Marei hatte wieder einmal nichts zu tun und sich an etwas errinnert, was die Langeweile gnadenlos vertreiben könnte. In ihren Augen war das Ballspiel geradezu harmlos, welchs nicht nur als Freizeitvergnügen für Kinder sondern auch für Frauen galt. Es wurde auch von Ärzten als gesundheitsfördernde Übung empfohlen, sagte man auf der Straße. Beliebt war das Spiel auf dem Marsfeld in Rom, auf Straßen und Plätzen und in den Sportanlagen der Thermen. Bälle verschiedener Größen und Arten wurden einzeln oder in Gruppen benutzt. Die "pila" war ein kleiner mit Haaren oder Federn gefüllter Ball, der außen mit farbigen Lappen benäht war. Der "follis" war eine mit Luft gefüllte Schweins- oder Rindsblase. Allein spielte man entweder den Ball auf den Boden oder an die Wand als eine Art Schlagball.
Ziemlich lange hatte sie Niki bearbeiten müssen, ihr eine mit Federn gefüllte Pila herzustellen. Sogar für das ungeliebte Geschirr spülen hatte sie sich freiwillig gemeldet, um Niki eine Gegenleistung für ihre Mühe anzubieten. Irgendwie hatte Niki es geschafft viel mehr Federn zu besorgen als für das Spielgerät benötigt wurde und ein Bodenkissen extra für Marei allein angefertigt. Dieses konnte man auf den Boden legen und bei Nichtgebrauch unterm flach Bett verstauen. Mit Ball und Kissen sowie Puppe Nina unter den Armen eilte Marei in den Garten und suchte eine möglichst freiliegende Hauswand, die sich für das Spiel eignen würde, welches sie spielen wollte. Da drüben.. da war eine freie Hauswand. Marei hatte keine Ahnung, wer hinter dieser Villenwand wohnte.
Sorgsam legte sie das Kissen auf den Boden, nahm Platz und warf den Ball an die Wand. Klatsch.. klatsch.. patsch... machte der federngefüllte Ball, wenn er an die Wand geworfen wurde. Sie fing den Ball nicht immer und musste manches Mal aufstehen, um ihn wieder zurückzuholen. "Oh, Nina.. hör mir zu, mir ist was feines zum Singen eingefallen. Und den Ball werf ich dabei weiter an die Wand. Nee, mache dir nur keine Sorgen, ich schaffe das ganz sicher." rief Marei atemlos aus, wischte die Haare aus der Stirn und nahm auf dem Bodenkissen Platz. Mit recht lauter Stimme sang sie drauflos. "Wer sitzt auf unsrer Mauer? Fari, fara, farum. Die Katz sitzt auf der Lauer, fari, fara, o Spätzelein, nimm dich in acht vorm Kätzelein! Fari, fara, farum! Die Katz ist heimgegangen! Fari, fara, farum! Den Spatz hat sie gefangen, fari, fara, o Spätzelein, sie bringt dich heim den Kätzelein! Fari, fara, farum!" Klatsch.. klatsch.. patsch... machte der federngefüllte Ball, wenn er an die Wand geworfen wurde.
Wer mag mitsingen und mitspielen?