[VESTIBULUM] Der Empfangssaal

  • Nachdem Prisca eingetreten war, Romana ihr wortlos einen Platz angeboten hatte und Prisca fragte, ob sie etwas ungelegen kam, schüttelte Romana den Kopf. “Nein. Glaube mir, kämst du ungelegen, wäre es mir nicht möglich, mit dir zu sprechen“, gab sie knapp Auskunft und blickte sich kurz um. Wo könnte denn eine Sklavin sein? Ah, da. Romana winkte die herumirrende Sklavin, eine Griechin, aber nicht ihre Parthenope, die noch viel zielloser als diese Gurke war, heran. Schon wollte sie eine Bestellung aufgeben, da fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste, ob Prisca etwas trinken wollte. “Magst du etwas Wein?“, fragte sie, zu Prisca gebeugt.


    Anschließend ließ sie sich auf eine Kline hernieder, als sie mit ein wenig Stolz in ihr drinnen bemerkte, wie Prisca die Schönheit des Atrium Vestae bewunderte. Auch wenn Stolz hier etwas deplatziert war als Wort, schließlich hatte sie das Atrium ja nicht selber erbaut. Und trotzdem, es war ihr Heim. Und aus eigener Kraft hatte sie es geschafft, hier aufgenommen zu werden.


    Auf Priscas Frage hin, wie es ihrer Familie ginge, blinzelte Romana, noch bevor sie es sich verbeißen konnte. Eine unverfängliche Floskel. Nur, meinte Prisca damit die Claudier oder die Vestalinnen? Romana beschloss sie, beides zu beantworten. “Uns Vestalinnen geht es sehr gut, danke. Und auch in der Gens Claudia ist alles wohl. Mein Vater – ich meine meinen leiblichen Vater, Claudius Menecrates – er will sich in der Wahl als Aedilis Curulis bewerben“, gab sie preis. “Und wie befinden sich die werten Angehörigen deiner Familie? Sicherlich muss der Tod des Pontifex eine große Bürde sein. Wie geht es eigentlich Narcissa? Will sie noch immer Vestalin werden? Denn die Lücke, die Hortensia Calpetana bei uns hinterlassen hat, ist noch immer nicht ausgefüllt“, hakte sie neugierig nach. War Prisca vielleicht deshalb gekommen?

  • "Danke, sehr gerne. Für mich bitte verdünnten Wein", nahm Prisca dankend den Platz und das Angebot mit dem Wein an. Sie setzte sich auf die bequeme Kline und ließ sich von der herbei gerufenen Sklavin einen Becher reichen während sie zuhörte, was Romana über ihre beiden Familien zu berichten hatte. "Das ist schön zu hören, Romana, vor allem dieser Tage, in denen Rom so viele Tote zu betrauern hat", freute Prisca sich für Romana, angesichts der positiven Aussage und zu der bevorstehenden Kandidatur des leiblichen Vaters meinte sie zuversichtlich lächelnd: "Es freut mich dies zu hören. Dieses ehrenvolle Amt wird bei deinem Vater sicher in guten Händen sein. " Obwohl sie den Vater von Romana nur vom Namen her kannte und die Wahlen erst bevorstanden, war die Aurelia dennoch davon überzeugt, dass eine so altehrwürdige gens wie die Claudier keine unfähigen Männer zur Wahl stellen würde.


    Nachdem Prisca für einen Moment sogar gelächelt und sie insgesamt entspannter gewirkt hatte, wurde ihre Miene wieder ernst als Romana sie auf den Tod ihres Onkels und dem Befinden der eigenen Familie ansprach. "Ja es ist in der Tat sehr schwer mit dieser Bürde umzugehen und mit dem Tod, der so viele liebe Menschen auf einmal uns unserer Mitte geholt hat.", seufzte Prisca tief und ihre Augen bekamen einen traurigen Glanz. Auf jene Hortensia Calpetana war das freilich weniger bezogen, zumal Prisca gar nicht wusste ob diese Vestalin nun verstorben oder anderweitig ausgeschieden war und direkt nachfragen wollte sie nicht unbedingt.


    "Ja, ich glaube Narcissa trägt sich immer noch mit dem Gedanken ein Vestalin zu werden …", überlegte Prisca laut, ohne eine konkrete Aussage treffen zu können und zu wollen. Wollte sie das überhaupt? Oder hatten damals nicht Marcus und Orestes über ihren Kopf hinweg entschieden, dass sie zu den Vestalinnen gehen soll? Aber jetzt waren beide - Marcus und Orestes - tot. "Allerdings haben sie und ihre Schwester Flora, zu allem Überfluss, auch noch den Tod ihres Bruders Orestes zu beklagen. Diese Nachricht erhielten wir erst vor ein paar Tagen und wie du dir sicher denken kannst sind die beiden Blümchen in tiefster Trauer um ihn", erklärte Prisca mit betrübter Stimme und dabei war ihr unbewusst der Kosename der beiden geliebten Cousinen herausgerutscht. "Ach herrje, habe ich sie eben Blümchen genannt? …", erwähnte die Aurelia eher flüchtig diesen Umstand, da Narcissa und Flora gar nicht gerne so genannt wurden, der aber passenderweise ein Überleitung zum eigentlichen Grund ihres Besuches darstellte.


    Den hatte Prisca noch gar nicht erwähnt und nun überlegte sie, ob sie ihn gleich ansprechen sollte. Ob Romana so eine Blumenliebhaberin ist, wie mein Onkel? Oder weshalb sonst hatte er ausgerechnet ihr seine wertvollen Blumenzucht vermacht?, dachte Prisca einen Moment lang nach während sie Romana forschend in die Augen sah. "Wusstest du eigentlich, dass mein Onkel eine Vorliebe für exotische und wertvolle Blumen hatte?", stellte sie der Claudia unvermittelt die Frage um herauszufinden, ob sie eventuell diese Vorliebe von Marcus teilte. Ob sie am Ende gar auch so eine Blumenfanatikerin ist? … ^^

  • “Verdünnten Wein, sicher. Also, zweimal verdünnten Wein, Calliope“, gab sie an die Sklavin weiter, nur im Falle, dass diese sie nicht gehört hatte. Die Sklavin verbeugte sich tief und eilte von dannen, während Romana sich wieder Prisca zuwandte. Sie lächelte leicht, als Prisca erfreut schien, dass wenigstens Romana nicht unter der Todeswelle, die wohl im Patriziat umging, zu leiden hatte – bisher noch nicht, denn Romana wusste noch nichts darüber, dass der Tod ihrer Schwester Livilla vor der Türe stand. Der Tod war einfach allgegenwärtig. Ihr Lächeln wurde ein wenig breiter, als Prisca das Loblied auf ihren Vater sang. Natürlich konnte die lange Claudierin sich nicht vorstellen, dass die Aurelierin ihren Vater gut kannte, schließlich hatte ihr Vater eine lange Zeit die Gesellschaft vom Umfeld des toten Corvinus gescheut. Aber trotzdem war es nett, solche Worte zu hören. Es zeugte von Respekt gegenüber ihrer Familie, und Romana, die, wie wohl jede Patrizierin in Rom, insgeheim im Glauben lebte, der besten Gens anzugehören, gefiel das. Der Wein wurde eingeschenkt, und Romana nippte unkonzentriert daran.


    Pietätvoll schwieg Romana, als Prisca davon jammerte, wie schwer ihr Los war, und nickte nur dann und wann gravitätsschwer. Romana konnte sich kaum noch an ihre Onkel Vitulus und Constantius erinnern, aber hätte sie sie besser gekannt, hätte sie sicher dieselbe Trauer empfunden. Sie stellte sich vor, wie es wäre, einen ihrer Brüder oder Cousins zu verlieren, sicher wäre das schlimm! Es gab wohl nicht viel, was Romana hinzufügen konnte, außer ein freundliches, aufmunterndes Gesicht zu versuchen. Oder doch! Kurz war Romana unentschlossen, aber Prisca würde es so und so rausfinden.


    “Ich bin, um ehrlich zu sein, involviert in die Angelegenheit, denn ich bin Teil der Inquisitio Pontificium, die dem auf den Grund gehen wird, was bei der Nemoralia passiert ist“, teilte sie also mit, schon ein wenig gespannt auf die Reaktion.


    Auf ihre Lippen stahl sich ein leichtes Lächeln, als Prisca auf Narcissa zu sprechen kam. Sie konnte wohl nur schwerlich verstecken, dass sie Narcissa mochte – schon alleine deshalb, weil sie sie nach ihrem Ausbruch religiöser Inbrunst nicht als komplette Spinnerin abgestempelt hatte – und es wohl gerne sehen würde, wäre sie Vestalin. Und was nun? Ah, Romana hatte gar nicht gewusst, dass Narcissa eine Schwester hatte. Aber das war wohl nicht das Interessante – es schien so zu sein, dass dieser Orestes gestorben war! Romana konnte sich noch erinnern, wie sich Narcissa beklagt hatte, dass sich ihr Bruder nicht um sie kümmerte. Und tja, es war wohl nun so, dass er nun gestorben war. Es musste ein Leiden sein. Kurz fühlte sie ein wenig Schuldbewusstsein in ihr, denn es hatte wohl tiefere Gründe gehabt, dass er seinen Pflichten nicht nachgegangen war, als die insgeheim von Romana unterstellte Pflichtvergessenheit. Nun ja. Die Vestalin richtete sich schon eine bedrückte Miene zurecht, da hörte sie den Ausdruck Blümchen. Ihr trauernder Gesichtsausdruck wandte sich in einen verständnislosen. “Höh?“, machte sie ein wenig zu barsch, bevor sie sich ihrer Erziehung erinnerte. “Blümchen?“, setzte sie also gerunzelter Stirn weitaus seriöser nach.


    Das Gespräch steuerte in eine Richtung, die Romana immer seltsamer vorkam. Blumen? Nun, Romana mochte Blumen. Aber das konnte man falsch auslegen. Der Claudierin wurde immer ein wenig schlecht beim Anblick von abgeschnittenen Blumen, die man in eine Vase gesteckt hatte. Sie hatten etwas von Leichen an sich, schließlich waren sie ihres Lebens beraubt. Nein, Romana liebte es, Blumen zu züchten. Und nicht nur Blumen, sie mochte das Gärtnern allgemein. Sie würde mit genau so großer Freude Stangenbohnen und Sellerie züchten wie wertvolle Blumen aus dem Orient – tatsächlich besaß Romana eine Getreidelatifundie, und zu den seltenen Anlässen, wo sie da war, fand sie so viel Freude am Wachsen des Weizens wie am Wachsen der Rosen im Garten im Atrium des Atrium Vestae. Ja, Romana wäre wohl eine ausgezeichnete Bäuerin geworden. Wenn sie denn nicht Vestalin wäre.


    In ihren Augen funkelte also ausdrückliche Neugierde auf, als Prisca die Blumen ihres Onkels erwähnte. “Das heißt, er hat Blumen gezüchtet?“, inquirierte sie. “Das ist ja interessant...“

  • Romana schwieg zu den Ausführungen der Aurelia, was angesichts der Ereignisse (und der möglichen Folgen) durchaus angebracht war. Daran anschließend vernahm wiederum Prisca, scheinbar gelassen an ihrem verdünnten Wein nippend, die implizierenden Worte der Claudia, bezüglich der Nachforschungen anlässlich der Vorkommnisse bei den Nemoralia. Die Nachforschungen würden zweifelsohne in das Haus der Aurelier führen und sofern man den Gerüchten Glauben schenken wollte, hatte Celerina (an dem Frevel im Hain) durchaus ihre Finger im Spiel gehabt - in welcher Rolle auch immer. Prisca war sich dessen durchaus bewusst und entsprechend gefasst und gelassen reagierte sie darauf, wenngleich sie sich durchaus zusammenreißen musste, um nicht unbedacht zu viel dazu zu sagen:
    " Eine sehr anspruchsvolle Aufgabe die du da hast und um die ich dich wahrlich nicht beneide, Romana, angesichts der vielen Gerüchte, die sich um die Ereignisse an jenem Tag ranken.", erwiderte Prisca so beiläufig wie möglich klingend, wobei ihr der Ausrutscher mit den Blümchen womöglich gelegen käme. Die Claudia reagierte wiederum etwas irritierte ob der Bezeichung mit den 'Blümchen', wobei das Interesse der Vestalin anscheinend wirklich den Blumen galt.
    "Ja, mein Onkel hat sehr seltene und weltvolle Blumen gezüchtet, wusstest du das gar nicht?", hakte Prisca sofort darauf ein, wobei sie sich immer mehr wunderte, wieso Marcus ausgerechnet Romana die Blumen vermachen wollte. Hm?! Romana weiß gar nicht, dass Marcus Blumen gezüchtet hat?! Komisch … Aber gut! Prisca setzte ein gewinnbringendes Lächeln auf, denn die Neugier in Romanas Augen war unverkennbar. " Das wundert mich aber. Ich dachte zumindest, ihr beide hätte euch zu Lebzeiten darüber unterhalten. … Mein Onkel hat dir nämlich in seinem Vermächtnis seine wertvollsten Blumen vermacht, sofern du sie denn möchtest. Da ist auch mit ein Grund, warum ich dich heute unbedingt sprechen wollte", eröffnete Prisca mit einem Atemzug den Anlass ihrer Anwesenheit - trotz der übrigen Anlässe - und dementsprechend gespannt war sie nunmehr auf die Reaktion der Claudia.

  • Romana konnte nicht viel mehr tun, als kryptisch zu lächeln und zu erwidern: “Ich hoffe, wir werden aus all diesen Gerüchten die Wahrheit herausdestillieren können.“ Das Wort „hoffe“ konnte hier durchaus unterstrichen werden, denn schließlich gab es keine Garantie. Denn auch wenn sich Romana nicht für so ätzend dumm befand, dass ihr selbst die offensichtlichsten Tatbestände entgehen würden, manches Wissen war wohl im Getrampel der Hufe zu Nemi rettungslos untergegangen. Nemi. Romana wäre dort gerne mit Gracchus hingereist, um Privatdetektivin zu spielen – diese Rolle würde der Claudierin durchaus gefallen. Aber Durus hatte natürlich recht. Eine Vestalin hatte in Rom zu bleiben. Eine Vestalin hatte sich nicht auf irgendwelche Reisen weiß der Kuckuck wohin zu begeben. Eine Vestalin hatte Obligationen, die sie nicht aus einem fadenscheinigen Grund liegen lassen durfte. Und an sich sollte sie schon froh sein, als Frau zu einer solchen Inquisitio durchgelassen zu werden. Romana, die Inquisitorin, das hatte schon etwas. Aber sie sollte wohl nicht ihren eigenen privaten Ruhm bedenken, wenn so Schreckliches vorgefallen war – für das Collegium Pontificorum und die Gens der jungen Frau, die nun ihr Gegenüber war.


    Romanas Nachfrage nach Blümchen überging Prisca gekonnt, sodass Romana sicherlich noch bis ans Ende ihres Lebens, sich ihre brünetten Locken raufend, nach der Rätsels Lösung ringen würde. Aber auch nur würde, denn das Thema war schnell vergessen angesichts dessen, was Prisca nun sagte.


    “Nein, das wusste ich nicht“, gab sie ehrlich zu und musterte Prisca, als ob sie in deren Gesicht eine Antwort auf die Frage, was das alles sollte, finden könnte. Das musste sie aber nicht, denn Prisca rückte auch sogleich damit heraus, was sie auf dem Herzen hatte.


    Romanas erste Reaktion war, verwundert mit ihrem Kopf etwas zurück zu rücken. “Wie?“, fragte sie konfus. “Ich... ich soll seine wertvollsten Blumen bekommen?“ Selten und wertvoll, klang es in ihrem Kopf nach. Sie sollte diese Blumen auch wirklich kriegen? Nun ja, sicher nicht sie selber. Sondern das Atrium Vestae. Aber Romana würde sie einsetzen müssen, schließlich war sie hier die Oberstgärtnerin, und handhabte das nicht nur als reines Titularamt!


    “Das ist wirklich wunderschön...ich weiß zwar nicht, welche Blumen das sind, aber ich bin mir sicher, sie werden hervorragend in das Atrium passen!“, freute sich Romana und verbiss sich die Ansage, dass sie das wirklich aufmerksam vom Aurelier fand. Das wäre leicht fehl am Platze, aber leider nicht das erste Mal, dass Romana ins Fettnäpfchen steigen würde. Nun ja, Gefahr gebannt.

  • Die Wahrheit, die ganze Wahrheit ..., tja, wie auch immer diese Wahrheit aussehen mochte erschien fast sekundär, angesichts der zahllosen Gerüchte, die sich um den Frevel rankten und die sich womöglich hartnäckig halten würden. Gut wäre das sicher nicht für den Ruf der beiden Familien, die es in der Hauptsache tangierte und da Prisca zu einer dieser Familien gehörte, zog sie es vor auf Romanas Worte hin nur zustimmend zu nicken. Sie selbst konnte zur Aufklärung ohnehin nicht viel beitragen, oder gar verschweigen und so blieb ihr nur zu hoffen, dass am Ende wieder Frieden mit den Göttern herrschen würde ohne, dass der Ruf der Familie darunter zu leiden hätte. "Gibt es eigentlich schon Überlegungen wie der pax deorum wieder hergestellt werden könnte?, stellte Prisca daher beiläufig die Frage, die sicher auch viele andere Römer in diesen Tagen beschäftigte, ohne sich bewusst zu sein, dass sie die Frage nach den Blümchen dabei völlig überging.


    Wobei sie doch explizit von der tiefen Trauer der Blümchen gesprochen, oder nicht?! Sofern Romana sich darauf keinen Reim machen konnte, wen die Aurelia damit gemeint haben könnte, dann war das … nun ja, … eben eine nicht sonderlich tragische Fügung des Schicksals, dass des Rätsels Lösung, um Flora und Narcissa, wohl für immer und ewig untergegangen ward.


    Andererseits rätselte nunmehr Prisca darüber, weshalb ihr Onkel seine pflanzlichen Kostbarkeiten ausgerechnet Romana vermacht hatte. Seltsam, die beiden scheinen sich niemals über ihre Vorliebe zu Blumen ausgetauscht zu haben? Oder war dies einfach als nette Geste zu Ehren der Vesta gedacht? Wie auch immer. "Ja, doch, es war sein letzter Wunsch, dass seine kostbaren Blumen einen ehrenvollen Platz im Tempel der Vesta erhalten sollen. Mein Onkel hat hauptsächlich Orchideen und Rosen gezüchtet, falls es dich interessiert und er hat diese Blumen wie seine Augäpfel gehütet. Deshalb ist es mir ein persönliches Anliegen, dass sein letzter Wunsch in Erfüllung geht", erwiderte Prisca lächelnd, aber mit einem eindringlichen Blick auf Romanas Verwunderung hin. Die Aurelia zweifelte keineswegs an der Ehrlichkeit der Vestalin, aber sie wollte absolut sicher gehen, dass die Freude der Claudia nicht nur vorgetäuscht wäre und die Blumen am Ende dann doch in einer Mülltonne landen würden. Das haben seine 'Schützlinge' nicht verdient, wegen denen ihr Onkel so manches Mal Blut und Wasser geschwitzt haben mochte. Oh ja! Immer dann, wenn eines seiner heiligen Blumenbeete "verwüstet", oder mit Achtlosigkeit behandelt worden war, erinnerte sich Prisca nur zu gut an so manche Szenen, die ungewollt ein leichtes Schmunzeln in ihr hervor rief.

  • Romana schüttelte auf Priscas Frage hin nur sachte den Kopf. “Prisca, es ist unmöglich, dies zu tun, bevor wir nicht Erkundigungen bezüglich des Frevels an den Göttern eingeholt haben.“ Sie blickte Prisca eindringlich an – Romana, von Natur aus eigentlich eine sehr gelassene Frau, wurde leidenschaftlich, wenn es um das ging, was ihr heilig war, also in erster Linie die Religion. “Wir würden nicht wissen, was wir opfern sollen, wie dieses Opfer auszusehen hätte, und welche Gebete zu sprechen wären.“ Sie atmete durch. “Zu jenem Zeitpunkt Überlegungen anzustellen, wäre sinnlos und voreilig. Wir müssen erst wissen, was genau zu sühnen ist. Aber habe keine Sorgen, wir werden uns beeilen, sodass die Pax Deorum so bald wie möglich wieder im Lot ist.“ Sie faltete kontemplativ ihre Hände zusammen und klöpfelte mit ihren verschränkten Händen sanft auf die Lige, auf welcher sie sich befand. “Eben deshalb ist es so fürchterlich wichtig, dass wir die Wahrheit herausfinden.“ Sie nickte bedeutungsschwanger. Ihr schoss kurz der Gedanke durch den Kopf, dass sie nachfragen könnte, ob Prisca etwas wüsste. Nun gut, warum nicht? “Prisca, wenn dir etwas zu der Sache einfällt... irgendeine Information, ein Hinweis, ein Wissensschnipsel... ich will beileibe nicht aufdringlich sein, glaube mir das.“ Zu ihrer Versicherung, dass dies nicht der Fall war, gesellte sich ein offenes Lächeln. “Aber du weißt ja jetzt nun, wie wichtig die Aufdeckung der Wahrheit ist.“


    Sie horchte aufmerksam der Aurelierin zu. Vielleicht war nur sie das, aber irgendetwas sagte ihr, dass Prisca sich fragte, was es mit den Blumen auf sich hatte. Romana verwunderte sich ganz kurz über Priscas Schmunzeln, bevor sie anfing zu reden. “Hmm... natürlich frage ich mich, wie ich zu der Ehre komme. Aber ich könnte mir eine Erklärung dazu liefern. Damals, als ich zur Sacerdos Vestalis wurde, überwachten Flavius Gracchus und auch dein Onkel meine Prüfung. Anschließend inspizierten sie das Atrium Vestae, und ich zeigte ihnen alle Teile des Gebäudes – natürlich auch den Innenhof. Dort befindet sich eine ausgedehnte Rasenfläche, in welcher sich Beete befinden, vorläufig um die Statuen der ehemaligen Obervestalinnen herum. Ich bin dafür verantwortlich, dass diese Beete gepflegt werden. Und als ich den beiden Pontifices den Innenhof zeigte, schien Aurelius Corvinus äußerst angetan von den Blumenbeet im Atrium Vestae. Von daher kann ich mich vorstellen, dass er seine Blumen dem Atrium Vestae überlassen hat. Weil ihm die Blumenbeete so gefallen haben, und er sich gedacht hat, seine Orchideen und Rosen würden gut dazu passen. Und offensichtlich hat er auch geglaubt, es gibt niemanden in Rom nach seinem Tod, der besser auf seine Blumen acht geben könnte als... nun ja... mich. Sonst hätte er sie wohl nicht mir überlassen...“ Sie hoffte, das hörte sich plausibel an.


    “Auf jeden Fall kann ich dir sagen, dass ich es als große Ehre empfinde. Darf ich vielleicht in nächster Zeit in die Villa Aurelia kommen, um die Blumen abzuholen?“ Dies würde ihr am Praktischsten erscheinen – und außerdem würde sie so einen neuen Teil Roms kennen lernen, namentlich die Villa Aurelia – denn im gegensatz zum Esquilin kannte sie die Gegend um den Quirinal gar nicht gut. Sie dachte kurz nach. “Am Besten würden sie erst dann ausgegraben werden, wenn ich da bin, denn die Pflanzen könnten unter dem Entzug der Erde leiden“, schlug sie vor.

  • Prisca nickte bedächtig zu den Worten der Vestalin und langsam wurde ihr bewusst, dass der Friede mit den Götter wohl nicht mehr so leicht herzustellen wäre, wie sie es insgeheim gehofft hatte. Eigentlich logisch, angesichts des Ausmaßes der Verwüstung und doch wäre es der Aurelia lieber, diese Angelegenheit - in welche ihre Familie involviert war - würde nicht mehr allzu weite Kreise ziehen. Es genügte schon, dass der pöbelnde Mob die Straßen tagelang unsicher gemacht hatte. … Die Wahrheit muss gefunden werden. Jeder Hinweis und Wissensschnipsel ist entscheidend Schön und gut. Nur, würde man die Wahrheit damit wirklich zur Gänze enthüllen können? Prisca nahm die Bitte Romanas durchaus ernst, aber was hätte sie zur Klärung schon großartig beitragen können? Der Abschiedsbrief meines Onkels vielleicht?, kam es ihr flüchtig in den Sinn, doch gleich darauf verwarf sie den Gedanken wieder. Prisca kannte die Zeilen mittlerweile auswendig und sie fand darin nicht den Hauch eines Hinweises, der hätte hilfreich sein können.


    Dies zu beurteilen hätte sie sicher Romana überlassen können, dennoch kam Prisca auch so (und ohne schlechten Gewissens) zu dem Entschluss, den Brief nicht weiter zu erwähnen. "Keine Sorge Romana, ich halte dich nicht für aufdringlich und mir ist bewusst, wie wichtig die Aufklärung für die Wiederherstellung des pax deourm ist .", kam ein zustimmendes Nicken, ehe sie leicht den Kopf zu schütteln begann. . "Allerdings fürchte ich, dass ich dir diesbezüglich keine Hilfe sein werde. Ich war nicht dabei als das Unglück geschah und ich habe davon erst erfahren, als man mich am … am Morgen danach informiert hat, dass … m..mein Onkel und meine Tante, dass ... beide tot seien" Bei den letzten Worten kam Prisca etwas ins stocken und obwohl seitdem einige Zeit vergangen war, brachte dieses schreckliche Erlebnis ihre Augen nach wie vor zum glänzen.


    Soweit war dies aber die einzig wahre Erklärung, die sie der Claudia in dieser Sache liefern konnte und mehr Informationen hatte die Aurelia nicht. Zum Glück schwenkte Romana das Thema um auf die Blumen und lieferte sogleich eine mögliche Erklärung für das Vermächtnis ihres Onkels. Prisca kam nicht um hin bei den Worten über ihren geliebten Onkel ergeben zu seufzen und das Gesagte klang so plausibel, dass es für sie gar keinen Zweifel mehr gab. "Ja! … Marcus hat es sicher so gewollt, dass seine geliebten Blumen den Tempel der Vesta schmücken und ich bin sehr froh, dass du dich persönlich darum kümmern willst. " Prisca lächelte der Claudia erleichtert zu und ging auf deren Vorschlag sofort ein: "Natürlich! Ich werde die Sklaven lediglich anweisen die Blumen weiter zu versorgen, bis du sie abholen kommst. Egal wann! Du bist im Hause meiner Familie jederzeit willkommen, Romana. Ich freue mich schon auf deinen Besuch und selbstverständlich stehen unsere Sklaven bei der Übersiedelung der Pflanzen voll und ganz zu deiner Verfügung ", betonte Prisca diese Worte so ehrlich, wie sie diese auch meinte. Selbst auf die Gefahr hin, dass die Vestalin bald schon die villa Aurelia in Sachen "inquisitio pontificium" aufsuchen würde.


    Dieser Tatsache war sich die Aurelia im Vorfeld durchaus schon bewusst, aber das war nicht der eigentliche Grund, weshalb sie nun zum Aufbruch drängte: "Verzeih mir Romana wenn ich nun so unhöflich bin und mich sofort wieder verabschiede. Aber, .... , erklärte sich Prisca offen und ehrlich, so wie es war: "Es gibt noch so vieles für mich zu erledigen und ein letzter Wille meines Onkels war es, dass ich ein Mausoleum für ihn und Flavia Celerina errichte. … Du kennst nicht zufällig einen renommierten Architekten, an den ich mich wenden könnte?" Mit dieser Frage und einem erwartungsvollen Blick leitete Prisca bewusst die Verabschiedung für heute ein, in der Hoffnung, dass Romana ihr diesbezüglich einen Tip geben könnte. Einen fähigen Kunsthandwerker, dem sie die Errichtung des Mausoleums ganz allein zu traute, hatte die Aurelia zwar bereits, doch war Patraios eben nur ein einfacher Sklave und so bedurfte es eines "offiziellen" Architekten, dem sie die Aufgabe (sozusagen) pro forma übertragen konnte ..

  • Sim-Off:

    Entschuldigung. Das habe ich übersehen.


    Romana lächelte dankbar. Sie glaubte zu spüren, dass Prisca sie nicht anlog, als sie ihr versicherte, dass sie nicht aufdringlich war. Sollte wohl gut sein; nichts hasste Romana so sehr wie die Unwahrheit. Vor allem die Unaufrichtigkeit gegenüber ihrer Person, auch wenn es nur aus reiner Höflichkeit geschah (was sich aber durchaus mit ihrer Meinung, man sollte sie mit Respekt behandeln, überschnitt und auch wiedersprach, doch war es so, dass respektvolle Kritik ihr zumeist nicht missfiel, ihm gegensatz zu blatanten und beleidigenden Ansagen) . Doch es war klar, nichts lag Prisca ferner. Natürlich, schließlich war ihr als Tochter eines guten Hauses der Respekt vor den weiß gewandeten Repräsentenzen der Göttin Vesta schon von früh an indoktriniert worden.


    Doch was sie dann von Prisca zu hören bekam, war schon durchaus weniger erfreulich. Romanas Mundwinkel froren daraufhin doch ein wenig ein. Prisca hatte sonst keine Ahnung? Nun ja. Vielleicht würde sie aus den anderen Aureliern etwas hervorkitzeln – auch wenn Romana das nicht wirklich annahm. Nein, sie wären ja schön blöd, würden sie ihre Klappe aufreißen. Das würde nicht passieren. Es würde nur die Spekulation bleiben. Wobei das etwas war, was Romana gut konnte. Spekulieren. Aber natürlich nicht nach außen. Sie nickte nur ernst. “Ja. Natürlich. Danke. Danke für deine bereitwilligen Antworten.“ Sie überlegte sich, hinzuzufügen, dass Prisca ihr sehr weitergeholfen habe, aber dies wäre eine Lüge gewesen. Prisca hatte nichts getan, um Romanas Unverständnis für die Wahnsinnstat des Aureliers und der Flavia aufzuklären.


    Gut, dass das Thema abgeschlossen war! Denn es war durchaus erfreulich, von anderem zu reden. Von Pflanzen! Romana liebte es, von der Flora zu reden, das heißt, von der Gartenflora. Sie lächelte der Aurelia zu, aber etwas verhalten, denn auch Romana wusste, dass es zu einem Anlass wie diesem nicht der geeignete Zeitpunkt war, daherzugrinsen wie ein Honigkuchenpferd über die Aussicht, Pflanzen zu bekommen. Seltene Blumen, wie Prisca gesagt hatte.


    “Herzlichen Dank, Prisca. Ich werde vorbeikommen, wenn ich Zeit habe. Es kann sein, dass es ein kleines bisschen dauern wird, aber vorbeikommen werde ich auf jeden Fall.“ Der gedanke dahinter war, dass Romana ein kleines bisschn Gras über ihren Besuch bei den Aureliern wachsen lassen wollte, bevor sie auf eigene Faust hin Erkundigungen bei den Aureliern unternahm.


    Sie hob abwehrend ihre Hände, als Prisca sich verabschuiedete. “Nein, nein, natürlich kann ich das verstehen!“ Konnte sie. Schließlich war Prisca nicht die Einzige, die noch Andersweitiges zu tun hatte. “Einen Architekten kenne ich leider nicht“, gab sie zu. “Aber ich wünsche dir viel Glück bei der Suche. Vale, meine Liebe, möge Vesta dich behüten.“ Sie lächelte die Jüngere warm an.

  • >> Kurz bevor die letzten Stufen der Treppe erreicht wurden, spürte Messalina einen mittleren Stoß von hinten, sie erschrak förmlich, doch geschrien hatte sie nicht, wenn auch sie ein Grund dafür gehabt hätte. Denn eine Vestalin durfte nicht einfach so angefasst werden, vor allem aber, grenzte das leicht an einem körperlichen Schaden, somit wenn es wirklich Wunden gegeben hätte. Auza die kürzeste Zeit Scriba gewesen wäre und sie sich bei Pluto vorstellen dürfte, weil sie des Todes war. So aber hatte ihre Scriba Glück gehabt, dass nicht Messalina selbst den Halt verlor und die Treppe hinabpurzelte. Ach ja, wäre es ein Mann gewesen der sie angerempelte hätte wie zum Beispiel Dives, dann hätte sie nachträglich schon geschrien. Sicher war sicher, nicht dass wer aus dem Atrium es so deutete, als würde sie mit so jemanden ein Verhältnis haben, dann doch lieber die ganze Aufmerksamkeit auf den Mann lenken und notfalls hinrichten lassen, der war ja nicht so wichtig wie eine Vestalin, vor allem ersetzbar.


    Nachdem der Schreck so langsam verglimm, drehte sie sich zu Auza und sah die Unsicherheit in ihren Augen, ihre Stirn war leicht mit Schweiß bedeckt. "Auza, sowas passiert. Mach dir keine Sorgen.", lächelte sie ihr entgegen. "Zum Glück begleitet mein Liktor mich im Atrium nie. Was weiß, was er getan hätte!", grinste sie ihr entgegen, um die Stimmung etwas zu lockern. Das hatte sie von ihrem Pappi geerbt, der immer in jeder Situation ein Spruch auf dem Lager hatte und nie wirklich seine Emotionen zeigte. Erst dann spürte sie die warme und geschmeidige Hand auf ihrer Schulter. Es fühlte sich einfach himmlisch an, ungewöhnlich für eine Peregrina, denn bisher dachte sie immer, dass die durch ihre harte Arbeit weil sie hauptsächlich arm waren, eher raue, verhornte Hände bekamen. Wäre es an einem anderen Ort geschehen, der nicht so öffentlich gewesen war, hätte sie bestimmt den näheren Kontakt gesucht, so aber blieb sie auf Distanz. "Ich habe mich nicht wehgetan, Auza. Wirklich nicht." Sie sie dabei mit den groß geöffneten Augen an. Dann ging sie weiter und die beiden erreichten den Zielort.

  • Langsam wurde Auzas Atmung ruhiger. Messalina hatte zwar gesagt, dass ihr nichts passiert sei, dennoch vergewisserte sich Auza mit einem prüfenden Blick lieber noch einmal selbst, dass dies auch wirklich stimmte. Ja es schien alles in Ordnung zu sein, sogar an Messalinas Arm konnte man keinen Abdruck ihrer Hand erkennen. Erleichtert lächelte sie Messalina an.
    "Vielleicht ist die Arbeit doch gefährlicher als ich gedacht hatte." Meinte Auza grinsend, während sie ihre Tunika ein Stück anhob, um nicht noch einmal zu fallen, dann folgte sie Messalina.


    Groß und hell war der Empfangssaal, die einfallenden Sonnenstrahlen warfen ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten auf den Mosaikfußboden.
    Natürlich hatte Auza zumindest von außen schon viele Prachtbauten Roms gesehen, trotzdem waren sie immer noch beeindruckend. Die Römer wussten schon, wie sie anderen immer wieder unter die Nase reiben konnten, wie groß ihre Leistungen, ihr Wohlstand und ihr Imperium waren. Aber wenn man daran dachte, worauf die Vestalinnen verzichten mussten verdienten sie wenigstens eine schöne Unterkunft.
    "Der Raum ist wirklich schön." meinte Auza, während sie ihren Kopf ein wenig in den Nacken legte um die Bemalung der Decke genauer betrachten zu können. Zum Glück hatte Messalina Auza doch in ihrem Cubiculum empfangen und nicht hier. In diesem Raum, hätte Auzas Erscheinung sonst noch viel armseliger gewirkt. Schließlich blickte sie wieder zu Messalina herüber. Vielleicht war das was sie jetzt fragen würde überflüssig oder dumm, aber es spukte Auza schon ein paar Minuten im Kopf herum und sie wollte Gewissheit. "Bezogen auf das Ereignis vorhin, hätte ich noch eine Frage. Ich weiß, dass man eine Vestalin nicht verletzen darf, aber man darf sie doch berühren, oder? Also im alltäglichen Sinne berühren, das andere weiß ich."

  • Messalina war froh darüber, dass Auza ihre Aufmunterung angenommen hatte, weil somit die beiden sich der eigentlichen Aufgabe wieder widmen konnten, nämlich der Einweisung von Auza. Er war noch vieles zu klären, voran die Regeln, aber auch was sie zu tun hatte. Sie grinste zurück und sah zu wie Auza ihre Tunika hob. Ihr fiel dabei auf, dass die etwas zu lang war, daher dieses Missgeschick unausweichlich war. Sie würde deswegen später mit Nysa darüber sprechen, dass sie anscheinend nicht ausreichend gemessen hatte, sondern einfach auf ihr geschultes Auge vertraute, das wohl doch so langsam nicht mehr richtig wahrnahm. Messalina konnte ja nicht erahnen, dass es sogar Absicht von ihrer Sklavin gewesen war, nicht der beinahe Stutz von Auza mit ihrer Domina, nein, sondern die Scriba ganz alleine sollte stolpern.


    Nachdem die Situation gelöst wurden war, ging sie in die Mitte des Raumes. "Ja, der Raum ist wirklich wunderschön. Dass ist der Raum wo wir unsere Gäste empfangen. Ich sagte dir ja, dass Männer grundsätzlich keinen Zutritt haben, aber es gibt Ausnahmen und wenn, dann werden sie hier empfangen. Es wäre somit deine Aufgabe, Gäste die zu mir wollen, dann in diesem Raum zu begrüßen. Es kommt des Öfteren vor, dass jemand ein Testament abgeben möchte oder ein Magistrat von dem Verstorbenen das Testament einfordert. Es gibt auch Fälle da werden wir Vestalinnen beschenkt, leider habe ich bisher keine erhalten, außer ein missglücktes Sklavenangebot. Bisher warte ich noch auf den Sklaven. Der Herr hatte es sich wohl anders überlegt." Meinte sie ganz nüchtern, aber nicht traurig. "Was solls, wir leben auch so recht gut.", lächelte sie und deutete auf eine Sitzecke. "Komm lass uns setzen." Als Messalina saß, antwortete sie auf die letztgestellte Frage: "Hm, eigentlich ist nur eine Verletzung an einer Vestalin strafbar und führt manchmal sogar zum Tode. Ob eine Berührung, wohl eher nicht. Kommt wohl auf die Situation an. Es ist schwer zu unterscheiden, ob zum Beispiel ein Mann nur ausversehen berührt oder gar aus sexuellen Verlangen. Daher lassen wir uns so gut wie kaum berühren. Es sind schon so einige Vestalinnen unschuldig verurteilt worden. Aber wie gesagt, ich kann dir dass nicht genau beantworten. Also ich denke, wenn du oder Nysa mich berühren wird nichts passieren. Notfalls kann ich auch für euch bürgen." Kaum hatte sie gesessen kam auch schon ein Sklave vorbei und stellte weitere Leckereien auf. Es standen immer Obst und Gemüse reichlich an jeder Sitzecke, auf jedem Tisch zur Verfügung.

  • Ohne zu zögern folgte Auza Messalinas Einladung und nahm neben ihr Platz. Die Gäste des Atrium Vestae genossen ohne Zweifel einen gewissen Komfort, die Sitzgruppe war genau richtig gepolstert, nicht zu weich und nicht zu hart. Nur gab es für Auza jetzt keine Gelegenheit um wirklich zu entspannen, hatte sie während Messalinas Ausführungen aufmerksam zugehört, bot sich ihr nun die Gelegenheit ein paar Fragen zu stellen. "Gut, wenn ich es richtig verstanden habe, bringt der Ianitor die Besucher hier in den Empfangssaal, ich begrüße sie und warte mit ihnen gemeinsam bis du dazu kommst. Oder habe ich noch weitere Aufgaben? Soll ich sie notfalls auch abwimmeln? Natürlich nur auf deine Anweisung hin." Hakte sie noch einmal genauer nach. Schließlich wollte sie nicht einfach unwissend ihre Kompetenzen als Scriba überschreiten.

  • Messalina griff zur Schale und nahm sich eine Dattel, eigentlich hätte diese Aufgabe ihre Sklavin Nysa übernommen, die die süße Dattel, wenn auch trocken, vom Kern befreite und sie zum Mund ihrer Domina führte, die dann nur noch zuschnappen musste. Wäre ihr Onkel Flavus in solch einem Moment dagewesen, hätte er sich bestimmt wieder hochgradig aufgeregt, wie Letztens als die beiden sich zum ersten Mal im tablinum in der Casa der Decimer in Rom. Also musste Messalina selbst sich darum kümmern den Kern zu entfernen, als sie es tat, grinste sie Auza an. Würde sie es tun? Jedoch bevor sie sie verschlag. "Ja, im Normalfall bringt er die Gäste zum Saal, manchmal aber auch, direkt zu der gewünschten Personen, aber dass eigentlich nur, wenn es sich um Familienmitglieder handelt. Und ja, du empfängst sie hier, aber du musst niemanden abwimmeln.", sie musste darauf leise kichern, denn abwimmeln war kein Wort dass Messalina benutzte, denn das klang vielmehr von jemanden, der von der Straße kommt. "Das macht schon derjenige der am Tor steht. Er weiß nämlich Bescheid, wem wir empfangen." Nun endlich konnte sie die eine Dattel da verschlingen und Schwups weg war sie. "Hmmm, lecker! Probier mal! Schmeckt wie Honig, Auza! Die sind aus Ägypten, aktuell besonders beliebt und vor allem sehr teuer, da der Seeweg nicht passierbar ist." Anschließend griff sie zu Papier und Feder, dass ebenso auf dem Tisch lag, man konnte nie wissen, was der Gast so Wichtiges zu sagen hatte, um es aufschreiben zu müssen. "Also wollen wir mal mit dem Schreiben beginnen. Kennst du die Gliederung eines Briefes?"

  • Warum kicherte Messalina jetzt nur? Machte sie sich etwa über sie lustig? Am liebsten hätte Auza mit einem, was gibt es denn da zu lachen gekontert, aber das konnte sie sich gegenüber ihrer Arbeitgeberin nicht erlauben. So musste sie ihren Ärger hinunter schlucken, ein freundliches Gesicht aufsetzen. Ja sie konnte ohne Zweifel diese Scharade mitspielen, sich verstellen, sich ihre wahren Gefühle nicht anmerken lassen. Nur wenn man sie wirklich gut kannte, würde man merken, dass sie jetzt ein klein wenig distanzierter wirkte. Nur würde sie, dass wirklich auf die Dauer durchhalten können? Da war ja nicht nur das Kichern, da waren auch die Datteln, die sicher so viel kosteten, dass Auza davon gut zwei Wochen, wenn nicht mehr hätte leben können und fortwährend musste sie zugeben, dass sie vieles nicht wusste und konnte. Ja Messalina war bisher sehr freundlich und großzügig zu ihr gewesen, trotzdem würde Auza in ihren Augen immer nur eine Peregrina bleiben. Vermutlich fühlte sich Messalina gerade auch noch besonders toll, da sie einer armen Peregrina half. Wenn sie hier weiter machen wollte und das wollte Auza, führte sie sich am Besten immer wieder vor Augen, was für sie bei dieser ganzen Anstellung heraussprang und verglichen mit ihrem Leben davor, war das immerhin einiges.


    "Oh vielen Dank" lehnte Auza Messalinas Angebot mit einem entschuldigenden Lächeln ab. Das wurde sicher auch von ihr erwartet."Aber ich bin zur Zeit nicht so hungrig." Sicher die Datteln sahen verführerisch aus, aber in diesem Moment war das für Auza eine Art stummer Protest, mehr konnte sie ja nicht machen. Außerdem waren klebrige Finger beim Schreiben sicher nicht sehr hilfreich."Die Gliederung eines Briefes kenne ich bisher nicht." Beantwortete sie dann noch Messalinas andere Frage.

  • Nicht hungrig? Unglaublich! Zugegebenermaßen, die Datteln machten schon einem süchtig, besonders weil sie so klein und sehr süß waren, man somit nicht annahm, dass diese dazu beitragen könnten, dick zu werden. Messalina war solch jemand, die darüber nicht nachdachte, vielleicht in der Zukunft, wenn die ersten Röllchen zu erkennen waren. Doch so, nahm sie eine weitere und leckte unabhängig davon, dass Auza ablehnte, ihr eine Dattel ganz in ihrer Nähe ab.


    "Ich denke du solltest etwas essen, Auza. Wir werden später auf den Markt gehen! Ich brauch nämlich ein paar neue Schuhe und diese Aufgabe überlasse ich niemanden. Mein Geschmack ist nämlich sehr, öhm ja, sagen wir extravagend." Dann widmete sie sich wieder dem Schreiben und dem damit verbundenen Unterricht mit Auza. "Also ein Brief beginnt mit einer Adresse, damit der Überbringer weiß, wer eigentlich den Brief erhalten soll, manche schreiben zuerst den Absender. Aber ich lasse ihn gänzlich am Anfang weg. Somit solltest du immer als erstes die Adresse niederschreiben. Die Adresse beinhaltet folgte Teile nach Rangfolge, wenn vorhanden das Amt oder Titel des Empfängers, dann sein vollständiger Name, gefolgt vom dem Ort wo er sich direkt befindet, zum Beispiel die Casa, das Officium usw. Dann der Ort und die Provinz." Sie rückte etwas näher an Auza heran, somit sie ihr Atem hören konnte. "Du musst also wissen, wo und wer. Daher wäre es klug sich vorab ausgiebig zu informieren. Es gibt aber auch Abweichungen. Aber alles nach dem anderen." Sie tippte auf die Wachstafel. "So, nun versuche eine Adresse nieder zuschreiben. Sagen wir, du schreibst meinen Onkel Serapio an, er ist der Präfekt von den Prätorianern, Faustus Decimus Serapio.", fügte sie den vollständigen Namen an, damit ihre Scriba ihn richtig anschreiben konnte.

  • Der Nachdruck mit dem Messalina darauf bestand, dass Auza etwas von den Datteln probieren sollte verwunderte sie etwas. So abgemagert sah sie doch gar nicht aus, da war sich Auza sicher. Außerdem hatte es ja noch einen anderen Grund für das Ablehnen der Dattel gegeben. Ihren stillen Protest wollte Auza nicht so schnel aufgeben.
    "Später, wenn wir mit dem Schreiben fertig sind, werde ich etwas essen." vertröstete Auza Messalina erst einmal weiter. Dann griff sie nach der bereitgehaltenden Wachstafel und dem Stilus. Das Messalina nun näher an sie heran gerückt war, beachtete sie dagegen nicht. In der Situation kam es ihr auch nur natürlich vor, schließlich wollte diese ja auch sehen, was Auza da eigentlich schrieb.
    Als Auza allerdings erfuhr, dass Messalinas Onkel der Präfekt der Prätorianer war, stockten ihre Bewegungen für einen kurzen Moment. Das Messalina einflussreiche Verwandte hatte, hatte sie sich gedacht. Aber musste es gleich der Prätorianer Präfekt sein? Sie durfte Messalina nie in dem Sinne gegen sich aufbringen, dass sie Auza mit mehr als einer Entlassung bestrafen wollte, dachte Auza bei sich. Nicht bei den Kontakten, über die Messalina verfügte. Eine kleine Peregrina war schnell verschwunden, einen Vorwand für eine Verhaftung fand man immer. Allerdings musste Auza jetzt sowieso einen Moment lang überlegen, wie man die Wörter schrieb die Messalina von ihr verlangte und natürlich auch alles vorher gesagte bedenken. Somit würde Messalina vermutlich gar nicht dahinter kommen, was der eigentliche Grund für Auzas plötzliches Innehalten gewesen war. Schließlich fing sie zögerlich an mit dem Stilus einige Worte in die Wachstafel zu ritzen.



    Praefectus Praetorio
    Faustus Decimus Serapio


    Schrieb sie dann hielt sie inne. "Ähm, wohin soll der Brief denn genau gehen? An sein Officium in der Castra Praetoria?

  • Auza war wahrlich keine Bürgerin Roms, ihr fehlten es an einigen römischen Sitten. Denn man nahm die Gesten einer höheren Gestellen Person an, um seine Gunst zu erwidern. Auch wenn es oft durch eigene Ziele hervorgerufen wurden. Doch Messalina ging nicht weiter darauf ein als ihre Scriba zur Wachstafel griff, es schrieb sich wirklich schwer mit klebrigen Händen, zumal Auza noch nicht fähig war, allein ein Brief aufzusetzen. Interessant war auf jeden Fall, dass ihre Scriba den Anschein erweckte, dass sie einiges über den Präfekten wusste .Die meisten Frauen war nur bekannt, dass er ein mächtiger Mann in schwarzer Rüstung war, aber nicht wo er sich befinde. "Gut dass du danach fragst, das wäre nämlich eine weitere Regel die zu beachten wäre, nämlich, dass du vorab wissen musst, ob der Brief privat von mir oder öffentlich ist. Damit du ihn richtig zusenden kannst. Zum Beispiel schreibe ich meinen Onkel in privater Angelegenheit nie mit seinem Amt oder Titel an. Wenn der Brief also an die Casa geht, reicht der volle Name aus." Ja, es gab so einige Tücken, die Auza noch lernen musste, um wirklich fehlerfrei Messalina als Scriba dienen zu können. Sie betrachtete das Geschriebene. "Hm, also verschrieben hast du dich bisher nicht. Gut!", lächelte sie sie an. "Machen wir also weiter und wir lassen alles stehen, somit wird der Brief an sein Officium verschickt. Wenn du damit fertig bist, vielleicht hast du bereits eine Idee wie die Anrede aussehen könnte?" Messalina konnte nicht glauben, dass Auza nie wirklich einen Aufbau eines Briefes gesehen hatte.

  • Innerlich viel Auza ein Stein vom Herzen, den Beginn des Briefes hatte sie geschafft, auch wenn sie sich bei der Schreibweise nicht immer sicher gewesen war. Sie wünschte sich nur, sie wäre besser im Schreiben gewesen, dann hätte sie sich Messalinas Ausführungen notiert. Private Briefe, offizielle Briefe....wer hätte gedacht, dass es so kompliziert sein konnte einen einzigen Brief zu schreiben.
    Aber wenigstens war der nächste Abschnitt jetzt relativ leicht, schließlich schrieb man das Praetoria sicher so ähnlich wie das Praetorio. Am Ende stand also folgendes auf der Wachstafel:



    Praefectus Praetorio
    Faustus Decimus Serapio
    Castra Praetoria


    Die letzte Frage stellte Auza allerdings vor ein Problem. Sie hatte keine Ahnung wie eine richtige Anrede in einem Brief aussah und Messalina ging offensichtlich davon aus, dass sie es wusste bzw. hielt sie solch ein Wissen für selbstverständlich. Aber sie musste antworten, also brachte sie recht zögerlich ein "Salve?" hervor. Dabei hatte sie das Gefühl sich gerade furchtbar zu blamieren. Ihre Wangen brannten, vermutlich waren sie feuerrot, aber es war noch nicht vorbei. "Wie redest du deinen Onkel denn für gewöhnlich an?Also wie nennst du ihn? Das würde ich danach schreiben."

  • Sie überflog die Wachstafel und musste anschließend das erste Mal Auza ermahnen, eventuell Gehaltsabzug wegen Ungenauigkeit, hm... nee "Den Ort und das Gebiet, die Provinz könntest du eigentlich mitangeben." Auza hatte wohl nicht richtig zugehört, denn Messalina hatte das bereits in ihrer Ausführung miterwähnt, dass der Ort zur Anschrift dazugehörte, wenn auch klar war, dass die Kaserne in Rom gemeint war. "Ist wichtig, weißt du. Nicht jeder Brief wird innerhalb Roms zugestellt." Dabei glitten unabsichtlich ihre Fingerspitzen der linken Hand über den rechten Handrücken ihrer Scriba, ein leichter angenehmer Hauch fuhr von der Hand hinauf zur Brust. Es kribbelte ein wenig, als würde sie einen Berg schnell hinabfahren. "Bei einem privaten Brief ja, wäre mein Onkel ein Fremder und offiziell geschrieben, würde ich anders verfahren, förmlicher, so wie es mir mein Pappi gezeigt hatte. Aber machen wir mit dem inoffiziellen, privaten Schreiben weiter, also Salve. Dann indem Fall würdest du Serapio schreiben. Natürlich muss auch hier beachtet werden, wem du schreibst. Kennst du die Bestandteile des römischen Namens?"

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