• Ich überlegte. In der Stadt nach dem Senator zu suchen, würde bedeuten nach der berühmten Nadel im Heuhaufen zu suchen. Zwar umgaben sich Senatoren und hohe Perösnlichkeiten immer mit eine Menge Fussvolk, aber da ich mich in Rom ohnehin nicht gut auskannte, beschloss ich den Brief bei dem Ianitor abzugeben.
    Ich kramte aus meiner Tasche nach einer Schriftrolle und legte sie vertrauensvoll in die Hände des Sklaven.


    "Hier, für den Senator."



    An Sp. Purgitius Macer
    Casa Purgitia, Roma


    Salve Senator,


    ich habe Dein Schreiben ANTE DIEM XII KAL MAI DCCCLVI A.U.C. erhalten und möchte meine Zuversicht und Wohlwollen über die positiven Ergebnisse in Sachen Factio, wie Du sie mir geschrieben hast, zum Ausdruck bringen. Möge Mars unsere Bemühungen segnen und die Russata unter seinem Schutz erblühen.
    Wenn dieser Brief Dich erreichen wird, werden in der Colonia Augusta Treveorum bereits die Spiele begonnen haben. Ich hörte, der Kaiser wird auch anwesend sein. Mit großer Sorgfalt werde ich unsere Gespanne beobachten, dass sie ein gutes Rennen fahren mögen.


    Vale


    T Didius Gordianus
    Colonia Claudia Ara Agrippinensium, taberna rustica
    Provincia Germania

  • Der Sklave nahm den Brief entgegen und bedankte sich, schloß dann die Tür und trug die Schriftrolle zum Schreibtisch seines Herrn.

  • Am Abend nach einem erfüllten Tag kehrte Macer wieder in seine Casa zurück. Von seinem hausskalven ließ er sich als erstes die Toga abnehmen und begab sich dann wie gewohnt zu einer Schüssel mit Wasser, um sich ein wenig zu erfrischen. Nach einem Schluck Wein führte ihn sein Weg dann zum Lararium des Hauses.
    Noch in der Basilica hatte er beschlossen gehabt, den Göttern für das Urteil zum Handelsrecht zu danken, da er es als guten tag für die Rechtssprechung ansah. Sicherlich eine sehr emotionale Sichtweise, aber einer solchen Rechtssicherheit kam für sein Amt schließlich eine erhebliche Bedeutung zu. Also brachte er Kohlen zum Glimmen und legte Weihrauch auf. Einen Augenblick betrachtete er den Rauch, dann bedeckte er sein Haupt mangels Toga mit einem Tuch,w as für diese Zwecke immer am Lararium bereit lag und begann mit einem kleinen Dankopfer und einem Gebet.


    Als er geendet hatte, war auch schon die Hektik des Tages ein wenig von ihm abgefallen und er ließ sich von seinem Sklaven berichten, was den Tag über im Haus passiert war. In seinem Büro las er dann den abgegebenen Brief und nahm sich eine rasche Antwort vor. Dann holte er die Wachstafel mit den Anmeldungen für die Ludi Martiales hervor. Schon vier Eintragungen konnte er verbuchen, zusätzlich zu den zwei Fahrern der Russata. Das Rennen würde also in jedem Fall stattfinden. Aber es wartete noch viel Arbeit auf ihn.

  • Der Hausskalve des Senators öffnete die Tür eher routiniert, rechnete er am frühen Morgen doch zunächst einmal mit den üblichen Klienten, die um diese Zeit erschienen. Den Mann in Toga, der vor der Tür stand, konnte er aber nicht dahingehend einordnen.


    "Guten Morgen, was wünschst Du?"

  • Der Sklave nickte und öffnete die Tür weiter, damit der Quaestor eintreten konnte. Er fand den Senator im Atrium vor, wo dieser gerade ein Gespräch mit zwei Klienten führte.


    "Salve Quaestor", begrüßte Macer den Gast. "Welch unerwarteter Besuch am frühen Morgen. Bist Du mit deinen Klienten schon fertig?"

  • "Salve Senator Macer!"


    Der Empfang war angenehm, denn der Senator begann das Gespräch mit höflichen Nachfragen. Antoninus freute sich über die gepflegten Umgangsformen und nahm sich vor, selbst zukünftig mehr darauf zu achten. Er hatte seit er Quaestor geworden war, nur seine Termine und Vorhaben im Kopf und kam immer viel zu schnell zur Sache. Dabei blieb der angenehme Teil im Umgang mit anderen leider auf der Strecke.


    "Es ist wohl eine Angewohnheit der Soldatenzeit, bereits mit dem ersten Sonnenstrahl auf den Beinen zu sein. Ja, und die Klienten lassen dann auch nicht lange auf sich warten, doch wer will schon gerne auf diese Unterstützung verzichten? Ich jedenfalls halte mir die Männer mit Geschenken und Speisen warm, die mir über den Wahlkampf hinaus nützen."


    Antoninus nickte zur Bestätigung mit dem Kopf.


    "Ich hoffe, du konntest ebenfalls deine morgendliche Pflichten bereits abschließen und fühlst dich von meinem Besuch nicht überfallen."

  • Macer schüttelte lächelnd den Kopf. "Nein, ich fühle mich keineswegs überfallen. Auch bei mir steckt noch genug Soldat in den Knochen, um morgens zeitig aufzustehen. Nur einen ganz kurzen Moment noch muss ich dich warte lassen."


    Rasch wechselte er noch einige Worte mit seinen Klienten, bevor diese mit einem nicht unzufriedenen Gesichtsausdruck die Casa verließen.


    "Die Vorbereitung der Ludi erfordert doch so einige Absprachen", wandte sich Macer wieder an den Quaestor, "aber das waren jezt gerade die letzten für heute morgen."


    Seine Toga war ihm während der ersten Gespräch auch bereits angelegt worden, so dass Macer nun startbereit für den Tag und die wichtigen politischen Gespräche war.


    "Erfrodert das Thema, welches dich zu mir führt, die strenge Geheimhaltung der Casa, oder begleitest Du mich in die Stadt und wir unterhalten uns auf dem Weg oder suchen uns einen schönen schattigen Wandelgang?"


    Macer dachte sich, dass der ehemalige Centurio sicher auch gut zu Fuß war - nicht so wie der eine oder andere Kollege, bei dem er mit der urrömischen Angewohnheit der Nutzung von Wandelgängen schon irritierte Blicke geerntet hatte.

  • Auf den Vorschlag, das Gespräch während eines Spaziergangs zu führen, ging Antoninus bereitwillig ein.


    "Mein Anliegen ist derzeit in vieler Munde. Auf Geheimhaltung lege ich so gar keinen Wert und so ziehe ich den Spaziergang sogar dem geruhsamen Sitzen vor. Ich meinte, in der Bewegung arbeitet der Geist doppelt so schnell."


    Da es Antoninus gleich war, wohin der Senator zu gehen gedachte, schloss er sich ihm einfach an.

  • Macer freute sich, dass er für den Quaestor keine Ausnahme von seinen üblichen morgentlichen Wegen machen musste und verließ mit ihm gemeinsam die Casa.


    "Ich kann mir dann schon denken, was dich zu mir führt. Deine politischen Ideen hast Du ja zu keiner Zeit zu verbergen versucht. Da gab es Quaestoren, die in ihrer gesamten Amtszeit leiser waren."


    > > > Gespräch zweier Magistrate

  • An einem Tag nach den Ludi Martiales fand Macer endlich wieder die nötige Ruhe, die angesammelten Briefe auf seinem Schreibtisch noch einmal zu lesen und dann zu beantworten. Sowohl seinem Factio-Kollegen Gordianus als auch seinem Klienten Cyprianus hatte er einiges mitzuteilen, so dass sich die Wachstafeln nur allzu rasch füllten.

  • An Senator Spurius Purgitius Macer
    Casa Purgitia
    Roma


    Salve Patron,
    ich hab mich deiner Bitte gemäß an den Preafectus Catorum als Mitglied des Stabes gewandt und ihm deine Bitte mitgeteilt. Seines Wissens nach, lief alles richtig bei der Entlassung. Der Vexillarius wurde auf eigenen Wunsch in Ehrenhaft entlassen. Er wußte nicht mehr, obwohl ich zu ihm meinte das dies wohl nicht ganz das wäre, was du hören wolltest. Wenn du wünscht kann ich mich auch an den Legaten wenden, auch wenn ich nicht der Meinung bi´n, daß man dort mehr Erfahren würde.


    Vale Bene
    Appius Terentius Cyprianus

  • Spurius Purgitius Macer
    Casa Purgitia - Roma
    Provincia Italia



    Einladung zur Hochzeit von
    Maximus Decimus Meridius
    und Iulia Severa


    Salve, Senator.


    Es ist uns eine Ehre und Freude Dich zu unseren Hochzeitsfeierlichkeiten ANTE DIEM IV ID IUN DCCCLVI A.U.C. (10.6.2006/103 n.Chr.) in die Regia Legati Augusti Pro Praetore nach Mogontiacum in die Provincia Germania einzuladen. Für eine Unterbringung wird gesorgt, gerne kannst Du auch noch eine Begleitung mitbringen. Teile uns bitte mit, ob Ihr erscheinen könnt. Über Euer Kommen würden wir uns freuen.


    ANTE DIEM V KAL IUN DCCCLVI A.U.C.
    (28.5.2006/103 n.Chr.)
    Maximus Decimus Meridius


    [Blockierte Grafik: http://img65.imageshack.us/img65/3633/siegelmeri225rv.png]

  • Macer freute sich über die Briefe und gleichzeitig fiel es ihm schwer, die Antwort formulieren zu müssen. Er wollte der Einladung seines Kollegen gerne folgen, aber seine Pflichten in Rom hielten ihn davon ab. Warum auch musste Meridius ausgerechnet während der geplanten aedilischen Spiele feiern? Es half nichts, er musste seinen Klienten schicken, dem er ohnehin einen Brief schreiben wollte. Immerhin konnte der ihn dann auch gleich persönlich entschuldigen, was sicher besser war als ebenfalls nur einen Brief zu schicken.

  • An Spurius Purgitius Macer
    Aedilis Plebis
    Casa Purgitia - Roma


    Salve Aedilis,


    ich habe ein Anliegen von höchster Brisanz. Noch vor einigen Monaten war ich Optio der Vigiles von Roma. Schon dort fiel mir die Ineffizienz auf, mit der die Einheit von Gaius Caecilius Crassus geführt wurde.
    Daher möchte ich als Quaestor eine Untersuchung der Arbeit des Praefectus Vigilum anregen. Diese soll das Ziel haben, die Effizienz der Einheit und ihre Wirtschaftlichkeit zu prüfen, herauszufinden, ob Einsparungen gemacht werden können oder Personalveränderungen stattfinden müssen.
    Ich jedenfalls erhebe meine Stimme gegen die Zustände bei den Vigiles, die zusehends weniger Rekruten haben und unter einer willkürlichen Führung zu leiden haben.


    Ich hoffe auf deine Einsicht und deinen Eifer in dieser Sache.


    Vale bene,
    Decimus Pompeius Strabo
    http://www.imperium-romanum.in…h-quaestorpropraetore.png

  • Interessiert betrachtete Macer den Brief, den er am Abend in seiner Casa vorfand, nachdem er den ganzen Tag mit Vorbereitungen für die bevorstehenden Spiele verbracht hatte. Etwas verwundert fragte er sich, wieso sich der Quaestor pro Praetore aus Germania zur Lage der Vigiles meldete, wo er doch nun schon fast seine gesamte Amtszeit aus Rom fort war und sicher nicht auf dem neuesten Stand war. Doch er erinnerte sich, dass dieser Pompeius Strabo ihm schon damals auf der Rostra wegen seiner nicht ganz leicht nachvollziehbaren Gedanken aufgefallen war und so konzentrierte er sich mit einem Seufzen wieder auf den eigentlichen Inhalt des Briefes. Eine Untersuchung zur Arbeit des Kommandeurs der Vigiles wollte er also. Nun gut, das war sein gutes Recht, so etwas zu fordern. Wer den Senat mochte, der konnte für alles mögliche eine Kommission einberufen. Dass man eine Einheit, die dem Brandschutz Roms dienen sollte, auf ihre Wirtschaftlichkeit hin prüfen lassen sollte, erschien Macer allerdings nicht ganz schlüssig. Dann fiel ihm ein, dass sein curulischer Kollege sich um die Nahrungsversorgung der Vigiles kümmern wollte - vielleicht konnte er dann auch zu diesem Thema hier etwas sagen.


    Macer rollte den Brief wieder zusammen und beschloß, ihn am nächsten Tag seinem Kollegen vorzulegen.

  • An
    Spurius Purgitius Macer
    Casa Purgitia
    Rom


    Salve Spurius Purgitius Macer!


    Der Imperator Caesar Augustus Lucius Ulpius Iulianus ruft die Mitglieder des Consilium Principes zum Conventus.
    Du wirst deshalb gebeten, dich umgehend im Palatium Augusti einzufinden.
    Solltest Du aus dringlichen Gründen verhindert sein, so bitte ich dich, mir dieses mitzuteilen.


    gez. Lucius Aelius Quarto
    ----- MAGISTER DOMUS AUGUSTI -----



    ROM - ANTE DIEM VII ID IUN DCCCLVI A.U.C. (7.6.856/103 n.Chr.)

  • Überrascht betrachtete macer die Einladung, die er nicht so früh erwartet hätte. Wie schon häufiger schüttelte er den Kopf über die seltsame Art der Terminbestimmung, denn "umgehend" bedeutete ja je nach Zustellungsdauer der Briefe und dem Auffinden derselben durch die geladenen etwas völlig unterschiedliches. Da Macer seinen Brief erst spät am Abend fand, verzichtete er darauf, die Angabe zu wörlich zu nehmen und ließ nur rasch einige Klienten informieren, dass er am nächsten Morgen auf den Palatin gehen würde.


    Die Männer standen am nächsten morgen entsprechend früher zur Begrüßung ihres Patrons vor der Tür und ein paar begleiteten ihn auf diesem ehrenvollen Weg zum Conventus.

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