Cubiculum der Eheleute Sedulus und Serrana

  • "Ja, das mag sein." Männer hatten es vom Tag ihrer Geburt an leichter als Frauen, ob das nun ihre persönlichen Freiheiten, beruflichen Möglichkeiten oder auch nur den Umgang mit anstrengenden Müttern oder Großmüttern betraf. Trotzdem hatte Serrana nie wirklich den Wunsch gehabt, ein Mann zu sein, schon gar nicht jetzt, wo sie wider Erwarten ihr privates Glück gefunden hatte, sowohl was ihre Familie als auch ihren Beruf betraf.
    Die Bemerkung, die Sedulus über das mögliche Geschlecht ihres künftigen Kindes machte, weckte dann ihre besondere Aufmerksamkeit, denn darüber hatte sie sich auch schon den einen oder anderen Gedanken gemacht.


    "Naja, egal, ob Junge oder Mädchen, ein bisschen Selbstbewusstsein schadet nie, und ehrlich gesagt, fällt es mir schwer, mir einen schüchternen Germanicus vorzustellen." erwiderte Serrana das Lächeln ihres Mannes. "Aber du möchtest doch sicher zuerst einen Sohn haben, nicht wahr?" Sie persönlich war nach wie vor derart mit der Frage beschäftigt, ob sie die Geburt ihres Kindes überhaupt überleben würde, dass es ihr vollkommen gleichgültig war, welches Geschlecht dieses haben würde. Aber römische Männer brauchten nun mal Söhne, und da bildete auch Sedulus keine Ausnahme.

  • Ja, da magst du recht haben. Ein wenig Selbstbewußtsein, hatte mit Sicherheit noch keinem geschadt. Und da ist es auch egal ob es Junge oder Mädchen ist.


    Sedulus nickte. Sebstverständlich wollte er zuerst einen Jungen haben denn ein Mädel hatte er ja schon.


    Sicherlich wäre ich froh, wenn es ein Junge werden würde. Allerdings, wenn es ein Mädchen wird, so kann ich auch nichts daran ändern. Dann ist es der Wille der Götter...


    Wobei Sedi darauf locker verzichten konnte. 8)

  • Ein Sohn also. Natürlich wollte er zuerst einen Sohn, im Grunde hätte sie sich diese Frage wirklich sparen können. Serranas Finger glitten über die Wölbung ihres Bauches, als könnte sie auf diese Weise das Geschlecht ihres noch so winzigen Kindes erfühlen, und plötzlich gesellte sich zu der unterschwellig ohnehin immer präsenten Angst noch eine weitere. Wenn bei der Geburt alles glatt lief, und sie eine Tochter bekam, dann würde Sedulus enttäuscht sein, auch wenn er jetzt vom Willen der Götter sprach. Immerhin würde sie die Chance haben, danach vielleicht noch einen Sohn zu bekommen, aber was, wenn sie nun wirklich starb und ihr Kind war ein Mädchen? Dann würde er sich früher oder später eine neue Frau suchen müssen, um doch noch einen Sohn zu bekommen. Serrana biss sich auf die Unterlippe, so schmerzhaft war diese Vorstellung, dass sie nicht eine Sekunde länger darüber nachdenken wollte. Nein, wenn sie schon sterben musste, dann wenigstens als die Mutter seines Erben, diesen Status würde ihr dann niemand mehr nehmen können...


    "Dann wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als uns dem Willen der Götter zu beugen." sagte sie schließlich und versuchte, ihre Stimme so unbeschwert wie möglich klingen zu lassen und starrte wieder einmal den Stoff von Sedulus' Tunika an.

  • Da hatte Serrana wohl recht. So nickte Sedulus zustimmend. Da kam ihm eine Idee.


    Vielleicht könntest du ja den Göttern opfern und ihr Wohlwollen damit gewinnen. Vielleicht klappt es ja dann mit einem Sohn.


    Überlegte Sedulus und küßte seine Frau.


    Immerhin wäre es ja ein Versuch wert oder meinst du nicht auch? Und wie gesagt, wenn nicht, so müssen wir auch damit leben. Auch wenn ein Sohn etwas Wunderbares für mich wäre. Ich glaube es gibt kein Mann, der sich keinen Stammeshalter wünscht.

  • "Ein Opfer?" Serrana hob den Kopf und sah ihren Mann erst überrascht und dann bedauernd an. "Das wäre natürlich eine Möglichkeit, aber ich darf nicht opfern, solange ich ein Kind erwarte. Schwangere Frauen sind von allen Opferhandlungen ausgeschlossen, deshalb darf ich meinen Schüler auch nur theoretisch unterrichten. Alles, was die Praxis betrifft, hat eine andere Aeditua übernommen." Serrana seufzte leise und wollte sich gerade wieder hinlegen, als ihr ein Gedanke kam und ihre Augen zu funkeln begannen.


    "Quintus, ich kann den Göttern zur Zeit kein Opfer bringen, aber du könntest es! Ich würde dir genau erklären, was du machen musst, und darüber hinaus gibt es in jedem Tempel immer Priester, die einem helfen können, wenn man das möchte. Was meinst du?"

  • Ich und opfern? Du weißt doch wie ich mich beim letzten Opfer angestellt habe... Ich glaube nicht, dass ich dafür der Richtige bin.


    Wigelte Sedulus ab. Zumindest versuchte er es.


    Ich habe doch mit solchen Sachen so gut wie nichts am Hut, das weißt du doch Serrana.


    Allerdings zu Gunsten des Kindes, konnte sich Sedi schon einmal breit schlagen lassen. Ging es ihm dann durch den Kopf. Wer weiß, vielleicht wurde es ja dann doch ein Knabe.

  • "Angestellt? Was heisst denn angestellt?" Serrana stützte sich mit einem Ellenbogen auf, um es ein wenig bequemer zu haben und schüttelte ungeduldig den Kopf, während sie ihren Mann eindringlich musterte. "Du magst vielleicht keine Routine haben, aber du hast keinen Fehler gemacht, als wir damals zusammen im Tempel waren und du mir geholfen hast. Und sowohl Minerva als auch Venus haben unser Opfer damals angenommen, warum sollte es also diesmal schiefgehen?"

  • Ja ne war ja so von klar... Sedulus atmete tief durch und nickte dann langsam.


    Also gut, du hast gewonnen. Ich werde den Göttern opfern aber nur mit deiner Unterstützung. Braucht es für so etwas ein bestimmtes Getier oder sind da auch Kleinigkeiten ausreichend?


    Fing Sedi auch gleich mit der ersten Frage an...

  • Gewonnen? Als eine Art Wettstreit hatte sie es bislang eigentlich noch gar nicht gesehen, trotzdem huschte unwillkürlich ein kleines zufriedenes Lächeln über Serranas Gesicht. Sie beugte sich vor und küsste ihn, bevor sie in Gedanken bereits das Opfer durchspielte.


    "Meine Unterstützung hast du doch immer. Ich werde dir alles genau erklären und auch mit dir zum Tempel kommen, aber hinein musst du dann allein, weil ich an kultischen Handlungen nicht teilnehmen darf." Bei dem Wort "Getier" legte Serrana überrascht den Kopf schief, musste dann jedoch wider Willen schmunzeln. "Nun, das kommt ganz auf dich an und wie wichtig dir dieses Opfer ist. Du musst den Göttern nicht unbedingt ein Tier opfern, unblutige Gaben gehen natürlich auch. Sie müssten nur zur der jeweiligen Gottheit passen."

  • Bei den Göttern... Das Opfer mußte zu den Göttern passen. Bei Mars wußte Sedulus ja halbwegs bescheid, dann aber schieden sich schon die Geister...


    Du wirst mir doch sicherlich sagn, welches Opfer zur jeweiligen Gottheit passt. Ich glaube in solchen Dingen bin ich dann doch leicht überfordert.


    Drum gab es ja auch Priester und Priesterinnen, die sich um solche Angelegenheiten kümmerten...

  • "Oh, natürlich werde ich das, wir werden schon das passende finden." Serranas Eifer war jetzt endgültig geweckt, hatte alle Ängste und Nöte dieses Tages erfolgreich verdrängt, und meilenweit von der Vermutung entfernt, dass es für andere Menschen auch nur ansatzweise spannendere Dinge geben könnte als die Götter und deren jeweilige Vorlieben und Empfindlichkeiten, stützte sie beide Ellbogen auf Sedulus Brust auf, legte ihr Kinn auf die Handflächen und dachte laut über die verschiedenen Möglichkeiten nach. "Zuerst einmal müssten wir uns einigen, wem wir alles opfern wollen. Iuno natürlich, das steht ja ausser Frage. Und was hältst du von Lucina, Carmenta und Ops?" Ein kurzes Stirnrunzeln, dann ging es gleich weiter. "Oh, und Deverra natürlich und Decima, und Nona sollten wir auch nicht aussen vor lassen, wenn wir wirklich sicher gehen wollen. Was meinst du?"

  • Ein wenig entsetzt sah Sedulus seine Frau an.


    Du meinst wir sollten all diesen Göttern opfern? Es wird doch sicherlich ausreichen, wenn wir allen auf einmal opfern oder?


    Da würde doch dafür glatt ein ganzer Tag drauf gehen. Schon alleine um zu den verschiedenen Tempeln zu gelangen welche über ganz Rom verstreut lagen.


    Öhm, müssem wir denn wirklich allen opfern?


    Fragte Sedulus vorsichtshalber noch einmal nach...

  • Serrana erwiderte den entsetzten Blick ihres Mannes mit aufrichtigem Erstaunen. "Findest du, dass das viele sind? Dabei hab ich doch nur ein paar von den wichtigsten genannt, eigentlich wären da auch noch Alemonia, Candelifera, Edgeria, Nascio, Partula und Quiritis, von Diana ganz zu schweigen." zählte sie an den Fingern ab und sah Sedulus dann wieder abwartend an. "Aber wenn dir das lieber ist, dann fangen wir erst einmal mit Iuno an und sehen dann weiter." Serrana selbst hätte es nicht viel ausgemacht, die Heiligtümer all dieser Gottheiten abzulaufen, da sie sich in einem Tempel fast wohler fühlte als daheim, aber mittlerweile kannte sie ihren Mann gut genug um zu wissen, dass die Dinge bei ihm in dieser Hinsicht etwas anders lagen.

  • Sedulus`Augen und Ohren wurden immer größer...


    Ja ne ist klar. Sollen wir vielleicht auch noch den germanischen, ägyptischen und griechischen Gottheiten opfern?


    Er war ja schon mit einem Opfer recht gut ausgelastet.


    Du weißt ja, ich habe es nicht so mit dem CD...

  • Jetzt war es Serranas Gesicht, auf dem sich plötzlich Entsetzen gemischt mit Ungläubigkeit ausbreitete. "Ausländischen Gottheiten opfern? Oh, gütige Minerva, natürlich nicht, was für eine Vorstellung, wie kommst du denn nur auf so eine Idee?" Die griechischen Götter waren dabei natürlich ausgenommen, schließlich entsprachen diese von den Namen einmal abgesehen im großen und ganzen den römischen, aber die ägyptischem, und noch schlimmer, die germanischen? Die wurden doch schließlich von unzivilisierten Barbaren angebetet! Serrana schüttelte energisch den Kopf und fuchtelte dabei mit den Armen herum, während ihre Stimme leicht kieksig wurde. "Die Pax Deorum ist durch den Frevel von Nemi ohnehin noch gestört, da sollten wir alles tun, um unsere, und ich meine UNSERE Götter milde zu stimmen." Serrana spürte, wie sie allmählich wieder einen hochroten Kopf bekam, etwas, dass ihr nur passierte, wenn sie wegen irgendeiner Sache sehr verlegen war oder begann, sich in etwas hineinzusteigern.

  • Sedulus winkte ab und grinste.


    Dass war doch nur Spaß! Natürlich würde ich keiner ausländischen Gottheit opfern. Wo würde ich denn da hin kommen?


    Außerdem hätte Sedulus dann gerade noch mehr zu schaffen und dass mußte nun wirklich nicht sein.


    Ach ja, da war was... Wie, sind die denn immer noch nicht milde gestimmt?


    Jetzt war dieser Schaden schon eine ganze Zeit her...

  • "Spaß? Man treibt doch keinen Spaß mit den Göttern!" schnaubte Serrana empört und funkelte ihren Mann missbilligend an, wobei ihr die Erleichterung darüber, dass er seine Bemerkung nicht wirklich ernst gemeint hatte, deutlich anzusehen war. Einen besonders ausgeprägten Sinn für Komik hatte sie ohnehin noch nie besessen, und ganz besonders humorlos präsentierte sich Serrana nach wie vor auf dem Gebiet des Cultus, auch wenn sie schon in vielen anderen Bereichen des Lebens viel unverkrampfter geworden war, seit sie ihr Leben mit Sedulus teilte. Dessen nächste Bemerkung entlockte ihr gleich das nächste unwillige Knurren und Kopfschütteln. "Natürlich sind sie noch nicht milde gestimmt, wie stellst du dir denn das vor? Dass Pontifex Tiberius einmal bei Diana um Entschuldigung bittet, und dann ist alles gleich wieder in Ordnung? Es wird noch viel Zeit und Mühen kosten, um die Götter wieder zu besänftigen, und vielleicht werden deine Senatskollegen und du euch auch daran beteiligen müssen." Allmählich spürte Serrana immer deutlicher, wie sehr sie die stundenlange Weinerei und die Streitereien dieses Tages ausgelaugt hatten und unterdrückte nur mit Mühen ein aufsteigendes Gähnen, bevor sie Sedulus kurz über die Brust strich. "Aber lassen wir das, ich weiß ja, dass ich in Fragen, die die Götter betreffen, von dir keine Wunderdinge erwarten kann. Das wusste ich schon von Anfang an, und trotzdem hab ich dich gern geheiratet und das nie bereut." Serrana legte die Hand vor den Mund und gähnte erneut, diesmal etwas lauter und machte es sich dann an Sedulus' Seite etwas bequemer.

  • Ach, die Götter treiben doch mitunter auch den ihren mit uns oder findest du nicht?


    Setzte Sedulus gleich nach, natürlich grinsend.


    Ich stell mir da gar nichts vor. Schon alleine nicht, weil ich von alldem keinen oder nur wenig Schimmer habe. Ich muß mir darüber nicht auch noch den Kopf zerbrechen.
    Wie, wir uns daran beteiligen? Das ist doch jetzt ein Scherz oder?


    Dann nickte Sedulus.


    Ja so ist es. Und ich bin froh, dass du dich trotzdem für mich entschieden hast.


    Und gab seiner Frau einen Kuss.

  • "Späße? Die Götter? Na, ich weiß nicht." entgegnete Serrana nach wie vor völlig ironiefrei und schüttelte den Kopf. "Ich hab aber auf jeden Fall keinen Scherz gemacht, es hat auch schon früher große Reinigungsrituale gegeben, an denen sich auch die Senatoren beteiligt haben. So etwa in der Art wie bei dem Lustrum auf dem Marsfeld, nur dass die Sänfte mit den Opfertieren eventuell viel weiter getragen werden muss als um die anwesenden Menschen herum. Ich glaube, ich hab mal was von einem Fall aus der Zeit der Republik gelesen, da wurden die Tiere von den Senatoren mehrmals um die ganze Servianische Mauer getragen, stell dir das nur mal vor." Allein durch die Vorstellung eines solchen Zuges, angeführt von den Flamines und den übrigen Priestern, verspürte Serrana schon ein aufgeregtes Kribbeln, wobei es alles andere als klar war, ob sie selbst aufgrund ihrer Schwangerschaft überhaupt würde dabei sein können. Sie seufzte mit unüberhörbarem Bedauern, allerdings erhellten sich ihre Gesichtszüge bei der letzten Bemerkung ihres Mannes und dem darauf folgenden Kuss recht schnell wieder. "Ja, das bin ich auch."

  • Schon alleine bei der Vorstellung überhaupt nur etwas um die Stadtmauer schleppen zu müssen, wurde es Sedulus ganz mulmig zu mute. Da konnte er sich bei weitem etwas Schöneres vorstellen als solch eine Schinderei.


    Ich glaube da kann ich locker und liebendgerne drauf verzichten.


    Meinte er jetzt doch ein wenig müde werden und fing auch schon zu gähnen an.


    Lass uns doch morgen weiter drüber reden. Mir fallen irgendwie gleich die Augen zu.


    Und wieder übermannte Sedulus eine Gähnatacke.

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