"Eine Lieferung von Titus Tranquillus!", wiederholte der Helfer des Sklavenhändlers mit Nachdruck und gab Myrsini einen kräftigen Stoß in den Rücken, bis sie dem älteren Mann an der Porta beinahe stolpernd in die Arme fiel. Im letzten Augenblick gelang es ihr, das Gleichgewicht wieder zu finden und sie kam einen halben Schritt vor dem Türwächter - War er denn ein solcher? - zum Stehen. Bevor sie indes zurückweichen konnte, von einem Schreck erfasst, hob der bullige Lieferant seinen Arm, packte sie an der Schulter und hielt sie an Ort und Stelle, während er mit seiner noch freien Hand auf den älteren Mann deutete. "Eine Lieferung von Titus Tranquillus!", röhrte er erneut und seine Stimmlage ließ eine gewisse Aggressivität keinesfalls missen. Myrsini vermutete, dass es ihn in die Tavernen zog oder in ein Lupanar und jede Verzögerung ihm ausgesprochen missfällig war. Insbesondere, wenn man erwog, dass er den Grund wohl nicht verstand.
"Nein, es liegt kein Irrtum vor", antwortete sie daher hastig an seiner Stelle und spürte, wie der Griff um ihre Schulter sich von Misstrauen geführt schmerzhaft verstärkte: "Ein Mann namens Albin erwarb mich in Mogontiacum für Titus Duccius Vala. Mein Begleiter ist der Sprache nur bedingt mächtig..." Nicht ohne Absicht ließ Myrsini mit ihrer Formulierung die Frage offen, ob er überhaupt eine Sprache beherrschte. "Eine lange Reise liegt hinter uns und wir hoffen, die richtige Porta gefunden zu haben."
[Esquilin] Casa Accia Ducciaque
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http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg Pustus Blumus' Geduld war in den Jahrzehnten seines Dienstes für den Accius von abertausenden Wellen von Besuchern wettergegerbt, so konnte ihn auch die begriffsstutzige Art des Kerls nicht aus der Fassung bringen. Als sich dann jedoch das Mädchen selbst zu Wort meldete, zuckte seine linke Augenbraue für einen Moment nach oben, war das doch ein recht ungewöhnliches Verhalten. Jedoch klärte sie den Sachverhalt kurz und bündig auf, dass sich seine Gesichtszüge entspannten.
"Nun, wenn das so ist, habt ihr doch sicherlich ein Schreiben dabei, das dieses bestätigt, oder?", ging der alte Mann nun zum Alltagswerk über, schließlich war noch nicht klargestellt wie der Kauf zustande gekommen war, noch ob sie es hier nicht mit Betrügern zu tun hatten... bevor er den Praetor belästigte, sollte er doch zumindest die Formalitäten geklärt haben.
Sim-Off: Es reicht, wenn du erwähnst, dass er eins dabei hat und es Pustus Blumus in die Hand drückt. Zum genaueren Ausspielen war ja leider keine Zeit. :-/
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Die Reaktion des Türwächters - seine gehobene Augenbraue und die offensichtliche Skepsis ob ihrer Initiative - kam für Myrsini nicht überraschend. Sicher war es ungewöhnlich, wenn eine Sklavin ungefragt das Wort ergriff, doch der kurze Augenblick des Mutes hatte genügt, sie durch ihre Worte auch eine Form der Rache an dem bulligen Helfer des Sklavenhändlers vollziehen zu lassen; - eine schwache, indes für Myrsini wichtige Vergeltung für die Launen des Mannes während der langen Reise nach Roma. Ohne Zweifel war er außerstande, ihre subtile Andeutung bezüglich seiner beschränkten Intelligenz zu bemerken. Sofern es dem Türwächter aufgefallen war, ließ er keine Reaktion erkennen und erntete dafür den stummen Dank Myrsinis.
Unauffällig biss sie sich auf die Zunge, denn um keinen Preis wollte sie ihren neuen Besitzer verärgern; - oder auch nur sein Personal. Es war überhaupt dumm, einen Römer zu erzürnen, insbesondere bei der Aussicht, nur aufgrund eines Missverständnisses zurück auf die Verkaufspodeste oder gar erneut nach Germania gesandt zu werden. So war es dann auch ihr Glück, dass Tranquillus' Läufer dieses Mal zu verstehen schien, wonach der Türwächter verlangte, denn er zog ein Schreiben aus seinem ledernen Gürtel hervor und reichte es dem grauhaarigen Mann. Dem Druck seiner rauen Hand um Myrsinis Schulter tat dies indes keinen Abbruch, mehr noch schien er sich zu verstärken und die Griechin war sicher, auch in den kommenden Tagen den Abdruck sehen zu können. -
http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg Pustus Blumus überflog das Schreiben, checkte das Siegel (das er schon oft genug gesehen hatte) und warf immer wieder einen Blick auf die Sklavin oder ihren muskulösen Begleiter.
"Da das Mädchen offensichtlich schon bezahlt ist, geht es für mich jetzt nur darum den Empfang zu quittieren, denke ich mal?", fragte er ziemlich rhetorisch, zückte schon einmal den für solche Momente vorgesehenen Geldbeutel und drückte dem 'Boten' vorsorglich ein paar Sesterzen für seine Mühen zu.
Als die Formalitäten erledigt waren trat er beiseite, um der Sklavin den Weg freizugeben und nickte dem 'Boten' am Ende noch einmal knapp zu, bevor er die Sklavin ins Innere der Casa geleitete. Im Atrium deutete er ihr, einen Moment stehen zu bleiben, bevor er in einen der vielen Gänge verschwand...http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png ...um einen Moment später durch Sirius ersetzt zu werden. Mit einem leise geflöteten Lied stapfte er durch die Casa und blieb einige Schritte vor der neuen Sklavin stehen um sie mit einem belustigten Blick zu mustern: "Hätte ja nie gedacht, dass er sowas mal macht... nein, wirklich. Nie, niemals. Aber wenn wir es genau nehmen..." , grinste Sirius breit mit dem für ihn typischen leichten Hauch Wahnsinn im Blick, "...hat er das ja nicht einmal. Aber fangen wir vorne an... wie heißt du, Mädchen?"
Sim-Off: Nur ein kleiner Tipp der Übersichtlichkeit wegen: es ist recht wichtig, dass du bei jenen Posts auf ANTWORTEN klickst, auf die du auch konkret antwortest... sonst gibt es ein Durcheinander.
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Der saubere, geschliffene Boden der Casa Accia fühlte sich unter Myrsinis bloßen Fußsohlen weich an, trotzdem er aus massiven Steinplatten bestand. Im Vergleich zu den schmutzigen Straßen Roms oder gar den rauen Wegen jenseits des Stadtrandes erwiesen sie sich indes als eine Wohltat und die Griechin war versucht, für einen langen Atemzug die Augen fest zu schließen, um sich diesem erleichternden Eindruck des Angekommen-Seins in ihrem neuen Heim ganz zu ergeben. Doch Myrsini verzichtete darauf, gönnte sich keinen solchen Augenblick der Schwäche. Stattdessen begann sie ihre Umgebung eingehend zu mustern, betrachtete die von vereinzelten Tüchern behangenen, beigefarbenen Wände und sog den sie umgebenden Duft in sich auf, der sich gegen den unvermeidlichen Gestank der Stadt zu behaupten versuchte; - bisweilen durchaus erfolgreich.
Der Türwächter hatte sie allein gelassen und an seiner statt trat kurz darauf ein jüngerer Mann auf sie zu, dessen gespitzte Lippen ein fröhliches Lied erschallen ließen. Unwillkürlich trat Myrsini einen halben Schritt zurück, unsicher darüber, was sie von diesem Mann zu halten hatte, der mit sich selbst zu sprechen schien und in dessen Augen eine eigentümliche Art des Irrsinns leuchtete. Ist das Titus Duccius Vala? Weder sein Auftreten noch seine Kleidung sprachen dafür, aber Myrsini wusste aus Erfahrung, dass Römer von Zeit zu Zeit nicht den gängigen Erwartungen entsprachen. So verneigte sie sich und stellte sich der Aufforderung folgend vor: "Myrsini ist mein Name, Dominus."Sim-Off: Okay. Danke für den Tipp.
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http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Dominus?" , verfiel Sirius in ein seliges und ziemlich dümmlich ausschauendes Grinsen, als ihn die Sklavin tatsächlich für niemanden anderes hielt als... seinen Boss. Er! Der Gedanke war so süß, dass es schon... pervers... war. Und doch konnte Sirius es sich nicht verkneifen das Spiel einen Moment mitzuspielen: "Nun, ja, natürlich. Also... ich... also er, denn ich liebe es in der dritten Person von mir selbst zu reden... also von ihm... er hat dich kaufen lassen zu einem ganz bestimmten Zweck. Nur hat er nicht damit gerechnet, dass das Angebot in Rom so dürftig war, dass eher seine... also meine, aber eben seine... Familie in Mogontiacum eher fündig wurde. Nun denn... meine... also seine... Familie hat ihm aber nicht mitgeteilt, was du nun auf dem Kasten hast, Mädchen. Wieso sollte er... also ich... von dir überzeugt sein?"
Das Grinsen zu einem nur halbwegs beherrschten Lächeln zusammengepresst betrachtete Sirius den Neuzugang mit leuchtenden Augen ob des göttlichen Moments und versuchte NOCH herrschaftlicher auszuschauen als er es ohnehin schon tat. -
Myrsini schluckte. Eine unauffällige Geste, kaum mehr als eine winzige Bewegung ihres Halses, während sie den Blick weiter in Demut gesenkt hielt und abwechselnd den Boden oder ihre Zehen ansah. Und doch brachte sie damit ihr ganzes Unbehagen zum Ausdruck, das sie bei den Worten des Mannes befallen hatte. Ein Römer, der von sich in der dritten Person sprach? Wirre Worte, deren Sinn Myrsini erst am Ende eines jeden Satzes zu verstehen begann, drangen an ihr Ohr. Zumindest schien sich ihre Vermutung zu bestätigen, dass sie ihrem neuen Besitzer gegenüber stand. 'Zu einem bestimmten Zweck wurde ich gekauft', ging es der Griechin durch den Kopf und tausende Gedanken formten sich zu abstrakten Bildern, um welchen Zweck es sich wohl handeln könnte. Wenn man die Worte des Mannes bedachte, war die Auswahl schier unendlich, denn Wahnsinn fand bisweilen in vielen Formen Ausdruck; - manchmal auch in Grausamkeit. Bevor Myrsini indes von der Furcht ergriffen werden konnte, hob sie vorsichtig den Kopf und sah ihrem Gegenüber direkt in die Augen. Nur für einen Atemzug, womöglich zwei, dann senkte sie den Blick wieder. 'Ja, dieses Leuchten in seinen Augen, es muss der Wahnsinn sein.'
"Dein Mann Albin traf die Entscheidung über meine Eignung, Dominus. Es steht mir nicht zu, sein Urteil darüber in Zweifel zu ziehen, ob ich eine gute Ergänzung für Deinen Besitzstand bin." Myrsini formulierte ihre Worte langsam, wohl gewählt und ihr Latein wurde kaum getrübt von dem weichen, griechischen Akzent. Sie tat dies nicht ohne Grund, denn der Ersteindruck konnte für ihr weiteres Leben in dieser Casa entscheidend sein. "Ich wurde nach meinen Fähigkeiten beurteilt, im Haushalt einer angesehenen, römischen Familie wie der Deinen zu dienen und auch darüber, ob ich in der Lage sei, meiner Domina die Zeit angenehm zu gestalten." -
http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Mein... sein Mann?" , fragte Sirius verwirrt, "...geben die römischen Sklavenmärkte nichts her, so dass wir schon in Mogontiacum acquirieren müssen? Seltsam... durchaus seltsam... wann habe ich... hat er... das wohl veranlasst?" Und vor allem: warum war ihm das entgangen? Wurde er alt? Hatte sein Herr jemanden anderes damit beauftragt? Warum sollte er das tun?
"Nun denn..." , versuchte Sirius sich so wieder in Fassung zu manövrieren, "...da du nun hier bist, kann ich dich ja gleich über deine Pflichten hier im Hause aufklären... wobei, genau genommen finden sie erst einmal im anderen Hause statt. Wegen weil: ich selbst... er selbst... hat keine Verwendung für dich. Du bist gekauft worden, um meiner... seiner Frau, also der zukünftigen... zur Hand zu gehen und dich um sie zu kümmern. Sie ist eine Tiberia, also von hohem Stand, du wirst dich entsprechend an die damit einhergehenden Gepflogenheiten anpassen müssen.", da es nicht selbstverständlich war, taxierte Sirius die Frau mit eindringlichem Blick: "Sind dir solche bekannt? Hast du schon in höherem Hause gearbeitet?"
Die Frage war nicht ganz unwichtig für ihn und seinen Herrn, immerhin mussten sie klären ob man die Sklavin der Tiberia blanko in die Hand drücken konnte oder sie vorher noch auf die eine oder andere Art einweisen lassen musste. -
Fragen über Fragen, doch Myrsini wagte es zunächst nicht, nur eine einzige zu beantworten. Ohnedies schienen die Fragen ihres Dominus mehr der rhetorischen Natur zu entspringen. Ein weiteres Zeichen für seinen sicheren Wahnsinn, wie Myrsini zuvor schon an seinem Ausdruck und seinem Auftreten zu erkennen geglaubt hatte. Möglich, gar sehr wahrscheinlich. Schließlich öffnete die Griechin aber doch den Mund und bestätigte, was sie bereits wusste: "Dein Mann Albin deutete an, ich könnte ein Geschenk sein, denn häufig sprach er von einer Domina, trotzdem Du offensichtlich ein Mann bist." In gewisser Weise klang diese Antwort nicht sehr klug, doch Myrsini hatte gelernt, dass die reine Bestätigung der Worte eines Herrn zumeist mit Wohlwollen aufgenommen wurde. Menschen mochten die Zustimmung, darin unterschieden sie sich nicht, ob sie sich nun Kaiser oder Sklave nannten. Sie fügte dem Gesagten schließlich ein sanftes Nicken hinzu und fuhr beinahe ohne Pause fort: "Ja, Dominus, mir wurde Erfahrung im Umgang mit der hohen römischen Gesellschaft zuteil, wenn auch nur aus dem bescheidenen Leben in Athenae." So wie es klug war, Bestätigung auszusprechen, war es dumm, die Erwartungen von anderen bezüglich einem selbst über das nötige Maß hinaus zu heben. Keine Unsicherheit erklang daher aus Myrsinis Stimme, doch genauso keine Überheblichkeit. "Ich weiß, Du wirst richtig urteilen, ob ich noch der Einweisung in die örtlichen Gepflogenheit bedarf." Myrsini schob jede Verantwortung somit weit von sich, auch da sie vermutete, ihr Gegenüber würde erheblich besser wissen als sie, wie anspruchsvoll jene Tibera sich gestaltete.
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http://www.kulueke.net/pics/ir…pezielle/valahelfer05.png "Hmhmhm..." , nölte Sirius, der natürlich schon etwas Erfahrung als rangoberster Sklave im Gefolge seines Herrn hatte, die Führung des Haushalts blieb allerdings aus ihm vollkommen unerklärlichen Gründen anderen überlassen... und somit auch die Beurteilung und Ausbildung der Sklaven. Er würde einen der accischen Sklaven mit der Beurteilung beauftragen um diesen Fauxpas zu umgehen.
"Ich denke, es dürfte reichen wenn einer unserer Hausverwalter deine Fähigkeiten kurz und bündig begutachtet, möglicherweise, indem er dich einfach ein paar Tage hier im Hause arbeiten lässt... ich... er wird entsprechendes veranlassen. Wenn i..er.. sich dann von deinen Fähigkeiten überzeugt hat, wird er dich sicherlich deiner neuen Her..." , sprach Sirius so diplomatisch wie möglich, wurde allerdings vom Geräusch nahender Schritte unterbrochen und fand sich noch bevor er sich umwenden konnte niemand anderes gegenüber als seinem Herrn.
"Uuuuh..." , schnappte Sirius hörbar nach Luft und wurde gleich eine ganze handbreit kleiner, "Dominus! Welch... Überraschung... dich hier zu sehen. Wir haben gerade von dir gesprochen. Dies ist Myrsini, Albin hat sie offensichtlich in Mogontiacum erstanden und dir zukommen lassen, als Geschenk für deine Zukünftige... jaja... ich hab ihr gerade erzählt was für ein großartiger Dominus du doch bist und wie glücklich sie sich schätzen kann bald zu unserem Haushalt zu gehören, jaja!"
Der benannte Dominus ging allerdings überhaupt nicht auf das Geschnatter seines Sklaven ein sondern musterte mit kühlem Blick die hinter Sirius stehende Sklavin.
"Soso..." , brummte der zu diesem Zeitpunkt noch seiende Prätor und strich sich nachdenklich durch den Bart, "...na dann. Lass sichergehen, dass sie kann was sie können soll und schick dann der Tiberia eine Einladung zum Essen." , sprach's, nickte zufrieden und wandte sich dann wieder ab um seinem Tagewerk nachzugehen. Die Sklavin überließ er dann dem Sklaven... der nun als solcher entblößt vor ersterer stand.
"Nun... dies ist... peinlich." , rieb Sirius sich ebenso berührt den Hinterkopf und wich dem Blick der Sklavin fortan gekonnt aus, um sich schließlich in die Arbeit zu flüchten: "Ich geh dann mal tun was der Dominus aufgetragen hat, jaja... warte hier, es wird gleich jemand kommen und sich um dich kümmern. Ummm... ja, genau... also, bis später!"
So ließ er die Sklavin im Atrium alleine und verschwand etwas zu eiligen Schrittes um es nicht wie eine Flucht aussehen zu lassen. Wenig später kam eine ältere Frau, die eine der ranghöheren und erfahrenen Sklaven des Anwesens darstellte, welche in den kommenden Tagen die junge Sklavin auf Herz und Nieren prüfen würde.... und nachdem das Mädchen einige Tage auf Herz und Nieren geprüft und für gut befunden wurde, fand es sich mit dem 'echten' Dominus in den Horti Lolliani wieder um der zukünftigen Domina übergeben zu werden.
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Ein Bote des Senators Sedulus überbrachte einen Brief für den Senator Vala.
Ad Senator Titus Duccius Vala,
Casa Accia
Roma, ItaliaSalve Senator Titus Duccius Vala,
wie mir zu Ohren gekommen ist, sollst du ein recht gutes Gespür für Gerechtigkeit haben und dich gut mit unseren Gesetzen auskennen. Wenn dem so ist, möchte ich dich bitten, einen Fall, welcher meine Person betrifft zu übernehmen.
Ich würde dich daher bitten, mich baldigst in der Casa Germanica aufzusuchen um weiteres Vorgehen bzw. den Inhalt des Falles zu besprechen.
Ich würde mich auf deinen Besuch und Beistand freuen, solltest du den Fall annehmen.Mit freundlichen Grüßen
Quintus Germanicus Sedulus
ANTE DIEM XVIII KAL SEP DCCCLXIV A.U.C. (15.8.2014/111 n.Chr.)
Roma,
Casa Germanica -
Ad
Senator
Titus Duccius Vala
Casa Accia
Roma, ItaliaSenator Duccius, der Anlass meines Schreibens könnte mir nicht mehr widerstreben. Es ist nicht zuletzt deinem oft genannten Namen zu verdanken, dass der Hausfrieden in der Villa Tiberia in den letzten Tagen massiv gelitten hat. Die vergangenen Geschehnisse lassen mich glauben, dass du in einem enormen Missverständnis davon ausgegangen bist, dass es zu unserer Vereinbarung auf der Insel Dianium gehörte, Chaos und Unfrieden über meine Familie zu bringen.
Ich musste doch tatsächlich von meiner Schwester Lucia erfahren, dass sie sich angeblich mit dir verlobt hat. Sogleich sage ich dir, dass ich dies schwerlich überhaupt glauben konnte. Ich wollte meiner Schwester bereits einen schwachen Geist attestieren, wie er sich manchmal äußert, wenn Frauen auf charmante Männer treffen. Ich wollte glauben, sie redet wirr und dass du damit überhaupt nichts zu tun hättest. Doch ihre Erzählungen scheinen zu detailliert, als dass sie nur aus einer netten Weiberfantasie stammen könnten. Nicht nur von Heirat, sondern auch von Geschenken in Form von Ketten und Anhängern war die Rede, ein ausgeprägter Kontakt wohl auch noch lange nach unserer Zusammenkunft auf der Insel.
Bei den Göttern, Senator Duccius! Ich will gar nicht erst davon reden, wie vermessen ein solcher Wunsch wäre, meine Schwester zu ehelichen, wo doch schon die Grundprinzipien des Anstandes in dieser Geschichte verletzt worden sind. Es wäre das Mindeste gewesen, mich als ihren Bruder und deinen Geschäftspartner über euren Kontakt zu benachrichtigen! Bis heute habe ich von dir kein einziges Wort in dieser Angelegenheit vernommen! Stattdessen muss sich meine Schwester vor mir in Tränen ergießen! Hinter meinem Rücken eine Ehe zu arrangieren, lässt mich schon von Grund auf an deiner Aufrichtigkeit zweifeln. Diese Heimlichtuerei ist unerträglich und verletzt mich aufs Grundlegendste! Und dies nach allem, was ich für dich besonders in finanzieller Hinsicht getan habe! Selbst wenn du tatsächlich von der abwegigen Vorstellung ausgehst, meine Schwester ehelichen zu können, wie glaubst du denn, dass das Verhältnis zwischen unseren Familien aussehen könnte, wenn du so dermaßen taktlos und anmaßend agierst?
Ich erwarte von dir klärende Worte! Ich verlange zu erfahren, ob es stimmt, was ich von meiner Schwester erfahren habe!
Vale.
Lucius Tiberius Lepidus
Villa Tiberia
Italia, Roma -
Ad Titus Duccius Vala
Casa Accia
RomaSalve Patronus!
Es ist nun doch einige Zeit vergangen und nach meiner Erhebung ging alles recht schnell. Wie du sicher weißt habe ich ein Kommando bei der Prima zugeteilt bekommen, und diene nun als Tribunus im Stab, und übernehme im Prinzip die Aufgaben welche ich bereits als Prätorianer tagtäglich erledigt habe.
In Rom ist alles in Ordnung? Man hört so wenig aus der Heimat, und wenig von dem was in der Gesellschaft und Politik geschieht.
Ferner wollte ich mich für deinen Einsatz bedanken, und stehe bei dir in tiefer Schuld sowie in Verbundenheit. Sollte ich dir behilflich sein können, so kannst du auf mich zählen.
Ich verbleibe mit den herzlichsten Grüßen aus Mantua, mögen die Götter über dich wachen.
Aulus Iunius Seneca, Tribunus Angusticlavius, Legio I, Mantua
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Spätestens als der Duccier das Wort 'reizend' in Bezug auf seine Schwester in seinem Brief verwendete, war dem Tiberier klar, dass er hier definitiv allein aufkreuzen würde. Nein, hier war Lucia erst einmal fehl am Platz und Lepidus würde sich allein daran machen, die notwendigen Informationen endlich zu bekommen, die seine Schwester ihm wohl immer noch vorenthielt. Des Ducciers Antwort war allerdings auch viel zu locker, als dass hinter all dem eine größere Affäre zu vermuten gewesen wäre, aber auf solche Spekulationen sollte sich der Tiberier gar nicht mehr einlassen, wie er sich nun selbst gedanklich zurechtweisen musste. Zu oft lag er in letzter Zeit damit völlig daneben. Lepidus ließ sich gerade aus der Sänfte helfen, als ein Sklave schon einmal seine Ankunft ankündigte. "Quaestor Lucius Tiberius Lepdius ist eingetroffen und hat einen Termin mit Senator Duccius Vala"
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Wie immer war es Pustus Blumus, der die Tür öffnete und die Gäste empfing. Man hatte sie natürlich vorgewarnt und vorbereitet und als klar wurde, dass der Tiberier NICHT mit seiner Schwester gekommen war, flitzte bereits ein Sklave den Gästen voraus ins Triclinium und sorgte dafür, dass aus dem vorbereiteten Dinner-for-three ein Dinner-for-two gemacht wurde bevor die... beziehungsweise der... Gast die Räumlichkeiten betrat, die in adäquater Schlichtheit mit zurückhaltendem Dekor dem Wesen des Gastgebers entsprach.
Dieser ließ seinen Gast auch nicht lange warten und tauchte auf, bevor dieser in die Verlegenheit kam die Wandmalereien wertschätzen zu dürfen.
"Tiberius! Schön, dass du dir Zeit nehmen konntest." , trat Vala mit offenem Lächeln auf seinen Gast zu, als könnte ihn kein Wässerlein trüben und bat diesen mit einer Geste sich zu setzen, "Ich bin sicher, dein Amt als Quaestor lässt dir wenig Zeit zum atmen, wo es doch um die Erhebung zum Senator geht." -
Sim-Off: Tut mir Leid für die Verspätung. Der wär mir beinahe durch die Lappen gegangen.
Nach einem heftigen Spätsommersturm hatte eine Gerölllawine in den Alpen gleich mehrere Pässe für einige Tage unpassierbar gemacht. Bis die Geröllmassen wieder von den Straßen entfernt waren, hatten daher auch die berittenen Postboten des Cursus Publicus nur untätig warten können auf eine erneute freie Fahrt....
Senator Titus Duccius Vala,
Casa Accia, Roma
ItaliaDuumvir M Petronius T Duccio Valae s p d
Mogontiacum ist nun endlich ein Municipium. Dies konnte
nur gelingen dank deiner hilfreichen Förderung. Durch deine Unterstützung konnten zahlreiche Gönner unter den einflussreichsten Senatoren Roms gewonnen werden.Besonders dankbar ist dir die Bürgerschaft Mogontiacums für deine Hilfe bei der Unterbringung unserer Gesandtschaft sowie der Vorstellung beim Imperator.
Die Bürgerschaft wie auch ich möchte dich daher bitten zukünftig als unser Patron unsere Belange in Rom zu unterstützen. Unser Dank dürfte dir in erheblichem Maße gewiss sein.
Marcus Petronius Crispus
Duumvir Mogontiaci -
Für Wandmalereien würde sich der Tiberier heute kaum noch erwärmen können. Mit dem erhabenen Gestus eines nur allzu sehr von sich überzeugten Patriziers stolzierte Lepidus durch die Gänge dieser 'Casa' mit leicht erhobenem Kinn. Das musste er wohl ohnehin, denn der Duccier war schon etwas größer als er selbst. Was gab man diesen Germanen bloß zu essen? "Salve Senator Duccius. Es heißt Zeit nehmen 'musstest', denn dieses Treffen ließ sich wohl kaum vermeiden", sprach er einerseits mit der gebotenen Anrede, dann aber auch mit der ebenso notwendigen Spitze, die sich auch sogleich fortführte, denn der Duccier tat sich hier als Vorlagengeber äußerst gut. "Ich wünschte in der Tat, dass ich mich noch viel mehr mit meiner Quaestur beschäftigen könnte. Die Luft zum Atmen wird mir derzeit von anderen Dingen geraubt, die zusätzlich meiner Aufmerksamkeit bedürfen." Diese sollten dem Duccier natürlich bestens bekannt sein. Etwas widerwillig nahm Lepidus auf dem angebotenen Sitz Platz. "Ich nehme an, du hast Wein vorrätig?" Und in dieser Frage dem Gastgeber zuvorzukommen, bevor dieser auch nur die Möglichkeit hatte, etwas anzubieten war natürlich ebenfalls nicht die feine Art.
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Mit unerschütterlicher Gelassenheit ließ Vala die Spitzen seines Gastes an sich abperlen und tat ganz die Unschuld der Provinz: "Natürlich ließ es sich das nicht, und man wollte es ja auch garnicht... immerhin ist die Sache viel zu wichtig, als sie mit derartiger Nichtbeachtung gestraft werden sollte." , sprach Vala, während einer der Sklaven des Anwesens den verbal-nonverbalen Wink des Tiberius aufgriff und ihm gleich drei Sorten Wein zu seiner Erfrischung anbot (deren Auswahl Vala ganz und gar dem Buticularius überlassen hatte, da sich sein Geist immernoch sträubte sich mit den Feinheiten des Weinanbaus beschäftigen zu wollen).
"Dann wollen wir dir diese Luft zum atmen doch wiedergeben..." , lehnte Vala sich weiterhin betont gelassen zurück und kam sofort auf den Punkt und tischte dem Tiberius ein gänzlich anderes Gericht auf, als jenes welches sein Gast mit jeder Sekunde vor sich fand: "Zu Anfangs darf ich betonen, dass es eigentlich nicht in meinem Sinne lag die üblichen Gepflogenheiten außer Acht zu lassen.. allerdings gibt es gleich mehrere Dinge, die ein... etwas... unorthodoxes Vorgehen opportun erscheinen ließen, und damit, dich erst zu späterer Stunde einzuweihen. Nun.. es spricht wohl für dein Verhältnis zu deiner Schwester, dass dies eben nicht geklappt hat." , erklärte Vala mit sparsamer Gestik, als würde er gerade verlauten, dass man ein Viadukt 'aus Versehen' durch ein Tal statt drüber gebaut hatte.
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Mit dem Wein im Becher ließ es sich doch gleich viel angenehmer echauffieren, dachte sich der Tiberier, wobei er den Worten Valas lauschte, wie dem Blöcken eines klassischen Unschuldslamms. "Du sprichst in Rätseln. Ich sage dir gleich: wenn du jetzt auch noch anfängst wie meine Schwester, nämlich mit vielen Worten rein gar nichts zu sagen, dann wird mich sicher bald schon der Wahnsinn befallen" Noch so eine schwere Geburt konnte der Tiberier nun wirklich nicht durchstehen. Lucia hatte ihm in der Tat schon den letzten Nerv geraubt. "Ich bin natürlich überaus gespannt, was diese Dinge sind, die deine bisherige Verschwiegenheit in dieser Angelegenheit rechtfertigen. Achja, und was genau hat das Verhältnis zu meiner Schwester damit zu tun? Ich kann dir sagen, dass dieses bis vor kurzem noch völlig ungetrübt war, nun allerdings eine gewisse Erschütterung erlebt hat" Und damit war natürlich gleichsam wieder ein Vorwurf an den Duccier verbunden.
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"Das wollen wir natürlich nicht, drum lass mich deutlicher werden...", überging Vala erneut die neue Spitze des Tiberius und verbarg seine Enttäuschung über dessen Unwillen, sich unter Politikern mit Politikersprache zu unterhalten, brauchte er schließlich alle Konzentration für die Aufrechterhaltung der unbekümmerten und vor allem rissfesten Fassade, "..einerseits steht da zuerst der rechtliche Stand deiner Schwester, welche sui iuris ist. Hätte ich also den üblichen Weg gewählt hätte immernoch das Risiko bestanden, dass sie von ihrer Stellung Gebrauch macht und sich schlichtweg weigert und das ganze Verfahren nach einem gehörigen Maß Aufwand ad absurdum führt.", begann Vala mit seiner Erklärung und zeigte eine halbwegs konzentrierte Miene, um der Brisanz der Situation doch langsam mal Rechnung zu tragen.
"Bevor ich also dich ansprechen konnte, schien es taktisch opportun die Bereitschaft deiner Schwester zu dieser Verbindung zu klären. Das ist, offensichtlich, recht erfolgreich geschehen. Dass sie dir davon erzählt hat bevor ich, beziehungsweise wir gemeinsam, an dich herantreten konnten ist... unglücklich, aber nunja..", verzog Vala eine nur dezent betretene Miene um deutlich zu machen, wie marginal ihm diese Planänderung letztlich erschien, bevor er sich wieder entspannte und mit größtmöglicher Gelassenheit seine Kehle befeuchtete bevor er fortfuhr, "Der zweite Punkt ist meine Herkunft. Natürlich, ich habe viel erreicht und bewirkt, aber für... rückwärtsgewandte... Menschen in Rom dürfte es trotzdem ein Makel sein, dass meine Vorfahren nicht aus Italia stammten. Gerade deshalb war ein gewisses Fingerspitzengefühl angesagt.. das jetzt zu behaupten ist natürlich einfach, wo das Kind ganz offensichtlich in den Brunnen gefallen ist, was ich, da kannst du dir sicher sein, aufrichtig bedauere... nur an der Sache ändert es letztlich nicht.", gab Vala nonchalant bekannt und bedachte den Tiberius mit einem Blick der selbstsichere Überzeugung ausdrückte: "Deine Schwester und ich werden heiraten."
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