Auf der Via Praetoria – Artorius Menas und Decimus Serapio

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    Das unerwartete Erscheinen des Artorius Menas, kurz vor unserem Ausrücken, das führte dazu, dass ich mich deutlich an den Tag zurückerinnerte, als er bei uns in Rom in der Castra aufgetaucht war, und ich ihn zum Fahneneid ins Sacellum begleitet hatte... ein sehr markanter Tag in meiner Erinnerung, denn eben an diesem Tag war es auch gewesen, dass der blöde Peltrasius mir gedroht hatte, mich anzuschwärzen, und meiner Karriere damit ein Ende zu machen. Was ein Glück, dass mein Centurio damals seine Hand über mich gehalten hatte... sonst wäre ich jetzt kein schneidiger Tribun sondern eine gescheiterte Existenz.


    Wir gingen die Via Praetoria entlang. Sobald wir etwas Abstand zu den Soldaten am Tor hatten, wandte ich mich zu Artorius und ergriff wieder das Wort, aber etwas ungelenk, denn es betraf ein Thema, an das ich sehr ungern dachte.
    "Ich möchte... möchte dir zuerst mein ehrliches Beileid ausdrücken, Artorius. Ein Freund aus Mantua hat mir davon berichtet, dass dein Vater verstorben ist. Imperiosus war, bei all seiner Strenge, ein sehr guter Kamerad für uns, damals in Parthien..."
    Es war ein gemeiner Winkelzug des Schicksals, ausgerechnet so einen überzeugten Soldaten durch eine Krankheit dahinzuraffen. Aber was mich eigentlich noch viel stärker betroffen hatte, das war der Tod meines strahlenden Vorbildes Artorius Avitus, des Helden, des Damoklesschwertes, des lässigsten ersten Speers den es je gegeben hatte und jemals geben konnte.
    "Und auch an Artorius Avitus denke ich zurück, mit... mit sehr viel Respekt. Also... mein Beileid."
    Der Tod hatte keinen Respekt vor großen Männern, er mähte sie genauso dahin wie die allerbedeutungslosesten Tagelöhner. Ich fand das stillos und.... beunruhigend.

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  • Menas schritt schweigend neben dem ebenso schweigsamen Tribun einher. Um sie herum herrschte durchaus etwas wie eine Aufbruchstimmung, das entging ihm nicht. Irgend etwas lag hier in der Luft. Er hatte sich gerade dazu entschlossen, den Grund für das Treiben zu erfragen, da sprach der Decimer, und Menas sah ihn zunächst überrascht von der Seite an. Er rechnete fest damit, dass Serapio Avitus meinte, doch dann fiel der Name seines Vaters, und Menas heftete seinen Blick wieder nach vorn, einem unsichtbaren Punkt irgendwo am Ende der Via Praetoria entgegen, und presste die Lippen zu einem blutleeren Strich zusammen. Bei all seiner Strenge. Menas unterdrückte mit Mühe einen abfälligen Laut. Sein Vater war alles andere gewesen, doch nicht streng. Menas unterschlug bei diesen Gedanken geflissentlich den Umstand, dass er seinen Vater niemals während eines Einsatzes oder auch nur im Umgang mit anderen Soldaten erlebt hatte, sondern stets nur als Ehemann und Vater im häuslichen Umfeld. Sofern er denn überhaupt einmal da gewesen war. Und dort hatte er auf ganzer Linie versagt. Menas konnte ich noch zu lebhaft erinnern, wie bedrückt und unglücklich seine Mutter gewesen gewesen und noch immer war. Der Tod seines Vaters hatte daran rein gar nichts geändert, diesen Zustand vielleicht sogar noch verschlimmert. »Danke«, rang sich Menas schließlich ab. Alles andere wäre eines Sohnes nicht würdig gewesen, deshalb behielt er die Gedanken für sich. Es klang trotzdem hölzern und hohl. Wie das auf den Tribunen wirken musste, daran dachte Menas nicht. Für ihn war ein ohnehin kaum vorhandener Vater nun vollends nicht vorhanden, und das machte für ihn keinen Unterschied. Anders sah es bei Avitus aus, denn im Gegensatz zu seinem Vater hatte Menas Avitus regelrecht vergöttert. Sein Onkel hatte immer ein offenes Ohr gehabt, sogar zu schlichten versucht zwischen Imperiosus und ihm. Menas hatte seine Rüstung geerbt. Irgendwann einmal würde er sie tragen, wenn es passte, und er nicht mehr nur ein einfacher Legionär war.


    Menas' Ausdruck hatte sich geändert, war weicher geworden und sah nun leicht gequält aus. Er warf dem Tribunen einen kurzen Seitenblick zu und besah sich dann die Steine zu seinen Füßen. »Ja«, sagte er. »Mein Onkel war ein großartiger Mann. Ein Vorbild.« Wohl nicht nur für Menas selbst. Er überlegte. Eigentlich wollte er das alles nicht so offen an sich heran lassen. Es musste ein anderes Gesprächsthema her, und das schnell. Menas sah auf und ließ den Blick wieder schweifen. Die Aufbruchstimmung im Lager bot die gewünschte Ablenkung. »Tribun?« begann er und sah Serapio seitlich an, während sie gingen. »Was ist denn hier los? Und wie war das gemeint, als du eben am Tor sagtest, ich käme genau zur richtigen Zeit?« Es war keine Rede von einem Krieg gewesen in Rom, und auch auf dem Weg durcj Alexandrien bis hierher nicht. Menas war neugierig geworden. Und ihm lag auch noch eine weitere Frage auf der Zunge. »Ich nehme an, ich sollte mich dann im Rekrutierungsofficium melden?« Menas hatte keine Ahnung, ob er mit Erhalt des Versetzungsschreibens bereits der XXII angehörte oder ob das noch einen bürokratischen Akt erforderte. In jedem Falle musste er in Erfahrung bringen, welcher Einheit er angehören würde.


  • Ich hatte den Eindruck, dass Artorius Menas davon gar nichts hören wollte, aber ich hätte nicht sagen können, ob das dran lag, dass ihm das mit seinem Vater wenig oder vielleicht zu sehr nahe ging. Erst als ich den Namen Avitus' aussprach, reagierte er auf eine Art die ich eher verstand.
    "Das war er!" stimmte ich voll Überzeugung zu. Es hätte mir, glaube ich, gefallen, mich mal mit jemandem austauschen zu können, der auch so eine hohe Meinung von meinem Idol hatte – aber es war natürlich nicht der Moment dafür, und dann war da ja auch noch der Rangunterschied. Zu dem Thema hatte ich ja gerade erst den Rat von meinem Vater bekommen, immer schön zu trennen zwischen dem Umgang mit den Offizieren und dem mit der Mannschaft.


    Der Aufbruch war da doch ein viel unbeschwerteres Thema. Es überraschte mich, dass Artorius gar nicht bescheid wusste.
    "Wir bereiten uns auf das Ausrücken vor. Werden im Süden der Provinz gebraucht. Es gab dort einige sehr unverfrorene Karawanenüberfälle. Wir werden hingehen und diese Wüstenräuber zur Rechenschaft ziehen." erklärte ich unternehmungslustig, und auch etwas neugierig wie der Sohn des Imperiosus diese Enthüllung aufnehmen würde. (Ich tippte mal darauf, dass er ganz wild drauf war, dort seinen Mann zu stehen, erwartete richtig, dass er gleich leuchtende Augen bekam. )
    Ins Rekrutierungsbüro, das fand ich keine gute Idee, denn ich hatte Bedenken, dass der Diensthabende dort den Artorier eigenmächtig in eine andere Kohorte schicken könnte, schließlich waren alle Offiziere scharf darauf, ihre Einheiten in voller Stärke antreten zu lassen. Und ich hatte es bisher versäumt, dem Mann was zuzustecken.
    "Das ist nicht nötig. Gib mir bitte deine Versetzungsunterlagen, ich kümmere mich darum. Wo genau, in welchem Rang und mit welchen Aufgaben hast du denn zuletzt gedient?"

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  • Menas war froh, dass der Tribun nicht weiter auf seinen Vater einging. Und eigentlich war er auch froh, dass sie nicht weiter über Avitus redeten, denn dessen Verlust war nach wie vor etwas, an dem Menas sehr zu kauen hatte, wenn er genauer darüber nachdachte. Er hätte schließlich niemals angenommen, dass eine plötzliche Krankheit einen so kerngesunden und gestandenen Mann wie Avitus hätte bezwingen können. Doch Menas war nicht der einzige gewesen, der falsch gedacht hatte, und so war Artorius Avitus zu Grabe getragen worden. Menas schob die Erinnerung daran weit von sich, zurück in das Eckchen, in dem er sie sonst aufbewahrte. Und dann verschloss er es sorgfältig und beschäftigte sich mit dem Grund für den Trubel im Lager, den Serapio ihm eben erklärte.


    Leuchtende Augen bekam Menas nicht ganz, doch war er selbstverständlich begierig darauf, seinen Mann zu stehen, und das war in seinem Blick ganz gewiss ersichtlich. Wüstenräuber! Karawanenüberfälle... Das versprach nicht nur heiß zu werden, in zweierlei Hinsicht, sondern auch sehr, sehr sandig. Menas war bisher nicht in der Wüste gewesen. Aber er hatte davon gehört. Es sollte eine riesige Fläche aus Sand sein, groß wie das Mare Internum, nur eben aus Sand statt aus Wasser bestehen. Das Marschieren auf solchem Terrain war schwer, das wusste er von den Übungsläufen am Strand von Ostia. Und sein Ausbilder dort hatte sie oft im Sand laufen lassen. »Im Süden?« hakte Menas nach und betrachtete den Tribunen von der Seite. Er wirkte schon stattlich. Menas hoffte, dass auch die Probaten mit ausrücken durften. »Ich habe bisher nur von der Wüste gehört. Es heißt, man soll sehr viel Wasser mitnehmen, sonst würde man verdursten«, sagte Menas. »Welche Kohorten rücken aus?« Er nahm automatisch an, dass Serapio mit von der Partie sein würde.


    Menas, der immer noch das Versetzungsdokument in der Hand hielt, reichte es umgehend Serapio. »Hier, Tribun. Ich war Probat der Stadtkohorten in Ostia, dritte Kohorte, zweite Zenturie. Manius Memmius Verres war mein Zenturio«, gab er bereitwillig preis. Besondere Aufgaben hatte er nicht gehabt, nicht als Probat, obwohl er sich angestrengt hatte. Vielleicht hatte er hier bessere Karten. So schlecht war die Versetzung also doch nicht. Zuerst war Menas in Rom stationiert gewesen, dann nach Ostia versetzt worden. Die Gründe kannte er nicht, hatte sie jedoch auch nie hinterfragt, ebensowenig wie bei dieser Versetzung.


  • Ich wurde nicht enttäuscht, Artorius nahm die Nachricht mit dem gebührenden Eifer auf, und wollte gleich mehr wissen.
    "Erst einmal geht es nach Syene, an der Grenze zum Zwölfmeilenland." verriet ich, denn das war kein Geheimnis (sehr viel mehr wusste ich selbst übrigens auch nicht), nickte dann mit wissendem Veteranen-Blick, als es um die Wüste ging.
    "Mhm, man muss viel trinken, tagsüber ist es wie in einem Backofen, nachts verdammt frisch." Ich erinnerte mich, wie wir Durst gelitten hatten, auf dem Weg nach Edessa, an die vergifteten Brunnen in der Einöde, an die mörderische Hitze, aber auch an die seltsame Faszination die dieses Land auf mich ausgeübt hatte... Die ägyptische Wüste sollte noch viel sandiger sein als die parthische, und es hieß man fände dort riesige Dünen, ständig in Bewegung. Ich war begierig, das mit eigenen Augen zu sehen. "Es ist eine fremdartige, vage, aber auf ihre Weise sehr reizvolle Landschaft. Die Leere hat etwas grandioses, und in den Nächten erscheinen die Sterne zum Greifen nahe... -"
    Sterne? Mensch Faustus, was quatscht du da für Zeug? Ich rief mich zur Ordnung.
    "Und der Sand verteilt sich schnell überall, ist eine verdammte Plage das."
    Welche Kohorten? Sicher fragte er sich ob er auch dabei sein durfte. Da konnte ich ihn beruhigen.
    "Alle."


    Das Dokument nahm ich entgegen und warf einen flüchtigen Blick darauf. Memmius kannte ich nicht persönlich, aber ich wusste, dass er den Ruf hatte, die Probati ordentlich zu schleifen. Das war gut, denn allzuviel Zeit für die restliche Ausbildung würde vor dem Ausrücken nicht mehr bleiben.
    "Mhm. Das hier kommt dann zu den Akten und du kommst in die zweite Cohorte, das ist die unter meinem Kommando, und zwar in..." Da fiel mir doch spontan die Centurie ein, auf die ich bei den Ermittlungen zurückgegriffen hatte. "...die zweite Centurie. Deren Baracken liegen da drüben. Melde dich dort bei Optio Septimius Palaemon. Es gibt noch einige andere Probati in der Cohorte, mit denen gemeinsam trittst du morgen früh auf dem Campus an, dann werde ich mir ein Bild machen was du bei Centurio Memmius gelernt hat. Alles klar soweit?"
    Schon wollte ich ihn wegtreten lassen, als mein Blick auf seinen Begleiter und die Pferde fiel, und sie damit in den Bereich meiner Aufmerksamkeit rückte.
    "Ist das dein Sklave? Der muss gehen, sobald ihr abgeladen habt, und die Pferde dürfen natürlich auch nicht bleiben. Aber einen schönen Schimmel hast du da, welcher Abstammung ist das Tier?" Ich mochte doch edle Pferde, und Schimmel ganz besonders. Aufmerksam betrachtete ich das Tier, die Mimik, die Haltung und das Ohrenspiel, als ich die freie Hand hob und es andächtig am Mähnenkamm kraulte.

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  • Er musste sich eine Landkarte organisieren. Menas wusste bislang nicht sonderlich viel über die Provinz, in der er nun stationiert war. Mit Ortsangaben wie Syene und einem so genannten Zwälfmeilenland konnte er demnach noch nichts anfangen, doch das würde er dem Tribun ganz sicher nicht auf die Nase binden. Ein wenig ärgerte er sich schon, dass er die langweilige Überfahrt nicht für Kartenstudien genutzt hatte, doch das war nun einmal nicht mehr zu ändern, und er würde es nachholen. Nach Möglichkeit noch vor dem Aufbruch. Zu Menas' Glück genügte hier ein Nicken vollkommen, um den Tribunen weitersprechen zu lassen, und wie sich herausstellte, hatte Menas die Wüste schon ganz recht eingeschätzt. Auch wenn der Decimus gen Ende recht poetisch wirkte. Menas warf ihm nur einen kurzen Seitenblick zu und stellte sich dann lieber das Problem des schmirgelnden Sandes vor als leuchtende Sterne. Mit Romantik hatte er recht wenig am Hut. Es würde unangenehm werden, so viel stand fest. Für viele würde es wohl auch eine Art Prüfung darstellen, das stand genauso fest. Menas beschloss, sich nicht unterkriegen zu lassen. Der Marsch durch die Wüste würde dann zeigen, ob sich dieses Vorhaben auch in die Tat umsetzen ließ.


    Die nächsten Worte des Tribunan allerdings ließen Menas dann wieder überrascht zur Seite sehen. »Alle?« Das bedeutete wohl, dass es sich nicht um ein paar wenige Strauchdiebe handelte, die nächtens Karawanen überfielen, sondern um ein untergründiges Netzwerk, das routiniert und gewalttätig vorging... In Menas' Geist entsponnen sich soeben die wildesten Geschichten. Denn warum sonst sollten so viele Soldaten ausrücken?


    Serapio fuhr fort und verlor einige Worte über Menas' zukünftigen Platz innerhalb der Legion. Er sog diese Informationen auf wie ein Schwamm. Septimius Palaemon, morgen zum Appell antreten. »Jawohl, Tribun«, erwiderte er reflexartig und unterstützte seine Worte mit einem Nicken. »Der Optio Septimius wird mich ausbilden?« stellte er dann noch eine weitere Frage, denn so hatte es sich angehört. Er glaubte nicht, dass Serapio die Ausbildung selbst übernommen hatte und er dazustoßen würde. Andererseits implizierte der Hinweis auf den morgigen Apell genau dies. Menas warf einen Blick über die Schulter hin zu Scamander. Den hätte er fast vergessen. »Ja, Tribun. Du hast bestimmt Beziehungen in Alexandrien. Kannst du mir einen Vorschlag machen, wo er unterkommen kann? Er kann lesen und schreiben und versteht sich gut auf Verwaltungsaufgaben.« Menas stellte diese Frage nicht ohne Grund. Sacadas würde nicht zurück nach Rom reisen, ebensowenig die Pferde. Er würde in der Stadt schon eine Beschäftigung finden, zumindest war es so angedacht worden. Vielleicht aber erkannte auch der Tribun den Wert des griechischen Sklaven und hatte die Idee, auf die Menas insgeheim spekulierte. Denn einem Tribun war es erlaubt, Sklaven zu halten. »Er entstammt einer iberischen Zuchtlinie«, fuhr Menas dann fort, und Stolz schwang durchaus in seiner Stimme mit. »Sein Name ist Haliaetos.« Ganz treffend, wie Menas fand, denn die Musterung seines Schimmels ähnelte stark einem Fischadler, und auch was die Majestät anging, hatte das Pferd keine Abstriche zu machen. Auf seine Art war es Menas stets ein treuer Freund gewesen, seitdem er es als Jungpferd erstanden hatte.

  • Alle, ich nickte bestätigend. Mich hatte das auch überrascht, aber dachte mir, dass es ja nicht schaden konnte... schließlich wussten wir nur wenig über den Feind und seine Mannstärke.
    Und dann war ich überfragt, ich hatte nämlich leider gerade nicht im Kopf, welcher der Ausbilder zur Zeit die Probati schliff.
    "Ähm, nun, das hängt davon ab wie weit deine Ausbildung schon fortgeschritten ist." wand ich mich um eine klare Antwort. Aber morgen, da würde ich auf jeden Fall dazukommen, anlässlich dieses neuen Rekruten und sowieso wollte ich sehen wie weit die Probati schon waren.
    Was den Sklaven anging... ich blickte ihn einen Moment lang nachdenklich an. Eigentlich war es schade, so eine Arbeitskraft wieder wegzuschicken, aber hier stellten ja die Immunes die Scribae, und man konnte es einem römischen Soldaten unmöglich zumuten, zusammen mit einem Sklaven zu arbeiten, der die gleichen Aufgaben wahrnahm, das wäre ja eine Degradierung des Bürgers. Schade dass der Mann nicht Pferdeknecht war. Und wenn ich ihn zu meinen Sklaven dazu nähme... nein, ich wollte niemandem im Haus haben, dessen Loyalität jemand anderem galt.
    "Meine Schwester besitzt eine Buchhandlung in der Stadt." wandte ich mich an den Sklaven.
    "Libri Decimae. Also, meine Schwester selbst ist in Rom, aber wenn du dem Verwalter sagst, dass ich dich geschickt habe, hat er bestimmt Arbeit für dich."


    Ich beschrieb ihm noch den Weg, dann widmete ich mich weiter dem Schimmel.
    "Ja, die Iberer sind doch die Schönsten!" stellte ich zufrieden fest. "Und die Tapfersten. Echte Kämpfernaturen! Ich habe auch zwei Stuten von der Sorte, sie bilden ein gutes Gespann." Freundlich klopfte ich dem Tier auf den hellglänzenden Hals. "Na du Schöner..."
    Sogar eine Brotkruste fand ich noch in meiner Gürteltasche, aber sobald ich sie rausgekramt hatte schoß ein schwarzer Kopf nach vorne... und schon hatte Noctifer sie sich geschnappt. "He! Benimm dich. Oder ich nenne dich... Vorax!" drohte ich ihm grinsend, und präsentierte ihn dann im Gegenzug. "Hab ihn ganz neu. Cyrenaische Beduinen züchten diese Pferde, sie sollen besonders gut für die Wüste geeignet sein."
    Ausserdem hatte ich jetzt endlich auch einen schicken schwarzen Hengst, wie alle (jedenfalls gefühlt alle) Offiziere, und fiel somit nicht mehr aus dem Rahmen. Musste nur noch trainieren, ihn sich aufbäumen zu lassen. Und dabei im Sattel zu bleiben.


    Aber genug geplaudert. Eigentlich schon zu viel. Tja, ich fand den Artorier eben sympathisch und wenn nicht der Rang gewesen wäre, hätte ich ihn doch glatt mal auf ein Glas Wein eingeladen.
    "Also dann Artorius, willkommen bei der XXII." sprach ich nun wieder etwas zackiger, nickte ihm knapp zu und strebte weiter meiner Behausung zu.
    Dort brachte ich erst mal meine vielen Einkäufe unter, dann sandte ich das Versetzungsdokument direkt ins Tabularium Legionis, mit einem Vermerk wo der Rekrut eingeteilt war, damit ab da alles seinen ordnungsgemässen Gang gehen konnte.

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  • Die Antwort auf die Frage nach seinem Ausbilder war nur wenig ergiebig, doch Menas gab darauf nicht viel. Er würde es noch früh genug erfahren, und es würde ihm nicht viel bringen, wenn er den Namen seines Ausbilders schon vorher erfuhr. Ohnehin kannte Menas hier niemanden außer Serapio, und selbst ihn nicht richtig. Was machte es da schon, wenn er den Namen seines Ausbilders schon am heutigen Abend kannte?


    Der Verbleib Sacadas' war da deutlich interessanter. Zwar bot sich keine Gelegenheit für den Sklaven, im Kastell zu verbleiben, doch wusste Serapio eine andere Möglichkeit. Im Grunde war es Menas einerlei, solange jemand Vertrautes zugegen sein würde, wenn er ihn brauchte, und das war hier in der Fremde nun einmal Sacadas. Auch für das Pferd würde sich eine Unterkunft finden lassen, und der Grieche würde das Tier bewegen, damit es nicht fett und träge wurde. Die Finanzierung mochte vielleicht zu einem Problem werden, doch da Menas Kost und Logis entgeltlos erhielt, konnte er seinen Sold genauso gut für die Unterbringung von Pferd und Sklave ausgeben. Er war hier recht praktisch veranlagt. Sacadas lauschte aufmerksam. »Libri Decimae, die Buchhandlung in Alexandrien. Ja, Herr«, wiederholte der Grieche und senkte den Kopf, während er mit den Pferden am Zügel hinter ihnen her ging. Menas warf ihm einen kurzen Blick zu und wandte sich dann wieder an Serapio. »Danke, das weiß ich sehr zu schätzen.« Und es war immerhin besser als nichts.


    Als Serapio von seinen Pferden sprach, dachte Menas sogleich an rasante Wagenrennen. Es erschien ihm allerdings unpassend, den Tribunen nun danach zu fragen, also schwieg er dazu und gönnte sich ein kurzes Lächeln. Offensichtlich mochte der Decimer Pferde, und damit hatten sie etwas gemein, denn auch Menas mochte Tiere, insbesondere Pferde, und zog sie oftmals der menschlichen Gesellschaft vor. »Beduinenpferde? Ich dachte, für die Wüste verwendet man Kamele. Heißt es nicht, sie können Wasser in ihren Höckern speichern?« Wenn die Wüste tatsächlich so unwirtlich war wie man sagte, dann war es Menas ganz recht, dass er seinen Schimmel nicht hier behalten musste. Im Zweifelsfall würde ein Pferd der Legion draufgehen.


    Kurz darauf verabschiedete sich der Tribun. Menas nickte ihm zum Abschied zu. »Danke, Tribun Decimus.« Er sah dem Decimer noch einen Moment nach, ehe er sich aufmachte, um herauszufinden, wo er Quartier beziehen sollte.

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