Nach den Geschehnissen im Hain der Diana

  • Varena zitterte am ganzen Körper und mit einem dankbaren Blick flüchtete sie sich in die Arme von Septima. Sie klammerte sich regelrecht an die ihr unbekannte Frau, denn sie drohte jede Fassung zu verlieren. Sie hatte noch nie solche Gewalt erlebt und am liebsten hätte sie sich wie ein kleines Kind auf den Boden geworfen und haltlos geweint. Aber sie war eine erwachsene Frau und durfte sich nicht so gehen lassen. Nur langsam überwog die römische Erziehung über die Panik, die sich wie Wahnsinn in ihrem Geist ausgebreitet hatte. "Ich wollte doch nur ein paar Blumen opfern...nur ein paar Blumen..." stammelte die junge Frau. Ein wenig verwirrt blickte sie auf ihre Hände, aber ihr Korb lag wahrscheinlich irgendwo auf den Straßen und war längst von der Menge zertrampelt worden.


    Endlich gelang es auch Aculeo zu Varena, Flora und Septima zurückzukehren. Er sah arg mitgenommen aus, doch er wirkte nicht irgendwie tödlich verwundet oder so etwas, auch wenn sie sich mit sowas nicht auskannte. Was sollten sie nun tun? Sich durch die Menge Richtung nach Hause durchkämpfen oder versuchen die Situation auszusitzen, bis sich die Menge ein wenig zerstreut hatte. Varena hatte absolut keine Ahnung, wie sie mit dieser Situation umgehen sollte. "Was sollen wir nur tun?" jammerte sie ein wenig. Als sie einige Meter entfernt sah, wie eine junge Frau von wütenden Menschen erschlagen wurde - aus welchen Gründen auch immer - flossen nun doch haltlos die Tränen. Sie hatte das Gefühl in der Falle zu sitzen.

  • Die Frauen waren beieinander. Gut. Der Römer auf dem Weg dorthin. Auch gut. Die Gegner weitestgehend besiegt. Sehr gut. So gerne Baldemar dem Kerl den Schädel bis zum Bersten zertrümmern wollte, er hatte nicht die Zeit. Noch ein Schlag. Ein Tritt. Sein Plan war aufgegangen. Der Gegner war ohne nennenswertes Bewusstsein. Der Germane sah sich um. Er hörte Rufe der Meute aus etwas Entfernung. Entfernung die er vergrößern wollte.
    Einer der Männer brachte den Römer zu den Frauen. Baldemar rannte zu Septima. Dabei pfiff er. Einige Zeichen. Die Männer zogen ihre Dolche. Die Situation schien schlimmer zu werden. Die Schutzorgane der Stadt schienen zu versagen. Nun mussten die Männer unter allen Umständen für den Schutz der 'Herrschaften' sorgen.


    Der Sklave, der Aculeo begleitete schwieg. Er nickte ab und zu. Ob es ihm egal war? Baldemar färbte auf ihn ab. So dass er nur mit den Schultern zuckte. Das war in der Tat ansteckend. Ein Pfiff. Er sah sich hektisch um. Ein nicken. Und er zog, wie die anderen seinen Dolch. So war es schwerer dem Taumeln des Römers entgegen zu wirken. Kaum das sie bei den Frauen waren, ließ er den Mann los. Aber er blieb in dessen Nähe. Um gegebenenfalls erneut Hilfe zu leisten.


    Für Baldemar gab es nur eine Lösung. Da der Mob eine Hauptstraße nutze. Wollte er lieber den versprengten Gruppen in kleinen Gassen begegnen. Rasch hier weg. Am besten seitlich. Nicht die gleiche Richtung wählen. Die ja offensichtlich war. Jede Anrede war unwichtig geworden. Es ging um Leben. Oder den Tot. Er war eindeutig für ersteres.


    Septima. Schnell. Folgt uns. Sagte er zuerst zu seiner ‚Herrin’ und dann zu den anderen. Der Marser ging davon aus, das die Leibwächter der anderen Frauen ihm folgen würden. Besser wäre es. Und los ging es. Die Männer kannten keine Gnade. Keine Spielchen mehr. Angreifer würden bezahlen. Wenn es sein musste mit ihrem Leben. Später würde es niemand mehr bezeugen können, wer was getan hat. Nicht in diesem Chaos. Zuerst zog er an ihrem Arm. Dann wies er in die Richtung, die sie nehmen sollten. Die Männer verständigten sich durch kurzes Pfeifen. Zurufen knapper Wörter. Sowie ziehen an Armen oder drücken in den Rücken. Baldemar war zufrieden mit ihnen. Sie schienen auf ihn zu hören. Gut. Würden die feinen ‚Herrschaften’ auf sie hören. So würden sie diese in Sicherheit bringen können.

  • An sich konnte Septima ihrer angeheirateten Verwandten keinen Vorwurf daraus machen, dass sie zum Tempel der Diana wollte. Somit beließ sie es vorerst bei ihrer Frage und Floras Antwort. Die andere junge Frau flüchtete sich ebenfalls in Septimas Arm und die Tiberia tat ihr bestes, um auch dieser ein wenig Sicherheit zu vermitteln. „Es ist vorbei. Baldemar hat sich um diese Schurken gekümmert. Jetzt können wir gewiss alle wieder nach Hause...“ die letzten Worte erstarben ihr auf der Zunge, denn die Menschenmasse hinter ihnen, die noch immer nicht komplett an ihnen vorbei gezogen war, wurde wieder lauter und schien sich schneller zu bewegen. Ängstlich schaute sich Septima um, was sie besser nicht getan hätte, denn in dem Moment wurde eine junge Frau von aufgebrachten Menschen aus dem wütenden Mob erschlagen. Erschrocken wand sie sich wieder um, doch der Anblick des blutenden Germanicer war auch nicht erquicklicher. ‚Wir müssen schnellstens hier weg.’ ging es nur noch durch den Kopf und Septima versuchte die beiden Frauen rechts und links von sich zu postieren, so dass sie von hier fliehen konnten. ‚Aber wohin?’
    „Aculeo, ist es sehr schlimm? Wir müssen hier weg, sofort!“ Und da kam auch schon ihr custos corporis auf sie zu und bot den rettenden Ausweg. Jeweils eine der beiden Damen rechts und links an der Hand, versuchte Septima so schnell sie konnte, Baldemar tiefer in die Gasse zu folgen. ‚Weiß er überhaupt wo wir lang müssen?’ fragte sie sich nur kurz. „Kommt, wir müssen fort von hier.“ forderte sie Flora und Varena auf. Es würde Septima schon reichen, wenn sie unbeschadet die Casa Germanica erreichen würden.

  • Das Septima so gelassen war, zumindest nach außen hin, beruhigte sie ein wenig. Aber es nahm nicht die Angst. Auch wenn die Halunken nun entweder in die Flucht geschlagen oder aber bewusstlos am Boden lagen, war doch die ganze Stadt im Augenblick ein furchtbarerer Hexenkessel. Die Menschen waren aufgebracht und wütend. Und die Wut schlug ihre Bahnen. Es furchtbarer Schrei erklang, als eine Frau brutal von der Menge nieder gemacht wurde. Einen Moment lang sah man nur Leiber und als sich die Menge ein wenig lichtete, rührte sich die Fremde nicht mehr. Blut besudelte das Pflaster der Straße und jagte ihr einen eisigen Schauer über den Rücken. Flora wollte nicht hinschauen, doch der Anblick ließ sie einfach nicht los. Es waren grauenvoll und mit knapper Not war sie solch einem Schicksal entkommen. Ein ersticktes Schluchzen kam ihr über die Lippen. Es war furchtbar. Die alarmierte Stimme der Tiberier riss sie schließlich aus ihrer Erstarrung und sie nickte, als auch nun der Leibwächter sagte, sie sollten fort von hier.
    Nur fort, dieser Gedanke ließ sie einige eilige Schritte machen. Immer den Leibwächtern hinter her. Am Besten zurück in die Villa Aurelia oder irgendwo anders, wo ihnen nicht passieren konnte. Kurz warf sie Aculeo einen besorgten Blick zu, ehe es dann erst einmal durch die schmaleren Seitengassen ging.

  • Varena kämpfte mühsam die Panik nieder und folgte Septima und Flora. Septima wirkte so resolut, wie ein Fels in der Brandung in dem Getümmel. Sie folgte einfach nur und quälte sich mühsam mit den Gedanken. Die beiden Frauen hatten ihre eigene Leibwache, die sie schützen würde. Auch wenn sie sie bestimmt nicht willentlich fallen lassen würden, so war doch ungewiss was geschah, wenn die Situation schlimmer werden würde. Sie wollte nicht als Bauernopfer herhalten, aber sie hatte keine Alternative. Ihr blieb nur die Hoffnung und leise murmelte sie Gebete an jeden Gott, der ihr einfiel, sie sicher aus dieser Hölle zu bringen, damit sie nach Hause zurückkehren konnte.

  • Zitat

    Original von Narrator Italiae
    Ein Charakteristikum einer wütenden Menge war, dass sie sich elend langsam fortbewegte. MORD!!!! Da sich immer mehr Menschen anschlossen, und von neugierigen Unbeteiligten zu wütenden Randalierern oder angsterfüllten Gottesfürchtigen mutierten, wuchs die Menge mit jedem Meter den sie zurücklegte. FREVEL!!! Dass es dabei nicht friedlich zuging versteht die Sache eines wütenden Mobs von sich selbst: immer wieder kam es zu Randalen. Zwar waren es vornehmlich kleinere Rangeleien, aber es wurden mehr. Zwielichte, weniger gottesfürchtige Gestalten versuchten die anonyme Menge für ihre Zwecke auszunutzen, aber Überreaktionen verängstiger Menschen nahmen zu. UNGLÜCK!!! Vor allem Frauen, die aus mehr oder viel mehr unsinnigen Gründen mit der Täterin im Hain der Diana identifiziert wurden, hatten zu leiden: man beschimpfte sie, bewarf sie mit allen unmöglichen Gegenständen oder verfolgte sie wütend durch die Gassen Roms bis die Menge sich verlor. VERDAMMUNG!!!
    Auf halber Strecke zum Tempel der Diana erreichten immer mehr aufgeregte und panische Menschen die Menge, die von den weiteren Ereignissen im Hain erzählten. Von vielen Toten war die Rede, von der sofortigen Rache der Götter und von dem Untergang der Welt! Eine riesige Herde von wütenden Geistern sei auf dem Weg direkt nach Rom! STRAFE!!!


    Die Situation eskalierte.


    Von Angst und Wut angestachelt brach eine kollektive Panik aus, die sich manigfaltig auswirkte: die Menge beschleunigte, einige begannen zu rennen, stießen gegen andere und sorgten für Gerangel und Gedränge. ANGST!!!
    Im Rausch der Panik wurden einige immer gewalttätiger, und einige wenige Arme wurden durch ihren reinen Namen Opfer des Mobs. Immer öfter spielten sich Jagdszenen in den Gassen neben der strömenden Menge ab, immer öfter gab es statt Beschimpfungen brutale Gewalt, immer öfter floss Blut. Die Angst schlug immer mehr in schiere Wut um, und sie machte vor niemandem halt. "RACHE!!!!"


    Alamiert über die Vorfälle auf den Straßen Roms befand sich Seneca's Centurie welche gerade auf Patroullie war in höchster Aufregung. Im Laufschritt rückten die Truppen auf die Straße und begaben sich in Position in der Hoffnung dass die reine Präsenz der Urbanen Kohorten die Menge zur Ruhe bringen würde, und man keine schlichtende Gewalt benötigen würde.
    Der Centurio trat einen Schritt vor und brüllte in seiner altbewährten Befehlsstimme:
    BÜRGER! Im Namen der Urbanen Kohorten befehle ich die sofortige Auflösung der Tumulte!


    Seneca selbst musste schlucken als er den wütenden Pöbel sah. Er war noch frisch im Dienst und dies war seine erste Patroullie und direkt erlaubten sich die Götter einen gefährlichen Spaß mit ihm.. Er selbst ließ sich seine Angst kaum anmerken, jedoch hätte jemand der ihn gut kennt sein ständiges Naserümpfen bemerkt welches seine Nervosität und seine Angst zum Vorschein kommen ließ, aber auch er wollte sich natürlich vor seinen Kameraden sowie vorallem vor seinem Centurie nicht blamieren und hoffte einfach mal dass er seine Waffe und sein Schild nicht brauchen würde..

  • Die Stimmen der Menschen mahnten zur Eile. Er wusste wohin. Aber er entschied sich dagegen. Die Damen zu ihren Häusern zu bringen erschien klüger. Der Besuch konnte verschoben werden. Sie geleiteten alle sicher zu ihrem jeweiligen zu Hause. Besser nicht zu lange auf der Straße sein. Nicht an diesem Tag. Es war durchaus beruhigend, das die Urbanen Kohorten zu hören waren. Vielleicht würden diese nun die Rädelsführer ausschalten. Es war nicht mehr Baldemars Sorge. In der Ferne glaubte er einen bekannten Namen zu hören. War das möglich? Ach was. Selbst wenn. Die Schreie der Menschen, die zu leiden hatten, blendete der Marser aus.
    Der Sicherheit entgegen. Die Leibwächter bahnten den Weg. Hier und da wurden Menschen unsanft zur Seite geschafft. Die Klingen waren zwar wieder verborgen. Aber jeder Zeit einsetzbar. Solange die Damen und der Römer in der Mitte der Sklaven bleiben würden, gab es keinen Grund zur Sorge. Baldemar war sich sicher bald in der Villa Aurelia zu sein.

  • Der Schock schien beim Germanicer tief zu sitzen, denn er reagierte zunächst gar nicht auf Septimas Anrede. Dann ging alles sehr schnell. Baldemar gab Anweisungen und es ging im absolut ungewohnten Laufschritt für die Patrizierinnen raus aus der Gefahrenzone. Leider nicht in Richtung der Casa Germanicer, wie Septima befohlen hatte, sondern auf möglichst direktem Weg zur heimischen Villa Aurelia. Dort würde eine böse Überraschung auf die beiden Frauen warten und der Schrecken vorerst kein Ende finden.

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