Wem sollte ich mich jetzt noch anvertrauen? Wer war verschwiegen genug und trug nicht das nach außen, was in diesem Haus gesprochen wurde und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war? Septima war fort. Die Zwillinge erachtete ich noch als zu jung für meine Sorgen. Antonia hätte ich aufsuchen können, doch vorerst wollte ich nicht, daß Marcus´ kleines Geheimnis und meine daraus resultierende Schmach die Villa verließ. Ich konnte für nichts garantieren, wenn dies meine Familie davon erfuhr. Blieb also nur noch Prisca. Sie war zwar noch nicht verheiratet, doch hätte sie um ein Haar meinen Onkel geehelicht. Wie man so hörte, bestand doch noch die Möglichkeit, sie in die Villa Flavia zu verheiraten. Aulus Flavius Piso, so hieß der mögliche Kandidat. Auch wenn ich nicht viel für ihn übrig hatte, so hätte ich doch eine Verbindung mit ihm zugestimmt, wenn es denn überhaupt so weit kam. Doch deswegen hatte ich Charis nicht zu Prisca geschickt, um sie um ein Treffen zu bitten. Ich war auf der Suche nach einer Schulter, der ich all meinen Kummer anvertrauen konnte. Sie war eine junge Frau, sie würde mich verstehen und sie konnte mir vielleicht auch ein wenig Trost spenden.
So wartete ich volle Ungeduld in meinem cubiculum auf die Rückkehr meiner Sklavin und Priscas Antwort. Jedes Mal wenn ich vor meiner Tür Schritte vernahm, sah ich gespannt zur Tür. Doch niemand trat ein. Wo sie nur blieb?