Nachdem Prisca eingetreten war, Romana ihr wortlos einen Platz angeboten hatte und Prisca fragte, ob sie etwas ungelegen kam, schüttelte Romana den Kopf. “Nein. Glaube mir, kämst du ungelegen, wäre es mir nicht möglich, mit dir zu sprechen“, gab sie knapp Auskunft und blickte sich kurz um. Wo könnte denn eine Sklavin sein? Ah, da. Romana winkte die herumirrende Sklavin, eine Griechin, aber nicht ihre Parthenope, die noch viel zielloser als diese Gurke war, heran. Schon wollte sie eine Bestellung aufgeben, da fiel ihr ein, dass sie gar nicht wusste, ob Prisca etwas trinken wollte. “Magst du etwas Wein?“, fragte sie, zu Prisca gebeugt.
Anschließend ließ sie sich auf eine Kline hernieder, als sie mit ein wenig Stolz in ihr drinnen bemerkte, wie Prisca die Schönheit des Atrium Vestae bewunderte. Auch wenn Stolz hier etwas deplatziert war als Wort, schließlich hatte sie das Atrium ja nicht selber erbaut. Und trotzdem, es war ihr Heim. Und aus eigener Kraft hatte sie es geschafft, hier aufgenommen zu werden.
Auf Priscas Frage hin, wie es ihrer Familie ginge, blinzelte Romana, noch bevor sie es sich verbeißen konnte. Eine unverfängliche Floskel. Nur, meinte Prisca damit die Claudier oder die Vestalinnen? Romana beschloss sie, beides zu beantworten. “Uns Vestalinnen geht es sehr gut, danke. Und auch in der Gens Claudia ist alles wohl. Mein Vater – ich meine meinen leiblichen Vater, Claudius Menecrates – er will sich in der Wahl als Aedilis Curulis bewerben“, gab sie preis. “Und wie befinden sich die werten Angehörigen deiner Familie? Sicherlich muss der Tod des Pontifex eine große Bürde sein. Wie geht es eigentlich Narcissa? Will sie noch immer Vestalin werden? Denn die Lücke, die Hortensia Calpetana bei uns hinterlassen hat, ist noch immer nicht ausgefüllt“, hakte sie neugierig nach. War Prisca vielleicht deshalb gekommen?