[Insula] Amneris und Celeste

  • Es war mal wieder an der Zeit etwas für ihre Alibi Romanze zu tun und hatte sich die Keltin Federkiel und Pergament besorgt und sich an einen Brief gesetzt. Sicher schrieben Frauen, Verlobte und Geliebte ihren Männern, Verlobten und Geliebten Briefe in ein Kampfgebiet und so wollte Celeste das nicht versäumen. Doch wie sollte sie diesen Brief schreiben? Vielleicht so wie sie einen an Amneris schreiben würde? Das war ein guter Einfall und prompt ging es los.


    Per Feldpost


    Tribunus
    Faustus Decimus Serapio
    Legio XXII Deiotariana
    im Felde



    Mon Serko* Faustus,


    wie lange habe ich nichts mehr von dir gehört. Geht es dir gut, ist denn alles in bester Ordnung? Ich hoffe, dass es dir gut geht und du dich trotz des kargen Lebens in der Wüste bester Gesundheit erfreust. Was habe ich nicht alles schon Schlimmes von diesen Feldzügen gehört. Versprich mir bitte, dass du dich aus den gefährlichsten Situationen raushälst. Mon Serko, ich sehne mich nach einem baldigen Wiedersehen und hoffe, dass ihr die Feinde sehr bald erfolgreich schlagen könnt und ich dich wieder in meine Arme schließen kann. Koal** bitte sei vorsichtig, ich mache mir die größten Gedanken was dir alles zustoßen könnte. Ich vermag es mir nicht alles auszudenken...


    Mir geht es soweit gut. Wenn man von den vielen langweiligen Nachmittagen absieht an denen ich deine Anwesenheit so sehr vermisse. Ich kann dir aber erfreulicher Weise berichten, dass deine Betriebe weiterhin ohne Probleme laufen und alles zu deiner Zufriedenheit läuft. Du wirst dich sicher sehr über die Berichte freuen wenn du sie hier bei mir lesen kannst.


    Sicher fühlst du dich mindestens so einsam wie ich mich. Ich kann dir nur wie schon bei deiner Abreise versichern, dass ich in meinen Gedanken immer bei dir bin und stets an deiner Seite. Wenn ich es vermochte, würde ich jeden Feind für dich aus dem Wege räumen und jedweden Schmerz auf mich nehmen. Mon vertacos, ich vermisse dich...


    Melissos*** kehre bitte bald und in einem Stück zurück.


    Deine Carissima


    Celeste





    * Liebster
    ** Schatz
    *** Süß


    Ob das gut war? Wars zu viel? gar zu wenig? Sie musste das wohl mal mit ihm besprechen wenn sie sich nach seiner Rückkehr trafen. Irgendwie war es ihr wichtig ihm schon richtig helfen zu können... Aber war der Brief so in Ordnung? Sie würde ihn wohl am nächsten Tag noch einmal lesen und überarbeiten müssen.

  • Mehrmals las sie sich den Brief durch und entschied bald, dass er nach einigen Änderungen annehmbar war und sie schrieb ihn ordentlich ab. Dann lochte sie das Pergament und knotete ein Band hinein um ihn geschlossen zu halten. Versiegeln konnte sie ihn nicht, fehlte ihr ein solches und seines nahm sie für die Private Post nicht. Es würde ihnen sicher nicht schaden wenn das auch andere lasen. Schließlich war alles auf Schein aufgebaut und den konnte man vor vielen Augen auch sehr gut wahren. Zufrieden machte sie eine Schleife in das Lederband. Sie würde es heute noch zur Feldpost bringen...

  • Ein Bote kam vorbei und brachte einen Brief uns noch etwas dazu. Er war von Serapio und scheinbar vor der Ankunft ihres eigenen von ihm losgeschickt worden. Auch wenn dieser Brief nur Tarnung war, interessierte es sie wie es ihm ging. Sie hatte sich inzwischen an ihren Arbeitgeber gewöhnt und es wäre schon schade um ihn gewesen. Also begann sie das Schreiben zu lesen.



    An
    Celeste - Stella pulcherima!
    Insula Astarte (über dem Gemüseladen)
    Via Canopi
    Broucheion
    Alexandria




    Liebe Celeste,


    wie geht es Dir? Wir jagen hier immer noch den Rebellen hinterher, Dünen rauf, Dünen runter. Einmal haben wir einen Trupp von ihnen zu fassen bekommen, als sie uns nachts überfallen haben, mit Brandpfeilen haben sie uns das Lager angezündet, sehr unfein. Da gab es ein hitziges Gefecht. Ich habe meine Kohorte erfolgreich in den Kampf geführt, und es selbst gut überstanden, aber mein armer Noctifer ist jetzt leider im Pferdehades.
    Erzähl mal, was treibst Du so, hast Du Dich weiter in Alexandria eingelebt und neue Bekanntschaften gemacht? In der Stadt wird es nie langweilig.


    Ich habe eine Bitte an Dich, und zwar geht es um die verschlossene Botschaft, die ich diesem Brief beigelegt habe. Sie ist für einen Freund in Rom bestimmt, aber ich kann sie ihm unmöglich direkt zusenden. Bitte bring den Brief in die Taberna "Zur Lachenden Hyäne" in Rhakotis, und übergib sie dem Wirt mit dem Worten "für den Läufer der Sonne". Er wird wissen was gemeint ist. Und gib ihm bitte dazu auch hundert Sesterzen. Pontia wird sie Dir erstatten – oder nein, besser ich gebe Dir die Summe dann selbst, wenn ich wieder in Nikopolis bin. Diese Botschaft ist mir sehr, sehr wichtig, und wirklich nur für die Augen meines Freundes bestimmt! Ich verlasse mich in der Hinsicht voll und ganz auf Dich.


    Drück mir die Daumen, dass wir den Feind bald stellen, ich habe so langsam genug von dieser verdammten Wüste. Was gäbe ich für eine ordentliche Therme, und ein schönes Theaterstück, aber hier gibt es nur Sand, noch mehr Sand, überall Sand...



    Vale bene,


    Faustus


    Es freute sie zu lesen, dass es ihm gut ging. Natürlich gab es gleich noch eine Aufgabe für sie. Für einen Freund, aha. Die Keltin dachte jedoch nicht weiter darüber nach. Bestimmt war es ein besonderer Freund. Celeste wollte es nicht wissen. Später wollte sie eh noch einmal los und so ließ sie alles auf dem Tisch liegen und legte sich noch ein wenig hin. Sie wollte noch etwas schlafen ehe es für sie in die Nacht hinaus ging.

  • Eines Tages tauchte ein sonnenverbrannter Reisender in der Via Canopi auf. Er zog ein paar Erkundigungen ein, und machte Celeste ausfindig, um ihr dann persönlich einen versiegelten Brief, sowie einen prallgefüllten Lederbeutel zu übergeben.





    Liebe Celeste, meine goldhaarige Amica,


    Lange haben wir nichts mehr voneinander gehört. Ich hoffe es geht Dir gut? Hast Du Dich denn entschieden, auf Dauer in Ägypten zu bleiben? Ich würde das sehr bedauern! Und das nicht nur weil ich ohne Dich keinen Durchblick mehr beim Papyruskram habe, und fürchte, dass meine Verwalter das schamlos ausnutzen. Ich vermisse auch unsere Gespräche, und deine verschmitzte Art, mir die Worte im Munde herumzudrehen und die Dinge immerzu von den Füßen auf den Kopf zu stellen.
    Außerdem werden die Mädchen arg aufdringlich, nun da ich keine Freundin mehr an meiner Seite habe, und Tribun bei der Prätorianergarde bin. Das macht Eindruck, ich kann Dir sagen!


    Aber neue Sorgen macht es natürlich auch. Sind ja wilde Zeiten, in die wir da unversehens alle hineingeraten sind. Du in Ägypten auch mittendrin. Ich habe mir aber gedacht, dass dieser Umstand vielleicht auch sein Gutes hat. Wenn ich mal daran zurückdenke wie wir uns vor langer Zeit – tempus fugit! - kennengelernt haben, erinnere ich mich, dass Du mir damals eine ungeschlagene Beschafferin von Informationen warst. Falls Dein Talent in den ruhigen Jahren noch nicht eingerostet ist, könntest Du mir damit sehr helfen. Ich brauche nämlich dringend genaue Informationen über die Lage in Ägypten. Es wird knifflig sein, und nicht ungefährlich, da ran zukommen. Aber dass Du vor keiner Herausforderung zurückschreckst, das hab ich noch im Kopf. Außerdem verspreche ich Dir, dass ich Deinen Erfolg reich entlohnen werde! Du weißt ja dass ich alles andere als geizig bin. Ich kann Dir auch zum Bürgerrecht verhelfen.


    In der Hoffnung, dass Du den Auftrag annimmst, schicke ich Dir hiermit für Dich und für die entstehenden Kosten schon einmal 2000 Sesterzen. Und hier die Instruktionen:
    Ich will Bescheid wissen über alle Truppenbewegungen der Legionen XXII und XXIII sowie der Classis Alexandrina. Auch über vermehrte Aktivität. Beschaffen sie sich größere Mengen von Ausrüstung oder Nahrungsmitteln? Welche Manöver führen sie durch? Wie ist die Stimmung in der Truppe, was halten die Soldaten von ihren Kommandanten, was vom Kaiser, was vom Gegenkaiser?
    'Das ist doch keine Kunst' wirst Du sagen. Das bekommst Du wahrscheinlich schon raus wenn Du die Augen offen hältst, mit ein paar Milites plauschst oder Dich mit ihren Frauen im Vicus anfreundest.
    Aber es ist nicht nur das. Ich bin noch viel mehr daran interessiert, was die Pläne der Legaten und des Flottenpräfekten sind. Mit wem korrespondieren sie? Welche persönlichen Schwächen haben sie? Wie gedenken sie im heraufziehenden Bürgerkrieg vorzugehen? Hier sind Dein Charme und Dein erprobtes Geschick gefragt.


    Die Erkenntnisse, die du dabei gewinnst, die sende bitte sofort an mich weiter. Und auch wenn nichts geschieht und es nichts neues zu berichten gibt, schreib mir bitte regelmäßig, damit ich weiß dass bei Dir alles in Ordnung ist. Die Briefe übergib dem Boten, der Dir dieses Schreiben überbracht hat, er wird sie weiterleiten. Sein Name ist Hirpinus. Er wird in der Lachenden Hyäne Quartier beziehen.
    Bitte verschlüssele alle Nachrichten, die du mir schickst, mit der Theokleia-Chiffre – die, von der ich Dir damals erzählt hatte. Weißt Du noch? Sonst, um die Erinnerung aufzufrischen, ein Beispiel: Wenn das Schlüsselwort "Celeste" wäre, dann würde der erste Buchstabe des zu verschlüsselnden Wortes im Alphabet um "c" verschoben, also um 3 Stellen, der zweite um "e", also um 5 Stellen, etc. Aus dem Wort "amica" würde somit "druht". Unser Schlüsselwort ist der Titel des Theaterstückes, welches wir bei unserer Alexandria-Besichtigung zusammen gesehen haben. Und diesen Brief hier, den vernichte bitte unbedingt, sobald Du Dir den Inhalt eingeprägt hast.


    Viel Glück! Und pass auf Dich auf. Mögen Fortuna und Furrina Dir zur Seite stehen.


    [Blockierte Grafik: http://img228.imageshack.us/img228/5738/siegeldecima.png][Blockierte Grafik: http://img403.imageshack.us/img403/1089/fds3.png]


  • Mit gehetztem Blick sah sich Celeste um als sie das Haus betreten wollte. Erst am Stadttor hatte sie es geschafft ihren Verfolgern wirklich zu entkommen. Die letzten Wochen hatte sie es immer wieder geschafft ihnen zu entwischen, aber niemals für lang. Sie fanden sie immer wieder. Alexandria musste einfach so groß sein, dass sie hier sicher war. Wieder Mal war ein Raubzug daneben gegangen. Sie war an Sklavenhändler geraten. Aber es war zu verlockend gewesen diesen dicken und fetten Mann um seinen Geldbeutel zu erleichtern. Seine Wachen waren gut gewesen und ihr nicht aufgefallen. Schnell hatten sie die Keltin geschnappt, k.o. gehauen und fort gebracht. Einige Zeit später war ihr dann die Flucht gelungen. Dieses Abenteuer hatte sie aber schwer gezeichnet. Fiese Schnitte hatten sich entzündet und für hohes Fieber gesorgt. Die Flucht durch die Wüste hatte ihr schließlich soweit zugesetzt, dass sie das Bewusstsein verlor. Nomaden hatten sie gefunden und gesund gepflegt. Das war ein langwieriger Prozess. Als sie wieder gesund war, setzte sie die Reise fort. Es dauerte nicht lang bis diese Sklavenhändler sie wieder gefunden hatten und sich an ihre Fersen hefteten. Mit viel Glück gelang es ihr schließlich wieder nach Alexandria zu finden.


    Jetzt war sie in der Insula um die sie so lange einen Bogen gemacht hatte. Schweren Herzens sammelte sie einige wichtige Dinge ein und verließ diese Wohnung wohl für immer. Vor der Tür kam sie an einem Spiegel vorbei. Furchtbar sah sie aus. Ihre Haare verheddert, stumpf und kaum noch blond. Ihr Gesicht war dreckig, die Kleider zerfetzt und mindestens so dreckig wie sie. Doch hier konnte sie sich nicht säubern. s gab nur einen einziegen Ort an dem sie sich sicher genug fühlte um längere Zeit dort zu verbringen und genau dorthin würde sie jetzt gehen.

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