Áedán unweit der Stadtmauer

  • Inzwischen genoss der gallische Sklave so viel Vertrauen in der Villa Aurelia, dass man ihm glaubte, wenn er meinte, er hätte einen Auftrag in der Stadt. So ließ man ihn auch ohne große Worte hinaus und er konnte sich in Roma herumdrücken solange er wollte.


    Da er ohnehin nicht glaubte, irgendwer würde ihn vermissen, nahm er sich viel Zeit, während er sich auf den Straßen umsah. Seine Füße trugen ihn wie von selbst in die Nähe der Mauern Roms, wo er sich erst einmal ansah, wie hoch und bewacht diese waren.


    Würde er überhaupt hinaus kommen, wenn er dies wollte? Kam man so einfach aus der Stadt hinaus? Zu den Wachen hingehen und fragen wollte er nun wirklich nicht und so sah er sich einfach weiter die Beschaffenheit der Mauern an. Einfach darüber klettern würde wohl nicht gehen und während er dies genauer betrachtete, wusste er, warum Rom als beinahe uneinnehmbar galt. Feinde kamen hier sicherlich nicht ohne weiteres herein. Sie würden schon die Tore erstürmen müssen, um hineinzukommen. Verglich er dies mit den Pallisaden um sein Dorf, kamen ihm diese ihm vor wie ein Viehzaun.


    Der Gallier näherte sich der Mauer und berührte sie. Bis zum Tor war es nicht weit, aber einfach hinausrennen konnte er nicht. So törricht war er nicht, dass er glaubte, die Wachen würden ihn einfach rennen lassen. Immerhin war die Gens, der er gehörte, nicht gerade ohne viel Einfluss und auf Ärger hatte er keine Lust.


    Nein, um zu fliehen würde er einen anständigen Plan brauchen und er wusste ja nicht einmal, wohin er dann sollte.


    Sein Blick ging gen Himmel. Der Sonnenstand verriet ihm, dass schon einige Stunden vergangen waren, seit er die Villa verlassen hatte. Bislang hatte ihn sicherlich niemand vermisst. Áedán war davon überzeugt, dass niemand ihn suchte oder man gar jemanden losgeschickt hatte, um ihn zu finden.


    Wenn er so an manche Geschichten dachte, welche von den Sklaven erzählt wurden, gab es da eine Sklavin, die vor kurzen verkauft worden war, nachdem sie mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen in Rom unterwegs gewesen und auf jemanden getroffen war. Ob man überhaupt jemanden losschickte, um ihn aufzuspüren, wenn er einfach nicht mehr zurückkehrte? Nur wovon sollte er leben, wenn er sich auf den Straßen herumdrückte?


    Von Dominus Corvinus hatte er einmal zwei Asse bekomme, weil er so schnell gewesen war, als er einen Auftrag erledigte. Für diese einzwei Münzen würde er wohl niemals etwas zum Essen bekommen und wenn, dann wohl nur eine einzie, kleine Mahlzeit, die ihn nicht lange satt machen würde.


    Auch dies verdeutlichte ihm, dass er ohne einen anständigen Plan niemals weit kommen würde. Denoch fühlte er sich einfach unnütz. Cimon hatte sich bislang noch nicht bei ihm gemeldet und außer dem Ausflug nach Ostia und zu den Nemoralia hatte man ihn eigentlich auch nicht mehr gebraucht. Reperaturarbeiten gab es für ihn in der Villa auch kaum welche zu erledigen. Das Gespräch mit Tilla war das einzige Bewegende in den letzten Tagen gewesen. Seit er mit Flora im Garten gesprochen hatte, hatte er diese nicht mehr gesehen und der Unterricht mit Charis ging auch nicht so wirklich voran. Lysandra schnitt ihn und sprach kaum mit ihm, weil sie zu sehr mit den Zwillingen beschäftigt war. Alles in allem kam er sich vor wie ein Lufthauch, den kaum einer wahrnahm und schon gar keiner wirklich brauchte.


    Hätte Dominus Corvinus ihn nicht neulich einmal zur Gartenarbeit abgestellt, hätte er irgendwann ernsthaft geglaubt, man hätte seine Existenz einfach vergessen, aber dem schien nicht so zu sein. Es schien nur einfach keiner Verwendung für ihn zu haben. Da sehnte er sich doch beinahe schon danach, wieder so wie an seinem ersten Tag als Dekorationsstück im Balneum zu stehen. Da jedoch nicht nur Cimon, sondern auch dessen Herr und seine Frau Tiberia Septima die Stadt gen Mantua verlassen hatten, würde ein solches Bad, bei dem er mit einem Blumenkranz herumstehen konnte, wohl auch nicht so bald wieder stattfinden.


    Während er so darüber nachdachte, was ihn zur Zeit alles frustrierte und langweilte und wie überflüssig er sich fühlte, schritt der Tag natürlich weiter voran und noch immer hielt er sich in der Nähe der Stadtmauer auf. Seine blaugrünen Augen waren auf die Steine gerichtet, aus welchen sie bestand, ohne sie wirklich anzusehen. Er dachte sichtlich nach und auch hier schien ihn niemand zu bemerken.


    Konnte es denn gerecht sein, dass die Götter ihn für diesen einen Fehler dermaßen abstraften? Gut, er hatte getrunken und er und seine Freunde hatten eine römische Patrouille attackiert, weil sie dies im Rausch für eine ausgezeichnete Idee gehalten hatten, ber von den Römern war doch gar keiner gestorben. Sie hatten einige von ihnen verletzt, aber es waren nur Gallier bei diesem kleinen Kampf gestorben. Er selbst war genauso wie ein Freund verletzt worden und sie beide waren in der Sklaverei gelandet. Aus Dummheit. Dies frustrierte ihn immer noch. Áedán vermisste seine Heimat, seine Familie, die Mitglieder seines Stammes im Dorf und einfach ganz Gallien. Außerdem vermisste er Cimon. Mit diesem hatte er reden können. Sie waren Freunde gewesen. Vielleicht sollte er endlich einmal diesen Brief fertig schreiben, bei dem er immer noch nicht über die ersten Zeilen hinausgekommen war.


    Nur zu gerne würde er Cimon einfach einmal besuchen, um ihm seinen Kummer mitzuteilen, einfach ein paar Gespräche zu führen und sich bei ihm zu entschuldigen, weil er wegen seiner geletzten Gefühle einen Streit mit ihm vom Zaun gebrochen hatte.


    Wenn er Domina Celerina fragen würde, ob diese ihn wohl gehen ließ, um nach Mantua zu gehen? Würde sie am Ende vielleicht auch einmal Tiberia Septima besuchen und er würde mitkönnen?


    Der junge Gallier seufzte schwer und lehnte sich an eine Hausmauer, während er immer noch nachdachte. Eine zündende Idee wollte ihm nicht kommen, aber der Sand der Zeit rieselte weiter dahin.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Gemächlich latschte ich so durch die Gegend. Ich wollte noch nicht wirklich nach Hause. Daheim sterben die Leute, sagte ein altes Sprichwort aus meiner Heimat. Und da war irgendwas dran! Ja, seitdem die blöden Römer Gallien besetzt hielten und nur noch Recht und Ordnung herrschte, gab´s nicht mehr viele Möglichkeiten. Entweder man starb im Bett oder am Kreuz, wenn man was ausgefressen hatte. Ich war da aber ´ne Ausnahme. Mich hatten sie irgendwie verschont. Weshalb, das wußte nur der Henker.


    Naja, wie auch immer, ich latschte durch diese Gasse. In meinem Kopf geisterte immer noch den Typ rum, den ich letztens kennengelernt hatte. Am besten, ich vergas den ganz schnell wieder. So Typen wie der machten doch bloß Ärger! Überhaupt machten alle Kerle nur Ärger. Scheiß Kerle, echt!
    Zufällig fiel mir ein anderes männliches Exemplar der Gattung Mensch ins Auge, als ich mich gerade nach dem Weg umsehen wollte. Mist, schon wieder hatte ich mich verlaufen! Scheiß Stadt!
    Irgendwie kam mir der Typ bekannt vor. Den hatte ich schon mal gesehen! „He, dich kenn ich doch! Bist du nicht einer von den Aureliern? Ich meine, ein Sklave von denen, oder so?“ Keine Ahnung, warum ich immer wildfremde Kerle ansprechen musste! War irgendwie ´n Zwang. Wie gesagt, die machten immer nur eins, genau: Ärger. Und der zog mich immer magisch an.

  • Ein paar Worte, welche an ihn gerichtet worden waren, rissen ihn aus seinen Gedanken. Die Begebenheiten bei den Nemoralia hatten ihn gerade sehr beschäftigt. Immerhin hatte es dort einen Mord gegeben und man hatte seine Herrin damit in Verbindung gebracht. - Zwar war sie nicht die Mörderin, aber man unterstellte ihr einen Frevel und irgendwie hatte der gallische Sklave das Gefühl, er hätte besser auf die Flavia aufpassen müssen.


    Es war ohnehin alles sehr merkwürdig gewesen und hätte er Celerina nicht auf den Baum verbracht, wäre sie wohl zertrampelt worden, als diese wildgewordene Rinderherde über den Hain hereingebrochen war.


    "Äh, ja... Custos corporis von Flavia Celerina bin ich..." murmelte er zur Antwort udn klang dabei noch ein wenig abwesend. Dann jedoch wurde sein Blick etwas klarer und schon sah er die blonde Sklavin direkt an. "Ich... war in Gedanken... entschuldige."

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Irgendwie war was faul an dem Typ. So kam´s mir jedenfalls vor. Entweder hatte er die letzte Nacht durchgemacht und war jetzt nicht mehr richtig ansprechbar oder er hatte große weltbewegende Entscheidungen zu treffen, die jetzt seine ganze Aufmerksamkeit forderten. Na, egal! Eigentlich war ich ja nur auf´n paar Neuigkeiten von den Aureliern aus. Ich hatte schon lange keinen mehr aus der Villa getroffen, den ich kannte. Nur wollte ich dem Kerl jetzt auch nicht unbedingt auf die Nase binden, wer ich war. Nämlich dann würde es garantiert schnell die Runde machen, dass es Caelyn mal verkackt hatte. Alles und zwar gründlich.
    „Ach echt?“, machte ich. Dabei sah ich mich nach ner Sänfte oder wenigstens nach seiner Herrin um. Aber Fehlanzeige, hier war weit und breit keiner außer uns. „Hast sie wohl verloren, deine domina, was? Oder haste heut Freigang?“ Der Kerl konnte einem sowieso schon leidtun, wenn er Eigentum von der ollen Flavia war. Zum Glück hatte ich mit der nie viel zu tun. Aber von ihr gehört hatte ich schon viel.

  • Áedán sah die blonde Frau aufmerksam an. "Ach, ich habe mir eine Auszeit gegönnt. Seit den Nemoralia geht meine Herrin kaum mehr hinaus und so... na ja... ich gönnte mir einfach einen Ausflug. Ich werde in der Villa nicht gebraucht und wollte mich ein wenig umsehen." beantwortete der gallische Sklave ihre Frage. "Es ist einiges vorgefallen in der letzten Zeit und mit ihren ganzen neuen Sklaven... naja... fühl mich überflüssig."

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Na sowas! Der Kerl war betrübt, weil er nix zu tun hatte! Also ehrlich, mir hätte sowas nicht passieren können! Aber gut, von mir auf andere zu schließen, wär vielleicht etwas zu vermessen gewesen. Man brauchte sich ja nur mal Diomedes anzuschauen. Der würde garantiert auch krepieren, wenn er nicht mehr putzen und abstauben durfte.
    Der letzte Satz aber ließ mich aber wieder hellhörig werden "Jetzt lass mal den Kopf nicht hängen! wenigstens haben die dir Ausgang gegeben. Ist doch auch schön, oder? Aber sag mal, was ist denn eigentlich vorgefallen?" Man hatte ja so einiges gemunkelt über die Flavia, als ich noch in er Villa gewohnt hatte. Genaues wusste ich aber nicht und eigentlich war´s mir auch ziemlich egal! Eigentlich hätt ich viel lieber gewußt, was Ursus so machte. Aber ich traute mich natürlich nicht zu fragen. Wenn der nämlich erzählt hätte, wie gut es ihm und ihr ging, hätte ich mich wieder total beschissen gefühlt. Also ließ ich es einfach sein.

  • Áedán blickte Caelyn vorsichtig an. "Das habe ich ehrlich gesagt gar nicht so genau mitbekommen. Wir haben sie dorthin begleitet und eigentlich hatten wir ja frei. Also habe ich ihr die Gelegenheit gegeben, an diesem vermeindlich friedlichen, gewaltfreien Ort ein wenig alleine herum zu laufen. - Dann gab's da ne Leiche und ne wildgewordene Rinderherde und ich hab sie auf einen Baum gehoben, damit sie nicht totgetrampelt wird... ach, es war alles so seltsam." fasste der Gallier nun wirklich sehr knapp zusammen. "Ich hätte beser auf sie Acht geben müssen... Dann wäre das alles wohl nicht passiert... Mit mir redet aber auch irgendwie keiner darüber. Es ist alles so seltsam... So schrecklich seltsam... Ich verstehe gar nicht, was da genau passiert ist. Alles redet von einem Frevel und was sie angeblich getan haben soll. Ich weiß gar nicht, was ich noch glauben kann. Ich war aber auch kaum dabei. Ich war dort, aber... ich sah auch nur, was am Ende dabei heraus kam. Es gab ne Leiche und viel Geschrei und einen Wütenden Priester oder so... War alles sehr seltsam. Ich hab sie danach einfach bei Cleomedes und Okhaton gelassen und lieber den ganzen Menschen dort geholfen. Cleomedes schien mir gut klar zu kommen."

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Áedán war nicht der Einzige der eine kleine Luftveränderung brauchte. Seit ihrem Streit mit Lysandra ging sie der Sklavin aus dem weg und wechselte nicht mehr wie die nötigsten Worte mit dieser. Natürlich ging diese ihren Pflichten nach, aber es herrschte eisiges Schweigen. Weder Flora noch Lysandra war bereit über ihren Schatten zu springen und sich zu entschuldigen. Flora war einfach zu Stolz, die Worte, die ihr die Sklavin an den Kopf geworfen hatten, besaßen einen Kern der Wahrheit, aber die Sklavin war zu weit gegangen. Auch wenn sie diese schon ihr ganzes Leben begleitete, stand es ihr nicht zu, so mit ihrer Herrin zu reden. Selbst wenn sie nur unter sich waren. Um den giftigen und vorwurfsvollen Blicken auszuweichen, hatte sie sich entschieden ein wenig durch Rom zu spazieren. Natürlich nicht allein, seit den Vorfällen an den Nemoralien, war sie vorsichtiger und nahm lieber einen Sklaven mehr zu ihrem Schutz mit, als noch einmal in eine solche Lage zu kommen.
    Zu ihrer Verblüffung stolperte sie fast über Áedán und eine Frau. Durfte der Sklave überhaupt das Haus verlassen? „Was machst du denn hier?“ fragte sie ihn. Nicht wirklich unfreundlich, aber sie erwartete eindeutig eine Erklärung. Sie unterstellte ihm nicht, dass er weg laufen wollte, aber es war schon seltsam ihn außerhalb der Villa anzutreffen und anscheinend auch noch ohne Aufgabe.

  • Und dann begann der Typ, (Mist, ich hatte schon wieder vergessen, nach seinem Namen zu fragen!) zu erzählen. Beinahe dachte ich, der hört gar nicht mehr auf. Ich blickte es erst gar nicht, wovon er redete. Gewaltfreier Ort, gab´s denn so was? Wo man nur hinsah, schlugen sich die Leute die Köppe ein, entweder mit Muskelkraft oder mit der Kraft ihrer Zunge. Naja, egal auch. Dann fiel mir wieder ein, was ich vor einigen Tagen auf der Straße gehört hatte. Da waren ziemlich viel Leute, die wegen irgendwas total sauer gewesen waren. Ich hatte mich nicht dran stören lassen. Aber das, was er so erzählte, passte da gut dazu.


    "Ach echt, sie is die Frevlerin? Alter, das solltest du nicht zu laut sagen, sonst machen sie aus deiner Herrin Hackfleisch und aus dir auch noch dazu." Das war, glaub ich, ein guter Rat, dem man ihm mitgeben konnte, denn die Römer verstanden keinen Spaß, wenn man´s sich, absichtlich oder auch nicht, mit ihren Göttern verscherzte.
    Die Namen die er noch nannte, kannte ich gar nicht. Waren wahrscheinlich Neuanschaffungen gewesen, nach meiner Zeit. Aber bevor ich noch was sagen konnte, stand da plötzlich eine von den Aurelierinnen hier. Wo die bloß hergekommen war! Zum Glück hatte sie mich nicht erkannt, ich aber sie! Damit das auch so blieb, leitete ich mal ganz schnell den Rückzug ein. "Jo, dann mach´s mal gut! Ich muss weg!" Tja, und damit war ich dann auch weg.

  • Der Gallier zuckte zusammen, als er eine vertraute Stimme hörte und dann verabschiedete sich Caelyn auch schon. Den Rat wollte er sich zu Gemüte führen - und am besten auch befolgen - aber jetzt gab es da erst einmal die wunderschöne Flora, mit der er nicht mehr gesprochen hatte, seit sie sich im Garten getroffen hatten und sie dann sehr schnell verschwudnen war.


    "Oh, Domina Flora." stellte er fest und schluckte hörbar. "Ich... brauchte Zeit zum Nachdenken. Es ist so viel passiert in den letzten Wochen und ich wollte eigentlich etwas für mich sein und nicht in der Villa. Also bin ich hierher. Ich kenne mich in Rom kaum aus und na ja, irgendwie bin ich grübelnd hier hängen geblieben." erklärte er ihr und sah sich um. "Ich war in letzter Zeit öfter einmal alleine außerhalb der Villa unterwegs und hab Erledigungen für meine Herrin gemacht. Von daher hat keiner gefragt, als ich raus wollte."

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Kaum dass die Frau Flora erblickt hatte, ergriff sie schon die Flucht und eilte davon. Etwas verdutzt sah Flora ihr nach. Caelyn kannte sie nicht, wusste auch nicht, dass es eine ehemalige Sklavin der Aurelier war. Auch nur kurz wunderte sich darüber, stattdessen widmete sie sich Áedán der so ganz allein hier herumlungerte.


    „Du hast also nicht gefragt, ob du das Haus verlassen darfst?“ fragte sie ihn und runzelte dabei die Stirn. Wenn er nicht acht gab, konnte er damit schnell Ärger herauf beschwören. Besonders wenn Celerina anfing ihn zu vermissen. Auch ihr waren ja bereits Gerüchte zu Ohren gekommen wie die Flavia mit Sklaven umging, welche nicht gehorchten. Dahingegen waren die Zwillinge die reinsten unschuldigen Lämmer und naiv obendrein. „Du hättest dich wenigstens noch abmelden sollen... ich weiß nämlich nicht wie wütend Celerina werden kann, wenn sie heraus findet, dass du einfach los gegangen bist... Sie könnte sonst auf die Idee kommen, du würdest weg laufen wollen!“ versuchte sie ihm zu erklären. Eigentlich war sie vorsichtig was Áedán anging. Er wusste etwas über sie, dass ihr lieber wäre, wenn er es nicht wüsste... Aber bisher schien seinen Mund gehalten zu haben.

  • Áedán wirkte sehr schuldbewusst, als er Flora ansah. "Sie ist momentan sehr... na ja... deprimiert. Ich wollte sie einfach in Ruhe lassen. Ich hab mich aber an der Porta abgemeldet. Die wissen, dass ich draußen bin." erklärte der Gallier der Aurelia mit ruhiger Stimme. "Ich glaube, Domina Celerina hat momentan ganz andere Sorgen, als meine Abwesenheit. Ich... brauchte eben Zeit zum Nachdenken und weglaufen brauch ich doch gar nicht zu versuchen. Ich wüsste eh nicht wohin und nach Hause würde ich es sowieso niemals schaffen."


    Dann blickte er auch schon kurz auf die Stadtmauer. "Ich brauchte Zeit zum Nachdenken. Über Cimon, über Charis, über die Nemoralia... Ich habe das Gefühl, ich bin an allem Schuld. Ich hätte sie nicht alleine lassen dürfen, glaub ich, aber sie wollte es. Ich hätte es trotzdem nicht gedruft. Dann wäre das alles vielleicht nicht passiert."

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Flora hatte ihre eigenen Sorgen und Nöte, außerdem hatte sie bisher nicht viel mit Celerina zu tun gehabt, wie der Gemütszustand der Flavia war, konnte sie gar nicht beurteilen. Schließlich gab es auch noch in ihrem eigenem Leben genug Entscheidungen, die ihr weg genommen wurden. So beschäftigte sie sich mit der Frage, was wohl aus ihr werden sollte, wenn Narcissa eine Vestalin war und sie im Grunde nun darauf wartete, dass ihre Mutter oder sonst irgendein Verwandter den passenden Ehemann für sie gefunden hatte. Dabei unterstellte sie ihrer Familie nicht zwangsläufig, dass diese Unglücklich machen wollten, aber ein Mitspracherecht würde ihr wohl nicht eingeräumt werden. Für das Wohl ihrer Familie, diesen Leitspruch hatte sich ihre Mutter groß auf das Banner gestickt und konfrontierte ihre Töchter damit, wann immer sie konnte. Kurz ballte sie enttäuscht und frustriert die Hände, im Grunde hatte sie fast nur genauso wenig rechte wie ein Sklave, immer musste sie gehorchen und sich fügen. Selbstbestimmung war ihr nur in gewissen Grenzen erlaubt und erstreckte sich fast nur über welche Kleider sie trug, welchen Schmuck sie anlegte oder ob sie das Haus in Begleitung verlassen wollte oder nicht. Unwichtige Dinge die nicht wirklich ihr Leben beeinflusste. Alle was ihr Leben veränderte wurde ihr vorgeschrieben. Und wenn Narcissa nun in Atrium Vestae zog, dann hatte sie nicht einmal mehr ihre Schwester um sich. Selten hatte sie sich so allein gefühlt. Mit Lysandra hatte sie sich obendrein auch noch zerstritten. Es war zum heulen, doch irgendwie war sie ein klein wenig zu Stolz dafür. Sie war eben eine Aurelia und an eine Aurelia hatte man gewisse Erwartungen und auch wenn es ihr widerstrebte, sie würde sich fügen. Im Grunde hatte sie auch keine Wahl, was das anging. „Weglaufen ist keine Lösung“, meinte sie schlicht, mehr zu sich, als zu Áedán. Sie hatte ihm eigentlich nicht wirklich zugehört.


    „Die Villa ist groß genug… dort kannst du auch nachdenken“, meinte sie und zuckte leicht zusammen, als er Cimon erwähnte. Nach Möglichkeit wollte sie nicht über ihn nachdenken oder reden. Er hatte sie enttäuscht und das würde sie ihm nicht so schnell verzeihen. Das Beste war es, wenn sie das ganze vergaß und dieses unglückselige Kapitel für immer verschloss. „Du kannst die Dinge nicht ändern, in dem du jammerst. Es ist passiert. Irgendwie werden sich die Dinge schon wieder zum rechten fügen!“ Wieder sprach sie mehr zu sich, als zu ihm.

  • Irgendwie beschlich den Gallier das Gefühl, dass die Aurelia ihm gar nicht wirklcih zu gehört hatte, aber trotzdem genau die richtigen Saiten anschlug, als sie sich äußerte. Ein seltsames Talent, welches Frauen da besaßen, dachte er so für sich und seufzte schwer.


    "Ich will ja gar nicht weglaufen, Domina Flora." versicherte Áedán ihr noch einmal und hörte ihr aufmerksam zu. "Ich jammere nicht, ich denke nach, Domina Flora." widersprach er ihr dann wehemend und blickte sie sehr direkt an. "Wollt Ihr noch irgendwohin oder soll ich Euch zurückbegleiten?" Eine Aufgabe käme ihm jetzt irgendwie wirklich gerade recht.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Hatte nicht mal irgendeiner gesagt, die Neugier sei eine Tugend der Frauen? Naja, ich war ´ne Frau und neugierig war ich auch, manchmal. Heute zum Beispiel! Von dem Sklaven war ja einiges an Information rübergekommen. Aber dann hatte die Aurelia dazwischen gefunkt und ich musste die Flatter machen.
    Unauffällig war ich in der nächsten Seitenstraße verschwunden. Statt aber nach Hause zu laufen, blieb ich einfach steh´n, dachte kurz nach und machte wieder kehrt. In unmittelbarer Nähe der beiden, blieb ich dicht an ´ner Hauswand gelehnt steh´n , so damit die mich nicht sehen konnten. Und dann stellten sich meine Lauscher! Die beiden flüstern ja nicht gerade. Ich bekam so ziemlich alles mit. Der Kerl hatte also gar keinen Ausgang, interessant! Und was war mit seiner Herrin? Deprimiert? Kein Wunder, wenn sie wirklich die Frevlerin war! Und Cimon und Charis? Was war mit denen? Woran war er schuld? Scheiße, ich hatte wieder nur mal die Hälfte mitgekriegt!

  • Warum machte sie sich eigentlich Gedanken zu einem Sklaven, der ihr gar nicht gehörte… wenn er weglief, dann war zumindest eine ihrer Sorgen zerstreut. Leicht schüttelte sie über sich selbst den Kopf, seit wann war sie so gehässig? Das war doch sonst nicht so ihre Art. „Wir beide können ohnehin nichts ändern“, stellte sie dann fest. „Und es wäre besser, wenn du nicht herum posaunst, was vorgefallen ist… Du bist ein Sklave der Aurelia und als solcher solltest du viel lieber Schweigen, als mit jemanden über deine Gedanken zu reden. Du könntest die ganze Familie in Schwierigkeiten bringen!“ meinte sie dann. Auch wenn es nicht den Anschein gehabt hatte, sie hatte doch zugehört. Nur klang sie gerade genauso belehrend wie ihre Mutter. Furchtbar! „Und vor allem nicht auf offener Straße“, fügte sie dann hinzu.


    In die Villa wollte sie nicht zurück, das erinnerte sie nur daran, in welchem goldenen Käfig sie ja lebte. „Ich wollte zu einer Schneiderein“, erklärte sie ihm und drehte dann auf dem Absatz um. Er konnte ihr folgen, oder aber allein in die Villa zurück kehren. Die beiden Custodes in ihrem Schatten, folgten ihr jedenfalls artig und verdrehten die Augen. Frauen und Kleider…

  • So eine Kratzbürste! "Ja, Domina Flora. Ich verstehe, Domina Flora." sagte er leise und blickte ihr dann nach, als sie auch schon wegeilte. Was diese Aurelia brauchte, war ein anständiger Kerl, so viel war klar. Er hatte mitbekommen, dass man einen geeigneten Mann für sie suchte und deshalb hoffte er irgendwie, dies würde nicht mehr all zu lange dauern, damit Flora hoffentlich bald etwas zufriedener sein würde.


    Da er nicht so recht wusste, was er tun sollte, eilte er ihr erst einige Schritte nach, blieb dann aber stehen und überlegte. Alleine zurück in die Villa zu gehen oder der Kratzbürste folgen? Oder doch lieber noch etwas hier bleiben?


    Während er überlegte, verschwand Flora um eine Hausecke. Er rannte ihr nach. Nein, hier bleiben würde nicht gehen. Sie hatte ihn gesehen. Alleine zurück wollte er auch nicht. Kam er mit ihr zurück, würde sicherlich keiner mehr vermuten, er hätte über eine Flucht nachgedacht.

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

  • Áedán hatte ja keine Ahnung warum sie so kreuzunglücklich war. Er hatte keine Ahnung, dass sie sich furchtbar mit Lysandra verkracht hatte und dass Narcissa bald aus dem haus sein würde und dann würde sie irgendwann als Ehefrau eines Senators enden, nur um diesen dann den gewünschten Erben zu schenken. Das war alles so furchtbar ungerecht. Áedán könnte man die Freiheit schenken, wenn er sich denn bewehrte, dann konnte er sein leben selbst bestimmen, sie jedoch würde immer von Männern bevormundet werden. Sei es nun Bruder, Onkel, Cousin oder Ehemann… sogar ihr Sohn könnte später einfach über sie hinweg entscheiden. Das zu wissen war furchtbar frustrierend. Sie überhörte seinen leicht sarkastischen Tonfall. Er würde ohnehin nie verstehen, was in ihr vorging.


    Flora war schon um die nächste Ecke verschwunden, als Áedán dann doch noch nachkam. Sollte er ruhig, ihr war es einerlei. Er war ja nicht ihr Sklave. Sie war schon einige Schritte voraus, als einer der Leibwächter. Die blonde Frau, die sich eigentlich verkrümelt hatte, lehnte gegen eine Wand und machte einen recht verdächtigen Eindruck. Recht unsaft wurde sie an der Schulter gepackt und dann grimmig gemustert. Ein Grinsen zeigte sich plötzlich auf seinen Zügen, als der Sklave Caelyn erkannte. „Na sieh an, wen haben wir denn hier?“ fragte er überrascht nach. Flora warf einen Blick über die Schulter, blieb stehen und setzte eine fragende Miene auf, Caelyn war sie bisher noch nicht begegnet.

  • Mist! Warum erzählte er denn jetzt nicht weiter? Na Klasse, jetzt gab´s von ihr auch noch ´ne Gardinenpredigt, du bist ein Sklave der Aurelia, schwafel, schwafel! Ich musste grinsen! Das hatte ich gottseidank hinter mir! Und er? Er zog schön brav den Schwanz ein, wenn er überhaupt einen hatte. Braves Hündchen, folg schön der domina! Mann, war ich wieder gehässig heute!


    Ich wollte gerade meine Einkäufe wieder nehmen, ie ich an er Hauswand abgestellt hatte und gehen, weil ich schon genug gehört hatte und es eh nix Neues mehr gab. Da stand plötzlich dieser Schrank hinter mir und packte mich an meiner Schulter. Germanische Eiche , wenn ich mich nicht irrte. Der Schrank konnte sogar sprechen!
    Den Typen kannte ich noch vom sehen. Der gehörte zur Aurelia. Aber fragt mich bloß keiner, wie der hieß. War ja auch egal. Nur jetzt stand er da und hatte mich erwischt.
    "He, lass mich los, du Blödmann! Du tust mir weh!" Na, toll! Die Aurlia stand auch schon hinter ihm hatte mich geseh´n! Große Klasse!

  • Der gallische Sklave legte dem germanischen Riesen eine Hand auf die Schulter. "Du hörst sie doch, du tust hier weh! lass sie doch los. Sie steht doch nur hier und tut niemanden etwas." murrte Áedán und sah Caelyn eindringlich an. Seiner Meinung nach hätte sie lieber verschwinden sollen. Was machte sie eigentlich noch hier? Hatte sie gelauscht?


    Seine Augenbrauen zogen sich grimmig zusammen. Wehe wenn dem so war!

    Fishing4Comments: Verbesserungsvorschläge sind durchaus erwünscht.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!