Der Morgen begann wie jeder andere und trotz seiner Alltäglichkeit hielt er eine Überraschung für Menecrates parat. Der alte Claudier glaubte zunächst, seinen Augen nicht mehr trauen zu können, aber schließlich bewahrheitete sich der näher tretende Römer als wahrhaftige Gestalt und keine Fata Morgana.
"Ja, das ist mal eine Überraschung, wie ich sie lange nicht erlebt habe!" Menecrates lachte leise. "Sei ebenfalls gegrüßt, Antoninus. Wir haben uns ewig nicht mehr gesehen." Sein Blick wanderte von Iulius zu dessen Begleiter, den er nicht ohne weiteres zuordnen konnte, denn Kinder veränderten sich rasant im Gegensatz zu den Erwachsenen. "Du wirst es nicht glauben. Es ist nur wenige Wochen her, da habe ich an alte Zeiten gedacht, unter anderem die des Feldzuges, als meine Familie zu den Verfolgten zählte. Ich habe nicht vergessen, dass du mir damals eine wichtige Informationsquelle warst, während ich in Germanien weilte."
Einem so alten Weggefährten, der ihn stets Treue gehalten hatte, konnte ein Patron auch entgegengehen und das tat der Claudier. Er erhob sich, gab einem Sklaven Bescheid, dass die Salutatio für heute ein Ende hatte, aber alle Wartenden mit Geschenken versorgt werden sollten, und trat zu Antoninus.
"Willkommen in Rom! Wen hast du da mitgebracht?" Sein Blick wanderte zu dem Halbwüchsigen, bevor er Iulius erneut ansah. Sein Arm wies in Richtung einer Sitzecke, die er gern für keine Gesprächsrunden nutzte, da sie auch die Möglichkeit einer Bewirtung bot.