[Esquilin] Casa Accia Ducciaque

  • Er würde sie also natürlich umbringen. NATÜRLICH! Natürlich, tsk!“, murmelte Lucia, ihrem Mann noch immer den Rücken zugewandt. Das war ja mal beruhigend, dass ihr Mann sie natürlich umbringen würde. Sie verschränkte schützend die Arme und zog die Schultern hoch. Aber was hatte sie erwartet? Wieso erwartete sie überhaupt etwas von ihm? Nach allem was schon gewesen war, wieso…? „Ja, klar, wir sind die Barbaren!“, wiederholte ihr Mund die nächsten Worte, an denen sie sich aufhängte. „Wir Römer, natürlich! Pah!“


    Lucia rauschte ohnehin schon das Blut in den Ohren, so dass sie zunächst glaubte sich verhört zu haben. Vala wollte WAS tun? Ihre Augen wurden groß, ihre Arme lösten sich und sie drehte sich fassungslos wieder ihrem Ehemann zu. „Du willst mich von Rom wegschicken?“, zischte sie, unter ihrem Auge zuckte es. Sie deutete dabei theatralisch auf einen vagen Punkt hinter sich, der wohl ‚außerhalb von Rom‘ darstellen sollte. „Du willst mich zu den Barbaren im Norden schicken, weil ich dort sicherer bin als in der Urbs Aeterna?“ Sie fasste sich an den Kopf, nur um in einer ärgerlich-verständnislosen Geste die Hand wieder fallen zu lassen. Vala wollte sie tatsächlich aus ihrer geliebten Stadt wegschicken? Nach Germania!? Und er machte das ja noch nicht mal für ihre Sicherheit, sondern nur für die Sicherheit des Kindes, wurde ihr mit plötzlicher Klarheit bewusst. Bisher war ihm ihre Sicherheit vollkommen schnuppe gewesen! „Du hast doch den Verstand verloren! Vergiss es! Nein!“ Nie und nimmer würde sie sich aus Rom wegschicken lassen!

  • "Na, wie sonst soll man es bezeichnen wenn man auf die Idee kommt ungeborene Kinder umzubringen?" , holzte Vala keineswegs einsichtig oder kompromissbereit seiner Frau entgegen, "Wie soll sowas überhaupt gehen? Wer tut sowas? Und warum?" Es war vollstes Unverständnis, dass aus seinem Blick sprach, schließlich konnte er sich als Mann tatsächlich nicht vorstellen wie so etwas willentlich geschehen sollte. In seiner möglicherweise etwas naiven Natur in dieser Sache glaubte er doch, dass Frauen nach der Zeugung auf Gedeih und Verderb das Ding auszutragen hatten... und ein potentieller Mord an diesem nur nach der Geburt infrage kam (wie er es ja durchaus bittererweise schon miterleben durfte).


    Als sie allerdings doch recht ungläubig auf seine Bekanntgabe reagierte, sie in den seiner Meinung nach sichereren Norden verfrachten zu wollen, verschränkte er nur sturköpfig die Arme und bedachte sie mit einem Blick, der seiner Meinung nach Unnachgiebigkeit ausdrücken sollte: "Ganz genau das hab ich gesagt und ganz genau das werde ich tun. Ich werde nicht tatenlos meine Frau und meinen ungeborenen Sohn der Rachgier einiger ewiggestriger aussetzen! Das lasse ich nicht zu! Also... du hast zwei Stunden um deine Sachen zu packen, ich werde derweil deinen Schutz für die Reise organisieren."

  • Lucia schnaubte abweisend. „Als ob du das wirklich wissen willst! Es gibt ein dutzend guter Gründe und die verschiedensten Möglichkeiten!“ Auch wenn Lucia so spontan nur zwei einfielen, die sie auch nur deshalb aufgeschnappt hatte, weil Sekunda ihr damit Angst hatte machen wollen. „Aber ihr Männer seid einfach zu… zu… unkreativ!“ Das war zwar nicht das Wort was Lucia suchte, aber ihr fiel auf die schnelle nichts Passenderes ein.


    Der wollte sie tatsächlich aus Rom fortschicken! Lucia konnte es nicht glauben… nicht fassen. Das würde sie in keinem Fall zulassen! „Nein, das werde ich nicht! Und ich werde jeden Sklaven auspeitschen lassen, der es wagt meine Sachen auch nur anzufassen!“, drohte sie mit erhobener Stimme, damit keiner der anwesenden Sklaven auch nur auf den Gedanken kam hier den Anweisungen Valas zu folgen. Mindestens genauso stur, wie Vala eben auf sie wirkte, starrte sie nun zu ihm zurück und verschränkte die Arme in einer Spiegelung seiner Geste. „Ich werde nicht aus Rom weggehen!“ Er würde sie zwingen müssen, aber das wollte Lucia lieber nicht aussprechen, am Ende tat er das dann noch. „Ich bleibe!“

  • Ad Tiberia Lucia
    Casa Accia Ducciaque
    Roma


    A. Iunius Avianus Tiberiae Luciae s.p.d


    Ach Lucia!
    Wie absolut einzigartig unsere Begegnung bei der Hinrichtung doch war… nur leider viel zu kurz! Sag, bist du wieder ansprechbar? Zumindest bist du zum Lesen fähig, hoffe ich doch, und auch, dass sich die Situation mit deinem Bruder wieder geklärt hat. Der damalige Nachmittag wird mir auf jeden Fall noch länger als ein zweifellos außergewöhnlicher Einsatz in Erinnerung bleiben, den umso besonderer machte, dass ich zuvor lediglich eine schnöde Hinrichtung erwartet habe.
    Ich frage mich allerdings jetzt schon, wie die nächste Hinrichtung, die dein Bruder leitet, ablaufen wird, der scheint mir nämlich kreativ genug, um auch eine Verbrennung nach seinen persönlichen Vorstellungen und zu seinem Vorteil manipulieren zu können. Ob da wohl ebenfalls ganz plötzlich politische Gegner auf dem Scheiterhaufen landen? Ich werde beim nächsten Termin vorsichtshalber noch ein paar Leute mehr mitbringen, soviel steht fest. Und ich kann mir gut vorstellen, dass du keine große Lust hast, dort ebenfalls zuzusehen, aber keine Sorge, ich kann dir im Nachhinein gerne von jedem Detail berichten.
    Wie auch immer, ich noch über ein paar andere Dinge schreiben:


    Etwas möchte ich noch anmerken, da du meintest Tabulae wären für unseren Briefwechsel vollkommen ungeeignet: Willst du damit etwa sagen, dass du alle meine Briefe aufhebst? Ich würde mich durchaus geschmeichelt fühlen, aber du würdest in einem solchen Fall doch sicherlich nicht erwarten, dass ich dasselbe täte?


    Was die Streitigkeiten innerhalb und zwischen Patrizierfamilien angeht bin ich, wie du dir sicherlich denken kannst, schlecht informiert, ganz im Gegensatz zu dir selbstverständlich. Aber gut, dass von deiner Heirat mit dem Duccier der Rest deiner Gens nicht hellauf begeistert waren, kann mir vorstellen. Zumindest hast du mich, falls dich das tröstet. Solange du nicht vorhast, mich zu heiraten, sind mir deine Ehe und alles andere drum herum auch eher egal, und wen dein Bruder heiratet sowieso.


    Und ich bin nicht sicher, ob meine Hilfe noch vonnöten ist, was den Verwandten deines Mannes angeht, allerdings möchte ich dir meine Ratschläge nicht vorenthalten. Am Rande des Esquilin gibt es ein recht ansehnliches Lupanar, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, mit Namen "Aedes iste Laetitia". Der Besitzer ist mir zwar nicht außerordentlich sympathisch, aber sein Etablissement ist zweifellos gut geführt, sauber und lässt kaum Wünsche offen.
    Bestimmt bist du aber auf der Suche nach einem Ort, wo ihr beide gleichermaßen unterhalten seid! Wie dumm von mir, nicht daran gedacht zu haben! Nun, wenn dem so ist, muss ich dich leider enttäuschen. Mit Frauen gemeinsam unternehme ich leider eher selten etwas, mal vom weiter oben angedeuteten abgesehen. Aber wer weiß, jetzt wo ich nicht nur gutaussehend sondern noch dazu Centurio bin …


    Nun bleibt noch dein kleines Rätsel. Ich würde sagen, wir versuchen es systematisch zu lösen. Ceres steht für Ackerbau und Fruchtbarkeit genauso wie für Liebe und Ehe. Nun, vielleicht sind die Ernten auf den Landgütern des Ehepaares gut ausgefallen? Ich nehme doch an sie sind ein Ehepaar? Denn explizit darauf hingewiesen hast du nicht. Wenn man die Sache mit der Fruchtbarkeit und Liebe genauer überdenkt, könnte es natürlich auch der Fall sein, dass die beiden ein Kind erwarten.
    Was ich aus deinem Ratespiel allerdings am allermeisten herauslese ist, dass ihr Frauen weniger in Rätseln reden solltet. Sowas kann verdammt anstrengend sein.
    Wie habe ich in deinem Test abgeschnitten?


    Fac valeas.
    Avianus

  • "UNKREATIV?" , blökte Vala mit ungläubig aufgerissenen Augen, "Was bei Loki soll man denn dabei mit Kreativität? Es geht um den willentlichen Tod eines Ungeborenen, nicht um ein verdammtes Wandgemälde!"


    Als sie sich dann auch noch beharrlich weigern musste, seiner Order Folge zu tun und sich in den seiner Meinung nach sichererereren Norden verfrachten zu lassen, hatte Vala die zu dieser Zeit ohnehin nicht gerade befestigten Grenzen seiner Belastbarkeit erreicht und klappte demzufolge einfach zusammen.
    Gut, einfach war das nicht... er griff hinter sich und tastete nach einem Stuhl, den er nur halbwegs zu fassen bekam als er sich schon kraftlos einfach darauf niederfallen ließ.
    So wie der ganze Körper gerade um einige Planetenmassen an Gewicht zugenommen hatte, verlangte auch der Kopf nach Stützung... was die linke Hand widerstrebend lieferte und dem kraftlos dahockenden Konsul Roms mit der Hand an der Stirn und dem Blick auf die nahe Tischplatte geheftet. Schweigen war das dominierende Streitgeräusch der nächsten Momente... bis sich der Konsul zu einem kraftlosen und letzten Appell an die Vernunft der Frau durchrang: "Ich kann nicht gegen den halben Senat kämpfen UND gegen dich." , flüsterte er fast, gerade dazu unfähig alleine den Kopf zu ihr zu wenden, "...ich kann mich nicht ständig gegen alles und jeden stemmen. Ich brauche dich... und zwar lebend. Verstehst du den ernst der Lage nicht? Der Princeps ist tot und hat offensichtlich mit voller Absicht ein enorm gefährliches Loch hinterlassen... im Moment könnte ich es genauso schnell zum Kaiser bringen wie auch ins Grab. Wahrscheinlich beides, direkt nacheinander. Ist es dir das wert? Ist dir die Gefahr, dich und dein Kind tot in einer Gasse Roms zu sehen tatsächlich ein paar weitere nette Tage in dieser Stadt wert?"

  • „Tsk, du würdest es ja sowieso nicht verstehen!“, dessen war sich Lucia sicher. Kein Mann würde die Beweggründe einer Frau nachvollziehen können, die so einen Schritt tat. Warum sollte sie sich also die Mühe machen und das ganze hier noch weiter ausführen?


    Lucia hatte sich für eigentlich alles Gewappnet, außer für das was jetzt kam. Sie hatte mit eisigem Schweigen und bohrenden Blicken, mit Brüllen und Toben und vielleicht sogar mit Schlägen gerechnet, aber nicht dass Vala einfach so, ohne weitere Vorwarnung, zusammenklappte. Zuerst erschrak sie fürchterlich, hatte sie doch schon davon gehört, dass manche wie an einem Shlag aus dem nichts gestoben waren.
    Dann sprach Vala leise und durch seine Worte fühlte sie sich nur noch mehr in die emotionale Defensive gedrängt. Sie würde nicht aus Rom weggehen, das konnte sie einfach nicht! Sie gehörte hierher und nirgendwo sonst! Die Panik die sie erfasste allein bei dem Gedanken, wieder von hier wegzumüssen und am Ende so lange fortbleiben zu müssen wie beim letzten Mal. Aber sie konnte auch nicht weiter brüllen, man trat ja auf keinen ein der am Boden zu liegen schien. Doch sie konnte auch nicht nachgeben, das ging einfach nicht!
    „Du müsstest nicht gegen mich kämpfen, wenn du dich einfach über das Kind freuen und mir vertrauen würdest!“, entgegnete sie also in normaler Lautstärke, aber mit eindeutigem Vorwurf in der Stimme. „Außerdem willst du nicht Kaiser werden,“, zumindest nahm Lucia das einfach mal an, denn alles andere wäre vermessen von ihm gewesen. „weshalb wir auch nicht in Gefahr sind!“ Auch hatte sie ja immer noch ihren Bruder, den sie zu diesem Zeitpunkt wieder auf ihrer Seite wähnte. „Und was glaubst du wo ich mich in Rom aufzuhalten pflege?!“ Es war einfach lächerlich zu glauben, dass sie in irgendeiner Gefahr war! „Ich habe immer meine zwei Begleiter dabei und war noch nicht mal in der Nähe von irgendwelchen schlimmen Vierteln!“

  • Nur einen Moment hatte Lucia die Augen geschlossen gehabt, da wurde sie auch schon von Arsinoe sanft am Arm berührt. „Wir sind zuhause, Herrin. Möchtest du hineingetragen werden?“, fragte das Mädchen besorgt und musterte ihre Domina eingehend. Für einen schwachen Augenblick zog Lucia diesen Vorschlag tatsächlich in Erwägung. Sie fühlte sich wie nach einer schweren Grippe und wollte am liebsten gleich wieder die Augen schließen. „Ich bin mir sicher Attalus und…“, fuhr Arsinoe fort, doch Lucia hob schwach die Hand und schüttelte den Kopf. „Nein, das geht schon. Hilf mir nur eben aus der Sänfte.“ Sie stützte sich schwer auf ihre junge Leibsklavin, stand dann aber einigermaßen sicher auf den eigenen Beinen – sie hatte sich heute zumindest schon wackeliger gefühlt. Arsinoe schien dem Frieden jedoch nicht zu trauen und blieb ganz dicht an Lucias Seite. Diese runzelte zwar darüber die Stirn, tat jedoch nichts dagegen, es war ja irgendwie beruhigend.


    Wie eigentlich immer wurde die Tür von Pustus Blumus geöffnet, doch diesmal schritt Lucia nicht einfach an ihm vorbei. Sie schien das zuerst zu wollen, doch dann war es als ob sie sich an etwas erinnerte und sie wandte sich an den alten Mann: „Ist mein Gatte zuhause?“ Sie war sich nicht sicher auf welche Antwort sie hoffte, beide hätten ihre Vor- und Nachteile… Aber eigentlich wäre es einfacher, wenn er nicht hier wäre. Da könnte sie sich das alles nochmal durch den Kopf gehen lassen und sich auch noch ein wenig frischmachen. Wäre ja noch schöner, wenn Vala sie so sah, bleich und schwach und mit fleckigem Gewand. Am Ende wollte er sie nur wieder zu den Barbaren schicken! Nein, es war eindeutig besser, wenn er nicht da war! Er hatte doch eh so viel zu tun, versuchte sich Lucia zu beruhigen, da war es doch sehr unwahrscheinlich, dass er ausgerechnet heute… Gebannt wartete sie auf die Antwort ihrer Frage.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/y-diverse/82.jpg Pustus Blumus war professionell genug, sich seine Überraschung ob des Auftritts der Hausherrin nicht anmerken zu lassen... dass sie, die sie hier im Hause nach Monaten der quasi-germanischen Annäherung zwischen Sklaven und Herren wieder für einen tieferen Graben der Stände gesorgt hatte, nun tatsächlich direkt das Wort an ihn richtete, ließ dann aber doch die Augenbrauen nach oben wandern.
    "Ist er.", antwortete der alte Mann tonlos, "Er weilt im Triclinium... mit Konsul Vettius und dem Praefectus Praetorio Vatinius."

  • Er war da… verflixt! Aber zumindest in einer Besprechung… gut! „Gut, gut…“, murmelte Lucia und wollte sich schon wieder abwenden, da fiel ihr noch etwas ein: „Sagt ihm nicht, dass ich wieder da bin! Aber sagt mir Bescheid, wenn die Besucher gehen.“ Sich schon wieder von Blumus abwendend flüsterte sie noch: „Ich muss es ihm erzählen, ich muss…“ Damit verschwand Lucia in ihr Zimmer, dicht gefolgt von ihren Sklaven.


    Kurz darauf konnte man Arsinoe eilig hierhin und dorthin über den Gang huschen sehen, Sekunda verschwand nur wenig später in Lucias Zimmer und ein steter Strom von Sklaven mit Wasser, Linnen, Getränken, Kräutern, Seifen, Salben, eindeutig dampfendem Wasser, etwas zu Essen und noch mehr Wasser folgte. Es drang kaum ein Laut aus dem Raum, nur das schmutzige Kleid und Lucias Sandalen wurden herausgebracht. Es war immer Arsinoe, die aus dem Raum huschte, um etwas neues zu holen, doch es schien, als würde sie sich um die Rückkehr hinein drücken wollen. Sie lungerte mit jedem Mal ein bisschen länger vor Lucias Tür, ehe sie irgendwann später wieder zu Pustus Blumus kam. „Sind die Herren Consul und Praefectus schon weg?“, fragte sie ihn direkt.

  • Die Serie an Kränkungen, die Lepidus seiner Schwester bereitete wollte und wollte nicht abreißen. Selbst ein doch so freudiges Ereignis wie eine Hochzeit konnte der Tiberier nicht noch ohne die ein oder andere Breitseite über die Bühne bringen.


    Ad
    Tiberia Lucia
    Casa Accia Ducciaque,
    Roma


    Liebes Schwesterherz,


    ich darf dir mit Freude verkündigen, dass ich und meine zukünftige Frau nun einen neuen Hochzeitstermin gefunden haben. Ich lade dich also herzlich ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLXV A.U.C.. (21.6.2015/112 n.Chr.) in die Villa Flavia Felix ein, wo die Feierlichkeiten ihren Lauf nehmen werden. Wie ich hörte hat dich Flavia auch fest als ihre Trauzeugin eingeplant. Eine große Ehre für dich und ich bin überzeugt, dass du dieser Aufgabe über die Maßen gerecht wirst. Endlich wird der Name unserer Familie mitsamt ihrer Heiratspolitik wieder in einem guten Licht erscheinen.


    Das bringt mich natürlich gleich zu einem Hinweis, der so selbstverständlich ist, dass ich es kaum erwähnen brauche: Ausschließlich du bist zur Hochzeit eingeladen. Erscheine ohne Ehemann oder sonstige unehrenhafte Personen bzw. Menschen, die gern Consul auf Lebenszeit geworden wären. Senator Duccius Vala erhält weder Eintritt in die Villa Flavia noch in die Villa Tiberia. Ich bin mir sicher, du wirst auch alleine eine gute (wenn nicht gar viel bessere) Figur machen.



    Auf bald, mein Schwesterherz,
    dein Bruder Lucius.


    Villa Tiberia
    Italia, Roma

  • Ob dem Sklaven, der diese letzte Einladung an seine Empfängerin auslieferte, bewusst war, welch brisante Post er zu überbringen hatte? Wahrscheinlich nicht.
    Zuvor hatten die Schreiber auf Anweisung Flavia Domitillas hin, den kleinen Zusatz "nebst deinem Gatten" noch eingefügt, ohne zu ahnen, welche Konsequenzen dies mit sich führen würde. Später natürlich würde die Flavia ihren Befehl leugnen und die Schreiber ihrer verdienten Strafe zuführen lassen.





    Tiberia Lucia
    Casa Accia Ducciaque
    Roma


    INVITATIO


    ZUM ANLASS DER EHESCHLIESSUNG


    ZWISCHEN


    SENATOR ET PONTIFEX PRO MAGISTRO
    LUCIUS TIBERIUS LEPIDUS


    UND


    FLAVIA DOMITILLA


    AM
    ANTE DIEM XI KAL IUL DCCCLXV A.U.C..
    (21.6.2015/112 n.Chr.)


    IN DER
    VILLA FLAVIA FELIX



    Wir würden uns sehr darüber freuen, wenn auch ihr,
    du werte Tiberia nebst deinem Gatten,
    zu diesem feierlichen Anlass unsere Gäste seid.



    gez. L.Tiberius Lepidus et Flavia Domitilla

  • Virgines Vestales Decima
    Consuli T. Duccio Valae s.d.



    Lang ist es her, als wir uns beide das letzte Mal über dem Weg gelaufen sind. Erinnerst du dich noch an diesem Tag? Es war ein Tag des Aufbruchs! Nun aber frage ich mich, ob es sein kann, dass du mein Anliegen nach den ganzen Strapazen ad acta gelegt hast? Ich hoffe, es ist nur dem Umstand geschuldet, dass der Senat innig daran arbeitet.
    - Ich weiß nicht. - Denn ich erfuhr anderes, nämlich, dass es im Sande verlaufen ist. Ganz einfach gesagt, vergessen.


    Hast du mich also verdrängt? Wenn nicht, dann bitte ich dich mein Anliegen konsequent fortzuführen.


    Vale bene,

    [Blockierte Grafik: http://fs2.directupload.net/images/150529/zx5rre9z.png]


  • Ad
    Consul
    Titus Duccius Vala
    Casa Accia
    Urbs Aeterna


    Salve Consul,


    der Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus bittet dich, zu einem persönlichen Gespräch auf den Palatin zukommen.


    Der Termin ist angesetzt für ANTE DIEM V KAL IUN DCCCLXV A.U.C. (28.5.2015/112 n.Chr.) zur zehnten Stunde.


    Im Namen des Kaisers


    Numerius Negidius
    ~~Primicerius ab epistulis - Administratio Imperatoris~~


  • Modestus hatte auf einen ruhigen Tag gewartet, bis er sich von der gemieteten Sänfte zum Haus von Titus Duccius Vala hatte bringen lassen. Noch wollte er nicht, dass seine Anwesenheit in Rom allgemein bekannt wurde. In den Monaten, die er krank in Mantua oder im Ausland verbracht hatte, war viel passiert. Es war angebracht sich langsam wieder an die Begebenheiten in Rom heranzutasten. Und wer würde sich besser damit auskennen als der Mann, der vor kurzem erst die Wahl des neuen Imperators organisiert hatte? Noch dazu hatte er Vala zu seinen Vertrauten gezählt, auch wenn der Mann ihn in den Schatten gestellt hatte, was den Cursus Honorum anging.


    Zunächst half sein Leibsklave ihm wie üblich aus der Sänfte und reichte Modestus seinen Stock. Dieser war dem Stab des Äskulap nachempfunden. In den Schaft war eine stilisierte Schlange geschnitzt, die sich von einem zum anderen Ende um den Stab wand. Die Augen der Natter stellten zwei kleine Edesteine dar, während Kopf und Fuß mit silbernen Beschlägen verziert waren. Nachdem er sich um seinen Herrn gekümmert hatte, trat der Leibsklave an die Tür, um ihn anzumelden: "Salve. Mein Herr der, Senator Kaeso Annaeus Modestus, ist hier, um mit dem duccischen Herrn des Hauses zu sprechen."

  • Licinus wusste nicht so wirklich, was genau er hier wollte. Wirklich nicht, aber irgendwie hatte er sich an den Duccier gewöhnt, konnte man sagen, daher zog es ihn zu diesem Haus, als er während seiner kurzen Romreise nicht wusste, was er tun sollte.


    Er klopfte an die Tür und als ein Sklave erschien ließ er ihn wissen.
    "Marcus Iulius Licinus, praefectus castrorum erste legio. Wenn der Senator im Haus ist und ein wenig Zeit für mich erübrigen kann, würde ich ihn gerne sprechen."
    Er wollte noch hinzusetzen, dass er bereit war zu warten, aber nun ja, war er das, ohne zu wissen, warum er eigentlich gekommen war?

  • Als der annaeische Praetorius am Tag zuvor angemeldet worden war, war Valas Überraschung groß gewesen... und dementsprechend groß sein Wille, den vollen Terminplan soweit auszudünnen, dass Platz für ein Gespräch mit einem alten Förderer seiner selbst wurde.


    Dementsprechend vorbereitet war man an der Tür und ließ den Annaeer ohne große Umschweife eintreten, um ihn flugs in das Triclinium zu führen, wo zur Kurzweil verdünnter Wein und kleine Snacks warteten.


    Wenig später kam auch der Hausherr dazu, der den Gast mit einem seiner seltenen ehrlichen Lächeln begrüßte: "Annaeus, welch Überraschung. Es tut gut, dich zu sehen... ich hatte gehofft, deine Rückkehr aus dem Osten würde früher erfolgen. Aber bitte, setz dich doch..." , lud er den Praetorius auf die hergerichtete Kline ein und wartete artig sich selbst zu setzen bis sein Gast sich niedergelassen hatte.


    "Nun... erzähl, wie ist es dir im Osten ergangen?" , nahm Vala den Faden wieder auf und drängte seinen Gast förmlich von seiner Reise zu erzählen. Offizielle Information über einen der Anführer der Rebellion gegen den Imperator hat es kaum gegeben... man wusste nur, dass er sich nach der Gesundung in Mantua in den Osten begeben hatte... und eben nicht nach Rom. Die Frage nach dem 'Warum' lag auf der Hand, aber noch nicht auf der Zunge...

  • "Ist er.", ließ man den Praefectus Castrorum wissen während man ihn einließ, der ob des vollen Terminkalenders des Duccius nicht abgewiesen worden war, einfach weil er auf einer ganz bestimmten Liste stand. Dafür, dass er allerdings unangemeldet und spontan vor der Casa stand, würde er sich eben ein wenig gedulden müssen bis der Hausherr Zeit für ihn fand. Die Wartezeit vertrieb man dem Obersoldaten bis dahin einfach mit einer Erfrischung und kleinen Köstlichkeiten.


    "Iulius!" , kam der duccische Consular schließlich in das Atrium geeilt, "Du kommst... überraschend. Hätte ich gewusst, dass du in Rom weilst, hätte ich dir Zeit einräumen können die dich nicht warten ließ. Ich gehe davon aus, dass die Truppen bereits auf den Kaiser eingeschworen wurden? Geht alles seinen Gang? Aber gut... was treibt dich her?" , stellte Vala ziemlich viele Fragen auf einmal, was einfach der Tatsache geschuldet war, dass es da noch eine Warteliste gab... die für den Iulius jetzt nun ein wenig länger warten musste.

  • "Sind sie, Domina." , antwortete Pustus Blumus wahrheitsgemäß ohne zu implizieren, dass ihr Ehemann nun Zeit für sie hatte. Dass der benannte Ehegatte nun rein zufällig gerade vorbeikam, nicht etwa, weil er sie sehen wollte, sondern weil er sich für einen Gang zum Palatin fertig machen (lassen) wollte, konnte ja niemand ahnen.


    "Oh, Schatz..." , sprach Vala in aller Flüchtigkeit und hauchte seiner Frau einen Kuss auf die Wange, "..wie ist es dir heute ergangen?" Die Beiläufigkeit, in der er dies fragte, machte eigentlich in typisch-männlichen Subtext deutlich, dass er garkeine Zeit hatte... und meist endete dies auch in adäquaten 'Ach, Schatz, ich seh doch, dass du keine Zeit hast... lass uns einfach später reden'-Antworten.



    PROXENIOS - ALEXANDRIA

  • Modestus hatte sich nicht die Mühe gemacht im Triclinium stehend auf seinen Gastgeber zu warten. Als Soldat, der im Krieg eine schwere Verletzung erlitten hatte und immer noch darunter litt, nahm er sich die Freiheit heraus sich schon einmal niedergelassen. Als der Duccier dann aber den Raum betrat hatte Modestus dennoch Anstalten gemacht sich aufzurichten. So viel Respekt schuldete man seinem Gastgeber. Connacht, sein kräftiger Leibsklave aus dem Osten, half ihm dabei so gut es ging.


    "Nun eigentlich wäre ich sogar noch länger im Osten geblieben, aber die Neuigkeit, dass der Consul Duccius Vala einen neuen Kaiser hat wählen lassen, hat meine Meinung geändert." entgegnete Modestus und musste wohl auch nicht erklären, warum diese Nachricht seine Aufmerksamkeit erregt hatte. "Nun die Wunde in meinem Bein verursachte mir große Probleme, auch nachdem ich mich weitestgehend erholt hatte. Nachdem bekannt ist, dass die besten Ärzte aus dem Osten kommen, habe ich dort mein Glück versucht. Im Asklepieion von Pergamum konnten sie mir helfen. Da ich den Göttern und insbesondere Apollo im Gegenzug für meine Genesung einige Versprechungen gemacht hatte, blieb ich länger in Asia. Ich habe die verschiedenen Apollo-Kulte besucht und teilweise auch in ihre Mysterien einweihen lassen." Damit erzählte Modestus wieder einmal die geschönte Version seine Reise. Von dem Suff, seiner damaligen Verbitterung und den Tobsuchtsanfällen braucht niemand erfahren. Dass Modesuts sich eine Pause von dem Stress der ständigen Machtkämpfe genommen hatte, konnte man zwischen den Zeilen lesen. "Nachdem es sich um sehr persönliche Angelegenheit handelte, hatte ich auch kein Interesse daran es für den römischen Klatsch weit zu verberieten. "

  • Licinu hatte mir nichts anderem gewartet, als warten zu müssen. Genau genommen, hatte er nicht mal erwartet, den Terminkalender des Konsuls irgendwie durcheinander zu bringen, für so wichtig hielt er selbst sich nämlich nicht. Also passte es ihm ganz gut, einige mi9lde Getränke zu sich zu nehmen. Das Essen lehnte er jedoch ab, mit Ausnahme einiger Früchte, die gar zu saftig schienen.


    "Ein Brief der Kanzlei, mit der bitte um einen Bericht. Schriftlich natürlich. Aber ich hatte ohnehin einige Dinge mit der Administratio zu klären, da habe ich kurzentschlossen das ganze persönlich geklärt. Und meine Sippschaft besucht." erklärte er den Grund seiner Anwesenheit in Rom. Jener für die Anwesenheit in diesem Haus war schwieriger zu erklären.
    "Ehrlich gesagt, was mich hertreibt weiß ich so genau gar nicht." etwas forsch hätte man sagen können, er war neugierig und hatte sich an den Duccier irgendwie gewöhnt.
    "Es ist nun mal Sitte beim Militär, sich nach Vollzug des Auftrages abzumelden. Nun, und als ich das letzte Mal in Rom war, habe ich von dir eine Weisung bekommen, also erschien es mir richtig, wieder hierherzukommen. Allerdings kann ich nicht wirklich viel zu berichten, es war alles einfach nur ruhig."

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