[Tablinum] Offene Worte

  • Cimon hatte bereits angefangen, auf seinem Nachtlager im Schlafraum der männlichen Sklaven, einen Brief zu schreiben. Doch seine Gedanken schwirrten ständig um drei Menschen herum. Am Ende war er nicht sehr weit gekommen, bis auf die Anschrift und musste zugeben das er nicht mehr weiter wusste.
    Unruhig ging er umher und suchte nach Arbeit. Dabei traf er auf einen anderen Sklaven, der Wein ins tablinum bringen wollte. Der Nubier grüßte freundlich und fragte, für wen es sei. Als er den Namen seines Herren hörte, prüfte er den Krug und schüttelte wehemend den Kopf. Zusammen mit dem Sklaven ging er rasch zurück in die Culina und stellte das übliche Trinken, was aus sehr stark verdünntem Wein und leicht verdünntem Saft, als Auswahlmöglichkeiten bestand. Hinzu kamen kleine Happen zu essen, wobei das geschnittene Obst überwog. Um diese Uhrzeit hatten Ursus und er sich stillschweigend auf leichte Kost geeinigt gehabt.


    Gemeinsam traten die beiden Sklaven ins Tablinum und Cimon grüßte seinen Herren mit einem ergebenen Kopfnicken. Da Ursus gerade dabei war etwas zu schreiben, wollte der Nubier ihn nicht zu sehr stören. Dennoch erweiterten beide Sklaven wie selbstverständlich ihren Gruß mit einem ergebenen


    "Salve Dominus Ursus"


    Dabei sorgte er dafür, das alles so stehen würde, wie sein Herr es gewohnt war und nickte dem anderen Sklaven dankbar zu. Dieser zog sich still zurück und war nicht weniger dankbar, für die Hinweise des Nubiers bezüglich den Wünschen des Dominus.


    Cimon reichte Ursus zunächst einen Becher mit verdünntem Saft und stellte den Teller mit dem Obst etwas näher als den mit den Oliven und dem Brot. Dabei suchte er verstohlen nach dem Blickkontakt des Herren. Doch zu direkt sah er ihn nicht an. Gerade das es ausreichte um fragend zu schauen. Die Unsicherheit, welche sein Schreiben unterbrochen hatte zeigte sich durchaus in seinen Bewegungen sowie seinem Blick.

  • Da war es schon wieder, sein übliches Problem. Allzu leichtfertig hatte er ein Versprechen gegeben und nun war es mehr als schwer, es einzuhalten. Ursus hatte über Tag so viel zu tun gehabt, daß er nicht einen Gedanken an den Brief an seine Familie verschwendet hatte. Doch er am Abend, nach der Cena, im Tablinum saß, um sich auszuruhen, fiel es ihm wieder ein. Und obwohl er eigentlich gar keine Lust dazu hatte, nahm er sich eine Papyrusschriftrolle und begann zu schreiben. Viel gab es ja nicht zu berichten, aber in Rom wollten sie ja möglichst schnell Nachricht erhalten, ob sie gut angekommen waren. Ein verständlicher Wunsch, so nah war Mantua ja nun auch wieder nicht gelegen. Und auf jeder Reise konnten unvorhergesehene Dinge geschehen. Den Brief wollte Ursus den Sklaven mitgeben, die er morgen zurückschicken wollte nach Rom. Also mußte er ihn jetzt schreiben.


    Er hatte einen Sklaven nach etwas zum Trinken und etwas zum Naschen geschickt und war nun nicht wenig erstaunt, daß dieser in Begleitung von Cimon zurückkam. Eigentlich hatte er dem Nubier einige freie Stunden gewährt, doch wie so oft, war Cimon viel zu dienstbeflissen, um seinen Herrn in anderer Sklaven Hände zu lassen.


    Mit einer wegwinkenden Geste entließ Ursus den anderen Sklaven und nickte Cimon zu. "Setz Dich zu mir, Cimon. Hattest Du schon Gelegenheit, Deinen Freund zu besuchen?" Er nahm sich eine Handvoll Rosinen, denn frische Trauben waren zu dieser Jahreszeit noch nicht zu bekommen.

  • Unsicher setzte Cimon sich auf eine Sitzgelegenheit, die schräg vor der seines Herren stand. Allerdings erst nachdem alles dort stand, wo es hingehörte und der Becher in der Hand von Ursus verschwand. Der verdünnte Saft würde, so hoffte Cimon, seinem Herren entgegen kommen. Für alle Fälle stand der Wein zumindest griffbereit.
    Die Frage ließ den Nubier verunsichert seinem Herren direkt in die Augen schauen. Sie waren unter sich, so wusste er, das Fehler von seinem Herren angesprochen werden mochte und Cimon durchaus etwas vertrauter sein durfte.


    "Nein, Herr. Bislang war ich noch nicht bei Bashir. Ich wollte zu ihm, nachdem ich meinen Brief..... fertig geschrieben hätte...aber ich habe es unterbrochen, Ursus. Wenn ich dürfte würde ich ihn gerne in den kommenden Tagen besuchen, wenn ich darf, Herr."


    Schwer schluckte Cimon, als er über den Brief sprach. Seine Gedanken waren bei Flora, Áedán und vor allem... Phaeneas. Was machte sein Herz nur mit ihm? Und was hatte er nur getan? Er durfte nichts verraten...er hatte es Flora versprochen. Aber nun fühlte es sich nur noch falsch an. Unmöglich würde er Ursus ins Gesicht lügen können...aber es verraten?... er senkte ergeben den Kopf.

  • "Natürlich darfst Du ihn besuchen. Hier hast Du ohnehin weniger zu tun als in Rom, weil wir ja nicht mehr den halben Tag lang die Stadt unsicher machen. Ach, das wird mir fehlen, Cimon. Naja, jedenfalls kannst Du Deinen Freund besuchen. Und bewege mir das Pferd, denn oft werde ich es nicht brauchen." Ursus schaute auf den begonnenen Brief, während er sprach. War ja noch nicht viel. "Du wolltest ebenfalls schreiben? Wenn Dein Brief heute noch fertig wird, kannst Du ihn auch den Sklaven mitgeben, die Corvinus uns mitgegeben hat. Sie werden morgen früh aufbrechen, um nach Rom zurückzureisen." Das war die beste, schnellste und günstigste Möglichkeit, die Briefe nach Rom zu schicken. Nur, warum machte Cimon einen so bedrückten Eindruck? Mit hochgezogener Augenbraue blickte Ursus seinen Sklaven an. "Ist sonst alles in Ordnung?"

  • Auch wenn die Erleichterung spürbar war, das er jederzeit zu Bashir würde gehen dürfen und sich auch um das Pferd würde kümmern müssen, blieb Cimon nachdenklich. Er nickte, wie üblich recht ergeben, doch in der Bewegung verharrte er. Was hatte er nur alles getan? Seine Lippe zitterte, als Ursus ihm vorschlug den Brief mitzugeben. Die Frage ließ etwas in ihm zerbrechen.
    Schwer schluckte der Nubier, dessen Augen nun unsicher die von Ursus suchten. Dabei zeigte er aber eine Ergebenheit, fast wie am ersten Tag.


    "Ich danke dir Herr. Es ist mir eine Ehre mich um das Tier kümmern zu dürfen. ... Ich...ja, ich wollte etwas schreiben...aber ich fand keine Worte... keine guten...Ich weiß nicht einmal ob es eine gute Idee ist, etwas zu schreiben, Dominus Ursus...


    Nein...nein Herr. Ich fürchte nichts ist in Ordnung.... "


    Sein Blick ging langsam tiefer und er sackte leicht in sich zusammen. Dabei wusste er das er das eine...das durfte er nicht sagen. Sein Wort... aber....Das andere... seine Gedanken rasten. Die Stimme des Nubiers klang seltsam fern und unsicher.


    "Herr?...Ursus?... Woran erkennt man Liebe?"


    Mit dieser Frage fasste er alles was ihn beschäftigte, alles was ihn in Chaos zu stürzen drohte, in wenige Worte zusammen. Dabei schwitzte er leicht und massierte sich nervös die Handflächen. Dieses eine mal hatte er seinen Herren mit vollkommener Absicht vertraut angesprochen. Er wusste niemanden, dem der derart vertraute, der nicht involviert war und den er solche Fragen stellen würde können... doch seinem Herren vertraute er...ja, er vertraute ihm sein Leben an, sein Schicksal, sein ganzes Dasein. Wen sonst würde er fragen können? Wer würde ihm verzeihen können? Wer würde ihn bestrafen für seine Verfehlungen? Cimon spürte trotz der leichten Feuchte in seinen Augen, das es richtig sein musste.

  • Ursus runzelte etwas verwirrt die Stirn. "Es ist oft schwer, die richtigen Worte zu finden. Aber man darf auch nicht zu streng mit sich sein. Wobei es natürlich auch immer darauf ankommt, wem man schreibt. Bei wichtigen Persönlichkeiten sollte man schon auf die Formulierungen achten. Cimon... ich bin sicher, wenn der Empfänger des Briefes Dich kennt, dann wird er Dich auch richtig verstehen, wenn Deine Formulierungen nicht ganz so ausgefeilt sind wie bei einem Poeten." Er wußte ja, welche Leistungen Cimon sonst immer von sich forderte, das würde beim Schreiben sicherlich nicht anders sein.


    Doch als es nun weiterging und Cimon endlich, nach einigem Herumdrucksen, die nächste Frage stellte, verwirrte diese Ursus nur noch mehr. Was ging hier eigentlich vor? "Liebe? Nun, sie verdreht einem den Verstand, läßt einen an nichts mehr denken, als an die geliebte Person. Man kann kaum noch essen, weil im Bauch so viele Schmetterlinge tanzen. Und man tut ausgesprochen dumme Dinge, nur um bei dieser Person sein zu können. Liebt man die falsche Person, dann steht einem furchtbares Leiden bevor. Doch man kann es überwinden. - Cimon... Du bist also verliebt?" Das war ein sehr ernstes Thema. Schließlich war für einen Sklaven die mögliche Auswahl extrem eingeschränkt.

  • Aufmerksam hörte er seinem Herren zu und nickte dabei immer wieder. So fand er zumindest den Mut, später weiter an den Briefen zu schreiben. Doch er bezweifelte, das er so bald fertig damit sein würde. Ursus' Worte waren aufmunternd und so lächelte der Nubier leicht.


    "Danke, Ursus. Ich werde noch heute weiterschreiben, Herr."


    Ergeben und erleichtert fühlte Cimon eine Zufriedenheit in sich, die ihm Ruhe zu geben schien. Sein Herr kannte ihn wirklich gut, denn er hatte die überflüssige Überzeugung, das er alles so perfekt wie nur möglich vollenden musste. Doch allein die vergangenen Tage und Wochen hatten Cimon gezeigt, das er nicht in jeder Situation das richtige tat.


    Immer nervöser hörte Cimon Dinge die ihn an sich selbst erinnerten. Schwer schluckte er und nickte ergeben. Sein Blick ging in die Leere und sein Chaos wurde nicht besser, nur verwirrender. Dabei ging seine Hand auf seinen leise grummelnden Bauch. Hoffendlich hörte sein Herr nicht, wie sein Körper die Worte von Ursus ungewollt bestätigte.


    "Ja...sehr dumme Dinge, Herr. Wie....wie kann ich das Leiden...wie kann ich es ...verdrängen? ..Ich...ja, ich glaube ich Liebe und bin verliebt... Doch... es ist nicht so leicht. Mein...Mein Verstand sagte mir wofür ich mich entscheiden sollte...und das habe ich so .... einer der Personen gesagt... das war nicht gut. Jetzt...jetzt scheint es nur um so schwerer, Herr... Was?... Ich weiß nicht was ich tun soll."


    Nur leicht zeigte sich ein Lächeln auf seinen Lippen, als er an Flora und Phaeneas dachte. Die Gedanken an Áedán waren nicht gefühllos, zeugten jedoch eher von Lust und Hingabe als von Liebe... Seine Augen suchten die von Ursus und er sah ihn an, als sei er ein kleiner Hund, der genau wusste, das eine Strafe folgen würde.


    "Das Letzte was ich.... gesagt hatte, war das ich dich um Erlaubnis fragen würde...doch wir gingen als ...Freunde auseinander. So als sei nichts geschehen... "


    Seine Hand ging nun nur kurz zu seinen Lippen und er schloss für einen Augenblick die Augen. Warum nur musste alles so schwer sein? Warum hatte er Flora derart verletzt und wieso musste er auch noch die sich anbahnende Freundschaft zu dem Gallier gefährden?... Und Phaeneas? Was mochte er nur von ihm denken?... Er konnte es nicht sagen, konnte keine Namen nennen und spürte wie sehr genau dies auf ihm lag.

  • Ursus blickte einen Moment lang zum Fenster. Cadhlas Bild stieg vor seinem geistigen Auge auf. Nein, es tat nicht mehr sehr weh. Septima hatte längst auch ihren Platz in seinem Herzen gefunden, wenn er auch genau wußte, daß dies kein Vergleich zu dem Gefühl war, das er der keltischen Sklavin entgegen brachte. Ja, er wußte nur zu gut, wovon Cimon sprach. Er wußte nur zu gut, welches Leiden der Nubier meinte.


    "Arbeit, Cimon. Arbeit ist das Beste. Es lenkt ab, es fordert Dich, es läßt Bilder, Wünsche und Gefühle in den Hintergrund treten. Ich kann Dir nur raten: Sei ehrlich. Du wirst mehr Schmerz verursachen, wenn Du Dir selbst und der geliebten Person... oder den geliebten Personen", sprach Cimon da tatsächlich von mehr als einer Person? Dieser Sklave spielte mit dem Feuer. Auf eine sehr ungesunde Art, wie Ursus fand. "Also, wenn Du Dir selbst und den anderen Betroffenen etwas vormachst."

  • Cimon folgte nachdenklich dem Blick des Herren und fand somit auch ein wenig Klarheit. Was Ursus dann sagte unterstützte den Nubier nur noch zusätzlich. Er ahnte nicht, woher sein Herr das Wissen und die Erfahrung hatte. Aber dies war ihm auch nicht wichtig. Es zählte nur die Weisheit in diesen Worten und der Halt den diese gaben.


    "Arbeit, Herr.... dann sollte ich besser viel arbeiten. Ich...ich war ehrlich...aber... es ist nur noch schwerer geworden. ... Eines ist keine Liebe, etwas anderes ist ...falsch... und ... Ist was bleibt, dann nicht unfair demjenigen gegenüber? Weil mein Herz ihm...nicht alleine gehört? ... "


    Schwer schluckte er die Bitterkeit herunter. Er musste sich entscheiden, musste sein Herz untersuchen und ... ehrlich sein. Aber dazu musste er etwas herausfinden... Seine bittenden Augen fixierten die von Ursus auf eine eher ergebene Art.


    "Ich.... Verzeih Herr, wenn ich keinen Namen nenne.... bitte... frage mich nicht bevor ich es nicht weiß, was ich tun muss.... aber... ich würde dich gerne etwas fragen..."


    Tiefes Durchatmen begleitete seine Worte und er erkannte wie schrecklich chaotisch er sprach. Es machte deutlich, wie schwer ihm dies alles fiel.


    "Wenn es jemanden gibt... jemand im Besitz eines Anderen... sollte ich mich dann besser zurückhalten, oder .... gäbe es die Möglichkeit, das du es erlaubst?"


    Cimon musste so oberflächlich wie möglich bleiben, er wollte niemanden verraten oder etwas falsches sagen. Aber er wollte eine Entscheidung treffen... doch dazu brauchte er das Wissen, ob diese Entscheidung auch von seinem Herren getragen werden mochte. Eine Beziehung zu Flora würde Ursus sicher nicht erlauben, eher ....Cimon schluckte...nein, besser nicht über eine mögliche Strafe nachdenken... Und Áedán sollte sein Herz besser für jemanden schonen, der es verdiente und zu schätzen wusste... und schließlich erkannte Cimon die Wärme, die er empfand, als er über Phaeneas nachdachte. Doch den Grund dafür erahnte der Nubier noch nicht.

  • Ursus legte den Kopf schief. "Das menschliche Herz ist ein merkwürdiges Ding. Wenn man einen Menschen wahrhaft liebt, dann besitzt er das ganze Herz. Und doch wird die Liebe zu ihm nicht weniger, wenn man einen anderen auch liebt. Auch den kann man von ganzem Herzen lieben. Wie sonst könnte es möglich sein, seine Kinder so sehr zu lieben und zugleich auch eine Frau und die Eltern und die Geschwister. Sicher, das sind unterschiedliche Arten der Liebe. Und doch... ist das alles Liebe. Von ganzem Herzen. Ein Herz wird nicht aufgeteilt auf diejenigen, die man liebt. Es ist für jeden ganz da." Er wußte nicht, ob er sich so ausgedrückt hatte, daß man verstand, was er ausdrücken wollte. Er hatte diese Gedanken auch noch nie ausgesprochen.


    Die nächste Frage hingegen war sehr leicht zu beantworten. Und Ursus mußte zugeben, daß er sehr erleichtert war, daß es Cimon um jemand unfreien ging. Eine Sklavin, wie er annahm. "Nun, Du hast die Antwort fast selbst gegeben. Wenn Du eine Sklavin liebst, dann liegt die erste Entscheidung bei ihrem Eigentümer. Ich meine eigentlich, daß ich es Dir schon einmal gesagt habe: Ich habe nichts dagegen, wenn meine Sklaven zueinander finden. Und wenn es die Sklavin eines anderen ist, kann ich gerne versuchen, sie zu kaufen." Er sprach freundlich, wollte Cimon damit etwas Gutes tun und ihm die Sicherheit geben, daß Ursus die Zusammengehörigkeit einer Familie respektierte und sie nicht auseinander reißen würde. Er konnte ja nicht ahnen, daß alles bei Weitem komplizierter war.

  • Ja, so war das menschliche Herz. Genau so. Cimon nickte sehr langsam und seine Schultern senkten sich etwas. Noch immer konnte er es nicht so richtig einordnen, was er empfand...doch er wusste, wen er auf keinen Fall verlieren wollte. Auch wenn dabei sein Herz zu schmerzen begann...denn er wusste genau, das es für ihn und Flora keine Zukunft gab.
    Hektisch nickte er und musste zustimmen...Ursus hatte es bereits einmal gesagt...doch dies...dies war doch ganz anders. Cimon biss sich auf die Lippe und musste sich an sein Versprechen erinnern...er durfte es nicht sagen...aber wenn er keine Namen nannte....


    "Dann sind es drei Menschen, die in meinem Herzen sind. Mit dir vier, Herr. Du..du bist wie...wie ein Vater. Aber da ist so viel mehr. ... Da ist noch ein... Mann...der mich...sehr mag... eine Frau, die verboten ist.... und.... jemand sehr besonderes... Würdest du ... auch versuchen diesen Menschen zu ...kaufen, wenn es keine Frau ist, Dominus Ursus?"


    Hilfesuchen, ja fast verzweifelt sah der Nubier seinen Herren in die Augen. Seine Worte waren einfach so herausgekommen und doch hatte er es geschaft, keinen Namen zu nennen. Aber hatte er es deutlich genug formoliert? Im nachhinein musste er zugeben, das seine Sätze nicht wirklich gut verständlich gewesen sein mochten.

  • Die Erleichterung, die Ursus eben noch empfunden hatte, verflog. Eine Frau, die verboten war. Also hatte Cimon sich diejenige, über die sie schon einmal sprachen, noch immer nicht aus dem Kopf geschlagen. Nein, er wollte nicht nachfragen, er wollte es einfach ignorieren. Vielleicht würde Cimon daran merken, daß er diese Frau vollkommen vergessen mußte. Ein Mann? Cimon liebte einen Mann?? Damit hatte Ursus wahrhaftig nicht gerechnet. Aber... Nun, warum nicht? In Griechenland hatte Ursus manches gesehen. Und auch manches ausprobiert. Doch die Liebe unter Männern war für ihn nichts gewesen. Er zog Frauen bei weitem vor.


    "Natürlich. Voraussetzung ist allerdings, daß diese Person das ebenso wünscht wie Du." Ja, Ursus war neugierig, um wen es ging. Freunde hatte Cimon ja einige. Und Ursus schloß nicht aus, daß es noch welche gab, von denen er nichts wußte. Was ihn eigentlich nicht störte. Er wollte, daß Cimon ihm vertraute. Das setzte voraus, daß er Cimon auch nicht vollkommen überwachte, sondern ihm vertrauensvoll Freiraum schenkte. Natürlich nur bis zu einem gewissen Grad.

  • Nervös massierte Cimon immer stärker seine Handflächen. Die Frau schien kein Thema mehr zu sein. Das war gut...oder nicht? Etwas schrie in ihm. Er schrie nach Strafe und Verbot...doch nichts geschah. Hilflos sah er sich dabei zu, wie er Flora wieder in sein Herz und seine Gedanken ließ. Dabei wollte er auf keinen Fall den einen, den wichtigen...ihn aus seinem Herzen verbannen. Nein, dieser Platz war vergeben und er würde Phaeneas immer.....liebte er ihn? Seine Lippe zitterte.
    Nun überlegte er deutlich verwirrt. Ob er es wohl wollte? Phaeneas wirkte glücklich wo er wahr... aber war es letztendlich nicht die Entscheidung der Herren?
    Mit Tränen in den Augen legte er seinen Kopf in die Hände und rieb sich den kahlen Kopf. Seine Stimme klang gedämpft und unsicher.


    "Ich weiß nicht was er will....ich weiß nicht einmal was ich mir wünsche.... aber er wäre der einzig richtige.... so...so könnte ich sie vergessen...aber... er .. sicher würde er mich nur uneingeschränkt haben wollen. Herr?.. Ursus? Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Es war alles so leicht damals... alles wurde entschieden.... ich....ich kann nicht entscheiden."


    Wie sehr wünschte er sich nun Atonis...aber rasch merkte er nur, das es nicht der Herr war, den er sich herbeisehnte, sondern vielmehr die Entscheidungskraft die hinter diesem steckte. Ursus war ein guter Herr. Ja, wirklich fast wie ein Vater. Aber... wie würde er ihn dazu bringen können, für ihn zu entscheiden? Und wenn er es mit der Peitsche tun würde. Nein...was dachte er da? Um sich zu strafen schlug er sich auf den Hinterkopf. Er war dumm...so dumm... Wie sollte Ursus ihm vertrauen können, wenn er nun hier herumheulte.... Vergeblich bemühte er sich, sich zu beruhigen.


    "Verzeih, Herr...verzeih bitte meine Schwächen...."


    Seltsamerweise fühlte er sich ähnlich wie an seinem ersten Tag bei Ursus. Nur mit dem Unterschied, das er ihm inzwischen uneingeschrenkt vertraute. Die Angst, das sein Herr ihn nun mit anderen...vieleicht sogar abwertenden Augen sehen mochte wurde unbändig in seinem Herzen.

  • Ursus runzelte die Stirn. Cimon machte es ihm wirklich nicht leicht. Doch wenn Cimon nicht entscheiden konnte oder mochte, dann würde er es eben für ihn tun. Ursus war es schließlich gewöhnt, Entscheidungen zu treffen. Sicher, er machte auch Fehler, doch er war bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen. "Nun, dann befehle ich Dir Folgendes: Du vergißt diese Frau! Du schlägst sie Dir ein für alle Mal aus dem Kopf! Sie ist nichts für Dich. Verstanden?" Er sprach sehr streng, aber nicht so übertrieben, daß es komisch gewirkt hätte. Er meinte es tatsächlich sehr ernst damit.


    "Und was den Mann angeht: Du wirst ihn einfach fragen, was er wünscht. Wenn er Dich auch liebt, wird sein Wunsch so geartet sein, daß er auch für Dich das Richtige ist. Egal, wie dieser Wunsch aussieht. Wenn er von mir gekauft werden möchte, werde ich mich an seinen Herrn wenden. Wenn nicht, dann wirst Du eben damit leben müssen, daß ihr getrennt seid." Eigentlich war es ganz einfach. Für Ursus zumindest, für den es ja auch keinen Schmerz bedeutete. "Wenn Du Ablenkung brauchst, dann arbeite. Hast Du nicht genug Arbeit, dann trainiere."

  • Befehle, harte Worte. Unbarmherzig aber gerecht?... War es nicht das was er wollte? Aber wieso schmerzen ihn diese Worte so sehr? Sein Kopf hob sich und er sah Ursus schweigend an. Seine Lippen zitterten. Es war ein Befehl. Er musste sie vergessen...so einfach war es? Wenn Phaeneas nicht gekauft werden wollte, musste er mit der Trennung leben? So simpel sollte es am ende sein? Für die Ablenkung sollte er arbeiten oder trainieren? Noch immer schwieg er.
    Dunkler Schmerz griff nach seinem Herzen. Leere zeigte sich in seinen Augen. Irgendetwas hatte er verloren. In diesem Moment war es weg...es war fort und Cimon wusste nicht einmal was es war. Nur das es fehlte.


    "Ja, Herr."


    Seine Stimme kippte und er sprach sehr leise. Trockenheit bestimmte seinen Rachen. Es war als wäre es nicht seine Stimme gewesen. jede Peitsche wäre weniger grausam gewesen. Zumindest sagte ihm dies sein Herz. Sollte er einen Namen sagen? Sollte er alles sagen? Nein, es schien erledigt. Sein Herr hatte entschieden und bestimmt wollte er nichts mehr hören. Cimon spürte ein Zittern und leichten Selbsthass in sich aufkeimen. Mit weichen Knien und schweren Beinen stand der Sklave auf. Mit entrücktem Blick sah er nach, ob sein Herr ausreichend versorgt war. Dann sah er ihn fragend an. Sprechen konnte er nicht. Am liebsten wäre er fort gerannt. Direkt zu dem Brief, um ihn zu vernichten. Alles war gut gewesen bevor sein Herz solch dummen Entscheidungen getroffen hatte. Und nun machte es alles nur noch schlimmer. Arbeiten und trainieren... ergeben senkte er den Kopf. Am liebsten hätte er sich auf den Boden gelegt, oder seinem Herren vor die Füße geworfen.

  • Cimon machte nicht den Eindruck, als sei er mit Ursus' Anordnungen zufrieden. Doch für solche Angelegenheiten gab es keine zufriedenstellenden Lösungen. Man mußte die nehmen, die für alle Beteiligten die beste war. Auch wenn das nicht schön war. Es fiel Ursus schwer, den Blick seines Sklaven zu erwidern. Doch er stand zu seiner Entscheidung. Er wußte, sie war richtig und gut. "Es tut weh, Cimon. Und es wird noch eine ganze Zeit weh tun. Aber in einigen Monaten wirst Du vielleicht aufhören, mich dafür zu hassen, denn es ist richtig so. Du wirst es dann verstehen. Es dauert. Es ist eine Wunde. Und Wunden brauchen Zeit, um zu heilen. Vor allem, wenn sie so tief sind. Meinst Du, Du wirst heute Nacht schlafen können? Oder soll ich Dir etwas zu tun geben?"

  • Die Knie wurden dem Nubier immer weicher. Es zitterte in ihnen und Cimon sah direkt in Ursus' Augen. In diesem Falle nur, um Halt zu finden. Dabei wusste er nicht mehr was richtig oder falsch war. Er hasste seinen Herren doch nicht. Vieleicht verstand er ihn nicht, vieleicht tat ihm weh was er hörte...doch niemals hasste er Ursus. Ob er diese Nacht würde schlafen können? Sollte er etwa besser verneinen, da es offenbar etwas zu tun gab? Cimons Geist raste umher, ebenso wie seine Augen, die nur durch den Blick seines Herren ruhiger wurden.


    "J..ja, es tut weh. ... Aber...aber ich hasse dich nicht, Herr. ... Ich glaube nur.... verzeih wenn ich zu ehrlich bin, Ursus. Aber es gibt Dinge... Unfreie Dinge, die du nicht verstehen kannst. So wie ich dein Leben nicht in Gänze verstehen kann.
    Ich..ich kann oft nicht gut Schlafen, Dominus ... Aber meist finde ich etwas zu tun. Hast du eine Aufgabe für mich, Herr?"


    Cimon wollte herausfinden, ob es etwas gab, was er tun konnte. Sein Eifer und sein Wille immer etwas zu tun zu haben war beständig da. Selbst in der Zeit, die Ursus ihm zur freien Verfügung schenkte, suchte er nach Arbeit. Gab es etwas zu tun, so machte er es. Freiheit war nichts, was er verstand. Obwohl er in letzter Zeit sich immer öffter versuchte vorzustellen, wie das sein mochte...ein freier Mann...ein Soldat sein zu können. Doch mehr als Träume waren es nicht.

  • Ursus konnte nicht verhindern, daß ihm die Erleichterung über Cimons Worte anzusehen war. Er wollte nicht, daß Cimon ihn haßte. Er wollte diesem Mann vollkommen vertrauen können, so wie bisher. Cimon war schon lange mehr als ein Sklave für ihn. Er wußte, sie waren auf einem guten Weg dorthin, wo er Cimon haben wollte: Als Berater, als Vertrauten, als Beschützer und als Assistenten.


    "Mit der Zeit werden wir vielleicht beide anfangen, die Dinge zu verstehen, die uns jetzt noch fern und unbekannt sind." Ursus war sich allerdings nicht sicher, ob er diese unfreien Dinge wirklich so genau kennenlernen wollte. "Ja, es gäbe etwas zu tun, was allerdings nicht dringend ist. Also nur, wenn Du nicht schlafen kannst, verstanden? Die Kisten mit den Schriftrollen sind noch nicht ausgepackt. Sie müßten sortiert und in die Regale eingeräumt werden. Aber wie gesagt, es eilt nicht."

  • Der Nubier sah durchaus die Erleichterung und sah den Herren fragend an, sagte aber nichts. Für ihn war es selbstverständlich, was er fühlte und sprach. Seine Ehrlichkeit war ebenso offen wie sein Herz. Manchmal war das allerdings nicht das Beste für ihn. Ursus sprach sehr angenehme Worte. Doch es schmerzte noch immer. Die Aufgabe merkte er sich gut und nahm es sich für diese Nacht, oder die kommenden Nächte vor. Je nachdem, wie lange er brauchen würde.


    "Ja...es wäre sehr...angenehm... wünschenswert, wenn wir diese Dinge verstehen lernen."


    Offen hatte er WIR gesagt. Und meinte dabei sogar sich und seinen Herren. Damit auch das sie beide lernen mussten oder sollten. Es war seltsam, denn einerseits waren solche Worte unangemessen, einem Herren gegenüber aber andererseits klang es nicht falsch in seinen Ohren. Langsam gab er in dieser Erleichterung den Knien nach und sank zu Boden. Dort hockte er sogar recht bequem vor seinem Herren, senkte aber nicht den Kopf sondern sah Ursus an. Seine Hände legte er auf die Schenkel.


    "Ich werde mich darum kümmern...um die Kisten, Ursus. ... Diese Nacht noch, Herr. ... Auch wenn es... erledigt ist... ich fühle mich nicht wohl dabei, dich im Ungewissen zu lassen. Denn der Herr des Mannes...er wird dich sicher besuchen kommen."


    Seine Stimme wurde immer leiser und dennoch blieb der Blick fest auf die Augen von Ursus gerichtet. Es war falsch es zu verheimlichen. Denn sein Herr könnte ansonsten in unangenehme Situationen mit seinem Patron geraten. Und das wollte Cimon auf keinen Fall...


    "Es ...es ist Phaeneas, Herr. Ich... es ist einfach geschehen..also nichts genaues...nichts verbotenes...denke ich... er küsste mich...und ich ihn. Aber wir trennten uns ...nur als Freunde. Er sagte er brauchte Abstand...wir brauchen Abstand...nein, ich... Ursus? Was ...was würdest du tun.... wärst du ... unfrei und in meiner Lage?"


    Es war eine unschuldige und doch von Herzen kommende Frage. Denn er wollte das Ursus ihn zu verstehen begann und das er selber die Gedanken seines Herren verstand. Unsicherheit machte sich in ihm breit, denn er befürchtete zu viel gesprochen zu haben.

  • Innerlich seufzte Ursus, doch er widersprach nicht, als Cimon ihn auf ganz sanfte Weise darauf hinwies, daß auch er lernen mußte, wenn zwischen ihnen echtes Verständnis entstehen sollte. Der Nubier hatte ja Recht. Aber dennoch sträubte er sich innerlich dagegen, Unfreiheit tiefer kennenzulernen.


    Als Cimon einfach so zu Boden sank, wollte Ursus schon abwehren, denn er schätzte solche Unterwürfigkeitsgesten nicht sonderlich. Doch dann wurde ihm klar, daß Cimon das nicht so meinte. Er war wohl einfach von seinen Gefühlen so überwältigt, wie es schien. Ganz sicher war Ursus sich zwar nicht, doch erinnerte dies hier in keinster Weise an den Cimon, der ganz am Anfang auf die Knie gesunken war, um Ursus seine Unterwürfigkeit zu beweisen.


    Er hätte nicht nachgefragt, um wen es sich handelt. Denn natürlich war klar, daß Cimon damit schon herausrücken würde, wenn es ernst wurde. Denn wie könnte Ursus sonst in Verhandlungen mit dem anderen Eigentümer treten können? Doch als Cimon sich doch jetzt schon dazu durchrang, den Namen zu nennen, konnte Ursus seine Überraschung kaum verbergen. Dabei lag es eigentlich nahe, bedachte man die frühere Bitte seines Sklaven.


    “Phanaeas?” Das machte die Angelegenheit mehr als schwer. Eigentlich sogar unmöglich. Denn soweit Ursus das beurteilen konnte, war Phanaeas für Lucianus genau das, was Ursus aus Cimon machen wollte: Ein Vertrauter.


    "Was ich tun würde? Cimon, die Antwort auf diese Frage ist leicht zu finden und hat nichts mit Freiheit oder Unfreiheit zu tun. Sprich mit Phanaeas und respektiere seine Entscheidung. Will er auch mit Dir zusammen sein, dann werde ich mit seinem Herrn sprechen. Ist ihm solch eine Beziehung zuviel und er möchte nur eine Freundschaft, nicht mehr, dann mußt Du das akzeptieren. Wenn Du ihn wirklich liebst, dann willst Du ihn glücklich sehen und tust genau das, was er möchte."

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