Privatofficium Gaius Terentius Primus

  • Was kümmern mich die Götter? dachte Primus bei sich. Von denen hatte er es in der letzten Zeit küppeldick bekommen.
    Derart mit sich selbst beschäftigt ging Valerians Frage fast unter. Er sah seinen alten Freund an und entgegnete,
    Nun,...ich denke es wäre in seinem Sinne wenn die Legion das macht, schließlich war er im Dienst...
    Er nickte leicht,...im Dienst als er fiel...war das passend?
    Primus erhob sich und sah aus dem Fenster.
    Draußen pulsierte das Leben, er sah Equites mit ihren Pferden, Calones mit Lederzeug hantieren.
    ...ja...lass die Legion die Feierlichkeiten ausrichten,...ich werde daran teilnehmen. meinte er mit Blick auf Valerian.

  • Valerian nickte bedächtig. "Gut, ich werde das so weitergeben." Mehr sagte er erst einmal nicht. Was hätte er auch noch sagen können? Es gab keine Worte, die imstande waren, Schmerz zu lindern. Er konnte nur abwarten. Und einfach da sein. Wie lange war es her, daß sie als junge Männer in jenem Contubernium gesessen und über alles mögliche diskutiert hatten, während sie ihre Ausrüstung in Ordnung brachten? Es schienen Welten zwischen damals und jetzt zu liegen.

  • Primus hing seinen Gedanken nach,...es begann mit der Totgeburt seines Kindes,...dann starb Tullia und jetzt Lupus. Beide straben einen sinnlosen Tod.
    Es war an der Zeit mit den Göttern zu hadern, ...Primus´Blick stieß an die Wolken...
    ...und Valerian,...wie geht es dir?...was macht dein Weib? was eher beiläufig gemeint war, bewog ihn jetzt sich dem Quintilier zuzuwenden.
    Langsam nahm er den becher,...roch den harzigen Wein,...und bevor die Erinnerung zu strak wurde nahm er einen Schluck.
    Sein Blick fiel wieder auf Valerian.
    ...was macht dein Bestreben zu den Praetorianern zurückzukehren?
    Ein altes Streithema zwischen den Beiden,...vielleicht lenkte es ja ein wenig vom düsteren Tal ab, in dem er sich befand.
    Streitbereit lächelnd nahm er Platz.
    ...wie ich höre hatte der Besuch eines gewissen Herren auf deiner Hochzeit nicht wenig mit deiner Versetzung nach Germania zu tun?!

  • Valerian schluckte. Primus versuchte, das Thema zu wechseln, aber das war nicht so einfach. "Ohne meinen Patron wird es mit einer Rückkehr schwer. Und er ist in einer geheimen Mission unterwegs. Und nicht wenig ist untertrieben. Salinator hat während des Opfers meine Frau - man kann es nicht anders ausdrücken - angemacht. Darauf habe ich ein wenig zu gereizt reagiert. Deshalb ließ er mich versetzen. Ich kann nur hoffen, daß er meinen Namen dann schnell wieder vergessen hat, sonst wird es nicht einmal was mit einer Beförderung, für die ich vorgesehen bin." Was für profane Themen. Valerian hatte das Gefühl, einem Theaterstück beizuwohnen.


    "Mir geht es gut, meiner Frau auch. Sie erwartet ein Kind..." Der Kreislauf des Lebens. Hier starb jemand, dort wurde neues Leben geboren. Schmerz auf der einen Seite, Freude auf der anderen. "Meine Schwester ist es, um die ich mir Sorgen mache. Sie hat Lupus wirklich geliebt. Und glaubt, ich wäre gegen eine Verbindung gewesen. Was immer ich sage, es scheint an ihr vorbeizurauschen." Jetzt blieb das bittere Gefühl, ihr sogar das bißchen Glück genommen zu haben, das sie bis jetzt hätten haben können.

  • Primus sah seinen Freund entspannt an. Nachdem Valerian den Hergang des Frevels seiner Hochzeit geschildert hatte entgegnete er,
    Nun,...ich weiß,...ich war dabei,...mein Freund und Patron Germanicus Sedulus hat ebenfalls geheiratet und ich wurde Zeuge dieses...Sein Blick wanderte wieder nach draußen....Zwischenfalls.
    Er hatte damals die Hand an sein Puggio gelegt,...bereit seinem Freund beizustehen.
    Tullia war damals bei mir,...sie...
    Etwas schnürte seinen Hals zu,...nur leise kamen die Worte über seine Lippen.
    ...sie war damals in Roma um an Sedulus´Hochzeit teilzunehmen,...sie ist mit deiner Schwester gereist...
    Die Reise war der versuch den Verlust des Neugeborenen Kindes zu verarbeiten...Primus´Kind...es hatte kurz gelebt, gerade lange genug um seinem Vater in die Augen zu sehen und sich an ihn zu schmiegen.
    Er war so trunken vor Glück daß er gar nicht merkte, daß es in seinen Armen gestorben war. Erst die betroffenen Gesichter der Hebamme und Tante Thulas,...Tullias leises Schluchzen offenbarten ihm was geschehen war.
    Jetzt bekam Valerians Frau ein Kind. Müde lächelnd wandte er sich zu Valerian um und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Ich werde den Göttern opfern,...auf daß dein Kind eine Zierde deines Geschlechts wird,...so wie Lupus eine meines Geschlechts war...

  • Ja, Primus war bei der Hochzeit dabei gewesen, doch diese Szene hatten wohl lange nicht alle Gäste mitbekommen, so laut waren sie schließlich nicht gewesen, schon wegen des Opfers. "Du hast es also mitbekommen? Ich hätte diplomatischer sein sollen.. Aber hinterher ist man immer klüger. Und Diplomat bin ich wahrhaftig noch nie gewesen."


    Der Tonfall, mit dem Primus sprach, machte Valerian hellhörig. "Was... was ist mit Tullia?" Woher sollte er es auch wissen? Valentina sprach ja kaum mit ihm, sie zürnte ihm, weil sie nicht verstehen wollte, daß er nur Sicherheit für sie wollte. "Primus?" Der Freund schien so von Schmerz erfüllt.

  • Primus fixierte wieder einen Punkt draußen vor dem Fenster. Seltsame Gefühlswallungen taten sich in ihm auf,...ungewohnt,...heftig. Es war einfach zuviel in letzter Zeit.
    Mit gefaßter Stimme erzählte er Valerian,
    Tullia ist nach eurer Hochzeit noch ein wenig in Roma geblieben, nachdem Valentina dich nach Mogontiacum begleitet hat...
    Er nickte lächelnd als er ihr Gesicht vor sich sah,...es war das letzte Mal gewesen daß die beiden sich gesehen hatten.
    ...sie...ist danach auf Corsica gewesen,...wollte Verwandte besuchen.
    Welche Ironie hatte sie ihm entrissen.
    ...sie hatte meinen alten Mantel dabei,...um diese Jahreszeit war es sehr windig...nun,...sie schloß sich einem Kaufmannszug an, welcher mit einer Centurie Legionären zurück nach Aleria auf dem Weg war.
    Der Mantel...sie meinte er würde sie an Primus erinnern...
    Die...ähem...die Legion#äre wurden von Renegaten angegriffen und bis auf den letzten Mann niedergemacht,...die Überlebenden schilderten das Gefechtsfeld wie ein verstreutes Mohnfeld...überall lagen rote...
    Seine Stimme stockte ein wenig udn er räusperte sich.
    Die Legionäre trugen ihre Paenulae...genau wie Tullia...ich vermute man hat sich in der Raserei nicht die Mühe gemacht zu prüfen ob sie ein Legionär ist...
    Er rang den Wunsch nieder sich einen weiteren Becher Vinum einzugießen und sah stattdessen Valerian an.
    Tja,...Valerian...homo totiens moritur, quotiens amittit suos...*


    Sim-Off:

    * Der Mensch stirbt so oft wie er einen der Seinen verliert. Publilius Syrus

  • Nahezu ungläubig hörte Valerian dem Bericht seines Freundes zu. Er schüttelte den Kopf als könnte er die Worte damit rückgängig machen. Und noch mehr deren Bedeutung. "Das... das tut mir sehr leid." Wie unbeholfen das klang. Dabei war es ehrlich gemeint. Aber welche Worte konnten schon echten Trost spenden? Er wußte doch, wie sehr Primus seine Frau geliebt hatte. Welch ein Wunder es damals gewesen war, als die Totgeglaubte auf einmal wieder aufgetaucht war. Doch nun war es endgültig. Es war entsetzlich, die gleiche Trauer gleich zwei mal durchmachen zu müssen. "Du glaubst hoffentlich nicht, Du hättest Schuld? Primus... Schuld haben nur diese Renegaten, niemand sonst."

  • Primus sah Valerian an. In seinen Zügen hatten sich die Spuren seines Schmerzes um den Verlust seiner Familie eingegraben.
    Schuld?...Nein...
    Er schüttelte langsam seinen Kopf.
    Ich stelle mir keine Schuldfrage Valerian,...ich hadere auch nicht mit den Göttern,...obwohl ich versucht war es zu tun.
    Seine Miene entspannte sich etwas.
    ...ich denke ihre Zeit war gekommen,...so wie meine,...so wie deine Zeit dereinst kommen wird...es wäre müßig sich dem zu verschließen oder gar Angst davor zu haben...Carpe diem Valerian,...
    Er legte dem freund die Hand auf die Schulter und lächelte zaghaft,
    ...sie fehlen mir nur unendlich Valerian,...mit ihnen ist ein Teil meiner Selbst in das Elysium gegangen.
    Mehr gab es dazu nicht zu sagen. Primus räusperte sich ob seiner Offenbahrungen die sonst nicht seine Art waren und wurde gleich darauf wie jovial, wie es unter Offizierskollegen so üblich ist.
    ...aber genug davon,...die Legio wird also die Feierlichkeiten ausrichten,...gut,...gibt es Formailtäten die ich erledigen muss?

  • Valerian wußte nicht, ob ihn die Worte seines Freundes beruhigen sollten oder erschrecken. Es war gut, daß er sich keine Vorwürfe machte. Andererseits kam er ihm so merkwürdig vor, so anders, er konnte gar nicht sagen, wie. Einfach anders. Er nickte. Ja, für jeden kam irgendwann die Zeit. Auf die eine oder andere Weise. Damit mußte man leben und bis dahin das Beste aus seinem Leben machen. "Ich kenne diesen Schmerz nur zu gut, Primus", erwiderte er leise. Wie viele seiner Familie waren gestorben in den letzten Jahren! Wie viele seiner Freunde! Drusus... "Ihnen gehört ein Teil unseres Herzens. Wenn sie sterben, nehmen sie es mit. Trösten kann uns vielleicht, daß sie sich damit vielleicht nicht so allein fühlen und einen Teil von uns immer bei sich haben."


    Die Frage nach den Feierlichkeiten. "Hm. Du weißt, wie so etwas normalerweise abläuft. Es wäre schön, wenn Du eine kurze Ansprache halten würdest, vor der Prozession zur Grabstätte." Wer konnte schon besser etwas zu Lupus sagen, als Primus?

  • Wie immer, wenn sie zusammentrafen fragte sich Primus warum ein derart sensibler Mann wie Valerian eine Karriere bei den Praetorianern gemacht hatte.
    Er nahm wieder platz und meinte,
    ...eine Ansprache sagst du...ja,...ich denke ich sollte das machen...
    Er rieb sich das Kinn.
    Seine Miene hellte sich ein wenig auf als er sich Lupus vor Augen führte.
    Lupus war zu jeder Zeit eine Konfrontation mit den Normen der Gesellschaft.
    Jederzeit bedurfte der Umgang mit ihm einen Kompromiss mit den eigenen Wertvorstellungen.
    Ich werde in den nächsten Tagen nach Mogontiacum reiten und mich ein wenig in der Casa aufhalten...dann kann ich ja auch die Formalitäten im Castellum regeln.

  • Valerian war froh, daß Primus zusagte. Er selbst hätte nicht viel zu Lupus sagen können. Zu viele Jahre hatten sie sich nicht gesehen, zu sehr hatten sie beide sich verändert. Und dann hatte noch die Sache mit Valerians Schwester zwischen ihnen gestanden. Ja, so war es tatsächlich besser.


    "Ich danke Dir, Primus." Es war schließlich nicht ganz gewöhnlich, daß der Praefectus einer Ala zur Beerdigung eines Duplicarius kam. Auch nicht, wenn es ein Verwandter war. Ohnehin würde es vermutlich keine Großveranstaltung werden. Aber denjenigen, die dabei sein würden, denen würde es vermutlich durchaus wichtig sein.


    "Nun, ich bin auch aus dienstlichem Grund hier. Der Legat möchte eine gemeinsame Übung mit Deiner ALA abhalten. Soll ich vielleicht später wiederkommen deswegen?" Es war jetzt vielleicht nicht der richtige Zeitpunkt dafür.

  • Primus sah Valerian erstaunt an...er hatte selbst vor einiger Zeit schon mit dem Legaten der Leg. Secunda dieses Thema erörtert.
    Nun sollte es also soweit sein.
    Abwinkend entgegnete er daher;
    Nein,nein,...es ist schon gut,...was schwebt euch denn vor?

  • Ach? Dann hatte es schon Gespräche gegeben? Valerian staunte. "Nun, mein Legat forderte mich auf, mit Dir zu sprechen, um... wie hat er das noch ausgedrückt? ... die Möglichkeiten eines gemeinsamen Manövers auszuloten und festzustellen, ob Du daran Interesse hast. Genauere Vorstellungen scheint er davon noch nicht zu haben. Ich soll die Organisation von Seiten der Legion übernehmen und habe auch alle nötigen Vollmachten dafür. - Was für Vorstellungen hast Du denn von so einem gemeinsamen Manöver?"

  • Primus lehnte sich zurück und legte seine Hände auf die Sessellehnen. Ein schelmisches Grinsen erschien in seinem Gesicht.
    ...nun...was hälst du von einer Reiterattacke...etwa eauf einen marschierenden Verband,...auf einen Verband in Gefechtsformation...dabei dachte ich an alles außer Niederreiten...

  • Valerian lächelte und nickte. "Ja, das wäre für unsere Jungs bestimmt eine gute Übung, das sollten wir auf jeden Fall machen. Aber wir sollten auch Übungen nehmen, die eine Zusammenarbeit der beiden Einheiten erfordert. Ich glaube, das ist es auch, worauf Legat Decimus sein besonderes Augenmerk legt. Vielleicht sollten wir beide Gruppen teilen und dann beide Gruppen Aktionen gegen die jeweils andere versuchen lassen. So werden sowohl Angriffs- als auch Verteidigungstaktiken in Zusammenarbeit geübt."

  • Primus sah durch Valerian hindurch. Vor seinem gesitigem Auge formierten sich Infanteriekontingente und rückten gegeneinander vor...Kavallerie griff den jeweilgen Gegner in einer Zangenbewegung an und...
    Wie stellst du dir das vor? Ich denke zwei Einheiten die im römischen Stil aufeindertreffen ...das dürfte dauern...
    Er verzog ein wenig belustigt die Stirn kraus.
    ...oder denkst du daran, daß eine der Gruppen wilde Barbaren mimt?

  • Valerian neigte den Kopf leicht und lächelte. "Dann dauert es eben. Es ist nicht das Schlechteste, wenn ihre Ausdauer gleich mitgeprobt wird. Ich gehe davon aus, daß diese Übung insgesamt mehrere Tage umfaßt. Warum machen wir also nicht beides? Lassen sie erst auf römische Weise aufeinandertreffen - und die Verlierer mimen am nächsten oder übernächsten Tag die Barbarentruppe. Das dürfte auch für den nötigen Anreiz sorgen, sich alle Mühe zu geben."

  • Primus nickte bedächtig,...
    Hmmnja,...mir soll´s Recht sein,...ich denke die Aufgabe der Ala wird ohnehin immer die gleiche sein,...
    Er goß den Becher seines alten Freundes wieder voll.
    ...allerdings könnte ich mir auch vorstellen einmal eine neue Strategie anzuwenden,...obwohl,...richtig neu ist sie dann doch nicht.
    Er hob seinen Becher und meinte,
    ...oder was schwebt dem glorreichen Legaten der Secunda so vor?...Reiter sind Reiter,...sie kämpfen mit dem Pferd...

  • "Was meinst Du mit einer neuen Strategie?", fragte Valerian neugierig nach und nahm noch einen Schluck aus dem Becher. Die leicht spöttisch klingende Frage nach dem Legaten ignorierte er schlicht. Schließlich hatte er schon erklärt, daß der Legat keine Einzelheiten vorgegeben hatte, sondern sie beide eben hier zusammensaßen, um diese zu planen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!