Es war so unwirklich, fast, als würde Axilla das Träumen. Archias nahm ihre Hand und steckte ihr den Ring an den Ringfinger der linken Hand, und dann zog er sie an sich und küsste sie. Nicht kurz, wie es sich geziemt hätte, sondern tief und innig, und Axilla schmiegte sich einfach nur an ihn und erwiderte es. Einen Augenblick wollte sie nicht an die Wirkung nach außen denken. Allgemein waren große Gefühlsäußerungen, gerade im Bereich der Liebe, verpönt, sie widersprachen den Lehren der Stoa und waren nicht doch derart, dass sie der dignitas abträglich waren. Aber im Moment war es Axilla egal, das hier war so unwirklich, dass sie darüber gar nicht so recht nachdenken konnte.
Als er sie losließ, war ihr schwindelig, und viel mehr als ein etwas dümmliches Grinsen brachte sie nicht zustande. Sie sah sich die Gesichter der anderen an, die irgendwie skeptisch und doch freudig wirkten, nahm die Glückwünsche entgegen. Es war immer noch unwirklich, aber das machte nichts. Es fühlte sich gleichzeitig viel zu wunderbar an, und sollte es doch ein Traum sein, war es ein schöner. Ein verwirrender, aber ein schöner.
“Danke“, meinte sie nur mit einem nicht auslöschbaren Lächeln bei jedem neuen Glückwunsch, und immer wieder drückte sie leicht Archis Hand, der sich ja die ihre geschnappt hatte. Aber er war wirklich da neben ihr, das passierte wirklich. Und Axillas Herz schlug wie wild jedes Mal, wenn sie sich so wieder vor Augen führte, dass das keine Einbildung war.
Als Archias dann meinte, er wollte sie entführen, musste sie doch kurz frech zu ihm rüberschauen. “Ich bin doch keine Sabina“, meinte sie kurz frech lachend, aber gleichzeitig verriet jede Faser ihres Körpers, dass es ihr ganz und gar nicht unrecht war, wenn er nun die deductio in domum gleich in Angriff nehmen würde. Und dann waren sie wirklich verheiratet! Axilla konnte es noch immer nicht glauben. Sogar noch vor Serrana. Vor nichtmal 3 Monaten hatte sie noch geglaubt, in Schande leben zu müssen, wenn sie das Kind nicht töten konnte, ehe es jemand merkte. Und jetzt war sie mit einem Mal verheiratet. Manchmal war das Leben verrückt.