ... naja, wenn du ein guter Sklave bist, vieleicht lassen sie dich dann eines Tages frei und du kannst zu deinen...was, Frauen? Drei Frauen?...Ich meine mehr als eine? Ich.... hast du auch Kinder? ...Ich, ich durfte niemals...auch nur Ansatzweise soetwas wie eine Familie gründen. ... Und du hast..hattest Sklaven zu Hause? Hast du sie gut behandelt?"


    So vieles ging in dem Nubier vor. So vieles würde er noch fragen können. Aber er wusste nicht, ob er dadurch dem Pather schlechte Gedanken bereiten würde. Dies war etwas was Cimon auf jeden Fall verhindern wollte. Doch seine Augen zeigten überraschend offen die brodelnde Neugier.

  • Nun jammerte er auch schon wie ein Weib! Schämen sollte er sich! Sich so gehen zu lassen! Wo blieb nur seine Ehre! Ehre? Nein, die war ihm verlustig gegangen, in dem Moment, als sie Hannibal ans Kreuz hängten. Spätestens aber als er vor Gracchus niedergekniet war. Von dem Standpunkt aus betrachtet, spielte es jetzt auch nur eine untergeordnete Rolle, ob er hier saß und jammerte oder sich bis zur Bewusstlosigkeit betrank. Es klang wie Hohn, was er soeben dem Nubier erzählt hatte. Vergangenheit und Gegenwart trifteten so weit auseinander, so dass von dem parthischen Edelmann nicht mal mehr ein kleines Reststück übriggeblieben war. Das Bild der Gegenwart zeigte Cassim, den Sklaven, der, wenn er den Worten Cimons Glauben schenkte und ein guter Sklave würde, eines Tages damit rechnen konnte, wieder freigelassen zu werden. Ein guter Sklave! Bei diesen Worten sträubte sich alles in ihm. Glücklicherweise hatte ihn der Alkohol noch nicht so enthemmt, sonst wäre seine Reaktion eher cholerischer Natur gewesen. So blieb der Parther beherrscht, lächelte sogar, wenn auch gepeinigt, über die Verwunderung des Nubiers.
    "Ja, du hast richtig gehört, drei Frauen! Und ich hatte… ich habe Kinder, um genau zu sein fünf." Diese waren natürlich nicht nur von einer Frau, wobei ihm seine Dritte, die Liebste war.
    Cimons Los wurde aber auch ganz offensichtlich, dem es bisher nicht vergönnt gewesen war, eine Familie zu gründen und auch dessen Frage nach Cassims Sklavin, ließen den Parther nachdenklich werden. Wenn er sich nun, selbst als Sklave fragte, wie er seine Leibeigenen behandelt hatte, musste er sich eingestehen, dass er keinen Deut besser gewesen war, als die Flavier oder jedes andere herrschaftliche Geschlecht Roms. Sinn und Zweck eines Sklaven war es nun, über ihn bestimmen zu können, ihn dazu zu zwingen, Dinge zu tun, die man selbst nicht bewerkstelligen wollte.
    "Also aus der Sicht des Sklavenhalters hätte ich wohl geantwortet, ein guter und gerechter Herr gewesen zu sein… doch wenn ich es nun aus der Perspektive des Sklaven betrachte… würde ich ein solches Leben als ungerecht empfinden. Du denkst jetzt sicher, ich habe es nicht anders verdient. Vielleicht hast du damit recht!" So setzte er ein weiteres Mal an, auf das der Alkohol ihn langsam betäuben mochte.

  • Drei Frauen und fünf Kinder? Cimon war beeindruckt und hörte neugierig weiter. Er selbst vergass seinen Wein dabei fast völlig. Doch er vergass nicht Cassim. Besorgt betrachtete er ihn und legte den Kopf schräg. Aber schließlich schüttelte er ein wenig den Kopf, als er versuchte seine Worte zu unterstützen.


    "Nein, Cassim. Ich denke nicht das du es verdient hast. Vieleicht ist man einfach anders, wenn man ein Herr ist. Das ist doch auch das gute Recht des Herren.
    Es...es tut mir wirklich leid, das du von deiner Familie getrennt bist. ..."


    Dann betrachtete er sein Gegenüber sehr genau, als dieser erneut ansetzte und trank. Sachte legte Cimon die Hand auf den 'Trinkarm' von Cassim. Der Nubier versuchte leichten, freundschaftlichen Druck aufzubauen, der nicht aufdringlich wirken sollte.


    "Cassim? Der Wein ist gut, aber bitte trinke nicht zu viel. Das wäre nicht gut für dich."


    Aufmunternd sah der Nubier dem Pather in die Augen. Er wollte wirklich jegliches Leid vom anderen abhalten. Und sollte Cassim zu viel trinken, wäre dessen Herr ganz bestimmt nicht allzu begeistert. Zumindest dachte Cimon dies.
    Der Nubier fing an abzuwägen. Er wollte Cassim nicht betrübt sehen, aber ihm ein anderes Thema aufzwingen? Cimon war einfach nicht geübt genug in solcher Art der Komunikation, als das er hätte das richtige finden können. Aber er wollte es wenigstens versuchen.


    "ich..ich hatte aber nicht vor, dich in trübe Gedanken zu treiben, Cassim. Wir können auch gerne über etwas anderes sprechen. Es ist doch viel zu angenehm, das wir uns aus einem Zufall heraus getroffen haben. Also sollten wir die wenige Zeit genießen, oder?"


    Aber gehörte da nicht auch der Wein dazu? Nein... nicht für Cimon. Dennoch hatte er seine Hand zurück gezogen und hielt den eigenen Becher mit beiden Händen fest. Er trank nur wenig, sehr stark verdünnten Wein. Auch jetzt wieder, war es eher ein Nippen als ein tiefer Schluck.

  • Die einzige Möglichkeit, die Trauer und der mit ihr einhergehende Verlust zu verschmerzen, sah Cassim im Wein. Auch wenn man diesen nur schwerlich als solchen bezeichnen konnte. Das saure Gebräu erinnerte eher an schlechten Essig. Jedoch verfügte er immer noch über die Fähigkeit, die Sinne des Parthers langsam zu vernebeln und selbst die mahnenden Worte des nubischen Freundes drangen nur unzureichend an des Parthers Ohr. Erst als der Nubier sich anstellte und Cassim vom Trinken abhalten wollte, sah dieser reichlich verdutzt zu Cimon auf. An sich wollte der Parther keineswegs auf die Bitte des Nubiers eingehen. Was bildete der sich eigentlich ein! Ein Sklave! Das langverdrängte Gefühl, welches ihn früher überkommen hatte, wenn er sich selbst durch die bloße Anwesenheit eines Sklaven gestört fühlte, überkam ihn. Der Zorn, den er verspürte, drohte ans Tageslicht zu entweichen. Noch hatte er sich unter Kontrolle. Doch irgendwann konnte er dem nicht mehr standhalten.
    "Was fällt dir ein! Du bist nicht in der Position, mir vorzuschreiben, wann ich genug habe und wann nicht, Sklave!" Der Parther errötete vor Zorn und wurde von Mal zu Mal lauter. So laut, dass selbst der Wirt wieder erbost zu ihnen hinübersah und mit einer drohenden Geste zu ihnen hinüber rief:
    "Hee, wenn ihr euch streiten wollt, dann werfe ich euch auf der Stelle hinaus!"
    Auf Widerworte, gleich von wem sie stammten, hatte der Parther nur gewartet. Die Herausforderung annehmend, erhob er sich und wandte sich dem Wirt zu. Abschätzig besah er ihn. Nur ein weiterer dreckiger Römer!
    "Ach ja? Dann komm doch! Fass mich an und ich zeige dir, was es heißt, sich an einem parthischen Kataphrakten zu vergreifen!"
    Noch war der Parther in der Lage, aufrecht und ohne zu straucheln zu stehen, während der Wirt ihn reichlich verwirrt begaffte.
    "Was für einer? Kata-was? Jetzt reicht's aber! Raus mit euch!" Mit einer eindeutigen Geste, wies der Wirt zur Tür.

  • Für den Nubier kam die Veränderung recht plötzlich und er zog umgehend die Hand zurück, die den Pather bruhigen sollte. Er konnte nicht antworten. Sein Blick senkte sich sogar kurz, so scharf trafen ihn die Worte von Cassim. Dann hörte er den Wirt und sah Cassim beschwichtigend an. Sein Blick ging unruhig umher. Eine solche Situation war ihm fremd und doch wusste er, das er nicht wollte, nicht zulassen konnte, das Cassim ärger bekam. Nicht an einem Tag, den sie doch angenehm gestalten wollten. Langsam stand er auf und straffte seine Gestalt, dabei sah er beide Männer ernst und ungewohnt direkt an.


    "Ich bitte euch. Ich denke mein Freund hier meint es nicht so. Und wir streiten nicht. Wirt? Ich denke wir werden nach dem Wein gehen."


    Beschwichtigende Gesten sollten seine Worte unterstützen. Doch er bezweifelte, das er es gut konnte. Denn er war nun mal nicht geübt solche Situationen zu bewältigen. Dann versuchte er leise zu Cassim zu sprechen, der ihm schon ein wenig Angst machte. Nicht weil er einen Schlag fürchtete sondern vielmehr eine Dummheit, die sie beide in Schwierigkeiten befördern würde.


    "Cassim, bitte. Ich bitte dich, setz dich. Es gibt keinen Grund für deine Wut."


    Dass es den durchaus geben mochte, wollte Cimon nicht glauben. Der Nubier hoffte so sehr, das er den Pather irgendwie würde beruhigen können...und wenn es mit dem Wein gehen würde ... selbst das wäre ihm nun recht. Cimons Wesen blieb nach außen hin gewohnt ruhig und ernst. Das war seine Waffe und seine Art, seine Verwirrung zu verschleiern.

  • Den Schichtungsversuchen des Nubiers zum Trotz erschien plötzlich aus einem Nebenraum hinter dem Thresen ein mit Muskeln bepackter Hüne, der scheinbar nur auf solch eine Gelegenheit gewartet hatte. Mit grinsender Mine schritt er selbstbewusst auf den Parther zu, der den Eindruck machte, reichlich benebelt zu sein. Eines war Sonnenklar, reden oder sogar zuhören gehörte nicht zu seinem Metier. Daher boxte er Cassim ohne Vorwarnung einmal kräftig in den Unterleib, so dass der vollkommen überrascht nur hilflos nach Luft schnappen konnte und in die Knie ging. Der Parther hatte keine Chance gehabt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht und die Arme schützend um seinen Leib haltend, versuchte er erst gar nicht mehr aufzustehen. Dazu fehlte ihm einfach die Kraft und auch die Kontrolle über seinen Körper.


    Belustig sah der Wirt dem Kraftprotz zu, wie er dem parthischen Maulhelden eins verpasst hatte. Das war ganz nach seinem Geschmack. Als von Cassim keine Gefahr mehr auszugehen schien, richtete der Wirt das Wort an den Nubier. "Ihr verschwindet sofort aus meiner Taverne, nicht erst, wenn ihr euren Wein getrunken habt. Deinem Freund hier ist sowieso der Appetit verloren gegangen, wie mir scheint. Also raus hier!" Daraufhin packte der Hüne den Parther am Kragen und zerrte ihn hinaus auf die Straße, wo er im Drecklache liegen blieb. Dem Nubier überließ er es selbst, den Weg nach draußen zu finden.

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