Quaestor Classis

  • Bei der Sitzung, die auf den EKlat bei der Ämtervergabe im Cursus Honorum folgte, hatte sich Macer auf die Rednerliste setzen lassen und erhob sich von seinem Platz, als ihm das Wort erteilt wurde. "Consul, Senatoren, wie zum Ende der letzten Sitzung angekündigt, erwarte ich noch eine Antwort auf die Frage des Vinicius Lucianus nach den vorgesehenen Aufgaben des zu ernennenden Quaestor Classis. Laut Gesetz geschieht die Erteilung des Auftrags in Absprache zwischen Senat und Kaiser, so dass wohl ein berechtigtes Interesse der Curia besteht, den Auftrag kennenzulernen", führte er aus. Anschließend blickte er fragend zwischen dem Consul, Vinicius Lucianus und dem Praefectus Urbi hin und her, da er auch keine Ahnung, hatte, wer nun als nächstes etwas sagen wollte, um die Frage zu erweitern, zu kommentieren oder gar zu beantworten.

  • Da Sedulus dies mehr oder weniger schon gefragt hatte als die Ämter verteilt wurden und dabei abgewiegelt wurde, beschloss er hier und jetzt keinen Gags mehr zu diesem Thema zu äußern. So hörte er zu und beantwortete diverse Fragen welche ihm von seinem Nachbarn gestellt wurden.

  • Der Consul erhob sich betont gelangweilt und blickte schweigend in die Runde, bis einige ihre Zustimmung zu der Frage geäußert und andere ihre Privatgespräche eingestellt hatten.


    "Selbstverständlich ist dies möglich. Es handelt sich um kein Staatsgeheimnis, sondern vielmehr die Sorge um die Versorgung der Stadt und ihrer Bürger. Wie ihr alle wisst, trägt die Classis einen Teil der Verantwortung für den Getreidetransport über das Mare Nostrum, zumindest für deren Schutz. Wie die interessierten unter euch ebenfalls wissen, sind die Getreidepreise zuletzt gestiegen, ohne dass uns Nachrichten über Missernten erreicht haben. Was liegt diesbezüglich also näher, als einem Quaestor den Auftrag zu erteilen, die ursache für diesen Umstand zu erforschen und ihm dafür den Zugriff auf die Fähigkeiten und Möglichkeiten der Flotte zur Verfügung zu stellen? Bevor jemand fragt - sicher wäre dies auch als Auftrag ein den Quaestor Consulum möglich gewesen, nur wäre es diesem eben sehr viel schwerer gefallen, auf Informationen der Flotte zurück zu greifen oder als rein senatorisch bestellter Quaestor Zutritt nach Aegyptus zu erhalten."


    Erneut blickte er gelassen und fast ausdruckslos in die Runde.


    "Ist die Frage damit beantwortet?"

  • Da meldete sich Sedulus nun doch zu Wort.


    Eine Frage habe ich nun doch. Warum sollte denn bitte schön die Classis etwas damit zu tun haben, nur weil die Händler diesen alten Raffgeier, ihre Hälse nicht voll genug bekommen? Und wenn dem nicht so wäre, dann müßten ja einige Schiffe gesunken sein und davon hätten wir doch hören sollen will ich meinen. Und außerdem, muß mich meinem Vorredner dem Senator Vinicius Lucianus zustimmen. Für was haben wir denn einen Praefectus Annonae? Sollte man den nicht erst einmal vorladen was mit den Preisen nicht stimmt? Was hat denn bitte ein Quaestor Classis damit zu schicken?

  • Der Consul ließ sich von der Aufregung nicht anstecken und wartete erneut einen Augenblick ab, in dem er schweigend in die Runde der Senatoren blickte.


    "Für jede Aufgabe gibt es eine Menge von Leuten, die dafür bezahlt werden, dass sie sie erledigen. Und in jeder Aufgabe braucht man unabhängige Männer, die von Zeit zu Zeit überprüfen, ob diese Arbeit ordentlich gemacht wird. Ein Quaestor Classis ist so ein unabhängiger Mann, der einen neutralen Blick wahren kann und der Kompetenzen bekommt, die ihm eine andere Herangehensweise ermöglichen. Das ist kein Zeichen von Misstrauen gegenüber dem Praefectus Annonae oder der Classis, sondern einfach gute Praxis und zeugt von einem respektvollen Umgang aller Beteiligten miteinander, ohne gleich in Beleidigungen zu verfallen, ohne sich mit der Sachlage befasst zu haben."


    Er schaute niemanden bestimmten an und lies seine Worte verklingen.


    "Gibt es weitere Rückfragen?"

  • Erneut meldete ich mich "Soweit so klar, auch nachvollziehbar und korrekt.... doch eine Frage brennt mir auf der Zunge: Warum wurde diese Entscheidung nicht im Senat angesprochen, geschweige denn diskutiert und so auch nicht vom Senat beschlossen und mitgetragen?"

  • Potitus nutzte inzwischen die Senatssitzungen dafür, Briefe zu lesen. Diesmal allerdings hatte er nur darauf gelauert, dass man seine Entscheidungen infrage stellte! Und wie scheinheilig man sich plötzlich für irgendetwas nicht zuständig fühlte! Aber das war nicht so schlimm...erst Lucianus ließ den Rammbock wieder die Mauer berühren. "Das frage ich mich auch, Vinicius! Warum trägt der Senat Entscheidungen des Kaisers nicht mit?"


    Er legte die Wachstafel, die auf seinem Bauch lag, beiseite und erhob sich. "Ich hatte euch gesagt, dass der Kaiser die Verteilungsliste gutheißt. Früher einmal besaß der Senat nicht die Frechheit, solche Entscheidungen infrage zu stellen! Ich brauche euch wahrscheinlich keine Vorträge über Auctoritas zu halten!


    Ulpius Valerianus ist der Sohn eines Gottes, der oberste Brückenbauer zu den Göttern! Ihr tätet gut daran, seine Entscheidungen nicht infrage zu stellen, um den öffentlichen und göttlichen Frieden nicht zu gefährden!"

  • Für Macer als Eingangsredner der Diskussion war die Frage nach der ersten Antwort des Consuls schon beantwortet gewesen. Sie schien ihm schlüssig und sinnvoll zu sein. Da andere Senatoren noch Nachfragen hatten, wollte er jedoch nicht dazwischen gehen, sondern setzte sich nur wieder hin als deutliches Zeichen dafür, dass er keine weiteren Worte mehr beitragen wollte. Als die Debatte wenig später schon wieder von einer Sachfrage zu einer Hrundsatzdebatte wurde, hatte er darauf auch schon wieder keine Lust mehr.

  • "Werter Praefectus Urbi....... ich und schon gar nicht der Senat, hat die Entscheidung des Kaisers in jemals in Frage gestellt.


    Vielleicht warst du kurz abgelenkt und es sei dir verziehen, ich kann mir vorstellen wie anstrengend und mühsam dein Posten sein muss, doch um die Verteilungsliste ist es gar nicht mehr gegangen. Der consul hat die Entscheidung plausibel erklärt und ich habe dem auch zugestimmt.


    Meine letzte Frage bezog sich darauf, warum man die Aufgaben der diversen Ämter nicht mehr, wie all die Jahre zuvor üblich, im Senat diskutiert hat, nicht mehr, nicht weniger.


    Nicht einmal ansatzweise habe ich dabei die Entscheidungen des Kaisers in Frage gestellt und noch weniger behauptet, der Senat würde diese nicht mittragen!"

  • Ich sass schweigend im Senat und hörte mir die Geschehnisse an. Die Frage hatte zwar meine Aufmerksamkeit als ehemaliger Kommandant der Flotte erregt, doch die Richtung in welche die Diskussion wieder einmal abdriftete war nicht die, in welche ich mich begeben wollte.


    Es war jedoch extrem wichtig zu beobachten und gut zuzuhören, denn hier war ohne Zweifel ein Machtkampf am entstehen, der Potential für riesige Probleme hatte.

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    SODALIS FACTIO ALBATA - FACTIO ALBATA

  • Auch Avianus wohnte der Debatte nur schweigend bei, analysierte die Aussagen anderer Senatoren und lernte daraus. Es ging zumindest mit dem Lernen eine Weile gut, bis sich der Praefectus Urbi wieder zu Wort meldete. Da er sich mit der Classis weniger gut auskannte, konnte er nichts Sinnvolles zu der Sitzung beisteuern und noch weniger konnte er Salinator widerreden, wenn er eh schon keine Ahnung vom Gesprächsthema hatte.
    Dass der Praefectus Urbi schon wieder auf bestem Wege dabei war, sein Ziel, nämlich die Sprengung jeglicher Diskussionsgrundlage, zu erreichen lockte auch aus Avianus nicht viel hervor.


    Um effektiv gegen diese "Argumente" dieses Mannes vorzugehen, dafür war er noch nicht groß genug in diesen Hallen, dies musste er sich eingestehen.
    Alles weitere Gespräch mit Salinator war für ihn genauso belanglos wie niveaulos.

  • Natürlich wohnte auch der alte Tiberius der Debatte bei. Er war bereits überaus gespannt gewesen, wie Vescularius Salinator reagieren würde. Schien es anfangs noch gut und ungefährlich zu verlaufen, riss der Praefectus jedoch doch das Wort an sich und begann wieder damit, den Senat zu bedrohen - welch eine Unverschämtheit!


    "Ich schließe mich Vinicius Lucianus an:


    Niemand möchte die Auctoritas des Kaisers infrage stellen, Vescularius. Aber dennoch verstand sich der Kaiser bisher stets als Primus inter Pares. Seit Jahrzehnten hat er es stets dem Senat überlassen, die senatorischen Magistrate auf ihre Ämter zu verteilen. Schon der göttliche Augustus gab diese Aufgabe an den Senat und beschränkte sich auf Empfehlungen, der göttliche Tiberius gab gar die Wahl der Magistrate in unsere Hände und jeder Kaiser folgte ihrem Beispiel. Auch der Vater des Valerianus, der göttliche Iulianus, hat dies ähnlich gehandhabt und sich sogar jeglicher Empfehlung enthalten, so groß war sein Vertrauen in uns!


    Warum vertraut Valerianus uns nicht?"

  • Die Rede des Tiberiers war eigentlich nichts anderes gewesen, als eine Zusammenfassung historischer Tatsachen, doch die letzte Frage erweckte mein Interesse. Warum vertraut der Kaiser uns nicht? Vertraut er uns denn wirklich nicht? Wäre es nicht genauer gewesen zu fragen, warum der Kaiser uns nicht mehr vertrauen sollte oder wollte? Nun, auf diese Antwort war ich gespannt und rückte gleich etwas vor auf meinem Sessel, um auch die dazugehörenden Gesten und die Mimik nicht zu verpassen.

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  • Potitus sah wieder einen langweiligen Austausch heißer Luft heraufziehen. Am liebsten hätte er den Senat auf der Stelle wieder aufgelöst. Die feinen Herren in weiß und Purpur bildeten sich wirklich ein bisschen viel auf ihr Mitspracherecht ein! "Wenn ihr Vertrauen in die Entscheidungen des Kaisers habt, dann frage ich mich, warum ihr so großen Wert darauf legt, noch groß darüber zu diskutieren! Ich halte es zumindest für Zeitverschwendung, noch einmal durchzudiskutieren, was eine ganze Reihe von hervorragenden Beamten und Beratern des Kaisers sich ausgedacht haben." Demonstrativ verschränkte Salinator die Arme vor seinem dicken Bauch.

  • Der alte Tiberier hingegen konnte kaum glauben, was er da hören musste: War nun nicht einmal mehr Nachfragen gestattet? Wenn das wirklich die Meinung des Kaisers war, dann stellte sich eigentlich nur noch eine Frage:


    "Willst du damit also allen Ernstes behaupten, der Senat sei völlig überflüssig?


    Selbst die Könige Roms vor vielen Jahrhunderten griffen auf den Rat der erfahrensten, angesehensten und weisesten Männer Roms zurück! Seit Gründung der Republik ist es die Mos Maiorum, dass diejenigen, die die größte Erfahrung in der Lenkung des Staates besitzen, indem sie Magistraturen bekleideten, sich hier versammeln! Schon immer berieten sie die Consuln und auch die Principes weise und gut! Nicht umsonst greift auch der Kaiser auf uns Senatoren immer wieder zurück, wenn es verantwortungsvolle Ämter zu besetzen gilt!


    Und da willst du mir allen Ernstes sagen, dass die kaiserlichen Beamten, die - bei allem Respekt für ihren wichtigen und erfolgreichen Dienst - keinerlei Erfahrung in der Bekleidung von Magistraturen besitzen, die das Führungszentrum der Res Publica darstellen, besser entscheiden können als Consulare, Praetorier und selbst Senatoren, die die Quaestur am eigenen Leibe erfahren haben?"


    Durus war außer sich. Solch eine Unverschämtheit konnte wirklich nur ein Homo Novus von sich geben!

  • Potitus verdrehte die Augen bei so viel schwülstigem Dampfplauderei. Es reichte ihm wirklich schon wieder gründlich! "Ich will sagen, dass der Kaiser als Staatsoberhaupt wesentlich mehr Erfahrung in der Lenkung des Staates hat als der Senat. Wie du nämlich sehr richtig bemerkt hast, schickt der Kaiser deshalb auch Senatoren in verschiedene Verwaltungsämter und nicht der Senat Kaiser." Er machte eine künstlerische Pause und erhob den Zeigefinger. "Und genau deshalb sollte der Senat die Entscheidungen des Kaisers akzeptieren und nicht ständig hinterfragen."


    Nach dieser Belehrung sah Salinator herausfordernd in die Runde. "Hat noch jemand was zum Thema oder können wir in der Tagesordnung weitermachen?" Er hätte die Debatte viel früher abbrechen sollen!

  • Auch wenn Valerianus schon ein großer Feldherr gewesen war, ehe er den Thron bestiegen hatte, glaubte Durus kaum, dass der Kaiser mehr Erfahrung in Staatslenkung hatte als er selbst. Man konnte seine öffentlichen Auftritte ja an einer Hand abzählen, obwohl er nun schon seit mehreren Jahren im Amt war! Und auch bei seinen Entscheidungen vermutete der Tiberier eher die Beamten als ihn selbst in aktiver Rolle.


    Aber so etwas zu sagen wäre wohl tatsächlich hart am Rande der Majestätsbeleidigung gewesen, sodass er zwar kurz schien, als wolle er etwas erwidern, dann aber doch Platz nahm und die Arme vor der Brust verschränkte. All dies war wirklich eine Beleidigung des Senats, wie es sie nicht mehr seit Domitianus gegeben hatte!

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