triclinium maior | Frühstück mit Familienzuwachs

  • Sowohl Flora, als auch Narcissa, machten einen sehr sympatischen Eindruck auf Septima und sie konnte nicht anders, als die beiden anzulächeln und zu beobachten, wie die eine die andere neckte. Oh, es mußte schön sein, eine Schwester zu haben, die einem auf Haar ähnelte und die sich gewiss in besonderer Weise mit einem verbunden fühlte. Ganz anders wie zwischen Geschwistern, die ein oder mehr Jahre auseinander lagen. „Wenn ich also mal nicht weiß, wer von euch beiden wer ist, dann darf ich nach dem Armband fragen und nachlesen?“ fragte Septima amüsiert nach. „Na ja... einfach wäre es, wenn ich direkt nach dem Namen fragen würde.“


    Gerade als aus der Culina der gewünschte Teller mit klein geschnittenem Obst für die Tiberia gebracht wurde, hielt sie einem Sklaven ihre leere Schüssel vom Hirsebrei hin, so dass sie weggebracht werden konnte. Als sich der Sklave erkundigte, ob sie einen Nachschlag wünschte, winkte sie nur ab. Ein großer Telller mit frischen Äpfeln, Birnen und Trauben, getrocknete Feigen und Aprikosen, sowie eine Hand voll Nüsse wurde vor ihr abgestellt. Alleine vom Anblick lief ihr schon das Wasser im Mund zusammen. Die Köchin hatte direkt mehr auf den Teller getan, so dass sich auch die übrigen Familienmitglieder bedienen konnten.


    „Ich würde nach dem Frühstück gerne den Maiordomus sprechen. Wo wäre dies möglichst ungestört möglich?“ erkundigte sie sich an niemand bestimmten gerichtet, denn Septima war sich nicht sicher, ob sie diese Frage direkt an Corvinus oder Ursus hätte stellen sollen.

  • Viel zu spät wurde ihr bewusst, dass ihre Schwester ihr einen kleinen Streich gespielt hatte. "Bona dea! Es schmeckt scheußlich!" Vorwurfsvoll blickte sie ihre Schwester an und nahm den Becher mit verdünntem Saft entgegen, den sie bei einem der Sklaven geordert hatte. Hastig trank sie ein paar Schlucke, um den bitteren Geschmack auf der Zunge auszulöschen. Doch sie schmeckte den Sud auch dann noch, als wäre er eingebrannt, als sie den Becher halb geleert hatte. "Das kann ich mir denken - mit diesem Sud kann man bestimmt Löcher in Stein ätzen", beschwerte sie sich bei ihrem Zwilling, der sie nach wie vor mit einem unschuldigen Lächeln bedachte. Nur das es nicht so unschuldig war, wie Narcissa nun wusste. "Du bist wirklich unglaublich!", tadelte sie weiter, nun mehr aber lächelnd, nachdem sie sich vom ersten Schock erholt hatte. - sehr lange konnte sie ihrer Schwester ohnehin nicht böse sein. "Gegen deine Kopfschmerzen", fügte sie mit einem schelmischen Augenzwinkern hinzu. Beide hatten sie am gestrigen Abend Wein getrunken, aber Flora hatte sie darin dann doch übertroffen, dementsprechend stark mussten die Kopfschmerzen sein.


    Bevor sie der Tiberia antwortete nahm sie vorsichtshalber nochmals einen Schluck Saft. "Es wäre jedenfalls viel einfacher, direkt nach dem Namen zu fragen...Aber auch für uns ist es manchmal nicht so einfach. Der erste Tag hier in der Villa war mitunter ein regelrecht Seilakt. Wir wussten nie genau, mit wem wir es zu tun hatten, wenn uns einer unserer Verwandten ansprach. Da war dann Dipolmatie gefragt."


    Sie hoffte, dass ihre Verwandten nicht eines Tages tatsächlich ernsthaft erwogen ihnen Schilder zu verpassen - schließlich brachte es dann und wann auch Vorteile nicht erkannt zuwerden. Andererseits entstanden manchmal aber auch komische Situationen, wenn ein Gegenüber glaubte, die Zwillinge trieben ihren Scherz mit ihm. Sie sah unauffällig hinüber zu Titus. Er machte allen Anschein, als habe er sich von dem ungewollten Scherz erholt.

  • "Guten Morgen", grüßte Ursus das eintretende Mädchen und lachte, als sie das Fest als großartig titulierte. "Ganz ehrlich, so langsam weiß ich nicht mehr, ob ich mich darüber freuen sollte, daß ihr Mädchen so viel Spaß gehabt habt oder ob ich mir Sorgen über euren Lebenswandel machen sollte. Wie gut, daß ich nicht gezwungen bin, euer gestrenger Bruder zu sein." Er zwinkerte den Zwillingen zu und lachte nur noch mehr, als die Geschichte mit dem Löwen zuende erzählt wurde. Wie gut, daß er nur unausgeschlafen war und nicht auch noch einen Kater hatte. Sonst wäre das Lachen sicher zur Qual geworden. "Die arme Lysandra. Sie hatte bestimmt nicht genug getrunken, um das alles lustig finden zu können. Sie hat doch hoffentlich die Nacht unbeschadet überstanden?" Nicht, daß er den Männern zutrauen würde, sich einfach an fremdem Eigentum zu vergehen.


    Als seine Frau Obst orderte und ihn fragte, ob er auch etwas davon wollte, nickte er lächelnd. "Ja, danke, sehr gerne." Im Gegensatz zu ihr griff er aber auch ansonsten tüchtig zu. Er hatte gewaltigen Hunger! Nach dem üblichen Getreidebrei nahm er sich etwas Brot und beträufelte es mit Honig. Dazu aß er etwas Käse und Schinken. Als das Obst, das wirklich appetitlich und reichlich angerichtet war, gebracht wurde, bediente er sich auch daran ungeniert.


    "Besser wäre es, eure Namen auf eure Stirn zu schreiben, denn Armbänder oder Schilder kann man schließlich austauschen", scherzte Ursus und machte sich auf große Empörung gefaßt. Aber die beiden Mädchen forderten so etwas auch wirklich heraus. "Narcissa, wenn Du je wirklich schlimme Kopfschmerzen oder auch sonstige Schmerzen haben solltest, wirst Du diesen Sud für das köstlichste Elexier halten. Es hilft nämlich wirklich." Er hoffte natürlich, daß sie ihn nie nötig haben würde.


    "Unser Majordomus heißt Brix. Wenn Du einen Raum brauchst, kannst Du gewiß das Tablinum nutzen. Oder gerne auch mein Officium, ich brauche es heute vermutlich nicht", erklärte er an Septima gewandt. Es war ja nur natürlich, daß sie einiges zu organisieren hatte, war sie doch ab heute auch für einen Teil des Haushaltes verantwortlich.

  • Dass sie für fast jeden Spaß zu haben waren konnte man ihnen wohl ansehen. Aber nur für harnlose Scherze. Sie achtete von allein auf ihre Tugend und würden sich nicht beabsichtig in Schwierigkeiten zu bringen.
    „Lysandra hat sich recht schnell befreien können und uns dann ins Bett geschickt!“ beendete sie ihre Ausführungen über den Löwen.


    Zu Hause in Terentum hätte sie Narcissa nun auf sie gestürzt und versucht ihr die ekelhafte Brühe in den Rachen zu kippen. Wie gut das sie nicht in Terentum waren und sie ihren Verwandten eben nicht die schlechten Seiten zeigen wollten. Mit der Zeit würde die Familie schon erfahren, dass sie hin und wieder ziemlich viel Unfug im Kopf hatten.
    Sie lächelte ihrer Schwester entschuldigend zu. „Ich glaub kaum das man damit Löcher in Stein ätzen kann, sonst könnte man es nicht trinken“, stichelte sie in Richtung ihres Ebenbildes. Eigentlich meinte sie es ja nicht Bös und Narcissa lachte ja auch schon wieder und schoss eine kleine Spitze in ihre Richtung ab. Hin und wieder brauchten sie es eben, dass sie sich stichelten. Es war ein Ausdruck ihrer Zuneigung. Septima schien das Ganze sehr amüsant zu finden.


    Auch sie bediente sich schließlich am Obst. Hunger hatte sie ja, ihr war nur noch ein klein wenig schlecht. Aber nach dem ersten Bissen merkte sie, dass sie Essen konnte. Sie warf Titus kurz einen merkwürdigen Blick zu. „Wie würde es denn aussehen, wenn uns unsere Namen auf der Stirn stehen… Dann würde uns sicherlich kein Ehemann mehr haben wollen!“ grinste sie und fand die Idee dann plötzlich doch nicht so schlecht.

  • Septimas Vermutung war zwar zutreffend, hätte allerdings genauso gut in die andere Richtung gehen können. Man trank auch viel, wenn man etwas vergessen wollte, nicht nur wenn einem die Feier gefiel. Ich schmunzelte nur zur Antwort und ließ mich dann von den anderen unterhalten. Flora und Narcissa bekamen beide ebenfalls heißen Weidenrindenaufguss, was mich erneut in mich hineinschmunzeln ließ. Immerhin hatten die beiden sicherlich nicht allzu viel getrunken. Oder doch, und es war nur an mir vorbei gegangen?


    Ein Sklave fragte mit einer Geste zum Essen hin stumm, ob er auch mir etwas auftun sollte. Ich überlegte nur kurz, dann verzog ich das Gesicht und schüttelte den Kopf. Wenn ich nun etwas aß, lief ich Gefahr, dem Frühstück ein unangenehmes Element hinzuzufügen, auf das hier jeder getrost verzichten konnte. Der Aufguss war schon schlimm genug, es gluckerte und polterte in meinem Magen, auch ohne dass ich einen Löffel Brei oder einen Apfelschnitzen genommen hätte.


    Die Sache mit dem Löwen hatte ich gar nicht mehr mitbekommen. Vermutlich war das Bodenmosaik doch sehr inspirierend gewesen, vermutete ich. Ursus' Vorschlag löste bei mir ein schadenfrohes Grinsen aus. Das war natürlich keine Option, sähe aber gewiss amüsant aus. Und für uns wäre es eine Erleichterung. "Es mus scheußlich schmecken. Medizin hilft nur, wenn sie widerlich schmeckt oder riecht", sagte ich überzeugt und grinste die Zwillinge an. Celerina indes schien mir recht ruhig zu sein. Sie trug nicht allzu viel zum Gespräch bei, und ich vermutete Übelkeit bei ihr, oder zumindest Müdigkeit. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte auch sie dem Wein gestern gut zugesprochen. "So, nun da wir alle ausreichend wach sind... Habt ihr euer Geschenk schon entdeckt? Auf dem Weg hierher müsste es euch eigentlich schon aufgefallen sein", sagte ich zu Ursus und Septima. Es sei denn, die Sklaven hatten es in eine Ecke gestellt - oder aber, die beiden waren einfach viel zu müde oder beschäftigt gewesen, um es zu entdecken.

  • Die Neckereien zwischen den Zwillingen gingen weiter und Septima schmunzelte über das teilweise noch kindische Gebaren der beiden. Ihre Jugend schien unbeschwert und fröhlich zu sein. Nur kurz zog ein Schatten über das hübsche Gesicht der Tiberia, ehe sie nach einem Teller verlangte und sich von dem Obstteller etwas aufgeben ließ. „Seit ihr denn lange nicht mehr in Rom gewesen?“ erkundigte sich Septima, denn anders konnte sie sich nicht erklären, weshalb die Zwillingen bei ihrer Ankunft hier, ihre Verwandten nicht erkennen konnten. Später würde sie sich bei Ursus nach dem Alter der beiden erkundigen. Im Moment schätzte Septima die zwei auf das gleiche Alter wie Serrana.


    Ein Stück Birne verschwand in Septimas Mund, doch sie hatte sich mit der Größe und Saftigkeit des Stückes überschätzt, so dass ihr beim zerbeißen der Birnensaft am Mundwinkel herunter lief. Hektisch schaute sie sich nach einem Tuch um, mit dem sie den Saft fort wischen konnte. Ein aufmerksamer Sklave reichte ihr das Gesuchte und Septima konnte den Obstsaft auffangen, ehe er einen Fleck auf ihrer purpurnen Palla hinterlassen konnte. Geschafft. „Gib acht, Titus!“ warnte sie ihren Mann vor. „Die Birne ist sehr lecker, aber auch sehr saftig.“ Würde sie nun geküsst werden, wäre es bestimmt ein süßer und sinnlicher Kuss, malte sich Septima aus und konnte nicht verhindern, dass sie dabei ein Gesicht mit dunkelblonden Haaren vor sich sah.


    „Oh nein, Ursus, du wirst diese hübschen Gesichter ganz bestimmt nicht durch ihre Namen auf der Stirn verschandeln!“ fuhr Septima leicht auf. Sie wußte das der Vorschlag ihres Gatten nur im Scherz gemeint war, aber sie traute den Zwillingen schon zu, dieses zu tun und sei es nur, weil sie ihren Onkel zurück ärgern wollten.


    Ursus war derjenige, der ihr eine Antwort auf ihre Frage gab und Septima nickte, während ein weiteres Stück von der leckeren Birne in ihren Mund wanderte. Nun war sie vorbereitet und es geschah kein Missgeschick mehr. „Das Tablinum reicht mir vollkommen.“ meinte sie leicht hin und grinste in sich hinein. Ursus schien nichts von ihrer Überraschung für ihn und die Gäste zu ahnen und wenn dieser Brix ein guter und verschwiegener Maiordomus war, dann würde auch niemand etwas mitbekommen, bis es endlich so weit war. „Und du läßt bereits den zweiten Tag in Folge deine Geschäfte liegen?“ Jetzt war es Septima, die ihren Mann neckte, was Ursus auch deutlich an ihren Augen sehen konnte, denn sie funkelten ihn ausgelassen an. Wenn es auch keine Liebe war, die sie miteinander verband, so war Septima trotzdem an diesem Morgen glücklich.


    Corvinus zog die Aufmerksamkeit der Tiberia auf sich, als er sich erkundigte, ob sie ihr Geschenk schon gesehen hätten. „Ein Geschenk, welches sich auf dem Weg befunden hatte? Ich fürchte mir ist nicht aufgefallen, was nicht weiter verwunderlich ist, da für mich alles in dieser Villa neu ist.“ entgegnete sie mit einem entschuldigenden Lächeln. Außer Ursus und ihr schien an diesem Morgen niemand so recht Appetit zu verspüren.

  • Die Frage an die Zwillinge, die Septima ausgesprochen hatte, überließ er den beiden zu beantworten. Die Frauen sollten sich richtig kennenlernen und hoffentlich anfreunden. Dann würde es für alle nicht so schwer werden, die Villa Aurelia als neues Heim anzusehen und sich wirklich wohl zu fühlen. Mit einem leichten Schmunzeln beobachtete er, wie seine reizende Frau gerade noch so ein Unglück vermeiden konnte. Er war sicher, daß er es nicht hätte vermeiden können und bewunderte sie für ihre Anmut und Sicherheit, mir denen sie jede Klippe zu umschiffen wußte. Er wollte auch gar nicht wissen, welch ein Vermögen aufgewendet worden war, zu dieser Jahreszeit derart saftige Birnen zu besorgen. Ein Grund mehr, selbst auch davon zu kosten. "Hab Dank für die Warnung", sagte er und fragte sich innerlich, woran sie in diesem Moment wohl dachte, wo sie ein wenig entrückt lächelte.


    "Achwas, ein potentielle Ehemann kann doch nur froh sein, wenn er immer genau weiß, daß es wirklich seine Frau ist, die er gerade in den Armen hält", trieb er den Scherz noch ein wenig weiter, um die Mädchen zu sticheln. "Aber ich sehe schon, mein überaus praktischer Vorschlag stößt auf wenig Gegenliebe. - Ihr müßt von dem Schinken kosten, er ist ausgezeichnet." Warum aß nur keiner so recht? So schlecht konnte es ihnen doch nicht gehen?


    "Ach, Geschäfte. Die habe ich ja ganz vergessen", tat Ursus erschrocken. Der Schalk saß ihm heute eindeutig im Nacken und er zwinkerte seiner Frau zu, die ihre Bemerkung ja sichtlich auch nicht ganz ernst gemeint hatte. "Wie gut, daß ich nun Dich habe, mich an diese wichtigen Dinge zu erinnern." Das war schon nur noch ein halber Scherz. Er musterte sie eingehend, da er gespannt auf die Reaktion war. Würde sie sich allein auf den Haushalt beschränken oder war sie auch an anderen Dingen interessiert?


    "Unser Geschenk? Auf dem Weg hierher?" Ursus schüttelte erstaunt den Kopf. "Gestern und heute ist hier so viel herumgeräumt und dekoriert worden, daß mir tatsächlich nichts aufgefallen ist. Was ist es?" Sein Blick wechselte von Corvinus zu Septima mit der stummen Frage, ob sie einfach nachschauen gehen sollten.

  • "Wir sind doch ganz unschuldig.", bemerkte Narcissa mit einem verschmitzten Lächeln in Richtung Ursus. Natürlich waren sie nicht so unschuldig, wie sie taten, aber selbstverständlich wussten sie sich zu benehmen und hatten ein natürliches Gespür dafür entwickelt, wann es einen Scherz zu beenden und sich zurückzunehmen galt.
    Auch sie war wie ihre Schwester nicht sonderlich von seiner Idee angetan, ihre Namen auf die Stirn zu schreiben und noch weniger von dem Thema Ehemann, weshalb sie forthin dazu schwieg und stattdessen lieber Tiberia Septima antwortete: "Wir waren eigentlich schon seit unserem ersten Lebensjahr nicht mehr hier in Rom. Kurz nach unserer Geburt brachte unsere Mutter uns nach Terentum, wo wir auch aufwuchsen. Manchmal bekamen wir Besuch von Verwandten aus Rom oder Briefe, aber das war eigentlich unser einziger Kontakt zu der Stadt. So ist für uns hier auch alles so neu...", erklärte sie.
    Beiläufig nahm sie sich von der Obstplatte ein paar Apfelschnizen, weil sie nun doch allmählich Hunger bekam. Dieser höllische Sud musste dazu beigetragen haben.
    "Du hast wohl recht...Dann muss dieses Gebräu ein wahres Wundermittel sein", erwiderte Narcissa zerknirscht an Marcus gewandt. "Am besten man bringt sich nicht in die Lage, es benutzen zu müssen"...Dabei hatten sie gar nicht sooo viel Wein getrunken - oder war ihr das nur so vorgekommen? Ein leichter Schmerz pochte nach wie vor in ihren Schläfen.


    Neugierig lauschte sie dann der Unterhaltung zwischen dem frisch vermählten Ehepaar und Marcus. Sie mochte es die Gesichter der Menschen zu beobachten, die etwas geschenkt bekamen. Das war für sie eigentlich immer das interessanteste an Geschenken und nicht die Sache selbst. Titus und Septima schienen erstaunt, reagierten aber beide überaus diplomatisch.

  • Die Nachricht über die Misshandlung des Oleanders hatte mir für diesen Morgen den Rest gegeben. Ziemlich verschnupft und ungewöhnlich ruhig hielt ich mich eher im Hintergrund und verfolgte still den weiteren Gesprächsverlauf, der durchaus seine witzigen Seiten hatte, mich allerdings nur peripher tangierte. Die Sache mit dem Oleander, der einst ein Geschenk an Marcus war, beschäftigte mich immerzu und ich war ganz und gar nicht Ursus´ Meinung, man könne die Tat ungeschehen machen, indem man die Pflanze umtopfte.
    Irgendwann kam die Sprache auf die Geschenke. Herrje, im Zuge der Vorbereitungen hatte ich an alles Mögliche gedacht, nur nicht an ein Geschenk! Doch als ich mir die Frischvermählten so ansah, wie sie so ineinander verliebt schienen ( man konnte direkt neidisch werden),wußte ich genau, was den Beiden zum Glück noch fehlte. Ein Kind! Nun wahrlich, dafür würden die beiden schon selbst sorgen. Doch bis es soweit war, wäre ein wenig Übung sicherlich nicht schädlich.
    Ich winkte meine Charis herbei und flüsterte ihr ins Ohr, sie möge doch Marei herbeischaffen. Die Makedonierin nickte mir ergeben zu und verschwand.

  • Charis traf marei bei Köchin Niki in der Küche an. Dort lehrte die Köchin Marei gerade, wie sie Celerinas kostbare Gläser und wertvolles Geschirr zu spülen hatte ohne das etwas zu Schaden ging. Köchin Niki entliess Marei mit einem Nicken und machte sich daran den Rest abzuspülen.


    Mit verwunderter Miene trottete sie neben Charis her und steckte die vom Abspülen verquollenen Hände in die Taschen ihres Kittels für Küchenarbeiten, welches sie über der Tunika trug. Ach herrjeh.. dieses sollte sie lieber überm Kopf ziehen bevor sie sich den Männern und Frauen zeigte. Eilig zog Marei den Kittel überm Kopf und verstaute ihn über ihren Arm hängend.


    Sie pustete die aufgewirbelten Stirnhaare zurecht und fand sich bald vor versammelter Gesellschaft wieder. Ihre Herrin, die Zwillinge, Ursus und seine Frau sowie weitere Männer waren anwesend. Den Hausherrn Corvinus kannte sie immer noch nicht persönlich, hielt ihn für einen Gast, der ausnahmsweise bei der ersten Mahlzeit des Tages dabei sein durfte.


    Mit leicht gesenktem Kopf ging sie an allen, die sie passierte, vorbei und kam neben ihrer Herrin zu stehen. So.. nun war sie hier. Was Celerina von ihr wollte ahnte Marei nicht. Fest verschränkte sie die verquollenen Hände im Rücken ineinander und wartete geduldig bis man ihrer Anwesenheit gewahr wurde. Sachte baumelte der Kittel in ihrem Rücken hin und her.

  • Weder Ursus noch Septima schienen das doch recht klobige Geschenk bemerkt zu haben. Ich schmunzelte und freute mich kurz wie ein kleiner Junge. Ich hatte vormals vor der Frage gestanden, was man einem frisch vermählten Ehepaar schenkte, noch dazu Ursus, der im Grunde alles besaß was er brauchte und das, was er nicht hatte, auch selbst kaufen konnte. Irgendwelche Schriften fielen demnach weg, zumal unsere Bibliothek gut bestückt war und zumndest ich selbst meine Schriften nicht mit meinem Namenskürzel kennzeichnete, da ich fand, dass diese Dokumente jeder lesen konnte. Etwas anders war es mit den Papyri und Pergamenten in meinem officium, doch aus genau diesem Grund bewahrte ich sie dort auf, wo ich sie eben aufbewahrte.


    Ich war demnach also zu dem Schluss gekommen, dass etwas Schönes und Einfaches recht passend war. Und aus diesem Grund hatte ich bei einem Holzhandwerker eine Bank in Auftrag gegeben. Mit geschmiedeten Elementen und wunderschönen Verzierungen, die Fabelwesen und Sagengestalten darstellten, mit ihren Schnitzereien und Intarsien aus verschiedenen Hölzern und einem eigens angefertigten tiefroten und auflegbaren Sitzpolster würde diese Bank sich in einem lauschigen Eckchen des Gartens besonders gut machen. "Gut - ich möchte dennoch nicht zu viel verraten. Schaut beim nächten Mal einfach ein wenig genauer hin, wenn ihr aus Titus' Schlafgemach kommt. Sie steht rechts. Und ich dachte mir, dass der rote Rosenbusch in der südlichen Ecke des Gartens ein Platz wäre, der sich bestens eignen könnte." Zumal es dort sichtgeschützt war, was auch ein unbemerktes Stelldichein problemlos möglich machte. Ich grinste. Vermutlich dachten beide nun an eine Statue oder eine Sonnenuhr.

  • Ähnlich wie es dem Brautpaar erging, so erging es auch mir, als ich angestrengt darüber nachgrübelte, was wohl Marcus´ Geschenk sein konnte, denn offen gestanden war mir nichts aufgefallen. Und aus Marcus´ Worten wurde ich auch nicht so ganz schlau...
    Glücklicherweise kam auch Charis mit Marei wieder zurück. Bei dem Anblick des Kindes mußte ich allerdings erst einmal schlucken! Wieso hatte diese dumme Sklavin das Mädchen nicht wenigstens etwas zurecht gemacht! Die kleine Sklavin trug zu allem Übrerfluß auch noch eine Schürze. Wahrscheinlich war Charis direkt in der Küche fündig geworden und hatte das Mädchen gleich mitgenommen.
    "Äh, was soll das?" keifte ich die Makedonierin verständnislos an. Wie konnte mich das dumme Stück nur dermaßen bloßstellen? Das würde sie noch bereuen! Nur wollte ich nun keine große Sache darum machen, doch später nach dem Frühstück würde ich mir sie noch vorknöpfen!
    "Zieh ihr wenigstens die Schürze aus und mach ihr Haar anständig!" Meine Güte, an alles mußte man selber denken!
    Charis erkannte sofort ihre Verfehlung und blieb erst wie ein begossener Pudel stehen. Ihre Wangen glühten. Jedermann konnte sehen, wie peinlich das alles war. "Bitte verzeih mir, Herrin!", stotterte sie.
    Schnell beugte sie sich schließlich zu der Kleinen hinunter, zog ihr die Schürze aus und bändigte provisorisch das Haar des Mädchen, so daß sie einigermaßen ansehnlich war.
    Ich räusperte mich und grinste etwas verlegen als ich mich dann an Ursus und Septima wandte. "Nun ja, ich habe mir auch so meine Gedanken gemacht, was ich euch schenken könnte. Und da ihr ja schon die wichtigsten Dinge habt, die man so braucht, dachte ich, ich schenke euch etwas, womit ihr euch selbst auf die Probe stellen könnt, was es heißt, einmal Eltern zu sein. Ich habe bewußt auf eine jüngere Variante verzichtet, um euch nicht schon vorab die Freude zu nehmen. Tada... das ist euer Geschenk! Marei, komm her! Von nun an gehörst du Ursus und Septima!"Ich hatte die Kleine etwas zu mir hergezogen und sie so umgedreht, daß sie nun mit dem Rücken zu mir und dem Gesicht zum Brautpaar stand.

  • Die lange Abwesenheit der Zwillinge aus Rom erklärte ihre Anfangsschwierigkeiten mit dem Erkennen der aurelischen Familienmitglieder. Septima lächelte milde zu der Erklärung und bot ihre Hilfe an. „Wenn ihr wollt, können wir uns die Stadt gerne mal zusammen anschauen.“ schlug sie freundlich vor und hatte einen gemütlichen Ausflug in einer Sänfte vor Augen, wo sie durch die Straßen Roms getragen wurden und nur an den eindrucksvollsten Plätzen ausstiegen.


    Ursus nahm ihr die Neckerei in Bezug auf seine Arbeit nicht übel, sondern ging sogar darauf ein. Um ein Haar hätte Septima den Spruch ‚Hinter jedem starken Mann, steckt eine starke Frau’ von sich geben, verkniff es sich aber in Anbetracht der ihr nicht so gut bekannten Familienmitglieder lieber. Statt dessen schaute sie ihren Gemahl lieber frech grinsend an und schob ein weiteres Obststück in ihren süßen Mund. Bei dem von Ursus angesprochenen Schinken verzog Septima angewidert den Mund. „Doch nicht zum Frühstück.“ antwortete sie ihm. „Überhaupt finde ich es gar nicht gut, wenn man sich direkt nach dem Aufstehen den Magen so voll stopft als gäbe es bis zur Cena nichts mehr zu essen.“ Damit hatte sie ihre Meinung gesagt und hielt sich lieber wieder an das Obst. Die kleine Schüssel Hirsebrei zählte wohl kaum als vollwertige Mahlzeit.


    Nur ganz am Rande bekam Septima mit, wie Celerina einen Sklaven zu sich zitierte, diesem einen Auftrag gab und kurz darauf ein Sklavenkind ins Triclinium trat. Da war die Beschreibung von Corvinus Geschenk an sie beide doch wesentlich interessanter. ‚Sie steht rechts? Und der Platz neben dem Rosenbusch wäre gut geeignet?’ Gut geeignet wofür? Gespannt und mit einem Fragezeichen auf dem Gesicht, schaute Septima erst Corvinus und dann Titus an. „Hast du eine Ahnung was er damit meint?“ Dann kam ihr eine Eingebung und Septima’s Augen gingen zurück zu Corvinus. „Eine Statue? Aber… wieso hast du diese nicht direkt im Hortus aufstellen lassen?“ erkundigte sie sich bei ihrem freundlichen Spender.


    Und auch Celerina hatte noch ein Geschenk für das frisch vermählte Paar. Die Flavia schaffte es, Septima absolut zu überraschen, was ihrem Gesicht durchaus anzusehen war. „Ähm…“ ‚Wunderbar, ganz toll! Das war keine besonders damenhaft Äußerung, Septima du Trampel! Aber was bitte sollen wir mit einem Sklavenkind?’ rügte sie ihr Geist sofort selbst und sogleich erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. „Das ist eine reizende Idee, Celerina.“ Dann wand sie sich an Marei. ‚Ein Mädchen also, trotz der kurzen Haare. Ob das mit den kurzen Haaren von Celerina beabsichtigt war?’ Septima steckte auffordernd eine Hand nach dem Kind aus und lächelte ihm lieb entgegen. „Komm her, mein Kind.“ forderte sie Marei mit sanfter Stimme dazu auf näher zu kommen.

  • Celerina bemerkte ihre Anwesenheit und schien jedoch nicht zufrieden zu sein mit ihrem Aussehen. Betreten schauend liess sie sich von Charis zurecht machen. Sie schenkte der bestürzten Sklavin ein entschuldigendes und zugleich dankbares Lächeln. Die Schürze beziehungsweise den Kittel hielt Marei in der geballten Hand hinterm Rücken fest.


    Im nächsten Moment stand sie neben ihrer Herrin und musste sich zu wem anders umdrehen. Ihr Blick blieb auf dominus Ursus und seiner Frau hängen. Dann hörte sie wie Celerina davon sprach, dass sie ab nun dem glücklichen Hochzeitspaar gehörte. Verdattert blickte sie Celerina über die Schulter zurückblickend an, forschte ob ihre ehemalige Herrin es wirklich ernst meinte. Es schien dem so zu sein. Septimas Stimme erreichte Mareis Ohr.


    Immer noch ziemlich verdattert über das was hier vorging ging sie mit wackligen Knien zu ihr rüber, stellte sich neben sie und wagte es nicht zu Celerina zurückzuschauen. Was hatte Marei bloß falsches getan, während sie ihr diente? Dem kleinen Sklavenmädchen fiel nur die Episode des Trauben wegessens und die Phase des Krankseins ein. "Salve, domina." flüsterte Marei leise. "Ich bin Marei." Mit einer kleinen Verbeugung stellte sie sich der neuen Herrin vor, schwieg schliesslich, darauf wartend, was sie nun machen oder sagen sollte.

  • Als Corvinus beschrieb, wo sein Geschenk stand, schaute Ursus zunächst nur verblüfft drein. Dann lachte er. "Mir ist tatsächlich nichts aufgefallen. Aber wir werden nach dem Frühstück gleich danach schauen. Im Garten soll es seinen Platz finden? Ich weiß wirklich nicht, was das sein soll." Eine Pflanze wohl kaum, denn dann hätte Marcus kaum den Rosenbusch erwähnt. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich schon jetzt bedanken soll. Wo ich doch noch gar nicht weiß, was es ist." Immer noch lachte er, denn er nahm trotz ihrer kleinen Differenzen nicht an, daß sein Onkel etwas zur Hochzeit schenkte, was nicht dankenswert wäre. Und war ihm wirklich dankbar, denn bestimmt hatte er sich viele Gedanken um ein passendes Geschenk gemacht.


    Septimas freches Grinsen war für Ursus ein Rätsel. Was ging wohl in diesem hübschen Kopf vor sich? Die Bemerkung mit dem Essen traf natürlich. Unwillkürlich faßte sich Ursus in die Bauchgegend, auch wenn es an seiner Figur bisher noch nichts auszusetzen gab. "Naja, normal bin ich um diese Zeit schon lange auf und habe schwer trainiert. Das heute ist eine Ausnahme." Er wußte gar nicht, warum er sich eigentlich rechtfertigte. Trotzdem blickte er sie fast entschuldigend an, als hätte er etwas angestellt. Na, er würde doch wohl nicht unter den Pantoffel rutschen? Unwillkürlich räusperte er sich und nahm sich schon aus Protest eine weitere Scheibe Schinken.


    Die kleine Marei wurde gerufen und Ursus mußte schmunzeln, als er sah, wie die Kleine aussah. Als dann aber Celerina erklärte, das Mädchen sollte nun in den Besitz von Septima und Ursus übergehen, verschluckte er sich an seinem Schinkenbissen. Hustend schaute er zu Celerina und brachte erst einmal keinen vernünftigen Ton heraus. Zum Glück reagierte Septima und rief das Kind zu sich. Ursus hustete sich aus und trank einen Schluck Wasser. Dann wandte er sich an Celerina. "Das ist sehr großzügig von Dir. Marei ist ein liebes und intelligentes Kind. Ich bin sicher, aus ihr wird eine sehr zuverlässige und brauchbare Frau. Hab Dank für diese wundervolle Geschenk." Er streckte seine Hand aus und streichelte damit über die Haare der Kleinen. Dabei lächelte er sie freundlich an. Er mochte Marei, auch wenn sie oft noch allerlei Unfug im Kopf hatte. Oder vielleicht auch gerade deswegen. Sie war eben ein Kind.

  • "Das ist sehr freundlich von dir", erwiderte Narcissa sichtlich angetan von Septimas Angebot. "Wir beide", sie blickte rasch zu ihrer Zwillingsschwester "würden uns wirklich freuen!" Bisher hatte sie hauptsächlich die männlichen Mitglieder der Familie kennen gelernt und es wäre eine gute Gelegenheit, nun auch einmal den weiblichen Teil der Aurelia näher kennen zu lernen.


    Mit Interesse verfolgte sie die Hinweise, welche Marcus dem frisch vermählten Ehepaar zu schob und nahm sich nebenbei ein kleines Stück Brot, um ein wenig daran zu Kauen. Ihre Kopfschmerzen, oder vielmehr das unangenehme Pochen in ihren Schläfen ließ allmählich nach und ihr Appetit regte sich allmählich. Die kleine Marei betrat schließlich den Raum und sie lächelte ihr freundlich zu. Nur aus dem Augenwinkel heraus vernahm sie die Geschehnisse um Marcus´ Ehefrau, der sie bisher noch nicht persönlich vorgestellt worden war. Sie wies ihre Leibsklavin zurecht, die sich dann daran macht, die Haare des Sklavenmädchen zu bändigen. Das irritierte die junge Aurelia und sie kräuselte kritisch die Stirn. Was sollte das bloß?
    Im nächsten Augenblick biss sich Narcissa beinnahe auf die Zunge, als Celerina das kleine Mädchen Titus und Septima zum Geschenk machte, konnte ihre überraschte Reaktion - im Gegensatz zu Titus - jedoch noch kaschieren. Fast schon fassungslos, wie Celerina es fertig brachte, das kleine Mädchen einfach so zu verschenken, sah sie zu, wie Septima Marei zu sich rief. Natürlich war Marei ein Sklave - aber verschenken?
    Abermals tauschte sie einen Blick mit Flora. Was die wohl davon hielt?

  • Einen Moment lang, betrachtete ich mir die Gesichter der Beschenkten. Ich sah Überraschung in ihren Gesichtern. Ob sie nun positiv überrascht waren oder nicht, konnte ich nicht exakt feststellen. Doch Septimas freudige Ausruf, bestätigte es mir einmal wieder: Es war eine gute Idee! Und auch die kleine Marei machte ihre Sache gut. Arig stellte sie sich ihrer neuen Herrschaft vor und grüßte dann auch noch. "Brav Marei!", lobte ich noch das Kind, bis es nun endgültig in den Besitz des Brautpaares überging. Auch Ursus schien ganz von ihr angetan zu sein. Sie war ja auch ein liebes Kind, wenn auch manchmal etwas vorlaut.
    "Nichts zu danken! Ich hoffe sie bereitet euch viel Freude!", ewiderte ich lächelnd.
    Ein wenig befremdlich erschienen mir hingegen die vielsagenden Blicke, die sich die beiden Zwillinge zuwarfen. Natürlich waren sie mir nicht entgangen, doch ich sagte nichts dazu. Denn was war denn so verwerflich daran, Sklaven zu verschenken? Dabei spielte es keine Rolle, ob es sich um einen Sklaven im besten Alter handelte oder einem Kind. Hätte ich den beiden einen alten Knaben geschenkt, wäre dies mit Sicherheit ein Affront gewesen. So besaß das Brautpaar nun eine blutjunge Sklavin, die sie noch nach ihren Vorstellungen heranziehen konnten. Also ein durchaus wertvoller Besitz!

  • Seltsamerweise hustete dominus Ursus. Sie sah ihn fragend an und hoffte, dass sein Husten bald aufhören würde. Und das tat es auch bald und er sprach gut über sie. Sie schenkte ihm ein schüchternes, aufmunterndes Lächeln und hielt den Kopf erhoben, solange er über ihre Haare streichelte. Plopp, nach der verbeugung hingen die Stirnhaare wieder in den Augen. Marei pustete diese wie immer mit einem Atemstoß zur Seite. Celerinas Worte verpassten ihr einen kleinen Stich im jungen Herzen. Was nur hatte sie falsch gemacht, dass sie verschenkt wurde? Tapfer hielt sie die aufsteigenden Tränen zurück und suchte nach etwas worauf sie ihre Augen richten konnte zum sich ablenken von den Tränen. Ach, die Zwillinge waren auch anwesend. Marei versuchte für Flora und Narcissa ein kitzekleines Lächeln zustande zu bringen und zugleich Ursus und Septima nicht vom Lächeln auszuschliessen.

  • „Gut, dann werde ich eine Stadtführung veranlassen und gebe euch Bescheid wann diese stattfinden wird.“ verkündete Septima an die Zwillinge gewandt und nahm sich fest vor, dies in den nächsten Tagen zu organisieren.


    Ursus reagierte ertappt auf ihre Anspielung zum Essen und Septima musste erneut grinsen. Noch hatte sie nichts an seiner Figur zu beanstanden und dass der Mann nach dieser Nacht ordentlich Hunger hatte, konnte sie ihm wohl kaum übel nehmen. „Schwer trainiert? Was pflegst du denn sonst morgens zu essen? Oder isst du gar erst nach der Salutatio?“ erkundigte sie sich neugierig bei ihrem Gemahl.


    Das Sklavenkind trat vor Septima, nicht ohne noch einen Blick zurück zu Celerina zu werfen. Marei wirkte verunsichert, gar ängstlich, obwohl sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen. „Keine Sorge, wir werden schon ein paar geeignete Aufgaben für dich finden, die ein Kind nicht überfordern. Fürs erste ändert sich nichts für dich. Nun geh, ich werde später noch in Ruhe mit dir sprechen.“ entließ Septima das Kind. Sie hatte schon angekündigt, dass sie nach dem Frühstück mit dem Maiordomus sprechen wollte, dann konnte sie auch noch mal nach Marei schicken lassen. ‚Was fang ich bloss mit einem Sklavenkind an?’ grübelte sie während des weiteren Essen nach. Ein Gutes hatte das Geschenk von Celerine, sie zerbrach sich nicht länger den Kopf über das Geschenk von Corvinus, sondern würde später ganz überrascht feststellen, dass es eine Bank war, die er ihnen für gemeinsame Stunden im Hortus geschenkt hatte. Ob es solch gemeinsamen Stunden geben würde?

  • Ursus lächelte, als Septima sich nach seinen Gewohnheiten erkundigte. "Ich frühstücke für gewöhnlich kurz vor der Salutatio. Getreidebrei, Brot, Moretum und manchmal ein bißchen Schinken und natürlich Obst. Dazu trinke ich Milch. Ich hoffe, das findet Deine Zustimmung?" Er zwinkerte ihr amüsiert zu, sollten die anderen doch darüber denken, was sie wollten.


    Marei erschien auch Ursus ein wenig verstört, sah er da nicht sogar ein wenig Feuchtigkeit in ihren Augen? Hatte das Kind doch schon so viel Zuneigung zu Celerina gefaßt, daß es sich nun fortgestoßen fühlte? "Wie wäre es, wenn Du zu Cimon gehen würdest? Und ihm davon erzählst? Ihr beide seid doch nun beinahe so etwas wie Bruder und Schwester, meinst Du nicht?" Er wußte, daß sie Cimon sehr mochte. Und umgekehrt auch. Deshalb hoffte er, daß sie nun die positive Seite der Angelegenheit sehen und ihre Traurigkeit vergessen würde.


    Nun wandte er sich wieder den jungen Frauen zu. "Ihr wollt also die Stadt unsicher machen? Wenn ihr mir rechtzeitig Bescheid gebt, dann richte ich es so ein, daß Cimon euch begleiten kann." Dann könnte er wenigstens ohne Sorge sein. Natürlich gab es auch andere zuverlässige Sklaven im Haus und er hatte auch nicht gemeint, daß nur Cimon die Frauen begleiten sollte. Aber wenn er dabei war, hatte Ursus einfach ein besseres Gefühl.

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