• Calvena ahnte nicht welche Gefühle sie in Elissa mit ihrem Vorschlag auslöste. Sie wollte der Freundin etwas Gutes tun und die Möglichkeit geben, wieder einmal mit ihrer Familie zu reden. Natürlich könnte die Keltin dann auch den Moment ausnutzen und einfach weg rennen, aber so schätzte sie diese nicht ein. Elissa besaß ein Verantwortungsgefühl, das so manchem Politiker fehlte.
    Noch immer hatte sie den Blick auf den Sternenhimmel gerichtet. Erst als Elissa sie dann wieder ansprach, sah sie die Keltin an und sah mit Bestürzung die Tränen auf dem Gesicht der Freundin. Bisher war diese immer so stark und auch irgendwie unnahbar gewesen. Hatte sich geweigert eine Schwäche zu offenbaren. Die Tränen zeugten davon, dass Elissa auch ihr wohl hin und wieder etwas vor machte. Tröstend legte sie ihr eine Hand auf die Schulter. In Elissa steckte eine Sehnsucht, die sie zum Teil verstehen konnte, den Kummer, den Verlust, das war ihr nicht unbekannt. Aber auf der anderen Seite würde sie nie verstehen können, wie es war, wenn einem die Freiheit genommen wurde und der eigene Wille unterdrückt. Der Keltin war anzusehen, dass sie entzwei gerissen war. Ebenso wie Calvena. Wieder musste sie seufzen und nickte dann langsam. „Wenn du willst, können wir jedenfalls versuchen heraus zu finden, wer von deiner Familie noch lebt...“, schlug sie ihr dann stattdessen vor. „Und wenn wir es wissen, dann kannst du ihnen ja schreiben oder durch einen Boten übermitteln, das es dir gut geht!“

  • Es wurde langsam Herbst, man konnte es spüren, denn die Sonne ließ allmählich an Kraft nach und die ersten Blätter färbten sich rot. Der Wind kam nun öfter aus Norden und brachte schwere Regenwolken mit sich. Und dennoch war es am Tage noch recht mild, man konnte im Garten sitzen und dem Gesang der Vögel lauschen oder aber den ein oder anderen Vogelzug beobachten. Der Herbst kam, langsam und allmählich und es würde wohl ein eisiger Winter folgen. Doch noch war es nicht soweit, Calvena genoss die Sonnenstrahlen und zupfte einenen Apfel aus dem Baum nahe der Mauer. Bevor sich die Krähen darauf stürtzten. Kurz spielte sie mit dem Gedanke einfach hoch zu klettern und weitere Äpfel zu ernten.
    Den Gedanken verwarf sie dann, eine so gute Idee war das nicht und wenn Elissa sie dabei erwischte wie sie in Bäumen herum turnte, dann konnte sie sich gewiss sein, dass eine Standpauke folgen würde, weil sie ja Leichtsinnig war. Leise seufzte sie, es hatte eindeutig auch Nachteile schwanger zu sein. Jede noch so kleinste Arbeit könnte sie ja überfordern und zumindest Elissa schien es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, ihr absolut fast jeden Handschlag abzunehmen...
    Ganz kurz ließ sie den Blick verstohlen durch den Garten gleiten, jedenfalls für den Moment war sie allein und musste sich nicht vor Überfürsorglichkeit fürchten. Denn das ging ihr gehörig auf die Nerven. Im Augenblick war es nur Elissa, welche sie anscheinend gar nicht mehr aus den Augen ließ, Melina und Valentina hatte sie noch gar nicht erzählt, dass sie schwanger war und auch Catiena, welche seid einigen Tagen Gast war, wusste auch noch nichts davon.
    Gedankenverloren stand sie nun vor dem Apfelbaum und wog ab, ob sie nun auf dem Baum klettert sollte oder nicht, als noch jemand dazu kam. Als sie die Schritte hörte, drehte sie den Kopf und lächelte Valentina zu.

  • Gedankenverloren sah Valentina auf den Ring an ihrem Finger. Sie hatte ihn seit dem Tag an dem Lupus ihn ihr geschenkt hatte nicht mehr abgenommen. Nur wenn wenn man gemeinsam in der Familie das Essen einnahm, dann hatte ihn Valentina heimlich in ihrem Zimmer versteckt. Valerian hatte deutlich gesagt was er zu der Verbindung zu Lupus hielt und Valentina war nicht gewillt von sich aus damit wieder anzufangen. Sie griff ihren Bruder nicht öffentlich an und gehorchte ihm eigentlich aufs Wort. Doch in dieser Angelegenheit konnte und wollte Valentina nicht auf ihn hören. Deswegen liebte sie ihren Lupus im Geheimen weiterhin mit der gleichen Intensität wie am ersten Tag.
    Über die Schultern hatte Valentina ein Tuch gelegt und wie sie so auf den Ring sah begrüßte sie plötzlich Calvena. Erschrocken sah Valentina hoch und verbarg die Hand hinter ihrem Rücken. Sie hatte angenommen Valerian in der Nähe ihrer Schwägerin anzutreffen. Doch diese war alleine. Erleichtert entspannte sich Valentina wieder und grüßte zurück. Die Ohrringe trug die junge Frau stolz, denn sie hatte allen erzählt diese auf dem Markt erstanden zu haben. Sie war traurig über diese Lüge. Doch die Liebe zu Lupus ließ sie diesen Weg gehen. "Ist der Apfel süß?" Valentina deutet auf den Apfel in der Hand ihrer Schwägerin.

  • Für einen winzigen Augenblick wirkte Valentina, als hätte sie aus irgend einem Grund ein schlechtes Gewissen. Sie wirkte etwas hektisch und erschrocken, als sie Calvena entdeckte. Das Valentina etwas eilig die Hände hinterm Rücken verbarg, fiel ihr gar nicht auf, stattdessen fragte sie sich, warum denn ihre Schwägerin sie so schuldbewusst ansah. Wäre es Melina gewesen, wäre sie vielleicht ein wenig misstrauisch geworden. Melina hatte so einigen Unsinn im Kopf. Aber Valentina gehörte eher zu den Menschen die zurückhaltend und schüchtern waren. Jedenfalls schätzte Calvena sie so ein.
    Doch der Eindruck verschwand ebenso schnell wie er gekommen war. Vielleicht hatte sie sich einfach nur getäuscht und Valentina überrascht. Schließlich blickte sie auf den Apfel in ihrer Hand und zuckte leicht die Schulter. „Hab noch nicht gekostet“, erklärte sie ihr. Noch immer spielte sie mit dem Gedanken einfach in den Baum zu klettern. Nicht ahnend, dass Valentina darüber erleichtert war, dass Valerian nicht im Haus war. „Du musst mir verraten, von welchem Händler du deine Ohrringe hast“, meinte sie um sich selbst von dummen Gedanken abzulenken. „Ach, ich hab deinen Lupus kurz kennen gelernt. Er macht einen netten Eindruck.“ Calvena meinte es so wie sie sagte. Mehr als zwei drei Worte hatte sie mit dem Terentier nicht gewechselt. Aber einen guten Eindruck hatte er auf sie gemacht. „Was hältst du von der Idee ihn einmal zum Essen einzuladen?“ es war ein Vorschlag, den ihre Schwägerin auch ablehnen konnten. Calvena wollte sich nicht aufdrängen. Nur eben ein wenig das Eis brechen.

  • Tatsächlich war Valentina sehr erleichtert, dass Calvena scheinbar nichts bemerkt zu haben schien und ging deswegen nur all zu gerne auf das Apfelthema ein. "Letztes Jahr schmeckten sie etwas komisch. Ich konnte nicht herausfinden warum. Vielleicht lag es aber auch nur am Wetter. Es hat viel geregnet. Dieses Jahr gab es mehr Sonnentage. Da sind sie sicherlich schmackhafter." Auch ihr Blick glitt den Baum hinauf. Sie sah, dass es nur noch Äpfel weiter oben gab die sie ohne Leiter nicht erreichen konnte. Und jetzt eine zu holen lag nicht in ihrem Sinn. Deswegen setzte sich Valentina auf die niedrige Mauer, die sich durch den Garten zog.
    Als Calvena Lupus erwähnte schlug ihr Herz schneller, doch sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Ob ihr das gelang, war fraglich. "Er ist nett, ja." Das war die Untertreibung des Jahres. Allerdings schüttelte Valentina dann den Kopf auf die Einladung zum Essen. "Das wäre keine gute Idee. Valerian hat deutlich gesagt was er von dieser Vebindung hält und deswegen möchte ich nicht noch Öl ins Feuer gießen." Valentina sah ihre Schwägerin unschuldig an. Und obwohl es ihr nicht leicht fiel zu lügen musste sie das in diesem Fall. Lupus und ihrer Liebe zum Vorteil.
    "Der Händler war zum ersten Mal auf dem Markt. Ich weiß nicht wann er wiederkommt. Er schien von weit her zu kommen." Rettete sich Valentina dann von einer Lüge zur Nächsten und hoffte somit dem Thema um Lupus etwas aus dem Weg gehen zu können.

  • Calvena reichte Valentina den Apfel und suchte die unteren Äste nach einem weiteren ab. Zumindest in Reichweite waren alle Früchte bereits abgeerntet. Kurz zuckte sie mit den Schultern, so wichtig war das ja nun nicht. Schließlich setzte sie sich neben ihre Schwägerin. Auf ihren Kommentar zu Lupus hin, musste sich schmunzeln. Das klang fast so, als wäre Valentina so gar nicht an dem Terentier interessiert. Aber nach dem Ausdruck in ihrem Gesicht war ihr das Thema ein wenig unangenehm. „Nett?“ meinte sie von daher etwas ungeduldig und stupste Valentina leicht in die Seite. „Wir sind doch unter uns. Du hast ihn echt gern, oder?“ sie machte eine kurze Pause. „Ich behalt es für mich. Alles erzähl ich Valerian nun auch nicht“, versicherte sie ihr. Es gab so einige Dinge die ihr Mann nicht wusste. Auch weil es eben kleine Geheimnisse unter Freundinnen waren. „Mhm.. ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, dass Valerian so sehr gegen eine Verbindung zwischen euch Beiden ist... ich glaub eher, dass er gewisse Erwartungen an Lupus hat“, deutete sie vorsichtig an. Vielleicht konnte sie ja ein wenig zwischen den Geschwistern vermitteln, sie hatte es Valerian versprochen. „Du weißt doch, Brüder wollen ihre Schwestern immer in guten Händen wissen“, sie klang so unbeschwert wie möglich. „Hat Lupus schon mal nach einer Heiratserlaubnis gefragt?“ Das war wohl das Wichtigste, denn Valerian würde es sicherlich nicht dulden, dass seine Schwester und Lupus eine wilde Ehe führten. „Wir haben ganz schön lange warten müssen... diese Bürokraten müssen ja alles doppelt und dreifach prüfen“, Calvena machte eine kleine Grimasse.
    Das Valentina nicht mehr wusste, von welchem Händler sie den Schmuck hatte, war kein Weltuntergang. Es war nur Schade. Vielleicht hätte sie etwas für sich gefunden.

  • Elissa Schüttelte mit dem Kopf. Nicht das sich nicht sonst was dafür getan hätte zu wissen was mit ihrer Familie war. Aber es erschien ihr so unwirklich das Calvena jemanden schicken könnte der etwas heraus fand. Niemand in ihren Dorf hätte mit dem Attischen Namen Elissa etwas anfangen können. Sie hatte in der von Achadiern geründeten Stadt Massilia bekommen in der sie nach Rom verkauft wurde. Weil sie ihren eigenen aus einer Verweigerungshaltung heraus nicht gesagt hatte. Sie hatte damals als Kind geglaubt das das alles nicht wahr sei und man nicht sie meinte wenn man sie nicht mit ihrem Namen ansprach. Sie hasste es zu weinen selbst vor Calvena aber sie wusste sich sonst nicht zu helfen. Calvena hatte es so lieb gemeint aber sie war so traurig auch der Arm der Freundin der sie beruhigen sollte konnte daran nichts ändern. Verheult zog sie das hoch was ich in ihrer Nase gesammelt hatte. Was nicht sehre Damenhaft klang. Und wischte sich mit dem Ärmel der Tunika übers Gesicht. Sie legte ihre Wange in Calvenas Hand und sah die Freundin an. „Danke aber das wird nicht nötig sein.“ Sagte sie immer noch mit belegter Stimmen. „Versprich mir nur das es irgendwann wahr wird. Das ich sie wieder sehen werde.“ Elissa war sich klar darüber was sie grade gesagt hatte. Sie hatte Calvena noch nie darum gebeten obwohl sie sich sicher war das Calvena es sicher nicht ablehnen würde. Aber sie hatte auch eine gehörige Angst davor weil das die sichere Trennung bedeuten würde. Aber noch war sie eh nicht alt genug dafür. Sie kannte die Altersgrenze nur zu gut uns auch dann würde sich nicht noch mal danach fragen. Calvenas Antwort jetzt würde ihr reichen. Mit feuchten Augen sah sie sie an.


    Sim-Off:

    Oh man das mit dem Namen wollt ich mir führ Später aufheben. Naja was soll´s

    .

  • Calvena war durchaus bereit, Elissa diesen Gefallen zu tun und ihr somit eine Freude zu bereiten. Die Keltin war ihr eine unersetzliche Freundin und nicht zum ersten Mal dachte sie daran, diese einfach frei zu lassen. Verdient hätte diese es ja, aber ein wenig fürchtete sie sich davor, dass Elissa dann einfach verschwinden würde. Auf nimmer wieder sehen. Doch es war nicht recht, eine Freundin auf solche Weise zu binden. Sie seufzte und strich sich kurz nachdenklich über den Bauch. Dieser Abend war so gar nicht, wie sie es erwartet hatte.
    Als die Keltin die Nase hochzog, beugte sie sich schließlich vor und umarmte Elissa freundschaftlich. „Ich wollte dir keinen Kummer bereiten. Ich hätte einfach nicht wieder damit anfangen sollen“, beteuerte sie leise. Schließlich ließ sie von Elissa ab, wusste sie doch, dass diese eigentlich nicht so viel wert auf solche Dinge legte. „Du wirst sie wieder sehen“, versprach sie ihr, vielleicht etwas zu leichtfertig.

  • Für den Apfel bedankte sich Valentina und biss hinein. Er schmeckte besser als erwartet. Als dann Calvena allerdings bei Lupus nachhakte schwieg Valentina. Es war nicht so, dass sie ihrer Schwägerin nicht vertraute. Wenn sie ihr versprach nichts zu sagen, dann würde sie nichts sagen. Es war eher so, dass sie niemandem mit in die Angelegenheit mit hineiziehen wollte. Nach dem letzten Treffen wusste Valentina nämlich nicht wie es mit ihr und Lupus weitergehen würde. Schließlich wollten sie zusammen abhauen. Wären da nicht Luspus Verpflichtungen wäre sie vielleicht schon gar nicht mehr hier. Deswegen schwieg Valerians Schwester und rettete sich damit indem sie nochmal in den Apfel biss und extrem langsam kaute.
    "Was Valerian erwartet kann ich dir nicht sagen." Meinte Valentina dann etwas gedehnt. "Ich weiß nur was er mir in seinem Brief geschrieben hat." Sie biss wieder ab, diese Unterhaltung war nicht so wie sie es wollte. "Lupus muss sich schon mal mit meinem Bruder unterhalten haben. Zumindest habe ich das aus dem Brief so gelesen. Und dieses Aufeinandertreffen muss nicht sonderlich gut verlaufen sein. Ich habe weder Valerian noch Lupus danach gefragt." Valentiuna sah ihre Schwägerin von der Seite an und zog die Schultern hoch. Immer noch wollte Valentina nach außen hin den Eindruck erwecken als wäre das alles keine große Sache.
    "Und du? Hast du dich in deiner neuen Umgebung schon eingewöhnt?" Wollte sie dann schließlich das Thema wechseln.

  • Ein Schweigen konnte mehr wie tausend Worte Ausdrücken. Valentina schien Lupus wirklich sehr gern zu haben, aber es war ihr wohl unangenehm dies zuzugeben oder darüber zu reden. Das es womöglich einen anderen Grund gab, warum Valentina nach Möglichkeit dieses Thema mied, konnte sie nicht ahnen, sonst würde sie alles dran setzen und es versuchen ihr auszureden. Denn mit dem Gedanken mit dem Valentina spielte, würde sie sich jede Menge Probleme einhandeln und wohl endgültig Valerian in seiner Meinung bestärken, dass der Terentier nicht gut für sie war. Aber Calvena ahnte nichts von diesem Gedanken stattdessen glaubte sie, dass wohl die Geschwister völlig aneinander vorbei redeten. Und zumindest Valentina schien nur das zu hören, was sie hören wollte. „Warum hast du Valerian nicht nach dem Gespräch gefragt?“ fragte sie nun direkt einmal nach. Valentina schien jedenfalls nicht auf ihre Fragen einzugehen, sondern viel lieber ein anderes Thema zu suchen. „Oder Lupus…“, fügte sie hinzu. Die Frage mit der Heiratserlaubnis schien ihre Schwägerin nicht gehört zu haben und so schnell wollte sie jetzt das Thema auch nicht fallen lassen. „Hat Lupus sich eigentlich schon um eine Heiratserlaubnis bemüht?“ fragte sie von daher noch einmal nach. „Denn so lange alles seinen geregelten Gang geht, hat Valerian sicherlich nichts gegen eure Verbindung. Nur sollte sich dann dein Lupus auch bemühen, dass er die Voraussetzungen dafür schafft. Du kannst doch nicht erwarten, dass dein Bruder so etwas wie eine wilde Ehe gut heißt!“ Das war vielleicht etwas zu direkt gewesen, aber vielleicht bekam sie endlich eine vernünftige Antwort und nicht wieder einen ausweichenden Kommentar. Calvena konnte sich nicht vorstellen, warum der Terentier nicht alles tat was in seiner Macht stand um mit Valentina zusammen sein zu können. Ein wenig gewann sie nun auch den Eindruck, dass Lupus anscheinend nur auf seinen Spaß aus war und Valentina blind vor Liebe war.
    Ihre Schwägerin startete einen weiteren Versuch, das Thema erst einmal zu wechseln. Aber so schnell wollte Calvena jetzt nun auch nicht aufgeben. Dennoch tat sie ihr den Gefallen und beantwortete die Frage. „Es hat ein paar Tage gedauert, aber mittlerweile fühl ich mich hier ganz wohl. Ich vermisse zwar meine Freundinnen, aber diese schreiben mir fleißig.“

  • Während ihre Schwägerin redete wurde Valentina immer wütender. Obwohl sie normalerweise jemand war, der zurücksteckte und seine Gefühle niemals offen zeigte wurde ihr Zorn immer größer. Nicht nur, dass ihr eigener Bruder ihr Steine in den Weg legte. Nun schlug sich auch noch ihre Schwägerin auf seine Seite. Aber gut, was hätte Valentina auch anderes erwarten können? Nach außen hin zeigte sich nichts von ihrer Wut. Im Gegenteil. Weil sie es eben nicht zeigen konnte, füllten sich ihre Augen mit Tränen. Weder Valerian noch Calvena neben ihr wussten um die Liebe die sie mit Lupus verband. Und keiner von ihnen wusste den tastächlichen Grund warum sie an ihrem Finger einen Ring trug. Lupus liebte sie und wollte sie heiraten. Doch das wollte weder Valerian noch Calvena einsehen.
    Doch Valentina schwieg. Sie senkte den Apfel, denn ihr war der Appetit darauf vergangen. Sie hatte das Gefühl einen Kloß in ihrem Hals zu haben. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über ihre Wange und Valentina sah mit leerem Blick zu Boden. "Ich verstehe, dass du Valerians Meinung vertrittst. Vielleicht hat er dich sogar geschickt um mit mir zu reden." Ihre Stimme klang traurig und leer. "Doch nicht jeder hat so viel Glück wie ihr beide es hattet." Und damit stand Valentina auf. Wie gerne hätte sie jetzt jemanden an den sie sich anlehnen konnte. Den Apfel ließ sie fallen. Auch wenn es schade um das Obst war. Dabei passte sie einen Moment nicht auf und ein Sonnenstrahl brach sich im Gold des Ringes an ihrem Finger.

  • Irgendwie verlief das Gespräch so gar nicht wie sie es sich erhofft hatte. Entweder sie drückte sich falsch aus, oder aber Valentina wollte sie falsch verstehen. Ihre Schwägerin wich ihr entweder auf direkte Fragen aus oder aber ließ sich nicht einmal dazu herab ihr zu Antworten. Reichlich perplex beobachtete sie, wie Valentina einfach in Tränen ausbrach. Damit hatte sie ja nun so gar nicht gerechnet. Dabei hatte sie weder Lupus noch Valentina angegriffen, sondern nur berechtigte Fragen gestellt.
    Schließlich interpretierte sie Valentinas Aussage einfach einmal so, wie sie es vermutete. „Also bekommt er keine Heiratserlaubnis?“ vermutete sie einfach mal und runzelte dabei die Stirn. Das war natürlich ein Problem, konnte eines darstellen. Denn der Terentier würde nicht so ohne weiteres heiraten dürfen. Das müsste er aber wissen. Schließlich hatte er sich dafür entschieden Soldat zu werden. Calvena seufzte. Da stapelte sich scheinbar ein Problem auf das Andere. „Ich will mit dir reden, weil ich glaube, dass dich etwas bedrückt. Aber wenn du nicht bereit bist, zu reden, dann können wir auch keine Lösung finden. Weder ich, noch Valerian ist dagegen, dass Lupus dich liebt und heiraten möchte, aber das geht nun einmal nicht so ohne weiteres. Und das müsstest du wissen und vor allem aber auch er. Weißt du wie viel ihr Beide riskiert, wenn ihr einfach gegen Regeln und Gesetze verstoßt, wenn ihr einfach so die Ehe eingeht? Ich kann verstehen, dass du mit ihm zusammen sein willst…“, wieder musste sie seufzen. Sie stand schließlich auf und nahm Valentinas Hand. Den Ring bemerkte sie nur am Rande. „Valentina“, sagte sie eindringlich. „Es steht für euch Beide viel auf dem Spiel!“ Vielleicht verstand sie ja nun, dass sie nicht gegen sie war, sondern versuchte ihr zu helfen.

  • Wortlos sah Valentina auf die Hand, die Ihre hielt. Im Gegensatz zu Calvena klebte ihr Blick regelrecht an dem Ring. Sie hatte die Worte ihrer Schwägerin gehört, doch es schien alles wie durch Nebel zu ihr durchzudringen. Calvena hatte mit allem Recht was sie sagte. Doch irgendwie wollte Valentina es nicht hören. Aus dem einfachen Grund, da es keine Rolle mehr spielte.
    Schließlich hob sie den Kopf und sah ihre Schwägerin immer noch mit Tränen in den Augen an. "Seit über einer Woche habe ich nichts mehr von Lupus gehört. Und niemand kann mir sagen wo er ist."
    Und dann entzog sie sich der Hand ihrer Schwägerin, drehte sich um und verschwand wieder in der Casa.

  • Valentina schien ihr nicht zu zuhören. Wollte wohl auch nicht hören, was sie zu sagen hatte. Stattdessen starrte sie vor sich hin, den Blick fest auf den Ring gerichtet zu haben. Doch ehe Calevna nun auch noch danach fragen konnte, entzog sich ihre Schwägerin ihr völlig und stürmte ins Haus. Wunderbar! So hatte sie sich dieses Gespräch nicht vorgestellt, aber die Reaktionen Valentinas waren auf ihre Weise ebenfalls aufschlussreich gewesen. Kurz überlegte sie, ihr zu folgen, ließ es dann aber. Es war wohl besser, wenn Valentina nun erst einmal in Ruhe nachdenken konnte. Sie würde sich in der Zwischenzeit überlegen, was sie ihrem Mann erzählte.

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    Simplex, Servus


    Verdammt war es kalt geworden. Gestern hatte die Sonne noch geschienen und den Sommer mit lauen Temperaturen verabschiedete und heute schon war es bitterkalt, es regnete ununterbrochen und die Stürme fegten jedes Blatt von den Bäumen. Der Winter in Italia war dagegen ja richtig mild und zahm, wie ein Kaninchen. Den Winter in Germanien konnte man mit einer reißenden Bestie vergleichen, mit eisigen Zähnen und Klauen, gnadenlos pfeifendem Wind, der einem durch Mark und Bein ging. Er wollte zurück in die wärmeren Gefilde.
    „Hey, Knirps!“ rief er Romaeus zu sich. Der Bengel sollte sich mal nützlich machen und das Laub zusammen harken. „Wo hast du schon wieder gesteckt?“ fragte er ein bisschen ungehalten, weil der Junge nicht sofort angerannt kam. Eigentlich mochte er den Knaben ja, aber er wollte es nicht zeigen. Außerdem sollte er nicht verhätschelt werden, das Sklavenleben war kein Zuckerschlecken, auch wenn sie Beide es gut erwischt hatten.

  • Eigentlich hatte Romaeus erst die Pferde versorgen und sich dann bei Simplex melden sollen, doch spätestens beim Wasserschöpfen war die Aufmerksamkeit des Junge dem Anblick der wunderschönen weißen Schneeflocken erlegen. So kam es, daß er mitten in seinem merkwürdigen Tanz aus Hopsen und Laufen innehielt und mit sperrangelweit aufgerissenen Mund und halb rausgestreckter Zunge leicht den Kopf drehte und lauschte. Hatte da gerade Simplex gerufen? Schnuteziehend griff der Junge nach dem vollen Wassereimer, den er nun ordnungsgemäß in die Tränken im Stall entleerte.


    Anschließend sauste er, so schnell es die Schneeschicht am Boden zuließ, zu Simplex. Zum Glück hatte er inzwischen Schue, die seine Füße vor der beißenden Kälte schützten. Insgeheim fragte er sich sogar, wie er es jemals ausgehalten hatte, barfuß in solch einer Kälte draußen herumzulaufen!
    "Ich mußt' noch die Pferde versorgen!" rechtfertigte er sich rasch, als Simplex prompt nachhakte, wo er so lange blieb.

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    Wo blieb denn der Zwerg nur? Ständig ließ er sich von irgendetwas ablenken und vergaß darüber glatt seinen Aufgaben nach zu kommen. Und wer durfte Kindermädchen spielen? Natürlich er, denn Elissa, hatte genug damit zu tun, sich um Damen des Hauses zu kümmern. Wie gut das er ab und an etwas Ablenkung bei der niedlichen Sklavin fand, die zu Octavia Catiena gehörte. Er schätzte es sehr, dass sie keine so spitze Zunge hatte wie Elissa, welche keine Gelegenheit ausließ um ihn ein wenig zu trietzen. An sich mochte er ja die freche Keltin, aber sie war furchtbar anstrengend. Weiber! Alle waren sie anstrengend oder launisch.
    Endlich tauchte der Knirps aus, natürlich mit einer Ausrede auf den Lippen. Ein Grinsen zeigte sich auf seinen Zügen, als er dem Bengel das Haar zerzauste. „Das Laub muss zusammen gerecht werden“, er drückte ihm kurzerhand eine Harke in die Hand. „Dort hinten in die Ecke!“ er deutete auf eine Stelle an der Hauswand. „Und anschließend gönnen wir uns was Warmes… ist verdammt kalt geworden… ich mag den Winter nicht!“

  • "Eh!" machte Romaeus leicht empört und schob aus alter Gewohnheit Simplex' Hand aus seinen Haaren. Er mochte es gar nicht, wenn andere daran herumzausten. Noch weniger, als wenn Calvena ihm mit der Schere auf den Leib rückte ...
    Im nächsten Moment hielt er auch schon eine Harke in der Hand und sah sich verblüfft dorthin um, wo der ältere Sklave hinzeigte.
    "Weißt du, was besser wäre? Einen riiiesigen Haufen zusammenharken und dann von 'ner Mauer oder einem Baum aus draufspringen", Romaeus grinste Simplex breit an, da er wußte, daß man ihm so etwas wohl kaum erlauben würde. Erst recht nicht bei diesem nasskalten Wetter ...
    "Mochte ich früher auch nicht", ging der Junge auf Simplex' Kommentar ein, während er mit der viel zu großen Harke über der Schulter hin in die besagte Ecke marschierte. "Also die Kälte nicht. Den Schnee schon ..." Im Vorbeigehen fegte er mit der Hand ein wenig von dem weißglitzernden Pulver von einem Zweig herunter und warf eine Wolke Schnee nur halbwegs gezielt in Richtung des Älteren.
    Kichernd zog Romaeus sich gleich darauf zurück in die Ecke, die Simplex ihn angewiesen hatte, zusammenzuharken.

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    Mit einem Grinsen zog Simplex seine Hand zurück, als der Junge seinen Protest äußerte und seine Haare nur noch mehr durcheinander brachte. Nur wenig Erfolg hatten die Frauen des Hauses dabei gehabt dem Knaben die Haare zu schneiden. Er hatte sich doch glatt mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. Aber am Ende war er dann doch der Schere zum Opfer gefallen, zumindest teilweise. Simplex schmunzelte, als er sich an die Aufregung erinnerte. Schreiend, als würde man ihm die Haut abziehen, war Romaeus durchs Haus gerannt.
    Der Bengel hatte jede Menge Flausen im Kopf. Er schüttelte entschlossen den Kopf. "Nichts da! Das macht nur doppelt Arbeit", brummte er. "Du kennst es ja auch nicht anders... in Italia ist der Winter milder", meinte er trocken und sah Romaeus dabei zu, wie er versuchte mit dem pulvrigen Schnee zu werfen. Doch der Schneeball löste sich auf, ehe er ihn überhaupt erreichen kann.

  • "Mhhm!" grinste Romaeus Simplex entgegen, ehe er nun endlich anfing, das Laub zusammenzurechen. "Und besser jetzt, als wenn noch mehr Schnee fällt In Italia gibt's doch eigentlich gar keinen Winter?" fragte er dann interessiert nach. "Ich hab mal gehört, da isses das ganze Jahr warm!"
    In großen, manchmal etwas umständlichen Strichen fuhr er mit der Harke durch das Laub und stellte so einen sich immer höher türmenden Haufen zusammen.

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