„Du bist aber eine Schöne“, freute sich Romana, die in der Hocke saß und mit einem Lächeln auf die Adressatin blickte. Die so Belobigte quittierte die Laudation mit einem „Me-e-eh!“, wandte sich um und stolzierte davon. Romana blickte der Geiß nach und wandte sich an den Viehhändler, der neben ihr stand.
„Sehr schöne Tiere hast du da“, meinte sie, mit einer hoheitsvollen Geste auf die Tiere, die im Pferch zusammengetrieben waren, hindeutend. Der Händler machte die Andeutung einer Verbeugung. „Ehrwürdige Schwester, nur die Besten! Sicherlich sind es die schönsten Opfertiere, die du finden kannst zwischen der Adria und dem tyrrhenäischen Meer!“ Die Claudierin lächelte und warf noch einmal einen faszinierten Blick auf die Ziegen hin. Sicher hatte der Händler da nicht untertrieben. Es waren prachtvolle Tiere. Zu schade, um sie zu metzgern und bei der Cena herunterzupampfen. Aber genau richtig, um sie ihrer geliebten Göttin zu opfern.
„Ich werde mir auf jeden Fall deinen Stand merken, Fufilius Lentulus. Aer ich habe leider die Anweisung bekommen von der Obervestalin, alle Viehhändler anzuschauen. Wir müssen uns ganz sicher sein, dass wir die besten Tiere auswählen, denn sonst würden wir ja nicht mit der rechten Gesinnung vorgehen.“ Lentulus nickte verständnisvoll. „Selbstverständlich, ehrenwerte Schwester. Ich hoffe doch, wir sehen uns wieder.“ Romana lachte fröhlich. „Die Chancen stehen hoch, Fufilius! Vale!“ „Valete!“, lächelte Lentulus, offenbar sehr eingenommen von der jungen Vestalin.
Der Grund, wieso Lentulus den Plural gebraucht hatte, stand etwas seitlich von Romana und hieß Parthenope. Ihre Leibsklavin, auf die Romana viel hielt, obwohl jene Griechin war, wisperte ein Vale zum Fufilier hin und verließ gemeinsam mit ihrer Herrin die gepflegten Stallungen.
Als die Tür hinter Romana zuging, wandte sich diese an Parthenope, sich mit der Hand über die Stirn fahrend. „Weißt du... es ist natürlich eine riesige Ehre, ausgewählt zu werden, dass ich einen neuen Zulieferer für Opfertiere aussuchen kann. Aber dass das so anstrengend wird...“ Sie lehnte sich an den Zaun und linste hinüber, sie schaffte das, obwohl der Zaun recht hoch war. „Wieso brichst du dann nicht ab und nimmst einfach Fufilius Lentulus? Er hatte die besten Tiere bis jetzt.“
Romana ließ von der Umzäunung ab und vollführte eine verzweifelte Geste. „Ich habe einen heiligen Auftrag gegenüber meiner Göttin! Ich kann jetzt nicht einfach klein beigeben. Man kann sich hier nicht mal hinsetzen.“ Sie schüttelte ihr lockenbewehrtes Haupt und stützte sich abermals am Zaun ab. „Nur eine kleine Pause“, schnaufte die Claudierin, unwillkürlich sich wieder nach hinten wendend, um somit eine Minute lang ungeniert auf die wundervollen Tiere zu starren. Es war so... beruhigend. „Was für schöne Tiere...“, seufzte sie.
EDIT: Bevor ich's vergesse, reserviert.