• >Gerne doch.<


    antwortete Modestus und folgte dem Purgitier in den Garten.


    >Natürlich. Das wäre auch recht außergewöhnlich und höchstens vom Princeps der Grünen zu erwarten. Aber ich habe mich vorerst aus dem aktiven Geschäften der Factio zurückgezogen. Deshalb bleibe ich vorerst nur ein Anhänger der weißen Fahrer. Insbesondere von Fortunatus. Sollen sich doch Florus oder Varus um die Geschäfte kümmern. Ich bin ja nur Sodalis.<


    In den letzten Worten kam die Verbitterung von Modestus zum Vorschein, was die Lage in der Factio betraff. Er nahm es weniger Varus übel, denn dem Unwissenden war die Position zugetragen worden. Warum sollte er ablehnen? Bei Florus war das etwas ganz anderes.


    >Es gab also Probleme mit der Einteilung der Fahrer? Ich glaube wir haben uns schon einmal drüber unterhalten, dass das schwierig sein könnte. Und eine Staffel ist natürlich auch recht kompliziert in der Organisation. Sämtliche Factiones müssten sich untereinander absprechen, was nicht immer sehr einfach sein könnte.<


    meinte er wieder in einem freundlicheren Ton und dachte dabei an solche Sprüche wie "Tod! Tod! Der Veneta den Tod!" die man so oft bei Wagenrennen hörte.


    >Aber wie ich gehört haben sich einige der besten Fahrer in den letzten Monaten in den Ruhestand zurückgezogen. Die Veneta hat ja alle ihre wichtigen Fahrer verloren. Daraus könnten sich einige wichtige Chancen für die Goldenen, Weißen und auch Roten ergeben.<


    Modestus lies sich ein wenig von dem Thema der Wagenrennen mitreißen. Eigentlich hatte er sich nicht darüber unterhalten wollen, sondern eher über andere Dinge, doch eigentlich gab es auch nichts daran auszusetzen. Zwar hatte er nicht so besonders viel Zeit, doch man konnte sich später noch zu dem für ihn so wichtigen Thema kommen.

  • "Bei der Staffel scheiterte es wohl weniger an der Organisation als an der Teilnahmebereitschaft der Factiones", ergänzte Macer das Wissen, welches er im Gespräch mit Avarus erworben hatte. "An der Staffel waren die wenigsten Factiones überhaupt interessiert. Die Absprachen untereinander wären bei ernsthaftem Interesse sicher kein großes Problem gewesen, denke ich. Wir hatten uns beispielsweise schon mit der Veneta geeinigt."


    Das war allerdings gewesen, bevor ein weiterer prominenter Fahrer der Veneta seinen Abschied vom aktiven Renngeschäft verkündete. "Sicher werden neue junge Fahrer jetzt ihre Chance haben, wo etablierte Fahrer gehen. Aber nur, wenn viele Rennen gefahren werden. Mit euren jungen Fahrern habt ihr da sicher beste Aussichten. Wir sind noch lange nicht soweit." Die Albata hatte auch wirklich unglaubliches Glück gehabt, zwei so talentierte Ausnahmefahrer zu bekommen.

  • >Ja, ich hoffe dass Felix und Fortunatus in den nächsten Jahren in die Riege der großen Fahrer aufsteigen. Die Beiden hätten durchaus das Format dazu. Sie waren damals ja immerhin ein Geschenk des Kaisers an die Factio.<


    sagte Modestus und wollte nun zu seinem Anliegen kommen.


    >Aber wenn du gestattest würde ich nun auf den eigentlichen Grund meines Besuchs zu sprechen kommen. Ich möchte dich bitten, mich als deinen Klienten aufzunehmen.<


    begann Modestus ersteinmal langsam um ruhig. Er wollte den Senator nicht überrumpeln und mit vielen Details überfahren, weshalb er nach der Bitte ersteinmal schwieg. Er wusste nicht ob es Macer bekannt war, dass er früher der Klient von Florus gewesen war, doch zur Not würde er es gleich selbst ansprechen. Dass ein Klient seinem Patron fest vertrauen konnte, war nach der Meinung von Modestus glundlegend. Daher sah er auch keinen Sinn darin Macer irgendetwas zu verheimlichen. Angespannt wartete er auf die erste Reaktion des Purgitiers.

  • "Eben um dieses Glück werdet ihr sicher von so mancher Factio beneidet", bemerkter Macer zu dem Geschenk des Kaisers. "Es wäre schade für den Rennsport, wenn daraus nichts gemacht wird."


    Dann kam der Gast von selber zu seinem eigentlichen Thema, mit dem Macer nicht unbedingt gerechnet hätte, welches aber andererseits auch kein seltenes war in seinem Haus. "Danke, dass ich da für dich offenbar in die engste Wahl komme. Dafür, dass ich gerade mal ein ehemaliger Aedil bin, bin ich offenbar recht gefragt in letzter Zeit. Es war nicht zufällig Florus, der dich mit deinem Anliegen zu mir geschickt hat?"

  • >Nun neben deinem Ädilat hattest du aber auch noch einige andere wichtige Positionen inne. Und im Senat schätzt man deine Meinung. Außerdem verstehst du es dich für deine Klienten einzusetzten.<


    meinte Modestus, um dem Senator zu verdeutlichen warum er ihn gewählt hatte und nicht um ihm zu schmeicheln. Er war erleichtert, als der Senator doch so positiv reagierte. Hoffentlich würde das anhalten.


    >Nein hat er nicht. Ich war ehemals sein Klient. Doch ich habe diese Verbindung vor geraumer Zeit beendet. Es war eine schwere aber leider überfällige Entscheidung.<


    antwortete er dem Senator auf die Frage zu Florus.


    >Ich weiß, dass dir Treue sehr wichtig ist. Ich kenne die Geschichte von dir und Titus Decimus Verus. Diese Entscheidung gegen Florus habe ich nicht leichtfertig getroffen.<

  • Wieder einmal musste Macer feststellen, dass er gesellschaftliche Dinge meistens als letzter mitbekam und Andere selbst unwichtiges viel schneller aufschnappten. Dass Annaeus Florus einen anderen, nicht völlig unbekannten Annaer aus seinem Patronat entlassen hatte, hätte er durchaus wissen sollten, fand Macer. Warum und auf welchen Wegen sich die Sachen mit Decimus Verus herumgesprochen hatte, hätten ihn außerdem auch sehr interessiert. Andererseits war der Fall für ihn seit langem erledigt und solche Fragen stellte man wohl eher nicht. Aber er brauchte wohl definitiv noch mehr aufmerksame Klienten, im sowas demnächst früher zu erfahren.


    "Was hattest du denn an Florus auszusetzen? War er kein guter Patron?" erkundigte sich Macer stattdessen. Glücklicherweise würde ihm diese Antwort sowohl etwas über seinen Gast als auch über Florus verraten, so dass Macer sich innerlich geradezu freute, in ein solches Gespräch geraten zu sein. Anmerken ließ er sich allerdings nichts.

  • >Florus mag für Ritter und Plebejer ein guter Patron sein, aber nicht für jemanden der im Ordo Senatorius ist und bald Senator werden möchte. Das Problem ist, dass er mir nicht helfen kann und im Senat für mich vorsprechen kann. Er müsste erst seinen eigenen Patron darum bemühen.
    Doch ich war auch teilweise selbst schuld daran. Ich war damals noch neu und habe einem Patronat zugestimmt, obwohl ich mir nicht sicher war was genau ich einmal werden wollte. Aber es ist nicht nur das.
    Es gibt auch andere, wenn auch nicht sehr bedeutungsvolle Kleinigkeiten, die zu dieser Entscheidung beitgetragen haben. Zum Beispiel bin ich heutzutage der Meinung, dass Patronate innerhalb einer Familie unnütz sind. Ich würde jedem meiner Verwandten unterstützen, wenn er mich um Hilfe bittet. Ohne ein Patronat. Wozu auch? Es ist immerhin die Familie.
    Aber was mich schließlich dazu bewogen hat, das Patronat zu beenden hat mit der Factio Albata zu tun. Du weißt wie wichtig mir Wagenrennen und die Factio ist und ich denke du wirst das vieleicht verstehen können. Ich bin schon länger bei den Weißen aktiv und hatte mich auch sehr für die Factio eingesetzt. Ich war zum Beispiel in Germania und organisierte die Teilnahme unserer Fahrer an einem Rennen dort. Nun wurde aber mein Verwandter Annaeus Varus von Florus zu seinem Stellvertreter gemacht. Er war vorher nicht einmal Sodalis! Florus muss in ihn ein großes Vertrauen setzten wenn er ihm so eine Stellung anvertraut. Vertrauen, das er wohl nicht in mich setzt, denn ich war schon Jahre dabei! Aber dies war wie gesagt eher der Auslöser.<


    sagte Modestus und überlegt ob er nicht etwas vergessen hatte, doch im Moment erinnerte er sich an nichts. Es fiel ihm nichts mehr ein, also wartete er wieder ab. Dann betrachtete er kurz die Pflanzen in dem Garten, um sich etwas zu beruhigen.

  • Die Ausführungen waren länger, als Macer erwartet hatte. Auch die inhaltlich angesprochenen Punkte waren nicht nur Standardantworten, musste er feststellen. Er gönnte sich einen Augenblick, sich mit diesen Punkten auseinander zu setzen, bevor er antwortete. "Was den Senat betrifft magst du Recht haben. Florus ist diesbezüglich zweifellos in einer unglücklichen Position. Als Praefectus der Classis ist er einer ein einflussreichsten Männer in Italia überhaupt und an politischem Gespür mangelt es ihm auch keineswegs. Was ihm fehlt, ist eben der Sitz im Senat. Aber gut, wir sind nicht hier um seine Zukunft zu planen." Das hätte Macer auch sicher nicht mit diesem Annaer getan, dafür kannte er ihn nun wirklich nicht gut genug.


    "Was eure Factio und deren Probleme betrifft, möchte ich euch nicht hereinreden, kann deine Verägerung nach deiner Schilderung aber nachvollziehen. In der Tat wäre so etwas keine günstige Grundlage für ein Patronat. Die Vertrauensbeziehung gilt zweifellos beidseitig." Sicherlich war dies auch Kritik an Florus, aber solange Macer nur die eine Seite kannte, war dieser Schluß durchaus zulässig. Die andere Seite würde er sich bei nächste Gelegenheit anhören.


    "Deine Einstellung zum Patronat innerhalb der Familie finde ich bemerkenswert", griff er dann auch noch den dritten Punkt auf, ohne eine weitere Bemerkung dazu zu machen. "Nun bin ich also Senator, in einer anderen Factio und einer anderen Familie und demnach sprechen die drei Gründe nicht gegen mich. Was spricht denn aus meiner Sicht für dich? Provokativ gefragt, warum sollte ich einem Mann mein Patronat anbieten, der nicht mal in der eigenen Familie und Factio Unterstützung findet?" Macer wusste, dass ihm von manchen Zeitgenossen solche provokativen Testfragen negativ ausgelegt wurden, aber gerade deswegen stellte er sie inzwischen. Er hatte schon verschiedene Antworten auf derartige Fragen gehört und war neugierig, welche nun kommen würde. Entsprechend entspannt und aufgeschlossen blickte er den Besucher daher an.

  • >So wie du es darstellst ist es nun auch wieder nicht. Nur leider ist es so, dass mir die Unterstützung eines Scribas oder eines Praefectus Vehicolorum, so sehr ich sie auch schätze, im Senat leider nicht helfen kann. Und nicht jede Familie ist im Senat vertreten.<


    antwortete Modestus empört über die Aussage des Senators, doch er beruhigte sich schnell wieder.


    >Warum solltest du mich als deinen Klienten aufnehmen? Natürlich würde ich dir als meinem Patron jede Unterstützung zukommen lassen, die ich leisten kann, und dir treu zur Seite stehen. Und mit deiner Hilfe könnte ich bald selbst Senator sein. Ich möchte mich nämlich bei den nächsten Wahlen für den Cursus Honorum für eine Quästur bewerben. Natürlich nur wenn du, für den Fall, dass du mich als Klienten aufnimmst, es auch für ratsam hällst. Außerdem bin ich recht vielseitig und manchmal sehr innovativ. Lange Zeit habe ich als Beamter gearbeit und einen sehr erfolgreichen Betrieb geleitet, bis ich in den Ordo Senatorius erhoben wurde. Auch kenne mich auch in der Religio Romana aus, da ich nach meiner Quästur etwas Zeit im Cultus Deorum verbringen will und mich schon darauf vorbereite. Neuerdings bin ich auch staatlich geprüfter Advocatus. Zwar habe ich trotz meines Militärtribunats nur grundlegende Kenntnisse vom Militär, aber als ehemaliger Legionslegat hast du sicher genügend Soldaten als Klienten. Außerdem gehe ich manchmal gerne ungewöhnliche Wege. Zum Beispiel waren bei den Vigintiviri bisher die Posten der Tresviri Capitalis und der Decemviri litibus iudicandis am beliebtesten, weshalb ich für eine andere Stelle entschloss.<


    Mehr viel ihm im Moment auch nicht ein. Was sprach schon für ihn oder für jeden anderen Mann, der einen Patron bat ihn als Klient auzunehmen? Vieleicht hatte er ja etwas vergessen. Aber wenn, dann war es bestimmt nichts wichtiges. Er konnte höchstens noch seine schlechten Eigenschaften aufzählen, aber danach hatte der Senator nicht gefragt.

  • Dass Modestus versprach, ihm jede Unterstützung zukommen zu lassen, überraschte Macer nicht besonders. Das versprachen schließlich alle und es wäre wohl auch ziemlich dumm gewesen, es nicht zu tun. Die anderen Punkte waren da schon viel interessanter für Macer. "Das ist in der Tat eine beeindruckende Aufzählung gewesen. Advocatus ist schonmal gut, schließlich kann man immer einen Anwalt mehr in seinem Bekanntenkreis gebrauchen." Zwar war es eigentlich so, dass der Patron vor Gericht als Anwalt seines Klienten aufzutreten hatte, aber da Macer selber keinen Cursus Iuris hatte, musste er eben passende Klienten haben, die dann im Bedarfdsfall zugunsten anderer Klienten einspringen konnten.


    "Auch deine anderen Fähigkeiten sind beachtlich und wie du selbst schon sagtest, recht vielseitig. Wo siehst du denn deine Schwerpunkte? Dass du in den Senat möchtest, ist klar, aber du wirst sicher wissen, dass die wenigsten Männer einfach nur Senator sind und sonst nichts. Du machst es ganz richtig, dass du mich vor deiner Kandidatur um meine Zustimmung fragst, aber gut beraten kann ich dich auch nur, wenn ich weiß, wo deine Reise hin gehen soll. Zwischen einem Priesteramt, einem Legionskommando, dem Cursus Honorum und einem Posten als Curator liegt ja nun einmal eine gewisse Spannbreite", zählte Macer einige beispielhafte Betätigungsfelder auf. Er selber hatte zwar auch schon durchaus einige davon beschritten, aber auch nicht alle.

  • >Darf ich dann davon ausgehen, dass du mich als dienen Klienten annimmst?<


    fragte Modestus hoffnungsvoll, denn die letzten Worte des Senators deuteten sehr darauf hin. Wieso sollte der Senator ihn beraten, wenn er ihn garnicht als Klienten haben wollte?


    >Nun ich sehe meinen Schwerpunkt in der Verwaltung. Ich möchte zwar nach meiner Quaestur etwas Zeit im Cultus Deorum verbringen, aber dies eher um auf diesem Gebiet etwas Erfahrung zu sammeln. Als Senator würde ich mir erstmal eine Stellung als Curator suchen. Ich bin zwar kein armer Schlucker, aber für ein Ädilat braucht man Geld. Viel Geld. Ich dachte an den Posten eines Curator operum publicorum. Ich kann zwar keinen bestandenen Cursus Architectura von der Schola Atheniensis vorweisen, allerdings auch nur weil bisher kein Cursus mehr abgehalten wurde, an dem ich hätte teilnehmen können. Später würde ich vieleicht noch gerne als Iuridiculus in eine der Provinzen gehen. Das wäre sicher eine gute Vorbereitung auf eine Prätur, die den Höhepunkt meiner Karriere darstellen soll.<


    erklärte Modestus lang und ausgiebig. Er hatte sich schon einige Gedanken über seine Karriere gemacht. Nur langsam wurde sein Mund von dem vielen Reden trocken.


    >Könnte ich etwas zu trinken bekommen?<

  • Dass der Annaer ungeduldig war und am liebsten sofort eine klare und positive Aussage gehabt hätte, überraschte Macer auch nicht, denn so etwas hatte er auch schon mehrfach erlebt. Aus der Ruhe bringen ließ er sich davon dennoch nicht, denn wenn er Patron dieses Mannes werden sollte, dann stand ihm auch das Recht zu, seine Entscheidung dann bekannt zu geben, wann er wollte. Bei der Bitte um eine Erfrischung fiel ihm die Entscheidung leicht. "Selbstverständlich", stellte er nur fest und informierte mit einer knappen Geste eine Sklavin, die nur darauf gewartet zu haben schien, sich um derartige Wünsche zu kümmern. Wenig später konnte Modestus daher einen gut gefüllten Becher in die Hand nehmen.


    "Das klingt nach einem wohlüberlegten Plan und Weitblick für deine Karriere. Ich kann das nur befürworten. Viele junge Männer sind dort weniger geschickt. Sie sehen entweder nur ein absolutes Ziel und nicht den richtigen Weg dorthin oder den Weg danach oder sie sehen all die tollen Möglichkeiten und sind nicht in der Lage, sich eine davon auszusuchen." Macer gehörte dabei mit Sicherheit nicht zu den Menschen, die eine Karriere mit schnellen Schritten verfolgten, sondern mit dem Erreichten auch mal zufrieden sein konnten, bevor die nächste Stufe in Angriff genommen wurde. Sein Gast schien ihm ähnliche Ansichten zu haben. "Eine interessante Einstellung, die Praetur als Krönung einer Laufbahn zu bezeichnen. Relaistisch, zweifellos, aber viele streben dennoch nach dem Consulat." Aber bekanntlich wäre auch Macers eigener nächster Schritt erst einmal die Praetur, zu der ihm noch der Cursus Iuris fehlte. Und das eine oder andere private Vorhaben, welches er sich als dringender vorgenommen hatte.

  • Modestus nahm den Becher froh entgegen und trank davon. Sein Hals war endlich nicht mehr so trocken, weshalb ihm die nächsten Worte auch wieder etwas leichter über die Lippen gingen.


    >Sicher streben viele Männer das Consulat an, aber mich reizt der Posten wenig. Auch als ehemaliger Prätor ist man schon eine sehr angesehene Person des öffentlichen Lebens und auch Prätoren haben Liktoren um sich. Davon abgesehen strebe ich kein Proconsulat an. Ich sehe im Moment also keinen Grund für ein Consulat. Falls ich dann im hohen Alter reich und mächtig sein sollte und Langeweile mich plagt, dann werde ich vieleicht noch einmal darüber nachdenken. Im Moment aber nicht.<


    Modestus trank noch einen Schluck von dem Wein. Hohes Alter. Er dachte dabei an fünfzigstes Lebensjahr oder die die danach folgen würden. Für ihn noch noch so weit entfernt, doch für andere wohl schon längst Vergangenheit.


    >Aber im Moment ist sowieso meine Quaestur wichtiger. Ich muss mich dort hervortun, damit mich der Augustus auch später zum Senator macht. Ich dachte daran, wie bereits andere Männer vor mir, am Bau des Ulpianums mitzuwirken. Ein wahrahft prestigeträchtiges Projekt. Und wenn ich es, so Fortuna mir so hold ist, sogar vollenden kann, dann wäre das natürlich ein beachtlicher Erfolg.<

  • Macer musste ein wenig schmunzeln, als er diese lustige Vorstellung vom Consulat präsentiert bekam. "Nun, vielleicht ist es nicht ganz verkehrt, bei diesen Ansichten erst einmal vom Consulat Abstand zu nehmen. Ich möchte doch schwer hoffen, dass unsere derzeitigen Consulen dieses Amt nicht nur bekleiden, um sich die Langeweile des fortgeschrittenen Alters zu vertreiben."


    Auch Macer hatte sich einen Becher reichen lassen, aus dem er nun einen Schluck nahm. "Nun, beim Ziel der Quaestur werde ich dich gerne unterstützen. Du darfst mich ab sofort als deinen Patron betrachten, so wie ich dich ab sofort als meinen Klienten erachte. Mit allen sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten. Kennst du Flavius Aquilius?"

  • Modestus schmunzelte ebenfalls ob des gelungenen Scherzes.


    >Ich danke dir, Patron.<


    sagte Modestus sehr erfreut darüber, dass der Senator ihn als seinen Klienten angenommen hatte. Er lächelte freundlich, doch als er zu einem anderen wichtigen Thema kam, das er gleich mit seinem neuen Patron besprechen musste, wurde er wieder ernst.


    >Wegen der Wahl würde ich dir gerne noch etwas erzählen. Bei meiner letzten Kandidatur verkündete der Senator Octavius Detritus, dass er eine Klage gegen mich beim Procurator a cognitionibus eingereicht hätte. Es handelte sich dabei um einen unwichtigen Verstoß gegen das Lex Mercatus. Deswegen wollten gewisse Senatoren mich bereits von der Wahl ausstoßen. Du erinnerst dich vieleicht noch.<


    Modestus machte eine kurze Pause, damit der Senator nachdenken konnte, falls er es musste.


    >Ich habe mich deshalb bereits mit dem damaligen Praetor Tiberius Durus und dem Procurator a cognitionibus unterhalten. Tiberius Durus versicherte mir, dass ich keine Strafe fürchten müsse, da der Fall sowieso schon verjährt sei. Sogar schon bevor Detritus seine Anklage zu Papyrus brachte. Der Procurator Decimus Matticus bestätigte mir dies und meinte, dass er den Fall sowieso eingestellt hatte, da dies in den Aufgabenbereich der damaligen Ädilen fallen würde.<


    Nach seinem kurzen Bericht über seine gewonnen Erkenntnisse, erklärte er dem Senator warum er die Sache überhaupt erwähnte. Er hatte über diese Sache schon einige Zeit nachgedacht und fand es durchaus wahrscheinlich, dass irgendein Senator diese Sache wieder ausgraben könnte.


    >Das wollte ich dir nur davon unterrichten, denn es könnte sehr gut sein, dass der Octavier, der wohl einen Groll gegen mich hegt, oder ein anderer Senator diese Sache wieder aufgreift.<


    Er atmetete tief durch und trank einen weiteren Schluck von dem Wein.


    >Ja, ich kenne Flavius Aquilius. Er war im gleichen Jahr wie ich Vigintivir. Außerdem haben wir einen gemeinsamen Bekannten. Wieso fragst du?<

  • Ein wenig verärgert blickte Macer nun doch, wobei nicht klar war, ob er sich über seinen neuen Klienten oder sich selber ärgerte. Offenbar hatte sich doch noch nicht allzu weit herumgesprochen, dass er kein sonderlich gutes Gedächtnis hatte und diese Angelegenheit ihm daher nicht präsent gewesen war. "Das wäre natürlich gut gewesen, sofort zu erwähnen", stellte er daher fest. "Mein Gedächtnis ist nicht so wahnsinnig gut, musst du wissen, Zumindest was solche Dinge angeht. Aber wenn du mit einigen juristischen Experten gesprochen hast, soll das an meiner Entscheidung nichts ändern. Octavius Detritus habe ich auch schon länger nicht mehr gesehen. Vielleicht sagt er also auch gar nichts."


    Damit war das Thema für Macer erledigt. Er gehörte nicht zu der Sorte von Politiker, die sich über Dinge gedanken machten, die gar nicht passiert waren. "Flavius Aquilius ist auch mein Klient und wird ebenfalls zum Quaestor kandidieren", beantwortete er die folgende Frage. "Ich erwarte, dass du dich mit ihm absprichst, so dass ihr euch bei euren Vorstellungen und Wünschen für eine genaue Ausgestaltung der Quaestur keine unnötige Konkurrenz macht."

  • Modestus sah leichte Verärgerung im Gesicht seines neuen Patrons. Er war etwas verblüfft, denn er hatte damit gerechnet, dass diese Sache noch allgemein bekannt war. Es freute ihn, dass es vieleicht nicht so war und reute ihn, da er Senator nun womöglich von ihm dachte, dass er ihm etwas verschwiegen hatte.


    >Selbstverständlich. Ich werde mich mit ihm absprechen, Patron. Gibt es sonst noch etwas? Wenn nicht würde ich mich wieder auf den Weg machen.<

  • "Nein, vorerst nicht", stellte Macer nach einer kurzen Denkpause fest. "Wir sehen uns dann ja spätestens wieder im Senat, wenn du dich dort als Kandidat vorstellst. Ansonsten wirst du es schon schnell genug mitbekommen, wenn ich ein Anliegen habe."


    Langsam führte der Weg der Männer wieder in das Innere der Casa und hindurch durch das Atrium in Richtung Haustür.

  • >Dann danke ich dir für deine Zeit und dein Patronat.<


    sagte Modestus und bedankte sich noch einmal. Dann folgte er dem Senator wieder zur Tür. Währenddessen reichte er auch seinen nun fast leeren Becher wieder der Sklavin, die ihn ihm vorhin gereicht hatte.


    >Ich wünsche dir noch einen schönen Tag, Patron. Vale.<


    Nach seiner Verabschiedung verlies er die Casas um einige Sorgen erleichtert und ging mit seinem Sklaven zurück zu seiner Casa.

  • Mit einem durchaus zufriedenen Gesichtsausdruck, als wenn er sich über den neuen Klient freuen würde, kehrte Macer von der Tür wieder ins Atrium zurück und ging dann in sein Arbeitszimmer. Ein paar Notizen waren nach solchen Gesprächen immer gut, um sich für zukünftige Begegnungen vorbereiten zu können.

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