Frauen die auf Ziegen starren

  • „Du bist aber eine Schöne“, freute sich Romana, die in der Hocke saß und mit einem Lächeln auf die Adressatin blickte. Die so Belobigte quittierte die Laudation mit einem „Me-e-eh!“, wandte sich um und stolzierte davon. Romana blickte der Geiß nach und wandte sich an den Viehhändler, der neben ihr stand.


    „Sehr schöne Tiere hast du da“, meinte sie, mit einer hoheitsvollen Geste auf die Tiere, die im Pferch zusammengetrieben waren, hindeutend. Der Händler machte die Andeutung einer Verbeugung. „Ehrwürdige Schwester, nur die Besten! Sicherlich sind es die schönsten Opfertiere, die du finden kannst zwischen der Adria und dem tyrrhenäischen Meer!“ Die Claudierin lächelte und warf noch einmal einen faszinierten Blick auf die Ziegen hin. Sicher hatte der Händler da nicht untertrieben. Es waren prachtvolle Tiere. Zu schade, um sie zu metzgern und bei der Cena herunterzupampfen. Aber genau richtig, um sie ihrer geliebten Göttin zu opfern.


    „Ich werde mir auf jeden Fall deinen Stand merken, Fufilius Lentulus. Aer ich habe leider die Anweisung bekommen von der Obervestalin, alle Viehhändler anzuschauen. Wir müssen uns ganz sicher sein, dass wir die besten Tiere auswählen, denn sonst würden wir ja nicht mit der rechten Gesinnung vorgehen.“ Lentulus nickte verständnisvoll. „Selbstverständlich, ehrenwerte Schwester. Ich hoffe doch, wir sehen uns wieder.“ Romana lachte fröhlich. „Die Chancen stehen hoch, Fufilius! Vale!“ „Valete!“, lächelte Lentulus, offenbar sehr eingenommen von der jungen Vestalin.


    Der Grund, wieso Lentulus den Plural gebraucht hatte, stand etwas seitlich von Romana und hieß Parthenope. Ihre Leibsklavin, auf die Romana viel hielt, obwohl jene Griechin war, wisperte ein Vale zum Fufilier hin und verließ gemeinsam mit ihrer Herrin die gepflegten Stallungen.


    Als die Tür hinter Romana zuging, wandte sich diese an Parthenope, sich mit der Hand über die Stirn fahrend. „Weißt du... es ist natürlich eine riesige Ehre, ausgewählt zu werden, dass ich einen neuen Zulieferer für Opfertiere aussuchen kann. Aber dass das so anstrengend wird...“ Sie lehnte sich an den Zaun und linste hinüber, sie schaffte das, obwohl der Zaun recht hoch war. „Wieso brichst du dann nicht ab und nimmst einfach Fufilius Lentulus? Er hatte die besten Tiere bis jetzt.“


    Romana ließ von der Umzäunung ab und vollführte eine verzweifelte Geste. „Ich habe einen heiligen Auftrag gegenüber meiner Göttin! Ich kann jetzt nicht einfach klein beigeben. Man kann sich hier nicht mal hinsetzen.“ Sie schüttelte ihr lockenbewehrtes Haupt und stützte sich abermals am Zaun ab. „Nur eine kleine Pause“, schnaufte die Claudierin, unwillkürlich sich wieder nach hinten wendend, um somit eine Minute lang ungeniert auf die wundervollen Tiere zu starren. Es war so... beruhigend. „Was für schöne Tiere...“, seufzte sie.


    Sim-Off:

    EDIT: Bevor ich's vergesse, reserviert.

  • “Jetzt komm schon, Leander!“ Endlich war Axilla soweit wieder fit, dass sie wirklich lange Spaziergänge machte, und dann trödelte der Grieche so hinter ihr her! Und dabei wäre sie am liebsten nur gelaufen und gerannt. Nicht, um die ihr entgangene Bewegung der letzten Zeit nachzuholen, sondern um endlich mal wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Es war so viel passiert, dem sie einfach am liebsten entfliehen mochte, so viel, was weit außerhalb ihrer Kontrolle lag, dass sie gar nicht darüber nachdenken konnte, ohne Kopfschmerzen zu bekommen. Und ihr Gefühl sagte ihr ganz deutlich, dass sie fliehen sollte. Einfach weglaufen, diese ganzen Probleme, diese Erwartungen und Schwierigkeiten hinter sich lassen und nur laufen, laufen, laufen. Und sie konnte es einfach nicht!
    Erst recht nicht, wenn Leander so herumtrödelte! Der kämpfte sich grade zwischen zwei grobschlächtigen Kerlen hindurch, um zu ihr aufzuschließen, und sah dabei etwas gehetzt aus.
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    “Domina, hältst du das wirklich für eine gute Idee? Ich meine... du weißt doch, was Crios gesagt hat, und...“
    “JAAAA, ich weiß. Aber ich will ausreiten, Leander. Einmal wieder frische Luft und um mich herum nichts, NICHTS außer weites Land. Kannst du das nicht wenigstens ein bisschen verstehen? Ich brauch das!“ Sie wandte sich wieder um und stapfte weiter. “Und dafür brauch ich ein Pferd.“
    Und Leander konnte ihr nur hinterherhetzen und sich fragen, was um alles in der Welt sie dann auf dem Markt für Kleinvieh zu suchen hatten. Das größte, was es hier gab, waren Ziegen, vielleicht gab es irgendwo auch Esel, wenn auch unwahrscheinlicher. Kein Mensch mit Verstand verkaufte seine Esel auf so einem Markt, wo er heruntergehandelt wurde. Die grauen Wesen waren die größten Arbeitstiere, und würden noch essentiell für jeden Hof bleiben für die nächsten 1.500 Jahre. Aber der Grieche hatte schon lange aufgegeben, die wirren Gedankengänge seiner Herrin begreifen zu wollen.


    Axilla schlängelte sich weiter über den Markt. Ihr war klar, dass sie hier kein Pferd finden würde, aber sie wollte erstmal laufen, wollte sich in der Anonymität der Masse verlieren und dann mit einem kleinen Schlenker weiter zum Pferdemarkt gehen, wenn sie sich sicher genug fühlte. Aber erstmal musste sie Kraft tanken, Ruhe finden. Irgendwie. Auch wenn sie nicht wusste, wie.
    Ende ihrer Reise war erstmal ein Gatter mit Ziegen darin. Hübsche Tiere, die meisten einfarbig. Wenig gefleckte, eigentlich nur ein einziges Zicklein, das zwischen den älteren Tieren herumhüpfte. Axilla merkte, dass es doch etwas anstrengend war, und gönnte sich – und vor allem Leander – einen Moment der Verschnaufpause. Sie stand einfach nur da und starrte in Richtung der Ziegen, ohne sie wirklich zu sehen, und versuchte, nicht zu viel nachzudenken.
    “Ist das nicht Claudia Romana?“ tippte Leander Axilla leicht an und deutete mit dem Kopf etwas nach rechts. Axilla folgte seinem Blick und tatsächlich, da war die große Vestalin.
    Die auch auf der katastrophalen Hochzeit gewesen war....


    Axilla überlegte sich, ob Flucht noch eine Option war, aber vermutlich wohl eher nicht. Bei Axillas Glück hatte sie sie schon entdeckt und gesehen, dass auch Axilla sie gesehen hatte. Gut, bei ihrer Größe war übersehen auch etwas schwer.
    “Salve, Claudia Romana“, grüßte Axilla also etwas zaghaft in ihre Richtung.

  • [Blockierte Grafik: http://img227.imageshack.us/img227/8584/par11.png]


    Während ihre Herrin sich eine Auszeit von der ganzen Misere mit dem Opfertierzulieferern nahm, nutzte Parthenope, eine junge molossische Griechin, die sowohl hoch – allerdings nicht so riesig wie Romana – wie auch spindeldürr war, die Zeit, um ihren eigenen Gedanken nachzugehen – wie immer, wenn sie auch nur eine freie Minute hatte. Ihre Gedanken schweiften in ihre Heimat, nach Epirus, zum Pindos-Berg, und zu den Höhenzügen, die diese Anhöhe umrankten, eine Gegend, an die sie sich nur noch unzulänglich erinnern konnte. Sie war schon seit fast 10 Jahren nicht mehr dort gewesen. Mühsam versuchte sie, in ihrem Gedächtnis die fehlenden Stücke ihrer Geschichte zusammenzusetzen. „...au mal, sind das ni...“ Ein Bauernhof kam ihr in den Sinn. Von dort war sie. Natürlich war Epirus um vieles ländlicher als andere Teile Griechenlands, und wurde deshalb als rückständig betrachtet. Aber das war nicht wahr! „...annst du di...“ Der große Pyrrhus kam aus ihrer Heimat! „...ar das nicht was mit x? Anaxandra? Anaximandra? Oder doch eh...“ Er hatte es sogar Sparta gezeigt! „...enope! Hörst du mir zu?“ Epirus entschwand aus ihren Gedanken, als sich ihre Herrin vor ihr auftürmte und ein wenig vorwurfsvoll runterschaute. „Träumst du schon wieder?“ Parthenope zuckte zusammen, ertappt. „Nein, nein, sicher nicht? Äh, was war das mit Alexander?“


    Romana seufzte. „Nichts. Schau mal da drüben.“ Parthenope blickte hinüber und sah eine Frau mit einem Sklaven. Sie kramte in ihrem Gedächtnis – wenn sie erst einmal eine Information absorbiert hatte, vergaß sie diese niemals. „Ähm... Axilla. Iunia Axilla!“ Romana machte: „Puh, danke!“...


    ...da hatte Axilla die beiden schon entdeckt, und grüßte hinüber. Jetzt wäre es der Claudierin gerantiert ziemlich peinlich gewesen, wenn sie den Namen nicht gewusst hätte. Aber dank ihrer Sklavin geriet sie nicht in dieses Malheur – sie beschloss sich, Parthenope für ihre Tagträume zu verzeihen. So wie sie es bis jetzt immer wieder und jedes Mal getan hatte ob der unschätzbaren Dienste ihrer Leibsklavin.


    „Salve, Iunia Axilla!“, machte Romana freundlich, und ging ein paar Schritte zu der Iunierin hinüber, gefolgt von ihrer Sklavin. Wohlweislich ignorierte Romana den Sklaven, den Axilla rumschleppte. Axilla, ja, die war ja auch in den Thermen gewesen, und war die einzige gewesen, die diesen Schicksen Paroli geboten hatte, als das römische Heer hinuntergezogen wurde. Was den Ausschlag gegeben hatte für Romana, in die selbe Kerbe zu hauen, und die zögerliche Zustimmung von Septima und Serrana zu gewinnen.


    „Du hier? Es ist schon unglaublich, wie man sich immer wieder über den Weg rennt!“, begann sie leutselig. Axilla war ja auch auf Septimas Hochzeit gewesen. Mit diesen seltsamen Kerlen, die sich gegenseitig durch die Mangel genommen hatten. Ein merkwürdiger Männergeschmack, musste man sagen. Der eine war ja auch schon verlobt gewesen!


    „Auch auf der Suche nach Opfertieren?“ Denn dass Axilla nach Nutztieren suchte, war ausgeschlossen – höchstens Pferde, doch die waren an einem anderen Ende vom Viehmarkt.


    [SIZE=7]EDIT: Fett und kursiv...[/SIZE]

  • Und da kam sie auch schon zu ihr herüber. Damit war es für jedwede Flucht nun definitiv und absolut zu spät. Wie hätte das auch ausgesehen, wenn sie jetzt auf einmal sich umgeschaut hätte und mit einem 'Oh, ich muss weg' entschwunden wäre?
    Es war ja nicht so, als ob sie vor Romana Angst hätte. Nein, eigentlich mochte Axilla die Vestalin ja ganz gerne. Die hatte wenigstens eine Ahnung von dem, was sie sagte, war selber ein Soldatenkind. Nicht so ein in Watte gepacktes Plüschwesen, das nicht weiter als bis zur eigenen Nasenspitze dachte und vergaß, wodurch das alles hier zusammengehalten wurde. Nein, Romana war da schön bodenständig und ehrlich. Das einzige war, sie machte Axilla ein klein wenig Angst. Also, nicht sie im Sinne von sie, eher sie im Sinne von Vestalin. Axilla fühlte sich in ihrer Gegenwart einfach ein wenig unbehaglich, weil Romana für so ziemlich alles stand, was sie falsch gemacht hatte. Sie diente der Vesta und würde für die nächsten... Axilla hatte keine Ahnung, auf jeden Fall würde sie eine ganze Ewigkeit lang Jungfrau sein. Und Axilla war das nicht. Romana würde jede Menge Ansehen dafür ernten und hatte eine ziemlich mächtige Stellung vielleicht eines Tages. Axilla wohl eher nicht. Und das so direkt vorgeführt zu bekommen war schon etwas einschüchternd und machte Axilla ihre eigenen Unzulänglichkeiten nur zu deutlich klar.
    “Ja, man könnte meinen, Rom ist ein Dorf“, meinte Axilla also etwas unsicher, lächelte dann aber doch erfreut. Es gab wahrlich schlimmeres als eine Vestalin, die die Ehre von Soldaten in ihrer Freizeit verteidigte.
    “Opfertiere?“ Es dauerte einen kurzen Moment, bis Axilla verstanden hatte. Im ersten Moment konnte sie nur denken, für was sie denn schon wieder opfern sollte. Man opferte zwar ständig wegen dem einen oder anderen Feiertag, oder für die eine oder andere Gunst, aber momentan hatte Axilla eigentlich nichts, wofür sie opfern würde. Abgesehen davon, dass sie im Moment auch gar nicht durfte. “Ach, du meinst wegen der Ziegen? Nein, ich seh mich nur mal um. Ich wollte nachher noch nach einem Pferd schauen, aber erstmal wollte ich nur ein wenig schauen, was der Markt noch zu bieten hat.“
    Sie wandte sich wieder den Ziegen zu. Ja, vermutlich waren das gute Opfertiere. Sie waren sehr hübsch, so man das von Ziegen sagen konnte. Sicher zu schade, einfach geschlachtet und verwurstet zu werden. Aber einem Gott würde so eine schicke Ziege sicher gefallen. “Die sind hübsch, oder? Du suchst Opfertiere?“ Axilla schloss das aus dem kleinen Wörtchen 'auch'. Und irgendwie war es auch logisch, denn was sonst sollte Romana auf einem Viehmarkt auch machen?

  • Axilla sah ein wenig eingeschüchtert aus. Oder kam es Romana nur so vor? Normalerweise war die Claudierin sehr stolz auf ihre Größe. Doch manchmal hatte sie direkt das Gefühl, sie würde anderen Leuten, vor allem kleinen Frauen, damit Angst einjagen. Als ob sie eine Hünin aus alten Zeiten wäre, nicht nur eine junge Frau, bei der man die etruskischen Wurzeln deutlich sehen konnte. Schließlich war sie – zumindest hatte man ihr das gesagt – eine Nachfahrin von König Lars Porsenna, der nicht umsonst der Große genannt wurde in der Geschichtsschreibung. Und es war nicht sehr angenehm für Romana, Leuten Angst einzujagen. Es beschämte sie ein wenig. Aber wer würde auf die aberwitzige Idee kommen, eine Vestalin würde jemandem etwas Böses wollen? Romana auf jeden Fall würde das nicht.
    „Ja, das würde man wirklich meinen!“ Sie lachte hell und freundlich. (Das war übrigens der Moment, in dem Parthenope, die neben Romana stand, wieder ihr Hirn abschaltete und ihren Träumen in Gedanken Flügel verlieh.) Axilla schien jetzt auch schon ihre Furcht, oder was auch immer sie vor Romana empfunden haben mochte, überwunden zu haben.


    Axilla wirkt etwas verwundert wegen der Opfertiere, und verneinte dann. Wieder lachte die junge - im strengsten Sinne des Wortes angehende - Vestalin. „Ach, sicher. Man kann nicht immer von sich selber auf andere schließen.“ Die meisten anderen waren wohl nicht so regelrecht fanatisch in ihrer Religionsausübung wie überfromme Romana. Die Claudierin verstand das nicht, damit wurde doch ständig die Pax Deorum gestört! Aber sie wollte mal Axilla Laxheit in der Religion nicht unterstellen, nur weil sie einmal keine Tiere opfern, sondern nur auf ihnen reiten wollte.


    Romana war eine große Freundin der domestizierten Tier- und Pflanzenwelt – im Gegensatz zur wilden Natur, die sie als barbarisch abtat. So nickte sie wohlwollend. „Pferde, schön!“ Dann grinste sie unwillkürlich. „Hier wirst du aber keine finden. Die Pferdeställe sind ganz woanders.“ Wo, wusste sie selber nicht genau.
    Die Iunierin erriet, weswegen sie hier war – einfach. Man hätte es sogar erraten können, wenn Romana es nicht quasi schon gesagt hätte. Aus einem anderen Gründ würde man eine Ordensschwester der Vesta niemals an solch einer Stelle sehen. Sie nickte langsam. „Sehr hübsch sogar. Ich glaube, es ist eine spezielle Züchtung aus Venetien. Und ja, ich suche Opfertiere. Mein Opfer, welches mich als Vollvestalin qualifizieren wird – es ist ziemlich bald – muss ich mir selber aussuchen, und das ist sozusagen Trockentraining. Die Ziegen würden natürlich bei einem anderen Opfer verwendet werden.“ Sie blickte noch einmal auf die in edlem Weiß gehaltenen Tiere. „Ich hätte sie sofort genommen, aber ich habe Anweisungen von der Obervestalin, alle, wirklich alle Viehstände abzugrasen. Gut, dass ich dazu mehr Zeit bekommen habe, als es jemals dauern könnte.“ Sie schmunzelte.

  • Axilla schmunzelte nur auf Romanas rigorose Art, über alles hinwegzugehen und zu erklären. Sie mochte die Vestalin, wirklich. Die redete nicht das, was sie glaubte, was der andere hören woltle, sondern das, was sie dachte. Axilla kannte das gut, auch wenn es bei ihr meistens passierte, weil sie zu spät darüber anchdachte, was sie sagte, während sich bei Romana immernoch alles sehr gewählt anhörte. Aber vielleicht war das so eine Eigenart von Soldatenkindern, dass die die Unsitte der Väter übernahmen, auch mal klarere Worte zu finden, als eigentlich angebracht. In jedem Fall gefiel es Axilla, und sie hörte aufmerksam zu.
    “Ja, die Pferde gibt’s da hinten irgendwo. Ich muss noch suchen, aber wir sind ja nicht lauffaul. Stimmt's, Leander?“
    Der Grieche schaute nur etwas verdattert auf und Axilla wandte sich lachend wieder an Romana. “Ich würd am liebsten ja den ganzen Tag laufen, aber ich glaube, dann wär ich ziemlich bald allein unterwegs“ , meinte sie noch ehrlich und noch immer ginsend, während sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Ziegen zuwandte.
    Dass Romana bald Vollvestalin sein würde, löste bei Axilla gemischte Gefühle aus. Zum einen war da einfach dieses Unbehagen, weil es ihr so deutlich ihre eigenen Fehler vor Auen führte, auf der anderen Seite aber war es eine wirklich große Ehre für eine Frau, zu den Vestalinnen zu gehören. Romanas Eltern waren sicher mächtig stolz auf sie. Naja, auch wenn der Kaiser jetzt ihr Vater war, aber der war sicher auch mächtig stolz.
    “Hast du eigentlich Angst? Also, ich meine... man wird ja nicht jeden Tag zur Vollvestalin und macht so einen wichtigen Schritt. Ich glaube, ich wäre furchtbar nervös.“
    Axilla hielt eine Hand ins Gatter mit den Ziegen, und ein neugieriges Tier kam heran und knabberte nach ihren Fingern, die Axilla aber in Sicherheit bringen konnte. Nur streicheln ließ sich die Ziege nicht. Dummes Tier.
    “Und du musst alle Ziegen ganz Roms dir ansehen? Da hast du ja Unmengen an Laufarbeit vor dir. Wieviele Viehmärkte gibt es denn? Bestimmt fünf oder sechs, oder? Da bin ich ja froh, dass das bei mir immer einfacher geht. Naja, ich opfere ja meistens auch nur Tauben und Kaninchen. Und den Ochsen für Dis hat der Tempel gesucht.“
    Dabei vergaß Axilla im Erzählen mal wieder vollkommen, dass Romana ja von ihrem Opfer für Pluto vermutlich gar nichts wusste. Zwar wurde dem Herrn der Unterwelt vergleichsweise wenig geopfert, zumindest, was diese Größenordnung anging, aber dennoch war das sicher nichts, was Stadtgespräch war, denn dafür war es gewiss nicht außergewöhnlich genug. Aber Axilla dachte sich dabei nichts, und es erschien ihr auch gar nicht so wichtig für den Verlauf des Gesprächs.

  • Romana lachte ebenfalls, als Axilla über das Laufen redete. Axilla hatte etwas wundervoll Spritziges und Energetisches an sich – ein wenig wie Septima, aber ungehemmt von patrizischer Zurückhaltung. Ein bisschen war Axilla wie ein Kind, dachte sie sich, im Körper einer erwachsenen Frau. „Ich denke, ich könnte schon mit dir, wenigstens halbwegs, mithalten“, lächelte die Claudierin. „Nur wird es die Obervestalin ungern sehen, wenn ich plötzlich zu sporteln beginne.“ Romana sah sich selber als eine durchaus fitte Frau, aber so etwas gehörte leider nicht zum Bild einer frommen Vestalin. Würdevolles Schreiten war angesagt. Was ihr hie und da schon auf den Wecker ging, aber tja.


    „Angst...“, echote Romana die Worte der Iunierin und fuhr sich mit dem rechten Zeigefinger über ihre Lippen. „Nein, eigentlich nicht. Ich weiß doch, wie es funktioniert“, vertraute sie Axilla ganz ungeniert an. Eine Claudierin, der etwas Angst machte, musste erst noch geboren werden, dachte sie sich. „Vesta wird mir sicherlich zur Seite stehen.“ Sie war sich darin sicher.


    Eine der Ziegen kam zu Axilla und begann, auf ihr herumzuknuspern. Die Iunia scheuchte sie weg, und Romana lachte wieder. „So ein Frechsdachs!“ Die Ziege hüpfte feig davon, als Axilla sie zu streicheln suchte.


    „Alle Ziegen in ganz Rom? Nein, nein. Nur an diesem Platz.“ Sie grinste und schüttelte den Kopf, langsam, um ihr sorgsam frisiertes Haar nicht durcheinander zu bringen. Einst, als Amata Minor, war sie als Schoderfigur herumgelaufen, dass es nicht ärger gegangen war. Jetzt aber legte sie viel mehr Wert auf ihr Aussehen. „Das hier ist nicht nur der beste Viehmarkt Roms, sondern auch der einzige, wo man sich als Frau bewegen kann, ohne mit einem Messer im Rücken und ausgeraubt auf einer Bahre wieder herauszukommen.“ Oder geschändet, aber das erwähnte sie nicht – als Vestalin war diese Vorstellung fast noch grauenhafter als der Tod.


    Mit sehr großer Zufriedenheit nahm sie zur Kenntnis, dass Axilla offenbar regelmäßig opferte. Und offenbar hatte sie gerade ein größeres Opfer vollzogen – an keinem Geringeren als den Herrn der Unterwelt. „Ein Opfer an Dis? Ein Ochse war da eine gute Wahl... wieso hast du denn Dis geopfert? Hast du ihn darum gebeten, dass er dich sein lässt?“, scherzte sie.


    „Ach ja, Axilla, was ich sagen wollte – dein Auftritt in den Thermen, der war wirklich... stark. Das meine ich ernst – das erfordert Courage.“ Sie lächelte. „Eine, die für unsere Jungs eintritt, die ihr Leben im Kampf gegen die Barbaren lassen, sowas sieht man nicht oft.“ Sie war damals schwer beeindruckt gewesen, und war es noch immer. Auch wenn sie insgeheim dachte, die Worte der Iunia waren wenig diplomatisch gewesen – aber ihre eigenen doch auch, also musste sie sich gar nicht aufregen.

  • “Oh, bestimmt könntest du das“, meinte Axilla ehrlich. Die Claudia machte nicht den Eindruck, als würde sie gleich schwächeln anfangen, wenn es mal ein wenig mehr an die körperlichen Grenzen ging. Außerdem war sie groß, und da machte sie auch größere Schritte als Axilla, die ihr grade mal bis zur Brust reichte. Außerdem war sie so energisch, dass Axilla sich nicht vorstellen konnte, sie könnte einfach aufgeben und anfangen zu jammern, wie viele 'Mädchen' es nur zu gerne taten, wenn sie keine Lust mehr hatten.
    Aber dass sie keine Angst hatte, imponierte Axilla. Sie selber hatte ja vor sehr wenig Dingen Angst. Sie bedachte nie, dass sie sich bei einer Sache verletzen könnte, oder wie die Auswirkungen auf sie wären, wenn sie dieses oder jenes täte. Meistens machte sie einfach und dachte gar nicht darüber nach. Aber die Vorstellung, 30 Jahre lang in strikter Jungfräulichkeit zu leben, war schon erschreckend. Was, wenn man sich verliebte? Was, wenn der Mann einen auch liebte? Was, wenn man sich nichts mehr wünschen konnte, als seine Hände auf dem eigenen Körper zu fühlen? Gerade für Axilla, die ein sehr körperlicher Mensch war und Berührungen brauchte wie Luft zum atmen – zwar nicht unbedingt jene sexueller Natur, aber überhaupt – war das nicht einmal vorstellbar. Und wenn Romana da so wäre wie sie, dann tat sie Axilla aufrichtig leid.
    “Ja, wird Vesta sicher. Und es ist ja auch eine große Ehre. Und bringt ja auch viele Freiheiten mit sich. Stimmt es, dass du dann in jedem Theater in der ersten Reihe sitzen darfst?“ fragte Axilla neugierig. Sie hatte noch nie eine Vestalin getroffen, und wenn sie es hätte, hätte sie sich nie getraut, sowas zu fragen. Sie kannte nur das, was allgemein bekannt war, und eben Gerüchte, aber wirkliches Wissen hatte sie nicht.


    Zum Glück war Romanas Aufgabe nicht ganz so eine Sisyphusarbeit, wie Axilla befürchtet hatte. Aber diesen Markt komplett abzugehen und alle Ziegen zu begutachten war auch schon genug Arbeit. Sie war bestimmt an vier oder fünf Händlern schon vorbeigekommen. Gut, die meisten hatten ganz normales Nutzvieh, das früher oder später im Suppentopf landen sollte, aber trotzdem. Und sie hatte dreiviertel des Marktes noch nichtmal gesehen!
    Was Romana dann aber mit der Sicherheit ansprach, da wiederum hatte sich Axilla nicht so Gedanken gemacht. “Naja, man muss halt aufpassen wie überall, nicht? Aber ich war auch schon am Tiberhafen und bin noch in einem Stück. Man darf halt nur nicht aussehen, als wäre man selber ein Opferlamm.“ Dass diese Worte aus dem Mund einer siebzehnjährigen mit nicht unbedingt muskulöser Statur und dem Gemüt eines Schmetterlings komisch anmuten mochten, daran dachte Axilla nichtmal. Sie meinte das ernst. Wenn man erstmal anfing, Angst zu haben, wenn man auf die Straße trat, dann war alles zu spät. Dann konnte man sich gleich die Pulsadern öffnen. Wo Romana keine Angst vor ewiger Jungfernschaft hatte, da hatte Axilla keine, was mögliche Verletzungen anging. “Man darf nur keine Angst haben.“ So zuckte sie nur die Schultern und dachte sich nichts weiter dabei.


    Wenn Axilla gewusst hätte, dass Romana dachte, sie würde regelmäßig opfern, wäre sie vielleicht schüchtern rot geworden. Wirklich regelmäßig war das nicht, am meisten opferte sie immernoch den Laren und den Ahnen. Die großen Götter waren Axilla sogar weitestgehend egal, wenn sie nicht irgendwas wirklich brauchte. Wie beispielsweise von Pluto.
    “Ähm, nein, nicht wegen mir.... Es ist so, also, vielleicht hast du ja auch in der Acta von meiner Cousine Urgulania gelesen? Ich habe Dispiter gebeten, sie gütig aufzunehmen und ihren Mörder zu bestrafen mit allem, was er aufbringen kann.“
    Nun, eigentlich noch mehr, aber man sprach nicht von einem Fluch. Das war etwas, das im Dunkeln liegen musste, etwas Böses und Geheimes. Das würde Axilla sicher nicht rumposaunen, und erst recht nicht einer Vestalin gegenüber. Aber so kam ihre Erklärung der Wahrheit ja auch schon sehr, sehr nahe. Und Axilla konnte ja nicht wissen, dass irh Fluch bereits angefangen hatte, zu wirken.


    Als sie dann aber von Romana Lob bekam, wurde sie tatsächlich doch rot und wusste gar nicht so recht, was sie da sagen sollte. Sie hatte ja gemerkt, dass Romana ähnlich dachte, eben auch ganz Soldatenkind, aber dass sie deshalb jemals von irgendwem Lob bekommen würde, das hatte sie nicht geglaubt.
    “Ach, das, das war doch gar nichts. Ich meine, irgendwer musste diesen doofen Puten doch Einhalt gebieten! Ähm, ich meine... tut mir leid, sind ja deine Freundinnen“ Wieder zu schnell geredet.... “Ich konnt's nur nicht ertragen, wie die die Soldaten verspottet haben. Ich meine... das geht doch nicht! Die riskieren ihr Leben, sichern die Grenzen, vermehren den Ruhm des Imperiums, und die tun so, als wäre das ganze ein Spaß, weil die Männer nichts besseres zu tun hatten.“ Axilla redete sich ein wenig in Rage, was aber dazu führte, dass die Röte aus ihrem Gesicht verschwand und ihre Worte flüssiger, wenngleich etwas lauter wurden. “Als könne man mit jedem Frieden halten, nur weil man lieb und nett bitte-bitte sagt. Ich meine, die ganzen Barbaren würden sicher nur zu gerne hier in Rom einmarschieren und alles in Schutt und Asche legen. War ja nicht erst einmal, dass jemand genau das versucht hat. Und da musste ich doch was sagen? Ich mein... so hat mich mein Vater sicher nicht erzogen, dass ich bei sowas wie ein Feigling den Mund halte.“
    Für Axilla hatte das eigentlich weniger mit Mut zu tun und sie konnte sich selbst auch nicht so sehen, als ob sie da mutig gewesen wäre. Sie sah das nach wie vor eher als Notwendigkeit an, etwas, dass jeder mit einigermaßen guter Erziehung hätte tun müssen. Sie schnaubte einmal, bevor sie realisierte, was sie schon wieder alles vom Stapel gelassen hatte, und schaute dann etwas scheu nach oben zu Romana. “Aber ich wollte dir noch danken, dass du eingesprungen bist. Mir sind dann doch ein wneig die Worte ausgegangen. Kurzzeitig hab ich schon gedacht, ich wäre verrückt, weil die anderen alle das einfach so als normal hingenommen haben. Es war wirklich sehr ehrenvoll von dir, dich auch einzubringen, und ich möchte dir nochmal danken.“

  • Die Claudierin kicherte eher dieses Mal, als dass sie lachte. „Wenn du es denkst, will ich dir glauben“, antwortete sie diplomatisch. Laufen. Sie hatte es gerne getan, damals, als sie noch in Etrurien gelebt hatte. Dort hatte niemand etwas dagegen gefunden. Hier aber, in Rom, und mit ihr als Vestalin, gab es komplett andere Regeln einzuhalten. Ein paar mochten stumpfsinnig erscheinen, doch es waren Regeln, die die Alten nicht ohne Grund aufgestellt hatten.


    Wenn Romana ganz ehrlich zu sich war – hie und da vermisste sie körperliche Zärtlichkeiten durchaus. Sie hatte immer gedacht, sie wäre absolut asexuell, doch irgendwann war ein Punkt erreicht, an dem sie sich dachte, wie es wäre, wenn sie sich nicht für Vesta, sondern zum Beispiel Minerva oder Iuppiter verschrieben hätte. Dann würde sie wohl ein anderes Leben führen. Einen Mann heiraten, Kinder kriegen. Sie hatte sogar schon einmal davon geträumt, 2 Male sogar. Seit gut einem Monat hatte sie diese Träume nicht mehr gehabt, doch sie spürte es, sie würden zurückkommen. Warum, wusste sie nicht. Vielleicht steckte tief in ihr drinnen doch eine hungrige Nymph... nein, der Gedanke war zu absurd. Sie schüttelte die Gedanken ab, und dachte wieder so, wie sie es gewohnt war – nüchtern, realistisch und pragmatisch.


    Es war da doch viel angenehmer, über die Rechte der Vestalinnn zu diskutieren. „Nicht in jedem, aber in staatlichen. Und im Circus Maximus, und im flavischen Amphitheater. Aber, ehrlich gesagt, es macht mich nicht so an, und die anderen eigentlich auch nicht... wenn eine Wagenrennensüchtige und Gladiatorenspielfanatikerin Vestalin wird, glaube ich, hat jene allerdings das ganz große Los gezogen.“ Sie blickte amüsiert drein ob der Vorstellung.


    Sie blinzelte aber ein wenig, als Axilla ihr über ihre Abenteuer erzählte – ein untrügliches Zeichen, dass sie erstaunt war. „Dann hast du wahrlich die Götter auf deiner Seite gehabt. Ich habe vom Tiberhafen schon Schlimmes gehört.“ In ihren Worten schwang die unausgesprochene Frage mit, was Axilla denn dort zu suchen gehabt hatte. „Na, keine Angst? Ich glaube, da gehört schon mehr dazu. Glück, und ein etwaiger Leibwächter. Wenn ich voll qualifiziert bin, bekomme ich einen Liktor, der schaufelt mir dann den Weg frei.“ Hoffentlich war das wenigstens ein ansehnlicher Typ, dachte sie sich insgeheim.


    Sie dachte kurz nach. „Urgulania... Iunia Urgulania... ja, ich glaube schon. Sie war deine Cousine?“ Romana blickte auf einmal recht betroffen drein. „Das tut mir sehr Leid!“ Sie wusste noch, wie sehr sie selber geweint hatte, als sie vom Tod ihrer Schwester Narcissa erfahren hatte. Ja, sie, die resolute, standhafte Romana, hatte geweint wie ein kleines Mädchen über den Tod ihrer älteren Schwester. Natürlich nur, als keiner hinsah. Jawohl, es tat weh, enge Angehörige zu verlieren.


    „Dass du für ihre Seele geopfert hast, war gut“, konstatierte Romana aus der Position einer Priesterin heraus, „doch solche Bitten sind keine, mit denen man unbedacht umgehen sollte. Wenn Dis Pater dich erhört hat, wird er sicher und ohne Fehl deine Worte erhören. Nur...“ Was? Jetzt hätte sie fast begonnen, zu reden wie eine Christin, eine Angehörige der Brut, die sie mit glühender Leidenschaft hasste. Vergebung, das blieb jedem selbst überlassen! Niemand hatte das Recht, es anderen einzureden. „Nein, er wird dich erhören, und Gerechtigkeit wird geschehen“, schloss sie.


    Ihr kleines Lob wurde fast überschwänglich aufgenommen, sodass Romana erst einmal baff lächeln musste. Diese Lächeln schwand, als Axilla es sich heraus nahm, ihre Freundinnen als doofe Puten zu bezeichnen. Doch, wenn man es so sah – die einzigen, die das wirklich getan hatten, waren diese besserwisserische Decima und die strunzdumme Aelierin gewesen, und diese zählte sie nicht zu ihrem Freundeskreis. „Die zwei Wortführerinnen, die Decima und die Aelia, sind nicht meine Freundinnen und werden es wohl nie werden“, blockte Romana defensiv ab. Und begann dann, durch Axillas Wortschwall hindurch zu nicken, ostentiv nicht anzuecken. Sie selber schwang hie und da solche Reden, erfüllt von Zorn – da würde sie es auch nicht ausstehen, unterbrochen zu werden.


    „Da hast du absolut Recht, Iunia... es macht es dir etwas aus, wenn ich dich Axilla nenne?“, fragte sie nach, so viele Manieren waren gerade noch drinnen, auch wenn sich Romana manchmal auch so aufführte wie ein etrurischer Bauerntrampel – zumindest kam es ihr so vor. „Diese Frauen wissen nichts von dem, was vor sich geht.“ Sie seufzte. „Sie sollen sich einmal vor einen Veteranen stellen und ihm sagen, es war sinnlos, dass er seinen linken Arm und all seine Contuberniumkameraden verloren hat. Sie sollen sich einmal vor den Kaiser stellen und ihm sagen, die Feldzüge, die er plant, seien sinnlos. Sie sollen einmal einfach nur zu den Cohortes Urbanae rüberspringen und sich das Leben der Soldaten ansehen. Dann würden sie wohl nicht mehr so große Töne schwingen.“ Langsam schüttelte sie den Kopf. „Es ist einfach so, sie haben niemals den Vorteil gehabt, aus erster Hand von einer Schlacht zu erfahren von ihren Vätern. Wir hatten dies. Und gerade deshalb würden wir es uns nie erlauben, den Streitmächten keinen Respekt gegenüber zu bringen.“ Sie lächelte leicht schief.


    „Nun ja... bitte... das war doch verständlich. Ich glaube, ich hätte mich nicht getraut, wenn ich nicht gewusst hätte, da ist noch eine, die meine Ansichten unterstützt.“ Sie nickte suggestiv. „Ist ja traurig genug, wie wenige anständige Frauen es noch gibt, die für die römischen Prinzipien, Tugenden und Traditionen einstehen!“, bedauerte sie, nicht ahnend, dass das der Iunierin möglicherweise ziemlich gegen den Strich gehen könnte. Für Romana aber waren die Hochhaltung des Heeres einer der vielen Punkte, die die urrömischen Prinzipien, nach welchen sie zu leben hoffte, ausmachte.

  • Also war es richtig, und Vestalinnen durften überall auf den Ehrenplätzen sitzen. Oder zumindest fast, aber das, was Romana aufzählte, war ja schon beeindruckend genug. Axilla hatte noch nie so einem Spektakel beigewohnt und konnte daher nichtmal sagen, ob ihr das gefallen würde oder nicht, von daher grinste sie nur, als Romana meinte, dass eine rennbegeisterte Vestalin wohl das große Los gezogen hätte. Irgendwie fand Axilla dennoch, dass Wagenrennen wohl nicht mit dem Gefühl jemals mithalten könnten, wenn man bei einem Mann war und der seine Sache wirklich gut machte. So toll konnten die Rennen gar nicht sein. Von daher würde Axilla definitiv nicht tauschen.


    Als Romana dann von ihrem zukünftigen Liktor erzählte und davon, dass Axilla wohl mehr Glück als Verstand gehabt hatte, musste Axilla noch weiter lächeln. “Achwas, es war hellichter Tag, so gefährlich war das nicht. Und Duccius Vala hat mich ja heimbegleitet danach, da hätte sich jeder Räuber das sicher dreimal überlegt.“ Ein komisches, kleines Schamgefühl schlich sich in Axillas Gemüt, als sie sienen Namen erwähnte. Der Schüsselvorfall war noch zu frisch und vielleicht sollte sie am besten gar ncihts erwähnen, was damit zu tun hatte, um das Gespräch nicht am Ende noch dahin zu lenken. “Ich nehm eigentlich meistens nur Leander mit zum Schutz. In Alexandria hat das auch immer gereicht. Und ich hab ja nicht vor, nachts nackt über den Aventin zu spazieren. Für die ganz normalen Spaziergänge sollte das doch reichen, meinst du nicht?“ Leander war nicht unbedingt stattlich oder der geborene Leibwächter, aber er war ein Mann. Das reichte doch, viele Räuber abzuschrecken. Und Axilla konnte einfach nicht hinaus auf die Straße gehen mit der Furcht, jemand könne ihr etwas tun, das entsprach nicht ihrem Wesen.


    Dann aber wurde das Thema ohnehin weniger erfreulich, und Axilla nahm die Kondolenz mit einem traurigen Lächeln entgegen, bemühte sich schwer, sich nichts vom Schmerz anmerken zu lassen. Da ihr Gesicht aber meistens ein offenes Buch war, wusste sie nicht, wie gut ihr das gelang. “Ja, zwar erst sechsten Grades, aber ich hab lange bei ihr in Alexandria gelebt und viel von ihr gelernt...“ Axilla schluckte einmal, um den Kloß im Hals loszuwerden und konzentrierte sich eher auf ihren Hass auf Terentius Cyprianus als auf ihre Trauer, das half. “Ja, Dis hat es angenommen, das lässt hoffen, dass er auch seinen Teil hält.“ Immerhin war die römische Religion geprägt von den Verträgen mit den Göttern. Do, ut des. Ich gebe, damit du gibst. So einfach war das. Axilla hatte einen Ochsen gegeben, jetzt war Pluto dran. Dass dieser bereits zur Tat schritt, konnte Axilla nichtmal erträumen, ansonsten hätte sie dem Herrn der Unterwelt wohl gleich noch ein Dankesopfer obendrein gegeben.


    Und wieder kam das Thema auf etwas, das Axilla leichte Bauchschmerzen verursachte. Die beiden waren also eine Decima und Aelia gewesen? Axilla hatte sich nur die Gesichter, aber nicht die Namen gemerkt. Irgendwie schienen sie diese beiden Gentes zu verfolgen, als wäre da etwas, das sie immer wieder genau zwischen diese beiden Familien trieb. Archias war ja auch Aelier, und Seiana war Decima. Und ohne die Einladung eines Decimers wäre Axilla gar nicht in Rom! Fortuna und die Parzen hatten wirklich einen sehr seltsamen Humor
    “Nein, nenn mich ruhig Axilla. Kann ich dich auch Romana nennen?“ Auch wenn Axilla abgelenkt war durch ihre eigenen Gedanken, sie freute sich über dieses kleine Maß an Vertraulichkeit. Ihr war es ja lieber, wenn Leute, die sie mochte – und Romana gehörte dazu – vertraulich ansprachen wie unter guten Freunden. Auch wenn diese hier so ein klein wenig piekte mit ihren Worten, gerade was die Tugenden betraf. Axilla sah sich selbst nämlich sicher nicht als tugendhaft, so blauäugig war selbst sie nicht.
    “Ach, du hättest bestimmt auch so noch was gesagt. Mich wundert viel eher, wie die anderen das alle so hinnehmen konnten. Ich meine... grrr... ich kann das gar nicht in Worte fassen! Sind wir beide denn so anders erzogen worden, nur weil unsere Väter gedient haben? Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wirklich Gentes geben soll, in denen nicht irgendwer bei der Legion war oder ist. Die müssen das doch auch schon gesehen oder zumindest gehört haben? So blind kann doch niemand sein, oder? Ich versteh es einfach nicht, was diese... Decima und Aelia, sagst du? Was die sich dabei gedacht haben.“

  • Eigentlich war es eine Verschwendung, dass Romana Wagenrennen nicht mochte. Gladiatorenspiele mochten ja sinnvoll gewesen sein, als die alten Osker sie eingesetzt hatten zur Ehrung der Götter, doch jetzt, abgestumpft auf ein reines Belustigungsspektakel, hieß es auch nichts mehr.


    Axilla versuchte offensichtlich Romanas Sorgen zu zerstreuen. „Duccius Vala, hmm.“ Ihr sagte der Name nichts. Doch plötzlich ging ihr ein Funken auf. "War das nicht der mit dem Nachtisch?” Im Nachhinein doch eine lustige Geschichte, dachte sie sich und konnte ein leises Schmunzeln nicht verkneifen. „Ist es dein Ehemann oder Verlobter?“, fragte sie nach, schließlich war ja Axilla mit dem Mann herumgestanden. Sie unterdrückte zwanghaft die Frage, worum es da gegangen war – es war eigentlich nicht ihr Problem. So, wie sich Gerüchte in Rom auszubreiten pflegten, erfuhr sie es eh schnell. Oder aber sie könnte sich strategisch an diesen Sachverhalt herantasten. Hmm, die Qual der Wahl.


    „Leander, ist das dein Sklave?“ Sie musterte den Kerl. Sicher war der als Schosshündchen gut, aber als Bewacher? Sogar Romana würde den locker übers Knie legen können, ganz zu schweigen von den dubiosen Gestalten, die am Hafen herumschleichten – quasi ohne Unterlass. Da war ja die zarte Parthenope noch eine effektivere Abschreckung. „Nein, nackt über den Avantin zu wandern ist nicht einmal bei Tag eine gute Idee.“ Sie grinste. Wenn es Axilla psycholgisch half...


    Mitfühlend nickte sie, als die Rede auf Urgulania kam. „Sie war... Archibrütanin?“ Immer diese griechischen Worte. Von ihren Unterhaltungen mit Parthenope hatte sie leider auch einen leichten epriotischen Akzent angenommen, der sich nicht so leicht abschütteln ließ. Dass der Gott ihr Opfer aber ignorieren würde, konnte sie sich nicht vorstellen. „Er wird deine Wünsche erfüllen, denn Götter sind genauso vertrauenswürdig, wie sie groß sind.“ Sie lugte mit ihren Augäpfeln kurz nach oben hinauf. „Ja, sie sind in ihrem Wesen ganz anders als die Menschen...“ Ein wenig zynisch mochten diese Worte wirken. Aber hoffentlich, dachte sie, flössten sie Axilla die Zuversicht ein, die ihr wohl ein bisschen zu fehlen schien.


    Sie nickte. „Sicherlich, nenne mich Romana.“ Alles andere wäre zu skurill gewesen irgendwie. Romana ließ sich gerne mit ihrem Cognomen nennen. Zuerst einmal war sie sehr stolz, nach der größten und besten Stadt der Welt benannt zu sein. Der Name passte, da er ihre Staatsbürgerschaft ausdrückte – und eine Patriotin war Romana durchaus. Außerdem war es im Atrium Vestae Usus, sich beim Familiennamen zu nennen, und so stellte das einen recht reizvollen Kontrast dar.


    Romana bemerkte nicht, dass Axilla ihre Worte nicht so gut auffasste, sie höre aber eindeutig, was die Iunierin danach sagte. „Ich weiß es nicht.“ Bei Calvena wusste sie, dass diese ihren Vater nicht gekannt hatte – obwohl er sie scheinends doch als seine Tochter akzeptiert hatte, da sie eine Germanica war. Außerdem war sie so sanftmütig und hie und da fast schon verkrampft konziliant und beschwichtigend, dass solch eine Aussage von ihr zu erwarten gewesen war. Romana nahm es ihr nicht übel. Die anderen waren wohl gut abgeschottet gewesen. „Ich denke, man wollte niemanden von ihnen mit diesen Dingen belasten. Und... jetzt so ganz ehrlich, unter uns... ich glaube, die Aelia war viel zu dumm, um einen Sachverhalt von dieser Tragweite einzusehen, und die Decima viel zu stur, um von ihrem Punkt abzuweichen.“ Nicht, dass Romana die beiden gut kannte, aber dieses Bild hatten die beiden gegeben.

  • Tja, das wäre auch zu schön gewesen, wenn Romana es einfach überhört hätte. Natürlich kam sie auf Vala zu sprechen, und Axilla musste sich erst einmal in ein etwas verlegenes Lächeln retten, dass dann ziemlich erschreckt wurde, als die Claudia fragte, ob sie mit Vala denn verheiratet sie. “Was? Nein, nichts dergleichen. Wir sind nur miteinander bekannt, aber nicht verlobt oder gar verheiratet. Nein, ich kenn die gens nur schon sehr lange und... naja, er hat mich begleitet.“ Natürlich wusste Axilla, wie das aussah, und insgeheim war ihr das ja auch nicht unrecht. Gewesen. Oder noch immer. Ach, sie wusste es einfach nicht. Zwei Seelen wohnten, ach, in ihrer Brust, die eine wollt' sich von der andren trennen.
    “Und... ähm, ja, das mit der Süßspeise, das war er...“ Zwar brannte so ein kleines Stimmchen in Axilla darauf, es sofort zu erklären und so weitere Nachfragen im Keim zu ersticken, aber der Rest von ihr hatte sich dazu entschlossen, vielleicht lieber erstmal die Klappe zu halten und weiter zu hoffen, dass das Thema nicht gar so interessant war, wie es war. Wahrscheinlich würde in zwei Wochen ohnehin alles haarklein in der Acta nachzulesen sein. Wann passierte schonmal sowas?


    Als Romana nach Leander fragte, nickte Axilla erfreut und sah ebenfalls zu dem Griechen, der gerade ein Meisterbild davon abgab, möglichst nichtssagend dazustehen. Natürlich aber sah Axilla auch den abschätzenden Blick von Romana und irgendwie regte sich in ihr ein kleiner Besitzanspruch. Das war ihr Leander. Und auch, wenn ihr Vertrauensverhältnis einen leichten Knacks hatte, und Romana sollte nichtmal daran denken, nach ihm zu fragen. Egal, welche Fehler er auch hatte, er war in den nunmehr bald 2 Jahren zu Axillas engstem Vertrauten geworden, und nur, weil er einen Fehler begangen hatte, warf sie doch nicht die ganze Freundschaft über Bord.
    Aber Romana sagte auch gar nichts weiter zu dem Griechen und beschränkte sich statt dessen auf einen leichten Scherz, den Axilla ebenfalls mit einem Grinsen quittierte. Welche Frau würde sowas dummes denn auch schon machen?


    Auch, wenn Romana das Wort gräßlich falsch aussprach, verzichtete Axilla darauf, sie zu berichtigen. Kein Mensch mag Klugscheißer, dachte sie sich nur. “Ja, sie stand dem Pyrtaneion vor und hatte das Amt des Exegetes. Das ist sowas ähnliches wie ein Pontifex... glaub ich.“ So genau hatte sich Axilla weder mit den römischen noch mit den alexandrinischen Ämtern je beschäftigt, als dass sie da nun genau sagen könnte, was welchem Amt entsprach.
    Als Romana so von den Göttern zu schwärmen begann, zog Axilla leicht eine Augenbraue hoch, riss sich aber zusammen und sagte ncihts. Im Grunde sah sie die Götter eher als einen Haufen Kinder, die sich um einen Ameisenhaufen versammelt hatten und fröhlich darin herumstocherten. Und die Menschen waren Ameisen und fragten sich, was sie denn getan hatten, dass die Götter sie so straften. Nur ab und an sah so ein Kind mal eine Ameise und entschloss sich dazu, sie nicht mit dem Pieksestock zu zerquetschen, sondern zur Abwechslung mal ein paar Krümelchen Nahrung hinzustreuen, und die brave Ameise lobte ihr Glück. Nun, aber im Grunde tat sie dasselbe auch bei Pluto und sie war froh, dass er das Opfer angenommen hatte und hoffte nun auf ihre paar Krümelchen vom großen Gott.


    Dass sie einander beim Cognomen nun nannten, zauberte aber sogleich ein Lächeln wieder auf das Gesicht der Iunia, das mochte auch nicht das ärgerliche Thema über den Streit in den Thermen gänzlich wegwischen. Wenn Axilla sich gemerkt hätte, welche der beiden alten Ziegen – bei dem Gedanken an dieses Wort musste sie unwillkürlich kurz ins nahe Gatter schauen – nun die Aelia gewesen war und welches die Decima, könnte sie wohl intelligenter antworten. Aber Axilla hatte ja alles von diesen beiden Frauen vergessen außer den Gesichtern. Und die würde sie sich sicher merken!
    “Na, dumm und stur trifft es denke ich ganz gut, wenn man die beiden beschreiben wollte. Aber wir sollten uns von so alten Weibern eigentlich gar nicht ärgern lassen.“
    Nun, die Dickere der beiden Unruhestifterinnen war vielleicht noch nicht gar so alt gewesen, aber die halb verhungerte war sicher schon weit über 30 gewesen und damit aus Sicht der 17jährigen Axilla kurz vorm Alterstod. Überhaupt kannte Axilla eigentlich keine wirklich alte Frau. Ihre Mutter war auch im Alter von 30 Jahren gestorben und war bei ihrem Tod auch so ausgemergelt dünn gewesen... Sie schob hastig den Gedanken beiseite und schaute wieder zu den Ziegen.
    “Wieviel Zeit hast du denn, um dir die ganzen Ziegen anzusehen?“ griff sie das ganz alte Thema nochmal auf, um die Sache mit den Thermen nun ruhen zu lassen.

  • Romana hielt sich weder für dumm noch für begriffsstutzig, und sie war es wohl auch nicht, zumindest hoffte sie dies. So hatte sie schon bemerkt, was Axilla von Vala gesagt hatte, und dass ihre Worte durchaus eine Wärme beinhaltet hatten für diesen Duccier. Die Erklärung der Iunierin erschien ihr schon ein wenig baufällig, dachte sie selber zumindest, aber sie entschloss sich, dies nicht weiter zu kommentieren. Es war nicht ihr Anrecht, dort reinzuschwatzen, auch wenn sie selber es natürlich nicht als so ideal befand, mit einem Herren auszugehen, mit dem eine Frau weder verheiratet noch verlobt war. Doch dies war Mode so geworden in Rom, wie es aussah, und es war nicht an Romana, sich gegen Trends zu stemmen.


    So nickte sie nur, den Duccier Duccier sein lassend. Es würde schon alles seine Ordnung haben. Doch eines konnte sie sich doch nicht verkneifen. „Süßspeise, ach ja. Aber eigentlich war er das gar nicht mit der Süßspeise, er war nur das Opfer. Der wirklich mit der Süßspeise, das war doch dieser Aelier, oder? Der so gemein dreingeschaut hat.“ Romana hätte niemals so geredet, wenn sie gewusst hätte, dass Axilla wirklich etwas an Archias lag. Doch so schien ihre direkte Art geradwegs durch sie durch.


    Auch Romana blickte kurz zu Leander hinüber, allerdings nicht mit dem selben stolzen Blick wie Axilla. Viel eher taxierte sie ihn mit einem Blick, der wohl besagen sollte, dass sie ihn nicht einmal geschenkt nehmen würde. Das war auch schon alles. Weiter sehenswürdig war dieser Grieche wirklich nicht, sodass die Claudierin ihren Kopf zu Axilla wieder hinwendete.


    Nun bekam sie etwas von dem politischen System Alexandrias mit... eigentlich nicht uninteressant. Ein Exegetes war ein Pontifex? „Ach, also war sie eine Hohepriesterin!“, konkludierte Romana befriedigt. „Das ist ja sehr schön! Der Dienst an den Göttern ist die höchste Ehre von allen! Aber die Opfer werden in Alexandria sicher nach dem Ritus Graecus ausgeführt.“ Um ehrlich zu sein, interessierte es sie wirklich. Zwar hielt sie selber die römische Art und Weise, den Göttern zu huldigen, für die beste, und hielt die ausländischen Götter letzendlich auch nur für eine Abart der wahren, der römischen Götter, doch das musste nicht heißen, dass sie es ablehnte, über diese fremden Kulturen mehr zu erfahren. Im Gegenteil, sie hatte ja auch schon diese Duccierin, Clara, und Sedulus mit ihren Fragen zu den Germanen genervt.


    Es war aber nur zu gut für Axilla, dass Romana nicht ihre Gedanken lesen konnte. Sonst hätte das ganze jetzt an dieser Stelle recht tragisch enden können. Romana, als gute Römerin, sah die Götter als Vertragspartner, allerdings nicht der menschlichen Sorte, sondern einer höher stehenderen, hochgeistigeren Variante, eine Art anbetungswürdige Kaufleute waren die Götter wohl. Und sie verhielten sich recht fair gegenüber den Menschen, wenn man bedachte, dass diese ihnen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert waren.


    Bei Romana hatten sich die Gesichter sowie die dazu gehörigen Namen ins Gedächtnis gebrannt, sodass sie jetzt für den Rest ihres Lebens wissen würde, wem aus dem Weg zu gehen war. Der Dürren und der Dicken. Abscheuliche Menschen – sicher lästerten die auch, wenn man nicht hinguckte, der lieben Götter.


    “Nein, da hast du Recht, das sollten wir wirklich nicht“, stimmte sie Axilla zu. Für sie war damit dieses Thema beendet, und das war auch gut so, war es doch schrecklich unerfreulich.


    “Wieviel Zeit ich habe?“, echote sie sie Frage und blinzelte kurz angestrengt. “Hmm... bis zum Sonnenuntergang, hat mir die Obervestalin gesagt.“ Also noch mehr als genug Zeit. Trotzdem, sie wollte jetzt einmal weiter machen. “Sag, magst du mich vielleicht ein bisschen begleiten auf meiner Inspektionstour?“, fragte sie. “Natürlich nur, wenn du Zeit hast.“ Sie selber würde sich freuen darüber.

  • Als wäre das nicht schon schlimm genug gewesen, dass Axilla hatte erklären müssen, wie es kam, dass sie und Vala unterwegs gewesen waren. Nein, Romana erinnerte sich auch an Archias, was Axilla erneut in Erklärungsnot brachte. Aber wie sollte sie das da alles erklären, wenn sie selber nichtmal wirklich verstand, was da los war? Vor allem wollte Axilla ja auch überhaupt gar nichts erklären von dem, was da vorgefallen war. Das war nicht nur peinlich, das war furchtbar! Egal, wie viele Frauen sich auch wünschen mochte, dass ein Kerl wegen ihr einen Streit anfing, Axilla kam sich im Moment wegen der ganzen Geschichte nur unglaublich doof vor.
    “Ähm, ja, natürlich. Aber ich bin sicher, das war gar nicht so gemeint...“ Gut, Axilla hatte keine Ahnung, wie es denn überhaupt gemeint gewesen war. Und dass Archias einen gemeinen Blick hatte fand sie auch nicht. Sie fand eigentlich, die meiste Zeit schaute er wie so ein Molosserhund drein. Und die schauten doch nicht gemein. Okay, wenn sie knurrten vielleicht. Und sogesehen hatte Archias ja auch geknurrt... nur eben mit Süßspeiße, anstatt mit hochgezogenen Lefzen...
    Axilla schüttelte den Gedanken ab. Vielleicht ließ Romana das Thema ja auch einfach wieder fallen?


    Dass Romana ihren Leander so geringschätzig mit einem Mal anschaute, irritierte Axilla dann aber doch, und sie blickte kurz zwischen der Vestalin und dem Griechen hin und her. Hatte Leander irgendwas gemacht? Ihr schien er ganz normal. Naja, vielleicht war es auch nur die Erkenntnis bei Romana, dass weibliche Sklaven wohl besser für sie wären, wenn sie wirklich jegliches Gerede vermeiden wollte. Auch wenn wohl niemand einer Vestalin Unzucht unterstellen würde, wenn es dafür nicht immens überwältigende Beweise gab. Sowas machte man nicht einfach so. Und die Wächter der Vestalinnen waren ja auch normalerweise Männer, schon allein wegen der Stärke und der Abschreckung.


    Aber Romana sagte dazu nichts weiter, also bestand auch Axilla nicht auf eine Vertiefung in der Richtung und das Gespräch kam viel mehr auf die Götter und Urgulania. Das war zwar nicht wirklich angenehmer, aber da konnte Axilla wenigstens etwas dazu sagen. “Ähm, naja, sie war etwas mehr in Richtung Verwaltung der Tempel, so dass alle immer genug Personal und Material hatten, so dass alles seinen richtigen Ablauf haben kann, so wegen dem Opferkalender und sowas alles.“
    Graecus Ritus? Axilla hatte sich da nie groß Gedanken drum gemacht. Waren ja immerhin auch griechische Götter, und die Priester waren ja auch fast alle Griechen da. War das denn wichtig?
    “Ähm, naja, sind ja auch griechische Götter und alles. Oder ägyptische. Was aber definitiv anders ist als hier, sind die Kulte. In Alexandria gibt es da viel mehr und viel... exzessivere. Letztes Jahr haben die Mänaden – ich mein, allein das muss man sich mal vorstellen, richtige Mänaden aus dem Gefolge des Bacchus – vier Schafe zerfleischt bei einem ihrer.... wie nennt man das eigentlich? Treffen klingt da so harmlos, find ich.
    Und es gibt auch noch ganz komische, ägyptische Kulte, aber die sind eher klein. Und natürlich Isis, aber die gibt’s hier ja auch.“
    Axilla plapperte leicht dahin, hauptsächlich, um davon abzulenken, dass sie im Grunde ja absolut keine Ahnung hatte und einfach irgendwas sagen wollte. Wo sie mit Göttern schon zum Großteil nichts anzufangen wusste, waren Kulte noch eine Stufe mehr. Sie konnte sich cnith vorstellen, irgendwo mit von Überzeugung angeschwellter Brust halbnackt durch die Gegend zu rennen und wie im Rausch irgendwelche Handlungen zu vollführen, um einer Gottheit zu gefallen.


    Sie beide lösten sich von dem Gatter mit den hübschen Ziegen, denn natürlich begleitete Axilla Romana. Sie war ja vieles, aber gewiss nicht lauffaul. “Ich hab so viel Zeit, ich weiß schon gar nicht mehr, was ich damit anfangen soll“, meinte Axilla nur grinsend und ging dann neben Romana her. Es sah wahrscheinlich etwas lustig aus, denn wo Romana mit ihrer hochgeschossenen Gestalt einen würdevollen Schritt machte, brauchte Axilla, die ihr grade mal bis zur Brust reichte, zwei.
    “Darf ich dich mal ganz neugieirg was fragen? Was macht man so als vollwertige Vestalin eigentlich den ganzen Tag dann? Ich meine, ihr bewacht das Feuer, aber da braucht man ja nicht immer alle Vestalinnen dafür. Was machst du dann eigentlich sonst noch?“ Axilla hatte sich nie damit beschäftigt, was die Priesterinnen der Vesta eigentlich so trieben. Und wenn sie jetzt schonmal jemanden neben sich hatte, den sie da mit Fragen löchern konnte, dann wäre es doch sträflich, diese Gelegenheit ungenutzt verstreichen zu lassen.

  • “Nicht?“ Sie blinzelte ein wenig, wie immer, wenn sie ein wenig verwundert war. Natürlich hatte er es nicht so gemeint, als er dem anderen das Joghurt über den Kopf geschüttet hatte! In Wirklichkeit wollte er ihm wohl den Kopftätscheln, und hatte dabei vergessen, dass er die Joghurtschüssel in der Hand hielt? Die Claudia legte ihren Kopf ganz leicht schief, unbewusst eher. Der Aelier war für sie schon unten durch, das wusste sie jetzt schon. Obwohl er schon für sie einen Spitznamen weg hatte... der Joghurtinger. Ja, das war ohne Zweifel passend. Aelius Ioghurtus war ein guter Name, und seinen Cognomen hatte sie ohnehin schon bereits vergessen. Sie atmete tief ein, und stellte ihren Kopf wieder gerade auf. So war gut. Sie würde dieses Thema einfach nicht weiter ansprechen, Axilla schien sich eh schon unwohl genug dabei zu fühlen.


    Auch zu Leander sagte Romana nichts mehr. Sie hielt ihn für absolut unbedeutend. Er war kein Mann, der ihr im Gedächtnis bleiben würde, und damit hatte wohl Aelius Ioghurtus ihm etwas voraus.


    Um ehrlich zu sein, was Axilla über die Alexandriner und die Verwaltung ihrer Stadt zu sagen hatte, das sagte ihr schon ein wenig mehr zu. Exegetes waren also eher Aeditui, wenn sie es sich richtig überlegte. Also, keine Aeditui im richtigen Sinne, sondern höher gestellte von jenen. Wobei, die Griechen waren sowieso seltsam und hatten alle einen Knall, da konnte man es gut erwarten, dass sie das ganze mit den Prioritäten falsch gewichteten. Und sie hörte auch weiterhin zu, einmal 2 oder 3 Sätze, bis dann schließlich Axillas Ausführungen begannen, ihr Desinteresse zu wecken. Was sie sagte, war unzusammenhängend und trivial. Irgendwelche Kulte halt, von irgendwelchen Peregrini, die keine Ahnung vom Tuten und Blasen hatten, und es nicht verstanden, richtig, das heißt, wie ein Römer, zu opfern. Ja, Romana war heute wieder mal sehr tolerant eingestellt, schien es scheinen zu wollen.


    Sie gab mit einem anfallenden “Mhm“ und “Aha“ zu verstehen, dass sie Axilla noch folgte. Sie wollte es sich nicht mit ihrer neuen Freundschaft verderben, denn Axilla schien sehr nett. Traditionsbewusst war sie wohl auf jeden Fall. Nur ein wenig... wie könnte man es sagen? Ja, ein bisschen naiv. Für die bodenständige Romana hatte es zwar ein bisschen von einem Rätsel an sich, dass so eine gebildete Frau, wie es die Iunia schien, so etwas kindliches an sich haftete. Dabei schien sie so alt zu sein wie Romana selber. Aber, musste sich Romana ins Gedächtnis rufen, was für einen Eindruck musste sie gemacht haben, als sie gerade erst einberufen worden war in den Orden? Ja, dachte selber, sie war gereift, sehr gereift. Und doch hoffentlich nicht verknöchert. Vielleicht war es ja so, dass sie das war. Verknöchert. Und Axilla war ganz einfach normal in ihrer Anschauung, und Romana war zu kritisch.


    Ein wenig geplagt also von Selbstzweifeln war das Lächeln, welches Romana Axilla schenkte, als jene zu Ende war. “Das klingt alles sehr interessant... aber ich glaube, das wäre nichts für mich...“, gab sie zu. Weitaus erfreuter war sie, als Axilla sagte, sie könne sie begleiten. “Das freut mich wirklich!“, meinte sie mit ehrlicher Glücklichkeit und machte sich daran, zu gehen. Es war schon lustig, Axilla schien sich tatsächlich schwer zu tun, mit ihren Schritten mit zu halten. Nun, Romana hatte sich schon daran gewöhnt, dass es anderen so ging, und so temperierte sie ihr Schrittmaß.


    “Was wir den ganzen Tag so machen? Ach, allerlei... vor allem sind wir damit beschäftigt, feste vorzubereiten. Jeden Tag gibt es ein Opfer an die Laren, und wir säubern den Tempel... also symbolisch, bewachen natürlich das Feuer, bewachen aber auch die Testamente, und...ja...“ Sie zuckte die Schultern. “Einiges an der Zeit, die wir haben, schlagen wir einfach nur tot. Wir...“ Sie drehte sich abrupt um und stierte nach hinten. “Parthenope!“
    Eine Gestalt, die hinter ihnen zurück geblieben war, sinnlos an den Horizont starrend, drehte sich um und kam zu Romana gelaufen. Parthenope hatte es nicht mitgekriegt, dass sich die Erde weiter gedreht hatte.
    Romana blickte zu Axilla und seufzte. “Also, wir stellen auch mola salsa her. Und natürlich halten wir den Hort der Vesta im Peristylium in Schuss. Das ist vorläufig meine Aufgabe.“ Sie grinste. “Ich verstehe was vom Gärtnern, weißt du? Es ist ein geheimes Hobby von mir.“

  • Auch wenn Romana nochmal nachfragte, zumindest so halb, Axilla sagte nichts mehr und beließ es bei einem Blick, der ihr Unbehagen ausdrückte. Sie war sich nicht sicher, wie Archi das mit der Schüssel gemeint hatte, und was da eigentlich genau nun vorgefallen war, und der Teil von ihr, der vor Problemen gern die Augen verschloss, wollte das auch gar nicht haarklein wissen. Es reichte ja schon, dass es vorgefallen war, das war wirklich schlimm genug. Ein wunder, dass sich nicht mehr Leute das Maul darüber zerrissen, aber Axilla traute dem Frieden noch nicht.


    Sie gingen los und das Thema kam auf die Religion, wo Axilla wirklich nichts als loses Geschwätz beitragen konnte. Sie besaß keinerlei religiösen Eifer an sich. Sie wandte sich an die Götter, wenn sie wirklich dringend etwas wollte, und ansonsten hoffte sie, die Götter würden sie ebenso ignorieren, wie sie es umgekehrt tat. Abgesehen von dem Opfer an Pluto oder die gelegentlichen Opfer an die Manen und Laren mussten von ihrer Hand ohnehin wenig Tiere ihr Leben lassen, und auch die Blumen- und Trankopfer konnte man an einer Hand abzählen. Von daher konnte sie zu Romanas offensichtlichem Eifer, der schon bald an superstitio denken ließ, nichts wirklich beitragen und nur hoffen, sie würde sie mir ihrem gefährlichen Halbwissen über Kulte weit genug ablenken, dass es nicht auffiel. Aber Romana schien auch gar nicht so sehr daran interessiert zu sein und schloss nur damit, dass das wohl nichts für sie selber wäre. Axilla fragte sich sowieso, ob eine Vestalin denn überhaupt in einen anderen Kult noch dürfte, war das ja auch schon eigentlich ein Kult für sich. Und die meisten Kulte achteten sehr eifersüchtig auf ihre Mitglieder.


    “Ah, Pflanzen mag ich auch sehr gern, wenn ich auch nicht so viel davon verstehe. Also, wie man sie richtig anbaut und pflanzt und hegt und so. Ich gehöre wohl eher zu der breiten Masse, die einfach genießt, was Flora uns so schenkt.“ Axilla lächelte zu Romana hoch und dachte einen Moment einfach nur an die grünende Natur. Das war eher ihre Welt, die weite Ebene vor dem Haus in Tarraco, wo wilde Blumen geblüht hatten, und nicht weit entfernt der dunkle Wald mit seinen knorrigen, alten Bäumen, auf die man so gut klettern konnte. Ja, das liebte sie wirklich, das war lebendig. Anders lebendig als das hier, diese Stadt, dieser Markt hier, diese Menschen. Das erschien Axilla im direkten Vergleich fast unwirklich und beängstigend beengend. Nun, sie hatte nicht wirklich Angst, das sicher nicht. Sie mochte ja Menschen, mochte Abenteuer. Aber sie vermisste diese weite, und vor allem die frische Luft. Je wärmer es wurde, umso dicker schien die Luft in Rom zu werden. Vor allem, wenn man auf einem Viehmarkt unterwegs war.
    “Und was machst du dann genau? Blumen? Oder eher Kräuter für die Küche? Wie ist das eigentlich, ihr Vestalinnen wohnt doch auch im Tempel, oder? Dürft ihr dann eigentlich noch nach Hause, oder gar nicht mehr?“ Zugegebenermaßen waren das dämliche Fragen, aber Axilla wusste es nicht. Sie war noch nie in Rom gewesen und es war ihr nie in den Sinn gekommen, Vestalin werden zu können, und auch niemandem in ihrer Familie, warum also sich darüber den Kopf zerbrechen und sich über etwas informieren, was einen im Grunde nicht interessierte? Nur im Moment war sie neugierig, das war aber auch schon alles.

  • Axilla schien ziemlich glücklich über den Umstand zu sein, dass Romana nicht mehr nachfragte. Aus diesem Grund eben würde sie dies nicht mehr tun. Eigentlich konnte es ihr ja egal sein, was sie und Ioghurtus so trieben. Bis das nächste Prodigium käme, in der die Götter ihren Unwillen zeigten... sie unterdrückte ein Seufzen und ließ es unkommentiert, ebenso wie die Religion, auf die Axilla nichts mehr erwiderte.


    Romana lachte aber doch, als Axilla ihr sagte, wie sie es mit den Blumen hielt. “Du musst wissen, ich bin keine große Pflanzenfanatikerin per se. Ich gerate nicht in Verzückungen, wenn ich einen abgeschnittenen Strauß Blumen sehe. Vielmehr stimmt der Anblick der toten, tot gemachten Blumen mich immer ein wenig traurig... ich mag Pflanzen nur, wenn sie leben, blühen, gedeihen, und ich meinen Teil dazu beitragen kann.“ Sie lächelte ein wenig versonnen und blickte dann zu Axilla. “Hmm. Da hätte ich genauso gut Priesterin der Flora werden können, nicht wahr? Aber trotz meiner Verehrung für diese Göttin, sie ist kein Vergleich mit Vesta. Und ihr Aspekt, dass sie auch die wilden Pflanzen, das Unkraut beschützt, gefällt mir nicht. Ich mag kultivierte Gärten. Und kultivierte Landschaften, die der Mensch sich Untertan gemacht hat. Deshalb auch meine Liebe für Etrurien – die am besen genutzte Landschaft, die ich kenne, und doch wunderschön.“ Romana entfuhr ein Lachen. “Entschuldigung, dass ich dich so vollgequasselt habe über Pflanzen.“ Sie grinste entschuldigend.


    “Also, was ich mache? Mir obliegt der Garten im Peristyl. Dort wachsen vornehmlich Blumen, also ja, diese. Es gibt auch eine Rasenfläche. Kräuter und so allerdings nicht, wir sind ja keine Apotheke“, meinte sie bestimmt, aber freundlich.


    Sie dachte kurz nach, bevor sie Antwort gab. “Im Tempel wohnen wir nicht, dort wäre es ziemlich eng und unangenehm. Wir wohnen im Haus der Vestalinnen gleich daneben, im Atrium Vestae. Nach Hause dürfen wir schon, wenn wir halt Ausgang haben“, erklärte sie.
    Unvermittelt blieb sie plötzlich stehen. Sie standen neben einem Gatter mit Ziegen drinnen. Diese Ziegen jedoch waren abgerupft und sahen verlaust aus. Romana schüttelte den Kopf. “Siehst du die? So haben bisher alle ausgesehen, bis auf die von Fufilius... langsam werde ich es Leid.“ Sie schnaubte aus. “Ich glaube, ich gehe jetzt doch zu ihm zurück und kaufe zumindest eine Ziege von ihm auf. Denn ich spüre es einfach, bessere werde ich an diesem Markt hier finden. Sie tun einem direkt Leid, die Viecher...“ Sie deutete dabei auf die Ziegen, die vor ihnen waren. “Sie müssen mies verpflegt sein.“ Und vom Anblick dieser zerlumpten Tiere hatte sie die Schnauze voll.

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