officium TAU | Ungeklärte Fragen

  • Wieder so eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten war. "Tja, so ganz genau weiß ich das auch noch nicht. Wie gesagt, es ist für mich auch Neuland. Und ich möchte, daß wir uns für den Weg zum Ziel viel Zeit nehmen, denn ich glaube, nur so kann man es erreichen. Weißt Du, dieser Plan ist erst nach und nach in mir gereift. Erst hatte ich Dich für nichts anderes als meinen Leibwächter vorgesehen. Aber ich habe Dich kennengelernt. Du bist... anders als andere Sklaven. Ich habe das Gefühl, Dir vollkommen vertrauen zu können. Dazu bist Du intelligent und lernwillig. Was unerläßlich ist für das, was ich mir vorstelle."


    Hoffentlich verwirrte er Cimon nicht nur noch mehr. Ursus lehnte sich etwas zurück. "Ich möchte, daß Du mein Assistent und Ratgeber wirst. Meine rechte Hand in allem, was ich tue. Mein Vertrauter, mein Schatten. Verstehst Du, wie ich das meine? Du sollst mich nicht nur beschützen. Andere mögen das glauben. Daß sie Dich unterschätzen, kann nur zu unserem Vorteil sein."

  • Genau wusste Ursus es auch nicht? Cimon spannte sich ein wenig an vor Neugier und Erwartung. Dabei lag sein Kopf leicht seitlich und er sah seinen Herren ernst sowie auch direkt an. .. Assistent, Ratgeber, rechte Hand...Vertrauter, Schatten ...Sie sollten den Nubier unterschätzen?...Entschieden nickte er. Denn er verstand... nun mehr als jemals zuvor.


    "Ja Herr. Ich verstehe. Niemand wird jemals ein Wort von mir darüber hören, Dominus Ursu..... Ursus?"


    Seine Augen wurden kurz fragend schmaler. Sie waren unter sich. War es da nicht so, das er ihn vertrauter ansprechen konnte, sollte? Und wieso störte es Cimon nicht, das er es versuchte? Es würde den Sklaven ebensowenig stören, würde es nun eine Strafe hageln. Er vertraute seinem Herren. Ja, er legte, wie er es sich bereits geschworen hatte, sein eigenes Leben in dessen Hände. Und würde dies auch geben, um Ursus zu retten. Jetzt schwor er es nicht nur zu seinen ihm unbekannten Göttern, nicht nur seinem Selbst sondern vielmehr endlich auch seinem Herzen, seiner Seele...jeder Faser seines Körpers.
    Und ohne eine Antwort auf seine Frage abzuwarten, sprach er einfach weiter, was ihm in den Sinn kam.


    "Ich werde lernen, werde deinem Weg folgen, Herr. Ich hoffe deinen Erwartungen gerecht werden zu können...Ursus."

  • Ursus legte den Kopf schief und betrachete Cimon einen Moment lang, da er selbst darüber nachdenken mußte. "Wenn wir wirklich unter uns sind, habe ich nichts dagegen. Ansonsten, wenn auch nur ansatzweise zu fürchten ist, daß fremde Ohren uns belauschen, dann nenne mich auf jeden Fall Dominus." Die vertraulichere Anrede hob Cimon auf seine Stufe. Das war nicht verkehrt, wenn der Sklave ihm auch mal etwas sagen sollte, das Ursus vielleicht nicht so gerne hörte. Wenn Cimon eben etwas aufgefallen war, was Ursus falsch machte und ihn in ein schlechtes Licht rückte.


    "Ich erwarte nicht von Dir, daß Du es von einem Tag auf den anderen bist. Du mußt es lernen. So wie ich lernen muß, Dich mit wichtigen Dingen nach und nach zu betrauen. Wir werden Fehler machen, Cimon. Beide. Das bleibt bei einem Lernprozeß nicht aus. Aber davon dürfen wir uns nicht frustrieren lassen. Ich bin mir ganz sicher, daß Du meinen Erwartungen gerecht wirst. Es steckt viel mehr in Dir, als Du selbst glaubst."

  • Kurz dachte Cimon einen Fehler gemacht zu haben. Aber die Worte seines Herren zeigten ihm, das es zumindest nicht schlecht gewesen war. Also konnte er seinen Herren so ansprechen, wenn sie unter sich waren. Alles andere würde er auch niemals wagen. Nun sah er Ursus sogar ein wenig vorwurfsvoll an, das dieser seinem Sklaven zutraute, sich derartig schlecht zu benehmen. Aber rasch erkannte Cimon, das ihm dieser Blick weder zustand noch angemessen war. So senkte sich sein Blick, jedoch verschwand sein ehrliches Lächeln dabei nicht.


    "Ja, Herr. Ich werde mich entsprechend verhalten."


    Ursus sprach nun vom Lernprozess und der Nibier hörte sehr genau zu. Sie beide würden Fehler machen. Und sein Herr glaubte wirklich das mehr in Cimon steckte? Dankbar grinste der Sklave kurz seinen Herren an.


    "Ich danke dir, ...Ursus. Sicher werde ich mich nicht frustrieren lassen. Dominus Ursus? Ich würde dich gerne etwas anderes... etwas ganz anderes fragen."


    Cimon wartete die angemessene Zeit und das Zeichen seines Herren ab. Dann atmete er tief durch und merkte wie er Ursus vollkommen vertrauen würde. Auch in dieser Frage. In dieser für den Nubier sehr wichtigen Frage.


    "Die Römer haben viele Götter. Sicher haben auch die Nubier dies. Aber, die kenne ich ... in keinster Weise. Und...da ich zu dir gehöre, möchte ich an deine Götter glauben. Doch.. welcher deiner Götter, Herr... wäre für mich, einen Sklaven zuständig?"


    Die Stimme war fest und zeigte deutlich wie ernst Cimon jedes einzelne Wort meinte.

  • Gerade schienen sie an ein Ende gelangt zu sein, als Cimon eine weitere Frage stellte, die für Ursus alles andere als leicht zu beantworten war. Doch er sah ein, daß dies für Cimon sehr wichtig war. "Nun, einen direkt für Sklaven zuständigen Gott gibt es nicht. Das liegt wohl daran, daß die Sklaverei nicht von den Göttern geschaffen wurde, sondern von den Menschen. Auch hat sich im Laufe unserer Geschichte die Sklaverei erheblich geändert. Für die Götter werdet ihr Menschen sein, so wie alle Menschen. Und so sind alle Götter gleichermaßen für Dich zuständig wie für mich." So nahm Ursus das zumindest an.


    "Auf keinen Fall kann es schaden, unsere Hausgötter zu verehren, denn Du lebst auch in diesem Haus. Ansonsten kannst Du jeden Gott verehren, der Dir verehrenswert erscheint. Oder den Du um etwas bitten willst. In der Bibliothek findest Du viele Schriften über unsere Götterwelt. Über die nubischen Götter kann ich Dir allerdings gar nichts sagen."

  • Mit ruhiger Mine nahm Cimon alles dankbar in sich auf, was Ursus ihm sagte. Schlussendlich nickte der Nubier ernst. Ja, er nahm sich vor, sich stärker mit den römischen Göttern auseinander zu setzen. Denn alles andere erschien ihm zu diesem Zeitpunkt falsch und unangemessen.


    "Ich danke dir, Herr."


    Seine AUgen zeigten, das er wohl verstanden haben musste. Für Cimon war nun alles geklärt und er besann sich auf seine Aufgaben. Er würde warten, bis sein herr etwas von ihm wünschen möge oder die Einnahme der kleinen Mahlzeit beendet haben mochte. Dann würde er aufräumen und alles an seinen Platz bringen. Immer bereit, Wünsche von Ursus zu erfüllen, bevor dieser sie aussprechen musste. Es war für Cimon wie ein Wettstreit, wer wohl schneller war, Ursus mit seinem Wunsch oder Cimon im erkennen des selbigen. Für den Nubier war es eine weitere Gelegenheit, seinem Herren zu zeigen wie ergeben er war.

  • Es war ausgesprochen angenehm, so umsorgt zu werden. Ursus hatte sich schon so an Cimons Anwesenheit gewöhnt, daß er teilweise nur noch die Hand ausstreckte, weil er wußte, Cimon würde das Gewünschte hineinlegen. Manchmal mußte er lachen, wenn ihre Hände sich auf halbem Weg begegneten, weil er gar nicht hingesehen hatte. Inzwischen beschränkte sich Cimons Hilfe nicht nur darauf, ihm etwas zu essen oder zu trinken anzureichen oder aufzuräumen, nein, er kannte sich inzwischen in der Ablage der Unterlagen genau aus und reichte Ursus an, was immer er gerade benötigte. Die Zusammenarbeit klappte besser als mit dem Scriba, der Ursus ab und an half.

  • Ja, sie waren inzwischen sehr gut aufeinander abgestimmt und verstanden sich oftmals ohne Worte. Was sehr praktisch war, konnte man doch so einerseits arbeiten und andererseits die Stille mit einem angenehmen Gespräch füllen. Natürlich nur, wenn es den Herren nicht störte und ihm auch entgegenkam. In Cimon wuchs so das Vertrauen und die Selbstsicherheit in einem angenehmen Maße an.


    Nach Tagen der Arbeit war es Cimon, der nun, einige Zeit nach dem besprechen seiner Fragen, eher ruhig und verschlossen wirkte. Der Nubier hatte Probleme sich zu konzentrieren. Er wirkte fern und hörte immer wieder diese Schreie, die ihn seit er sie gehört hatte und ES hatte mitansehen müssen, nicht mehr verließen. Dann geschah es und seine Unachtsamkeit rächte sich, indem er den Saft bei dem Versuch ihn einzugießen, verschüttete. Seine Hände zitterten und er wurde sofort hektisch. Sein Blick ging nieder und er hörte in seinem Kopf diese Schreie. Nach einem Tuch angelnd bemühte er sich um einen möglichst geringen Schaden. Seine Stimme zitterte ebenso wie seine Hände. Alles in ihm war derart aus dem Ruder gelaufen, das er sich nicht mehr sicher war, ob sein Herr nicht ähnliches mit dem Sklaven anstellen würde. Vorallem wegen Flora konnte er kaum mehr klar denken.


    "Verzeih, Herr...es... es tut mir leid, Dominus Ursus..."


    Seine Knie wurden weich, doch noch fiel er nicht auf selbige. Auch wenn er kurz davor war.

  • Ursus hatte die Veränderung im Verhalten seines Sklaven durchaus bemerkt. Doch er drang nicht in ihn. Er wartete ab. Sie hatten schließlich besprochen, immer offen zueinander zu sein und so nahm er an, daß die merkwürdige Stimmung seines Sklaven nichts mit ihm zu tun hatte.


    An diesem Tag allerdings war Cimon noch mehr von der Rolle als in den letzten Tagen. Seine Hand zitterte so, daß er den Saft verschüttete beim einschenken. Schnell wich er zurück, damit der Saft nicht auf seine Kleidung kleckerte. "Nanu? Cimon, was ist denn los mit Dir? Hast Du Schmerzen? Du zitterst, als hättest Du Schüttelfrost." Schon diese gestammelte Entschuldigung war irgendwie merkwürdig. Es erinnerte Ursus an den Cimon in den ersten Wochen, nachdem er ihn in Mantua gekauft hatte.

  • Es war gut, das Ursus auswich und die Kleidung somit sauber blieb. Cimon hatte den Saft schnell mit dem Tuch eingekesselt und die Spuren beseitigt. Dabei hörte er Worte, die ihm doch zeigen mussten, das sein Herr anders war. Aber... diese Schreie ... er sah nun auch sich vor seinem geistigen Auge. Und er konnte nicht anders als den Knien nachzugeben. Er sank einfach nieder. Nichts würde ihn dazu bekommen, sich wieder zu erheben. Er wollte Nähe und Wärme spüren, wollte Sicherheit erlangen und wusste nicht, wie er dies alles bekommen sollte. Die Hände des Nubiers fielen ihm in den Schoß und er hob nur sehr langsam und wiederstrebend den Kopf. Wusste er doch, das sein Herr allein schon diese Haltung nicht wirklich dulden würde. Vieleicht würde der Blick ihn besänftigen. Allerdings wagte Cimon es nicht ihn direkt anzusehen.


    "Herr .... wieso ... wieso wurde Phraates bestraft? Was hat er getan? Wieso tun andere Sklaven einem das an und... tun sie es etwa gerne? ... Wieso starren ihn andere Sklaven an, als sei er ein...Stück Fieh? Phraates...er... er ist ein guter Sklave...und jetzt...jetzt ist er weg und... ich...war es wegen unserem Training? Ich...dann musst du mich auch bestrafen Dominus Ursus...Ja, du MUSST MICH bestrafen Herr!"


    Im Reden bemerkte Cimon gar nicht wie er sich von einer ziemlich wagen Annahme in die Sicherheit von Wissen bewegte. Er war also schuld. Der Nubier wollte nicht schuld an den Schmerzen eines Freundes sein, doch es war eine Erklärung, die ihn in gewisserweise beruhigte. Sogar die Aussicht auf Strafe ließ ihn ein wenig ruhiger werden, nachdem er sich doch ein wenig in unangebrachter Rage geredet hatte. Irgendwie bedeutete es doch, das alles richtig war und die Welt wieder passen würde. Nun sah er Ursus doch direkt und fest in die Augen. Flehte mit diesen um Erkenntniss und wollte so sehr sich selber wiederfinden, das er begann, mit den Fingernägeln in die Handfläche zu drücken. Der nur leichte Schmerz half zumindest ein wenig seine Gedanken einigermaßen zu ordnen.


    Wieso nur verfiel er nun, in diesem Moment in eine Rolle, die er ebgelegt hatte? Die er vergessen glaubte und die er nie wieder irgendjemanden hatte zeigen wollen. Doch bei Ursus konnte er sich sicher sein, sich nun mit der Hilfe des Herren wieder zu finden...ja, aus irgendeinem Grund war er davon Überzeugt, das sein Herr der Einzige war, dem er so sehr vertraute.

  • Bestürzt sah Ursus, wie Cimon auf die Knie sank. Ein Bild der puren Verzweiflung und der Angst. Er verstand die Welt nicht mehr. Was war denn nur los mit Cimon? Doch die Erklärung folgte auf dem Fuße und Ursus konnte nur entsetzt den Kopf schütteln. "Aber Cimon..." Wie sollte er seinem Sklaven das erklären? Ursus konnte sich überhaupt nicht daran erinnern, wann in diesem Haus das letzte Mal ein Sklave ausgepeitscht und fortgeschickt worden war. Er hatte auch keine Ahnung, warum Phraates so schlimm bestraft worden war. Das machte es für ihn nun noch schwerer, es Cimon richtig zu erklären.


    Er legte dem Nubier seine Hände auf die Schultern. "Eines kann ich Dir ganz sicher sagen. Phraates ist nicht wegen des Trainings bestraft worden. Aber was der Grund war, weiß ich nicht. Er gehört Celerina..."

  • Die Brührung tat ebenso gut wie die Worte die er hörte. In früheren Zeiten wäre er zusammengezuckt, hätte Ursus ihn berühren wollen, doch nicht jetzt. Dennoch blieb etwas verwirrung und etwas kam hinzu. Nochimmer sah er seinen Herren an. Langsames Nicken sollte zeigen, das er zumindest verstanden hatte, das es nicht um das Training ging. Aber das nahm Cimon auch die Möglichkeit mit Phraates zu leiden. Es heißt doch geteiltes Leid wäre nur halbes Leid... aber wie solte er es schaffen? Celerina? Cimon schüttelte leicht den Kopf und versuchte sich an die Gerüchte zu erinnern und daran was er bei anderen Sklaven hatte in Erfahrung bringen können.


    "Aber...aber ich habe gehört, das es Dominus Corvinus befohlen haben soll. Bedeutet das...jeder in diesem Haus kann über jeden Sklaven verfügen? Also auch über mich?"


    Er vergas nun vollkommen die Anrede und dachte immer wieder an Flora, an Phraates an sein eigenes Leben. In Erwartung auf eine Antwort, die ihm seine Ängste nehmen mochte, wartete der Sklave nicht ganz so ruhig wie sonst ab. Er wollte Wissen, er wollte nicht mehr hilflos sein...aber vor allem anderen sehnte Cimon sich nach Sicherheit.

  • Marcus hatte es befohlen? Marcus? Der war doch sonst auch gegen Mißhandlungen? Aber in letzter Zeit war der ja auch nicht mehr er selbst. Ursus sah ihn nur selten, aber es wurde über viel Wein gemunkelt, den der Onkel verbrauchte. Und auch sonst... ihm fiel ein, was Flora berichtet hatte über die Geburt von Sivs Kind. Alles war merkwürdig geworden.


    "Nein, das bedeutet es nicht. Cimon, der Besitz einer Frau ist auch der Besitz des Ehemannes. Niemand! Hörst Du? Niemand hat das Recht, Dir so etwas anzutun. Außer mir. Und ich verabscheue solche Strafen. Die Peitsche macht einen guten Sklaven zu einem schlechten und einen schlechten zu einem noch schlechteren Sklaven. Denn die Peitsche zerstört jedes Vertrauen! Ein Kind legt man übers Knie, wenn es etwas einfach noch nicht begreifen kann und deshalb durch Schmerz lernen muß, was falsch ist. Aber ein Erwachsener hat seinen Verstand, um zu lernen. Du gehörst mir. Mir allein. Niemand wird sich an meinem Eigentum vergreifen."

  • Mit offenen Augen und einem beginnenden nur leichten Lächeln hörte Cimon den Worten seines Herren zu. Dabei nickte er und merkte, wie sein Rücken sich leicht streckte, als Ursus meinte, das niemand sich an seinem Eigentum vergreifen würde. Langsam fand er die Sicherheit wieder, nach der er so dringend gesucht hatte. Dennoch blieb etwas...etwas was ihm schmerzte, denn die Schreie verließen seinen Kopf bei weitem noch nicht.


    "Ich danke dir Herr. Ja, ich werde immer mit meinem Verstand lernen...immer, Dominus Ursus...immer!


    U..Ursus? Wenn er doch weg ist...bedeutet das, das Phraates...ist er...tot? Oder... wurde er nur weggebracht? Wohin, Herr? Ich würde ihm gerne etwas schreiben. Vieleicht auch eine Abschrift von einer guten Schrift, die ihm hilft, Herr.. Er ist ein guter Sklave... er hat sicher nichts getan..nichts, Herr."


    Nein, es gab nichts, was Cimon sich vorstellen konnte, das Phraates hätte tun können. Nichts was solche Strafe bedeuten mochte. Für Cimon war es klar... es wurde ein unschuldiger bestraft und es konnte jeden treffen...jeden außer ihm...ihm, Caelyn, Marei, Frija, Baldemar ... was ihn sehr beruhigte, denn er mochte sie alle sehr.


    Langsam entspannten sich seine Finger und der Schmerz in den Handflächen zog ein wenig unangenehm, doch es tat auch gut. Kurz schüttelte er so unauffällig es ging die Hände leicht aus und sah seinen Herren unsicher an. Cimon wollte sich nicht bewegen, er trachtete danach so hocken zu bleiben und sich weiter mit Ursus zu unterhalten. Doch er war es nicht, der es zu entscheiden hatte. Er war der Sklave, der tun würde, was sein Herr verlangte. Schließlich wusste der Nubier nicht wie wichtig die Arbeiten waren, die vor seinem Herren lagen und grade noch rechtzeitig von einer Saftflut gerettet wurden, als er vorhin das Tuch darüber gelegt hatte.

  • Diese Fragen, Cimon brachte Ursus wirklich an den Rand seiner Möglichkeiten. Er wollte seinen Sklaven nicht anlügen. Immerhin wollte er, daß Cimon zu seiner rechten Hand in allen Angelegenheiten wurde. "Ich weiß es nicht, Cimon. Aber wenn er hätte sterben sollen... Ich glaube, dann hätten sie es hier in Rom getan. Und so, daß es für alle anderen abschreckend ist. Eine Todesstrafe hat nur diesen einen Sinn, nicht wahr? Abschreckend für andere zu sein. Ich habe keine Ahnung, was er verbrochen haben soll. Aber ich glaube, sie haben ihn auf eines der Landgüter geschickt. Fort von diesem Haus. Er muß etwas sehr Schlimmes getan haben, anders kann ich mir solch eine schreckliche Strafe nicht erklären. Cimon... Bei mir wird es so etwas nicht geben, hörst Du?" Er hatte noch immer seine Hände auf den Schultern des Nubiers liegen. "Weiß denn wirklich niemand, was Phraates getan haben soll? Hat keiner der Sklaven etwas gehört?" Meistens wußten Hausangestellte doch über alles Bescheid.

  • Alles klang gut und einleuchtend. Allmählich beruhigte Cimon sich zunehmend und zuckte nur ab und zu mit seiner Augenbraue. Phraates sollte etwas schlimmes getan haben? Cimon schüttelte den Kopf sehr entschieden. Vorallem die guten Worte des Herren, das dem Nubier soetwas nicht, niemals wiederfahren würde, ließ es zu, das Cimon Ursus ernst ansah. Langsam fand er sich wieder und auch seine Haltung wurde, nicht zuletzt wegen der schon fast freundschaftlichen Berührung von Ursus, immer korrekter und auch selbstsicherer.


    "Ich danke dir Herr... Ich weiß...ich wusste es eigendlich doch die ganze Zeit, das du soetwas nicht zulassen würdest. Aber diese Strafe...sie hat mich doch sehr erschrocken. Nein, nein er hat bestimmt nichts so schlimmes getan. Ich kenne ihn doch. Es ist seltsam. Ich habe es wirklich versucht herauszufinden, wieso. Aber entweder sie wissen es nicht oder sie schweigen. Ich verstehe das nicht. Soll eine Strafe, die auf so eine Art dargestellt wird nicht abschrecken? Aber wovor soll sie abschrecken? Das macht doch keinen Sinn, Herr.
    Ursus? Darf ich dich um etwas bitten? Kannst du herausfinden worum es ging? Ich möchte mich nicht derart in Phraates geirrt haben...aber...aber ich muss es wissen. Und ich würde ihm wirklich gerne schreiben, Herr."


    Es war keine kleine Bitte, doch sie reichte in Cimons Augen noch nicht aus, um Ursus an ein bestimmtes Versprechen zu erinnern. Zwar kniete der Nubier noch, doch die Haltung hatte nichts mehr von einem unterwürfigen Sklaven. Eher ein ... Vertrauter, ein Freund, ein Bruder, der einfach nicht stehen wollte, der einfach in diesem Moment die stärkende Berührung der Schultern brauchte.

  • "Sie erschreckt mich auch, Cimon", gab Ursus leise zu und es entsprach auch der Wahrheit. Was hatte Corvinus so verändert, daß er zu solchen Maßnahmen griff? Hätte es ihm jemand vor ein paar Wochen erzählt, daß Marcus auf solche Weise strafen würde, Ursus hätte ihn für verrückt erklärt. "Ja, es macht keinen Sinn, ohne das Vergehen anzuprangern. So erschreckt es nur. Und zerstört das Vertrauen der Bediensteten zur Herrschaft. Diese Bestrafung war ein großer Fehler. Und wird sich nicht rückgängig machen lassen." Zumal Ursus bezweifelte, daß Corvinus es rückgängig machen wollen würde.


    "Ich weiß nicht, ob mir das gelingen wird. Mein Onkel und ich... wir haben nicht gerade ein herzliches Verhältnis zueinander. Und in der letzten Zeit ist er sehr verändert. Vielleicht sollte ich versuchen, es von Celerina zu erfahren? Phraates gehört ihr, ich glaube nicht, daß Corvinus ihn sol drastisch bestraft, ohne daß Celerina den Grund kennt."

  • Es erschreckte seinen Herren ebenso? Überrascht sah er ihm in die Augen. Damit hatte Cimon nicht gerechnet. Ganz langsam hoben sich seine Hände und er griff nach den Unterarmen von Ursus um diese fast wie ein Vertrauter zu halten. Dabei senkte er nicht einen Moment seine Augen. Im Gegenteil, er fixierte Seinen Herren, ohne dabei zu starren. Der Nubier versuchte mit seinen Augen auszudrücken, was seine Stimme vieleicht nicht so gut übermitteln mochte. War es nicht so, das auch er für seinen Herren da sein musste? Ja, das würde er, jetzt und in Zukunft.


    "Ich danke dir mein Herr. Sicher wird es sich aufklären und auch ich werde mich weiter umhören, Dominus."


    Kurz dachte Cimon über alles nach und wollte noch etwas sagen, doch er fand nicht die rechten Worte, er bezweifelte sogar das es solche geben würde. Aber er war sich sicher, das Ursus ehrlich zu ihm war. Erneut merkte der Sklave wie gut es war zu sprechen und nicht einfach schweigend alles hinzunehmen. Vieleicht sollte er über Flora sprechen..nein, sicher war er sehr dumm gewesen und eigendlich musste sein verhalten doch bestraft werden, aber wie nur sollte er es erklären? Cimon wusste doch selber nicht wieso er das alles getan hatte und wieso er auf dieser Art von der Herrin dachte. Besser in dieser Beziehung würde er ersteinmal schweigen.
    Durch diese Gedanken war sein Blick einen Moment in die Ferne gerückt, fand aber rasch den Weg zurück in diesen Raum.

  • Cimons Blick und seine Gesten sagten mehr als tausend Worte, daß das verletzte Vertrauen sich langsam wieder einstellte. Trotzdem. Ursus wußte, daß diese grausame Bestrafung bei den Sklaven tiefe Verunsicherung verursacht hatte. Gerade weil nicht bekannt war, was der Grund dafür war. Es mußte den Eindruck erwecken, daß Willkür in diesem Haus Einzug gehalten hatte.


    Für einen Moment schien Cimons Blick entrückt. Ursus konnte nicht ahnen, worum es in den Gedanken des Nubiers ging. Er glaubte, Cimon würde sich an die Schrecken seines früheren Lebens erinnern. Und fürchten, daß sein Leben doch wieder so werden könnte wie damals. Das wollte Ursus auf keinen Fall. Cimon sollte sich sicher fühlen. Und ihm vertrauen.


    "Das hoffe ich, Cimon. Für uns alle. Wie reagieren denn die anderen darauf? Wie ist die Stimmung?" Vielleicht sollte er doch mit Corvinus das Gespräch suchen. Auch wenn er jetzt schon ahnte, daß es in einer der üblichen Katastrophen enden würde.

  • Erneut änderte sich seine Haltung kaum und Cimon hörte genau zu, was Ursus sagte. Nun dauerte es doch einige Momente, bis der Nubier antworten konnte. Nachdenklich verängten sich seine Augen leicht und er zuckte nur sehr kurz mit den Schultern.


    "Wie die anderen reagieren, Herr? Es ist schwer einzuschätzen. Aber einige sind schon eher unsicher. Vorallem steigt bei dem einen oder anderen die Angst vor Strafe. Stimmung, Ursus? Wie soll ich sagen... es ist ruhiger geworden."


    Wie konnte er diese Stimmung bloß beschreiben? Cimon war sich nicht sicher, ob er die rechten Worte gefunden hatte, doch zumindest hatte er es versucht.
    Langsam stand er nun doch auf, ohne Ursus wirklich los zu lassen. Als er aber stand, drückte er leicht, fast freundschaftlich die Arme des Herren und ließ die Arme frei. Hatte er grade etwas bestimmt? Seine Augen sahen fragend in die von Ursus. Erforschten diese, ob eine Grenze überschritten wurde. Vorher würde er sich nicht abwenden, um sich der weiteren Reinigung des Tisches zu widmen.

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