Rundgang des Legaten

  • "Es gibt zwei Möglichkeiten, Baldemar. Entweder ich kann Dir nicht trauen, dann frage ich mich aber, warum Du noch bei uns bist, denn Gelegenheiten, Dich mit Deiner Frau abzusetzen, gab es. Oder aber ich kann Dir trauen, so wie meine Frau es aus unerfindlichen Gründen tut. In dem Fall habe ich ein Interesse daran, aus Dir einen noch besseren Krieger zu machen, als Du schon bist. Denn die Sicherheit meiner Frau, und glaube mir, es liegt mir sehr viel an ihr, liegt in Deinen Händen." Auch Ursus ließ seinen Blick über die Soldaten schweifen. "Trainiert miteinander, lernt voneinander. Und wenn ihr das getan habt, werde ich die Männer hier gut genug kennen, um unter ihnen für euch Trainingspartner zu finden, die euch noch mehr lehren können." Im Grunde war Ursus sehr praktisch veranlagt. Wollte Baldemar ihn töten, konnte er das auch jetzt schon tun, eine weitere Ausbildung richtete keinen Schaden an. Erwies sich Baldemar aber als treu und zuverlässig, wenn auch auf eine raue und ungeschliffene Art, dann konnte eine weitere Ausbildung ausgesprochen nützlich sein.

  • Mit ernster Mine nickte Baldemar. Ja, zwei Möglichkeiten. Was sollte er schon erwidern? Der Germane neigte nicht dazu übertrieben folgsam zu sein. Etwas anderes würde kaum Wirkung erzielen. Nicht so wie er von Ursus dachte. Noch dachte.
    Voneinander lernen? Sicher nur in Kampfesfertigkeiten. Aber da konnte es interessant werden. Die Aussicht auf weitere Trainingspartner war nicht unangenehm. Abschätzend sah Baldemar zu Ursus. Noch immer viel es ihm schwer ihn zu verstehen oder gar zu vertrauen. Ich werde ihr Leben mit dem meinen schützen. Ernst klang dies. Für Baldemar gab es keine Frage. Gleich wie er sich benahm, oder was er dachte. Der Germane wusste genau, das es Frija und ihm auch wesentlich schlechter gehen konnte. Er mochte dieses Leben nicht. Er hasste es. Aber er würde es auch verteidigen.

  • Jeder andere hätte Ursus nun wortreich versichert, daß er ihm vertrauen konnte. Nicht so Baldemar. Wirklich erwartet hatte Ursus es auch nicht. Aber auch nicht, daß der Germane ganz trocken zustimmte und beide Möglichkeiten einfach offen ließ. Was sollte er nun davon halten? Dieser Mann war ihm ein Rätsel. Wie kam es, daß Septima so gut mit ihm auskam? Anscheinend traf sie bei Baldemar irgendwie den richtigen Ton.


    Die nächste Äußerung war wieder von der Art, wie sie Ursus gar nicht erwartete. So trocken, so schlicht und hörbar ehrlich gemeint. Ich werde ihr Leben mit dem meinen schützen. Das war nicht nur so dahin gesagt. Und veranlaßte Ursus, Baldemar prüfend zu mustern. "Warum? Warum würdest Du Dein Leben für sie geben?"

  • Hörbar atmete Baldemar aus. Die Augen verdrehten sich nur leicht. Denn er verstand durchaus die Nachfrage. Auch wenn sie ihn störte. Zuerst musste der Germane den Römer fixieren. Wie hätte er es erklären sollen? Seine Schultern zuckten. Aber nach einer Pause sprach er doch noch.
    Frija und mir geht es gut bei Ihr. Ein Schnalzen und ein Grummeln. Bei euch. Schließlich war Ursus nun Septimas Mann.
    Ich bin nicht dumm. Ich sehe wie es anderen geht, U. Er hatte es angefangen und schluckte den Rest bitter hinunter. Dominus Ursus. Es kam mehr widerwillig als ehrlich. Die Anspannung nahm wieder zu.

  • Tatsächlich, Baldemar sprach ihn korrekt und respektvoll an. Ein weiterer Fortschritt, auch wenn der Widerwille deutlich herauszuhören war. Wenn er den Rest des Gespräches nicht verdarb, konnte man schon jetzt von einem Erfolg sprechen. Dem fixierenden Blick, der eigentlich völlig unangemessen für einen Sklaven war, hielt Ursus wortlos und ruhig stand. "Meine Einstellung ist sehr einfach, Baldemar. Wer gute Arbeit leistet, der soll auch gut leben und belohnt werden." Er ließ den zweiten Teil, nämlich was geschah, wenn jemand nicht gut arbeitete, weg. "Außerdem möchte ich mich in meinem Haus sicher fühlen. Auch meine Familie möchte ich in Sicherheit wissen. Mit jemandem unter einem Dach zu leben, der mich haßt, wäre meinem Gefühl von Sicherheit ausgesprochen abträglich."

  • Sauer schmeckte es in seinem Mund. Ursus hielt dem Blick stand. Was Baldemar durchaus gefiel. Allerdings ärgerte er sich noch immer über die Anrede die er hatte aussprechen müssen. Ruhig hörte er zu. Gute Arbeit sollte belohnt werden? Gut Leben? Die Zähne bissen aufeinander. Der bittere Beigeschmack war da. Auch wenn er zugeben musste, das die Worte ehrlich klangen. Über Strafe dachte Baldemar nicht nach. Aber er wog einiges ab.
    Eine Frage blieb. Was war gute Arbeit? Auf dem Boden kriechen und sich aufgeben? Es ging um Sicherheit. Verständlicherweise. Von mir hast du nichts zu befürchten. Der Germane sprach ernst. Die eine Frage blieb. Genau beobachtete er Ursus. Gute Arbeit, ja? Die Mundwinkel zuckten. Schlechte Arbeit kann man mir kaum vorwerfen. Ein Grinsen. Prüfende Augen. Baldemar war sich nicht sicher, was er denken sollte. Aber er ließ sich auf den Moment ein.
    Ich krieche nur weniger. Und er vermied zunehmend jede Anrede. Langsam vermutete er, das er sich mehr gegen Ursus wehrte als gegen Septima.

  • Ursus konnte selbst nicht sagen, warum er Baldemar glaubte. Schließlich kannte er den Mann nicht und auf sein Gefühl konnte man sich schließlich nicht immer verlassen. Aber dennoch. Ursus glaubte in Baldemar einen Mann zu erkennen, der eher sterben, als sich verstellen würde. Vielleicht war er ungehobelt und in vieler Hinsicht unverschämt. Aber unehrlich oder gar hinterhältig war der Germane nicht. "Kriechen? Ich habe noch nie von einem Menschen verlangt, zu kriechen. Frage Cimon, der sich in der ersten Zeit bei mir ständig auf die Knie fallen lassen wollte, weil sein früherer Herr Freude an Erniedrigungen hatte. Was will ich mit einem Kriecher? Ich brauche Männer, auf die ich mich verlassen kann, keine rückgratlosen Kriecher. Wenn Du mich mit Herr betitelst, ja, ich merke wohl, wie Du der Ansprache ausweichst, kriechst Du nicht. Weißt Du nicht, daß selbst freie Römer höherstehende Personen mit Herr ansprechen? Es ist nur eine respektvolle Anrede, nichts weiter. Du machst Dich nicht zu einem Insekt, wenn Du es aussprichst. - Wie sprecht ihr denn eigentlich eure Fürsten oder Anführer an? Gibt es keine speziellen Anreden für sie?"

  • Zuerst wuchs der Unmut in ihm. Dann wurde er ruhiger. Der Mundwinkel zuckte. Ich verstehe. Seine Augen wurden schmaler. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er soll nicht kriechen aber ich soll nicht so sein wie ich bin. Nein, er verstand nicht. Das zeigte auch seine Mine. Herr? Niemals. Ursus hatte es gemerkt. Dann war er nicht dumm. Nein, das war er nicht. Das wusste Baldemar schon längst. Nichts weiter? Fast hätte er gespuckt. Für ihn war es mehr. Aber wenn Sklaven es sagen ist es anders. Auch der Germane war nicht dumm. Er sah, wie Sklaven behandelt wurden. Er hörte wie gesprochen wurde. Es klang anders wenn ein Sklave es sagte. Es war Erniedrigung für den Marser.
    Für mich ist es eine Erniedrigung. Ich sagte Alrich zu ihm.
    Mit fester stimme versuchte er deutlich zu machen wer er war. Nicht nur ein Bauer. Ansehen und Respekt hatte er verloren. Doch die Erinnerung lebte. Eine spezielle Anrede? Die Schultern zuckten. Rich. Also bei dir, Legat, Legat. Er grinste. Zu Hause hätte sein Gegenüber jetzt gelacht. Oder sie würden etwas trinken. Nicht hier. Damit rechnete Baldemar. Allerdings hatte sich sein Grinsen zu einer eher freundlichen Geste gewandelt. Frija stahl sich in seine Gedanken. Ich schätze das ist hier nicht so. Nein, das war es nicht. Herr? Es würde ihn schmerzen. Zu sehr schmerzen. Es zeigte deutlich was er war. War er es nicht? Gedanken überschlugen sich.

  • "Genau, er soll nicht kriechen, aber nicht so ungehobelt sein wie Du." Ursus meinte das durchaus ernst, trotzdem war er versucht, zu schmunzeln. Er unterdrückte es so gerade noch. "Ja, bei den meisten Sklaven trifft das zu. Es klingt anders. Aber liegt das am Herrn oder an dem Sklaven selbst?" Es war nicht besonders nett, das so zu fragen, aber es traf die Sache genau im Kern.


    Ursus mußte tatsächlich lachen, als er die Anrede hörte. Es klang so absurd komisch, daß er einfach nicht anders konnte. "Naja, Legat bin ich eigentlich nur für die Soldaten. Für andere gilt eher Senator. Du siehst, was so etwas angeht, sind wir Römer fast noch komplizierter, als in anderen Bereichen. Herr wäre schon einfacher. Versuche, es zu lernen, Baldemar. Lerne es so auszusprechen, daß es keine Erniedrigung mehr ist. Es liegt bei Dir, denn es ist nur ein Wort. Der Ton macht die Erniedrigung, nicht das Wort."

  • Ungehobelt? Baldemars Mundwinkel zuckten. Der Ernst, der aus der Stimme heraus klang, sorgte für ein Schweigen des Germanen. Er sah es anders. Das aber zeigte nur sein Blick. Die Frage sah der Marser als Herausforderung. Fast schon als Schlag. Es liegt am Herren. Denn der Sklave spricht aus Furcht in dieser Art. In seinen Augen traf dies ebenso genau den Kern der Angelegenheit.
    Das Lachen verwirrte ihn. Ein fragender Blick. Und ein stärker werdendes Grinsen war seine Antwort. Kompliziert? Das war doch noch harmlos ausgedrückt. Er schüttelte den Kopf. Ursus verstand nicht. Wollte er es denn überhaupt? Er sollte lernen es auszusprechen?
    Das Wort IST eine Erniedrigung für mich. Der Ton macht keinen Unterschied. Denn mein Ton, würde dir nicht gefallen. Und schon zeigte er es, indem er ein Wort folgen ließ, das er aussprach, als wäre es ein Makel. Herr. Dabei verzog sich sein Mundwinkel, denn es schmerzte. Mehr als bei Septima. Anders als bei Septima. Er suchte nach einem Grund dafür. War es die offensichtliche Stärke des Mannes? Oder die Tatsache das Baldemar das Leben als besser empfand, als dieser Römer noch nicht in ihrem Leben war.
    Verstehen könntest du es nur, wärst du wie ich. Nein, Sklavengefühle und Gedanken würde der Aurelier niemals verstehen können. Dabei war es offensichtlich, das es gar nicht nötig war. Es war egal ob Ursus Baldemar verstand. Am Ende musste der Germane sich beugen. Doch verbiegen würde er sich nie. Auch nicht unter der Peitsche. Der Kiefer arbeitete.
    Schätze ich werd schweigen müssen, um dem zu entgehen. Er redete, im Normalfall schon verhältnismäßig wenig. Noch weniger würde er schaffen. Erneut grinste er.

  • Ursus legte den Kopf schief. "Das mag stimmen, wenn der Herr zu denen gehört, die durch das Verbreiten von Furcht über ihre Untergebenen herrschen. Fürchtest Du mich, Baldemar? Was genau fürchtest Du an mir? Denn eigentlich ist es nicht Furcht, die ich erzeugen möchte. Respekt, ja. Gehorsam, ja. Aber keine Furcht. Ich hatte eine Menge Dinge von Dir angenommen, jedoch nicht, daß Du mich fürchtest." Aus diesem Grund glaubte Ursus auch nicht, daß Baldemar das Wort Herr je so aussprechen konnte, als würde er ihn fürchten.


    "Und ich wiederhole es noch einmal: Lerne es, Baldemar. Lerne, es so auszusprechen, daß es weder in Furcht gesprochen wird, noch erniedrigend für Dich und auch nicht respektlos mir gegenüber ist. Das mag keine leichte Aufgabe sein, aber ich bin sicher, Du bist fähig, sie zu meistern." Vermutlich haperte es daran, daß Baldemar Ursus nicht wirklich respektierte. Etwas, das nur schwer abzustellen war. Doch auch hier war Ursus sicher, es schaffen zu können. Gewiß hatten Germanen wie Baldemar ihre eigene Vorstellung von Ehre und Mut, doch hielt Ursus sich für fähig, beiden Ansprüchen gerecht zu werden. Es würde eben eine Weile dauern, bis Baldemar ihn gut genug kannte, um das zu erkennen.


    "Verstehen... Nein, vermutlich kann ich die Gefühle eines Sklaven in ihrer Gänze niemals ganz verstehen. Doch ich glaube auch, daß ich das gar nicht muß. Ich bin ein Mensch und ich denke, die Gefühle, auf die es ankommt, kann jeder Mensch nachempfinden. Du bist unfrei und leidest darunter, obwohl Du ein gutes Dach über dem Kopf hast, eine Dich liebende Frau, immer genug zu essen und das bei einer Arbeit, die Dich nicht überfordert. Du kannst Freunde finden und hast die Aussicht, bei guter Arbeit den einen oder anderen Wunsch erfüllt zu bekommen und vielleicht auch eines Tages freigelassen zu werden. Du denkst vielleicht zuviel an das, was Du nicht hast. Warum denkst Du nicht an das, was Du hast?" In vielen anderen Haushalten müßte Baldemar in steter Angst leben, von seiner Frau getrennt zu werden. Er müßte die Peitsche fürchten, die für einen Mann wie ihn ganz sicher weitaus erniedrigender war, als das kleine harmlose Wort "Herr".

  • Sein Körper spannte sich an. Furcht? Er sollte sich vor Ursus fürchten? Die Kiefer bissen fest aufeinander. Er brauchte einen Moment um sich zu beruhigen. Angst? Nein! Sein Oberkörper arbeitete im tiefen Durch atmen. Respekt verdient man sich. Gehorsam. Wieder atmete er durch. Das war kein schönes Wort. Frija in seinen Gedanken half ihm. Baldemar dachte an den Gehorsam zu Alrich oder seinem Vater. Gut, darauf kann man sich einigen. Es fiel ihm schwer das zu sagen. Aber du wirst mich nie ergeben auf dem Boden sehen. Seine Augen fixierten wieder die von Ursus. Sie forschten mehr als das sie angriffen.
    Er sollte lernen. Wie sollte er das lernen? Warum? Sein Widerwillen war ihm anzusehen. Der Germane atmete etwas stärker aus. Dies war etwas, was er dringend mit Frija würde besprechen müssen. Seine Mundwinkel zuckten. Also gab es keine Wahl. Wie konnte er etwas anderes denken? Mal sehen. War seine ehrliche Antwort. Für ihn war dieses 'Wörtchen' mehr als Ursus es sich würde vorstellen können.


    Er musste es nicht verstehen. Nein, er war ja auch ein Römer. Doch Baldemar schwieg. Ursus zählte die Vorzüge auf. War das eine Drohung? Seine Augen funkelten.Etwas verdienen, bei guter Arbeit. Die Freiheit. Sein Magen krampfte leicht. An das was er hatte? So einfach ist das nicht. Das was er hatte. Was ich nicht habe überwiegt. Freiheit ist unbezahlbar. Erniedrigung schmerzt mehr als jeder Vorteil. Die Kiefer arbeiteten wieder aufeinander. Er wusste das es schlimmer sein konnte. Aber auch besser. Er sah in die Ferne. Suchte einen Punkt. Er hielt einen Vogel fest. Freiheit. Heimat. Familie. Baldemars Blick kehrte langsam zurück.


    Ich weiß wie viel Glück ich habe. Ich bin nicht dumm. Darum würde ich es niemals gefährden. Aber ich gebe mich nicht auf. Mich brichst weder du noch jemand anders. Eher sterbe ich. Seine Gedanken gingen wieder zu Frija. Zu seinen Zielen. Zu Septima. Er hatte bereits viel gesprochen und doch nicht genug. Wie vielen hast du die Freiheit gegeben?
    Er brauchte mehr. Brauchte eine Entscheidungshilfe. Es musste einen Weg geben, sich nicht aufzugeben und doch seine Arbeit gut zu machen. So gut, das sie beide würden gehen können. Dabei dachte er nach. Was für Wünsche gab es? Was würde er verlangen? Ein Recht gab es nicht darauf. Baldemar konnte dieses Leben einfach nicht als gut ansehen. Aber es war seine Schuld, das Frija nun so zu leben hatte. Er war für sie verantwortlich. Nur weil es die Römer gab, verloren die Gesetze der Marser nicht an Gültigkeit.


    Die Zähne knirschten. Er kämpfte und wusste das er verlieren würde. Wieso gab er nicht gleich auf? Weil er so niemals nach Walhalla würde kommen können. Niemals wieder einem aufrechten Germanen ins Gesicht sehen. Er schluckte. Baldemar erkannte das Ursus entscheidend war. Nicht mehr nur Septima. Ursus würde in die Rechnung mit einbezogen werden. Das machte es nicht leichter. Vermutlich willst du gar nicht das ich ehrlich bin. Die Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Grinsend fügte er ein, Senator, hinzu. Es war zu verführerisch gewesen. Auch wenn er sich ein wenig dafür hasste. Denn gut war es sicher nicht gewesen. Nicht für ihn. Allerdings hatte Ursus bereits ein wenig Humor bewiesen. Mal sehen wie weit dieser ging. Ihm fiel dabei nicht auf, das er die Anrede in keinster Weise abwertend nutzte. Er achtete sogar auf eine ausgewogene Betonung. Was der Germane nicht bewusst tat.

  • "Ja, das stimmt. Respekt verdient man sich." Ursus sagte es mit der sicheren Überzeugung, sich Baldemars Respekt schnell zu verdienen, wenn er ihn nicht bereits hatte. Der Germane war eine harte Nuß, das konnte man wahrhaftig nicht anders sagen. "Gehorsam, ja. - Baldemar, ich werde nichts Unehrenhaftes von Dir verlangen. Und sollte ich aus Unwissenheit über Deine Kultur etwas fordern, das zu erfüllen Dir unmöglich ist, dann sprich mit mir darüber und erkläre es mir. Es sind genug Sklaven im Haus, daß ich nicht bei einem bestimmten auf die Erfüllung einer bestimmten Aufgabe bestehen muß." Damit meinte Ursus allerdings Dinge, die gegen die Ehre oder den Glauben gingen. Nicht Dinge, zu denen man gerade keine Lust hatte. Aber er war sicher, daß Baldemar ihn da richtig verstehen würde.


    "Ergeben auf dem Boden? Hast Du mir denn nicht zugehört? Ich will keinen Mann auf dem Boden vor mir sehen. Ich möchte Treue und Respekt, beides Dinge, die ich auch von meinen Klienten fordere, die freie Männer und zum Teil auch schon in wichtigen Positionen zu finden sind. Unterwürfigkeit Untergebener ist kein Zeichen von Macht oder Führungskraft. Im Gegenteil zeigt es, daß man unfähig zur Führung ist. Du wirst in meinem Haushalt keine Peitsche zu fürchten haben und auch keine solche Grausamkeit, daß Deine Familie auseinander gerissen wird." Ursus seufzte sehr tief. "Meine Eltern lehrten mich, die Sklaven des Haushaltes als eine Art Familienmitglieder zu sehen. Menschen mit Gefühlen, eigenen Ansichten und Stolz. Sie lehrten mich, für die Meinen zu sorgen und sie als Menschen zu respektieren. Ich erlaube meinen Sklaven, eine Familie zu gründen. Ich erlaube meinen Sklaven, Besitz anzuhäufen. Und ich bin durchaus gewillt, meinen Sklaven nach Jahren guter Dienste die Freiheit zu schenken. Das ist weit mehr, als Du bei den meisten anderen Menschen, sei es Römer oder Angehörige anderer Völker, bekommen würdest. Ich glaube nicht, daß ich mit Treue, Respekt und Gehorsam von euch zuviel verlange, verlangt also auch nicht zuviel von mir."


    Mit ernsten Blick musterte Ursus Baldemar. "Auch ihr Germanen habt Unfreie. Jeder, der in den Krieg zieht, muß damit rechnen, in Gefangenschaft zu geraten und ein Sklave zu werden. Es gehört in allen Völkern, die mir bekannt sind, zur Lebensweise. Und es scheint mir so, als würdest Du es nur für Dich selbst als Unrecht betrachten. Ist das gerecht, Baldemar?" Natürlich war Baldemar auf illegale Weise zum Sklaven geworden. Doch auch das gehörte zu den Risiken des Lebens. Fuhr man über das Meer und wurde von Piraten überfallen, konnte man auch als freier Römer schnell als Sklave enden.


    "Ja, Du hast Glück. Und es ist gut, daß Du das erkennst und entsprechend handelst. Aufgeben brauchst und sollst Du Dich nicht. Auch will niemand Dich brechen. Ich weiß wirklich nicht, wie Du darauf kommst. Ein gebrochener Mann, was mag der noch vollbringen? Du sollst meine Frau beschützen! Ein gebrochener Mann kann sie nicht beschützen, der würde wie ein geprügelter Hund den Schwanz einziehen und sie im Stich lassen, wenn es gefährlich wird. Wie könnte ich so etwas wollen?" Wieder schüttelte Ursus den Kopf. Was nur glaubte dieser Germane eigentlich von ihm? Oder von Septima? "Ich habe bisher zwei Sklaven freigelassen, die meinem Vater gehört hatten und die ich quasi erbte. Ich bin noch jung, ich hatte noch nicht viele eigene Sklaven, da ich stets auf die Sklaven der Familie zurückgreifen konnte. Also konnte mir kaum einer so lange dienen, daß eine Freilassung in Frage kam. Caelyn wollte ich freilassen. Ich hatte bereits angefangen, sie auf ein Leben in Freiheit vorzubereiten, damit sie nicht wieder auf der Straße landet. Aber sie entschied sich anders. Sie bat mich darum, sie zu verkaufen. Ich bin ihrem Wunsch nachgekommen. Und hoffe, daß sie bei ihrem neuen Besitzer gefunden hat, wonach sie gesucht hat."


    Die letzten Worte Baldemars brachten Ursus schließlich doch noch zum Lächeln. Ganz unwillkürlich. "Vermutlich hast Du Recht, vermutlich will ich das gar nicht. Aber ich wünsche es trotzdem. Auch wenn es mir zwischendurch nicht schmecken mag. - Marser." Seine Augen blitzten einen Moment lang amüsiert auf. Immerhin hatte Baldemar den Titel nicht abwertend benutzt. Und auch Ursus klang nicht verächtlich oder abwertend.

  • Sie waren sich einig. Respekt verdiente man sich. Baldemar nickte bestimmt. Die Augen des Germanen wurden fragender. Gut. Er würde es sagen, könnte er eine Aufgabe nicht erfüllen. Es gab vieles was er nicht mochte. Sicher dachte er auch an diese. Aber er verstand was hinter den Worten des Legaten stand. Gänsehaut ging ihm den Nacken hinunter. Gehorsam. Es hatte einen bitteren Beigeschmack. Einen den er nicht erklären konnte.
    Die Familie blieb zusammen. Keine Peitsche. Allerdings Treue und Respekt. Der Kopf legte sich schräg. Ist doch ein Anfang. Familie. Würde das auch eventuelle Kinder beinhalten? Natürlich dachte er dabei auch an die weite Zukunft. An die Freiheit.


    Ursus' Seufzen brachte bei Baldemar ein Grinsen hervor. Woher auch immer dieses kam. Er hörte nun über Sklaven, was er noch nie gehört hatte. Nicht so. Wieder ein Vergleich zu anderen Römern. Eine Drohung? Treue, Respekt und Gehorsam gegen was? Er wog ab. Familienmitglied, ja? Da weiß man nicht was schlimmer ist. Herr oder Vater. Er lachte minimal auf. Der Germane pfiff kurz durch die Zähne. Es war ehrlich als Scherz gemeint gewesen. Schnell sah man seinen Augen an, das etwas ernstes hinter diesen Worten lag. Denn wo war er? Wer war er?
    Nicht zu viel verlangt. Das war das letzte gewesen. Mal sehen. Ein deutliches 'Ja' konnte er sich nicht abringen. Noch nicht. Die Schale dieser Nuss war wahrlich nicht leicht zu knacken.


    Ein ernster Blick des Legaten zeigte Baldemar das er auf der Hut sein sollte. Er knurrte. Ja. Sklaven gibt’s überall. Gerecht? Redete der Römer gerade von Gerechtigkeit? Seine Hände ballten sich zu Fäusten und entspannten sich kurz hintereinander. Hätte ich gekämpft, wäre ich gestorben oder könnte nun mir selber ins Gesicht sehen. Für Baldemar war es ein einziger Schmerz der aus ihm sprach. Hätte er geahnt, das es auch Römer gab die dieses Schicksal teilten. Er hätte gelächelt.


    Es ging weiter. Das dieser Römer aber auch so viel reden musste. Baldemar empfand es als ausgesprochen unangenehm. Er gab nicht zu, das es ihm half. Er dachte nach. Und erkannte Dinge. Der Marser redete sogar ziemlich viel. Für seine Verhältnisse. Gut. Ich gebe mich nicht auf. Und schütze deine Frau.
    Vielleicht kommt man darauf, wenn man ein Sklave ist.
    Meinte er nur düster auf das Brechen des Menschen hin. Aber was konnte der vollbringen? Nichts. Eine knappe wie ehrliche Antwort.
    Zwei Sklaven hatte er also frei gelassen. Alles hörte sich so an, als könnte man mit diesem Römer gute Verhandlungen durchführen. Sein Nicken wurde kräftiger. Die Augen fixierten ihn ernst. Nicht herausfordernd. Zwei also. Gut. Der Plan wurde greifbarer als noch zuvor.


    Der Scherz war wohl nicht verkehrt gewesen. Baldemar grinste immer mehr. Die ernste Aussage dahinter war gut gewesen. Der Maser lachte auf. Ursus nannte ihn seinerseits Marser. Es tat sogar gut. Das sagte er allerdings nicht. Du wirst dich später für diese Aussage hassen. Ich halte mich an so was. Sollte er es nicht sagen? Versuchen? Bei Septima tat er es doch auch. Nach einem Augenblick des Schweigens schob er ein, Herr, nach. Es klang nicht wirklich unterwürfig, nicht einmal ergeben. Es klang eher neutral. Wenigstens spuckte er es nicht aus. Auch wenn es ihm offensichtlich schwer fiel.

  • Erstaunt runzelte Ursus die Stirn. Und nickte. "Natürlich muß ich Septima fragen, ob sie das auch so sieht, auch wenn ich daran nicht zweifele. Kinder gehören zu ihren Eltern. Wenn ich Familie sage, dann meine ich auch Familie." Eigentlich war es schade, daß die Sklaven so selten Kinder bekamen. In den Haushalt geborene Sklaven waren immer die besten Sklaven. Und dazu würden Kinder mehr Frohsinn ins Haus bringen


    Ursus lachte und schüttelte den Kopf. "Vater ist schlimmer, glaube mir." Ein schalkhaftes Grinsen begleitete diese Worte. Aber er wollte Baldemar nicht zuviel zumuten. Vermutlich hatte er das sogar schon. Der Germane sprach so viel, wie Ursus es noch nie erlebt hatte. Und er schien sich gedanklich sehr mit dem zu beschäftigen, was gesprochen worden war. "Und warum hast Du nicht gekämpft? Weil Du keine Möglichkeit dazu hattest, dessen bin ich mir sicher. Wie kannst Du also davon sprechen, daß Dich Unehre trifft? Du lebst. Deine Frau auch. Und wer weiß: Vielleicht haben die Götter euch dies zugemutet, weil sie eine besondere Aufgabe für euch haben. Wir Menschen sind zu klein, so etwas zu durchblicken. Aber wir können eines tun: An jedem Platz, an dem wir uns wiederfinden, unser Bestes zu geben. Was wäre, wenn Du gestorben wärest? Deine Frau wäre allein. Denke daran, was dann mit ihr geschehen wäre."


    Wieder mußte Ursus grinsen. "Ja, das ist das Risiko, das ich tragen muß, wenn ich so etwas von mir gebe. Und auch die Folgen muß ich tragen. Also nimm mich ruhig beim Wort. Das Mindeste, was ich daraus lernen kann, ist, nicht vorschnell solche Äußerungen zu machen."

  • Gut. Antwortete er knapp. Kinder gehörten zur Familie. Für Baldemar bedeutete diese Argumentationsreihe nichts anderes, als das er eventuelle Kinder mit in die Freiheit würde nehmen können. Sie versuchten es schon so lange. Vielleicht würden sie irgendwann Glück haben. Auch wenn es bereits sehr spät für Frija war. Er hoffte es so sehr. Nicht nur für sich sondern auch und besonders für seine Frau.
    Der Vater war also schlimmer? Baldemar stimmte in das Lachen mit ein. Auch wenn er dadurch nicht besser wusste, wo er stand. Noch immer war es ihm nicht einleuchtend, welchen Teil der Familie ein Sklave darstellen sollte. Sicher war es nur so ein Schlagwort eines Römers. Nur um es besser darzustellen, als es war. Seine Schultern zuckten. Das seltsame Grinsen von Ursus kündigte etwas an, was nicht folgte. Fragend sah er ihn an. Aber an sich war es ihm egal. Wenn es wichtig war, würde er es irgendwann schon noch sagen.


    Mit einem Grummeln quittierte der Marser das herumreiten auf dem Thema des 'Nichtkampfes'. Die Hände spannten sich wieder an. Der Mundwinkel zuckte. Er presste die Worte mehr heraus, als das er sprach. Nein, keine Möglichkeit. Sie haben uns überrascht und waren in der Überzahl. Feige waren sie. Frija. Ich habe sie nicht bewahren können vor diesem Schicksal. Wir leben? Aber wie?
    Für Baldemar war es kein Leben. Es war eine Zeit der Unfreiheit. Eine Zeit die das Leben unterbrach, bis es wieder anfangen würde. Immer hatte er die Entscheidungen für seine Hütte getroffen. Das war vorbei. Er sprach so viel. Baldemar wusste aber nicht, wie er es anders hätte ausdrücken können. Die Götter. Er zuckte. Die Götter waren rasch vergessen. Frija. Er nickte. Ja. Das wäre nicht gut gewesen. Sein Körper spannte sich an. Aufkeimende Wut gegen diesen Sklavenhändler brannte in ihm. Er hätte sie sicher nicht gut behandelt. Wie oft hatte Baldemar sie vor diesem Unmenschen beschützen müssen? Ruhig fixierte er erneut die Augen des Römers.


    Ganz allmählich bildete sich ein Grinsen auf seinen Lippen. Baldemar freute sich bereits darauf dieser Aufforderung nach zu kommen. Gut. Ich werd's tun. Unbedachte Äußerungen. Belustigt atmete er aus. Darum rede ich weniger. Und weil es angenehmer war. Weil viele Worte nicht bedeutete das man Recht hatte. Weil Reden kein Ersatz für Denken war. Vor allem aber weil er es mochte. Wie gewöhnlich sprach er dies aber nicht aus. Warum auch? Es würde nichts ändern.
    Sein Innerstes wehrte sich erneut gegen die Ansprache. Er hatte es einmal versucht. Es hatte keine Reaktion gegeben. Was sicher gut war. Aber würde er sich nicht aufgeben, wenn er es nach Ursus' Willen aussprechen würde? Warum fiel es ihm so schwer? Warum schmerzte es manchmal mehr, manchmal weniger? Wut über seine Situation brannte in seinen Augen. In dem Moment da er die Anrede hatte aussprechen wollen, merkte er es. Schmale Augen untersuchten sein Gegenüber. Die Umgebung war vergessen. Er wollte Antworten. Hatte aber keine klaren Fragen.

  • Baldemars Äußerungen waren mehr als knapp bemessen. Das machte es schwer, den Mann einzuschätzen. Ursus beobachtete daher so genau wie möglich die Mimik und die Gesten des Mannes. Ebenso, wie er seine Augen beobachtete. Das gab ihm einigen Aufschluß. Doch nicht genug, so fühlte es sich zumindest an. Unsicherheit schien in seinem Blick zu stehen, aber auch damit war Ursus sich nicht sicher. Also konnte er nichts tun, um Baldemar mehr Sicherheit zu geben.


    "Wie ihr lebt? Nicht so, wie ihr es euch wünscht. Aber vorerst seid ihr beeinander. Habt Nahrung, Wohnung und Kleidung. Das ist mehr als viele andere haben, frei oder nicht frei. Und es ist nicht gesagt, daß es immer nur dabei bleiben muß. Baldemar, ich erwarte ja nicht, daß Du mir glückselig um den Hals fällst. Du hast mir durchaus klargemacht, was für Dich zwingende Bedingungen für ein glückliches Leben sind. Aber auch, wenn einem wichtige Dinge für ein glückliches Leben noch fehlen, kann man zumindest versuchen, erst einmal zufrieden zu sein." Ein schwieriges Thema, über das sich schon große Philosopen den Kopf zerbrochen hatten: Wieviel von dem, was die Menschen als Glück empfanden, entsprang der eigenen Einstellung? Nein, Ursus wollte lieber nicht mit Baldemar darüber diskutieren. Er hatte nicht den Eindruck, daß der Germane mit Diskussionen, wie die Griechen sie gerne führten, allzuviel anfangen konnte.


    Die nächste Aussage schien dies noch zu unterstreichen. Ursus' Schmunzeln vertiefte sich. "Ja, das stimmt. Manchmal ist es besser, nichts oder nur wenig zu sagen. Aber stell Dir vor, alle Menschen wären so einsilbig. Es würde laufend zu Mißverständnissen kommen, denn einer muß doch schließlich etwas aussprechen, damit der andere sein einsilbiges „Ja, Nein, Gut oder Später daruf erwidern kann." Es war ein Scherz und nicht mehr. Ursus hatte immer schon viel und gerne geredet.


    Daß Baldemar dieses Mal kein Herr mehr anfügte, bemerkte Ursus wohl. Doch wie auch vorhin, als er es ausgesprochen hatte – und das auf eine Weise, die nicht zu beanstanden war – sagte Ursus nichts dazu. Er wollte Baldemar die Möglichkeit geben, seinen eigenen Weg zu finden. Und dafür sollte er auch die nötige Zeit haben. Aber irgendwann würde das Thema wieder zur Sprache kommen. Unweigerlich.

  • Der Marser bemerkte die Beobachtung. Er begegnete ihr mit festem Blick. Soweit er es vermochte. Es folgte wieder ein Redeschwall des Legaten. Zunehmend gewöhnte Baldemar sich daran. Und wieder diese Wortwahl. Jetzt reichte es ihm. Drohst du mir? Es war eine Frage. Wenn auch eine herausfordernde. Keine Aggression. Kein Unmut. Nur eine Frage. Er meinte sich erklären zu müssen.
    Du erklärst immer wieder was ich, was wir haben. Willst du damit ausdrücken, wie schnell wir es verlieren könnten?


    Er machte deutlich, das ihn diese Frage durchaus ernsthaft beschäftigte. Versuchen zufrieden zu sein? Frei oder nicht frei. Viele hatten weniger. Seine Mundwinkel zuckten. Gut. Wenn es keine Drohung ist. Will ich es mal versuchen. Zufrieden sein. Was brauchte er dafür?
    Er wusste es nicht. Denn er fragte sich nie danach. Nur was ihm fehlte. Das eine. Aber Zufriedenheit. Was war das? Nachdenklich zeigte sich der Germane von einer eher ungewöhnlichen Seite. Weiterhin hörte er zu. Aber seine Anspannung verschwand. Sein Grinsen war ehrlicher. Sein Blick weicher. Seine Haltung stolzer. Gut. Du redest. Ich schweige.


    Wobei Schweigen das falsche Wort für seine wenigen Wörter war. War Baldemar aber auch egal. In seinen Gedanken verwoben tat er einen Schritt auf Ursus zu. Sie standen unmittelbar voreinander. Das 'Herr' war vergessen. Ebenso der Weg dorthin. Das würde in der Tat ein unweigerliches Thema bleiben.


    Baldemar sprach gedämpft. Als würde er ein Geheimnis ausplaudern. Der Ton aber war unverändert. Eher neutral. Ich bin zufrieden, Frija bei mir zu haben. Etwas anderes gab es kaum. Das ein oder andere. Etwas Met oder Bier wäre angenehm. Immer vom Wein zu nehmen. Das war auf Dauer eine Gefahr für die Geschmacksnerven. Doch Frija. Sie war sein Ein und Alles. Für sie würde er sterben. Seine Augen zeigten dies. Baldemar hatte das Gefühl, genug gesprochen zu haben . Den einen Schritt trat er wieder zurück. Er nickte. Das machte ihn zumindest ansatzweise zufrieden.

  • Drohen? Womit um alles in der Welt hatte Ursus dem Germanen denn gedroht? Das Erstaunen auf seiner Miene war nicht gespielt und er schüttelte entschieden den Kopf. "Nein, ich drohe Dir nicht. Ganz im Gegenteil will ich Dir klarmachen, daß es einige Sicherheit in Deinem, in eurem Leben gibt. Warum nur glaubst Du, daß ich Dir mit so etwas drohen würde? Ich bin kein Unmensch, Baldemar. Und Septima ist es ebenfalls nicht." Wollte dieser Germane denn nicht verstehen? "Ich will Dir erklären, daß Dein Leben immerhin gut genug ist, um nicht immer mit einer Leichenbittermiene herumzulaufen. Ja, es könnte noch besser sein. Es wäre für Dich sicher besser, wenn ihr beide frei wäret. Aber es ist nicht gut, immer nur an das zu denken, was man nicht hat. Damit verbaut man sich das Glück. Glück ist nicht, alles zu haben, was man gerne haben möchte. Sondern Glück ist, das Gute in dem zu sehen, das man schon erreicht hat. Streben nach mehr ist gut, aber das bereits Gewonnene nicht zu schätzen, ist schlecht und vergiftet das Leben. - Das, und nichts anderes, wollte ich Dir sagen. Und nicht damit drohen, Dir etwas davon zu nehmen."


    Ein Schmunzeln schlich sich wieder auf Ursus' Züge. Er sollte reden, Baldemar würde schweigen. Ja, im Grunde machten sie es schon die ganze Zeit so. Vielleicht sollte Ursus weniger reden. Vielleicht. Mal sehen. Frija. Ursus kannte sie nicht gut, aber es war nicht zu übersehen, daß Baldemar sie wirklich liebte. Es mußte für eine Frau schön sein, sich der Liebe eines solchen Mannes gewiß zu sein. Ja, auch Frija hatte Glück. "Sollte sie schwanger werden, dann möchte ich darüber informiert werden", sagte Ursus geradezu sanft. Es sollte kein Befehl sein, mehr eine Bitte.

  • Immer ruhiger wurde Baldemar. Er hörte Ursus zu. Ab und an nickte er. Sie waren beide keine Unmenschen. Das wusste der Marser. Es wurden immer mehr Worte. Der Germane schwieg erst einmal. Am Ende der Rede musste er tatsächlich einige Zeit nachdenken. Gut. Wieder Schweigen. Ich meine das du nicht drohst. Ehrlichkeit war nun sicher besser als übersteigerter Stolz. Aber nur ein wenig besser. Erneutes Schweigen. Tiefes Durch atmen. Leichtes Nicken. Glück. Vermutlich ist das so.


    Etwas in ihm fühlte sich seltsam an. Aber nicht unangenehm. Danke. Das war schon viel. Dieses Wort sprach er etwas leiser aus. Die Augen aber fixierten Ursus. Dieser wollte ihm nichts nehmen. Es hatte ehrlich geklungen. Das Schmunzeln des Römers beantwortete Baldemar mit einem Grinsen. Seine Mine erstarrte. Ursus wollte wissen, wenn Frija schwanger würde? Der Germane sah ihn schweigend und gleichzeitig forschend an.
    Das kann ich machen. Ein Schweigen. Ein zucken der Mundwinkel. Nur wenn du mir sagst, wieso. Noch immer war Baldemar alarmiert. Seine Stimme zeigte dabei jedoch eher einen neutralen Ton.

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