• Ich vernahm die Skepsis in der Stimme meines Gegenübers und antwortete dann wahrheitsgemäß, das war ich jenem Mann der mich empfangen hatte schuldig.



    "Ich kam nach Rom um meinem Leben eine entscheidende Wende zu geben, weg von der Unstetigkeit des Reisenden, hin zur inneren Ruhe des Sesshaften. Ich wusste und weiß sehr wohl um meine Stärken und Eignungen, von daher war mir stets bewusst das ich mich als Schreiber andienen möchte. In der Frage ob ich dies in der öffentlichen Verwaltung tue oder in privater Natur half mir ein Besuch im Tempel des Vertumnus - des Gottes des Wandels."


    Ich mache eine kurze Pause, zu oft schon wurde meine tief empfundene Spiritualität als veraltet und sinnlos erachtet.


    "Im Zuge meines Aufenthalts im Tempel wurde mir durch die Priester des Vertumnus beschieden, das mein Weg nicht in die Verwaltung führt, sondern in den privaten Bereich. Man weissagte mir das ich den Tempel verlassen solle und an jener Pforte klopfen solle die mir als die Richtige erschien. Ich wanderte einige Stunden durch die Straßen der Stadt bis ich dann vor Eurer Pforte stand und in diesem Moment überkam mich dieses Gefühl hier richtig zu sein.


    Ich weiß sehr wohl um Euren ausgezeichneten Leumund und Eure Stellung, jedoch empfand ich dieses spirituelle Erlebnis als ausschlaggebend hierfür an Eurer Pforte zu klopfen und Euch allen übrigen möglichen Dienstherren vorzuziehen.


    Ich hoffe Ihr verzeiht mir diese Offenheit und vergebt mir falls ich Euch aus meinem tiefen Glauben heraus zur Last gefallen bin. Doch ich bin aus tiefstem Herzen heraus davon überzeugt, dass das Schicksal mich an Eure Pforte führte um mich in Eure Dienste zu stellen um Euch nach meinen Kräften zu unterstützen und so den erhofften Wandel in meinem Leben zu vollziehen."


    Als ich endete konnte ich aus der Mimik meines Gesprächspartners nicht ablesen ob dieser meine Ausführungen schätzte, oder ob er mich nicht alsgleich davon jagen würde.

  • Philogena hatte ihren Becher weggestellt was wohl auch das Beste gewesen war, wahrscheinlich wäre er ihr ansonsten aus den Händen gefallen. Aufrecht lag sie nun halb auf der Cline und blickte zwischen den beiden Männern hin und her. Es kam ihr schon die ganze Zeit so vor als hätten die beiden miteinander etwas ausgehackt und viel schneller als ihr lieb war erfuhr sie auch den Grund.
    Ihre Gedanken überschlugen sich eine ganze Weile und sie wusste nicht was sie sagen sollte. Das war eine Nachricht die einschlug wie eine Bombe, wenn sie gewusst hätte was eine Bombe war. Die Röte wich nicht aus ihrem Gesicht, nein sie nahm noch ein klein wenig zu und etwas war in ihren Augen, was man aber nur sehr schwer beschreiben konnte. Beide begannen sie zu reden und jeder sagte das gleiche nur mit anderen Worten.
    Wie hatte sie nur so naiv sein können und das alles so falsch verstehen können? Es war ihr ja schon regelrecht peinlich, dass dem so war. Einen Augenblick lang gingen ihre Gedanken schuldbewusst zu Valerian, denn er hatte bei ihrem letzten Treffen gesagt er würde eines Tages an der Türe klopfen und um ihre Hand anhalten. Heute war ein solcher Tag, aber es war nicht Valerian sondern Crassus, ein Mann den sie sehr interessant fand, schon bei ihrem ersten Treffen hätte sie sich gerne noch viel mehr mit ihm unterhalten. Sie fragte sich was sie getan hatte, dass er sie zur Frau haben wollte, mit ihr einen gemeinsamen Weg gehen wollte.


    Sie spürte wie ihr Herz hart gegen ihre Brust schlug und wie die Wärme durch ihren Körper ströhmte. Vorsichtig hob sie ihren Blick und sah einen Moment Macer und dann Crassus an. Wieder einen Moment später zeigte sich ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen welches an Verlegenheit nicht mehr zu übertreffen war. Was sollte sie denn nun sagen? Oder was erwartete man denn von ihr? Für sie war es schon eine beschlossene Sache, denn sie wusste, dass es der Wunsch von ihrem Cousin war, dass sie diesen Weg ging und sie würde niemals nein dazu sagen. Sie mochte zwar ein Vetorecht haben und für sich selber entscheiden, aber sie wurde so erzogen, dass sie auf das Wort eines Mannes und vor allem eines Familienoberhauptes hörte.


    „Den…..Eindruck kann ich nur zurück geben,“ sagte sie leise und etwas zögerlich. „Ich bin…..etwas…überrascht,“ meinte sie und lächelte mit leuchtenden Augen verlegen. „Ich würde mich wirklich freuen meine Zukunft in deine Hände zu legen,“ sagte sie leise und blickte Crassus dann an um kurz darauf ihren Cousin anzusehen. Er hatte es die ganze Zeit gewusst und ihr einfach nichts gesagt. Sie hätte sich nicht so zum Affen gemacht und alles missverstanden wenn er ein Wort gesagt hätte. Dennoch war ihr Blick ihrem Cousin liebevoll wie immer und schnell blickte sie wieder verlegen auf ihre Hände die dicht bei ihr lagen. Nein mit einer solchen Wendung hatte sie bestimmt nicht gerechnet. Ihr Herz schien nicht mehr normal schlagen zu wollen und sie spürte ein seltsames warmes Gefühl in sich. „Ihr habt das schon bei eurem letzten Treffen beschlossen?“ fragte sie dann beide. „Und mich die ganze Zeit im Ungewissen gelassen?“ stellte sie dann weiter eine Frage, allerdings ohne Gram in ihrer Stimme, viel mehr lag nun ein Lächeln in ihr und das Lächeln war auch auf ihren Lippen zu sehen. Sie hatten beide Recht es musste ein Wink der Götter gewesen sein, irgendwie.

  • Einen kurzen Augenblick spielte Macer mit dem Gedanken, die Frage seiner Cousine mit einem knappen, schelmischen Ja zu beantworten. Dann aber dachte er sich, dass der Abend schon genug Späße zu ihren Lasten vereit gehalten hatte, zumindest für den Augenblick. "Wir haben lange darüber gesprochen", sagte er daher. "Bevor ich bei Crassus war, wusste ich ja selber nichts davon. In dem Brief stand tatsächlich nicht mehr drin, als ich dir gezeigt hatte. Da musste ich mich selber erst einmal überaschen lassen. Und Ich wollte es dir nicht sagen, ohne dass Crassus dabei ist. Immerhin geht es um ihn und nicht um mich." Außerdem wäre eine knappe Mitteilung im Arbeitszimmer kaum der passende Rahmen, gewesen, fand Macer. Da war es hier im Triclinium viel gemütlicher. Wie zur Bestätigung, griff er auch selber wieder zu den aufgetischten Speisen, damit sie nicht alt wurden.

  • Zitat

    Original von Tiberius Octavius Narcissus


    Erneut hörte Macer aufmerksam zu und ließ den Mann in Ruhe ausreden. Dabei dachte er darüber nach, ob der Priester des Vertumnus-Tempels in irgendeiner wichtigen Beziehung zu ihm selber stand, dass dieser ihm einen Schreiber beschaffen wollte. Ihm fiel aber nichts passendes ein.


    "Nun, ich muss zugeben, dass ich schon überzeugendere Bewerbungen gehört habe. Selbst Rekruten bei der Armee, von denen es bekanntlich jeden Tag eine Menge gibt und von denen man nichts anderes erwartet als Gesundheit und Straffreiheit, wissen meistens überzeugenderes vorzutragen als eine Weissagung und ein Gefühl, das sie überkam." Macer war zwar weit davon entfernt, viel Zeit seines Lebens im Rekrutierungsbüro der Armee verbracht zu haben, aber als Leiter der Academia Militaris interessierten ihn die typischen Beweggründe natürlich schon.


    "Du stammst also von irgendwo her, hast keine Verwandten in Rom oder zumindest keine, die es sich zu nennen lohnt, hast im Tempel mit einem Priester gesprochen dessen Namen du nicht kennst oder für unwichtig hältst, weiß aber gleichzeitig alles nötige über mich, meinen Leumund und meine Stellung", fasste Macer den Vortrag dann zusammen und machte keinen Hehl daraus, dass er das für reichlich unglaubwürdig und widersprüchlich hielt.

  • Crassus beobachte Philogenas Reaktion nach Macers und seiner Konkretisierung genaustens - schließlich ging es ja auch um seine Zukunft, da war es wohl angebracht, dass man ein wenig aufgeregt und neugierig war. Und Philogena, so schien es, wollte diese Aufregung noch etwas anhalten lassen. Denn es kehrte für einige Momente eine Stille ein, in der Philogena ganz offenbar und verständlicherweise, die Worte erst einmal in ihrer Tragweite richtig einschätzen musste. Erst nach einer kurzen Weile - Crassus kam es vor wie Stunden - zeigte sich eine erste Reaktion: ein verlegenes Lächeln, das auf ihren geröteten Kopf trat. Und dann, endlich, öffnete sie wieder ihren Mund und es kamen einige Worte heraus. Nur leise und die Verlegenheit meinte Crassus noch gut heraushören zu können, aber dafür würde sie nun sagen, was sie davon hielt.
    "Ich würde mich wirklich freuen meine Zukunft in deine Hände zu legen" hallte es in Crassus Kopf nach. Er brauchte einige Momente bis er die Aussage der Worte verstanden hatte und erst dann trat ein breites, glückliches Lächeln auf seine Lippen. Ein Lächeln, das er wohl seit seiner Ernennung zum Praefectus Praetorio nicht mehr auf den Lippen gehabt hat - wenn er so ein glückliches Lächeln überhaupt bislang getragen hat.


    Ja, das stimmt. pflichtete Crassus Macer bei auch ihn habe ich wie dich, Philogena, mit diesem Anliegen überrascht oder zumindest habe ich es versucht. plauderte Crassus recht gelassen drauf los, nachdem die Anspannung endlich von ihm gefallen war. Wie es mir scheint ist mir das bei beiden von euch gelungen. Aber anders wäre es auch kaum möglich gewesen. Denn ich halte es für unpassend so eine Sache mit so einer Tragweite in einem unpersönlichen Brief zu klären. Ich hoffe doch ihr nehmt mir das nicht zu übel... fügte er noch mit einem Zwinkern hinzu und nahm dann einen Schluck aus seinem Weinbecher.

  • Philogena fand, dass es mittlerweile schrecklich warm hier im Speisezimmer geworden war, es war fast nicht mehr zum aushalten und sehr gerne wäre sie einfach nach draußen in den Hortus gegangen um sich ein wenig abzukühlen. Das waren nun wirklich Neuigkeiten die erst einmal verdaut werden mussten. Sie hatte zugestimmt die Frau von Crassus zu werden. Etwas womit sie niemals im Leben gerechnet hätte, aber es war wahr geworden und das war alles noch so ungreifbar irgendwie.
    Wie in Trance griff sie nach ihrem Becher, der zum Glück von einem Sklaven wieder aufgefüllt worden war und trank einen Schluck. Ihrem Cousin würde sie später auf jeden Fall noch den Kopf waschen das stand fest, so einfach kam er ihr nicht davon und wenn sie ihn wirklich buchstäblich mit dem Kopf ins Wasser stumpen musste. Wie hieß es so schön, Rache war süß und ihre liebevolle Rache würde zuckersüß werden.


    Verlegen schaute sie ihren Cousin an und nickte. Natürlich war es schon verständlich, dass er das alles zusammen mit Crassus und ihr besprechen wollte, aber sie kam sich dennoch sehr überrumpelt vor, doch Macer würde in ihren Augen lesen können, dass sie sich trotz allem freute und aufgeregt war. Es dauerte sicher noch ein Paar Tage bis sie verstand was heute geschehen war, aber dann wäre sie sicher aus dem Häusschen.


    „Nein ich nehme es dir nicht übel“ beantwortete sie erst einmal Crassus Frage und schaute dann ihren Cousin wieder an „Und auch Macer nehme ich es nicht übel,“ sagte sie, wobei ihr Lächeln eine kleine freche Note bekam, was vermuten ließ, dass diese Sache so einfach nicht beendet sein würde. „Ich freue mich darüber,“ begann sie leise und drehte den Becher in ihrer Hand ein wenig während sie Crassus anblickte, „Vor allem aber freue ich mich darüber, dass ich einen solchen Eindruck hinterlassen habe als wir uns trafen,“ meinte sie schmunzeln. „Wie wird es nun weiter gehen?“ Philogena musste sich eingestehen, dass sie deswegen keine Ahnung hatte. Es fiel ihr ja immer noch schwer überhaupt zu glauben was hier gerade geschah.

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Der Hausverwalter führte den Gast zum gewünschten Platz, was nicht weiter schwer war, denn schließlich standen sie schon im Atrium.


    Es dauerte eine ganze Zeit, bis zuerst der Bote wieder eintraf und ankündigte dass der Hausherr bald kommen würde und dann nochmal eine Weile, bis Macer tatsächlich seinen Fuß über die Schwelle des Atriums setzte. "Salve, Aurelius Avianus", begrüßte er den Klienten. "Man musste mich erst aus einer Brunnenstube holen, die ich inspiziert hatte. Was kann ich für dich tun?" Seine einladende geste deutete in Richtung Tablinum, für den Fall, dass das Gespräch länger dauern sollte.



    Avianus erhob sich, als er seinen Patronen erblickte und lächelte ihn freundlich an. "Salve, Patronus. Bitte entschuldige, dass ich dich in deiner Arbeit störe. Es geht mir um etwas Wichtiges.", erklärte er und setzte sich langsamen Ganges in Bewegung, Richtung Tablinium.
    "Du wirst wissen, dass ich nach dieser Amtzeit eine Wahlperiode aussetzen muss. Es wäre mir kein angenehmer Gedanke, nun auf einmal einfach dazusitzen, weshalb ich mir Gedanken über ein senatorisches Tribunat gemacht habe. Kannst du mir dabei Rat geben?".

  • Macer hörte zu, während sie das Tablinum erreichten und dort Platz nahmen. "Mein Rat in dieser Angelegenheit wird dich nicht überraschen: Tu' es!", war dann seine knappe Antwort. "Ich nehme an dass dir bekannt ist, dass du als Patrizier nicht verpflichtet bist, ein solches Tribunat abzuleisten. Umso erfreulicher ist es, dass du es dennoch tun möchtest. Ich werde mich daher gerne dafür einsetzen, dass du zeitnah ein Tribunat antreten kannst."

  • Endlich erreichten sie das Tablinium und somit bot sich auch die Möglichkeit, Platz zu nehmen. Diese nutzte Avianus aus und setzte sich seinerseits entspannt hin. Er lachte milde auf den Rat seines Patronen. "Es überrascht mich in der Tat nicht, bei deinem Werdegang. Wenn ich anmerken darf...". Auf das Angebot, sich für den jungen Aurelier einzusetzen, nickte dieser bestimmt. "Sehr gerne, Macer. Das würde ich zu schätzen wissen.".

  • Macer griff zu einer Wachstafel auf dem Tisch und machte sich eine Notiz. "Gut. Dann will ich schauen, was ich für dich erreichen kann." Er dachte einen Augenblick nach. "Es kann sicher nicht schaden, wenn du als Vorbereitung einen Kurs an der Academia Militaris ablegst", schlug er dann vor.

  • Nach dem Gespräch mit Corvinus über eine mögliche Kandidatur waren einige Tage ins Land gegangen, bevor Orestes sich aufgemacht hatte, die Wahlkampfmaschinerie ins Laufen zu bringen. Leider war er Avianus nicht über den Weg gelaufen, um mit ihm über sein Vigintivirat und Purgitius Macer zu sprechen, aber dennoch hatte er beschlossen beim Purgitier zu beginnen. Also kam er an diesem Tag zur Porta des Hauses des Purgitiers und hoffte schnell vorgelassen zu werden. Den Ianitor ansprechend sagte er:


    "Salve, ich bin Manius Aurelius Orestes. Ich würde gern mit dem Senator Purgitius Macer sprechen."

  • Ein kleiner Junge, der sich offenbar ein paar Münzen damit verdiente, gab einen versiegelten Brief für Purgitia Philogena ab.



    Ad
    Purgitia Philogena
    Casa Purgitia
    Roma



    Salve Philogena,


    wie sehr habe ich mich über Deine Zeilen gefreut! Sehr gerne würde ich mich an einem meiner freien Tage mit Dir treffen. Wie wäre es mit übermorgen? Wieder an unserem Baum, sehr gerne.


    Ich hoffe, Du hast keinen Ärger bekommen wegen der Geschehnisse während unsers letzten Treffens? Es nagt wirklich sehr an meinem Gewissen. Nicht, dass ich irgendetwas bereuen würde. Du weißt, was ich für Dich empfinde und so waren diese Momente für mich – und hoffentlich für Dich auch – Momente höchsten Glücks. Doch ich fürchte einfach, Dich damit in Schwierigkeiten gebracht zu haben.


    Hoffentlich sind die Dinge, die Du dem Brief nicht anvertrauen mochtest, keine schlimmen Dinge. So bin ich denn nun voller Ungeduld bis zu unserem Treffen und freue mich darauf, Dich endlich einmal wiederzusehen.


    Mögen die Götter Dich stets beschützen.


    Bis übermorgen


    Vale,
    Valerian


    Roma, ANTE DIEM VIII KAL FEB DCCCLIX A.U.C. (25.1.2009/106 n.Chr.)

  • Zitat

    Original von Manius Aurelius Orestes
    "Salve, ich bin Manius Aurelius Orestes. Ich würde gern mit dem Senator Purgitius Macer sprechen."


    Der Türhüter sah den Mann einen Augenblick kritisch an, da er ihn nicht kannte und ihm nicht bewusst war, dass er schon einmal erwähnt wurde. Dann ließ er ihn aber eintreten, da der Senator zu Hause war.


    Drinnen kümmerte sich zunächst der Verwalter um den Besucher. "Salve. Der Senator ist gerade noch im Gespräch mit einem anderen Besucher, aber er wird sicher gleich Zeit für dich haben. Möchtest du etwas trinken? Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit du den Senator sprechen möchtest?"

  • Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Drinnen kümmerte sich zunächst der Verwalter um den Besucher. "Salve. Der Senator ist gerade noch im Gespräch mit einem anderen Besucher, aber er wird sicher gleich Zeit für dich haben. Möchtest du etwas trinken? Darf ich fragen, in welcher Angelegenheit du den Senator sprechen möchtest?"


    Orestes war erfreut eingelassen zu werden. Schließlich hatte er nicht viel erwähnt, was dies gerechtfertigt hätte. Vielleicht war es aber doch gut gewesen, dass er sich in eine gute Toga geworfen hatte und sich um ein sehr gepflegtes Aussehen bemüht hatte. "Einen stark verdünnten Becher Wein würde ich nicht ablehnen.", sagte er etwas kompliziert, fuhr aber sofort darauf direkter weiter: "Ich möchte mich bei den nächsten Wahlen um ein Vigintivirenamt bemühen, und wollte den Senator um seine Unterstützung bitten."

  • Der Verwalter nickte wissend, denn über den beginnenden Wahlkampf war man auch in der Casa Purgitia informiert. Wenig später servierte eine Sklavin den gewünschten Wein und noch ein wenig später wurde Aurelius Orestes in das Tablinum des Hausherrn gebeten.


    "Salve, Aurelius Orestes", grüßte Macer den Besucher freundlich. "Wir haben uns kürzlich schon einmal bei Tiberius Durus im Haus gesehen, nicht wahr?", erkundigte er sich dann. Natürlich hätte er dies nie im Leben tatsächlich selber im Kopf behalten, aber dafür hatte er ja seinen Verwalter, der Gästelisten, Besuche und sonstige wichtige Treffen notierte oder größtenteils auch einfach so im Kopf behielt und seinen Herrn bei ausreichender Vorwarnzeit entsprechend informieren konnte.

  • Es dauerte nicht lange da kam auch schon der Wein, und nur wenig später auch der Hausherr, der Orestes auf die Begebenheit ansprach, wo sie sich schon einmal gesehen hatten. Der purgitische Senator musste einen guten Nomenclator haben, wenn er ihn jetzt - einige Monate nach der Cena bei den Tiberiern, noch vor deren Hausbrand - auf eben dieses Treffen ansprach. "Das ist richtig, Senator! Wir haben uns dort bei einer guten Cena getroffen, du warst damals in Begleitung einer durchaus wunderschönen Verwandten von Dir dort." Er beschloss nun rasch zur Sache zu kommen, da er davon ausging das Purgitius Macer - ein Mann des Militärs, wie er wusste - nicht auf zu langen Smalltalk versessen war. "Doch ich komme, wie Du Dir denken kannst, in anderer Sache. Lass es mich kurz machen. Ich gedenke an den nächsten Wahlen als Vigintivir zu kandidieren. Und wollte Dich um Deine Unterstützung bitten."

  • Macer verzog das Gesicht zu einem leichten Grinsen, als Aurelius Orestes die Schönheit Philogenas erwähnte und das Grinsen wurde noch ein wenig breiter, als er gleich anfügte, nicht deswegen gekommen zu sein. "Wärst du wegen ihr hier, wärst du auch zu spät", warf er daher ein. "Aber es wird sie sicher freuen, dass sie diesen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hat."


    Dann kamen sie jedoch rasch auf den Wahlkampf zu sprechen, was Macer durchaus Recht war. "Nun, du wirst zweifellos nicht der einzige Kandidat für dieses Amt sein. Wieso sollte ich dich unterstützen und nicht einen anderen?" Macer stellte die Frage so neutral wie möglich und machte ein neugieriges Gesicht.

  • Das Grinsen des Purgitiers deutete Orestes mal als positiv, wenigstens war so die Unterhaltung nicht allzuernst. Dann kam die erwartete Frage, warum er gerade ihn unterstützen sollte. Nun, große Erfahrungen habe ich natürlich noch nicht viele gemacht. Aber das ist bei einem Kandidaten für ein Vigintivirat ja nicht außergewöhnlich, sondern eher der Normalfall. Ich könnte als erstes natürlich eine Menge an Verwandschaft vorweisen, die auch wenn sicherlich ein Name heute nicht mehr viel heißen muss, in den letzten Jahren doch durch ihre gute Arbeit gerade auch im cursus aufgefallen sein sollte. So unter anderem Dein Klient Avianus. Weiters könnte ich vorweisen, dass ich ein guter Römer bin, dass ich den Göttern und dem römischen Imperium treu war und ihnen nun im cursus honorum zu dienen wünsche. Doch dieses oder ähnliches wird nun auch wieder jeder vorzuweisen haben. Doch, wenn auch nur anfanghaft, so habe ich dies aber auch schon an einer wichtigen Stelle zu zeigen versucht: als Priester im Tempel des kapitolinischen Iuppiter. Das ist zwar nicht besonders viel aber auch nicht wenig, weil wir ja alle um die Wichtigkeit der pax deorum für das Imperium wissen."

  • Die Ausführungen des Bewerbers fielen aus Macers Sicht äußerst erfreulich aus. "Dafür, dass du noch am Anfang stehst, ist das doch schon ein ordentliches Bild", lobte er daher. "Deine Bescheidenheit und deinen Realismus bezüglich deiner eigenen lage und deiner Möglichkeiten solltest du dir unbedingt erhalten. Nicht wenige Kandidaten kommen mit hohen Zielen und glauben, schon alles mögliche vorweisen zu können. Dabei sind sie häufig auch nicht weiter als du."


    Nach dieser allgemeinen Antwort hatte er aber dennoch weitere Fragen. "Avianus erwähntest du. In welcher verwandtschaftlichen Beziehung stehst du zu ihm? Und zu Aurelius Corvinus?"

  • "Ich danke Dir für Deine ermutigenden Worte.", sagte Orestes bescheiden. Die Nachfrage nach den genauen Familienverhältnissen hatte er nicht erwartet, so dass er einen kurzen Moment nachdenken musste. "Corvinus ist mein Vetter zweiten Grades, während Avianus mein Neffe dritten Grades ist. Das heißt mein Großvater der Senator Aurelius Crassus, über den ich auch den Ordo habe, war der Bruder von Corvinus Groß- und Avianus Urgroßvater."

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