Die Gassen Roms

  • Aulus Amatius Corvus
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    Corvus war wütend. Um nicht zu sagen: stinkwütend. Was glaubte dieser dreckige Barbar eigentlich wer er war? Und was glaubte dieser dreckige Barbar eigentlich wer ER war?
    Die Nachricht über eine dezente Planänderung hatte ihn tief in seiner Berufsehre getroffen, er fühlte sich ausgenutzt. Degradiert. Herabgesetzt.
    Der Auftrag war irgendwo immernoch der gleiche, aber dann wieder auch nicht. Und dieses wieder auch nicht hatte den Stein des Anstoßes für Aulus gegeben, nichtmehr seinen eigenen Kopf in die Schlinge zu legen. Für gewisse Werke war er sich einfach zu fein. So zum Beispiel für dieses.


    Was war eigentlich los mit den Leuten? Es war ja nun nicht so als hätten die Cohortes Urbanae plötzlich mit Masseneinstellungen darauf reagiert, dass die Straßen immer unsicherer wurden. Nein, ganz im Gegenteil: wenn man es richtig anstellte konnte man schalten und walten wie man wollte. Wenn man es eben richtig anstellte.
    Auftragsflaute konnte man dennoch nennen, wenn es darum ging Gründe dafür zu finden warum Corvus dem Germanen nicht gesagt hatte er solle sich seine Planänderung sonst wohin stecken. Die Römer waren einfach zu nett. Kaum einer hatte mehr den Schneid einen richtigen Mord in Auftrag zu geben, oder auch nur eine plakative Verstümmelung. Friede, Freude Eierkuchen, selbst alte Stammkunden hielten sich mittlerweile zurück und sangen stattdessen den schon seit Jahrhunderten abgedroschenen Gassenhauer der Liebe. Er verstand ehrlich gesagt die Welt nichtmehr. Und genau deshalb sah er sich gezwungen den Auftrag, trotz dieser lächerlichen Planänderung, auszuführen. Vielleicht wurde ja aus dem Kerl noch einmal was, und Corvus bekam irgendwann wieder eine Magistraten vor die Klinge. Einen Konkurrenten, oder irgendwas anderes. Er träumte ja davon irgendwann einen Senator ausgeweidet vor der Curia Iulia zu platzieren, sein Meisterstück mit dem er sich zur Ruhe setzen würde.


    Von diesem Meisterstück war er im Moment allerdings weit entfernt. Er folgte seinem Ziel schon eine geraume Weile durch die Stadt, immer die gleichen Strecken. Zum Kaiserpalast. Dabei musste sie zwangsläufig auch durch die Subura, was für Corvus großes Glück bedeutete. Es machte es für ihn einfacher, den letztendlichen Akt einfach abzugeben... auszulagern... subzuunternehmern quasi.

  • “Komm schon, Leander, trödel nicht so rum.“
    Axilla sah über die Schulter zu ihrem Leibsklaven, der wie immer etwas langsamer als sie unterwegs war. Was vielleicht auch daran liegen mochte, dass Axilla sich auch gerne mal zwischen zwei grobschlächtigen Kerlen hindurchzwängte und beide nur mit einem charmanten Lächeln belohnte, während Leander bei gleicher Vorgehensweise wohl mit Prügeln belohnt worden wäre. Der Grieche also war damit beschäftigt, seine Herrin wenigstens halbwegs in dem Gewühl der Straßen noch zu schützen und sie davon abzuhalten, ohne ihn mit einem Mal mitten durch die Subura zu spazieren. Überhaupt, dass sie so gar nicht auf ihn hören wollte, was das mitführen eines Custos Corporis anging! Dabei war Rom alles andere als ungefährlich, und er als Leibwächter wohl nicht wirklich furchteinflößend.
    Aber Axilla lachte nur und schüttelte den Kopf, als er aufschloss, und war schon wieder ein Stück weiter. “Domina! Nicht so schnell!“ meinte er noch und hastete ihr hinterher.


    Aber Axilla wollte nicht langsamer gehen. Endlich waren die vermaledeiten Wochen des Wartens vorbei. Alles war verheilt! Ganz sicher! Alles war wieder so, wie es sein sollte. Archias und sie würden heiraten, und auch, wenn es wegen Seiana nach wie vor einen schalen Beigeschmack hatte, Axilla war glücklich. Sie konnte sich sogar zum ersten Mal vorstellen, wie es wäre, wenn dieses Kind hier gesund auf die Welt käme. Was es werden würde. Wie es dann sein würde, mit ihm als Vater. Nun, das war eine eher schräge Vorstellung, aber dennoch eine schöne.
    Und heute fühlte Axilla sich gut. Sie hatte sich diese Frist gesetzt, bis heute zu warten, sicherzugehen, nichts zu riskieren, auch wenn es schwer war. Aber heute war alles perfekt, und deshalb hatte sie es eilig und achtete nicht darauf, ob Leander auch Schritthalten konnte. So schnell war sie ja nun wieder auch nicht, nur eben aufgedreht und unbedacht.
    Und so merkte sie auch nichts von der Gestalt, die sie beobachtete und ihr unauffällig folgte. Selbst, wenn sie ihn gesehen hätte, sie hätte sich nichts dabei gedacht, wenn er in dieselbe Richtung ging wie sie. Immerhin war es ja kein Schleichweg, den sie zum Palast ging, und in diese Richtung mussten genug Leute, als dass man sich da nichts dabei denken musste.

  • Aulus Amatius Corvus
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    Ein sanftes Lächeln hier, eine unaufdringliche Frage dort, hier eingelegtes Obst begutachtet, dort an einem geräuchterten Fisch geschnuppert: Corvus verschwand in der Menge wie ein Kiesel in der Gerölllawine. Allerdings war er erfahren genug, um sein Ziel nicht aus den Augen zu lassen. Keine Schulter wurde angerempelt, kein Schritt ins stolpern gebracht, es gab nichts, was einem aufmerksamen Beobachter verraten hätte, dass hier jemand verfolgt wurde.


    Die Unbekümmertheit der Frau war dabei ein hehler Segen, es gab nichts einfacheres, und seine Sorgen wurden mit jedem Schritt leichter, den sie in die richtige Richtung tat. Man bog ab, eine Seitenstraße die von dem aufmerksamkeitsgeführten Strom vollkommen ignoriert wurde, und doch gab es genug Menschen hier um dem Ziel ein falsches Gefühl der Sicherheit zu gewähren.


    Sein Puls tat einen winzigen Satz nach oben, als sie an der Ecke ankamen an der alles geschehen sollte, und als sich eine Gestalt aus dem Nichts der anonymen Häuserwände löste schien die Zeit gleich drei Schritte langsamer zu vergehen.
    Corvus' 'Subunternehmer' war nicht mehr als eine x-beliebige Gestalt wie sie die stetig brütende Unterschicht der Stadt Rom beinahe jeden Tag neu auf die Straße rotzte. Corvus hatte nicht nach dem Namen des Mannes gefragt, es reichte zu wissen wo er wohnt und welche Menschen von ihm abhängig waren. Eine hässliche Frau und eine kleine Tochter. Das reichte als Druckmittel um den Auftrag auch zuverlässig ausgeführt zu wissen. Der Mann war kurz zuvor entlassen worden, ein Akt wie er so oft im rechtsfreien Raum der Tagelöhner geschah, und den Kerl damit verzweifelt genug machte die Tat glaubwürdig in Betracht zu ziehen.


    Ein Schritt. Zwei. Irgendwann waren es drei, und Corvus hielt inne um die erstaunten Passanten zu mimen, die in der typisch menschlichen Art beinahe rochen, das gleich etwas geschehen würde das zu begaffen wert war. Der vierte Schritt brachte für Corvus dann die Gewissheit, dass sein Ziel genau das richtige tun würde: es warf sich vor die Frau, sobald er bemerkte, dass Gefahr im Verzug war. Ein Handelgerangel entstand, Arme drückten sich auf und nieder, und einen Moment lang fürchtete Corvus, dass sein Mann ernsthaft niedergerungen würde. Doch im beinahe perfekten Moment erschien das Messer in einer im noch perfekteren Moment freien Hand, und einen Moment später lag der Sklave der Domina mit offener Kehle am Boden.


    Corvus' Mann schien einen Moment zu brauchen um zu realisieren, dass er gerade den vermeintlich falschen Menschen umgebracht hatte, und einen weiteren Moment um sich wieder in Bewegung zu setzen.
    "Geld.. Schmuck..", stammelte der Mann plump hervor, als er die Frau anging, und das war der Moment, der Corvus selbst aktiv werden ließ. Der Mann schien eine Antwort nicht abwarten zu wollen, und so musste Corvus sich beeilen um zu verhindern, dass die Frau tatsächlich auch abgestochen wurde. Während ihr Sklave röchelnd am Boden starb, machte der drahtige Corvus einen Satz über ihn hinweg und schob mit einem laut gebrüllten "STOP!!!" eine Klinge, wie sie tausendfach in römischen Küchen vorkam, punktgenau zwischen die Rippen des Mannes.
    Als der Mann sich umwandte um seinem Angreifer zumindest einigermaßen entgegentreten zu können weitete sich dessen Blick zu einem überraschten, sah er doch niemand anderes als seinen Auftraggeber vor sich. "Was...", stammelte er noch hervor bevor Corvus ihm den Mund mit festem Druck verschloss, die Klinge wieder hervorzog und sie unter die Rippen stieß, zielstrebig auf die Baucharterie zu. Die Kraft des Mannes ergoss sich zusammen mit seinem eigenen Blut in ihn, und einen Moment später sackte er zusammen. Corvus hielt den Mund solange zu bis die Augen glasig wurden und der Mann in die Unterwelt überging, ein Moment der nicht untrüglicher über den Tod des Mannes informierte. Ein kurzer unauffälliger Griff, versteckt in einer fließenden Bewegung, prüfte den Puls, und erst dann wandte sich Corvus um zur Frau, deren Unversehrtheit er ebenfalls geflissentlich prüfte. Sklave tot. Subunternehmer tot. Frau am Leben. Auftrag erfüllt.
    "Bei den Göttern... Bist du verletzt? Wie geht es dir? Hat er dich erwischt?", Fragen, deren Antwort er schon lange wusste, und deren theatralische Betroffenheit vor allem den anwesenden Zeugen zugewandt war, die er nun mit einem Mal anbrüllte: "EIN ARZT!! SO GEH DOCH JEMAND UND RUFE DIE VIGILES! DIE COHORTE!! IRGENDWEN???"

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    “Domina, nicht so schnell!“ wiederholte Leander nochmal und schloss schließlich zu ihr auf, als die beiden in die weniger benutzte Seitenstraße eintraten. Auch hier war noch genug Durchgangsverkehr, allerdings nicht mehr so viel wie auf den Hauptstraßen. Hier war es einfacher, mit Axilla auf Schritthöhe zu bleiben, und tatsächlich war sie auch so gnädig, nicht mehr so schnell zu gehen, sondern in einem einer Dame angemessenen Tempo.
    Die beiden gingen weiter in Richtung Palast, als aus einer dunklen Nische jemand hervortrat. Axilla bemerkte ihn scheinbar nicht wirklich, denn sie strahlte und lächelte wie immer und wollte beschwingt weitergehen. Allerdings fühlte Leander, dass etwas hierbei nicht stimmte, und als der Kerl auf sie zuging, handelte er mehr instinktiv denn bewusst, indem er sich dazwischenwarf. Er griff nach den Handgelenken des Angreifers und versuchte, ihn niederzuringen. Leander war sicher kein ausgebildeter Kämpfer und auch nicht der Stärkste, aber die Angst gab ihm Kraft. Im Hintergrund hörte er Axilla einmal erschreckt aufschreien, und er verstärkte den Druck noch mehr. Er fühlte sich schon dem Sieg nah, als der Mann seine Rechte aus dem Griff lösen konnte. Leander versuchte noch, danach zu greifen, als er etwas blitzen sah. Und dann fühlte er nur einen kurzen Schmerz und merkte, wie er in die Knie ging und nach seiner geöffneten Kehle griff, während sich seine Lunge mit Blut füllte.


    Axilla hatte nur einen Ruck gefühlt, als Leander sie schützend beiseite gedrängt hatte, und hatte dann fassungslos mit angesehen, wie der Grieche mit dem fremden rang. Dass sie geschrien hatte, hatte sie nichtmal realisiert. Sie stand nur da und konnte ihre Augen nicht von der Szenerie wenden. Auch andere standen herum, aber keine machte Anstalten, Leander zur Hilfe zu kommen.
    Und dann sah Axilla nur etwas aufblitzen, von dem sie mehr wusste, dass es ein Messer war, als dass sie es wirklich sah. “PASS AUF“, gellte sie noch zu Leander hinüber, als dieser auch schon in sich zusammensackte.


    Blut. Axilla starrte auf das dunkle Blut, dass sich unter ihrem Sklaven ausbreitete. Er war so gefallen, dass sein Blick zu ihr ging. Aus seinem Mund war auch Blut gelaufen und lag ihn Blasen noch auf seinen Lippen. Er starrte sie an, und sie schaute zurück. Sie fühlte gar nichts. Absolut gar nichts, als hätte jemand jegliches Empfinden für den Moment aus ihrem Körper gerissen. Sie starrte nur wie versteinert zu ihm herunter und konnte sich nicht bewegen, nicht fühlen, nichtmal schreien. Gar nichts.
    Der Kerl kam auf sie zu, mit dem blutenden Messer in der Hand, wollte sie ausrauben. Sie starrte ihn an, und in ihren Augen sah man fast nur weiß, so sehr waren diese vor Schreck geweitet. Sie wich nicht zurück – abgesehen davon, dass sie ohnehin fast direkt an einer Häuserwand stand – sondern starrte ihn einfach nur an. Ihr Mund öffnete sich, und sie wollte schreien, aber kein Ton kam heraus.


    Von irgendwo löste sich ein Mann aus der Masse und warf seinerseits ein Messer zielgenau dem Kerl zwischen die Rippen. Er kam zu ihr angelaufen, fragte sie etwas. Ob alles in Ordnung sei. Axilla starrte ihn an.
    Unbarmherzig kehrte das Gefühl in ihren Körper zurück, bahnte sich mit einem heftigen Zittern seinen Weg tief in ihre Eingeweide und ließ sie vor Schmerz verkrampfen. Sie schrie noch einmal lautlos auf, fasste sich an den Bauch. Erst beim nächsten Luftholen kam endlich der ersehnte Laut, der der Welt verkündete, dass nicht alles in Ordnung mit ihr war. Sie hielt sich an dem Fremden fest und sackte dabei in sich zusammen. Ungehalten schluchzte und weinte sie. Und auf einmal war auch bei ihr Blut, zeichnete sich rot in ihrem Schoß gegen das hellgrüne Kleid ab. Aber da ihr ganzer Körper ein Schmerz war, realisierte sie es noch nicht wirklich.


    Leander war tot. Ihr Leander, der ihr wie ein Bruder geworden war. Der sie getröstet hatte, als Silanus sie so abweisend behandelt hatte. Der sie gedeckt hatte, als sie ihre Affäre mit Timotheos Bantotakis gehabt hatte, der sie nach deren Ende vor ihrem Selbstmitleid rettete. Der von der Sache mit Archias wusste, sie ihr auszureden versucht hatte. Der bei ihr Wache gehalten hatte während der versuchten Abtreibung. Der Zeuge ihres Fluchs gegen Terentius Cyprianus gewesen war. Der sie jeden Moment in den letzten beiden Jahren beschützt hatte. Er war tot. Und Axilla wollte das nicht wahrhaben.

  • Antoninus hatte frei und war dem zufolge auch in Zivil unterwegs in der Stadt als er von einem Tumult angelockt wurde. Es war ehr Neugier als dienstliches Interesse die ihn zu der Menschenansammlung zog. Es war ein Unschöner Anblick einem Mann war die Kehle durchgeschnitten worden ein anderer war offensichtlich erstochen worden. Den genauen Ablauf der Sache hatte er nicht mit bekommen. Als er dazu kam sah er nur die Frau im hellgrünem Kleid das sich langsam mit Blut rot färbte weil sie in der Blutlache saß und weinte. Der typische metallische Geruch von Blut breite sich aus Bald würde er sich in moderige Verwesungsgeruch verwandeln. Offensichtlich Kannte sie einen der Männer. “Was ist hier geschehen?” Fragte er den neben der Frau stehende Mann die Frau war momentan viel zu aufgelöst um einen Vernünftig antwort geben zu können.


    Sim-Off:

    Is ja eigentlich nicht meine Aufgabe ehr die der Urbaner oder Vigil aber wenn ich schon mal in der nähe bin und die wieder bummeln. -.^

  • Aulus Amatius Corvus
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    Corvus wähnte die Situation noch vollkommen unter Kontrolle, als sich um ihn herum mehrere Menschen sammelten und die Szenerie unter vollkommener Missachtung der Betroffenen kommentierten. Einige wenige schwirrten die Straße hinauf und hinab, um an den Kreuzungen nach Urbanern oder Vigiles zu suchen. Noch hatte sich kein Repräsentant der Staatsgewalt bemerkbar gemacht, und Corvus zählte innerlich die Sekunden, die er hier besorgt dreingucken musste, unfähig etwas mehr zu tun als hier rumzuhocken und darauf zu warten, dass ihm jemand hier die Frau abnahm.
    Sein Blick glitt sorgenvoll durch die Menschenmenge, jedem hier klarmachend, dass er von dem eben geschehenen trotz seiner sehr effektiven Liquidierung des Täters doch stark mitgenommen war. Als er die Frau, die ihm im Grunde genommen vollkommen egal war, und die seiner Meinung nach das eigentliche Ziel seines kleinen Spektakels hier hätte sein sollen, wieder besorgt musterte, um bloß nicht den Anschein zu erwecken, er wäre ihr gleichgültig gegenüber, bemerkte er, dass auch sie zu bluten schien.
    Sofort schoss neues Adrenalin in seine Adern, und mit der Präzision eines Kenners menschlicher Anatomie wandte er die Frau in festem Griff, um den Ursprung des Blutstroms genauer lokalisieren zu können. Sorge flammte in ihm auf, dass sein Niemand tatsächlich noch einen Streich in Richtung der Frau hatte ausführen können.
    Das wäre nicht gut, ganz und garnicht gut.
    Nicht, dass es Corvus auf das Geld seines Auftraggebers abgesehen hatte. Einen Sklaven zu erledigen und damit der Frau einen gehörigen Schock zu versetzen gehörte zu seinen leichtesten, und damit schlechtbezahltesten Übungen. Allerdings pokerte er darauf, dass in nicht allzu ferner Zukunft neue Aufträge von dieser Quelle reinkommen würden. Skrupellos genug schien der junge Germane ja zu sein.


    Während Corvus versuchte eine Verletzung der Frau auszuschließen drängte sich ein Mann nach vorne und verlangte Antwort von ihm. Der war jedoch viel zu sehr damit beschäftigt sicher zu gehen, dass er nicht über das Ziel hinausgeschossen war, und so wandte sich einer der Gaffer an den Mann: "Ein Mord! Mitten am helligten Tag! Die Frau wurde angegriffen, von diesem Lump da..", er zeigte auf den tot am Boden liegenden Handlanger des Corvus, "..hat ohne Vorwarnung auf den Kerl da eingestochen. Armer Hund.. aber der da, der hat verhindert, dass der Mann auch die Frau anging."


    Just in diesem Moment bekam Corvus es mit einer handfesten Panik zu tun, als er realisierte wo das Blut her stammte. Das durfte nicht sein! Fast hätte er laut geflucht, doch selbst in diesem Moment durfte die Maske nicht verrutschen, und so wandte er sich wieder an die Menge, und brüllte diese aus vollem Halse gekonnt verzweifelt an:
    "EINEN MEDICUS!!! WIR BRAUCHEN HIER UNBEDINGT EINEN MEDICUS!!!"

  • Er war tot. Das Licht in sienen Augen erloschen, sein Atem verschwunden, sein Herzschlag verstummt. Tot, tot, tot! Das Wort hallte durch Axillas Geist als einziger Gedanke, der sich klar herauskristallisierte, und sie wand sich in dem Griff des Mannes, der sie gerettet hatte. Er hielt sie auf den Beinen, verhinderte, dass sie in sich zusammensank und einfach nur auf dem Boden sich neben Leander zusammenkrümmte. Ihrer Stimme war schon längst kein sinniges Wort mehr zu entnehmen, auch wenn sie offensichtlich zu sprechen versuchte. Aber alles ging in haltlosem, verzweifelten Schluchzen unter.
    Sie wollte zu Leander, wollte ihn berühren. Eigentlich sollte sie dem Fremden dankbar sein, dass er sie daran hinderte. Immerhin war Leander Sklave und das hätte mehr als nur merkwürdig ausgesehen und für Klatsch gesorgt, wenn sie seinen Kopf in ihren Schoß gebettet hätte und haltlos geheult hätte, wie sie es am liebsten tun wollte. Am Ende glaubte man noch an eine Liaison zwischen Herrin und Sklaven, und Axilla hätte nicht vernünftig erklären können, warum sie sein Tod so sehr traf. Nicht mit Worten, die gesellschaftlich respektabel gewesen wären.


    In einem dünnen Rinnsal lief Blut an ihren Schenkeln entlang, klebrig, zäh und rot. An ihrem Schoß hatte sich ein Fleck gebildet, der die Quelle einem aufmerksamen Betrachter verriet. Aber ihr Körper, der so viel in den vergangenen Wochen mitgemacht hatte, entschied sich gerade dazu, lieber das Leben der Mutter auf längere Zeit aufrecht zu erhalten, als die Krämpfe und die Kraftanstrengung, die sie gerade durchlebte, abzufedern, und das ungeborene Leben zu erhalten.
    Und das Erdbeben, das Axillas ganzen Körper durchschüttelte, schien nicht aufhören zu wollen. Sie beruhigte sich nicht, hörte nicht auf, zu weinen und zu schluchzen. Selbst, als sie keine Kraft mehr hatte, zu stehen, und hilflos wie ein Sack Mehl in den Armen ihres Retters hing, beruhigte sich ihr Atem nicht. Ihre Hand ging in Leanders Richtung, und sie wollte zu ihm. Wollte ihn beschützen, irgendwie. Es war ihre Aufgabe, ihn zu beschützen, so wie es seine war, sie zu beschützen. Sklaven gehörten zur Familie, so hatte sie es gelernt und gelebt. Auch wenn diese Eigentum waren, man musste für sie sorgen.
    Und jetzt war er tot, lag im Dreck der Subura in seinem eigenen Blut. Axilla musste verhindern, dass man sie hier wegbrachte, denn dann würde er sicher ausgeraubt werden, von jeder kleinsten Kostbarkeit befreit werden und vermutlich nackt im Tiber verschwinden. Nein, sie wollte ihn beschützen und ihre Hand griff in seine Richtung, wenn sie auch zu wenig Kraft hatte, sich aus dem Griff des Mannes, der gerade nach einem Arzt brüllte, zu befreien.


    Von dem Prätorianer und seiner Frage bekam Axilla nichts mit, ebensowenig von dem besorgten Gesichtsausdruck ihres vermeintlichen Retters oder den Kommentaren der Leute von der Straße. Sie bekam auch nicht mit, wer stehen blieb und wer weiterging. Der Kaiser hätte hier stehen können, und sie hätte ihn nicht gesehen oder gehört. Im Moment war ihre Welt nur Schmerz und nichts anderes real. Und ein Teil von ihr wollte diesem zu gern durch eine gnädige Ohnmacht entfliehen, und wäre die Sorge um ihren Sklaven nicht, sie hätte diesem Drang nur zu gern nachgegeben. Aber sie musste wach bleiben, wenngleich sie sonst nichts im Moment tun konnte. Außer weinen.

  • [Blockierte Grafik: http://img210.imageshack.us/img210/4457/crios.jpg~Crios~


    Es war Crios, der auf die Rufe nach einem Medicus schließlich aufmerksam wurde. Er hatte sich ein paar Straßen weiter entfernt befunden, auf dem Rückweg von einem Hausbesuch, als jemand an ihm vorbei gelaufen war und nach einem Medicus gerufen hatte. Als er denjenigen angehalten hatte, hatte der ihm nicht einmal sagen können, was genau los war, nur dass irgendetwas los war und dass jemand nach einem Medicus brüllte. Immer den Rufen nach, bitteschön, bittegleich, aber man selbst würde sich nun aus dem Staub machen, denn das hier sei ja schließlich die Subura, da sei der Ort, an dem ein Medicus gebraucht werde, doch selten zuträglich für die eigene Gesundheit. Crios machte sich nicht die Mühe, dem Kerl hinterher zu starren. Immerhin hatte der noch den Anstand besessen, nach jemandem zu suchen, den er schicken konnte. Und trotzdem kam er nicht umhin, sich innerlich aufzuregen über diese… Gleichgültigkeit. Ein paar Dinge hatte auch er schon erlebt, aber er war noch lange nicht abgestumpft genug, um sich über so etwas nicht aufzuregen – was auch ein wenig in seiner Natur begründet lag. So sehr er sich über manche Dinge auch aufregen konnte, er war ein Mensch, der in den Tag hinein lebte und sich nicht allzu viele Gedanken machte. Und auch diesen Kerl und sein Verhalten, das Crios in diesem Augenblick unverständlich und unmöglich fand, würde er bald wieder vergessen haben. Vielleicht am Abend Iaret davon erzählen, das ja – aber selbst dann würde es schon mehr eine Anekdote sein, über die er mehr würde lachen können als sich aufzuregen.


    Crios brauchte ein wenig, bis er durch das Gewirr an Straßen und Menschen schließlich in die richtige Gasse einbog, aber als er sie erreicht hatte, wusste er sofort, dass sie es war. Die Ansammlung an Menschen, durch die er sich hier drängen musste, und die andauernden lauten Rufe nach einem Medicus, die sich durch die Menge nach hinten fortpflanzten, sprachen für sich. Er drängte sich durch, bis er schließlich im Zentrum des Auflaufs angekommen war – und erstarrte erst mal, als er sah, wer sich dort befand. Sein Mund öffnete sich in einem lautlosen O. Die Iunia. Die Iunia? Gehalten von einem Fremden. Dann wanderte Crios’ Blick auf den Boden, und seine Augen weiteten sich, als er Leander erkannte. Er sah den Fleck nicht, der sich auf Axillas Kleid gebildet hatte, sah sie gar nicht lange genug an, um das zu entdecken. Mit Leander in einer Blutlache auf dem Boden und neben ihm einen zweiten Mann, ebenfalls blutüberströmt, schien ihm die Sache klar zu sein, warum ein Medicus gerufen worden war. Vielleicht steckte in einem von den beiden ja noch Leben, vielleicht konnte er irgendetwas tun, auch wenn die Wunden, die er sehen konnte, und die Menge an Blut so ziemlich das Gegenteil aussagten, und so überwand Crios die letzte Distanz und ließ sich neben Leander auf die Knie sinken, ohne auf das Blut zu achten, das an den Rändern seiner Tunika leckte und sie rot zu färben begann.




  • Aulus Amatius Corvus
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    Während Corvus die Frau weiterhin verzweifelt dreinschauend in den Armen hielt, kam auch der Medicus. Zumindest ließ das Verhalten des Mannes, der sich zu den beiden Toten gesellte, auf diese Profession schließen. Nervös beäugte Corvus die beiden daliegenden so unauffällig wie möglich, vielleicht hatte er ein Lebenszeichen übersehen? Das würde die ganze Sache erheblich verkomplizieren... besonders wenn sein Mann es überlebte. Doch aus den Augen des toten Sklaven strahlte nur das leblose Glas eines Toten, und der Mann der den Sklaven abgestochen hatte lag mit dem Gesicht nach unten im Dreck und tränkte die Gasse weiterhin fleissig mit seinem Blut. Keine Gefahr, dass sich da noch was regte.


    "Hey, Mann.", packte Corvus den Kerl also bei der Schulter und zwang ihn sanft, sich umzudrehen, "Die beiden Kerle sind hin. Die hier hat im Moment deine Hilfe bitter nötig..."
    Sprach es, und deutete auf die Iunia die zunehmend kreidebleich wurde, und den blutigen Fleck in ihrem Schoß, der sich immer weiter durch das Kleid kämpfte.

  • [Blockierte Grafik: http://img210.imageshack.us/img210/4457/crios.jpg~Crios~


    Noch bevor Crios dazu kam, sich die beiden am Boden eingehender anzusehen, fasste ihn schon jemand an der Schulter und drehte ihn herum. Dass die Männer hin waren, wie der andere es formulierte, war im Grunde nicht sonderlich überraschend, weil es doch recht eindeutig war, wie sie da lagen – allerdings fragte Crios sich, warum dann überhaupt nach einem Medicus gerufen worden war. Der Mann neben ihm sprach aber schon weiter, und noch während er auf die Iunia hinwies, die er immer noch hielt, bemerkte Crios die unnatürliche Bleiche, die ihr Gesicht überzog, und schließlich das Blut, das ihren Schoß zu färben begann, langsam, aber unaufhaltsam.


    Crios weigerte sich, sich darüber Gedanken zu machen, was das heißen mochte. Er wandte sich Axilla zu und fühlte kurz ihren Puls, während er ihr mit der anderen Hand über das Gesicht strich. „Axilla. Hey, hörst du mich?“ Crios presste die Zähne aufeinander und versuchte in Bruchteilen von Momenten abzuwägen, was besser war: die Iunia hier – wenigstens vorerst – zu behandeln, oder sie gleich in die Taberna zu bringen. Er entschied sich für letzteres. Er hatte ein paar Kräuter dabei gegen die Schmerzen, aber keine starken, und er brauchte ohnehin Wasser, um sie anzumischen. Wenn er darauf warten musste, dass ihm das irgendjemand brachte, konnte er sie auch gleich wegbringen. „Ich kann hier wenig machen. Ich bring sie in die Taberna, das ist erst mal das Beste. Kennst du sie?“ fügte er dann noch an, als ihm aufging, dass er gar nicht wusste, ob der Mann, den er unwillkürlich angesprochen hatte, zu der Iunia gehörte oder nur zufällig hier vorne stand und sie gehalten hatte.




  • Mit schmerzverzerrtem, verheulten Gesicht sah Axilla zu, wie ein Mann sich über Leander beugte. Sie erkannte Crios nicht, dafür war ihre Sicht gerade zu eingeschränkt und ihre Gedanken zu durcheinander. Vermutlich hätte sie nichtmal Silanus im Moment erkannt.
    Auch, als Crios zu ihr rüber kam, ihren rasenden Puls fühlte, sie sogar ansprach, blickte sie ihn zwar an, sah aber komplett durch ihn hindurch. In ihrem Kopf war kein Platz für Namen, erst recht nicht für Erkenntnis. Sie war schon vollauf damit beschäftigt, nicht ohnmächtig zu werden, weil sie Leander beschützen wollte. Selbst jetzt, wo sie sich nur mit Hilfe ihres Retters auf den Beinen hielt, wollte sie ihn beschützen. Das war der einzige Gedanke, zu dem sie im Moment fähig war, und das einzige, was ihr in diesem Moment etwas bedeutete. Alles andere blendete sie aus, ignorierte es, so gut es ging. Das Blut, die Krämpfe, die Schmerzen, sie alle waren da und Axilla fühlte sie, aber nichts davon war ihr so wichtig wie Leander.
    Und daher war das erste, was die hohlen Echos in ihrem Kopf durchdrang auch der Satz, der in diesem Zusammenhang wichtig war. Er wollte sie wegbringen. Weg von hier. Weg von ihm, so dass sie ihn nicht mehr beschützen konnte. Axilla, deren Atmung schon erschöpft und flach gegangen war, gab einen langgezogenen Schmerzlaut von sich und bot noch einmal die letzte Kraft auf. Sie wand sich in Corvus' Armen. [size=6]“Nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein, nein...“[/size] Es war ein Flüstern, kaum mehr als ein Bewegen der Lippen, und es erstarb allzu bald, als Axilla die Kräfte zusehends verließen und sie wieder einknickte, unfähig, sich noch weiter zu wehren. “Leander...“, flüsterte sie noch, in der Hoffnung, einer der beiden würde sie hören und verstehen. Sie konnte ihn nicht liegen lassen, auf dass er ausgeraubt und im Fluss versenkt würde. Sie konnte ihm das nicht antun. Sie musste durchhalten, irgendwie... irgendwie...

  • Herodorus hatte die Szenerie schon eine Zeitlang beobachtet.


    Jetzt wand sich die Fau in den Armen des Mannes der zuvor nicht unerheblich an der Szene beteilgt war.


    Irgendwie wollte sie sich trotz ihrer Verletzung die sie offensichtlich hatte, nach den am Boden liegenden leblosen Körpern erkundigen.



    Herodorus trat an die beiden heran.


    Kann ich Euch helfen? sprach er leise so dass nur der Mann es verstehen konnte.


    Vielleicht braucht ihr Unterstützung während ihr die Frau versorgt.


    In Herodorus Gesicht blitzte ein hinterhältiges Grinsen auf, während er die Reaktion des MAnnes abwartete.

  • Aulus Amatius Corvus
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/vala/valahelfer03.png]


    "Nein, ich kenne sie nicht.", log Aulus den Medicus an. Natürlich kannte er sie! Er war ihr tagelang hinterhergelaufen, auch wenn sich zunehmend Frustration in ihm breit gemacht hatte.. das war keine Aufgabe, das war eine Demütigung. Er hätte genausogut jemanden im Schlaf erdrosseln können, der Anspruch der Aufgabe wäre der gleiche gewesen. Dass er sie nicht einmal umbringen durfte, war dabei noch nicht einmal das schlimmste. Es hatte nicht lange gebraucht um herauszufinden, dass Herr und Beherrschter sich nicht unnahe standen. Der Spaß daran, jemandem einen wichtigen Menschen vor der Nase wegzumeucheln hat den Beigeschmack einer niederen Arbeit zumindest etwas wieder wettgemacht.


    Gerade, als er sich Gedanken darüber machte, dass es wohl nicht so einfach sein würde, wieder in der Menge zu verschwinden, wenn er die Iunia persönlich zur Taberna des Medicus bringen würde, sprach ihn jemand an, und bot seine Hilfe an.
    "In der Tat, du kannst wirklich helfen!", sprach Corvus, und musterte den Mann genauer. Stark genug schien er ja zu sein. "Du kannst die Frau zur Taberna des Medicus bringen. Ich werde hier bleiben und mit den Vigiles dafür sorgen, dass das hier verschwindet."
    Sprach es, packte die Iunia sachte bei Beinen und unter den Armen und drückte sie einen Augenblick später auch schon dem Mann in die Arme.
    "Folge einfach dem Medicus. Deine Hilfe wird dir nicht vergessen, Bürger."


    Er wandte sich ab, den zwei Leichen zu. Jetzt mussten die beiden nurnoch weg. Was eigentlich nicht Corvus Arbeit sein konnte, noch durfte. Aber er konnte es deligieren. Der Sklave musste zur Casa Iunia, das war klar. Aber erst mussten die Vigiles feststellen, dass es hier nicht mehr zu tun gab als den Tatort zu bereinigen, immerhin hatten genug Leute gesehen, dass sowohl Täter als auch Opfer hinüber waren.

  • [Blockierte Grafik: http://img210.imageshack.us/img210/4457/crios.jpg~Crios~


    Crios hielt Axilla inzwischen halb im Arm, und so bekam er auch ihr leises Flüstern mit. Zuerst verstand er nicht, was sie sagte, dann begriff er nicht so recht, warum sie ständig Nein sagte. Auch, als sie einen Namen sagte, fiel der Sesterz bei ihm nicht. Wollte sie ihren Freund, ihren Vater, ihren Bruder, sonst jemanden? Er hatte keine Ahnung, wie der Sklave hieß – sicher wusste er es eigentlich, aber Crios hatte kein sonderlich gutes Namensgedächtnis, und im Augenblick hatte er ganz andere Sorgen, als darüber zu grübeln, wie der Tote heißen mochte. Und er kam auch nicht auf die Idee, dass die Iunia ihn meinen könnte. Er sah wieder auf zu dem Mann, der sie zuvor gehalten hatte, als dieser sagte er kenne sie nicht. In Ordnung, dann musste er auf ihn schon mal keine Rücksicht nehmen, wenn er Axilla versuchte zu behandeln. Er hatte den Hieb in den Magen nicht vergessen, den der Kerl ihm verpasst hatte, mit dem die Iunia Umgang hatte, auf noch so eine Erfahrung konnte er gut verzichten.


    Und dann war da plötzlich noch ein Mann, der helfen wollte. Nachdem bisher fast alle nur herum gestanden waren und nichts getan hatten, schien das ein Geschenk der Götter zu sein. Zumal Crios sich nicht wirklich imstande sah, Axilla den ganzen Weg zu tragen – und sie sah nicht so aus, als könnte sie alleine laufen. „Ja, kannst du sie ein Stück tragen? Wir können uns ja abwechseln“, schloss er sich an, dann wandte er sich noch mal an den ersten. „Eh, danke, dass du dich um das hier kümmerst. Der da“, er machte eine Kopfbewegung zu Leander hin, „ist der Sklave von ihr“, diesmal neigte sich sein Kopf zu Axilla. „Der muss in die Casa Iunia gebracht werden, kannst du dich darum auch noch kümmern?“ Dass der Familie nahe stehende Sklaven ähnlich wie Familienmitglieder selbst behandelt wurden bei diesen Dingen, so viel wusste Crios, und dass ihr Sklave ihr nahe gestanden hatte, war deutlich geworden bei seinen Besuchen bei ihr.




  • Auch wenn das römische Bürgerrecht in der Subura nicht das verbreiteste Privileg war, so gab es auch hier einige Verbindungen nach oben. Und das machte sie für den Wahlkampf interessant. So interessant, dass Vala sich entschieden hatte, genau hier Wahlkampf für den Claudier zu machen, auch wenn es seltsam anmuten musste in der Unterschicht Werbung für einen aus der hauchdünnen Elite Roms zu machen. Aber: wer nichts wagt, der nichts gewinnt.




    Die DACHDECKER EMPFEHLEN


    - QUINTUS CLAUDIUS LEPIDUS -


    FÜR DIE WAHL ZUM VIGINTIVIR!
    EIN EHRBARER MANN FÜR EIN EHRBARES AMT!

  • Auch Lepidus wusste, wem er unter anderem zu danken hatte und so hatte er seine Klienten aus schwärmen lassen um ein wenig Werbung für die kommenden Wahlen zum Cursus Honorum zu machen.




    DIE BUCHHÄNDLER EMPFEHLEN


    - TITUS DUCCIUS VALA -


    FÜR DIE WAHL ZUM VIGINTIVIR!
    EIN EHRBARER MANN FÜR EIN EHRBARES AMT!

  • Seine Bänder hatte er an den Zweigen der Bäume in der Nähe des Tempels anbinden können. Es wäre beinahe noch zu einem Handgemenge gekommen, weil einer nicht warten konnte bis eine alte Frau ihren Wunsch fest verknotet hatte. Kurzerhand hatte ihm Aretas seinen Ellenbogen in den Bauch gerammt. Das hatte gereicht, artig wartete er ab, immer wieder einen ängstlichen Blick zu Aretas werfend.


    Wieder in Rom musste er feststellen , dass auf den Hauptstraßen um diese Stunde noch einiges an Menschen unterwegs war. Ob es dem Feiertag zu schulden war, wusste er nicht und interessesierte ihn auch kaum. Aber es gab eine Möglichkeit dem Trubel zu entfliehen, außerdem kannte er noch nicht alle Winkel und Ecken von Rom. Hier gab es sicher auch ein Viertel wie in Ostia, in dem man sich als Sklave in gewissem Sinne "frei" bewegen konnte. Kleine Gaunereien und Prügeleien, schmutzige Geschäfte, auf der Hut sein musste man trotzdem. Aretas lief durch die dunklen Gassen der Subura, stets ein wachsames Auge auf alles was sich bewegte. Es machte ihm Spaß und er mochte diese Anspannung.


    In Ostia hatte er sich und zwei andere Sklaven durch kleine Diebstähle am Leben gehalten. Sein erster Besitzer vertrank all sein Geld und ließ seine Sklaven hungern. Bis er dann einen nach dem anderen verkaufte um seine Trunksucht zu finanzieren. Aretas spuckte aus als er zurück dachte. Jetzt trieb ihn eher die angestaute Wut hierher. Vielleicht lief ihm einer über den Weg, dem er ein paar verpassen konnte um sich besser zu fühlen. Wenn dabei die ein oder andere Sesterze den Besitzer wechselte, warum das nicht noch dazu. Für einen Wein in einer der Spelunken....


    Aretas konnte den Gedanken nicht zu Ende führen. Ein Betrunkener kam aus einer Seitengasse und pöbelte ihn an und hob die Faust zum Schlag. Aretas reagierte mehr aus dem Instinkt heraus und war schneller. Seine Faust krachte mit aller Wucht im Gesicht des anderen. Schmerzen in den Knöcheln sagten ihm, dass er auf Knochen getroffen war. Ein zweiter Schlag war nicht merh nötig. Der Mann kippte nach hinten um und blieb regungslos liegen. " Das hast du von deiner Pöbelei." murmelte Aretas und beugte sich über ihn. Er lebte noch. "Mal sehen was du so bei dir hast." den Körper abtastend, fand er einen kleinen Lederbeutel. Es klapperte darin. " Schmerzensgeld." murmelte Aretas und rieb sich die Knöchel. Bevor er ging sah er sich um, ob ihn niemand beobachtete und verließ den Ort des Geschehens. Die Gasse schein leer und so ließ er sich Zeit lief gemächlich weiter.

  • Scheiß Feiertrage! Ich hatte mich in der Stadt herumgetrieben. Wollte für mich sein. Wenn mich so ein blöder Kerl dumm von der Seite angemacht hatte, hatte ich ihn einfach abblitzen lassen. Von Männern hatte ich die Nase gestrichen voll! Die konnten mich alle mal!


    Irgendwie hatte ich allmählich die Orientierung verloren. Die Gegend, in der ich mich herum trieb, war nicht so besonders. Das war die Subura, wenn ich mich nicht irrte. Ein paar besoffene Typen, ein paar dämliche Huren, ein Kerl der kaum noch Zähne im Maul hatte und stank, wie ein Schwein und einige ziemlich finstere Spelunken. Ich hatte mir abgewöhnt, in solche Läden zu gehen. Das brachte nur Ärger. Und auf den war ich echt nicht scharf.
    Eigentlich wollte ich nur allein sein. Ich ließ die Spelunken Spelunken sein und ging an den Besoffenen und Huren vorbei. Aber wegen den Feiertagen waren die Gassen für gewöhnlich vollgestopft mit allen möglichen Gestalten. Auch jetzt noch, war´s echt schwierig, den Leuten aus dem Weg zu gehen.
    Ein paar Kerle, die sich prügelten. Wahrscheinlich darum, wer sich zuerst die lupa schnappen durfte, die daneben stand und dämlich gickelte. Kerle hatten in der Beziehung echt kein Hirn. Wenn es um Frauen ging, dann saß das bei ihnen zwischen ihren Beinen.
    Zum Glück musste ich mich nicht vor irgendwelchen Gaunern in Acht nehmen. Ich hatte nichts, was man mir hätte klauen können. Außerdem kannte ich ihre Schliche und Tricks. Ich kam ja auch aus der Branche.
    Gerade war ich in ´ne Gasse eingebogen, in der es zur Sache ging. Ich konnte noch beobachten, wie ein Kerl, der eher ´nem Schrank glich, einem anderen Typen seinen Faust in die Fresse schlug, so dass er leblos zusammenbrach. Er hatte es dem Kerl ganz gegeben! Oder war der etwa tot?
    Na gut, ´nem Typen eine abzuräumen war eine Sache. Ihn aber einfach so kalt zu machen und dann auch noch auszurauben, denn genau das machte er nun, war ´ne ganz andere Sache.
    Wie versteinert blieb ich stehen. Der Kerl hatte mich richtig aus meinem Tagtraum herausgeholt. Jetzt war ich hellwach und machte mir Sorgen, ich könnte vielleicht die Nächste sein.
    Zum Glück hatte er mich nicht gesehen. Er ging weiter. Ich atmete erleichtert auf. Plötzlich spürte ich von hinten ´ne Hand, die nach mir griff. Die Hand gehörte einem anderen versoffenen Typen, der mir irgendwas ins Ohr lallte. "Wie wär´senn mit ns beidn, Schätzchen?" Jetzt bekam er mich mit beiden Händen zu packen und betatschte mich. "Verpiss dich, du Scheißkerl!", schrie ich und leitete Gegenwehr. Na toll, auch das noch! Der Besoffene war drauf und dran, mir meine Klamotten vom Leib zu reißen, als er seinen Freund am Boden liegen sah. "Warsudas?", fragte er verdutzt.

  • Keine 10 Schritte war Aretas gegangen, da schrie genau da, wo er dem Besoffenen eine verpasst hatte, ein Weibsbild rum. Er war geneigt weiter zu gehen. „ Man warum..“ fluchte er leise vor sich hin und drehte um. Ein Besoffener der sich mit einer Lupa herumstritt, das fehlte noch. Mit ein paar schnellen Schritten war er bei den Streitenden, griff dem Besoffenen am Hals in die Tunika und stieß ihn weg. „ Verschwinde, wenn du nicht neben dem da landen willst.“ Zischte Aretas ihn an. Es schien zu wirken. Er stammelte irgendetwas und drückte sich an der Hauswand entlang von ihnen weg. Nun musste er nur noch das Weibsbild hier weg bekommen. „ Verschwinde und geh deinem Geschäft in einer anderen Gasse nach.“ Nach kurzer Überlegung entschied er um, umfasste ihr rechtes Handgelenk, so fest, dass es ihr nicht möglich sein sollte sich los zu reißen. „ Hör auf zu keifen und komm mit. Keine falschen Hoffnungen. Wenn du schreist....“ Seine Handbewegung war eindeutig. Ein Lupa würde hier keiner vermissen. Den einzigen Zweck den er damit verfolgte, sie sollte ruhig sein und keine Scherereien machen. Das brauchte er hier nicht und rief vielleicht noch ein paar richtige Gauner auf den Plan. „ Wir müssen hier weg.“ knurrte er und zog sie mit sich.

  • Den Besoffenen beeindruckte es nicht besonders lang, dass sein Freund da ziemlich tot (oder vielleicht auch nur bewusstlos) am Boden lag. Gleich ging er wider dazu über, sich um mich zu kümmern. Ganz schön grob drückte er mich an ´ne Hauswand und versuchte mir die Tunika nach oben zu schieben. Mit der andern Hand, hatte er mich am Hals greifen können und drückte mich gegen die Hauswand. Ich bekam beinahe keine Luft mehr. Mit allem, was ging, wehrte ich mich. "Lass mich! Ich krieg keine Luft!" Dem Dreckskerl machte es anscheinend auch noch Spaß, mich so rumzappeln zu sehen.
    Nicht nur er, auch ich war ganz schön überrascht, als er plötzlich weggestoßen wurde. Als mein Hals endlich frei kam, hustete ich mir erst mal beinahe die halbe Lunge raus und schnappte nach Luft. Dann wartete schon die nächte Überraschung auf mich. Scheiße! Der, der mich gerettet hatte, war genau der Kerl, der den anderen Besoffenen kurz vorher in die ewigen Jagdgründe geschickt hatte! Tja, und ich hatte das alles mit angesehen. Kacke!
    Ich musste echt wie ´ne Statue ausgesehen haben, nachdem ich mich wieder eingekriegt hatte! Vor Angst war ich wie gelähmt. Jetzt wäre eigentlich der beste Zeitpunkt gewesen, um sich zu verdünnisieren - aber irgendwie ging das nicht.
    Ich begann erst wieder normal zu atmen, als er mich wegschickte. Mein Geschäft? Hä? Na klar, der hielt mich für eine dieser Huren, die in der Gegend ihren Feiern aufwarteten. Na ja, dass ich verschwinden sollte, ließ ich mir nicht zweimal sagen. Schon wollte ich wegrennen, aber dann hatte er sich´s doch anders überlegt. Gerade noch bekam er mich am Handgelenk zu fassen und zog mich mit sich fort. Seine Gesten waren eindeutig, die zeigten, was passierte, wenn ich nicht spurte. Dabei hatte ich doch viel zu viel Angst, um schreien zu können. Also ging ich mit.


    Als er mit mir in eine dunkle Gasse eingebogen war, in der weit und breit keiner zu sehen oder zu hören war, konnte ich mir schon fast denken, was jetzt passierte. Hier also sollte mein beschissenes Leben enden. Na dann!
    "Bitte tu mir nichts!", flehte ich den Kerl an, der darüber wahrscheinlich nur lachen konnte. Klasse, von einem Schlamassel, war ich in den nächsten geschlittert!

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