Abschlussvisite

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    Da Crios sich unterhalten hatte, schlug Leander ein sehr gemütliches Gehtempo in Richtung Treppenaufgang ein. Die Cubicula lagen im ersten Stock, und so konnten sie sich auf den Gängen der Casa noch unterhalten.
    Leander wartete einfach, was Crios wohl wollen würde, fing aber selbst kein Gespräch an. Da war er einfach zu sehr Sklave, um von sich aus so vorschnell das Tempo einer Unterhaltung vorzugeben, und außerdem dachte er sich, dass Crios schon mit der Sprache herausrücken würde, sonst hätte er nicht gefragt. Außerdem machten sein langsamer Gang und der fragende Blick deutlich, dass Leander eigentlich nur auf ein Wort seines Landsmannes wartete.




    LEIBSKLAVE - IUNIA AXILLA

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    Crios folgte Leander durch die Gänge und musterte ihn einige Momente lang schweigend, aber der Sklave machte keine Anstalten, von sich aus ein Gespräch in Gang zu bringen, ihn etwa zu fragen, weshalb er ihn reden wollte, also begann Crios einfach: „Ich denke, dass es ihr jetzt gut genug geht, dass ich nicht mehr vorbei zu kommen brauche. Allerdings würde ich gern mit dir reden. Über das, was sie noch brauchen wird die nächsten Tage und Wochen, bis sie sich vollständig erholt hat. Wenn irgendwas sein sollte, kannst du mich natürlich jederzeit rufen lassen.“ Er sah sich kurz um, während sie die Treppen hinaufgingen, dann meinte er: „Wenn’s dir recht ist, sollten wir vielleicht irgendwohin gehen, wo uns keiner über den Weg laufen kann.“ Ihm lag noch mehr auf dem Herzen, was er mit Leander besprechen wollte. Crios überlegte, ob er ihn wohl nach dem Vater fragen konnte. Ob er ihm erzählen sollte, wie der bei ihm aufgelaufen war, dass er ihm eine verpasst hatte… Sein Magen tat immer noch weh, wenn er daran dachte. Aber das wollte er nicht hier mitten im Gang erzählen, und noch weniger hier, mitten im Gang, nach dem Vater fragen, wo doch sonst keiner wusste, was überhaupt passiert war. Nicht mal Iunia Serrana wusste es, nicht offiziell jedenfalls, so weit er informiert war, auch wenn sie sich sicher ihren Teil dabei hatte denken können in jener Nacht. Dann meinte er plötzlich, in einem recht sprunghaften Themenwechsel: „Du siehst nicht allzu gut aus.“




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    Es dauerte auch nicht lange, bis Crios zu reden anfing. Leander nickte bei sienen Worten langsam mit dem Kopf, auch wenn er sich fragte, ob domina Serrana für dieses Gespräch nicht vielleicht besser geeignet wäre. Andererseits war diese seit den Vorkommnissen auch etws verstört und verschreckt und ging Axilla ein wenig aus dem Weg, was der Sklave sehr wohl auch mitbekam. Von daher war es vielleicht wirklich nicht schlecht, wenn er alles wusste, was man noch zu tun hatte.
    “Ja, komm hier herein, bitte“, meinte Leander nur auf die Frage hin, ob sie sich irgendwo ungestört unterhalten konnten. Im Gegensatz zu den Zimmern der Herrschaften befanden sich die Zimmer der Sklaven teils im Erdgeschoss, so auch seines, und es bedeutete nur einen kleinen Umweg. Dort aber waren sie in jedem Fall erstmal ungestört.
    Leander öffnete also die Tür und ließ Crios eintreten. Der Raum war ein einfaches, kleines Zimmer mit einem Bett, einer Kleidertruhe und einer Waschmöglichkeit, ansonsten entbehrte er jeglichem Komfort. Aber Leander brauchte auch nicht viel, so dass es ihm genügte. Was der Raum nicht hatte, war einen Stuhl für Gäste, so dass Crios sich entweder aufs Bett setzen konnte – was er wohl nicht machen würde, wie Leander schätzte – oder sie blieben eben beide stehen.
    Als Crios dann meinte, Leander sähe 'nicht allzu gut' aus, sah der Grieche ein klein wenig vorwurfsvoll drein, aber nur ein wenig. “Mir geht es gut. Es ist nur etwas schwierig im Moment, zur Ruhe zu kommen. Keine Sorge, mir geht es gut.“
    Und gegen einen von Sorgen geplagten Kopf gab es ohnehin kein Kraut, das einen nicht gleichzeitig gänzlich außer Gefecht setzte.
    “Und domina Axilla geht es auch wieder gut. Sie war gestern sogar auf einer kleinen Hochzeitsfeierlichkeit. Ich danke dir dafür. Was gibt es denn noch zu beachten? Sie scheint doch soweit wieder genesen zu sein?“
    Dass der Arzt sich davon noch überzeugte, ehe Axilla wieder regelmäßig ihren Körper und ihren Geist belastete, fand zwar Leanders vollste Zustimmung, aber dennoch verstand er nicht so ganz, was Crios meinte. Andererseits war er ja auch kein Arzt und hatte keine Ahnung von weiblichen Körpern, erst recht nicht von ihren Leiden.



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    Crios folgte Leander, als dieser ihn in einen Raum führte – der seine, schätzte er, zumindest war deutlich, dass es sich um einen Schlafraum handelte, und Crios wagte zu bezweifeln, dass Leander ihn einfach in irgendeinen geführt hatte –, und nachdem er gesehen hatte, dass kein Stuhl da war, setzte er sich auf das Bett, fühlte er sich doch wohler, wenn er saß. Was Leander über sein eigenes Wohlbefinden erzählte, fand Crios nicht sonderlich aussagekräftig, aber irgendwie hatte er auch nichts anderes erwartet. In jedem Fall würde er ihm seine Hilfe nicht aufzwingen. In dieser einen Nacht war es etwas anderes gewesen, so erschöpft und fertig, wie er und Serrana gewesen waren, da hatte er es für vertretbar gehalten, ihnen mehr oder weniger ohne ihr Wissen etwas zu geben, aber jetzt würde er das nicht tun. „Sieh zu, dass du genug Schlaf bekommst“, meinte er also nur, dann lauschte er Leanders Worten, was Axilla betraf. „Das ist schön zu hören, dass es ihr wieder besser geht.“ Er kramte in seiner Tasche und zog einen Beutel hervor. „Hör zu, ich hab hier noch mal einen kleinen Vorrat zusammengestellt von der Kräutermischung. Sie sollte mindestens noch eine Woche jeden Tag einen Aufguss davon trinken, am besten abends, dann können sie über Nacht in Ruhe wirken. Von der Salbe müsste sie ja noch genug da haben.“ Crios hatte ihr bereits am darauffolgenden Tag eine Salbe vorbeigebracht, inwendig aufzutragen, so tief wie möglich, hatte er ihr erklärt. „Dass sie schon wieder außer Haus geht, ist gut. Aber sie sollte immer noch auf alles verzichten, was sie anstrengt. Das…“ Er zögerte kurz, aber es brachte ja nichts, um den heißen Brei zu reden. Es hatte einen Grund, warum sie überhaupt seine Hilfe benötigt hatte. „Das schließt Sex mit ein. Es besteht die Gefahr, dass dann in ihrem Körper die Wunden wieder aufreißen.“ Dann zögerte Crios wieder. Er hatte zwei Themen, die ihm auf der Seele brannten, zwei Themen, die er nicht gern ansprach – zwei Themen, von denen er eines jedoch ansprechen wollte und das andere ansprechen musste. Er beschloss, sich zuerst letzterem zu widmen. Das erste hatte nicht in erster Linie etwas mit seiner Patientin zu tun. „Hör mal… weißt du, wann sie das letzte Mal geblutet hat? Ich meine vor der Schwangerschaft?“




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    Am liebsten hätte Leander gesagt, er solle das seiner Herrin sagen und nicht ihm. Wenn es nach ihm gegangen wäre – was es ja nicht tat und nie tun würde – dann wäre es nie so weit gekommen. Dann hätte Axilla schon mit dem griechischen Strategen nichts angefangen, von der Sache mit dem Aelier ganz zu schweigen. Dann wäre sie noch brav und unschuldig und vor allem kerngesund.
    So aber nickte er nur, nachdem er gesehen hatte, wie Crios sich auf sein Bett gesetzt hatte. Kurz huschte der Gedanke, wann sich da zuletzt ein junger Mann hingesetzt hatte, durch seinen Geist, aber im Grunde war er viel zu müde, um darüber nachzudenken. “Gut, ich werde es beachten. Aber du solltest ihr das vielleicht selber noch einmal sagen. Auf dich wird sie eher hören als auf ihren Sklaven.“ Zwar ließ sich Axilla auch von Sklaven durchaus mal etwas sagen, aber letzten Endes war sie ja doch die Herrin und hatte die Entscheidungsgewalt.


    Bei der nächsten frage allerdings wurde Leander doch etwas mulmig. Es war ja nicht so, als ob er Axilla in diesem doch sehr privaten Bereich nachspionierte, aber natürlich wusste er sowas. War ja oft genug, dass er das Bett machte oder ihre Wäsche vom Boden aufklaubte, um sie zum Waschen zu geben. Abgesehen davon, dass Axilla wie alle Frauen schlechte Laune hatte, wenn sie ihre Tage hatte. Es war fast unmöglich, das nicht mitzubekommen. Dennoch fand er die Frage etwas seltsam, und er fühlte sich alles andere als wohl bei der Antwort.
    “Das war... noch in Ägypten. Also muss es Anfang November gewesen sein. Ja, oder sogar noch Oktober, ich weiß nicht mehr, wann Neumond war. Auf der Überfahrt war es auf jeden Fall nicht, aber die domina war auch wirklich schwer seekrank, so dass wir uns nichts weiter dabei gedacht haben. Weshalb fragst du danach?“
    Irgendwie wurde Leander so ein seltsames Gefühl in der Magengegend nicht los.



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    „Hatte ich eh vor. Aber je mehr davon wissen, und sie notfalls auch daran erinnern… Es ist einfach sicherer.“ Crios zuckte die Achseln und sah zu Leander hoch, der keine Anstalten machte, sich zu setzen. Ihn störte das nicht großartig, er machte sich selten Gedanken darüber, ob sein Verhalten vielleicht unhöflich war, aber in diesem Moment wäre es doch lieber gewesen, Leander hätte sich gesetzt. Wäre auf einer Augenhöhe gewesen. Aber aufstehen wollte Crios auch nicht, und so neigte er sich etwas vor, in etwas breiterer Sitzhaltung, und stützte seine Unterarme auf seinen Oberschenkeln ab. Und schloss die Augen, als er Leanders Antwort hörte. Nur einen Moment später sank sein Kopf etwas nach unten. November. Eventuell sogar Oktober. Was das hieß, war im Grunde eindeutig. „Ich frage nach, weil…“ Er holte Luft. „Wegen dem Trank. Dem Kind.“ Jetzt sah Crios doch wieder auf. „Wenn ihre letzte Blutung bereits so lange zurück liegt, dann… dann hat der Trank nicht funktioniert“, erklärte er mit leiser Stimme, während er Leander musterte, aufmerksam und seltsam müde zugleich. „ Kinder wachsen schnell, am Anfang, nicht erst nach der Geburt, sondern auch schon vorher, im Mutterleib. Ich… hab es gelernt, und… auch gesehen. Nicht bei einer Abtreibung, aber bei Fehlgeburten, in unterschiedlichen Phasen der Schwangerschaft. Das… das Kind ist in diesem Stadium bereits mindestens eine Handbreit groß. Das…“ Crios stockte ganz kurz. „Wir hätten es sehen müssen“, endete er schließlich.




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    Notfalls daran erinnern... das war leichter gesagt, als getan. War ja nicht so, als ob Leander dann als Publikum daneben stand, wenn seine Herrin mal wieder von ihren Trieben übermannt wurde. Aber Leander sagte nichts und lehnte sich nur ein klein wenig gegen die Wand. Er hätte es etwas komisch gefunden, sich neben Crios ins Bett zu setzen. Das hätte ausgesehen... naja, als ob sich die beiden näher stünden. Es würde zwar wohl niemand hier hereinplatzen, aber trotzdem.


    Leander lehnte also leicht gegen die Wand, als Crios seine Sitzposition änderte und mit einem Mal befangen wirkte. Er druckste ein wenig herum, und Leander befürchtete schon, dass er gleich sagen würde, Axilla sei unfruchtbar oder etwas ähnlich katastrophales. Und im Grunde hatte er mit seiner Vorahnung da auch schon ganz recht.
    Im ersten Moment stand der Mund des Griechen einfach nur offen, im nächsten wurde er weiß. “Kann es nicht sein, dass es kleiner war und in den Laken irgendwie übersehen wurde? Ich meine,d a war so viel Blut, kann man das denn mit Sicherheit sagen?“
    Und keinen Moment später, den er genutzt hatte, um sich mit der Hand an die Stirn zu packen, kam ein gequältes “Oh Götter, sie wird es nochmal versuchen müssen...“ über seine Lippen. Und plötzlich wünschte Leander sich, er würde doch sitzen. Das alles nochmal durchzumachen... Oh, Götter, habt Erbarmen...



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    Crios nickte langsam. „Deswegen hab ich gefragt, wann die letzte Blutung war. Und wenn sie so lange her war…“ Er zuckte hilflos die Achseln. Leander war bleich geworden, und er tat ihm leid, wie er ihn anstarrte, wie entsetzt er zu sein schien. „Es wäre aufgefallen. Dir, Serrana, mir, spätestens der Sklavin, die die Tücher weggebracht hat. Wenigstens einem von uns hätte das auffallen müssen, und ich hab ja danach Ausschau gehalten. Gut, ein paar Wochen machen da viel aus, in der Phase, aber… du hast gesagt, dass ihre Blutung schon so lang her ist.“ Dann wurde Crios’ Gesicht düster. „Noch mal? Du meinst ernsthaft, sie will das noch mal versuchen?“ Er presste die Lippen aufeinander. „Ich werd ganz sicher nicht noch mal meinen Kopf dafür riskieren, davon kannst du ausgehen“, entfuhr es ihm, bevor er nachdenken konnte. „Hör zu, sie… sie wird ohnehin erst mal warten müssen. Jetzt wär das zu gefährlich für sie“, versuchte er abzulenken.




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    “Na, was soll sie denn machen, Mensch?“ fuhr Leander kurz selber auf. “Sie kann ja kaum ein uneheliches Kind kriegen.“
    Er fing an, im Zimmer zwei Schritte zu gehen, als müsse sich die Unruhe irgendwie köerperlich abarbeiten. Das war eine Katastrophe! Das war eine riesige, unerreichbare, Vulkanausbruch-mit-Erdbeben-und-Sonnenfinsternis-mäßige Katastrophe“
    “Das ist eine Katastrophe!“
    Leander bleib stehen, stützte die Hände in die Hüften und atmete erst einmal durch. Wenn er den Kopf verlor, nützte das niemandem was. Er atmete einmal, zweimal, dreimal, und schüttelte dann den Kopf. Ruhig bleiben und alles logisch durchdenken hieß die Devise.
    “Wird es für sie nicht umso gefährlicher, je größer das Kind wird? Ich hab gehört, wenn der Bauch einmal angefangen hat, zu wachsen, geht es nicht mehr richtig.“
    Nicht, dass er sich damit nur im Mindesten auskannte. Er hatte das nur irgendwannmal von den weiblichen Sklavinnen so aufgeschnappt und es irgendwo im Hinterkopf unter der Rubrik „unnützes Wissen“ abgelegt. Crios machte zwar durchaus den Eindruck, als wäre es ihm ernst, dass er das nicht mehr machen würde und sie sich folglich einen anderen Medicus suchen mussten, aber die Frage konnte er sicher beantworten. “Aber was meinst du mit deinen Kopf riskieren? Abtreibungen sind doch legal?“



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    „Besser ein uneheliches Kind als dass sie draufgeht, meinst du nicht?“ entgegnete Crios scharf. Und dann schwieg er erst mal, sondern sah Leander nur zu, wie der auf und ab lief und versuchte, sich zu beruhigen. Eine Katastrophe. Möglich, dass es eine war. Aber das war etwas, was sie sich wirklich vorher hätte überlegen müssen. Es schien ja nicht so gewesen zu sein, dass sie gezwungen worden war… Und, davon abgesehen, Crios hielt es für gar keine so große Katastrophe. Dann kaschierte sie ihren Bauch halt so lang es ging und verzog sich im Anschluss bis zur Geburt auf ein Landgut ihrer Familie – täuschte irgendeine Krankheit vor oder sonst was. Oder behauptete, wieder nach Ägypten gegangen zu sein. Musste sie sich immer noch überlegen, was sie mit dem Kind machte, aber es ließ sich doch definitiv irgendwie verschleiern. Aber es war nicht an ihm, das vorzuschlagen, und im Grunde war ihm der Teil eigentlich auch egal. Ihn ging in erster Linie an, was jetzt geschah, und ob Axilla auf seinen Rat hörte oder nicht, noch war sie seine Patientin. „Ja… In jedem Fall wirken irgendwann die Tränke nicht mehr. Dann muss man schneiden. Aber das machen andere.“ Zu schneiden war nicht die Aufgabe der Ärzte. Und dann kam Leander doch noch auf das zu sprechen, was Crios unvorsichtigerweise hatte verlauten lassen. Er zögerte kurz. Er hatte das Thema ohnehin ansprechen wollen. Nur war er sich nicht so sicher, ob das hier der richtige Zeitpunkt war. „Nicht ohne das Einverständnis der Familie. So weit ich weiß, jedenfalls. Und wenn es schief geht, wenn sie stirbt, ist der Trankverabreicher schuld. Ganz davon abgesehen dass ich eigentlich Arzt geworden bin, um Menschen zu helfen, nicht um sie krank zu machen oder gar zu töten“, antwortete Crios. Und dann gab er sich einen Ruck. Er hatte es ohnehin ansprechen wollen, also warum nicht jetzt? „Davon abgesehen war der Vater bei mir. Ich weiß nicht, woher er von mir wusste, aber ich hab ehrlich gesagt nicht vor, mich mit dem Kerl anzulegen. Das eine Mal hat mir gereicht, allein dafür sollte ich ihn eigentlich schon anzeigen.“




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    Ganz kurz war Leander versucht zu sagen, dass es wohl aufs gleiche rauslief, ob sie richtig starb oder eben nur gesellschaftlich. Und dass er nicht ganz ausschließen konnte, ob Axilla nicht eine ganz endgültige Lösung in Erwägung ziehen würde, wenn klar war, dass sie noch schwanger war. So lässig sie doch im allgemeinen war, so durchtränkt war sie doch von dieser Vorstellung von Ehre, die die Iunia seit jeher zu beeinflussen schien. Nicht umsonst beriefen sie sich auf den ersten Konsul der Republik und damit auch auf Lukretia, die wegen einer erzwungenen Vergewaltigung Selbstmord begangen hatte, um eben nicht die Ehre der Familie zu beschmutzen. Aber er verbiss sich den Kommentar und hörte stattdessen lieber die anderen Antworten von Crios umso genauer an.
    “Ich hoffe, ich kann sie davon überzeugen, das nicht zu tun. Schneiden ist gefährlich, und es macht unfruchtbar. Wir könnten...“ Auch Leanders Gedanken gingen in die Richtung, es zu kaschieren und zu verschweigen. Sie könnten nach Ägypten zurückreisen und das Kind dort einfach als Diener im Hausstand aufwachsen lassen. Sofern Axilla sich soweit davon distanzieren konnte, manchmal waren Mütter nach der Geburt ja sehr anhänglich gegenüber ihren Kindern. Einige wollten sie nichtmal der Amme geben.
    Als Crios dann aber vom Vater erzählte, fiel Leander aus allen Wolken. Einen Moment schaute er nur verdattert drein, dann entschied er sich, doch etwas zu sagen. “Ähm, ich würde davon absehen, den Vater zu beschuldigen.“
    Kurz überlegte Leander, wie er es am besten formulierte, ohne jemanden zu verraten. Er wusste ja, dass die Taberna medica Decima Seiana gehörte, und Aelius Archias diese ehelichen würde. Aber das musste der Angestellte hier ja so alles gar nicht wissen. “Er hat gute Kontakte ins Kaiserhaus... und seine Zukünftige ist mit deiner Arbeitgeberin recht gut bekannt.“ Das war knapp an der Wahrheit vorbeigeschrappt, aber so waren alle guten Lügen.
    “Ich denke auch nicht, dass er dir nochmal Ärger bereiten wird.“




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    Crios zuckte andeutungsweise die Achseln. „Wie gesagt: die Tränke wirken irgendwann nicht mehr. Jetzt…“ Er ließ den Satz unvollendet. Er hatte ohnehin schon deutlich gemacht, dass er dafür nicht noch mal zur Verfügung stehen würde, und das gleich aus mehreren Gründen. Axilla hatte ohnehin Glück, dass es so glimpflich abgegangen war. Die ersten Tage danach hatte er befürchtet, das Kind könne zwar gestorben, aber vom Körper nicht abgestoßen worden sein, und in diesem Fall hätte es die Mutter von innen heraus vergiftet. Und so hatte er gewartet, beinahe fieberhaft, auf neuerliche Krämpfe, die den letzten Part der Abtreibung in die Wege leiteten, oder auf erste Anzeichen einer beginnenden Vergiftung – und wären diese eingetreten, wäre sie um einen weiteren Trank nicht herum gekommen, wenn sie wenigstens eine minimale Chance hätte haben wollen zu überleben. Aber er hatte nichts gesagt. Axilla, und mit ihr Leander und auch Serrana, hatten ohnehin schon genug durchgemacht. Crios hatte sie nicht unnötig ängstigen wollen, und er hatte sich einfach nicht sicher sein können. Also hatte er gewartet. Aber inzwischen war genug Zeit vergangen, dass er davon ausgehen konnte, dass das Kind noch am Leben war. Tote brauchten nicht allzu lange, bis erste Verwesungsanzeichen eintraten, und er ging davon aus, dass das bei Kindern im Mutterleib nicht anders war.


    Als er jedoch vom Vater begann, schien Leander für einen Augenblick mehr als verdutzt zu sein. Was er jedoch sagte, ließ Crios’ Augenbrauen weit nach oben wandern. „Du würdest davon absehen? Entschuldige mal!“ Jetzt stand er auf. „Der Kerl hat mich in den Magen geboxt, dass es mir heute noch weh tut! Wo komm ich denn hin, wenn ich mir so was gefallen lass? Dass mir irgendwann jeder eine reinhaut, der mit einer Behandlung unzufrieden war? Dann kann ich doch gleich aufhören!“ Dass Leander so reagierte, gefiel Crios gar nicht, und es war mit diese ablehnende Haltung, die dazu führte, dass er begann sich aufzuregen. „Ich sag dir was, es ist mir egal, welche Kontakte er hat. Oder mit wem er oder seine Zukünftige bekannt ist. Ich bin Grieche, und ich bin Peregrinus, ich hab mit dem Kaiserhaus nichts zu schaffen, und ich kann auch woanders arbeiten oder sonst wohin gehen! Aber ich werd ganz sicher nicht damit anfangen, in der Taberna zu sitzen und mir in Zukunft bei jedem, der kommt und meine Hilfe will, zweimal überlegen müssen ob ich das auch wirklich mach! Und ich glaube auch nicht, dass die Besitzerin das will – wenn die sich wirklich kennen, kann er doch eher von Glück reden, dass ich ihr davon noch nichts erzählt hab!“




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    Zum Glück hatte Leander im Grunde keinerlei Ahnung von der weiblichen Anatomie als solches, und erst recht nicht von Geburten, Abtreibungen und möglichen Totgeburten. Vermutlich hätte er sonst die letzten Tage noch viel weniger geschlafen und Axilla ständig nach irgendwelchen Vergiftungsanzeichen abgesucht. So allerdings war er eigentlich nur erleichtert, dass es seiner Herrin immer besser und besser ging und sie sich rasch erholte. Ihre zierliche Konstitution hatte sie zwar einige Tage schwach sein lassen, aber im Grunde ging es ihr schon wieder sehr gut. Sah man davon ab, dass sie noch immer, wie es schien, ein uneheliches Kind erwartete.
    Dass Crios nicht mehr weiterhelfen wollte, was eine mögliche, weitere Abtreibung anging, nahm Leander mal so hin. Viel ändern konnte er daran wohl ohnehin nicht, und vielleicht wäre da ein anderer Arzt auch besser. Einer, der weniger mit Decima Seiana zu tun hatte. Sofern Leander seine Herrin wirklich nicht davon überzeugen konnte, das Kind einfach heimlich zu bekommen und dann unauffällig irgendwo auf dem Land verschwinden zu lassen.


    Allerdings hatte sein Beschwichtigungsversuch bezüglich des Vaters da wohl eher weniger Erfolg. Abwehrend hob Leander gleich die Hände, als Crios aufstand und sich echauffierte. Ja, wo käme man hin, wenn man sowas ungesühnt ließe? Jeder Sklave kannte das nur zu gut, wo man dann hinkam: Dahin, wo man schon war. Nur ohne noch mehr Ärger heraufzubeschwören. Aber offenbar war Crios nicht geneigt, das ebenfalls so zu sehen.
    “Ja, kann er. Aber ich muss dich bitten, auch weiterhin nichts zu sagen. Das ganze ist sehr kompliziert. Und ich bin mir auch sicher, dass er nicht noch einmal kommen wird. Das war eine Überreaktion, die sicher nicht mehr vorkommen wird.“
    Da hatte er ja wieder was losgetreten! Am besten, er hielt in Zukunft immer ganz die Klappe, dann verplapperte er sich nicht bei aelischen Sklaven, woraufhin keine beinahe-dann-doch-nicht-jetzt-scheinbar-wieder-Väter irgendwelche verrückten Aktionen starteten. Langsam glaubte Leander, dass das Pech seiner Herrin ansteckend sein könnte.



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    „Du bist dir also sicher.“ Crios musterte Leander. „Tja, im Gegensatz zu dir bin ich mir das nicht. Schon gar nicht wenn ich dran denke, was er mir angedroht hat. Allein dafür, dass ich jetzt hier bin und mich nach wie vor um Axilla kümmere.“ Crios wusste immer noch nicht, was er tun sollte, aber Leanders Verhalten hatte Wut in ihm entfacht. Vielleicht lag es daran, dass der andere ein Sklave war, aber Crios verstand einfach nicht, wie er von ihm verlangen konnte, das einfach so zu hinzunehmen. Er war kein Sklave, er war ein freier Mann, aber er verkniff es sich, Leander darauf hinzuweisen. Es war seine Sache, und er musste zu einer Entscheidung kommen, was er machte. Er zuckte nur die Achseln und ließ das Thema auf sich beruhen, diskutierte nicht weiter, fragte auch nicht nach, aber sagte ebenso wenig zu, dass er nichts tun würde. Stattdessen machte er eine Kopfbewegung zur Tür hin. „Ich denke, wir können jetzt zu ihr. Ich wollte dir eigentlich nur vorab Bescheid geben, damit du nicht völlig überrascht wirst nachher, wenn ich gehe. Oder sie es womöglich vor dir verheimlicht und wieder etwas Dummes anstellt.“ Denn dass Leander bei dem Gespräch mit Axilla nicht dabei sein würde, war für Crios klar.




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    Was bei allen Göttern des Olymp hatte Archias ihm denn angedroht dafür, dass er sich um Axilla kümmerte? Das war doch Paradox! Es war doch gut, dass er herkam und sich um sie kümmerte? Lenader schaute etwas fragend aus der Wäsche, denn irgendwie hatte er es sich nicht SO schlimm vorgestellt. Was war nur in den Aelier gefahren?


    “Äh, gut, dann bring ich dich zu ihr. Aber... sie wird sicher alles andere als erfreut sein.“ Leander hoffte, dass Axilla nicht in einem plötzlichen Wutanfall wieder Sachen durch die Gegend schmiss. Das passierte schonmal. Und die Nachricht, dass die Abtreibung nicht wie geplant verlaufen war war sicherlich etwas, das sie ganz und gar nicht erfreuen würde.


    Leander als öffnete die Tür für den Iatros und geleitete ihn dann weiter zum Cubiculum von Axilla, wo diese schon auf die Ankunft des Arztes für die abschließende Visite wartete.



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    Crios ignorierte den fragenden Blick Leanders. Er hatte begriffen, dass der Sklave anderer Meinung war, dass er fand, Crios solle nicht allzu viel darauf geben und es einfach gut sein lassen. Dann musste er nicht weiter darauf herumreiten. Reichte schon, dass er das überhaupt angesprochen hatte – er würde mit Sicherheit nicht versuchen, irgendjemanden von irgendetwas zu überzeugen, wovon der Betreffende nicht überzeugt werden wollte. Fertig. Schon gar nicht, wenn es um die Diskussion ging, ob er gerade riskierte an die Fische im Tiber verfüttert zu werden. Nicht dass er tatsächlich glaubte, dieser Kerl würde ausgerechnet diese Drohung wahr machen, aber allein so etwas zu sagen, fand Crios heftig. Und unmöglich. Und inakzeptabel. So konnte er einfach nicht arbeiten!


    „Nachdem sie versucht hat, das Kind loszuwerden, kann ich mir vorstellen, dass sie nicht erfreut sein wird. Aber sie wird es ohnehin irgendwann merken. Und es ist fairer, wenn sie es jetzt von mir erfährt, als in ein paar Wochen von ihrem eigenen Körper.“ Er ging Leander hinterher, ließ sich von ihm durch das Haus zu dem Cubiculum Axillas führen und trat ein, als dieser ihm die Tür öffnete. „Salve, Iunia“, grüßte er sie. „Ich habe gehört, du bist schon wieder in Rom unterwegs?“ Die Frage war nicht vorwurfsvoll, sondern im Gegenteil mit einem freundlichen Lächeln gestellt.




  • Axilla saß gerade an ihrer Fensterbank und schaute hinunter in den Garten. So langsam kam der Frühling. Noch war das meiste grau und matschig, aber hier und da war sowas ähnliches wie Grün zu erspähen. Konnte nicht mehr lange dauern, vielleicht noch einen Monat, und da unten würde das Leben blühen.
    Als die Tür ging, ruckte ihr Kopf herum und mit einem Lächeln begrüßte sie Crios. Der schaute zwar ein bisschen komisch drein, und Leander, der ihm die Tür geöffnet hatte und wieder entschwunden war, hatte ausgesehen wie drei Tage Regenwetter – aber der sah in letzter Zeit ohnehin ziemlich fertig aus. Aber jetzt lächelte auch der Arzt und fragte sie durch die Blume nach ihrem Wohlbefinden.
    “Ja, mir geht es schon wieder blendend. Ich kann es kaum erwarten, dass Frühling wird. Dann kauf ich mir als erstes ein Pferd und galoppier hier die ganze Gegend ab.“ Frech grinste sie ihn an und stand dann auf, damit er sich selbst davon überzeugen konnte, wie fit sie schon wieder war. Nur noch bei wirklich langen Wanderungen über den Markt oder wenn sie sich aufregte ging ihr die Puste aus, ansonsten fühlte sie sich schon wieder pudelwohl. Und die Übelkeit war sie auch los, den Göttern sei dank. Eigentlich war alles in bester Ordnung.
    “Und, was sagst du? Ich bin wieder voll einsatzfähig, oder?“ Sie auf jeden Fall fühlte sich wieder voll einsatzfähig und zu allen Schandtaten bereit.

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    Crios lächelte flüchtig in Erwiderung des ihren und ihrer Worte. Blendend ging es ihr also. „Das höre ich gern“, antwortete er. „Nur das mit dem Pferd solltest du vorerst noch lassen.“ Sein Lächeln wurde leicht entschuldigend, weil sie sich so zu freuen schien über diese Aussicht. Entsprechend war auch seine Antwort auf ihre nächste Frage. „Nicht ganz. Die Phase jetzt ist am gefährlichsten, weil du dich wieder besser fühlst. Aber es ist noch nicht alles verheilt, daher musst du aufpassen – bei größeren Anstrengungen kann es passieren, dass die Wunden wieder aufreißen.“ Er bedeutete ihr mit einer Handbewegung, sich auf das Bett zu setzen und hinzulegen, wo er dann vorsichtig ihren Unterleib abtastete. „Tut das irgendwo weh?“ Sie kannte die Prozedur schon, ebenso wie die obligatorische Frage.




  • Die Aussicht, erstmal nicht reiten zu dürfen, verdunkelte ein ganz klein wenig Axillas strahlend gute Laune, aber nicht genug, als dass sie wirklich abnehmen würde. Beschwingt setzte sie sich aufs Bett und rutschte nach hinten, um sich gerade hinlegen zu können. Sie kannte die Prozedur schon und ließ Crios an ihr herumdrücken. Angenehm war es natürlich nicht, immerhin musste er recht feste drücken, aber wirklich weh tat es nicht. Zumal Axilla auch noch die Bauchmuskeln fleißig anspannte, wenn es doch zu arg wurde, und somit den Druck reduzierte.
    “Nein, weh tut nichts. Aber... he, nicht so fest!... ähm, wie lang dauert es denn dann noch, bis ich wieder richtig alles machen kann? Weißt du, ich hab schon einen Ausritt geplant, und ich würd den ungern bis in den Sommer verschieben.“
    Immerhin schuldete Archias ihr noch ein Picknick, und das wollte sie eigentlich nicht einfach so ausfallen lassen. Aber vor allen Dingen wollte sie mal wieder raus aus der Stadt und Freiheit spüren.

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    Crios ignorierte die Proteste, die die Iunia von sich gab – genauso wie er bemerkte, dass sie die Bauchmuskeln gelegentlich anspannte, natürlich, immerhin tastete er sie ja ab. Aber es hielt sich in Grenzen, stellte er erleichtert fest. „Nun…“ Er beendete die Untersuchung, blieb aber auf der Bettkante sitzen, während sie sich wieder aufrichtete. „… ein paar Wochen mindestens. Und auch danach solltest du erst mal auf den Galopp verzichten.“ Der Satz war, wie Crios erst im Nachhinein realisierte, im Grunde schon eine Überleitung zu dem, was er ihr noch zu sagen hatte. Dabei hatte er gar nicht so schnell darauf zu sprechen kommen wollen, und die Warnung war auch ernst gemeint, selbst wenn die Abtreibung funktioniert hätte, hätte sie aufs Galoppieren noch länger verzichten sollen… Allerdings, Crios war auch niemand, der einfach so kniff. Und diese Überleitung war so gut wie wohl keine, die er bewusst versucht hätte zu formulieren. Einen Moment suchte er nach Worten. Nach Worten, die ihr das Ganze schonend beibringen würden. Vergeblich. „Es hat nicht funktioniert“, sagte er ihr dann einfach, während er sie ansah.




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