So schnell hatte Melina ihre Meinung geändert. Mit einem Mal schien Germanien doch seinen Reiz für die Quintilia zu haben. Darüber musste Calvena schmunzeln. Kurz tauschte sie mit ihrem Mann einen vielsagenden Blick, so schnell machte man also die Verwandtschaft glücklich. Am liebten hätte sie ja auch noch Serrana mit genommen. Diese würde sie ganz furchtbar vermissen. „Ich bring dich noch zur Tür“, meinte sie, als Serrana sich dann verabschieden wollte. Blieb aber dann stehen, als Melina sie bat ihr beim packen zu helfen. Ehe sie zu einer Antwort ansetzen konnte, erklärte Valerian dann sie eigentlich gleich auf brechen wollten. „Elissa wird dir helfen“, meinte sie dann und lächelte Melina zu, ehe sie sich dann noch kurz bei Serrana einhackte und vor die Tür begleitete. Ein letztes Mal umarmte sie die liebgewonnene Freundin „Ich werde dich vermissen. Sobald ich angekommen bin schreib ich dir“, versprach sie. In ihren Augen schimmerten schon wieder Tränen. „Kannst du bitte zu Romana gehen? Ich hab es leider gar nicht geschafft mich von ihr zu verabschieden. Ich hab ihr bereits einen Brief geschrieben, aber sie wird es sicher nciht wahr haben wollen“, leise seufzte sie. Sie hatte sich eigentlich nur von Serrana so richtig verabschiedet. Noch einmal drückte sie die Iunia an sich. „Du bist blass… geht’s dir gut?“ wechselte sie dann das Thema. „Du bist doch nicht etwa schwanger?“ fragte sie dann und legte den Kopf prüfend schief. Möglich war es durch aus.
Abreise nach Germanien
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"Mich freut es auch." Valerians Schwester machte einen sehr netten Eindruck, vielleicht lag diese Freundlichkeit ja in der Familie. Serrana lächelte ihr noch einmal zu und winkte dann verlegen in Valerians Richtung ab. "Aber nein, das ist doch selbstverständlich. Und ich hoffe auch, dass wir uns bald wiedersehen werden." Jetzt wurde es aber wirklich Zeit zu gehen, denn schon drängten ihr wieder mit Gewalt die Tränen in die Augen. Daher ließ sich Serrana gern von Calvena Richtung Porta ziehen und hielt ihre Freundin dort in der Umarmung ganz besonders fest, als könnte sie auf diese Weise deren baldige Abreise noch ein kleines wenig herauszögern.
"Mach dir keine Gedanken, ich werde mit Romana sprechen und es ihr erklären. Sie wird sicher verstehen, dass du bei einer so abrupten Abreise nicht mehr genug Zeit hattest, sie zu besuchen." Serrana rang sich ein bemüht fröhliches Lächeln ab, doch Calvenas nächste Bemerkung erwischte sie dann doch wie ein kalter Regenguss, und wenn sie wirklich bereits blass gewesen war, so trieb diese kleine harmlose Frage auch noch die letzte Farbe aus ihrem Gesicht.
"Schwanger? Ich? Unsinn, wie kommst du denn nur auf so etwas?" Serranas Lachen fiel noch kläglicher aus als das Lächeln wenige Augenblicke zuvor. Und so sehr es sie an diesem Morgen auch in die Casa Quintilia gezogen hatte, so sehr trieb es sie jetzt auch wieder dort weg. Hektisch zupfte sie an ihrer Palla herum und warf einen Blick auf die Straße vor ihr. "Jetzt muss ich aber wirklich gehen, und schreib mir, so schnell du kannst. Ich werd dir auch alles erzählen, was in Rom passiert. Und vielleicht kommen wir ja auch schon bald nach..." Eine letzte schnelle Umarmung, dann wandte sich Serrana um und eilte, ohne sich noch einmal umzusehen die Straße entlang. Das Laufen tat gut, es hielt so manchen unangenehmen Gedanken davon ab, sich richtig festzusetzen. Laufen, einfach nur laufen, und daheim würde sie schon etwas anderes finden, mit dem sie sich ablenken konnte.
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Dankbar lächelte sie Serrana zu. Sie wusste, dass die Iunia mit der Claudia reden würde, dennoch hatte es einen faden Beigeschmack, dass sie nicht mit Romana selbst hatte reden können. Hoffentlich würde diese ihr nicht Böse sein. „Vielen Dank!“ meinte sie und versuchte sich nicht von Tränen überwältigen zu lassen. Calvena würde Serrana fürchterlich vermissen.
Ihre eigentlich harmlose Fragte löste bei ihrer Freundin dann das blanke Entsetzten aus. Schuldbewusst biss sie sich auf die Lippe, sie hatte in der Aufregung vergessen, dass die Iunia Angst davor hatte. Ihr fiel auch auf die Schnelle nichts ein, womit sie diese beruhigen konnte. Nun fühlte sie sich noch ein wenig schlechter, dass sie weg reiste und nicht da war für ihre Freundin.
„Es wird schon alles gut“, meine Güte das klang abgedroschen. Aber sie meinte es ernst. Der Abschied kam dann etwas abrupt, vielleicht besser für sie Beide. „Komm gut nach Hause. Ich werde bald schreiben!“ meinte sie dann und sah ihr noch einen Moment nach. Jetzt hatte sie jede Menge über das sie nachdenken musste auf der Reise.Schließlich ging sie zu Valerian zurück. „Ich bin soweit!“ erklärte sie mit einem schwachen Lächeln.
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Auch Sermo erschien letztendlich zur Verabschiedung. Er grüßte freundlich in die Runde und umarmte dann zunächst seine Schwester. "Pass auf dich auf, Melina," ermahnte er sie mit einem Lächeln. Auch für die anderen hatte er ein paar Worte übrig. "Valerian, Calvena, gute Reise. Kommt mir ja nicht ohne Nachwuchs wieder nach Rom." Er zwinkerte dabei und grinste neckisch, doch meinte er es ja auch nur gut. Dann wandte er sich an Valentina, die er seit ihrer Anreise zur Hochzeit nicht so sonderlich gut kennen gelernt hatte. Schade eigentlich, denn sie war eine schöne Frau und er hätte es begrüßt seine Cousine etwas länger hier haben zu können. So aber verabschiedete er sie wie alle anderen. "Auf Wiedersehen, Valentina. Verdreh den Männern in Mogontiacum ordentlich den Kopf." Nachdem dann alle ein paar Worte gewechselt hatten hielt Sermo es für genug und stellte sich einfach neben die Iunia. Mit verschränkten Armen beobachtete er die weitere Prozedur. Er dachte nicht im Traum daran bei irgendwelchen Packarbeiten zu helfen, sondern überließ das wohlweislich den Sklaven. "Tja, so leert sich die Casa wieder..." murmelte er, als später die Reisegesellschaft aufbrach.
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"Inordnung...," seufzte Melina. Sie hatte sich darauf gefreut, noch ein wenig mit Calvena zu reden, zumal sie sicherlich mehr Ahnung hatte, was man in Germanien brauchte. Elissa kannte Melina fast garnicht. Ach' was solls, dachte sie wohl und nickte Valerian und Calvena zu. Man sollte sich damit abfinden, was man nicht ändern konnte. Ihr Bruder war auch da? Melina zerschellte ihr Kinn fast am Erdboden. Sie lächelte. Sie war ihm also doch nicht ganz egal? Nun kullerte doch noch eine weitere Träne und sie sprang ihrem Bruder um den Hals. Sie drückte diesen mit ihren schmalen Armen fest an sich. Dieser erwiederte ihre Umarmung. "Ja, ich pass auf mich auf. Ich schreibe dir regelmäßig...ehm ich hoffe es." Melina nickte ihrem Bruder aufmunternd zu. "Kommst du eigentlich ohne mich klar?" Sie überlegte kurz. "Ja, du kommst wohl klar. Du hast ja deine Ämter und wirst sicherlich keine Langeweile haben." Sie kicherte kurz auf und blickte sich dann um, immer noch ihren Bruder haltend. Dann löste sich ihr Bruder von ihr und gesellte sich zur Iunia. Nun stand Melina wieder etwas abseits. Sie blickte kurz auf die Bodenfliesen, um dann wieder aufzublicken. Eine Träne musste noch entfernt werden, dann ging es wieder. "Ich bin gleich wieder da," sagte sie und entfernte sich einige Schritte. "Rennt mir ja nicht weg! Ich packe eben meine Sachen!" - rief sie noch. Nun kam also der Part, der wohl recht lange dauern würde: Die Kleiderwahl und "was nehme ich mit?" Auch wenn Melina keine echte Tussi war, war es auch für sie schwer zu entscheiden, was man in Germanien brauchte; sie war ja noch nie dort.
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Nicht wegrennen? Gleich wieder da? Valerian schüttelte den Kopf. "Melina! Wir reisen jetzt ab. Du reist doch erst heute Abend mit dem Gepäck mit. Calvena, Valentina und ich werden in schnellerem Tempo reiten, denn ich werde erwartet. Wir sehen uns in einigen Tagen in Germanien!" Die Kleine hatte echt Nerven. Dachte sie wirklich, sie warteten jetzt, bis sie mit Packen fertig war?
Kopfschüttelnd wandte sich Valerian an Sermo. "Es ist ja schön zu sehen, wie gern sie uns hat, aber manchmal ist sie arg ungestüm. Komm, laß Dich zum Abschied drücken." Er zog den Vetter in eine herzliche Umarmung. "Tu mir bitte den Gefallen und mach ihr klar, daß wir sie jetzt nicht mitnehmen können. Ich freue mich wirklich, daß sie mitkommen will. Aber wir müssen schnell reisen. So kann sie doch viel gründlicher packen. Und dann viel gemütlicher auf den Wagen mitreisen. - Achja. Und schreib recht oft, ja?"
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Es wäre wohl besser gewesen, wenn sie draußen bei den Pferden geblieben war, denn kaum war sie wieder im Haus, kannte Melina kein halten mehr und stürmte in Richtung ihres Zimmers. Sermo war auch noch aufgetaucht, anscheinend gerade wohl erst aus Bett gefallen. „Lass du mir Ostia stehen“, scherzte sie zum Abschied. Das mit dem Nachwuchs würde sicher nicht wirklich lange auf sich warten lassen. Eigentlich konnte es jetzt ruhig losgehen. Hauptsache sie hatte den Abschied hinter sich. Leicht fiel es ihr immer noch nicht, aber ein wenig freute sie sich auf die Reise.
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Die Abschiedszenen beobachtete Valentina etwas distanziert. Sie kannte die Leute hier nicht so gut wie ihr Bruder und dessen Frau. Als ein Mann eintrat, der offenbar zu Melina gehört erkannte sie ihn von der Hochzeit wieder. Sie nickte ihm freundlich zu und schenkte auch ihm ein freundliches Lächeln. Auf den Kommentar mit den Männern schwieg sie damenhaft und sah ihren Gegenüber freundlich an. Es gab nur einen einzigen Mann für Valentina. Melina rannte dann davon und verwundert sah Valentina ihr hinterher. Doch da sprach Valerian ein Machtwort und sie blieb weiterhin neben der Türe stehen. Reisefertig und aufbruchsbereit.
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Nun ging es doch auf einmal sehr schnell. Fast schmerzhaft schnell, auch wenn Valerian sehr wohl wußte, daß es so das Beste für alle Beteiligten war. Sie verließen das Haus und ergriffen die Zügel der Pferde. Es war ein braves, ruhiges Pferd, das Calvena auszusuchen geholfen hatte. Valerian kam gut damit zurecht und seine Reitkünste würden sich auf dieser Reise wohl zwangsläufig bessern. Bis zum Stadttor würden sie die Tiere führen müssen, denn nun wurde es voll auf den Straßen Roms. Valerian hatte gar zwei Pferde zu führen, da sie auch noch ein Packpferd dabei hatten, das mit dem Nötigsten für den Fall einer Übernachtung im Freien beladen war. Einem Zelt, Decken und den Vorräten für mehrere Tage. Sein Herz wurde ihm schwer, als das Stadttor in Sicht kam. Er mußte Rom verlassen. Sein Rom. Und wußte nicht, wann er es wiedersehen würde.
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Melina zog einen großen Sack mit all ihren Habseligkeiten hinter sich her. Es waren Kleider, Tuniken und vieles mehr, was sie unbedingt brauchte. Sie kämpfte sich mühsam durch die Korridore. "Halt! Wartet auf mich," schimpfte sie erschöpft. Sie kämpfte sich weiter voran mit dem Reisesack hinter sich. "Aufwiedersehen," grüßte sie noch einmal und eilte dann mehr oder minder schnell hinaus zum Reisewagen. Einige Sklaven halfen ihr dort, ihre Habseligkeiten einzuladen. Im Anschluss daran sprang sie verspielt auf den Wagen. Dieser setzte an und fuhr los. Das Ziel war Mogontiacum. Melina war gespannt auf die Reise und hoffte auf wunderbare Eindrücke. Endlich weg aus diesem Muff hier, jippie!
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Viel zu packen hatte Valerian nicht. Sermo dann schon eher. Und diese Sklavin, Caelyn, kam ebenfalls mit. Die Briefe von Calvenas Freundinnen hatte er sicher verstaut. Auf die Freude in ihrer Miene freute er sich schon jetzt. Ja, es war alles bereit. Er ging ungern von Rom fort. Doch noch weniger gern wollte er seine Frau missen. Sie war in Germanien, also ging er auch gern nach Germanien.
Es war noch früh am Morgen, als die Reisegesellschaft sich auf den Weg machte. Dieses mal würde es nicht über die Alpen gehen. Sondern mit dem Schiff von Norditalia aus nach Gallien. Ein Umweg. Aber besser, als im Schnee stecken zu bleiben und zu erfrieren.
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